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Schöne Geschichte.
Eine Jahrzehnte dauernde, prospektive Studie aus Deutschland hat es durch das Ehepaar Grossmann (ich meine, damals an der Uni Bielefeld forschend und lehrend) auch schon gegeben. Schade, dass ich aus der vierzig Jahre zurückliegenden Zeit meiner Besuche von Seminaren zur Entwicklungspsychologie nicht mehr deren damalige Erkenntnisse erinnere, also ob sie zu der in Neuseeland durchgeführten Studie passen oder nicht. Aber vielleicht weiß dazu aus diesem Kreis ja zufällig jemand etwas beizutragen?
Denn darin hat der Verfasser ja sehr recht: prospektive, empirische Studien sind dafür von unschätzbarem Wert.

Beachtlich und erfrischend fand ich zudem die gelungene Mischung aus sehr persönlicher Perspektive mit (populär-) wissenschaftlichen Texten sowie, ganz besonders, die vielen Sätze, die mit einem Fragezeichen endeten. Sind sie nicht oftmals besser geeignet, uns zum Nachdenken zu bringen, als die sonst üblichen Aussagesätze (mit vermeintlicher Gewissheit)?
Frohe Weihnachten der REPUBLIK und ihrer Leserschaft.

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Bernhard Wehrli
Leser
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Danke für den Hinweis auf Karin und Klaus Grossmann „Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit“. Die beiden starteten in den siebziger Jahren zuerst in Bielefeld, dann in Regensburg eine große Langzeitstudie mit dem Ziel, Menschen von Geburt an in ihrer Entwicklung über 22 Jahre zu begleiten. Resultat: Kinder mit einer starken Elternbindung sind später unabhängiger.

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Wen es interessiert, der findet hier eine sehr schöne Rezension des über 700 Seiten starken Hauptwerks, einschließlich einer konzisen Erläuterung des Bindungskonzepts, auf das sich die Grossmanns mit ihrer Längsschnittstudie bezogen haben:
https://literaturkritik.de/id/20246

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Meinen Sie nicht Elternbindung? Starke Bindungen führen zu mehr Autonomie.

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Dankbarer Leser
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Hat der Mensch, der die Überschrift zu diesem Artikel gesetzt hat - und ich nehme an, dass es nicht der Autor war - wohl daran gedacht, dass in diese scheinbar offene Frage ein systematisches Vorurteil eingebaut war? Denn natürlich setzt die Person, die Sie einmal waren genau so wie die Person, die Sie sind, eine Welt und eine bestimmte Gesellschaft voraus. Eine Gesellschaft, die wie die marktwirtschaftlich-demokratische ganz selbstverständlich vom Individuum ausgeht, und nicht von der Familie und ihrer Tradition, der Dorf-, Stammes- oder Religionsgemeinschaft. Die fluide Mittelstands-Biographien voraussetzt und nicht die Tatsache, in einem Slum geboren zu sein und kaum Chancen zu haben, da jemals rauszukommen. Zu schweigen davon, in einem Land geboren zu sein, das sich im Krieg befindet, oder in einem anderen, in dem das blosse Überleben schon eine herausragende Leistung darstellt, oder in einem dritten, in dem die Tatsache, zu einer verfolgten Minderheit zu gehören, das Leben bestimmt. Den Luxus, über Kontinuitäten oder Diskontinuitäten des eigenen Lebens nachzusinnen, kann sich ohnehin nur eine vergleichsweise kleine Gruppe von Menschen auf diesem immer stärker bedrohten Planeten gönnen: Genau die Menschen, die als Mitglieder einer reichen und mächtigen Minderheit hauptsächlich für diesen betrüblichen Status der Erde verantwortlich sind, obwohl sie als Einzelne durchaus in bedrängten Umständen leben mögen. Ich will hier abbrechen, obwohl sich auch noch andere Einwände gegen die individualistische Sicht auf das eigene Leben aufdrängen.

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Multifunktional
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Kann es sein, dass Sie ausser dem Titel nicht viel vom Artikel gelesen haben? Selbstverständlich können sich alle Menschen, egal unter welchen Bedingungen sie leben, mit philosophischen Fragen zur Selbstbetrachtung auseinandersetzen. Ich empfinde es geradezu als empörend, dass Sie Menschen, welche in unwürdigen Bedingungen leben müssen, quasi ihre kognitiven Bedürfnisse absprechen, über sich und das Leben nachzudenken. Das Menschsein macht mehr aus als Essen und Leben und gerade auch in schwierigen Zeiten hilft es den Menschen ihre Würde zu bewahren, indem sie sich gedanklich mit anderen Dingen als dem nackten Überleben beschäftigen. Solche Gedanken zum „Ich“ sind doch ein integraler Teil des „Menschseins“!

