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Als ich Kind war dachte ich, dass die Experten wissen. Wissen, dass ich nicht habe. Und als Kind dachte ich, dass es Experten braucht für den Frieden. Und ich dachte, dass es auch Experten für den Krieg braucht. Und dass die schon wissen, was sie tun.

Und ich dachte als Kind auch, dass wir aus jedem Krieg lernen würden und wir Frieden als unersetzliches Gut auf der Welt durchsetzen würden. Als Thema, welche uns Menschen alle betrifft. Als Kind wurde mir gelehrt, dass reinhauen nicht die beste Lösung ist und es andere Möglichkeiten gibt. Das habe ich auch so meinen Kindern beigebracht.

Ich habe als Kind gedacht, dass man gefragt würde, wenn jemand Krieg möchte, ob man da auch mitmachen wolle. Ich habe dann gedacht, dass es wohl gut ist, wenn man sich verteidigen darf. Angemessen. Und ich habe als Kind gedacht, dass die, die ein Land regieren, nicht lügen und einem reinen Wein einschenken. Und das jene, die Krieg beginnen, gescheite, wissende Menschen sind.

Es war zusammenfassend ein kindliches Denken, welches sich rückblickend als Irrtum erwiesen hat. Ob die kindlichen Gedanken ehrbar sind oder nicht, sei dahingestellt. Und ich habe schon als Kind keinen Kriegstreiber bewundert.

Ich mag dieses Denkspiel von Erich Follath nicht, und schon gar nicht mit dem Begriff Weihnachten als Zückerchen. Auch wenn es von einem Experten geschrieben ist. Jene Menschen, die seit Monaten in den zerbombten Häusern und Wohnungen sitzen leben in einer anderen Realität. Und ich weiss nicht, ob es für Frieden Experten braucht. Und es ist wohl der Regierung in Russland nicht bewusst, welchen langfristigen Schaden sie ihren eigenen Mitmenschen zuteilwerden lassen. Und ist die mittlerweile stark traumatisierte ukrainische Generation überhaupt jemals wieder bereit, sich auf Kontakte irgendwelcher Art und Weise mit seinem Nachbar einzulassen.

Ich mag von aussen betrachtet Experte sein für menschliches Leid und Geschichten. Berufsbedingt. Nicht eine Sekunde sehe ich mich selbst als Experte. Vielleicht erfahren im Umgang, aber nicht Experte.

Aber das habe ich auch lernen müssen. Es sind nicht nur jene machtbesessenen Menschen, die das alles anrichten. Es gibt uns, die Menschen, welche eben keine Experten sind. Jene, die am Morgen aufstehen, zur Arbeit gehen, Freundschaften und Familie pflegen und froh sind, wenn sie ihr Leben in Frieden leben dürfen. Aber es ist auch bequem, einen Chef schweigend gewähren lassen. Ausgerechnet ein russischer Historiker hat einmal gesagt, dass die Geschichte wie ein lauernder Schatten sei. Befasst man sich nicht damit, dann schlägt er plötzlich zu. Erfahrungen diesbezüglich haben wir die letzten Jahrzehnte mehr als genug gemacht.

Der Frieden ist erneut dahin und macht mich als Nichtexperte sprachlos. Einmal mehr. Die Folgen davon machen mir Kummer. Und heute. Ich bin der Letzte, der weiss, wie Frieden geht. Und keiner hat mir je Krieg erklären können. Vielleicht weil ich kein Experte bin. Tröstlich. Auch kein Experte hat jemals einen Krieg verhindert.

