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Kritischer Leser
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"Natürlich verkehrte auch Wladimir Putin, der in den 1990er-Jahren in der Sankt Petersburger Verwaltung arbeitete und von 1992 bis 1996 Vize­bürgermeister der Stadt war, in diesem Restaurant."
Weder war Putin in St.Petersburg ein einfacher Verwaltungsangestellter, noch Prigozhin ein einfacher Gastronomie-Unternehmer. In Catherine Belton's "Putin's People" kann man nachlesen, was damals tatsächlich ablief: Eine "Allianz zwischen Putin, seinen KBG-Alliierten und dem organisierten Verbrechen, die es darauf ablegte, einen Grossteil der städtischen Wirtschaft zum gegenseitigen Vorteil zu betreiben." Tatsächlich war das eine Vorschau auf das System, das Putin als Präsident Russlands installieren sollte, und da passte Prigozhin akkurat hinein: Ein ehemaliger Gangster, der zum Geschäftsmann von Putin's Gnaden mutiert war. Und ein mit allen Wassern gewaschener Geheimdienst-Mann, der keinerlei Berührungsängste gegenüber der russischen Unterwelt hatte und im Jahr 2000 von den Silowiki, d.h. den Spitzen von Geheimdiensten und Militär an die Spitze des Staates manövriert wurde: Tatsächlich übernahmen die Silowiki damit den russischen Staat wie die russische Wirtschaft. Wer von den mächtigen 90er-Jahre-Oligarchen nicht spurte, wurde eingekerkert, ins Exil getrieben oder umgebracht. Prigozhin wurde als Söldnerführer allerdings zunehmend selbstherrlich und zuletzt zum sprichwörtlichen Hund, der die Hand biss, die ihn gefüttert hatte: Unvorhergesehene Folge eines Kriegs, der bereits mit dem misslungenen Angriff auf Kiew aus dem Ruder gelaufen war und seither langsam aber sicher das System Putin wie Russland und die Ukraine zerstört. Prigozhin selber ist mit diesem halben Aufstand allerdings zur Leiche auf Urlaub mutiert: So etwas ist für Putin und seine mörderischen Spiessgesellen "Ehrensache".

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Für Putins Geheimdienste wird die Arbeit wohl nicht ausgehen.... und schlussendlich sind Diktatoren nur noch alleine unterwegs.... Ihr Misstrauen ist gigantisch. Für die Ukraine leider keine Entspannung in Sicht!

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Politologin
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Ich habe zum Thema vieles gelesen, aber keiner der Texte gab so gründlichen Hintergrund! Herzlichen Dank dafür.

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Prigoschin soll ja auf seinen Kanälen die offizielle Begründung für den Überfall auf die Ukraine als unwahr bezeichnet haben: Weder die Ukraine selbst noch die NATO hätten vorgehabt, Russland anzugreifen. Wie ist denn dieser Umstand zu beurteilen? Immerhin demontiert seine Aussage einen zentralen Punkt der russischen Lügenpropaganda.

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System Engineer
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Bezüglich der Unterschrift zum Bild und der Darstellung von Wagner.
Soweit ich mitbekommen habe, zog Wagner aus Bakhmut ab, nachdem sie es eingenommen hatten.
Sie übergaben die Posten an die normale russische Armee. Erst danach begann die ukrainische Armee wieder vorzurücken.
Sie hatten zwar grosse Verluste (etwa ein Mann pro Meter) waren aber die Einzigen welche auf der russischen Seite überhaupt Erfolge in den Winter Monaten hatten.
Das solle jetzt nicht Wagner in irgendeiner Weise loben sondern mehr aufzeigen, dass sie im Vergleich der normalen Armee wohl doch einiges besser Arbeiten.

Beim Vormarsch auf Moskau trafen sie auf praktisch keinen Widerstand.
Die Verteidigung wirkte auch ziemlich planlos und von offizieller Seite gab es ja nicht wirklich viel Kommunikation und die Ansprache von Putin war sehr dürftig.
Ich hätte jetzt nicht darauf wetten wollen, dass die Polizei in Moskau vor Ort viel ausrichten kann.
Auf längere Sicht hätte es Wagner sicher schwer gehabt zu gewinnen, aber es wäre für beide Seiten ziemlich hässlich geworden.
Alles in allem war der Ablauf und insbesondere das Ende sehr absurd.

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Danke für diese interessanten Hintergründe 🙏🏻

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Wie ich einer mittlerweile ueber einem Jahr dauernden Serie von Hintergrundinformationen per youtube von Perun, einem australischen Militaerhistoriker entnehmen konnte, sind die Russischen Soldaten nicht einfach dumm und demotiviert, sondern haben ein eigenes Verhalten, welches auch destruktiv wirken kann. Der normale Sold soll 30 Fr pro Monat betragen. Die Vorgesetzten, Vorbilder bessern ihren Sold auch alle durch Nebeneinnahmen auf. So wird beim Panzer eben Diesel abgesaugt und verkauft. Wenn ein Panzer an der Front ankommt, wurde die Optik bereits schon ausgebaut und verkauft. Ebenso Kabelbaeume wegen des Kupfers.
Wenn das Militaer von oben her strukturiert wird hat man oft die falschen Leute am falschen Ort. Das ist auch bei uns so, wenn die Aushebenden Füsiliere brauchen ist jeder ein Füsilier. So wurden unter Anderem Marinesoldaten und Ausbildner zum Kampf an die Front geschickt. Wenn ich den Ausbildner an die Front schicke, wer bildet mir dann die Leute zuhause aus? Wenn ich den Logistiker an die Front schicke... Ganz im Gegensatz zu den Ukrainern, welche jeden an seinem optimalen Ort einsetzen. Das bedeutet dann auch dass derjenige beim Einsatz mitdenkt. Wenn ich dann vor Ort einen Ingenieur habe anstelle eines Kämpfers erklären sich die Multiplikatoren in der Effizienz.
Nebenbei hat das Schweizer Militaer auch keine Ingenieure/Logistiker. Weil's mit 20 bei der Aushebung keine Ingenieure/Logistiker gibt.

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Danke für den Artikel. Als Hinweis, wenn ich mich richtig erinnere, ging es beim Vorfall mit dem Vorschlaghammer, nicht darum, dass der Wagner-Kämpfer ein Verlierer war und in Ukrainische Kriegsgefangenschaft gelangte. Mehr ging es um die etwas vorher erwänte Flucht von der Front. Der Kämpfer begab sich freiwillig in Ukrainische Kriegsgefangenschaft und gab danach Informationen über Wagner raus. Das Video mit der Hinrichtung war Rache und eine Warnung an potentielle Verräter oder Kämpfer die flüchten wollten.

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Putin hat den einzigen unabhängigen Akteur ausgeschaltet, die Wagnertruppe der Armee unterstellt welche hinter ihm steht, die Elite auf ihre Systemtreue abgecheckt und Illoyale aussortiert.
Ob das geplant war oder Zufall: Wo ist da eine Demütigung?

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