«Diese Frauen wurden verleumdet, beschimpft oder bedroht»

Margrith Bigler-Eggenberger wurde 1974 zur ersten Bundesrichterin der Schweiz gewählt. Ein Gespräch mit einer immer noch engagierten Pionierin.

Von Bettina Hamilton-Irvine, 17.08.2018

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«Es war nicht immer ein einfaches Leben, aber meine Arbeit war ungemein befriedigend»: Margrith Bigler-Eggenberger, daheim in ihrer St. Galler Wohnung. Benjamin Manser/Lunax

Als sie in den 1970er-Jahren ihren Job als erste Bundesrichterin der Schweiz antrat, weigerte sich einer ihrer Kollegen fünf Jahre lang, mit ihr zu sprechen. Doch Margrith Bigler-Eggenberger liess sich nicht unterkriegen – obwohl sie am Anfang mehrmals nahe dran war, von Lausanne wieder zurück in die Ostschweiz zu fahren. Schliesslich hatte sie den Kampf gegen Widerstände und für mehr Gleichberechtigung schon zu Hause gelernt; er hat sie ein Leben lang begleitet. Noch heute enerviert sich die 85-Jährige über fehlende Chancengleichheit für Frauen. In ihrer Wohnung in St. Gallen spricht die zierliche, elegant gekleidete Dame in sorgfältig gewählten Worten darüber, wie es damals war, als einzige Frau in einer männerdominierten Welt zu bestehen – und sagt, was sie jungen Frauen heute rät.

Frau Bigler-Eggenberger, sind Schweizer Frauen heute gleichberechtigt? Wir können stimmen und wählen. Aber sehen Sie sich die politischen Gremien doch an: Sie sind alle immer noch äusserst stark von Männern dominiert.

Ärgert Sie das?
Ja, das ärgert mich gewaltig.

Warum sind wir nicht weiter?
Das liegt zumindest teilweise am fehlenden Mut der Frauen, sich politisch zur Verfügung zu stellen. Sie sollten sich mehr vordrängen. Frauen wagen es zu wenig, ihre Ansprüche geltend zu machen.

Liegt es nur an den Frauen?
Natürlich kann man nicht alles den Frauen anlasten. Denn es ist für sie eine enorme Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen: berufliches Engagement, Partnerschaft, Familie und ein öffentliches Amt. Trotzdem könnte ich manchmal aus der Haut fahren, wenn ich diese Männerriege an Politikern sehe. Es ist verheerend, dass die Frauen sich politisch so zurückhalten. Sie haben heute mehr Rechte, mehr Möglichkeiten und bessere Ausbildungen und sollten daher auch den Mut und das Selbstvertrauen haben, sich mehr zu exponieren und politische Ämter anzustreben.

Frauen erhalten immer noch nicht den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit. Dabei wurde schon im ersten Lohngleichheitsprozess 1977 im Sinne der Frauen entschieden. Sie waren damals als Bundesrichterin involviert.
Ja, das war toll. Es war ein idealer Prozess, um aufzuzeigen, dass sogar dort, wo haargenau die gleiche Arbeit zu den gleichen Bedingungen gemacht wird, Frauen schlechter bezahlt werden. Leider wurden später diverse weitere Lohngleichheitsprozesse nicht mehr zugunsten der Frauen entschieden. Oft mussten diese zudem jahrelang warten, bis eine Entscheidung getroffen war. Das Schlimmste war jedoch, dass diese Frauen danach teilweise verleumdet, beschimpft oder bedroht wurden, weil sie sich getraut hatten, den gleichen Lohn einzufordern. Das sind haarsträubende Geschichten.

Hätten Sie damals geglaubt, dass vier Jahrzehnte später die Lohngleichheit noch immer nicht erreicht ist?
Absolut nicht. Für mich war klar: Lohngleichheit ist im Gesetz, sogar in der Verfassung vorgeschrieben und muss umgesetzt werden. Dass das heute noch nicht der Fall ist, ist schlimm und unbegreiflich.