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Senftube
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Das ist ein hervorragend geschriebener Post. Und selbstverständlich ist es besser, den eigenen Kopf einzuschalten als Expert:innen blind zu vertrauen. Und absolut fantastisch finde ich immer, wenn sich jemand selbst vom Sockel nimmt, auf den er (w/d) gestellt wird. Aber ich habe Mühe damit, wie der Beitrag sich gegen das Expertentum (und damit implizit Bildung!) generell richtet, zumindest sobald ich ihn nicht im Kontext der „Expertenspekulation“ im Artikel lese. Und daher möchte ich, ohne wirklich zu widersprechen, hier doch erwidern:

  • Es gibt die Friedensforschung. Expert:innen auf diesem Gebiet haben durchaus etwas beizutragen, wenn es um Kriterien geht, was dem Frieden dient und was nicht. Oder was der Versöhnung dient und was nicht. Föderalismus zum Beispiel fördert Frieden, Nationalismus ist gefährlich. Gemeinsame international verbindliche Regeln fördern den Frieden, weil sie Konflikte (die es immer geben wird) in geordnete Bahnen lenken. Ein rechtloser Zustand zwischen Staat ist gefährlich, er fördert das Faustrecht. Ohne dieses Wissen geben sich Menschen eher dem mit Patriotismus verkauften Nationalismus hin. Und es kommt nicht von irgendwoher, sondern von Expert:innen.

  • Es gibt die Diplomatie. Diplomat:innen haben durchaus schon Kriege verhindert, ich finde Ihren letzten Satz nicht haltbar. Meist erfährt man gar nicht davon: Kriege, die nicht stattfinden, erscheinen auch nicht in den Massenmedien.

  • In der Schweiz versucht man im Bildungssystem, uns alle wenigstens ein bisschen Expertise in Politik mitzugeben. Wir werden so eher aktive Mitgestalter:innen unseres eigenen Lebens. In Russland ist es eher so, wie Sie schreiben: Den Chef schweigend gewähren lassen (mindestens solange der Lebensstandard passt). Ich war jahrelang mit einer Russin liiert und auch selbst im Land, kann es ein bisschen beurteilen. Ob die Russ:innen zum Beispiel die Verfassungsreform (die Putin endgültig zum Diktator machte) angenommen hätten, gäbe es da mehr politische Expertise in der Bevölkerung? Wer weiss…

Kurz gesagt: Kritisch sein gegenüber einzelnen Expert:innen, mitdenken, weiterdenken: Ja!
Expertise per se schlechtreden: Nein!

Ich nehme nicht an, dass Sie das ganz anders sehen.

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Ich bedanke mich sehr - wenn auch verspätet - für die Rückmeldung, Herr K. Es hat mich inklusive der Kritik sehr gefreut.

Ich empfand schon als Kind, soweit ich mich erinnern kann, aber erst recht heute, dass Frieden eine innere Haltung ist. Und das immer mit dem Hintergedanken oder Hintergefühl, dass ich der nächsten Generation ein friedvolles Leben ermöglichen kann.
Und ja, die Kritik richtet sich nicht an Experten die wissen. Keinesfalls. Und es ist mir auch schon berufshalber klar, dass es Experten gibt, die einen souveränen Job machen. Aber durch die zunehmende Informationsflut ist es heute für mich schwieriger geworden zu unterscheiden, welche Experten meinen zu wissen, oder eben wissen. Und je nach dem auf welches Pferd ich dann meine Meinung bilde, wird's dann für mich schwierig ... Und ja, zu ihrem letzten Satz: nein, ich sehe das genau so wie Sie....

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Russland hat aufgrund seines imperialen Verständnisses ohne jeden Grund und entgegen dem Minsker-Abkommen die Ukraine angegriffen und unendlich viel Leid über die ukrainische Bevölkerung gebracht. Russland hat dasselbe mit Tschetschenien, Georgien und anderen souveränen Staaten gemacht. Wenn den Russen jetzt nicht endlich Einhalt geboten wird, müssen auch die ehemaligen Ostblockländer ständig mit der Gefahr einer russischen Invasion leben. Der Westen tut gut daran, den Ukrainern zu einem eindeutigen Sieg zu verhelfen. Der Beitrag von Follath ist unter diesem Gesichtspunkt unproduktive Träumerei und wird der Ukraine in keiner Weise gerecht.

