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Ach … jetzt kommt auch die Republik mit der «Stromlücke» und dem Märchen der klimafreundlichen Atomkraft. Zu letzterem: Der World Nuclear Industry Status Report 2019 zeigte, dass das nicht stimmt, weil mit dem selben Geld, wenn man es in Erneuerbare investiert, viel mehr fossil produzierter Strom ersetzt werden kann, als wenn man es in die Atomkraft investiert.
Zu ersterem: Nein, es droht nicht, dass für zwei Tage «der Strom ausgeht», wie die Republik schreibt. Das ist einfach eine Falschinformation ud sollte so nicht in einem sauber recherchierten journalistischen Beitrag stehen. Es droht, dass für kurze Zeit nicht die gesamte Nachfrage gedeckt werden kann. Und das ist das Szenario «Worst Case» der ElCom. Es muss also fast alles schiefgehen, dass das eintritt.
Das Märchen, das die Politik erzählt, ist ein anderes. In der Bundesverfassung steht: «Bund und Kantone setzen sich im Rahmen ihrer Zuständigkeiten ein für eine ausreichende, breit gefächerte, sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung sowie für einen sparsamen und rationellen Energieverbrauch.» Tönt nach dem Ruf nach einer eierlegenden Wollmilchsau. Ist es auch, je nachdem, wie man es versteht. «Wirtschaftlich» wird meist als «billig» verstanden. Aber eine Energie, die exterme Kosten verursacht, ist zu billig, um wirtschaftlich zu sein. Und «ausreichend» wird verstanden als: So viel, dass jede prognostizierte Energienachfrage gedeckt werden kann. Als wäre die Nachfrage vom Angebot unabhängig (auch die ElCom rechnet so). So verstanden, wird man ewig zubauen müssen und immer eine «Stromlücke» befürchten.
Versteht man «ausreichend» als «genug, um alle wichtigen Bedürfnisse zu decken», haben wir kein Problem. Da müssen wir auf das unerfüllteste aller Kriterien von Art. 89 BV fokussieren: «umweltverträglich». (Da fällt Atomkraft außer Betracht.)

(disclaimer: Ich bin Mitbegründer der Gletscher-Initiative, vertrete hier meine eigene Position.)

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Mag alles zutreffend sein. Wenn wir aber sehen, dass im Berner Jura Windparks von 5 Windräder (ich meine bitte - es sind 5 🤷‍♀️) auf drei reduziert werden müssen oder gerade dieses Wochenende an der Grenze ins Mittelland eine Luzerner Gemeinde defakto ein Verbot (wenn ich richtig gelesen habe, via Zonenreglement) für einen geplanten Windpark durchgewunken hat sehe ich den Fortschritt im Ausbau der erneuerbaren Energien leider zu wenig.
Gleichzeitig werden in den Walliser und Berner Alpen ausbauten bestehender und neuer Wasserkraftanlagen aktiv von Umweltverbänden beblockt, anstatt aktiv zur Standortsuche beizutragen. Man kann nicht gleichzeitig die Wasserkraft als Puffer sehen aber diese nicht stärken wollen - die Reserven heute reichen, wie im Artikel beschrieben, nur für wenige Tage bis Wochen, nie aber für den ganzen Winter.
Zudem werden die Wasserkraftwerke vielleicht in einem heissen S. plötzlich auch noch für die Landwirschaft begehrt, wer weiss.
Es ist meiner Sicht unerlässlich, dass Bewilligungsverfahren vereinfacht werden und die Energiefirmen die schon in der CH investieren (Wasser, Wind und Solar) wollen dies auch tun können.
Wenn eine Firma 20 Jahre für (rentable) Windräder auf irgend einem Hügel kämpfen muss, macht keinen Sinn und die Rentabilität wird bei jedem Jahr ein wenig tiefer.
Selbst miterlebt habe ich diese Debatte im Entlebuch, in welchem ein Privater für EIN Winkraftwerk mehrere Jahre kämpfen musste (was für eine Leistung und was für eine tiefe Überzeugung dafür von Nöten sein muss), nun stehen drei Stück in der Landschaft und unterstreichen höchstens den Anspruch auf die "Energieregion".
Chancen sehen und auch nützen anstatt einfach überall Nein zu sagen würde uns in der aktuellen Phase schon sehr viel bringen.
Vielleicht ist aber für diesen Wandel schlichtweg der Strompreis noch zu tief.
Mir ist nicht ganz klar was für Anreize gewisse Leute noch benötigen um (jetzt schon subventionierte) Solaranlagen aufs Dach zu schrauben und Teil der Dezentralisierung des Netzes zu werden und eigenen Strom zu produzieren.

(danke für den Einsatz für die Gletscher-Initiative 👍)

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da sind ja nun erleichterte Bewilligungsverfahren angekündigt. Aber dem Autor scheint es ja v.a. um Atomkraft zu gehen, und da müsste er doch zumindest auf das Argument eingehen, dass man mit gleich viel Investitionen in Erneuerbare viel mehr erreichen könnte. Und beim ElCom-Bericht – wenn man ihn denn erst mal richtig gelesen hätte – könnte man gewisse Annahmen hinterfragen, z.B. dass die Nachfrageentwicklung ohne Elastizität als gegeben betrachtet wird.

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Lieber Herr Hänggi Ich setze seit 40 Jahrem Projekte um, die dazu Beitragen, dass wir keine Grosskraftwerke (Atomkraftwerke und Gaskraftwerke) benötigen. Ich unterstütze die Gletscherinitiative. Ich setze in meinen konkreten Projekten eine Energiewende um, die nicht zu einer lang andauernden Strommangellage führt. Eine lang andauernde Strommangellage gilt schon seit 2015 gemäss Bundesamt für Bevölkerungschutz als grösstes Risiko der Schweiz. 2020 kam eine weitere Untersuchung dazu, die das Risiko als noch grösser beurteilt. Ich denke es würde letzlich auch der Gletscherinitiative sehr helfen, wenn man das Risiko anerkennen würde und konkrete Lösungsvorschlage macht.
Ich stehe gern für ein Gespräch über mögliche Lösungen zur Verfügung.

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Als grösstes gesundheitliches Risiko für die Welt bezeichnet die WHO... na was wohl: den Klimawandel natürlich. Das ist um mehrere Grössenordnungen existenzieller als ein Stromausfall. Mit Vernunft müsste es ohne Gaskraftwerke gehen.

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Lieber Herr Löpfe, klar soll man das ernst nehmen, und klar, die Schweiz hat im Ausbau erneuerbarer Stromproduktion vieles verschlafen. Aber man sollte sich nicht die Panikrhetorik der SVP und den politischen Kampfbegriff der «Stromlücke» zu eigen machen, wie es der Artikel tut (nachdem er zuerst korrekt sagt, dass der Begriff von Martullo in die Welt gesetzt wurde – eben: Kampfbegriff. Und mich wundert schon, wie die ElCom mit einer Nachfrageelastizität von null zu rechnen scheint.

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Dass die Atomkraft im Artikel einen Auftritt hat, finde ich schade, denn sie lenkt ab vom Problem, und suggeriert unterschwellig, dass es da einen easy Way out gäbe.

Ich weiss, dass auch im Bereich Atomkraft viel geforscht wird und dass es neue, vielversprechende, Entwicklungen gibt, auch das wäre eine tolle Story die ich gerne lesen würde, aber eben, bitte fundiert mit Quellenangaben, Energiebilanz und Risikoabschätzungen.

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Lieber Marcel

Dies ist kein Pro-AKW-Artikel. Sondern ein Text, der aufzeigt, dass die aktuellen Rahmenbedingungen nicht adäquat sind, um die Energiewende zu schaffen.

Ob nun zwei Tage lang «der Strom ausgeht» oder «nicht die gesamte Nachfrage gedeckt werden kann», scheint mir eine verbale Spitzfindigkeit zu sein. In der Quintessenz geht es darum, dass die Schweiz nicht auf Kurs ist, um in den kommenden Jahren und Jahrzehnten genug CO2-armen Strom zu produzieren - und sich dadurch noch abhängiger von den umliegenden Ländern macht. Notabene sind das Länder, in denen es alles andere als garantiert ist, ob sie die Energiewende (mitsamt einem kompletten Ausstieg aus der fossilen und nuklearen Stromproduktion) ihrerseits schaffen.

Aber ja, offensichtlich ist die «Stromlücke» ein Reizwort, bei dem manche Leute sofort getriggert werden und an die Decke springen. Schade. Denn ob sich diese Lücke nur als Schreckgespenst herausstellt – so wie früher - oder ob wir in der Schweiz tatsächlich in eine Unterproduktion von sauberem Strom hineinschlittern, wissen wir noch nicht. Es hängt wesentlich davon ab, wie die Politik in den kommenden Jahren die Weichen stellt.

herzlichen Gruss
Simon

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Richard Brusa
Brückenbauer
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In diesen Tagen ist das neue und herausragende Standardwerk von Christof Bucher zum Thema Photovoltaik erschienen. Ein Blick in dieses Buch genügt, um die Chancen und das Potential der Photovoltaik zu erkennen. Gerne würde ich dazu mal einen Beitrag der Republik dazu sehen. Und dann braucht es genügend intelligente Menschen, die aufhören zu lamentieren, sondern die Ärmel hochkrempeln und beginnen, die notwendige solare Anbauschlacht loszutreten und diese saubere Schlüsseltechnologie im grossen Stil auf die Dächer zu bringen und die Granitfassaden der Banken zu ersetzen.

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Unbedingt! Auch im Vergleich mit Windkraft. Warum überall Räder in die Landschaft stellen, wenn soviel Fläche an Gebäuden/Fassaden energetisch ungenützt rumstehen....

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Wind und Sonne ergänzen sich. An einem stürmischen Wintertag kann man nur kaum Solarstrom produzieren, sehr wohl aber Windstrom. Es sollte nicht "entweder oder" heissen, sondern "sowohl als auch".

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Danke für den Buchtipp. Hab mir den - nicht ganz günstigen - Titel eben bei der Buchändlerin meines Vertrauens bestellt und bin gespannt ob mir der Inhalt weiterhilft.
Seit vier Jahren streite ich mit dem Kanton über das Projekt einer Parkplatzoptimierung. Dazu gehört auch eine entsprechende Solaranlage auf der Schallschutzwand. Wer bislang immer ganz schnell reagiert hat, war ProNatura und der Heimatschutz, die sich mit einem Baurechtsentscheid ein Rekursrecht sicherten. Soweit sind wir aber noch nicht, da der Kanton jede Projektanpassung mit einem absurden Hindernisbrief beantwortet. Das heisst, ich habe eine ganze Menge Geld in Projektänderungen, Planung und Anwalt (ohne gehts heutzutage nicht mehr) investiert. Mit dem Geld hätte ich mindestens ein Drittel der geplanten Änderungen bereits realieren können. Statt dessen hab ich nur warme Luft bewegt.

