Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Hmmm. Irgendwie unbefriedigend. Freute mich auf eine informativere Geschichte und gründlichere Analyse des Jurakonflikts. Stattdessen ein paar subjektive Impressionen und Innuendos. Wo kann ich finden was ich suche? Wenn möglich aus mehreren Perspektiven? Kann die Republik das bieten?

29
/
8
Mitglied Genossenschaftsrat Project R
·

Wer nach diesem Interview noch mehr zu Uhren und Anarchismus aus dem Jura mag: den Film "Unrueh" (soeben erschienen, Filmcoopi, Cyril Schäublin) find ich äusserst empfehlenswert. Ruhig, mehrsprachig und wunderschön...

17
/
0
Toni & Inge Bucher Müller
Rentner macht Pause
·

Dazu der präzise und stimmige Artikel zum Film, der unseren Horizont erweitert hat.
https://www.tagesanzeiger.ch/dieser…1046329359
Lassen wir uns überraschen, was die Jurassier:innen der 🇨🇭 Bevölkerung und ihren Nachbarn „ennet dr Grenze“ noch anbieten werden.

0
/
0

Ein richtig einsichtsreicher Beitrag zum “merkwürdigen Kanton”. Als grbürtiger Bieler Millennial weiss man einiges und doch nichts über den mürrischen Kanton; die komischen Kautze, die ab und zu an einem Pètanque-Turnier in Biel mitmischen, Wortkarge die dann, wenn sie mal was stammeln, nicht wirklich verstanden werden von Deutschsprachigen. Die Region, in die man hie und da reist, um Boules-Wettkämpfe zu spielen, wo dann alle wie eine Familie zusammen morgens um 9 Uhr Selbstgebrannter saufen. “Da, wo die Zeit stehen geblieben ist”, heisst es unter uns.
Dieser Beitrag erklärt meine Gefühlslage bestens und lässt mich noch mehr mit dem jurassischen Geist sympathisieren. Ich were definitiv de Roulet in meine Bücherregale einreihen. Danke!

12
/
0

Nur so am Rande erwähnt: Die Bilder zeigen nicht den Kanton Jura, sondern den Jura.

12
/
0
· editiert

Ich brauche oft länger, um auf einen Text zu reagieren. Dieses Interview hat mich lange nun beschäftigt.
Fast zwei Jahre haben wir mit Freunden in einem Nordtal des Tessins ein Rustico gemietet und haben viel Zeit dort verbracht. Wir kamen den Menschen näher und befassten uns mit der Geschichte. Und wir führten gute Gespräche, diskutierten auch Themen, welche insbesondere die (noch ganzjährig) ansässigen Menschen dieser Täler beschäftigen. Und ja, sie haben zumindest eine privilegierte Gegend, der Tourismus spült viel Geld in die Kasse.
Die Dauermiete ging zu Ende und wir wollten etwas festes für uns, welches auch von uns schneller erreichbar ist. Und zog es uns in den Kanton Jura. Oder sagen wir, in die Juragegend, weil wir das Juragebirge wie die Berge sehr gerne mögen. Und nun haben wir grosse Freude, einen Bauernhof in einem kleinen Ort gekauft und renoviert zu haben und mit einigen Dorfbewohnern einen regen und guten Kontakt haben.

Ich respektiere, dass wir dort immer "Fremde" bleiben werden. Unsere gute Freundin im Tessin, welche dort schon über vierzig Jahre wohnt und arbeitet, schon fast alle Tälerdialekte spricht und versteht, wird immer noch von manchen als "Nichtheimische" betrachtet.

Der Volksentscheid, im eigenen Land einer Gruppe von Menschen eigene Grenzen zu geben, hat mich als damals junger Mensch sehr berührt. Und ich warf, ohne alle Hintergründe zu wissen, ohne Zweifel ein Ja in die Urne. Und ich habe den Untergang der Uhrenindustrie auch miterlebt, wenn auch nicht als Betroffener.

Wenn ich mit den Bauern in unserem jurassischen Ferienort spreche, dann sind sie auf die Franzosen, welche ein paar hundert Meter vom Dorf wohnen, nicht sehr gut zu sprechen. Wenn etwas im Dorf weg kommt, dann war es bestimmt immer ein Franzose.