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Danke für Ihre klare Ansage.
Für einen längerfristigen Frieden ist eine relativ klare Niederlage Russlands resp. des putinschen Systems wichtig. Ich bin heute soweit zu sagen, dass das mit direkter Involvierung der NATO sein soll, wenn nötig. Jedenfalls leistet die Ukraine seit über 1.5 Jahren die Drecksarbeit für uns, um ein Drecksystem aus dem eigenen Land zu vertreiben - und potentiell weitere Überfälle auf andere Länder zu unterbinden. Und die Kräfteverhältnisse lassen auf einen langen Krieg schliessen, den Russland mit unglaublicher Brutalität und Menschenverachtung gegenübet der ukrainischen Zivilbevölkerung führt.

Putin und seine Clique werden keine Nuklearwaffen einsetzen, dafür sorgen allein schon die Chinesen. Deshalb können wir solche Drohungen als das abtun, was sie sind: die korrupte, mehrheitlich unfähige und unmotivierte russische Armee zwingt die politische Führung dazu, uns ihren atomaren Trumpf immer wieder in Erinnerung zu rufen.

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Viele mögen diesen Beitrag für zynisch halten, in Anbetracht des Leids in diesem sinnlosen Krieg. Denn offensichtlich amüsierte sich der Autor beim Schreiben der beiden Reden. Er amüsierte sich aber nicht über die Opfer, sondern über die Doppelmoral in der Politik. Ich denke, das ist legal und nötig. Es ist der Versuch, in dieser düsteren Weltlage die Augen offen zu halten und das Amüsement hilft, dabei nicht in Depressionen zu versinken, sondern wach zu bleiben.

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Natürlich wird es irgendwann ein Ende dieses Krieges geben und natürlich wird es auch Kompromisse der Ukraine geben müssen. Ich finde den Ton des Artikels allerdings unerträglich zynisch angesichts der Realität des russischen Vernichtungskrieges gegen die Ukraine-oder ist es der hilflose Versuch einer Distanzierung um objektiv zu erscheinen?
Vielleicht reagiere ich als Deutscher besonders allergisch, hatten wir doch eine Bundeskanzlerin und haben wir einen Bundespräsidenten, die mit ähnlicher „Objektivität“ - in Wahrheit aber mit einer völlig falschen Politik, vor allem auch Energiepolitik - diesen Krieg mit ermöglicht haben.
Ich empfehle Timothy Snyders „The Road to Unfreedom“, vor dem Krieg entstanden (!), das vermittelt viel mehr Einsicht, als dieser Artikel.

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Der Vorschlsg eines Friedensschlusses, so willkommen und fällig er sein mag umgeht ein Element der politischen Lage, das zum Krieg geführt hat:

Russland ist nicht nur mit seinem europäischen Teil, sondern als Teil des Eurasischen Kontinents mit dem westlichen Resteuropa verbunden. Diese Verbundenheit zeigt Risse und Probleme, die zu lösen Voraussetzung für einen Dauerfrieden auf diesem Kontinent war und bleibt.

Es wird vom Westen und Russland geredet, statt von innereuropäischer Problematik, die sich seit noch vor der napoleonischen und Nazideutschlandinvasion, und besonders seit der Sowjetunion als innereuropäisches Problem aufdrängt. Leider wurde es nie auf seine Wurzeln zurückgeführt sondern nur innerhalb einer weltweiten Machtpolitik behandelt.

Ohne dass Europa seine Hausaufgaben macht wird es keinen europäischen Frieden als Grundlage und Vorbild für einen Weltfrieden geben.

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Interessant dass sie die Nazideutschlandinvasion erwähnen, die Sowjetrusslandinvasion jedoch mit keinem Wort. Dass sich damals Nazideutschland und die Sowjetunion im Molotov-Ribbentrop-Pakt verbündet, und gemeinsam über Polen hergefallen sind, blenden sie aus, obwohl es diese Tradition ist, die in Putins Russland seit Jahrzehnten fortgeführt wird - in Tschetschenien, Georgien, der Ukraine (erst die Krim, dann der Donbass, dann die ganze Ukraine), und als nächstes wäre wohl die Republik Moldau an der Reihe gewesen.

