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Der Artikel ist mit dem vielen Hin-und Herspringen zwischen drei Autoren und einer fehlenden Einführung, was nun jeweils im jeweiligen Buch etwa steht, die etwas Boden hätte schaffen können, schwierig zu lesen. Das Thema ist aber brandaktuell. Dass es "in den Feuilleton verbannt wurde" ist aber typisch. Gleichzeitig wird dem Ökonomen Stieglitz ein Artikel im Hauptteil gewidmet, weil er ja so viel wichtiger ist und von Wirtschaft und Kapitalismus schwafelt (exgüsi) und den Wettbewerb hochlobt (Wettbewerb ist übrigens das Gegenteil von Solidarität). Der Dialog zwischen den Sozialwissenschaften und der Ökonomie ist leider schon länger abgebrochen, da die Ökonomen an die Macht gekommen sind (da hat Stieglitz wieder recht) und damit keinen Bedarf mehr sehen sich ausserhalb ihrer Disziplin zu informieren. Also liebe Republik macht doch noch eine vergleichende Rezension über die Disziplinen hinweg.

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Sehr geehrter Herr Martignoni, haben Sie vielen Dank. Damit es sich nicht doppelt/verzweigt, habe ich auf Ihren neueren Kommentar zum Thema unter dem Binswanger-Artikel geantwortet (https://www.republik.ch/dialog?t=ar…8af105bb91).

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· editiert

Was heisst ins Feuilleton verbannt? Diese Aussage sagt einiges über den Absender, aber nichts darüber hinaus. Herzlich, CM

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Wohin driften wir? Das kapitalistische System hat schon mächtig abgewirtschaftet,
aber es kann noch mehr. Wenn wir die gegenwärtige Entwicklung weiterschreiben,
dann kann das nicht gut herauskommen. Solidarität als frommer Wunsch ist am Verschwinden, ihre Zerstörer werden glanzvoll gewählt, an ihre Stelle tritt nur noch
mehr vom Gleichen: totaler Eigennutz, Wettbewerb, Abgrenzung von anderen. Diese
Art von Gesellschaft kann die anstehenden Probleme (Strukturwandel, Migration, Prekarisierung, Klimaschäden) nicht lösen, sondern verschlimmert sie. Somit sind
dann Grassroots-Aktivitäten wohl die einzige Chance, Schlimmes und Schlimmstes
zu verhindern.

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Noch eine Bemerkung zu Ihrem Satz:

Sie [die Solidarität] muss auch die Reichen umfassen. Man könne die Reichen «nicht auf den Mond katapultieren», sie müssten ihren Beitrag leisten.

Dies klingt nach der gut schweizerischen "Sozialen Partnerschaft". Wie aber ist es um diese bestellt, wenn - populistisch ausgedrückt - die globalen 0.1% bereits Raumschiffe konstruieren, um sich im Falle des worst case selbst "auf den Mond" zu katapultieren, während sie zuvor die Gewinne privatisierten und die 99.9% die Verluste sozialisieren mussten?

Wie müssten dann Budes "Bastionen" aussehen?

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Genau das ist die Frage!

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Aber was wäre die Antwort? Die Frage war:

Wie müssten dann Budes „Bastionen“ aussehen?

Wir beklagen, dass die einen buchstäblich und metaphorisch in gated communities leben, ja gar auf anderen Planeten. Doch das Perfide an diesen oft populistischen Anklagen ist, dass Teile des ehemals integrativen Mittelstands durch ihr Treten nach oben und nach unten sich in die eigenen gated communities zurückziehen wollen. In die Bastion des „kleinen Wir“. Sei es die Nation, sei es die „Festung Europa“ - inmitten dieser die Schweiz der Palas oder Bergfried darstellen würde.

Diejenigen ohne Bastion, die etwa „vogelfrei“ ohne Rechtsraum sind und von allen Bürgerrechten entkleidet als homo sacer (Agamben) ausserhalb und innerhalb der Mauern in den Grenzgebieten, Bruchlinien und Rändern leben, verweist Budes Solidarität des „grossen Wir“ auf die Idee der Universalität.

Eine Universalität, die negativ durch die inneren Antagonismen in den partikulären kleinen Wir aufbrechend aufscheint. Und positiv durch eine emanzipatorische Utopie oder durch die Idee der Menschenrechte transzendiert wird. So ist es diese Idee, die den schutzlosesten Menschen eine Bastion gibt. Einen Rechtsraum. Eine schützenswerte Würde.

Die Frage ist nur: Vermögen wir das? Und wenn nicht: Wie könnten wir das vermögen?