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Anderer 60
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Der Artikel könnte ein Anfang über eine Serie zur Energie in der Schweiz sein. Die Möglichkeit der Windkraftanlagen z.B. werden überbewertet und die Natur, Landschaft und Denkmalpflege unterbewertet. Der Wind in der Schweiz ist im Vergleich zum Wind in der Nordsee lächerlich. Ökologisch und ökonomisch sind die Windkraftanlagen sinnlos. Abwägen. Es wäre schön, ganz Europa und Nordafrika und die vielen kleinen Verbesserungen einzubeziehen. Das Minimum braucht man in der Schweiz für den Notfall. (Schaut man nur die Medikamente.) Gerne lasse ich mich belehren. Bitte nicht nur Dislikes sondern auch Gründe.

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Ökologisch und ökonomisch sind die Windkraftanlagen sinnlos.

Könnte ich hier eine Quellenangabe haben? Nach meinem Informationsstand (Gespräch mit Projektleiter Axpo) wären Windkraftanlagen in der Schweiz durchaus ökonomisch interessant für die Winterversorgung, wenn nicht die 20jährigen Bewilligungsverfahren wären. Im Alpenraum gibt's durchaus Gegenden mit genüend Wind. Mit der aktuellen Situation verfolgt die Axpo keine Windprojekte in der Schweiz, zu aufwändig.

Und bezüglich Ökologie: Ein Windrad hat den einzigartigen Vorteil, dass es mit sehr überschaubarem Aufwand komplett rückgebaut werden kann, ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen. Bei anderen Kraftwerken sieht das anders aus... (Zudem werden Windräder alle ~20 Jahre erneuert, jedes mal eine Gelegenheit um Kosten-Nutzen, sowohl ökonomisch wie auch ökologisch, neu abzuwägen.)

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Anderer 60
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Haben Sie das Windrad vor Chur gesehen? Die Landschaft ist ein Kapital. Der Rhein ist verschandelt worden. Die Leitung zur Stadt hat sie bezahlt und nicht der Eigentümer des Windrades. Kaum jemand will ein Windrad neben dem Haus. In den Richtplänen wollten die Kantone an der Grenze des anderen Kantons hinstellen, Wadtland beim Neuenburgersee, Thurgau vor Wil (SG). Es ist gleich wie bei den Gemeinden und den Eigentümern. Das Geld für sie, den Schaden für die Andern.
In der Schweiz gibt es Gesetze. Das Abwägen braucht Zeit und sehr vieles ist gegen die Windkraftanlagen. Eine gute Idee genügt nicht.

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Lieber Herr B., schauen sie mal den neuen Windenergiepark auf dem Gotthard an, https://www.aet.ch/IT/Parco-eolico-…o-6e47d000 : wie viele Haushalte kann er versorgen? und: ohne massive Subventionen wäre er kaum gebaut worden. Die Rückbaufähigkeit stimmt natürlich, doch brauchen wir jetzt offensichtlich massiv mehr Erneuerbare, als die Windkraft in der Schweiz je beisteuern kann. Die Probleme der Windkraftanlagen für die Vogelwelt wären übrigens auch noch ein Thema ... Eine Gesamtsicht und richtige Strommarktanreize bringen meiner laienhaften Meinung nach mehr, als rücksichtslos auf ein Element zu setzen.

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MAS FHNW Information Systems Management
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Für mich kommt in dieser Diskussion das Potential durch Energieeinsparungen zu kurz. Meiner Meinung nach gibt es in diesem Bereich Optimierungsbedarf. Die möglichen Lösungen sollten nicht auf Teufel komm raus darauf abzielen, den aktuellen Energiehunger zu stillen und gar auszubauen, sondern auf mögliche Einsparungen hin arbeiten. Unter dem Strich wäre das auch den Klimazielen zuträglich.
Steigende Energiepreise sind aus meiner Sicht unvermeidlich und gar anzustreben. Um das Sozial verträglich zu machen, braucht es in anderen Bereichen Entlastung.

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Was ist mit Elektromobilität und Wärmepumpen..? Wo können wir da sparen, wenn wir fossile Energie vermeiden möchten?

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MAS FHNW Information Systems Management
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Zum Beispiel kleinere Autos und generell weniger Autos.
Es versteht sich von selbst, dass Teslas unser Klimaproblem nicht lösen. und potentiell ein Energieproblem verursachen können.
Der Weg geht nur über Mikromobilität, Sharing Economy und den Ausbau des ÖV.
Es kann nicht sein, dass jedes Individuum eine Tonne durch die Gegend kutschiert, um seine 80kg zum 20km entfernten Arbeitsplatz zu transportieren.
Und noch etwas zynisch und nicht ganz ernst gemeint:
Meiner Meinung nach wäre es sogar effizienter, die fossile Energie in BHKWs zu verbrennen und damit E-Mobile zu betreiben. Der Wirkunsgrad wäre wesentlich besser (Wärmerückgewinnung), als wenn jeder mit seinem eigenen BHKW herum fährt.

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Eine Wärmepumpe wäre effizienter als der Elektro-Boiler meiner Wohnung ...

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Dieser Artikel lässt vieles aus und kommt vollmundig daher. Und er behauptet Dinge, für die er keine Beweise liefert, zum Beispiel dass es ohne die Schleifung des Gewässerschutzes nicht gehe.

Was die Strombranche verlangt, und sie tut dies nicht allein, sind schnellere Baugenehmigungen und finanziell gleich lange Spiesse für die Stromerzeugung wie im benachbarten Ausland. Wenn es diese Genehmigungen und die gleich langen Spiesse nicht gibt, muss sich auch niemand wundern, wenn die Strombranche nur noch im Ausland investiert und wenn dadurch die Abhängigkeit von den EU Ländern steigt.

Und dass wir im Winter Strom importieren, hat mit der Energiestrategie rein nichts zu tun. Das tun wir schon seit Jahrzehnten. Dass dies überhaupt ein Problem wird, ist dem Bundesrat geschuldet, der ohne Strategie im Verhältnis mit Brüssel operiert und die Stromdrehscheibe Schweiz zur Strominsel macht.

Dazu kommt: Die Zukunft ist dezentral. Nicht die Grossinvestitionen der alten Atomfirmen sind entscheidend, sondern die vielen kleinen, unscheinbaren Investitionen auf den Dächern, die in Summe das Doppelte der heutigen Wasserkraft liefern werden, wenn man diesen Strom nicht ständig mit neuen Ausbaublockaden verhindert, wie es von 2012 bis 2019 der Fall war.

Beim Strom auf den Dächern geht es nun aber schon seit 2020 bergauf: Das PV Ausbau-Tempo stieg +100% in 24 Monaten, seit Simonetta Sommaruga im Amt ist. Hauptsorge der Branche ist fehlendes Personal. Im 2020 entstand mit 490 GWh Zubau sogar mehr neue PV als die im Artikel als scheinbar unerreichbar kolportierten 450 GWh Zubau pro Jahr.

Nicht dass dies für alle Zeit genug wäre. Aber etwas Unmögliches, wie vom Autor moniert, verlangt die Energiestrategie keineswegs, wenn die Politik endlich mit Blockieren aufhören würde. Und in Bern hat der Verhandlungsabbruch mit Brüssel inzwischen zu einem raschen Umdenken geführt.

Seit Oktober 2021 sieht es erstmals besser aus: die Bedingungen im nahezu einstimmig revidierten Gesetz ermöglichen PV-Investitionsbeiträge von 60% geltend statt 30% wie bisher, wenn Solarstromanlagen den ganzen Strom ins Netz einspeisen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der erneuerbaren Energien in der Schweiz, dass PV ab 2023 mit der inzwischen viel teureren Wasserkraft vom Gesetzgeber gleich gestellt wurde.

Und in der neuen Verordnung geltend ab 2022 sind erstmals Vergütungen für Fassadenanlagen vom Bundesrat beschlossen worden, denn sie haben ein gigantisches Potenzial und liefern 40 Prozent Winterstromanteil, in alpinen Zonen sogar noch mehr.

Für den Autor ist „Gaskraftwerk“ ein gern genutztes Reizwort, das sich für Polemiken eignet. Dabei gälte es gerade hier, die Möglichkeiten und die Auswirkungen sachlich zu unterscheiden und sauber zu analysieren:

Für die Winterabsicherung anstelle von Wasser, Wind und PV taugt Erdgas nicht. Das zeigt sich erstens jetzt während der derzeitigen Winterkrise. Die Gaspreise haben sich verzehnfacht und die Liefersicherheit fehlt. Da wäre es als Schlussfolgerung des Bundesrates nur dumm, die Abhängigkeit von Putins Gashahn zu vergrössern. Zudem: Erdgas nicht klimakompatibel.

Etwas ganz anderes bedeutet es, synthetisches Gas (oder ein anderer chemischer Speicher wie Methanol) als Pflichtlager für Notfälle mit einem entsprechenden Kraftwerk für die Winterproduktion einzuplanen. Das ist zwar teurer als Erdgas, aber als Rezept gegen eine sogenannte Stromlücke genau das Richtige und von den Kosten her zu vernachlässigen, wenn man diese Reserve eben bloss als Pflichtlager konzipiert.

In Kombination mit einem starken Ausbau der erneuerbaren Energien macht ein solches Reserve-Gaskraftwerk durchaus Sinn, vorausgesetzt, der Notspeicher befindet sich innerhalb der Netzzone Schweiz und die Anlage dient - wie der Name sagte - eben nur für Notfälle, also an ein paar Tagen pro Jahr alle fünf oder alle zehn Jahre.

Das Problem der Zukunft wird nicht ein Zuwenig, sondern ein Zuviel an Strom sein, und ein Auf und Ab - auch im Winterhalbjahr. Dies ergibt sich logischerweise aus den Erneuerbaren-Zubauplänen der EU, weil die Schaffung von neuen Speichern dem Ausbau der erneuerbaren Energien um einen Faktor 10 nachhinkt und bei weitem nicht ausreicht, um die Fluktuation der Erneuerbaren aufzufangen.

Und das geht ja heute schon so:
Wenn es windet, gibt es regelmässig zu viel Strom. Dann sausen die Preise auf null oder werden negativ. Das passiert heute nahezu jeden Tag in manchen Bundesstaaten von Australien, wo die Solardächer alle anderen Kraftwerke aus dem Netz pusten. Und bei uns in Europa im Winter auch in Deutschland, wo die Strompreise während 200 Stunden pro Jahr negativ sind, Tendenz steigend.

Deshalb: Nicht der Wettbewerb oder der Fakt der negativen Preise an sich sind das Problem, sondern die permanente Weigerung von Bundesrat und Parlament (SVP, FDP, CVP), gegen das Risiko negativer Preise auch für Schweizer Anlagen Investitionssicherheiten (vertraglich vereinbarte Vergütungen während 20 Jahren auf Basis von Auktionen) einzuführen.