Waren diese Angriffskriege anfangs noch vergleichsweise kleinräumig und gut getarnt (zum Beispiel der Tschtschenienkrieg als Anti-Terror-Operation (der Terroranschlag war des Werk des russischen Geheimdiensts), der Georgienkrieg als Verhinderung eines Genozids (der sich im Nachhinein als frei erfunden erwies)), trat der russische Imperialismus spätestens mit dem Überfall auf die Ukraine offen zu tage und erreichte eine Grössenordnung, die Europa nicht länger ignorieren konnte.

Natürlich stellt der Umgang mit einer Atommacht, die die internationale Ordnung mit militärischer Gewalt umgestalten will, die europäische Sicherheitspolitik vor eine grosse Herausforderung, für die es keine einfache Lösung gibt. Gerade das Beispiel Nazi-Deutschlands zeigt jedoch, welch fatale Folgen es haben kann, solches Verhalten hinzunehmen, und durch die Abtretung von Gebieten den Agressor in seinem Glauben zu bestärken, dass militärische Gewalt ein taugliches Mittel zur Erreichung seiner Ziele sei.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Nach all den blumigen Worten, was genau erwarten sie von Europa?
Und sind sie sicher, dass nicht auch russland eine Bringschuld hat?
In ihrem Kommentar üben sie nur schwammige Kritik an Europa. Hat russland denn ihrer Meinung nach alles richtig gemacht?

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Es ist mir ein Bedürfnis, bei Konflikten von Schuldzuweisungen auf ältere Spannungen hinzuweisen. Natürlich hat die Sowjetunion ebenso wie Putin Europa erobern wollen. Mich interessieren aber die seit der Völkerwanderung schwelenden Gegensätze zwischen alt eingesessenen, den in Europa eindringenden Völkern, sowie deren Verhältnis zum Römischen Reich. Damals gab es keine wissenschaftlichen Hilfsmittel solche Probleme anzugehen, heute aber bleibt Ethnopsychologie ungenutzt, weil Politik von Aktualität lebt. Da bleiben Spannungen unbehandelt und schaffen Kriege.

Schon in Puschkins Wiegenlied wetzt der böse Tschetschene seinen Dolch.

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Politologin
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Ich habe lange gezögert, ob ich was dazu schreiben soll. Aber es ist wohl besser, wenn es gesagt ist. Auch ich fand diesen Beitrag geschmacklos. Rein theoretisch hätte ein solcher Beitrag wenigstens ein bisschen Einblick in die Rhetorik der beiden Präsidenten geben können. Aber das bringt er auch nicht rüber. Inhaltlich repliziert er dann Argumente, die wir seit Monaten kennen, von denen wir aber auch wissen, weshalb sie bisher nicht gelöst wurden: z.B. Sicherheitsgarantien sind sehr schwierig zu verklickern, wenn es eigentlich sehr klare gab (Budapester Memorandum), die aber von Russland nicht eingehalten wurden und die Schutzmächte irgendwie auch nicht so dollen Schutz bieten konnten. Und schliesslich ist da der Ton, der sich bemüht, lustig zu sein, aber nicht mal Tiefgrund hat. Der möchte, dass ich mir vorstelle, dass Berater Putin irgendwas sagen. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre es vielleicht amüsant gewesen. Zum jetzigen ehrlich gesagt einfach nur unpassend, to say the least. Wir müssen uns immer überlegen, wer Raum und Gehör kriegt. In diesem Fall hätte meiner Ansicht nach, so ein Gedankenexperiment nur Betroffenen zustehen sollen (von mir aus auch aus Russland). Betroffene Schriftsteller in der Ukraine aber sagen, dass sie seit der vollumfänglichen Invasion gar nicht mehr schreiben können, weil die Worte mit getötet wurden. Darüber könnten wir uns mal Gedanken machen.