Nun hat die Lohngleichheitsvorlage von Bundesrätin Simonetta Sommaruga kürzlich die erste parlamentarische Hürde genommen. Sie sieht vor, dass grössere Unternehmen ihre Löhne analysieren und die Ergebnisse veröffentlichen müssen – wobei keine Sanktionen drohen. Ist das ein Erfolg?
Ja – aber nur ein kleiner. Wir müssen froh sein um jede Brosame. Es ist ein kleines Schrittchen in die richtige Richtung, dass Firmen ihre Löhne endlich analysieren müssen, damit aufgezeigt werden kann, wo es klemmt.

Auch Frauenquoten waren lange Zeit undenkbar. Wie erklären Sie sich den grossen Widerstand?
Das war mir immer ein Rätsel. Es ist doch klar: Wenn es nicht anders geht mit der Durchsetzung der Gleichberechtigung, dann braucht es eine Quote. Die Quote ist nicht nur ein Hilfsmittel, um wieder ein Schrittchen vorwärtszukommen.

Dann waren Sie erfreut über den knappen Entscheid des Nationalrats für eine weiche Frauenquote?
Auf jeden Fall. Das ist ein Anfang, der hoffentlich einen positiven Effekt haben wird.

Waren Sie, als Sie 1974 zur ersten Bundesrichterin der Schweiz gewählt wurden, auch eine Art Quotenfrau – damit die Männer sagen konnten: Seht her, wir geben Frauen eine Chance?
Der Tenor war damals ein anderer. Für viele war es etwas Verheerendes, Entsetzliches, dass eine Frau Bundesrichterin war. Nein, eine Quotenfrau war ich sicher nicht. Das wäre auch eine armselige Quote gewesen: eine einzige Frau unter 29 Männern.

Noch heute sind Frauen in wichtigen Positionen untervertreten. Ihr Anteil in Geschäftsleitungen nimmt sogar wieder leicht ab. Muss man Frauen zu ihrem Glück zwingen?
Jede Frau hat ihre Gründe, wieso sie keine öffentliche oder Führungsaufgabe anstrebt. Schliesslich sind diese Positionen oft zeitraubend – und gerade die Koordination mit einer Familie ist kompliziert, sowohl zwischenmenschlich als auch organisatorisch. Das erschwert bei vielen den Entschluss, eine leitende Position anzustreben, selbst wenn sie vielleicht Lust darauf hätten. Aber die Quote kann trotzdem helfen, Frauen in Positionen zu bringen, die sonst nach wie vor Männern vorbehalten wären.

Sie selber haben nie gezögert: Sie waren nicht nur die erste Bundesrichterin, Sie waren auch eine der ersten Dozentinnen an der Uni St. Gallen. Wieso war das für Sie möglich?
Ich hatte einen sehr fortschrittlichen Mann. Der hätte mir das alles gemäss altem Eherecht verbieten können. Viele andere Männer hätten sich gesagt: Wieso soll ich hier allein in Rorschach hocken, während meine Frau nach Lausanne geht, um Karriere zu machen? Aber das hat er nicht getan, obwohl die Situation für ihn nicht einfach war. Als wir versuchten, seine Arbeitszeit zu reduzieren, damit er einen Tag mehr nach Lausanne kommen könnte, hat sein Vorgesetzter alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das zu verhindern. Wir haben uns dann halt arrangiert, so gut es ging.

Sie führten eine Wochenendbeziehung.
Ja. Und wir telefonierten praktisch täglich. Das war damals für Bundesrichter noch kostenlos.

Sie waren nicht nur selbst sehr progressiv, Sie hatten offensichtlich auch einen progressiven Mann.
Zum Glück, ja. Er sah, dass es nicht nur für mich persönlich wichtig war, die Stelle als Bundesrichterin annehmen zu können, sondern auch für die Frauengeschichte. Dafür war ich ihm sehr dankbar.

Hatten Sie das Gefühl, für Ihre Karriere Opfer erbringen zu müssen?
Natürlich war es manchmal anstrengend, mit der damals noch viel langsameren Eisenbahn wöchentlich durch die ganze Schweiz zu pendeln. Zudem ärgerte ich mich über Frauengegner am Arbeitsplatz und in den Zeitungen. Es war nicht immer ein einfaches Leben, aber ich nahm das gerne in Kauf, weil meine Arbeit so ungemein befriedigend war. Ich war sehr glücklich in Lausanne.