Das Problem der negativen Preise besteht übrigens auch im S. Immer wenn die Sonne scheint, also von März bis Oktober über Mittag, werden die Strompreise in Zukunft gegen null rasseln, und das BFE gibt noch einen drauf, indem es Batterien durch doppelte Belastung mit Netzgebühren (beim Ein- und beim Ausspeisen) faktisch verbieten möchte, im Gegensatz zu den Pumpspeichern, die die Netzgebühr nur einmal bezahlen.

Die Forderung nach einem fest vereinbarten Kaufpreis ist unter diesen Bedingungen alles andere als absurd. Wer investiert schon, wenn er/sie Geld verliert, das er im benachbarten Ausland eben nicht verliert?

Genau diese Fragen rund um das Marktwertrisiko haben Bundesrat, Parlament und das BFE bisher nie aufrichtig analysiert und ausdiskutiert. Darum die Investitionsschwäche und das dumme Geschwätz von der angeblich unvermeidlichen Stromlücke.

Im Ausland, wo es auktionierte Beschaffungsverträge gibt, expandieren die Erneuerbaren stärker denn je. Global sind in diesem Jahr 95% der neuen Kapazitäten Kraftwerke mit erneuerbaren Energien (2021: +290 GW) schreibt die IEA in ihrem neusten Status Report, - die gleiche IEA, die den derzeitigen Schlamassel mit der Gasknappheit und den extremen Preisen zu verantworten hat (ich erinnere an die IEA Propaganda Broschüre von 2012: „The golden age of natural gas“, Erdgas und extreme klimaschädliches Schiefergas wurde von der IEA jahrzehntelang gepusht wie nichts anderes).

Die von der „Republik“ fälschlich als klimafreundliche angepriesene Atomenergie liefert derzeit global null Zusatzproduktion und verliert von Jahr zu Jahr Marktanteile. Zu teuer, zu spät, zu gefährlich, zu monströs bei den Abfällen - hat der Autor bei seinen bemerkenswerten Empfehlungen dies bedacht? Nicht einmal die Axpo will neue AKWs, weil diese Leute, im Unteschied zur Atomsekte, heute ein Hirn besitzen, das sogar funktioniert.

Die seit der ausgebrochenen Gaskrise nun fast wöchentlich nach oben revidierten, gigantischen Erneuerbaren-Ausbauziele der EU-Nachbarländer, die mehrheitlich die Nase voll haben von Gas und extrem teurer Kernenergie, zeigen sehr klar, wohin der Weg gehen wird:

Deutschland +70 GW Windkraft offshore (bis 2045), +50 GW Wind onshore, +150 GW PV bis 2030, so der Koalitionsvertrag,

NL +20 GW Wind,

DK +10, GW Wind

GB +40, GW Wind

baltische Länder +20 GW Wind

Italien: Grossausbau Wind und PV. Revision der Bewilligungsverfahren, Mengen noch ungeklärt.

(Faustregel: 1 GW offshore Wind liefert ungefähr 4000 bis 5000 GWh, umgerechnet die Jahresproduktion der zwei Atomreaktoren von Beznau 1 und 2; 1 GW PV ca. 1000 GWh/a.)

Und nein, die Zubetonierung des Berggebietes und der unökonomische Ausbau der Wasserkraft auf Kosten der Natur sind überhaupt nicht zwingend, solange es in der Schweiz rund eine Million noch immer ungenutzter Dächer und Fassaden gibt, und Tausende Hektar Strassen, Stauseen und SBB-Trassees - versiegelte Flächen, die man dazu nutzen könnte, Solarstrom zu erzeugen, wenn man denn endlich wollte (zum halben Preis von neuer Wasserkraft), die jedoch aper bleiben, solange es weder Genehmigungen noch vernünftige Rückliefertarife gibt.

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Lieber Ruedi
Ich bearbeite zur Zeit im Landkreis Mainz-Bingen das Projekt 1000 klimaneutrale Gebäude. Es geht darum, tausend kleine Bestandsbauten klimaneutral mit Energie zu versorgen (Strom und Wärme).
Sehr viele der Projektteilnehmer habe bereits Photovoltaikanlagen, die viel mehr produzieren (übers Jahr) als sie selbst brauchen. Zudem haben wir im Bundesland-Rheinland-Pfalz sehr viel Windkraft, viel mehr als die Schweiz. Die jährliche Stromproduktion ist in guten Jahren bereits höher als der jährliche Bedarf.
Wir schaffen es jedoch noch nicht, jederzeit den Strombedarf an die Produktion (vor allem auch im Winter) anzupassen , was aus physikalischen Gründen zwingend notwendig ist,
Unsere Strategie ist primär den Stromverbrauch zu entschwenden um Stromspitzen zu vermeiden durchdie Erhöhung der Regelleistung primär durch das gezielte und geplante Abschalten von Stromverbrauchern.
Ich fage mich, wie kommt es, dass wir bei der praktischen Umsetzung so verschieden Lösungsansätze haben? Könnte der Grund sein, dass ich mich keiner Partei verpflichtet fühle und nicht im Verwaltungsrat sitze eines Strom oder Gasverkäufers.

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"Physiker"
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Ja, das "gezielte und geplante Abschalten von Stromverbrauchern" kam hier bisher zu kurz. Es gibt ja viele nicht zeitkritische Verbraucher im thermischen Bereich, welche während Stunden oder gar Tagen abgeschaltet werden können. Ich glaube das wird bei Elektroheizungen schon praktiziert (bei der SBB auf jeden Fall), vielleicht auch bei Wärmepumpenheizungen.

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R. R., danke für Ihren ausführlichen Beitrag. Ich muss Ihnen allerdings in vielen Dingen widersprechen. Erstens behaupten Sie, ich würde Dinge unterstellen. "Zum Beispiel dass es ohne die Schleifung des Gewässerschutzes nicht gehe."

Ich bitte Sie, mir aufzuzeigen, welche Textpassage Sie zu dieser Aussage bringt.
Ich habe auch nirgends Emfpehlungen zur Atomkraft gemacht. Ich stelle fest, dass sie ins Spiel gebracht wird, weil die Energiestrategie ihr diese Lücke auch anbietet.

In dem Zusammenhang finde ich Ihre Lösungsansätze und Bemerkungen zu einzelnen Technologien interessant. Aber sie spiegeln genau das, was ich mit meinem Beitrag bemängle: Es sind Ziele und Lösungsansätze auf dem Papier. Allerdings hat die Politik es nicht geschafft, mehrheitsfähige Bedingungen für die Umsetzung zu präsentieren.

An der Stelle erscheint es mir unreflexiert, wenn Sie als Politiker schreiben: "Nicht der Wettbewerb oder der Fakt der negativen Preise an sich sind das Problem, sondern die permanente Weigerung von Bundesrat und Parlament (SVP, FDP, CVP), gegen das Risiko negativer Preise auch für Schweizer Anlagen Investitionssicherheiten (kostendeckende Vergütungen mittels Auktionen) einzuführen."

Das weckt bei mir den Eindruck, dass Sie parteiliche Konflikte stärker gewichten als eine mehrheitsfähige Energiepolitik. Ausserdem ist es eine sehr einseitige Beschreibung der Realität. Zur Erinnerung: Das CO2-Gesetz ist im Juni nicht nur an den Bürgerlichen im Parlament gescheitert.

"Etwas Unmögliches, wie vom Autor moniert, verlangt die Energiestrategie keineswegs, wenn die Politik endlich mit Blockieren aufhören würde. Und in Bern hat der Verhandlungsabbruch mit Brüssel inzwischen zu einem raschen Umdenken geführt."

Wenn die Politik mit Blockieren aufhören würde, stünde sie immer noch vor dem Problem, dass auch die Bevölkerung diese Lösungen mittragen muss. Ausserdem wird es uns wie erwähnt nicht weiter bringen, wenn man beim Begriff "blockieren", nur auf andere zeigt.

An das von Ihnen erwähnte Umdenken in Bern glaube ich nicht. Brüssel hat die Tür wieder einen Spalt geöffnet. Ich interpretiere die jüngsten Worte des EU-Kommissions-Vize so, dass die Schweiz bis zum WEF in Davos aufzeigen muss, wie sie die Forderungen der EU zu erfüllen gedenkt. Von den strittigen Punkten, an denen sich beide Seiten bisher aufrieben, weicht die EU-Kommission bisher nicht ab. Wie sollen sich da Fortschritte ergeben?

Ich sehe in Ihrer Replik zusammenfassend keine treffenden Argumente, welche gegen meinen Text sprechen. Eher bestätigen sie ihn.

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Sehr geehrter Herr Balinari

Heute finde ich die Zeit, Ihnen zu antworten. Sie schreiben:

"Erstens behaupten Sie, ich würde Dinge unterstellen. Zum Beispiel dass es ohne die Schleifung des Gewässerschutzes nicht gehe. Ich bitte Sie, mir aufzuzeigen, welche Textpassage Sie zu dieser Aussage bringt."

Ich antworte Ihnen gerne: Es heisst in Ihrem Artikel: "Weder die SP noch die Grünen haben bisher den Nachweis erbracht, dass sie für den Ausbau erneuerbarer Energien im Zweifel andere Interessen – wie etwa den Schutz von Gewässern oder bestehenden Berglandschaften – geschlossen unterordnen."

Sie wollen einfach die grossen Stromkonzerne bedienen, indem die linken und grünen Parteien den Schutz von Gewässern "unterordnen" sollen. Dabei entgeht Ihnen der Blick auf die wirklich währschaften Potenziale.
Offensichtlich ist Ihnen nicht präsent, dass der Bundesrat allein die Potenziale der PV von Dächern und Fassaden auf 67 TWh beziffert hat. (https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/hom…74641.html)

dazu kommen "Infrastrukturen" mit 15 TWh, zusammen also etwa das 1,4 Fache des heutigen Endverbrauchs an Elektrizität in der Schweiz, und in alpinen Zonen ab 1000 m mit einem Winteranteil von 40 bis 55 Prozent (vertikal gestellte Anlagen, siehe die Studien und Daten von Professor H. Häberlin).

Zweitens erwähnen Sie die Gesetzesrevisionen nicht, die seit April 2021 bereits rechtskräftig geworden sind (Parlamentarische Initiative Girod) oder zu denen die Vernehmlassung des Bundesrates begonnen hat: die Raumplanungsverordnung soll schon per Juli 2022 so angepasst werden, dass auch Agri-PV, PV auf Stauseen und PV an Fassaden ausserhalb der Bauzonen genehmigungsfähig sein wird.

Stattdessen versteifen Sie sich wie die Atomlobby auf Behauptungen und auf Sachzwänge, die eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien angeblich verhindern (mein Déjà vu seit 25 Jahren).