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Danke für das klare Statement.

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Diesem Dank schliesse ich mich gerne an, mesdames B. und B., zumal ich nach dem Lesen des Artikels hier nur kurz meinem Frust Ausdruck gegeben hab und damit – erstmals in dieser ehrenwerten Runde – gleich viele Ablehnungen wie Zustimmungen abbekommen hab.
Dies habe ich soeben gesehen, da ein Herr S. meine paar Zeilen schliesslich doch nicht einfach wegdrückte, sondern den Griffel nahm.
So gut wie Sie, Frau B., hätte ich's aber auch einen Tag später nicht hingekriegt. Mein Ärger ist weg, eine Art Einordnung durch jemanden aus der Redaktion hätte ich mir trotzdem gewünscht.

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In der Ukraine dominiert immer noch die Realität eines unvorstellbar schrecklichen Angriffskriegs. Mir scheint dieses Gedankenexperiment müssig und irgendwie trifft es den richtigen Ton nicht.

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Mitverlegerin
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Wie « irgendwie »?
Für mich ist der Versuch, nicht eingehaltene Versprechen/Vorstellungen in der imaginierten Situation zu vermeiden und das Erreichte um so mehr als Erfolg darzustellen, gelungen. So reden Politiker, und das hat nicht mit gut oder böse zu tun. Sollte es der Ukraine möglich sein, ihr gesamtes Staatsgebiet zurück zu erobern, sähen die Voraussetzungen für Verhandlungen Friedensschluss/Waffenstillstand) natürlich anders aus.

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Ich empfinde den Ton respektlos gegenüber der Ukraine, vielleicht umschreibt das mein „irgendwie“, oder wie andere es genannt haben inzwischen:zynisch.

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Einen Krieg anzufangen und ein Volk kampfbereit hinter sich zu bringen, scheint nicht so schwierig. Aber wie hört man auf? Es hagelt harsche Wort im Dialog: erinnert mich an die Reaktionen zum Artikel von Heins und sein Nachdenken über einen Kompromiss. Ist es realistisch sich zu wünschen, Russland solle ein für alle Mal für alle Zukunft kampfunfähig gemacht werden? Mir gefällt die Erwähnung der Lösung für Nord- und Südkorea gut.
Schoigu war bei Kim Jong-un, letzte Woche, ganz real. Wer weiss, was da besprochen wurde. Erfahrungsaustausch nicht nur über Atomwaffen als Abschreckung, sondern mit der neutral bewachten Grenze?
Und noch ein Wort zur Versuchsanlage des Autors: für mich ist das völlig realistisch, dass er sich eindenkt in die Persönlichkeiten der Staatsoberhäupter und die Aufgabe, die jeweilige Redenschreiber zu bewältigen haben, nämlich nicht nur diesen zu gefallen, sondern auch dem Machtapparat und dem Volk.

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Der Autor scheint sich nicht vorstellen zu wollen, dass Russland den Krieg verliert und Putin keine Rede mehr wird halten können. Es gibt jedoch kompetente Kriegsbeobachter, die Szenarien mit einer russischen Niederlage für durchaus wahrscheinlich halten. Ich würde lieber über solche Szenarien mehr lesen.

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Die Szenarien und die kompetenten Kriegsbeobachter würden mich interessieren.

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Von einer Niederlage kann man jetzt schon sprechen, weil keines der russischen Kriegsziele erreicht wurde und auch nicht mehr erreicht werden kann. Szenarien für die Zukunft: die UKR schneidet die RU weitgehend von der Versorgung ab (RU hat angeblich bereits heftige Nachschubprobleme); RU-Armeeführer entscheiden sich gegen weitere Zerstörung ihrer Einheiten und gegen Putin; zunehmende Schäden in Moskau durch UKR Drohnen und endlich ein Stimmungsumschwung dort; drohender Zerfall der RU Föderation, usw.

