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Der Zustand der Schweiz als digitale Kolonie entstand nicht von ungefähr. Als ich vor bald 10 Jahren im Berner Bellevue einen Vortrag zu einer neuen Technologie für Smartphone Apps hielt, welche unabhängig von Apple und Google publiziert und offline genutzt werden können, meldete sich in der Diskussion als erster ein hoher Beamter des Wirtschaftsdepartements zu Wort. Mein Startup solle sich ja keine Hoffnung auf irgendwelche staatliche Hilfen machen.
Es ist nicht das technische Knowhow das in der Schweiz fehlt, sondern das Bewusstsein was der Verlust der digitalen Souveränität bedeutet. Die Cybersicherheit ist dabei nur ein Aspekt. Der Verlust kostet uns mittlerweile auch unglaublich viel Geld, das jede Bürgerin und jeder Bürger für jedes Produkt und jede Dienstleistung zahlt, hinter dem eine IT steht. Z.B. zahlt die Schweiz jährlich über 8 Milliarden netto nur für Lizenzen an die USA. Das ist mehr als wir für die Verteidigung ausgeben. (Dienstleistungsbilanz der Nationalbank).
Luxemburg, Israel und erst recht die Weltmächte investieren Unsummen in ihre technologischen Entwicklungen, nur die Schweiz macht das genaue Gegenteil, indem sie zum Beispiel der F&T Stelle der Armee verbietet neue Technologien zu fördern, welche nicht unmittelbar mit einem Rüstungsprojekt zusammenhängen.

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Sehr interessant! Was ist denn in Luxemburg anders als bei uns, dass so ein staatliches Projekt möglich wurde? Hatten sie keine grosse staatliche IT Desaster wie wir? Was müssten wir von Luxemburg lernen?

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Ich versuche das mal ein klein wenig Provokativ zu formulieren:
Luxemburg hat vermutlich keinen Aussenminister, der nur die Bedürfnisse seines Landes in Form einer Insel sieht, dem das Prinzip "Geben und Nehmen" offenbar nicht klar ist und dem dementsprechend die Bedürfnisse anderer total abgehen.

Wir werden uns noch wundern, wenn es dann mal wirklich dunkel wird bei uns, weil die EU den Export von Strom, und sei es nur Regelenergie, unterbindet, weil wir es nicht schaffen, das Institutionelle Rahmenabkommen zu implementieren. Da würde es auch nichts mehr nützen, ein staatliches Rechenzentrum für die digitale Souveränität und für (wie im Artikel beschrieben) digitale Immunität zu haben - ohne Strom läuft das nicht. Mit dem Verkauf des Stroms ins Ausland machen AXPO und ALPIQ, mehrheitlich im Staatsbesitz, nette Gewinne. Nur kann man aus Geld nicht wirklich Strom machen.

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Sehr schlechte Werbung für unseren Staat: wirkt hinterwäldlerisch und verpennt. Habe ich mich am Anfang noch gefragt, ob nicht die SVP sich voll identifizieren könnte mit dem IKRK (strikte Verteidigung der Neutralität) und ihm jeglichen erdenkbaren Support zukommen lassen würde, so hat die Aussage von Franz Grüter diese Illusion entlarvt. Wer ist eigentlich verantwortlich für die digitale Situation der Schweiz? Wie gehen Wissenschaftsfeindlichkeit und Auslagerung an Private zusammen mit dem Schutz zentraler Werte der Schweiz? Ein wunderbarer Artikel zum 1.August!

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"Franz Grüter, Präsident der aussen­politischen Kommission im Nationalrat und SVP-Nationalrat, ... Von der Cyber­delegation der humanitären Delegation hört er von der Republik aber zum ersten Mal."
Verpennt? Milizparlament wie es leibt und lebt - und was darf von einer aussenparlamentarischen Kommission erwartet werden, präsidiert von einem Vertreter einer heimattümelnden Volkspartei?

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Franz Grüter ist auch VR Präsident von GREEN.
GREEN Datencenter AG gehört zu den grössten Datencenterbetreiber der Schweiz.

Da ist meiner Meinung nach Ihre Schelte des Milizsystems fehl am Platz…
…ausser Herr Grüter hat nicht gepennt sondern nicht die Wahrheit gesagt als er von der Republik gefragt wurde.

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Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
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Vielen Dank, liebe Christina. Das Timing scheint mir auch gut:-)

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Weshalb die Schweiz eher nicht geeignet ist. Die krankhafte Fixierung auf Privatisierung. Damit man's nachher verkaufen kann. Fuer eine schlechtere Loesung. Ohne irgendwo Verantwortung zu übernehmen.

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Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
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Man kann Projekte durchaus an Private auslagern, aber die Zusammenarbeit und das Auditieren der Privaten sollte streng und professionell sein. Ich hab beim Bundes-Beschaffungswesen meine Zweifel, ob sowas gelingen kann. Es ist ein unübersichtliches Dickicht geworden und die auslagernden Fachämter/Auftraggeber können das Audit von IT-Sicherheit bei den Privaten gar nicht übernehmen oder weigern sich es einzupreisen.

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Reisender Rentner
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Vielleicht merken wir irgendwann, dass wir halt doch nicht so gut sind wie wir glauben und uns die Welt nicht unbedingt braucht, aber vielleicht ist es dann zu spät. Die SVP lässt grüssen.