Weiter schreiben Sie:
"Ich habe auch nirgends Emfpehlungen zur Atomkraft gemacht. Ich stelle fest, dass sie ins Spiel gebracht wird, weil die Energiestrategie ihr diese Lücke auch anbietet." Und: "Das weckt bei mir den Eindruck, dass Sie parteiliche Konflikte stärker gewichten als eine mehrheitsfähige Energiepolitik. Ausserdem ist es eine sehr einseitige Beschreibung der Realität. Zur Erinnerung: Das CO2-Gesetz ist im Juni nicht nur an den Bürgerlichen im Parlament gescheitert."

Ich antworte Ihnen gerne: Sie schreiben von "klimafreundlichste Strom­produktions­form" und bleiben die Beweise dafür schuldig. Die Klimafreundlichkeit der Atomenergie wird sehr unteschiedlich geschätzt, je nach dem ob man die ganze Produktionskette (von der Urangewinnung bis zum Endlager) einbezieht, inkl. Atomunfälle und Unfallfolgen, was meistens nicht geschieht.

Der IPCC liefert für Windkraft und Solardächer wesentlich kleinere Maximalwerte an CO2-Emissionen als für Atomkraft, siehe hier:

https://www.ipcc.ch/site/assets/upl…apter7.pdf (page 539)

Und dazu kommt, dass die Produktionsprozesse nicht statisch verlaufen. Je nach Standort steigt der Anteil der erneuerbaren Energien für die Herstellung, ausserdem werden die Zellen immer dünner. Professor Ballif (CSEM) macht Angaben von 8 g CO2 pro kWh für die neuste best pratice (siehe sein Referat an der Nationalen PV Tagung 2020).

In ihrem Artikel sollten Sie die Herkunft und die Methodik Ihrer Aussagen offenlegen, wenn sie von der angeblich "klimafreundlichsten" Stromerzeugung sprechen.

Und dann zur Parteilichkeit meiner Aussagen: wie wollen Sie politische Prozesse analysieren, wenn sie über die Akteure schweigen?

Seit Jahrzehnten finanziert die Atomlobby die drei Atomparteien SVP, FDP und CVP, und in der Schweiz ist das sogar legal und geschieht im Geheimen, im Ausland würde man so etwas als Korruption bezeichnen.

Haben Sie wirklich das gefühl, dass zwischen dieser Alltagskorruption und dem fehlenden Tempo der Energiewende kein Zusammenhang besteht?

Es sind diese drei Parteien, die den Ausbau von erneuerbaren Energien seit 40 Jahren etwas mehr oder etwas weniger sabotieren, und die die kritischen Sicherheitsfragen zu den veralteten Schweizer Atomanlagen systematisch unter den Teppich wischen.

Die SVP Fraktion hat ja bereits angekündigt (an ihrer Medienkonferenz vor zehn Tagen), sie werde alle Finanzierungen für erneuerbare Energien bekämpfen; gleichzeitig hat sie - am 3. Dezember 2021 - eine Motion zur Subventionierung von AKWs eingereicht, zusammen mit der Forderung, den Langzeitbetrieb zu ermöglichen, also den Weiterbetrieb für weitere Jahrzehnte auch bei fehlender Sicherheit.

Auf Bestellung der Axpo wurden im Dezember 2018 vom Bundesrat die Sicherheitsbestimmungen der Atomkraftwerke in allen wesentlichen Aspekten gelockert. Die radioaktive Maximaldosis bei Erdbeben wurde um den Faktor 100 erhöht, und das ENSI darf ein AKW auch nicht mehr abschalten, wenn das Durchrosten des Reaktordruckbehälters (wie in Beznau) entdeckt wird.

Gleichzeitig verweigert der Bundesrat den dezentralen Stromeinspeisungen eine kostenorientierte Regelung der Rückliefertarife wie sie für Wasserkraftwerke der Netzbetreiber längst gilt. Der Ausbau der kostengünstigen PV wird systematisch verhindert, und nun soll nach Ihrer Ansicht (und sie ist verbreitet) auch noch der Gewässerschutz "untergeordnet" werden, statt dass man Solaranlagen ohn Umweltschaden auf Infrastrukturen und Dächern baut.

Mit sehr kostengünstigen Methoden zur Investitionssicherung liesse sich die Geschwindigkeit der Energiewende und besonders des unproblematischen PV-Ausbaus verdreifachen.
Ja, ich bin einverstanden, dass auch der Ausbau der bestehenden Wasserkraft und der Windkraft sinnvoll sein kann, aber eine Priorisierung der Vernichtung neuer grosser Gebirgstäler löst das Problem quantitativ auf keinen Fall und sollte deshalb auch nicht in den Vordergrund gestellt werden.

Die Handlungsspielräume mit PV sind viel grösser, und getreu dem Raumplanungsgesetz, wonach Landschaften und Freiflächen zu schonen sind, sollte man nun erst mal die bereits versiegelten Flächen für PV nutzen.

Sie schreiben:
"Es sind Ziele und Lösungsansätze auf dem Papier."

Nein, wir sind mitten in der Transformation, schauen Sie doch mal die Ausbauzahlen an, sie haben sich seit 2008 ungefähr verzehnfacht (GWh/a Neuproduktion), aber das Tempo stimmt noch immer nicht, da haben Sie recht. Es braucht mindestens eine Verdreifachung der PV-Ausbaugeschwindigkeit. Die Technik ist bekannt, die Standorte sind konfliktarm, wenn man es richtig macht, und die Kosten sind zu verkraftem, wenn man sich die Neuanlagen mittels der gleitenden Marktpämie vorab aus den Markterlösen finanzieren lässt, statt mit einmaligen Investitionsbeiträgen. In diesem Fall erübrigt sich sogar eine Erhöhung des Netzzuschlags.

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Lieber B., liebe Republik. Was ist das, "die Stromlücke"? Liebe Chatter, kann mir das eine sagen? Wir chatten gern, auch ganz hitzig, über etwas, das es nicht gibt, nie geben wird. Auch im explodierten Libanon gibt es elektrische Energie, jeder, der Geld und Beziehungen hat, kauft einen Kanister Diesel und setzt den um im Stromgenerator, und die Lampen brennen. Super. Ich hab auch einen Generator im K., einen Kanister daneben. Die Spitäler haben das auch, dort fehlt das Personal, kein Mensch regte sich auf wegen der Personallücke. Und bei der SBB wegen der Lokomotivführerlücke. Und in Göschenen und Airolo wegen der Tunnelröhrenlücke.
Ich versteh die ganze Aufregung nicht. Wenn ein Gut mal knapp ist, zahlt man höhere Preise, und das Problem ist gelöst. Oder man schnallt den Gürtel enger.
Im Artikel, und den über 170 Chat Beiträgen sehe ich lauter wirres Zeug, nur diese simple Konklusion nicht. Leider.
Muss schliessen, mein Handy hat eine Batterielücke.

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Wie sagte P.M.: Wir haben keine Stromlücke, sondern eine Mut- und Fantasielücke.

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Soo wahr! In der Kürze ist die Würze! Wer ist P.M?

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Die Stromlücke entsteht, wenn das Kabel zu kurz ist. Findige Köpfe nehmen ein Verlängerungskabel, andere beklagen den Unterbruch der Lieferkette.

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Alte Bauernregel (Parmelin?): Lerne klagen ohne Schmerz!

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So einfach ist es nicht. Die Preise in der Schweiz werden im Ausland gemacht. Wenn es in der Netzzone Schweiz zu wenig Strom gibt, zum Beispiel weil die Wasserkraft wie 2015/16 für zu hohe Preise vorzeitig veräussert wurde, dann fehlt in der Schweiz die Energie und es kommt zu einem Stromausfall, auch bei hohen Preisen, ein die Stauseen leer und die Eu nicht lieferwillig ist.
Für die Versorgungssicherheit müsste der Bundesrat endlich Leistung (Kraftwerke) , Netze und Speicher gleichermassen planen und bewirtschaften, ohne sie selber zu betreiben. Das steht ja auch im Stromversorgungsgesetz.
Der Bundesrat tut es nicht und lehnt auch noch die Verantwortung dafür ab. Bundesrat Parmelin warnt die Firmen in der Schweiz vor Stromabschaltungen.

Ich finde diese Reaktion auf die selbstgemachte Krise mit Brüssel völlig hirnrissig und unwürdig für unser Land, so als ob es erneuerbare Energien nicht gäbe…

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Fairerweise muss man sagen, dass sich das Powerloop-Konzept auch mit grünem Wasserstoff oder synthetischem Methan (also CO2-neutral) betreiben liesse. Nur muss man dafür im S. grosse Mengen an sauberem Strom aus Photovoltaikanlagen produzieren. Die Kostenfrage ist auch hier ein Knackpunkt.

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Genauso könnte man in grosse Batteriespeicherparks investieren, wie das Australien macht. Vom Energieverlust her wäre das effizienter. Nur sind die Investitionskosten vermutlich höher.

Ich habe mir erzählen lassen (vielleicht kann das hier jemand ausführen), dass gewerbliche Kunden zwar relativ günstig Strom einkaufen können, für Verbrauchsspitzen dafür aber sehr viel zahlen müssen. In dem Kontext rechnet sich für einen Gewerbebetrieb eine grosse Batterie sehr schnell, die technisch eigentlich wie die klassische Nachtspeicherheizung funktioniert. Und das jetzt halt im grossen Stil (siehe Australien)

https://www.heise.de/newsticker/mel…59373.html

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Energie(n)wender
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Guten Tag Herr Wilhelm
Batteriespeicher sind leider keine Lösung um die benötigte saisonale Verschiebung von erneuerbarem S.-Überschuss-Strom (wenn wir dann mal solchen haben) in den Winter zu bewerkstelligen. Batterien sind gut für den Ausgleich von Tag und Nacht (bestenfalls wenige Tage), aber um Strom in den benötigten Mengen (> 10 TWh) vom S. in den Winter zu verschieben, werden wir nicht um eine chemische Speicherung herumkommen (Stichwort: Power to gas) - auch wenn der sog. "Round-trip"-Wirkungsgrad nicht so erhebend sein wird.

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Ein grosser Nachteil dieser "Versorgerwahl" welche die Wirtschaft als Strommarkt verkauft, ist die gelieferte, aber nicht bezahlte Versorgungssicherheit. Wenn ich mir einen Stromversorger in Finnland wähle, weil dieser einen günstigen Preis bietet, sollte die Infrastruktur dazwischen auch eingerechnet werden. Wenn also unterwegs ein Problem aufkommt, muss es bei diesem Verbraucher auch dunkel werden. Tut es aber nicht.