Experten und Beobachter: diverse westl. Generäle, Institute von der deutschen Bundeswehrakademie über „Institute for the study of war“ bis ETH. Aber auch militärische Blogger auf Twitter wie zB. @ChuckPfarrer (Interessant ist, dass russische Blogger die Fortschritte der UKR deutlich positiver beurteilen als westliche Medien). Oder der ehemalige SRG-Journalist Mario Aldrovandi (https://aldrovandi.net).

Der Chefredaktor des RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland) schrieb gestern zum Thema Sicherheitsgarantien des Westens:
„Abgesandte aus der Ukraine verhandeln in Washington bereits über Details. Die Sterne stehen günstig für Kiew. Auch Präsident Joe Biden hat ein Interesse daran, langfristige Zusagen für die Ukraine schnell im Kongress unter Dach und Fach zu bringen – bevor die Wahlkampfsaison beginnt.

Putin hatte gehofft, er müsse nur bis zur möglichen Wiederwahl Donald Trumps im November 2024 durchhalten – dann werde Amerika ihm die Ukraine zum Fraß vorwerfen. Doch danach sieht es nicht aus. Eine laute Minderheit in den USA äußert sich zwar isolationistisch. Im Kongress aber scheint sich mehrheitlich die Linie durchzusetzen, ein Sieg Putins müsse schon deshalb verhindert werden, damit nicht auch noch China auf dumme Gedanken kommt.

Diesem transatlantischen Common Sense applaudieren auch Staaten wie Südkorea und Australien. Die milliardenschweren Sicherheitszusagen der G7-Staaten werden auch von Japan mitgetragen. Das Umdenken hat, Pech für Putin, globales Format.„

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Gut geschriebener Stuss. In altre parole, der Form nach republikwürdig, dem Inhalt nach mehr als fragwürdig bzw. vielleicht einer republikinternen Einordnung würdig?

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Hach, wieder diese Wegdrücker:innen! Widersprecht und formuliert doch, das ist die «Dialog»-Seite, kein Abstimmungslokal!
Drückt euch aus, nicht irgendwelche Schreiberlinge weg

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Bevor ich mit Ihnen diskutieren kann, müssten Sie sich differenzierter ausdrücken. Es gibt mindestens zwei Teile in diesem Artikel, wie es vielleicht weiter gehen wird (F-16 ist schon alleine zum Diskutieren) und die beiden Reden. Der Artikel ist zynisch und realistisch. Stuss und Schreiberlinge ist sicher kein „Dialog“.

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Welch geschmacklose Journalistenfantasie. Kein Wort darüber, welchen Bedingungen die unter russischer Herrschaft lebenden UkrainerInnen ausgesetzt sind. Einfach mal einige Gebiete an die Russen abtreten, damit
a) der Westen "Frieden" hat
b) Russland nicht zu sehr gedemütigt wird und am Ende doch noch zur nuklearen Keule greift.

Unendliches Wiederkäuen der sattsam bekannten Versatzstücke, welche uns schon das Duo Schwarzer-Wagenknecht aufgetischt hat. Appeasement bleibt Appeasement und russische Angstpropaganda bleibt Propaganda, auch wenn das Ganze im lockeren Clownkostüm dargereicht wird.

Oje.

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antiautoritärer Bossgegner
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Der Text zeigt wunderschön die Doppelmoral allseits rund um diesen Krieg. Und natürlich ist er keine fertige Blaupause für das, was nach dem Krieg kommen könnte, aber er denkt das Undenkbare, und darin liegt seine Kraft. Solche Gedankenexperimente sind notwendig, wenn wir auf diesem Planeten weiterleben wollen.
Mir gefällt im Ansatz, wie hier zwei Machtfiguren sachte der Ball abgenommen und einer erweiterten Runde zugespielt wird, indem sie (vordergründig) bestärkt werden in den Werten, für die sie zumindest rhetorisch kämpfen und andere bluten lassen.
Der Humor und die doppelten Böden im Text wirken entspannend und lassen Spielräume offen, so dass keiner vordergründig sein Gesicht verlieren muss, aber mindestens der eine sich tüchtig an der Nase nehmen muss.