Wobei Sie auch schwierige Zeiten überstehen mussten. Schon bevor Sie Bundesrichterin wurden, versuchte man, Ihnen Steine in den Weg zu legen.
Das ist richtig. Um meine Wahl zu verhindern, hat jemand in der Bundesverwaltung meinen Lebenslauf manipuliert und alle juristischen Tätigkeiten daraus entfernt. So entstand bei den Parlamentariern der Eindruck, ich sei eine Hausfrau ohne Vorkenntnisse. Das hat mich natürlich einige Stimmen gekostet sowie etliche meiner Kollegen misstrauisch gemacht. Das tat weh. Aber letztlich wurde ich trotzdem immer wiedergewählt.

Auch nach Ihrer Wahl wurden Sie in Lausanne nicht nur mit offenen Armen empfangen.
Ja, es gab einen Bundesrichter, der sich fünf Jahre lang weigerte, mit mir zu sprechen, was die Zusammenarbeit natürlich sehr schwierig machte. Dabei war ich zuvor schon Ersatzrichterin und hatte bereits bewiesen, dass ich gute Arbeit leiste. Das war wahnsinnig hart für mich, und ich habe nie verstanden, wieso der Herr sich mir gegenüber so verhalten hat.

Dachten Sie je ans Aufgeben?
Häufig. Am Anfang dachte ich: Was mache ich hier überhaupt? Vielleicht sollte ich einfach meine Sachen packen und zurück in die Ostschweiz fahren, dann können sie selber schauen, wie sie zurechtkommen. Ich war mehrmals drauf und dran, zu sagen: Mir reichts, ich gehe.

Gemacht haben Sie es aber nicht.
Dafür war ich dann doch zu sehr ein Trotzkopf. Ich wollte denen, die mich vertreiben wollten, nicht noch eine Freude machen.

Widerstand gab es auch andernorts. Weil Sie sich öffentlich für den straffreien Schwangerschaftsabbruch eingesetzt haben, titelte das CVP-Parteiblatt nach Ihrer Wahl: «Eine Mörderin ins Bundesgericht». Wie gingen Sie damit um?
Im ersten Moment ist es natürlich verletzend und schockierend, wenn man so eine Schlagzeile liest. Aber ich sagte mir: Nun gut, die haben eine andere Auffassung als ich zu einem Thema, bei dem man geteilter Meinung sein kann. Schön war, dass ich nach meinen Vorträgen immer viel Zuspruch erhielt – auch aus katholischen Kreisen.

Nahmen Sie die Angriffe je persönlich?
Im Moment war es sehr schmerzhaft. Aber mit der Zeit fand ich einen Weg, zu relativieren. Das war halt auch der raue Ton in der Politik. Man muss lernen, damit umzugehen und solche Angriffe nicht zu nah an sich herankommen zu lassen.

Sie blieben siebzehn Jahre lang die einzige Frau am Bundesgericht. Haben Sie sich in dieser Zeit – bewusst oder unbewusst – männliche Strategien zurechtgelegt, um sich zu behaupten?
Ich war immer ich selbst. Wut beispielsweise habe ich nie nach aussen gerichtet. Wenn es besonders schlimm war, habe ich mich in mein Büro zurückgezogen und auf dem Schreibtisch meine Wut herausgepoltert.

Gab es Momente, wo Sie dachten: Doch, jetzt haben die Kollegen kapiert, dass eine Frau gleich gut sein kann?
Zum Glück gab es einige Kollegen, die mich von Anfang an akzeptierten. Besonders aufgeschlossen waren die Tessiner. Auch die anderen merkten bald, dass ich gut arbeitete und Aufgaben übernahm, die sonst niemand erledigen wollte. Da realisierten sie, dass es gar nicht so schlimm ist mit einer Frau.