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Man kann es auch anders sehen. SVP/FDP hintertreiben seit Jahrzenhnten den Ausbau der erneuerbaren Energie in der Schweiz, um der gescheiterten Atomenergie ein Revival zu ermöglichen. Die Schweiz, dass zeigen alle Studien, kann sich problemlos selbst mit erneuerbarer Energie versorgen. Sie muss es nur tun und das verhindern SVP/FDP. Das Schreckenszenario Stromlücke wird gezielt erzeugt. Unser Nachbarn Italien und Österreich zeigen, dass es auch ohne Kernkraft geht. Oder das Industrie- und Exportland Deutschland, praktisch 50% des dort verbrauchten Stromes kommen bereits aus erneuerbarer Energie. Das Dienstleistungsland Schweiz kann es also locker schaffen.

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Der Artikel zeigt doch gerade, dass diese gerne zitierten Studien arg theoretisch sind und sich die Umsetzung in der Praxis sehr schwierig gestaltet. Gerade die Schwierigkeiten bei Realisieren von Anlagen ausserhalb der überbauten Gebieten (welche in all den Studien einen essentiellen Teil darstellen) kann man kaum einer Partei oder politischen Seite in die Schuhe schieben, das ist schlicht bestehendes Bau- und Umweltschutzrecht.

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Und dieses Recht kann man nicht ändern? Deutschland hat bei steigendem Verbrauch den Aneil der erneuerbaren Energie im Strommix in 25 Jahren von praktisch 0% auf 50% gesteigert. Warum schaffen die das und wir nicht ? Weil dort der politische Wille der Regierung da ist und bei uns nicht. Ganz einfach. Oder sehen Sie sonst einen Unterschied?

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Was die Schweizer*Innen anbelangt bin ich ziemlich pessimistisch und desillusioniert.
Schon 1989, an der ersten Umweltminister-Konferenz in Bergen, Norwergen (Brundtland-Minister-Konferenz) haben wir den Spruch skandiert: "Bergen Meeting - Just Talk And Eating - Bla Bla Bla! Bergen Meeting - Just…"
Seither ist sehr viel Wasser die Aare runtergeflossen, passiert, ausser ein paar Reaktorkatstrophen und immer grösserem Energieverbrauch - ist: nichts.

Die Schweizer*Innen handeln ja stets gerne in "Eigenverantwortung" - oder, besser gesagt, in eigenem Egoismus (Siehe auch die "Eigenverantwortung" im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie). Dass dies nicht funktioniert, wurde in den letzten knapp zwei Jahren genügend bewiesen. Gesetze sind dank unserer direkten Demokratie (welche ich selber eigentlich sehr schätze) leider schwer umzusetzen und nur mit grossem Aufwand realiseierbar (CO2-Gesetz, garantiertes Grundeinkommen, Konzernverantwortungsintiative, der riesige Aufwand um die Zwängereien bezüglich COVID-19-Gesetze).

Dass der Klimaschutz der Mehrheit der Schweizer*Innen ziemlich egal ist, ist täglich beobachtbar: Sobald Auslandsfliegereien wieder möglich sind, na ja, muss "man" ja gehen. Autofahren muss ich ja fast, weil - Ausreden gibts immer! Das kann ich auch täglich in der Stadt Bern beobachten, diese vielen unnützen Fahrten - aber ja, jede*R hat ja das Recht und alle "müssen" ja. Die MIVs werden immer breiter und grösser, muss ja sein…

Der Energieverbrauch - egal in welcher Form und wo in der Schweiz - steigt stetig. Eigenverantwortlich Energie sparen? Sollen doch die Anderen! Griffige Gesetze? Nicht mit mir… Vorschriften bezüglich dem irrsinnigen Elektroschrott? Da lachen die GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple und all die anderen), die kleine Schweiz wird einfach umschifft. Höchstens die EU mit Vestager hat diesbezüglich etwas Biss.

Was ich in meinem täglichen Irrsinn - äh Geschäft - erlebe, ist diesbezüglich einfach nur lachhaft. Druckerlebensdauer werden immer kürzer, Computer immer weniger reparierbar, Auslandsflüge täglich. Dafür - um das schlechte Gewissen zu beruhigen, wird Papier doppelt gebraucht.

Für mich Fazit: Uns Schweizer*Innen gehts einfach zu gut. Wir können reden und kriegen alles in den Schoss gelegt. Gesetze werden komfortabel abgelehnt - der Markt und der Geldbeutel wirds dann schon richten.

Als Mieter*Innen haben wir sowieso nur beschränkte Möglichkeiten. Häuser isolieren? - Zu teuer! Fernsteuerbare Hauptschaltergruppen für die Stromversorgung machen, weil immer mehr Geräte unnötig den ganzen Tag im Standby laufen - zu teuer! Auf allen Dächern Solaranlagen (bevorzugt Warmwasser oder Wasserstoffanlagen, da einfacher produzierbar als Solarzellen) montieren? - Zu teuer!
Solange Gesetze fehlen, wird nichts passieren. Gesetze sind da, um ein Referendum zu ergreifen und abgelehnt zu werden.

Gut, bin ich in einem Alter, wo ich eine Klimakatastrophe wohl nicht mehr miterleben muss. Unsere Nachkommen dürfens dann richten. Leider.

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Ich denke es fehlt eher an kreativen Lösungen. Zudem sollte man mit etwas mehr Fakten arbeiten und weniger Ideologie.

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Nein, es fehlt nur am Willen, endlich umzusetzen. Es ist alles erfunden, was es braucht, um die Energiewende zu schaffen. Optimierungen noch nicht eingerechnet.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Im ganzen Artikel steht keine Zeile, dass wir derzeit Strom verschwenden als gäbe es kein Morgen. Verlassene Strassen werden nächtelang taghell erleuchtet, Computer, Spielkonsolen und Fernseher laufen 24h am Tag, damit man 25s spart wenn man sie braucht, ganze Industrien schalten am Morgen um 7 all ihre Maschinen ein, während die ganze Bevölkerung um 11 ihre Herdplatten einschaltet...
Mit etwas gutem Willen und Gehirnschmaltz liesse sich sehr viel zum Guten verändern, nicht nur bei der Energieversorgung.
Richtig erkannt hat der Autor allerdings das Grundübel unserer ganzen Versorgung: Wenn die Hauptakteure lieber im Finanzwesen Geld scheffeln als ihre Arbeit zu tun, dann ist es unmöglich etwas zu bewegen. Die privatisierten, am Aktionärsnutzen ausgerichteten Stromversorger haben nicht das geringste Interesse an einer flächendeckenden Grundversorgung. Für sie ist es völlig ausreichend, wenn jedes Quartal ein + in der Buchaltung steht und sie ende Jahr eine Dividende auszahlen.

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Ein Bonus-Malus-System, das richtig teuer würde wenn die Unternehmen ihrer Versorgungspflicht nicht nachkommen (also im Falle von Einschränkungen und "Blackouts") würde unter Umständen die Prioritäten anders sortieren.

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Die Energieversorger ? Die laufen mit Quartalszahlen. Die können das gar nicht. Wie soll das gehen ? Die Blockaden liegen bei der Politik.
Die Energieversorger werden etwas erzählen von hohen Preisen und finanziellen Reserven. Welche dann aber zum Bezahlen der Strafen gedacht sind, nicht zum Zubau von Leistung. Und die Strombezueger werden sich einen Honda in den Garten stellen.

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"Physiker"
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Danke für den Denkanstoss und die vielen fundierten Kommentare. Inselanlagen (oder netzgekoppelte aber inselfähige Anlagen) zeigen, dass es keine Stromlücken gibt, aber diese Sicherheit kostet etwas. Ich versorge meinen Haushalt und ein Büro schon seit vielen Jahren mit eigenem Solarstrom (über's Jahr gemittelt), obwohl wir punktuell elektrisch heizen. Ich könnte das leicht ausbauen, bin aber nicht mehr motiviert weil ohne Eigenverbrauch momentan ein Verlustgeschäft und weil ich noch keine Solarzellen z.B. "made in Europe with solar energy" gefunden habe.
Ich hatte vor, unser Haus inselfähig zu machen in einem Jahr, als hier vier Mal der Strom ausfiel (lästig bei PCs ohne Batterie), aber seit Jahren passierte es nicht mehr. Momentan warte ich darauf, dass unsere Heizung mit Pellets-Brenner schwächelt, um dann eine mit Pellets befeuerte Wärme-Kraft-Kopplung zu installieren. Das ist nicht ganz einfach: ich hatte am Oekozentrum Langenbruck geforscht, das versucht hatte solche Anlagen auf Basis eines Stirling-Freikolbengenerators zu realisieren, was nicht weiter als einige Versuchsanlagen ging. Mit Gas ist es etwas einfacher, und so wäre der Ersatz von existierenden Gasheizungen mit solchen Strom produzierenden Heizungen einen ersten Schritt. (Vielleicht sind die Powerloop-Module schon zu gross.)
Es ist mit klar, solche Ansätze gehen für Mieter in der Regel nicht, aber auch diese können bewilligungsfrei bis 600 W Solarfläche auch ohne Installation einfach hinstellen und je nach Hausinstallation selber verbrauchen, dem EW schenken, oder inoffiziell verkaufen. Siehe z.B. https://www.energiegenossenschaft.c…-geranium/

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Apropos Schweizer Solarzellen: Schon mal was von 3S Solar Plus in Thun gehört? Und für stromerzeugende Pelletsheizung die Pellematic Condens von Ökofen.

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"Physiker"
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Die hiesigen Hersteller von Solarpanels verwenden in der Regel Solarzellen aus Asien, meistens China. Ich warte, bis sich das ändert. Meine bisherigen Zellen sind spanisch und deutsch; deren Hersteller gibt es nicht mehr, weil sie mit den chinesischen nicht konkurrieren konnten.
Ja, genau Ihre Ökofen-Empfehlung werde ich wohl berücksichtigen, aber noch etwas warten. Noch scheint es keine Referenzanlage in der Schweiz zu geben. Allerdings scheint es möglich zu sein, den normalen Kessel ohne Generator zu installieren und diesen später nachzurüsten. Jedoch, noch funktioniert mein Windhager-Kessel perfekt.