Die Alternative zu solchen Fantasien wäre die Zerstörung von Moskau und aller Infrastruktur, die den Despoten Putin an der Macht hält, auch international. Vielleicht mit atomarem Nachhall. Und als Steilvorlage für einen nächsten Despoten.
In der Schweiz könnten wir schon mal unser Geschäftsmodell in Klump und Asche legen und die Finanzierung des Krieges endlich wirksam unterbinden.

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„ Mir gefällt im Ansatz, wie hier zwei Machtfiguren sachte der Ball abgenommen und einer erweiterten Runde zugespielt wird, indem sie (vordergründig) bestärkt werden in den Werten, für die sie zumindest rhetorisch kämpfen und andere bluten lassen.“
Wie Sie den Anführer seines Landes im Freiheitskampf dem Aggressor, Diktator und Schlächter gleichstellen, finde ich empörend: Selensky hat im Abwehrkampf sein Leben aufs Spiel gesetzt.

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antiautoritärer Bossgegner
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Tue ich das? Und weil Selensky sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, soll er seine Macht unbefristet behalten? Wo Macht ist, ist auch Missbrauch. Macht korrumpiert. So verschieden die beiden sein mögen, der eine steht vielleicht am Ende einer Machtlaufbahn, während der andere sie erst beginnt.

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Leider sind Zusagen von Verbuendeten nicht das Papier wert. Schon damals im 1994 gab es so eine Sicherheitszusage. Von Russland, USA und England. Tja. Die einzig valide Sicherheitszusage ist die Rueckgabe der damals an Russland ausgehaendigten Atombomben.

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Bedenkend dass Russland von einem Grossrussland traeumt, die jetzigen ehemaligen Ostblockstaaten als Fakestaaten bezeichnet, welche eigentlich heim ins Reich gehoerten, sollte fuer Europa hinreichend Motivation sein die Vorfront, dh das jetzige Bollwerk gegen Russland mit Allem zu unterstützen. Abgesehen von Polen und dem Baltikum sind die Leistungen eher bescheiden. Nun. Die waeren ja auch die Ersten.

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So viele Worte für eine Aussage: Angriffskriege sollen sich lohnen!

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Der Text ist ja ganz lustig, wenn man nur den Aspekt betrachtet, wie dasselbe Ergebnis jeweils als Sieg verkauft werden könnte.
Aber mit der Realität hat er kaum was zu tun. Wir werden ja sehen wo der Krieg im Dezember steckt, aber auf dieses Szenario würde ich nichts wetten.

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· editiert

Wurde glaub nicht erwaehnt.. es macht keinen Sinn die Sanktionen aufzuheben und so den Zustand zu legitimieren.

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Ich bedrohe dich mit Atomwaffen, du gibst mir dein Land und wir verkaufen es als Kompromiss. Gut geschwurbelt Republik (zum zweiten Mal)!

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Man sehe hin wie Kriege an denen die USA beteiligt waren geendet haben (von Vietnam über Irak, Libyen bis Afghanistan) und frage sich dann, ob 1. das dem Beitrag zu Grunde liegende, auf einer einseitig parteiischen Sicht basierende Szenario mit der Realität etwas zu tun hat und 2. ein neuer eiserner Vorhang mit einer Dominanz der USA in Europa im Interesse eines friedlichen Zusammenlebens liegt.

