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Angehörige eines Suizidopfers
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Eindrückliche Rechnung!
Man könnte auch noch die Folgekosten der viel zu vielen Suizide anführen - auch für die AHV, bei der Kosten für Hinterbliebenenrenten entstehen.
Was ich allerdings auch sehe: Bei aller Dringlichkeit, Therapien psychischer Erkrankungen, wie bei allen anderen Krankheiten, auch durch die Krankenversicherung zu finanzieren, müssen wir aufpassen, dass nicht genau die immer höher steigenden Krankenkassenprämien einer der Faktoren sind, welche mithelfen, Menschen krank zu machen.
Aber das ist eine andere Baustelle und ganz gewiss gibt es Bereiche in der Medizin, die absolut unhinterfragt viel höhere Kosten verursachen.

Jedenfalls danke ich herzlich für das wichtige Thema und die sorgfältige Bearbeitung!

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Es ist gut, dass die „Republik“ dieses individuell und gesellschaftlich so wichtige Problem engagiert und fundiert aufgegriffen hat.
Zu Recht wird in diesem Artikel erwähnt, dass depressive Erkrankungen in weiten Kreisen immer noch tabuisiert und abgewertet werden. Das zeigt sich nicht nur in den beschämend tieferen Stundenansätzen von psychiatrischen und psychologischen Fachpersonen im Vergleich zu medizinisch invasiv tätigen Fachpersonen, sondern zum Beispiel auch darin, dass, trotz einiger Verbesserungen in den letzten Jahren, die Invalidenversicherung die Hürde für psychisch Kranke zum Erlangen von Leistungen immer noch höher ansetzt als für somatisch Erkrankte. Das alles kann nur als Ausdruck einer gesellschaftspolitisch fehlenden Wertschätzung von psychologischer und psychiatrischer Arbeit und Diskriminierung von psychisch Kranken gewertet werden. Dass eine solche Diskriminierung neben zusätzlichem menschlichen Leid letztlich zu höheren sozialen Kosten führt, wollen viele zuständige Politikerinnen nicht einsehen. Um so mehr finde ich es sehr gut, dass hier so klare und überzeugende Kostenberechnungen durchgeführt werden.
Es kann meiner Ansicht nach auch nicht genug betont werden, wie wichtig die Vernetzung aller Expert
innen im Bereich der Behandlung psychisch Erkrankter ist. Als langjähriger Grundversorger in einer Landpraxis mit einer Zusatzausbildung in psychosomatischer und psychosozialer Medizin habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich körperliche Beschwerden – die häufig als Eintrittsbillet zur medizinischen Versorgung dienen – oft als durch depressive Erkrankungen verursacht oder zumindest verstärkt erweisen und wie notwendig und hilfreich das Einbeziehen seelischer und sozialer Faktoren in die Therapie ist. Viele leichtere depressive Erkrankungen können in der Grundversorgerpraxis behandelt werden, und in einem guten Netzwerk mit psychiatrischen und psychologischen Fachpersonen können auch schwerere Fälle optimal betreut werden.
Aus diesen Gründen ist es für mich auch klar, dass wir zu einem Anordnungsmodell (in welcher Ausgestaltung auch immer) wechseln müssen. Die Gründe für den Widerstand von Erich Seifritz gegenüber einem solchen Modell kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin aber klar der Meinung, dass die psychiatrische Arbeit endlich fair honoriert und die diesbezüglichen Tarife den übrigen medizinischen Tätigkeiten angepasst werden müssen.

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Auch von mir ein grosses Dankeschön an Ivo Scherrer und die Republik, dafür, die Depression aus dem Schatten ans Licht zu holen. Und dabei sich für eine sorgsame Politik und Arbeit zu engagieren, so dass wir letztlich als Gesellschaft einen besseren, ja angemesseneren Umgang damit lernen.

Wer mehr über den komplexen Zusammenhang zwischen Krankheitsbild "Depression", Wissenschaftsgeschichte (Medizin, Psychiatrie und Psychopharmakologie) und Psycho-Sozialgeschichte (Kapitalismus, Neoliberalismus und Individualismus) lesen will, sei Alain Ehrenbergs Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart (frz. 1998, dt. 2004) ans Herz gelegt.

Auch folgende Bücher sind empfehlenswert:

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Vielen Dank für die beiden fundierten Beiträge. Als ehemalige Psychologin/Psychotherapeutin ist mir das Problem der Delegation resp. der fehlenden Krankenkassen-Anerkennung bestens bekannt. Die Aufstellung der dadurch erzeugten Kosten ist überzeugend. Bleibt zu hoffen, dass auch viele Politiker diese Artikel lesen.

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Ob die Kosten-Schätzung der OECD konservativ ist, kann der Autor kaum beurteilen. Solche Schätzungen haben immer einen ideologischen Hintergrund. Vor allem aber ist es ja nicht so, dass diese Kosten verschwinden würden, gäbe es nur die richtigen Therapien.

Wie der Artikel richtig sagt, muss der Schmerz (das Leiden) der Ausgangspunkt für die Kostenübernahme durch die Krankenversicherung sein. Und deshalb wird es entscheidend darauf ankommen, dass die Diagnose für eine Therapie seriös gestellt wird. Ich habe genug Fälle erlebt, wo Arbeitnehmer (und Arbeitnehmerinnen, um republikmässig korrekt zu sein) nach der Kündigung durch den Arbeitgeber vom Psychiater ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis erhalten haben und dann für sehr lange Zeit die KTG-Versicherung beanspruchten.

Es ist ok und vermutlich auch dringend geboten, dass krank machende oder gar iunvalidisierende Depressionen (aber z.B. nicht unbedingt leichte Episoden nach ICD F 32.0) auf Kosten der OKP behandelt werden können, bzw. dass die Anordnung einer Therapie für solche Störungen einfacher wird, Das Risiko einer unkontrollierten Leistungsausweitung ist aber hoch.

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