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Das Problem mit anekdotischen Rückschauen ist der, dass sie gerne lückenhaft vorgenommen werden, um eine bestehende Meinung vermeintlich zu bestätigen. So auch in ihrem Artikel, wie mir scheint. Auf den Fotos aus ihrer Kindheit haben alle dicke Bäuche? Tanz- und Fitnessüchtige von heute sehen aus wie Marathonläufer? So eine Entwicklung müsste in der Statistik sichtbar werden. Tut sie aber nicht, ganz im Gegenteil. Die Arbeit "Der biologische Lebensstandard in der Schweiz seit 1800" von Kaspar Staub zeigt zum Beispiel, dass sich der body mass index der 20-jährigen Männer in der Schweiz seit 1875 konstant in eine Richtung entwickelt hat, nach oben. Auch die Statistik des Bundes zeigt seit 1992 eine Zunahme des mittleren Körpergewichts für alle Bevölkerungsgruppen.

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Janik von Rotz
Denkt mit.
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Ein Rundumschlag, den ich nicht ganz verordnen kann. Das Lesen war zugleich ein Gehornjogging und straffte die Muskeln im Halsbereich durchs Kopfnicken.

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... bei mir eher durch Kopschütteln...

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"beim Techno sind die Bewegungen minimal, elegant, effizient." Hm, entweder hat der Autor noch nie einen Technoclub von Innen gesehen oder er hat einen ganz anderen Begriff von Eleganz 😂

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Um noch einen ernsteren Beitrag zu leisten: Die Frage ist nicht, ob wir wirklich alle so vulnerabel sind, sondern ob wir alle optimierbarer sind. Und gemäss der (kapitalistischen) Wachstumslogik von "immer höher schneller weiter" ist das (Ideal) so.

Müllers Kultur- und Technikkritik à la Pfallers "Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft" und "Zwei Enthüllungen über die Scham", fällt etwas zu unkritisch, um nicht zu sagen nostalgisch, in ein "Früher (ohne Digital ist besser) war alles besser".

In den Sechziger-, Siebziger- oder den Achtzigerjahren gab es nicht nur Sex, Drugs and Rock'n'Roll, sondern auch Schönheitswettbewerbe, Bodybuilding, Barbies und Action-Heroes.

Müller bemerkt richtig: "Selbst­optimierung klingt nach Drill". Doch fehlt die Herleitung des Körperkults aus dem Geist des Krieges: Leistungsbereitschaft heisst Kampfbereitschaft. Das Körperideal ist ein soldatisches.

Die existenzielle oder vielmehr soziale und kulturelle Fundamentalkrise geschah schon viel früher (und immer noch früher): Sie kulminierte letzten Endes in die Erschütterung des Ersten Weltkriegs.

Man sprach im Gegensatz zum "Ancien Régime" und "Décadence" von einer "Neuen Gesellschaft" und vor allem von einem "Neuen Menschen". Und dazu blickte man ironischerweise auf noch Ältere: Der Klassizismus verehrte antike (Körper-)Ideale. Und der Wahlspruch "Mens Sana in Corpora Sano". Verbunden wurde dies aber mit den Errungenschaften der Aufklärung und Wissenschaft: Man registrierte und vermass alles mögliche, um Rückschlüsse ziehen zu können, und die Werte noch näher dem Vitruvianischen Ideal anzunähern.

Daraus entsprang um die Jahrhundertwende 1900 nicht nur die sich ausweitende Spa- und Wellness-Kultur, sondern auch Freikörperkultur (FKK), Rohkost und Vegetarismus, welche (nicht ohne Esoterik) im Kontext der "Lebensreform" angesiedelt ist (auf dem Monte Verità bspw). Dazu gehörten auch die Wandervögel, Jugend-Bewegungen und Turn-Vereine – die dann z. T. bereits zuvor "völkisch" geprägt in Deutschland von den Nazis vereinnahmt werden sollten.