Sie sind in einer sehr politischen Familie aufgewachsen. Welche Rolle hat Politik in Ihrer Kindheit gespielt?
Politik war allgegenwärtig. Mein Vater, der zuerst Gemeindeammann und später National- und Ständerat war, hielt sehr viele Referate, und ich ging schon als kleines Mädchen und auch später als Teenager oft mit ihm mit. Auch am Esstisch wurde viel politisiert, denn auch meine Mutter, die eine SP-Frauengruppe gegründet und präsidiert hatte, war politisch engagiert. Politisiert hat mich aber auch die Kriegszeit mit all den Flüchtlingen. Bei uns zu Hause wurden immer wieder Menschen in Not aufgenommen. Das hat mich sehr geprägt.

Wie viel hatte Ihr familiäres Umfeld damit zu tun, dass Sie sich schon früh für Frauenrechte und gegen Diskriminierung eingesetzt haben?
Viel. Meine Mutter hat für ihre Frauengruppe immer wieder spannende Referentinnen eingeladen. So sprach einmal die einzige Anwältin St. Gallens, die mein grosses Vorbild wurde. Selbst für ein Kind, das nicht immer alles verstand, war es faszinierend zu sehen, wie diese klugen Frauen in einem Saal auftraten und selbstbewusst sprachen. Das hat mich beeindruckt.

Was war Ihr persönlicher Antrieb für Ihr Engagement?
Der Anfang war der Alkoholismus. Als ich etwa 16 Jahre alt war, hatte mein Vater einen guten Freund, der sich in der Gemeinde um Alkoholiker kümmerte. Ich durfte manchmal mit in die Familien und habe viel Armut, Elend und auch Ängste der Kinder und Ehefrauen gesehen. Das hat mich sensibilisiert für viele Ungerechtigkeiten und hat schliesslich auch dazu geführt, dass ich etwas verändern wollte.

«Ich bin ein Trotzkopf und wollte denen, die mich vertreiben wollten, nicht noch eine Freude machen.» Benjamin Manser/Lunax

Waren Sie wütend, weil Sie als Frau nicht die gleichen Rechte hatten?
Ja, es hat mich immer wahnsinnig hässig gemacht, wenn mein Vater und mein Bruder abstimmen gingen, während ich ausgeschlossen wurde. Und wenn ich einmal mitging, durfte ich nicht einmal das Amtshaus betreten, sondern musste draussen warten. Das fand ich unglaublich ungerecht – und das war der Anfang meines Einstehens fürs Frauenstimmrecht.

Eigentlich besteht schon seit der ersten eidgenössischen Verfassung ein Rechtsgleichheitsgebot, das die Diskriminierung von Frauen untersagt. Doch von der männlich dominierten Rechtswissenschaft wurde das immer wieder frauenfeindlich interpretiert, wie Sie im Buch «Der Kampf um gleiche Rechte» schreiben.
Ich bin überzeugt, dass man Angst davor hatte, dass die Frauen zu eigenständig werden. Es gab immer wieder Versuche – übrigens auch männliche –, die Rechtsgleichheit durchzusetzen. Im Jahr 1952 verlangten mehr als 1400 Frauen, dass ihre Gemeinden ihre Namen im Stimmrechtsregister eintragen. Das wurde natürlich nicht zugelassen, weil das Recht anders interpretiert wurde. Es hat mich immer geärgert, wenn man sogar dort, wo man es ohne grossen Aufwand hätte tun können, nichts für die Frauen verändert hat. Dabei hätte man diesen Verfassungsartikel ohne weiteres anders interpretieren können. Aber – und das war mein Dilemma – eine Interpretation solch wichtiger Volksrechte wäre etwas gar gewagt gewesen.

Erst 1988 wurde die Frau in der Ehe dem Mann gleichgestellt. Hat es Sie Mühe gekostet, jahrelang ungleiches Recht sprechen zu müssen?
Ja, das war tatsächlich mühsam. Man vergisst gerne, wie anders das Recht in Bezug auf Eheleute damals noch war. Der Mann war der Dominante, der sagen konnte, was in der Familie geschieht, und die Frau musste gehorchen. Es ging so weit, dass der Mann der Frau befehlen konnte, arbeiten zu gehen …

… oder er konnte es ihr verbieten.
Das war natürlich weit häufiger der Fall. Aber manchmal musste die Frau auch mitverdienen, weil der Mann noch aussereheliche Kinder unterstützen musste – und wenn der Mann das befahl, konnte sie sich nicht dagegen wehren. Solche Ungerechtigkeiten waren keine Seltenheit. Der Mann war das gesetzlich vorgeschriebene Oberhaupt, und in aller Regel wurde im Sinne des Mannes entschieden. Das war hart für die Frauen.