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Ein guter Artikel, der seltsam einseitige Beiträge hervorruft. Dies nur, weil im Artikel nicht in den allgemeinen Tenor der Verteufelung der Atomenergie eingestimmt wird. Woher kommt der Vorwurf, dass die Atomlobby hinter der aufkommenden Diskussion um eine mögliche Stromlücke steht? Die BKW hat das KKW Mühleberg abgestellt und ist aus der Kernenergie ausgestiegen. Der Axpo-Chef hat erst kürzlich kundgetan, dass der Bau eines neuen Kernkraftwerks in der Schweiz, so es bewilligt würde, wirtschaftlich nicht interessant wäre.
Damit komme ich auf einen Aspekt, der im Artikel nur indirekt durchscheint: In der Schweiz ist seit der Liberalisierung des Strommarkts niemand mehr für eine ausreichende Stromversorgung verantwortlich. Die grossen Stromerzeuger (Axpo, Alpiq, BKW, …) mussten ihre Netze abgeben, sie wurden zu wirtschaftlich unabhängigen Unternehmen „degradiert“, die im freien Strommarkt nur ein Ziel kennen, die wirtschaftliche Erzeugung von Strom ohne Schädigung von Mensch und Umwelt. Wenn sich für diese Unternehmen Investitionen in der Schweiz nicht lohnen oder wenn sie mit zu grossen Ungewissheiten verbunden sind (wie mittlerweile jene für ein Kernkraftwerk), unterlassen diese Unternehmen solche Investitionen. Der andere grosse Akteur der Stromversorgung in der Schweiz, die Netzbetreiberfirma, hat den gesetzlichen Auftrag, die erforderlichen Verträge mit Stromlieferanten abzuschliessen. Das Gesetz macht aber keine Aussage, was der Netzbetreiber tun soll, wenn er keinen Anbieter findet. Dass das Bundesamt für Energie und die Bundesregierung keine Verantwortung übernehmen, braucht nicht hervorgehoben zu werden. Wer bleibt dann?
Der freie Markt dürfte dann spielen, wenn Mangellagen mit neuen Investitionen relativ rasch behoben werden können oder wenn die Gesellschaft einen Mangel mit höchstens sektoriellen Einschränkungen ertragen kann. Diese Voraussetzungen sind beim Strommarkt jedoch nicht gegeben.
Nicht zuletzt kommt noch ein weiterer Aspekt dazu, der im Artikel nicht angesprochen wurde. Es genügt nicht, im Jahresverlauf oder im saisonalen Verlauf genug Energie bereitzustellen. Um die Stromversorgung sicherzustellen, muss jederzeit ausreichend Leistung, d.h. Energie pro Zeit, in das Netz eingespeist werden. Die Bilanzierung von Energiemengen ist erst dann ausreichend, wenn ausreichend Speicher zur Verfügung stehen. Dies ist heute und in absehbarer Zeit nicht der Fall. Eine Analogie zur Illustration: In afrikanischen Regionen verdursten Tiere, auch wenn summiert über das Jahr ausreichend Regen fällt. Wenn der Überschuss aus der Regenzeit nicht in die Trockenzeit mitgenommen werden kann, nützt der ausreichende Jahresniederschlag den Tieren nichts.
Ich wünsche mir eine Diskussion der Risiken der Energiestrategie, die nicht ausschliesslich auf der dogmatischen Grundlage „Alles nur keine Kernenergie“ beruht.

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Gemäss dem Bericht des BFE Energiespeichertechnologien Kurzübersicht 2021 (siehe S. 9f) könnten die bestehenden CH-Pumpspeicherkraftwerke max. 300GWh Strom liefern. D.h. den kompletten Winterverbrauch der Schweiz während ca. 60 Tagen Stunden ((Edit) Danke an Herrn Resele für die Korrektur!) decken bei mittlerer Last von 5GW, ganz alleine, ohne irgend ein anderes Kraftwerk als Unterstützung.
Teuer wird das vielleicht, weil man ja vorher bzw. bei Sonne halt eben mit Überschussstrom hochpumpen muss, aber wie das zu einem Problem werden soll, ist mir schleierhaft. Zumal jeder Ausbau von Photovoltaik, Wind, Batterie und Wasserstoffspeicher das Problem weniger akut macht. (Edit) Meine Argumentation ist so nicht mehr zulässig mit korrekten Zahlen. Pumpspeicher alleine reicht bei Weitem nicht aus. Das Problem wird aber entschärft durch den Aufbau von dezentraler Produktion und Speicherung.
Und das führt mich zum zweiten Punkt, bei dem ich nicht einverstanden bin mit Ihnen:

Der freie Markt dürfte dann spielen, wenn Mangellagen mit neuen Investitionen relativ rasch behoben werden können oder wenn die Gesellschaft einen Mangel mit höchstens sektoriellen Einschränkungen ertragen kann. Diese Voraussetzungen sind beim Strommarkt jedoch nicht gegeben.

  1. Eine Solaranlage ist in Nullkommanichts gebaut (Monate) und nicht erst in Jahren wie ein konventionelles Kraftwerk. Dito für Batterie- und Wärmespeicher oder all das Power2Gas-Zeug in Containerform. Alles kommerziell erhältlich und nicht mehr so teuer, man muss es einfach machen. Und je grösser die Anlage, umso günstiger.

  2. Der Kommentar der Verkehrsbetriebe Basel bei SRF beweist das exakte Gegenteil: Die hatten leicht panisch angeführt, dass bei Einschränkungen ab 2025 man dann im Winter evtl. die Heizungen in Tram&Bus abstellen muss, weil dies ca. 30% des Stromverbrauchs ausmacht. OH GOTT KEINE HEIZUNG IM BUS ICH STERBE! #Kälteschock #NichtMitMir
    (Ich empfehle, den Artikel zu lesen, er ist so absurd, dass es lustig ist.) Und solche minimalen Einschränkungen gäbe es wohl noch viele, die sich Unternehmen aus dem Hut zaubern werden, wenn es denn nötig wird. Zumal ja jetzt alle 3 Jahre Bedenkzeit haben, das sollte ja wohl reichen...

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Ich weiss nicht, woher Sie Ihre Zahlen haben. Meine Internetkontrolle ergab, dass die Schweiz im Jahr 2020 rund 56‘000 GWh Strom verbrauchte, d.h. rund 150 GWh pro Tag. Dann reichen die Pumpspeicherwerke, so Ihre Zahlen für diese stimmen, ganze 2 Tage. Nicht angesprochen haben Sie, ob die Pumpspeicherwerke die erforderliche Leistung aufbringen können.

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Ich wünsche mir eine Diskussion der Risiken der Energiestrategie, die nicht ausschliesslich auf der dogmatischen Grundlage „Alles nur keine Kernenergie“ beruht.

Ich interpretiere mal, dass Sie davon sprechen, bestehende Kraftwerke laufen zu lassen wegen der Versorgungssicherheit (wenn man denn die Brennstäbe herkriegt...)? Oder was meinen Sie damit?

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Ja, das meine ich, natürlich nur unter der Bedingung, dass die Sicherheit gewährleistet ist. Die Bereitstellung des Brennstoffs verursacht weniger Bedenken als jene für die Bereitstellung der Halbleiter, welche für die Energiestrategie in grossem Masse erforderlich sind und bei denen bereits heute Lieferengpässe bestehen. Uranbrennstofflieferanten sind auf der Welt gut verteilt und schliessen auch Länder unserer Gesellschaftsordnung ein.
Grundlage meiner Äusserungen ist die Überzeugung, dass unser primäres Ziel die Reduktion unseres Einsatzes von fossilen Brenn- und Treibstoffen sein muss. Zu diesem Zweck müssen hohe Mengen an elektrischer Energie bereitgestellt werden. Dazu müssen wir alle verfügbaren und von der Gesellschaft akzeptierten Technologien einsetzen. Sparen und der Einsatz der neuen Erneuerbaren werden nicht reichen. In Europa (und auch ausserhalb von Europa) werden in verschiedenen Staaten Kernkraftwerke gebaut. Deutschland wird mit der neuen Regierung nicht nur den Atomausstieg sondern auch den Ausstieg aus der Kohleverstromung forcieren. Eine Energiestrategie der Schweiz, die auf dem Import von Strom zur Überbrückung von Versorgungslücken beruht und gleichzeitig den Einsatz von Kernenergie a-priori aus jeder Diskussion ausschliesst, ist inkonsequent. Der importierte Strom, so er überhaupt zur Verfügung stehen wird (auch für Deutschland werden Versorgungsengpässe prognostiziert), wird aus Kern-, Kohle- oder Gaskraftwerken stammen, denn die Versorgungsengpässe werden eintreten, wenn weder Photovoltaik- noch Windanlagen ausreichend liefern. Die Option Gas als Fall-Back versetzt uns in eine harte Abhängigkeit von Herrn Putin.
Sie können so oder so zur Kernenergie stehen. Bei einer offenen Diskussion der Optionen zu einer eventuellen Korrektur der Energiestrategie sollte sie wenigstens eingeschlossen und nicht von vorne herein ausgeschlossen werden.

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Semantic Web
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Es ist nur dumm zu behaupten, die Atomenergie sei klimafreundlicher als Wind- oder Solarenergie und lässt an den Absichten des Autors zweifeln, denn alleine schon die CO2-Bilanz hätte gezeigt, dass dieser Satz billige Schleichwerbung ist. Von den Stromkosten ganz zu schweigen. Aber dem Autor geht es ja im Kern um etwas anderes: alle offiziellen Energiestrategien - auch jene der Grünen und der SP-Exponenten - akzeptieren still und heimlich Gaskraftwerke. Ihre "grüne" Zusatzforderung, diese müssen dann aber mit Biogas/erneuerbarem Gas betrieben werden, ist scheinheilig, denn sie wissen, dass es dieses aus dem gleichen Grund nicht geben - es wird zuwenig (erneuerbaren) Strom auf dem Markt geben! Das Kernproblem in der Schweiz ist die aktuelle Finanzierung der Energiewende: die privatisierte Energiewirtschaft muss Gewinn machen. In der Schweiz kann man das mit PV und Wind nicht, dafür im Ausland (weil dort grosse Freiflächen möglich sind und staatliche Subventionen oder Minimumgarantien gewährt werden). In der Schweiz verhindern genau dies FDP und SVP - im Namen des Neoliberalismus und der "freien Marktwirtschaft" - und wohl auch, um ihren Freunden in der Atomindustrie das Roll Back zu ermöglichen und sie für die bittere Niederlage (des beschlossenen Ausstiegs) nachträglich doch noch zu entschädigen. Natürlich wird man dann die enormen Mehrkosten (Atomstrom kostet heute neu zwischen 10-20 Rp/KWh) dem Steuerzahler überbürden mit dem Argument, dass Blackout-Sicherheit auch etwas kosten darf - die Armee kostet uns ja auch jährlich 4-5 Mia. Aber vielleicht bringen diese düsteren Aussichten die Grünen, die SP, die GLP und alle klimabesorgten Menschen in der Schweiz dazu, gemeinsam die Lösungen zu finden, die das Parlament bisher verweigert hat. Wir brauchen eine gute Initiative, die nicht nur die Schutzziele definiert sondern die Mittel und Wege sicherstellt, damit wir schnell die notwendigen 25 TWh Winterstrom selber produzieren können. Denn eigentlich ist das kein grosses Problem - mit 10 Mia Investitionen (zu 3% Zins) wäre Strom für 5 Rp/KWh zu haben - Tag und Nacht. Beim Alpenschutz und der Schwerverkehrsabgabe hat die Schweiz das schon mal Ungewohntes geschafft. Vielleicht schaffen wir es jetzt beim ungemein wichtigeren Klimaschutz ebenfalls.