Mir ist das Links-Rechts-Schema-Denken zutiefst zuwider und das Gut-Böse-Schema wird noch heute dermassen inflationär verwendet, als wären wir in den kruden Jahrzehnten der Reformation stecken geblieben. Hüben wir drüben pickt jemand einfach etwas aus der Geschichte, macht daraus ein Tamtam und verkauft es als die einzige Wahrheit.

Das Aussterben der "Lädeli" in den kleinen Dörfern, insbesondere in den Grenzorten zu Frankreich, hat vor allem zwei Gründe. Und das ist nicht von mir, sondern von den Dorfbewohnern: die Einführung des Euro und der zweite Grund die Nationalstrasse bis nach Belfort. Kein "Lädeli" hätte alleine von der Lokalbevölkerung getragen werden können. Die Franzosen halfen tatkräftig mit.

Mich stört nicht den Jura so zu sehen, wie man ihn empfindet oder ihn empfunden und erlebt hat. Im Gegenteil, ich finde diese Kontraste dienen der Vielfalt und der Diskussion. Mich stört nur, dass im Interview ein Bild abgegeben wird, was wir so nicht erleben. Und das wohl meine Sicht, niemals einfliessen darf, weil ich dort nicht aufgewachsen bin. Die Freundlichkeit, die Hilfsbereitschaft die wir von den Menschen widerfahren, ist wunderbar und höchst angenehm und vor allem gegenseitig. Und ich frage mich schon ob das eine wichtige Frage ist, ob die Jurassier auch Schweizer sind oder nicht. Zumal ich "Den Schweizer" bis heute noch nicht gefunden habe. Aber ich befasse mich auch nicht mit dem Gedanken, dass ich als ehemals besetzter Kanton mich von ehemaligen Besatzer abgrenzen muss oder nicht. Oder ich als Aargauer auch Schweizer bin, darüber würde ich wohl nachdenken, wenn ich viel, viel Zeit hätte und wir allesamt sämtliche wichtige Probleme der Menschheit gelöst haben.

Und zum Schluss noch dies: nervte sich ein Bewohner dieses Dorfes, welcher für die Gemeinde Flugblätter in alle Haushalte verteilte, über folgendes: es würde mancher Dorfbewohner keinen Schritt in den kleinen Laden im Dorf machen, weil der Besitzer etwas komisch sei ... lieber würden sie in die Stadt fahren in die grossen Einkaufsläden. Er könnte das nicht verstehen. Es kam mir bekannt vor.

11
/
0
Beobachter
·

Gratuliere, Sie haben diese Situationen der Aussenseiter sehr gut wiedergegeben ich erkenne da ein Muster. Ich gratuliere zum Hof und wünsche Gelassenheit und Freude die so etwas bringen kann.
Es ist leider so, es gibt immer und überall eine Hackordnung und in ländlichen Gegenden ist dies viel sichtbarer da es weniger zu Behackende gibt.
Und als zu einer Minderheit gehörenden Individuum, werden sie auch mit der gesetzlichen Ungleichbehandlung leben müssen weil sie wahrscheinlich als nicht Landwirt im Landwirtschaftsgebiet leben.

6
/
0

Danke Anonym 3 für die Rückmeldung. Täglich mit Konflikten zu tun, bin ich so langsam gegen Ende meiner beruflichen Tätigkeit zum Schluss gekommen, dass wir uns wohl mehr für Gemeinsamkeiten inklusive den gegeben Unterschieden einsetzen müssten.
Die Schafe des Biobauers oberhalb unseres Grundstückes dürfen jeweils unsere grosse Wiese "abmähen". Dafür kriegen wir etwas Holz für unsere Aussenfeuerstelle. Geht doch ...