Eine entscheidende Voraussetzung zur Realisierung dieser Idee ist das niemals in Zynismus resignierende (selbst-)kritische Bewusstsein und eine entsprechende (selbst-)kritische Praxis. Kritik als Tugend. Eine Tugend, die der entsprechenden Bildung bedarf. Der Kultivierung. Der Kultur.

Hierzu ist aber nicht nur die Politik gefragt. Sondern wir alle als Gesellschaft.

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Update zu "Man könne die Reichen 'nicht auf den Mond katapultieren', sie müssten ihren Beitrag leisten": "Jeff Bezos will auf den Mond - 'um zu bleiben'".

Zitate aus dem entsprechenden NYT-Artikel:

[H]e argued that humanity must eventually push into space.

Rising energy consumption is crucial to raising the standard of living for more people, but “We will run out of energy,” Mr. Bezos said. “This is just arithmetic. It’s going to happen.”

At that point, to remain on Earth would require rationing and declining opportunities. But the rest of the solar system offers virtually limitless resources. “Do we want stasis and rationing or do we want dynamism and growth?” he asked rhetorically. “This is an easy choice. We know what we want. We just have to get busy.”

Sozusagen die arithmetische Konsequenz von Unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten.

Der Kommentar vom Guardian passt immer noch:

[A]re they just gearing up to wash their hands of the planet and leave the rest of us to clean up? By pushing outward while ignoring the problems it causes back on the home turf, are they effectively creating a galactic upper class that rests on the backs of the earthbound? Even if that’s not literally the plan, it may be the ultimate outcome.

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Liebe I. C., herzlichen Dank für Ihre Gegenüberstellung dieser zwei (bzw. drei) aktuellen Bücher.

Guilluy plädiert ja gleichsam als "linker Konservativer" (Sloterdijk) für die "Retrotopie" (Bauman) der sozialdemokratischen Wohlfahrtsgesellschaft, inkarniert durch das mittelständische wie klassenkämpferische Arbeiter-Volk. Dieser Rückbezug an eine glorreiche Vergangenheit hat dabei den Vorteil der inhaltlichen Sättigung.

Bude hingegen versucht sich erneut an eine Utopie, welche den Nachteil hat, ohne konkreten Inhalt zu sein. Nur vage Idee und grober Entwurf.

Bude aktualisiert m.M.n. eine Synthese zwischen emanzipatorischer Moderne und desillusionierter Postmoderne. Letztere verabschiedete sich bekanntlich von der "Totalität", die stets "die konstitutiven Anderen" ausschliesste (Levinas). Und erlaubte sich nur noch dem "n-1" (Deleuze) zu widmen: der "Multitude" (Negri/Hardt), also Mannigfaltigkeit ohne Einheit und "Patchwork der Minderheiten" (Lyotard).

Dieser Verlust des "Prinzips Hoffnung" (Bloch) und der "rasende Stillstand" (Virilio) der zukunftslosen Gegenwart (No Future) korrelierte mit dem neoliberalen Prinzip TINA (There Is No Alternative). Und hinterliess eine Left Melancholy (Brown).

Bude nimmt die nunmehr klassisch gewordenen postmodernen Begriffe wie Begehren, Intensität, Futurität, Drittes i.S. von Anderes als Transzendentes oder Erhabenes und bringt sie mit dem alten modernen Begriff der Solidarität zusammen.

  • Solidarität als Begehren "nach Gesellschaft, die mehr sei als eine Addition von Einzelnen"

  • Solidarität als Intensität, "als Angebot eines höchsten Erlebens"

  • Solidarität als Transzendenz, als "Vorgriff auf 'ein Drittes'"

Solidarität wäre somit kein Zustandsbegriff, sondern ein Bewegungsbegriff. Solidarität strebt demnach immerzu nach einem "absoluten Aussen", einem uneinholbaren "grossen Wir". Das wir entwerfend als eine stets "kommende Universalität" verkörpern und somit stets Utopie bleiben muss.

Entscheidend dafür, dass wir nicht in "kleinen Wirs" stehen bleiben, ist also das kritische Bewusstsein des stets unbefriedigten Begehrens. Dass wir nie dort sind, wo wir hin wollen. Dass das "kleine Wir" nur ein falscher Abklatsch ist. Dass die Illusion nicht die Idee ist.

Die Frage ist nur: Vermögen wir das? Und wenn nicht: Wie könnten wir das vermögen?

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Solidarität als Intensitätserfahrung: z.B. an der Kulturlandsgemeinde in Teufen AR letztes Wochenende. Ich wünsche mir und Allen überall mehr in diese Richtung. Bedanke mich bei der Republik für das Weiterverfolgen des Themas

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