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Wie schief das gedacht und gestaltet ist, kommt schon in Folgendem zum Ausdruck:
„ Sie müssen Enttäuschungen so gering wie möglich halten und mit allen rhetorischen Tricks das Positive in den Vordergrund rücken, das bei den Verhandlungen für ihre Seite herausgeholt wurde.“
Putin muss gar nichts. Die Überzeugungskraft
dieses Diktators heisst: Gulag.
Und was für eine betuliche Selensky-Rede; halt am Schreibtisch eines nicht Betroffenen entworfen…
Für mich keine Vision, sondern ein Aufguss unrealistischer westlicher Wunschträume gewisser Kreise, die Ukraine möge doch bitte nicht so unverschämt sein, auf Rückgabe ihres gesamten Territoriums zu beharren. Damit w i r endlich wieder Ruhe haben - als Weihnachtsgeschenk, sozusagen…

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Die Republik hat schon bessere Artikel veröffentlicht. Schade für die aufgewendete Zeit.

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Es ist richtig, dass ein Weg gefunden werden muss, diesen Krieg zu beenden. Aber so ohne Weitsicht, darf er nicht sein. In diesem Artikel wird ein Krieg mit Waffen durch einen Krieg um Gewinn ersetzt. "Moderne Landwirtschaft" klingt nach Krieg gegen Natur und Artenvielfalt. Handel von angereichertem Uran und wieder "normale Handelsbeziehungen" zu Russland versprechen satte Gewinne. Da kann ja Nordstream2 in Zug seine Arbeit wieder aufnehmen. usw.
Wenn schon Visionen, dann wünsche ich mir eine Skizze von sinnvollen Wegen. Als Anfang okay. Ich denke, die Republik kann das noch besser.

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Bitte genau lesen: es ist die Rede von hypermoderner ökologischer Landwirtschaft. Was dies genau sein soll wird nicht ausgeführt - ich bin gespannt auf Genaueres, vielleicht auch mal ein Thema in der Republik.
Anstatt Kriegsrhetorik ist das Ausdenken von möglichen Auswegen keine Verschwendung von Zeit und Energie, und dem Autor hat es Spass gemacht in die beiden Figuren hineinzuschlüpfen. Ganz nebenbei nimmt er Politikersprache auf die Schippe.
Das Suchen und Ausdenken von konstruktiven Perspektiven ist auch eine Form, sich mit der Welt und der Ungerechtigkeit auseinanderzusetzen, Friedensfantasien brauchen wir.
Danke der Republik!

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Stimmt.

"hypermodernen ökologischen Landwirtschaft"

Der Artikel würde mich auch interessieren.

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einfach genial

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Ruth Erat
Mitverlegerin
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Ja! Eine andere Geschichte – endlich. Und ein realistischer Blick darauf, wie Frieden in einer Welt der Macht möglich ist. Weitererzählen! So kann, was erzählt ist, Wirklichkeit werden.

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Das Aufmacherbild ist herrlich (ich habe den Text noch nicht gelesen).
Der eine mit Tablet, Smartphone und einem Glas Wasser, der andere mit Papier, einem alten Tastentelefon und Kaffee. Die Unterschiede könnten kaum grösser sein.

OK, die Kravatte links wirkt seltsam (so haben wir den Mann die letzten Monate nirgendwo gesehen).

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Alexander Koerdt
Psychologe MSc.
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Es ist tragisch dass diese Szenarien unter Trump wahrscheinlicher sind als unter Biden. Biden wird nicht - wie seinerzeit Nixon in der Chinapolitik- über seinen Schatten springen können. Er wäre unglaubwürdig und seine Wahlchanchen noch geringer. Trump kann es sich leisten und würde sogar davon profitieren. Er wäre der Peachmaker. ...

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Die Weltpolitik beruht seit geraumer Zeit entscheidend auf europäischem, geistigen Gedankengut, das sich weigert, von Machtpolitik sich zu distanzieren und historische Wertungen nachzuprüfen.

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Es ist unfair, der Ukraine und Russland die Folgen europäischer Versäumnisse zu lösen aufzubürden.
Schon die Vereinigung Deutschlands kann man als Fehler sehen, denn Marx und Engels waren deutsche Denker, deren Ideen Europa spalteten.

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