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Lieber Herr K. (und stellvertretend auch liebe andere Kommentarschreiber, die in eine ähnliche Richtung argumentiert haben)

Herzlichen Dank für Ihre Überlegungen rund um die Finanzierung der Energiewende, insb. auch zum Biogas bzw. synthetischen Gas. Davon wird es höchstwahrscheinlich nicht genug geben, sollte es nebst der Industrie und der Wärmeerzeugung auch noch für die Stromproduktion gebraucht werden. Siehe dazu u.a. auch diesen Text hier von uns.

Erlauben Sie mir als Republik-Redaktor, der den vorliegenden Text betreut hat, alllerdings zwei Bemerkungen zu Ihrem Einstiegssatz :

  • Sie schreiben, es sei "dumm" zu behaupten, dass die Atomenergie nebst der Wasserkraft die klimafreundlichste Variante zur Stromerzeugung sei. Fair enough: die Windkraft kann mithalten. Doch bei der Solarenergie sieht die CO2-Bilanz effektiv weniger gut aus. Sie können das zB in Studien des PSI und bei der UNECE nachlesen. Wenn Sie andere Zahlen haben: Bitte weisen Sie uns darauf hin. Und sonst würde ich vorschlagen, dass wir hier im Dialogforum auf solche Qualifizierungen verzichten.

  • Zu den Absichten des Autors: Ich kann verstehen, dass man als AKW-Gegner getriggert wird, wenn man so einen Satz liest. Ich kann Ihnen aber versichern, dass hier keine hidden Agenda vorliegt. Den Text lese ich vor allem als Kritik an den inneren Widersprüchen der derzeitigen Energiepolitik: Man strebt gewisse Ziele an, aber stellt nicht die Mittel und Rahmenbedingungen bereit, damit diese Ziele erreicht werden.

Freundliche Grüsse
Simon S.

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Semantic Web
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lieber Herr S. - ich kenne diese Studie des PSI recht gut - und sie ist leider eines jener Instrumente, mit denen das PSI u.a. die PV-Energie mit nachweisliche falschen Kostenangaben systematisch diskreditiert - sie behauptet z.B: das der PV-Strom im Jahr 2018 10-26 Rp/kWh kostete und erst m Jahre 2050 bei 5 - 15Rp/kWh liegen werde, dabei sind wir für Anlagen > 1000kW bereits heute auf einem Preisniveau von < 5 Rp/kWh. Diese systematischen "Fake-News" in den Preisangaben zu PV-Strom wurden von vielen Energieexperten scharf kritisiert und diese Studie gilt darum in den Fachkreisen generell als toxisch. Die methodischen Vorbehalte setzen sich auch in den Angaben zu den CO2-Emissionen fort, die mit der PV-Strom-Produktion verbunden sind. Typisch für diese Publikation ist auch, dass sie die wesentlichen Quellen und Daten, mit denen sie die "Ökobilanzen" berechnet, nicht nennt! (für seriöse wissenschaftliche Arbeiten eigentlich ein Todesurteil) Es wird in der Fussnote nur auf "Ökobilanzen, die erstellt wurden" verwiesen - ohne Quellenangaben! Ich bin als Fachmann seit Jahrzehnten in diesem Metier der "Ökobilanzen" zu hause und weiss, wie sensitiv das Endergebnis von den Annahmen/Systemgrenzen wie z.B. Lifecycle, "Lebensdauer" oder Energie-Produktionsfaktor sind. Alleine z.B. die Verlängerung der Lebensdauer um 30%, die Erhöhung der Produktion pro Jahr um 30% oder 100% (wenn z.B: die PV-Anlage in den Bergen steht erhöht sich die Produktion leicht um 100% im Vergleich zu den Annahmen in der PSI Studie), reduziert den CO2-Emissionsfaktor schnell auf 20 - 50 % des ursprünglichen Wertes. Die positiv bewertete Vergleichsgrösse (CO2/kWh Atomstrom) wird in der PSI Studie gar nicht diskutiert! Wenn also der Autor diesen Vergleich anstellt, in dem er Daten aus ganz verschiedenen Studien vergleicht, müsste er sicherstellen, dass dies auch zulässig ist. Die Klimabelastung durch den Atomstrom ist ein seit Jahrzehnten wissenschaftlich äusserst kontrovers diskutiertes Thema. Darum würde es der Republik gut anstehen, das zumindest anzumerken und nicht einfach auf alte Publikationen der Republik selber zu verweisen. Soviel wissenschafts- und methodenkritisches Handwerk darf man heute auch von der Republik erwarten.

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Wer die Atomkraft hinter der Wasserkraft als die klimafreundlichste Strom­produktions­form bezeichnet, disqualifiziert sich gleich selber. Atomkraft ist nicht klimaneutral, verursacht für tausende nachkommende Generationen ein nicht akzeptierbares Abfallproblem, lagert viele Kosten aus und ist last but not least NICHT erneuerbar, da spaltbare Elemente eine endliche Ressource auf dieser Erde sind, die im Besten Fall für zwei bis drei Generationen reichen.
Die Offensive der Atomlobby ist unglaublich, natürlich mit der SVP an vorderster Front, wer sonst? Zum Glück ist den wirtschaftlich denkenden Konzernen schon lange klar, dass sich die Atomkraft nicht rechnet, schon gar nicht, wenn alle Kosten eingerechnet werden.

Die Stromlücke kommt nur wieder auf das Tapet, weil sich die grossen Konzerne seit Jahrzehnten weigern, angemessen in den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft zu investieren. Der Wandel hin zu einer dezentralen Versorgung passt ihnen gar nicht, den das bedeutet ein Machtverlust für sie.

Und wer nicht begriffen hat, warum Gaskraftwerke auch für Grüne eine Option sind, unterschlägt bewusst Fakten oder hat schlichtweg keine Ahnung von der Materie. Gaskraftwerke können später mit Methan betrieben werden, das aus überschüssigem Strom bei viel Sonne und Wind hergestellt wird.

Sorry, dieser Beitrag ist eine Schande für die Republik, da sind wir uns doch anderes gewohnt.

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Ralph Moser: Es ist ja gerade eine der Pointen an der ganzen Geschichte, dass der verbreitet angewandte Massstab der CO2-Emissionen für die Kernkraft spricht. Insofern begrüsse ich das nicht, ich stelle einfach fest, dass so gerechnet wird. Dass Gaskraftwerke mit Methan betrieben werden können, stimmt in der Theorie. Allerdings ist Power-to-Gas aus heutiger Sicht eine Zukunftstechnologie. In den nächsten entscheidenden Jahren wird sie zur Wende nicht besonders viel beitragen können. Aber vielleicht wissen Sie da mehr.

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Warum wird im Zusammenhang mit der ominösen Stromlücke immer nur einseitig die Deckung einer immer wachsenden Nachfrage thematisiert, aber nie, warum diese Nachfrage denn immer wachsen muss? Ja, sparen war noch nie sexy, also wird sich kein:e Politiker:in den Bürger:innen klar machen, dass in einer begrenzten Welt jeder Verbrauch, auch des Stroms, nicht unendlich steigen kann.

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Sie stellen genau die richtige Frage?
Eine Antwort kann ich Ihnen geben. Ich habe bis heute keine einziges Stromversorgungsunternehmen gefunden, dass ein Geschäftsmodell fährt mehr Kundennutzen zu generieren mit weniger Strom und Gasverkauf.
Intersannt ist, dass die Stromversorgungsunternehmen zu über 90% sich in staatlicher Hand befinden. Der Staat verdient Geld mit dem Verkauf von Gas und Strom und bezahlt damit Ihre Verwaltungsräte. ZU diesen Verwaltungsräten gehören z.B. Martin Bäumle GLP (VR EKZ) und R. R. SP (VR IWB). Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, dass ich hier einzelne Parteien an den Pranger stelle. Ich könnte hier auch weitere Politiker nennen aus anderen Parteien.
Gemeinsam sind Sie sich über alle Parteien einig, eine Entschwendungsgeschäftsmodell gibt es nicht und darf es nicht geben. Was natürlich Unsinn ist.

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Wenn entschwenden ein Wort wäre käme es im Dix direkt vor entschwinden...

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Das man eine Volksinitiative gewinnen kann auch ohne die Mehrheit der Parteien hat soeben die Gesundheitsinitiative bewiesen.
Eine Ressourcen-Lenkungsabagbe ist nur noch nicht in den Köpfen vieler Menschen. Frau Widmer Schlupf hat dies mit der KELS jedoch schon erkannt. Keine Partei wollte jedoch darauf eintreten. Das ist nicht so schlimm. Die AHV und das Frauenstimmrecht brauchten auch einige Anläufe.

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Die Schweizerische Energiestiftung hat das Begräbnis des KELS wohlwollend begleitet. Meine Freunde von Greenpeace meinen aber, man könne dieser Stiftung vertrauen. Da ich mangels Sachkenntnis einfach nicht selbst entscheiden kann, wem ich vertrauen darf, habe ich diese Debatte mit grossem Interesse gelesen. Sagt mir jemand noch etwas über dieses KELS?

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Die KELS von Frau Widmer Schlumpf sah vor eine Energie-Lenkungsabagbe ein zu führen. Die Abgaben hätten an die Bevölkerung zurück bezahlt werden müssen. Die Eportindustrie hätte von den Abgaben befeit werden können. Etwa 80% der Einahmen wärem aus den Abgaben auf Strom und Treibstoffe gekommen. Sowohl Strom und Treibstoffe erfasst die CO2-Abgabe heute nicht. Ziel war die Entschwendung von Endenergie zu fördern. Die Vorlage sah zurecht vor die CO2 Abgabe abzuschaffen. Mein Vorschlag eine Ressourcen-Lenkungsabgabe einzuführen geht noch ein Schritt weiter. Damit könnten auch importierte Güter belastet werden. Das hätte das Problem gelöst, dass wir unseren CO2 Ausstoss zu über 50% im Ausland generieren. Somit das CO2 Problem zu einem grossen Teil "exportieren".

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Na endlich fangen die Medien an aufzuwachen. Das Thema ist entscheidend (auch) für das Klima: Denn sollten Stromausfälle tatsächlich zum Normalfall werden, werden die Schweizer Bürger wohl schnell realisieren, dass ihnen Strom wichtiger ist als das Klima. Und dann ist anzunehmen, dass klimafeindlichere Parteien das politische Parkett widerstandslos und vollständig übernehmen werden.

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Stromausfälle werden kommen. Aber nicht wegen der "Lücke", sondern wegen (immer häufigeren und immer stärkeren) Stürmen, Überschwemmungen und Murgängen. Das ist in den USA bereits Normalität, aber auch Frankreich oder Belgien gehen in diese Richtung.
Vielleicht stehen die Sterne für "klimafeindlichere Parteien" dann doch nicht so gut und für die Mehrheit von uns ist ein Ausfall der Wasserversorgung ohnehin viel schlimmer als Strommangel.

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Nun, Stromausfälle wegen Lücke und wegen Unwetter etc. schliessen einander leider nicht einmal aus. Wir sind uns also einig, dass mit Stromausfällen zu rechnen ist.