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Dankbarer Leser
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Selbstverständlich spreche ich niemandem das Bedürfnis und das Recht ab, über sich und die Welt nachzudenken. Ich habe bloss darauf hingewiesen, dass das Ich, das sich bei uns im Westen schon ziemlich penetrant ins Zentrum drängt, nicht überall in der Welt dieselbe zentrale Bedeutung geniesst. Nicht alle Menschen sind erpicht darauf, sich als Ich-AGs mit Gewinn- und Verlustrechnung zu sehen. Mal ganz abgesehen davon, dass das Ich eine ziemlich zweifelhafte Entität ist, und zudem keineswegs Herr oder Herrin im eigenen Haus. Aber bitte: Empören Sie sich ruhig weiter, wenn es Ihnen Freude macht!

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Mich erstaunte beim Lesen Ihrer Zeilen, dass Sie sich als “dankbarer“ Leser charakterisieren. Vielleicht in dem Sinne, dass Sie dankbar sind für jede Gelegenheit, Ihre Sicht der Welt zu präsentieren?
Dass die im Text (und nicht bloß im Titel) aufgeworfene Frage implizite Voraussetzungen enthält, die Sie fälschlich als Vorurteile bezeichnen, finde ich im Übrigen nicht verwunderlich. Immer ist ein Text ab Leser geschrieben, die schon dadurch, dass sie dies tun, nicht in fortwährender Lebensnot stecken, sondern dem “Luxus“ dröhnen zu lesen. Und im konkreten Fall des im New Yorker erschienen Textes darf man wohl meinen, dass er von jemandem geschrieben wurde, der sich mit der Veröffentlichung ziemlich sicher nicht an Menschen richten wollte, denen gerade das Zuhause zerschossen wurde, oder die um Zustand des chronischen Känpfens um das schiere Existieren leben und was es sonst noch für widrige Umstände geben mag.
Dass das Reflektieren über das Ich eine viel längere Tradition und Ideenkultur hat, als Ihre Bezugnahme auf Ich AGs suggeriert, zeigt schon ein flüchtiger Blick in die Philosophie.
Auch erscheint mir befremdlich, dass Sie die Freiheit, die in eben solchen Gedanken liegt - einschließlich der Freiheit übrigens, sich nicht nur als Teil der eigenen Sippe oder des Kollektivs zu fühlen - als “Luxus“ bezeichnen und damit unterschwellig abwerten.
Dass ändert natürlich nichts daran, dass Sie und ich, ebenso wie alle anderen “dekadenten“ Leser der REPUBLIK, dass wir alle, die wir im reichen Norden groß geworden sind, qua Beteiligung am Alltagsleben und in der Generationenfolge globaler Ausbeutung teilhaben am derzeit einem Ende zutreibenden Weltkrieg im Sinne eines Krieges gegen die Welt (M. Serres), zu der wir jedoch gehören. Das kann man natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit wiederholen, stimmt auch, ändert nur nichts am Tatbestand und erscheint, wie offenbar auch Frau W., mitunter so kontextfrei (oder an den Haaren herbei gezogen), dass man sich als Leser Ihrer Zeilen fragen mag, ob Sie denn den Text oder nur den Titel gelesen haben. Letzteres würde ich Ihnen nicht unterstellen, vielmehr erscheint es mir wie eingangs erwähnt, dass Sie nicht etwa dankbar lesend sich anregen lassen wollen, sondern dankbar alles Mögliche aufgreifen, um das dann immergleiche, in der Tat monströse Dilemma unserer Welt zu beklagen - und in der vehementen Klage vielleicht subjektiv (aber eben nur dort!) dem Umstand zu entkommen, durch das gelebte Leben auf der Anklagebank zu sitzen.

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"Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht." - Heraklit

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Stiller Leser
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Tue gerade etwas was man eigentlich nicht tun sollte. Einen Kommentar zu einem Artikel schreiben den ich noch nicht gelesen habe. Aber eigentlich ist es auch nur ein Kommentar zum Titel.
Mein erster Gedanke: Müsste der Titel nicht lauten: "Sind Sie noch dieselbe Person, von der Sie glauben sie einmal gewesen zu sein"
Unser Hirn spielt uns, was die Vergangenheit angeht, manchmal üble Streiche...