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Danke, Adrienne. Das Thema hatte ich irgendwie gar nicht auf dem Schirm. Nicht digitale Souveränität, sondern Digitale Diplomatische Immunität. Das scheinen die Luxemburger echt fein und nachhaltig gelöst zu bekommen.
Ich vermute, da kann man sich nur als Staat oder NGO wie das IKRK einmieten, für Private (und ich meine damit keine privaten Institutionen/Firmen) wird das wohl mangels des Bedürfnisses für Immunität nicht gehen (habe gerade kurz über die Chance nachgedacht, wie ich da zu ein klein wenig Storage komme).

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Allenfalls sollte Luxemburg als alternativer Standort fuer die Swisscloud, gehostet in Amerika, ueberdenkt werden.

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«Doch richtig ernst genommen habe das die Schweiz nicht.»

Ja genau.

Gehört irgendwie zur DNA des Landes und auch des Bundesrates. Zum Beispiel: Er hat die Sanktionen gegen Russland nicht ernst genommen, verschlief die Verfahren der jüdischen Vermögen bei den Schweizer Banken und nahm die Tinner-Affäre zu Beginn der 2000er Jahre nicht ernst, bei der es darum ging, wer im Inland den Pakistanern beim Bau der Atombombe half. Selbst die Masken zu Beginn der Pandemie waren unnütz, weil der Bund zu wenig auf Lager hatte. Oder weil die Schweizer Regierung die Lage nicht richtig ernst nahm.

Und am Bankgeheimnis hätten Zähne ausgebissen werden sollen.

Gestern fand ich einen Artikel von der «Agencia de periodismo investigativo» aus Bogotá, Kolumbien. Auch der passt zum Thema. Er beschreibt ausführlich, wie die Lehrer des Colegios Helvetia (Schweizer Schule) und die Schulleitung in Bogotá die Nöte eines zwölf jährigen Jungen, der einem Dauermobbing ausgesetzt war, nicht ernst nahmen. Der Junge litt unter «Angstzuständen, Durchfall und Erbrechen. Das Fehlen von Unterstützung und Verständnis seitens der Schweizer Schule verstärkte seine physischen und psychischen Leiden.» Letztlich landete der Fall beim Verwaltungsgericht, das unter anderem feststellte, dass die Beweise, dargebracht durch die Mutter, zeigten, dass das Colegio Helvetia fundamentale Rechte des Kindes verletzte. https://www.agenciapi.co/noticia/ac…-de-bogota

Sich lange nicht kümmern. Bis es nicht mehr geht. Oder worüber man nicht spricht, das existiert nicht. Oder eher umgekehrt: Laut darüber sprechen, was man gerne hört, auf dass es dann real werde im Land. Passt zum ersten August.

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Bei genauerer Betrachtung ergibt sich ein leicht anderes Bild. Die Schweizer Regierung schlaeft nicht. Die nachrichtenlosen Vermoegen lagen natuerlich nicht einfach rum, sondern haben gearbeitet. Eurofestgeld hat in den 90er bis 8% gebracht. Jeder Tag laenger auf dem Konte bedeutete Bares. Nicht nur fuer die Bank, sondern auch fuer Zuerich. Damals zahlte eine CS noch eine Milliarde Gewinn-Steuern in Zuerich. Die (Straf-) Milliarde, welche Fagan rausdruecken konnte war aus der Portokasse.
Die verschleppten Sanktionen gegen Russland bringen auch heftig Gewinn. Fuer wen auch immer, Wieviel auch immer. Aber sicher Milliarden.
Auch das Verschleppen der Klimamassnahmen fuellt Kassen. Und wenn's dann pressiert koennen gewisse Kreis immer noch auf ueppig Subventionen zaehlen.
.... Ohne jetzt irgendetwas rechtfertigen zu wollen.

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Gute Recherche, interessantes und aktuelles Thema. Dafür abonniere ich die Republik.
Das Thema ist für Deutschland genauso wichtig, wie für die Schweiz. Die letzten Jahre ist auch in diesem Bereich viel verschlafen worden. Jetzt wird es - wie so vieles andere bei der vernachlässigten Infrastruktur zumindest sehr teuer. Wenn es denn angegangen wird.

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Leserin
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Adrienne Fichter bringt immer wieder Licht ins Dunkel!

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Aus meiner Erfahrung ist das Problem - egal in welchem Land man seine Daten hat - dass wegen des US Cloud Acts die US Regierung in bestimmten Fällen auf alle Daten von US Firmen Zugriff hat und zwar weltweit (zumindest wenn die Daten irgendwie durch US-Kanäle geht, was eine US-Firma kaum verhindern kann. Vom Cloud Act ist die Schweiz genauso betroffen wie jedes andere Land. Es wäre also spannend gewesen, wenn Frau Fiechter etwas präziser nachgeforscht hättre, ob die Luxemburger eine Lösung gefunden haben, irgendwie nicht von Cloud Act betroffen zu sein…

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Adrienne Fichter
Tech-Reporterin @ Republik
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Lieber Herr S... Danke für Ihren Kommentar. Aber bitte lesen Sie den Text doch gelegentlich nochmals, wenn Sie Zeit finden. Ich schreibe ja vom Botschaftsstatus/Prinzip der digitalen Unversehrtheit des IKRK in Luxemburg und in der Schweiz, beides führt dazu dass das IKRK de jure "verschont bleibt" bei Executive Order, Cloud Act, FISA und Rechtshilfeersuchen aus den USA. Luxemburg/die Schweiz können keine Datenherausgabe erzwingen bei einem LuxConnect/CH-Provider des IKRK rechtlich gesehen.

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System Engineer
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Hat Luxemburg eigentlich auch die Vorratdatenspeicherung und Netzüberwachung wie wir? Macht uns ja auch nicht gerade attraktiver.

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