5
/
0

Für mein Empfinden ein bisschen viel linke Nostalgie und Verklärtheit, mit denen die Autorin und der Autor dieses Interview angegangen sind. Daniel de Roulet ist da in seinen Antworten viel pragmatischer. Vor allem was die Gegenwart des Kanton Jura angeht. Eine Frage an De Roulet vermisse ich zudem. Weshalb hat der Kanton Jura das Verhüllungsverbot (Burkaverbot) mit den deutlichsten Ja-Stimmen (60,7 Prozent) aller Kantone angenommen?

16
/
5

Weil in einem "linken Kanton" es allen klar ist, dass man politische Symbole von Unterdrückern nicht goutiert.

4
/
3

Weil wir es alle so daneben finden, dass die misogynistischen Muslime ihren Frauen vorschreiben, wie sie sich zu bekleiden haben, schreiben WIR nun stattdessen diesen Frauen vor, wie sie sich zu bekleiden haben? Naja, die Logik ist nicht über alle Zweifel erhaben.

6
/
1
Interessierte Durchschnittsbürgerin
·

Als Tochter von Deutschschweizern im Jura geboren und aufgewachsen (Jahrgang 1973) hat mich dieser Artikel besonders interessiert und dann irritiert. Ich muss wohl Staatsräson lesen, um schlauer tu werden. Trotzdem danke, das Thema aufgenommen zu haben. Die Bücher von D. De Roulet sind jedenfalls lesenswert und auf den Film „Unrueh“ von Cyril Schäublin freue ich mich sehr!

10
/
0

Ich habe meine Zweifel, ob es eine gute Idee war, den Kanton Jura mit diesem Interview einer deutschschweizer Leserschaft näherzubringen. Abgesehen von den Bielern und Baslern, die den Jura vor der Haustüre haben, ist diese Gegend für viele hier terra incognita.
Meine Eltern haben im Herzen der Freiberge in den fünfziger Jahren einen Bauernhof gekauft. Ich war daher oft dort in den Ferien und habe den Separatismus hautnah miterlebt. Der Jura war stets ein Fremdkörper im Kanton Bern, ein Trostpreis für den Velust der Waadt. Die Mentalitätsunterschiede waren und sind wohl immer noch gross.
Ein wesentliches Element des Separatismus war der Kampf gegen das EMD, welches insbesondere im Gemeindegebiet Les Genevez einen grossen Waffenplatz realisieren wollte, ein Projekt, das am Widerstand der Bevölkerung scheiterte. Ein bedauerlicher Kollateralschaden dieser Bewegung war, dass die sehr schöne alte ferme im Bois Rebétéz in Flammen aufgung. Bekannt ist auch das Plakat des jurassischen Malers Coghuf "Sauvez les Franches Montagnes".
Eine der besten Analysen des Jurakonflikts ist immer noch "Le Jura irlandisé" von Daniel Charpilloz.
Die drei Jura-Abstimmungen sind im Jura als Betrug wahrgenommen worden, weil sie dazu führten, dass nur ein kleiner Kanton entstand. Der Kampf um Moutier ist eine Folge davon.
Trotzdem hat der Jura profitiert: Saignelégier, das vor der Kantonsgründung eine run-down-place war, blühte auf und ist nun ein gut funktionierendes Regionalzentrum mit Centre des Loisirs, Läden, Supermärkten und sogar einer Buchhandlung. Vorher machte man fast alle Einkäufe in Tramelan.
Ich teile die Auffassung von de Roulet nicht, dass im Jura nur Armut herrscht. Es genügt, die schön renovierten Häuser von Les Chenevières oder anderen kleinen Orten zu sehen um zu bemerken, dass da durchaus Wohlstand herrscht.
Natürlich wäre es eine gute Idee, wenn der ganze Schweizer Arc jurassien einheitlicher zusammengefasst würde, wie der Anonymus anregt. Eine neue Publikation "101 merveilles du Jura franco-suisse" behandelt sogar den ganzen Jura, dessen grösserer Teil in Frankreich liegt, als Einheit.
Wer von Biaufond durch die Combe de Biaufond nach La Ferrière aufsteigt, startet im Kanton Neuenburg, erledigt die gefährlichste Etappe mit den langen Leitern vor dem Cul des Prés im Kanton Bern, legt dann ein kurzes Stück im Kanton Jura zurück, um erneut in den Kanton Bern zu wechseln. Das könnte man gewiss ändern.