Und wahrscheinlich auch für Sie als Richterin.
Manchmal auch für mich. Gerade dann, wenn ich sah, dass es keine sinnvolle Lösung für ein Problem gab. So kam es immer wieder vor, dass ein Mann nicht zuliess, dass seine Ehefrau sich scheiden liess, und sie quasi in Gefangenschaft hielt. Dazu kam, dass auch die einzelnen Richter nicht frei waren von vorgefassten Meinungen über die Rollen im Familienleben.

Sie bezeichnen sich als Feministin. Was heisst das für Sie?
Es geht nicht darum, Frauen gleich zu machen wie Männer. Es geht einzig darum, die Stellung der Frau in allen Bereichen – politisch, im Beruf, in der Familie, in der Gesellschaft – so auszugestalten, dass Frauen mit den gleichen Chancen ausgestattet werden wie Männer.

Viele Frauen schrecken davor zurück, den Begriff zu verwenden – oft aus Angst, als verbissen angesehen zu werden.
Das ist schade. Mit Begriffen wie «Emanze» versucht man, Feministinnen zu diskreditieren. Dabei sind sie einfach diejenigen, die sich einsetzen für die Rechte der Frauen und für die Gleichberechtigung von Frau und Mann in allen Belangen des menschlichen Lebens.

Sind die heutigen jungen Frauen angriffig genug?
Mir fällt auf, dass viele junge Frauen heute kaum mehr Interesse an dem haben, was Feministinnen früher wichtig war: Selbstständigkeit, Eigenständigkeit, gute Berufsausbildung und berufliche Tätigkeit. Viele junge Frauen scheinen heute altmodisch – fast so wie unsere Mütter, bei denen es nichts anderes gab als die Familie. Dass es auch heute für viele das höchste Ziel ist, einen Mann, ein Häuschen und Kinder zu haben, macht mir schon etwas Kummer. Ich sage nicht, dass es falsch ist, sich eine Familie zu wünschen. Aber das sollte heute ein Gemeinschaftsprojekt sein, bei dem auch der Mann seinen Teil leistet, damit sich auch die Frau beruflich verwirklichen kann.

Ein neuer Bildungsbericht zeigt auf, dass Frauen sich weniger gern in Wettbewerbssituationen begeben – und daher auch weniger oft in gut bezahlten Berufen landen.
Eigentlich ist das ja eine gute Haltung, wenn man ein Miteinander statt eines Gegeneinanders anstrebt. Wettbewerb heisst immer auch, den anderen abzudrängen, herauszudrücken. An und für sich freut es mich also, dass junge Frauen ehrenwertere Ziele haben. Aber gerade in der heutigen Zeit, wo alles darauf ausgerichtet ist, dass man sich durchsetzen kann, ist das verheerend.

Was raten Sie jungen Frauen?
Sie sollen vor allem eine gute Ausbildung machen. Danach müssen sie versuchen, ihren Beruf und die anderen Wünsche, die sie im Leben haben, in Einklang zu bringen. Sie müssen sich klar darüber werden, was sie beruflich machen wollen und wie sie das erreichen können. Und erst dann sollen sie schauen, wie sie das mit einer Familie vereinbaren können – wenn sie das denn wollen.

Zwei letzte Fragen, Frau Bigler-Eggenberger: Was ist für Sie Fortschritt? Und: Glauben Sie noch daran?
In Bezug auf die Frauen würde ich sagen: Wir kommen wahnsinnig langsam vorwärts, aber wir kommen vorwärts. So nehme ich zum Beispiel mit Freude zur Kenntnis, dass es heute am Bundesgericht und am Bundesverwaltungsgericht mehr Richterinnen als je zuvor hat – auch wenn es immer noch nicht viele sind. Während es zu meiner Zeit noch eine grosse Sache war, ist es mittlerweile selbstverständlich, dass auch Frauen in diesen Gremien mitwirken. Auch da sind wir vorwärtsgekommen.

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