So heisst es etwa auf https://de.wikipedia.org/wiki/Freikörperkultur:

"Noch lange Zeit nach der politischen Liberalisierung versuchten konservative Kreise das besonders unter urbanen Intellektuellen zunehmend populäre Nacktbaden als Sittenverfall zu bekämpfen. Als Gegenbewegung dazu formierten sich vor allem in Preußen, das traditionell toleranter war als andere Länder des Deutschen Reiches, lebensreformerische und naturistische Nacktkultur (FKK)-Vereinigungen, von denen es bereits 1913 über 50 gab. Der hohe ideologische Anspruch dieser Vereine zeigt sich in Namen wie zum Beispiel „Die neue Zeit“ oder „Bund freier Menschen“. Eine große Zahl der Naturisten jener Zeit kam aus der Wandervogel- beziehungsweise der Jugendbewegung.

Die frühen Protagonisten der FKK hatten unterschiedliche politische Ausrichtungen. Man wollte – pointiert formuliert – mit der Nacktheit entweder die Gleichheit aller Menschen erreichen oder aber die Rückkehr zu den abgehärteten, nackten Germanen, von denen der römische Schriftsteller Tacitus in seiner Germania berichtet. Wirklich ideologiefreie FKK-Vereine, die das Nacktsein einfach als die angenehmere und intensivere Art des Naturerlebnisses betrachtet hätten, gab es zu dieser Zeit kaum.

Die Anhänger der FKK hatten zumeist einen evangelischen Hintergrund[98] und bezogen in die FKK auch verschiedene Ernährungslehren wie Rohkost oder Vegetarismus wie unterschiedliche esoterische Lehren wie die Mazdaznanlehre und die Neugeist-Bewegung mit ein. Es sind eher linke wie auch dezidiert antisemitisch bzw. völkisch ausgerichtete Varianten bekannt, so letzteres bei der Runengymnastik in enger Beziehung zur Ariosophie. Die anfängliche starke politische Pluralisierung trug dabei auch zur breiten Verbreitung sowie zur heutigen Anerkennung als ideologiefreie Nackterholung bei.

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Leser, Biotech, Jazz, Sport
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Es gibt fast nichts geileres, wie ein kleines kaltes Bier nach einer Radfahrt. Apropos „geil“: Warum soll viel Sex schädlich für (Bonds) Fitness/Körper sein?

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Ich glaube, die Aussage, dass Sex schädlich sein könnte, bezieht sich auf die Aussage, dass in Bond-Filmen keine Kondome benutzt werden. Und Sex, der nicht safe ist, birgt ja schon ziemlich Risiken.

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Leser, Biotech, Jazz, Sport
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Also mir kommt gerade keine Bond Szene in den Sinn, in welcher die Kondomfrage beantwortet werden könnte.

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Roland Messmer
Sport- & Erziehungswissenschaftler
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Die alten (sportfreien) Zeiten wunderbar beschrieben. Und wenn heute Filme in den 1960er Jahren spielen, wird zwar fürchterlich Kette geraucht, wie z.B. in Mad Man, dann muss der arme Don trotzdem regelmässig schwimmen gehen. Wie er das schafft, bleibt mir rätselhaft…

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Martin Hafen
Präventionsfachmann, Soziologe
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Danke für den Text. Eine Frage bleibt jedoch: Warum steigt das Durchschnittsgewicht der Bevölkerung seit Jahrzehnten trotz der beschriebenen Entwicklungen?

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Wenn ich nur daran denke wie Constantin Seibt über diese Thematik schreiben würde, mit seinem feinsinnigen Humor, seiner Art vielschichtig zu denken, die nie belehrend ist, aber immer verblüfft. Ja dann, kommt mir diese Abhandlung wie ein schlecht geschriebener Schulaufsatz vor.

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....hmmm. Toll geschriebener Artikel, aber ein sommerlicher Spaziergang am See zieht dem Argument alle Zähne... und sogar im Fitness denke ich oft, dass man das Jahresabo viel zu wörtlich versteht, gemeint ist nämlich nicht ein Mal pro Jahr....

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Leserin, Lebensgeniesserin
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Ausgezeichneter Artikel, herzlichen Dank! Besonders der letzte Satz bringt es auf den Punkt und spricht mir aus dem Herzen!

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