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Weshalb? Ihre Version fügt den Aspekt des Subjektiven hinzu. Werfen Sie der ursprünglichen Version einen falschen Objektivismus vor? Doch wenn ma voraussetzt, dass es beim Selbstbild, also dem Bild des aktuellen wie des vergangenen Selbst, immer NUR um Subjektives geht, kann man den Index "glauben/meinen/usw" gleich ganz weglassen. (Ansonsten müsste man schreiben: "Glauben Sie noch dieselbe Person zu sein, von der Sie glauben sie einmal gewesen zu sein?" Was ziemlich umständlich wäre, finden Sie nicht?

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Leser, Biotech, Jazz, Sport
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Der Gedanke, wir würden zeitlebens dieselbe Person bleiben scheint mir schon vor dem Hintergrund neurobiologischer Kenntnisse zur corticalen Plastizität absurd.

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Ich würde sagen: "Im Kern bleiben wir gleich ein Leben lang. Nur - manchmal sind die Kerne grösser oder kleiner.

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Keine Sorge, Peter wird sich an die wesentlichen Aspekte erinnern, zum Beispiel wie gut ihr Verhältnis war! Maya Angelou fasste es wunderschön zusammen: “I've learned that people will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel.”
Beim Klassentreffen des Gymnasiums, nach 30 Jahren, habe ich in die Runde geschaut und gestaunt, wie toll sich alle entwickelt haben. In diesem Moment meinte eine lautstark: „Wow, es sind immer noch alle genau gleich wie damals!“ Ich empfand diese Äusserung als eine Zumutung. Ich denke, es ist ganz wichtig, die Entwicklung anderer Menschen und auch von sich selber zu würdigen.

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Peter Litschig
Viel auf Reisen
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Dass sich die ehemaligen Klassenkameradinnen toll entwickelt haben, ist mir bei Klassentreffs auch aufgefallen. Dass dieselben aber noch genau die gleiche Mimik, Gestik und Tonfall haben wie dazumals, war ziemlich offensichtlich. Es scheint mir, dass der Wesenskern unveränderlich ist, das Individuum sich aber weiter entwickelt.

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Multifunktional
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Je nach Betrachtungsweise ist wohl beides wahr: Einige Aspekte Ihrer Klassenkameraden haben sich verändert, andere nicht. Sie richteten den Blick auf die Veränderungen, Ihre ehemalige Kameradin auf die Dinge, die gleichgeblieben sind. Weder das eine noch das andere ist besser oder schlechter. Aufgrund Ihrer Reaktion scheinen Sie ein Mensch zu sein, der Wert darauf legt, sich verändert zu haben. Ihre Reaktion auf die Äusserung Ihrer Kaneradin könnte also ein Ausgangspunkt für Sie sein für eine Selbstbetrachtung. Was an Ihrem früheren Ich störte Sie so, dass es Sie empört, damit heute noch in Verbindung gebracht zu werden?

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Ökonomisch erfolgreich geniesse ich heute vielleicht die Spritzfahrt in einem wunderschönen Bentley-Cabrio oder halt weniger erfolgreich mag ich heute ein vehementer Vertreter des ÖV's sein - das Sein bestimmt das Bewusstsein, das ist glaub ich von Marx.
Aber wer bin ich wirklich? Ich denke, Gesinnung, Haltung und Chatakter werden schon sehr früh festgelegt und bleiben ziemlich konstant. Da erinnere ich mich an ein befremdlichen Erlebnis: Am Stubentisch vergnügen sich pubertierende, intelligente, junge Burschen. Einer hat ein Feuerzeug und da sind lästige Stubenfliegen, er hält damit auf die Kreatur: Flammenwerfer! Sie sind nicht mause, aber ihre Flügel sind versengt und die Stubenfliegen hüpfen bloss noch über den Tisch, ein verzweifelter Reflex zum Wegfliegen. Gelächter in der Runde. Irgendwie war das jenseitig, frivol, dieser Spass an der Grausamkeit, der Quälerei - ich glaub, mich von dieser Tischrunde distanziert zu haben und das ist so geblieben, bei allen Wechselfällen, die das Leben mir bescherte. Eben, was ich meine: da sind schon Konstanten, früh im Leben angelegt, wie auch immer und man spürt diese, empfindet sie spontan, wenn man jemandem begegnet.

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Es stellt sich die Frage... "Was der Sinn des Lebens ist?" Meine Begriffe dazu: Selbst- und Welterkenntnis, um am nächsten Morgen, (oder im nächsten Leben) etwas schlauer weiter fahren zu können..., mich eben weiter zu entwickeln, auch wenn es nur kleine Schritte sind!

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(durch User zurückgezogen)