13
/
3

Wo kann ich Le Jura irlandisé von Daniel Charpilloz finden?

1
/
0

Versuchen Sie es mal hier .

3
/
0

Ich muss mich entschuldigen: Der Autor heisst Alain Charpilloz. Aber das Buch Le Jura irlandisé dürfte nur noch antiquarisch zu finden sein.

5
/
2
Beobachter
·

Es war sehr interessant diesen Bericht zu lesen und würde gerne etwas über die "Facts" der Zeit um 1800 - 2020 aus dem Jura lesen.
Etwas ähnliches wie Der Eggiwiler Rebell, Die Furgge, oder Emmentaler und Nostrano.
Alle illustrieren das Problem mit dem ancient Regimes, aus dem Bauernaufstand und die Täufer Verfolgung und, ich denke, schlussendlich auch der Kanton Jura resultierten.
Täufer wurden ja auch in den Jura ausgeschafft, wenn sie den Galeeren entgingen. Oder die Hugenotten die auch Unterschlupf im Jura fanden war ein weiterer Einfluss der die Bewohner des Jurabogens geprägt hat. Ich denke der Jura besteht aus einer sehr heterogenen Gesellschaft, mit einem "touch of" Internationalität durch die Uhren und Schmuck Industrie in einer sehr ländlich geprägten Struktur.

11
/
2

Mich hätte wunder genommen, was Herr de Roulet von einer Fusion der Juraregionen zu einer administrativen Einheit hält. Pierre-Alain Rumley von der Uni Neuchâtel hat zum Beispiel mal das Modell einer Neun-Kantone-Schweiz angeregt, in dem der Kanton Jura mit dem Kanton Neuchâtel und dem Berner Jura zum Kanton «Jurabogen» zusammengefasst würden. Von aussen erscheinen die Interessen dieser Regionen wegen ihrer geteilten Geografie, Geschichte und Kultur sehr ähnlich gelagert.

10
/
2
Chance für ein Umdenken?!
·

Danke für dieses aufschlussreiche Interview! Als Bieler, der seit vielen Jahren in der Region Basel lebt und regelmässig auf der Transjurane hin und her fährt, werde ich dies mit neuem Blick tun.

7
/
0
(durch User zurückgezogen)
Toni & Inge Bucher Müller
Rentner macht Pause
·

Dankeschön: beinahe ein AMUSE BOUCHE (Amuse Gueules) zur BR-Wahl vom 7. Dezember 2022.

5
/
0
Mathematiker
·

Ungefähr in der Mitte des Interviews steht „Dann kam es im Parlament zu einem Eklat zwischen Bundesrat Furgler und einem jurassischen Parlamentarier, einem Separatisten.“. Ich hätte mir gewünscht, dass der Name dieses Parlamentariers hier genannt würde. So muss jedeR, der/die es wissen will, selber recherchieren. Warum?!

6
/
1

Der Herr hiess Jean-Claude Crevoisier. Warum wir ihn nicht genannt haben? Weil der Name aus journalistischer Sicht nicht zwingend nötig war. Die Reduktion gehört zur journalistischen Praxis. Sonst entstehen keine Texte, sondern Anhäufungen von Fakten.

1
/
0
Mathematiker
·

Danke!

0
/
0
Mathematiker
·

"Furgler wollte einen katholischen Kanton mehr." Ist das die Meinung von Daniel de Roulet, oder ist das belegt?!

3
/
1

Guten Tag Herr A., besten Dank für Ihre Frage. Und bitte entschuldigen Sie die späte Antwort. Das ist nicht belegt, aber neben Daniel de Roulet vertreten noch andere diese These. (Das können Sie etwa in diesem Artikel lesen: https://www.bernerzeitung.ch/bundes…432328696.) Ein Teil der Akten zu den damaligen Vorfällen ist weiterhin unter Verschluss, wie im Interview angesprochen.

2
/
0
Mathematiker
·
· editiert

Danke!
– Der Artikel der Bernerzeitung ist wohl nicht mehr online, der Link führt auf 404 ...

0
/
0