Trotzdem bleibe ich der Meinung, dass das Bedürfnis nach Strom dem Wähler wichtiger sein wird als das Klima. Ich selber möchte gerne beides haben, werde aber - ganz ehrlich - im Zweifelsfall ebenfalls Priorität darauf legen, dass die Fabrik meines Arbeitgebers Strom kriegt. Wenn der Strom dann mal fehlt, wird es aber zu spät sein für Lösungen, die Zeit brauchen: Aufbau von Solar und Wind und zugehörigem Speicher wird dann ebenso zu lange dauern wie neue Kernkraftwerke. Damit bleiben die kurzfristigeren Lösungen wie z.B. - na ja - Gaskraftwerke.

Und ich hoffe wird sind uns da einig: Diese Option wäre ein Rückschritt gegenüber heute.

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Zu "für die – hinter der Wasserkraft – klimafreundlichste Strom­produktions­form: die Kernenergie.": haben Sie dazu eine Quellenangabe? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie der Abbau von Uran, der Bau und Abbau des AKW und die sichere Lagerung des verstrahlten Material inkl. Brennstäbe über 1000de von Jahren so eine gute CO2-Bilanz haben soll.

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Leider sind Lucens, ThreeMile Island, Sellafield, Tschernobyl, Fukushima längst wieder vergessen.
Für den folgenden Satz werde ich sicher gleich gesteinigt: Wir brauchen (leider) offensichtlich wieder einen INES 7-Fall - möglichst grad in der Schweiz.

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Zur 'Stromlücke':
Würde ein knappes Angebot nicht einfach die Strompreise erhöhen? Was dann ja wiederum zu reduzierterem Verbrauch motivieren würde.

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Ist Energie nicht generell zu billig?

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It‘s a Commodity, Baby! Schreie ich ins Land. Wären Axpo, BKW und EKZ in den letzten 30 Jahren so innovativ gewesen wie zB Salt, Sunrise oder EasyJet (flexible Preise), dann hätten wir kein BfE das sich mit Zählen von Strom begnügt sondern einen dynamischen Käufermarkt, der durch Preisgestaltung Angebot und Nachfrage reguliert. Die Lösung dieser Energieproblematik kommt also weniger von ETH Ingenieuren als vielmehr von cleveren wirtschaftlich operierenden Firmen, welche nicht von den Kantonen gebremst werden. Aber wohlgemerkt, es braucht einen Konsens zu einer Strategie.

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Mit dem kleinen Unterschied, dass In der Telekom Branche ein paar Masten aufgestellt werden muessen, ein paar Router unten dran, und dann war's das langsam. Die einzigen Bremser sind Einsprachen gegen Mobilfunk Masten. Waehrend die Energiebranche richtig viel Geld in die Hand nehmen muss, und allenorten jederman bremst. So ist Solarenergie immer noch bewilligungspflichtig, und diese muss nicht erteilt werden. Einsprachen von Nachbarn sind auch moeglich. Wasserkraftwerke scheitern auch schon an ein paar Blumen.

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Leser
·

Ich habe eine Frage zu den Auslandinvestitionen unserer Stromlieferanten.
Falls wir mit der EU zu keiner Einigung kommen, haben wir dann noch Zugriff auf diesen Strom? Resp. haben wir (unser Stromfirmen - und der Bundesrat mit dem Abbruch der Verhandlungen mit der EU) dann die Stromsicherheit von Europa (ohne die Schweiz) gestärkt?

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Energie(n)wender
·

Guten Tag Herr M.
Die Antwort auf ihre Frage ist ein klares NEIN.

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Leser
·

Zuerst besten Dank für die Antwort. Leider habe ich die Frage (es waren aber zwei) sehr unglücklich gewählt. Somit stellt sich jetzt für mich die Frage (diesmal wirklich nur eine), welche der beiden Fragen können Sie mit einem klaren Nein beantworten?

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Psychologe, Psychotherapeut
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Die Schweiz hat hier das gleiche Problem, wie ihr östlicher Nachbar Österreich. Viele Berge, viel Schatten, viel Wind, wenig Sonne. Will man (so wie die Regierung in Ö derzeit) daher aus allen Energieproduktionsmöglichkeiten aussteigen, die CO2 produzieren, läuft das auf Windkraft, Fotovoltaik und Wasser hinaus. Allerdings haben wir im Winter nicht genug Sonne und keine Speicherkraftwerke (aus den gleichen Gründen wie die Schweiz). Auch Windparks werden (aus den gleichen Gründen) von der Bevölkerung abgelehnt: hässlich, nicht bei uns, die armen Vögel.

Man kann sich nicht waschen und nicht nass werden. Entweder man baut ein Atomkraftwerk (mit allen Nachteilen) oder man verbaut Natur (mit allen Nachteilen). Aber man wird sich für eines entscheiden müssen.

Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, beim Denken aus dem Kasten zu steigen. Warum nicht in Afrika Sonnenstrom produzieren und nach Europa exportieren? Warum muss jeder europäische Kleingarten autonom sein? Lieber als von Gas aus Russland sollte man von Solarenergie aus Afrika abhängig werden, von Windkraft aus Nordeuropa oder von Geothermie aus Mitteleuropa. Wenn jeder Staat nur innerhalb seiner Grenzen denkt, wird das Ziel nicht erreichbar sein.

Dem Klima sind Nationen nämlich herzlich egal.

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Waren Sie schon mal in Österreich ? Fahren Sie mal mit dem Zug von Budapest nach Wien. Ab der österreichischen Grenze, steht auf jedem Feld eine Windkraftanlage. Ich habe noch an keinem anderen Ort so viele Anlagen gesehen.

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Psychologe, Psychotherapeut
·

Ich bin seit einigen Jahren in Österreich, sogar hier geboren :) Ja, es gibt einige im Burgenland und in Niederösterreich, aber immer noch deutlich zu wenig. Auch wenn laut IG Windkraft bereits rund 50% der ö Haushalte beliefert werden können. Ein Problem sind nach wie vor die Speichermöglichkeiten für Spitzenzeiten und windarme Tage.

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Der letzte Abschnitt ist sehr wichtig und kommt meiner Meinung nach in diesem Artikel viel zu kurz. Die Winterlücke könnte Stand heute mit 100% Wasserkraft gedeckt werden, wenn im Herbst alle Stauseen gefüllt wären. Der einzige Grund dafür dass das nicht passiert ist, dass die Betreiber nicht fürs Füllen bezahlt werden, sondern nur fürs Leeren.
Ich hätte mir auch gewünscht, dass erwähnt wird wieviel Solarpanels und Batterien genau nötig sind, um einen AKW Reaktor zu ersetzen. Ich habe schon gelesen in der Schweiz wäre das eine Fläche von etwa 6 x 6 km. Also gar nicht viel mehr als die Fläche die unbewohnbar ist wegen AKW, Zwischenlager, Parkplätzen usw. zusammen gerechnet. Mal abgesehen davon dass Solarpanels inkl. Batterien in der Vollkostenrechnung deutlich billiger sind als Kernkraft.
Dass es am politischen Willen fehlt kann man leider nur bestätigen. Die Gaslobby scheint auf grosses Gehör zu stossen. Die Schweiz tut sich aber keinen Gefallen wenn sie sich von der Abhängigkeit der Araber zu einer neuen Abhängigkeit der Russen bewegt. Wir sollten viel mehr im Inland investieren statt langjährige Verpflichtungen mit ausländischen Lieferanten einzugehen.

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Wie wäre es mit Sparen? Dieser Aspekt wird viel zu wenig diskutiert. Lieber lügt man sich in die Tasche, unsere Mobilität könne locker aufrecht erhalten werden, indem wir fossil betriebene Autos durch Elektroautos ersetzen. Es ist kurz- bis mittelfristig illusorisch, unseren zu hohen Energiekonsum durch nachhaltig gewonnene Energie zu ersetzen. Es gibt Menschen, die sich wohl im Stillen denken, sie könnten der Klimaerwärmung durch die Installation einer Klimaanlage in ihrer Wohnung ausweichen...

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Ingenieur, EMobilität seit 1985
·

Der Artikel ist deprimierend statt motivierend. Das liegt meiner Ansicht nach daran, dass es offenbar einfacher ist, den Istzustand zu ermitteln und darüber zu jammern. Diese Zeiten sollten aber vorbei sein. Wie müssen endlich vorwärts gehen.

Meiner Ansicht nach gibt es drei Energiethemen, die parallel zu lösen sind und auf einen Zustand hinarbeiten, der sich bis 2030/2040 umsetzen lässt:

  1. Soviel wie möglich Erneuerbare Energieerzeuger aufstellen. Faktor fünf von heute, mit jährlicher Zunahme. Keine neuen Dächer, Parkplätze ohne PV, usw.

  2. Kurz-, Mittel- und Langzeitspeicher: Stauseen als Saisonspeicher und nicht als Geldmaschine betreiben. Elektroautos einbeziehen (Die Batterien von 6 Mio. EAutos könnten die Schweiz mehrere Tage versorgen und hätten eine Regelleistung von mehreren Atomkraftwerken zu einem Preis von wenigen als 100 Mio. CHF; Hausbatterien müssten extra aufgestellt werden und sind 10x kleiner).

  3. Elastizität der Verbraucher: Bsp. Revisionen von Fabriken gezielt im Winter, WP kann man um Stunden verschieben, Elektroautos laden um mehrere Tage, viele Verbraucher kann man reduzieren statt abschalten, usw.

Das Ganze nützt aber nichts, wenn wir nicht ebenfalls über unsere Überflussgesellschaft nachdenken. Denn effiziente Prozesse benötigen weniger Arbeit und wenn wir dies durch Wachstum an anderen Stellen kompensieren zu müssen glauben, wird in Summe genau das Gleiche passieren wie in den letzten 40 Jahren, nämlich nichts.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Ein argumentativ merkwürdiger, aber nichtsdestotrotz interessanter Beitrag. Denn einerseits möchte er eine «neutrale» Auslegeordnung der Energieakteure sein, andererseits kommen die KKW am besten aus der Geschichte heraus. Was interessant ist, weil er zu Beginn ja aufzeigt, dass immer dann mit der Stromlücke gedroht wurde, wenn die Interessen der KKW-Betreiber (und ihrer Lobbyisten) bedroht waren.

Dann folgt das Drama der Energiewende und ihrem Versprechen nach sauberer Energie, das zu Beginn nunmal nur defizitär eingehalten werden kann:

  • zu wenig

  • doch falls ausreichend viele würden alles verschandelt

  • zu unrentabel

  • planerisch unsicher

  • politisch unsicher

  • zu langsam

  • investiert wird nicht lokal, da nicht profitabel

Der Autor zeigt dann verschiedene Faktoren auf, welche Energiewende, Atomausstieg und Saubere Energie verhindern:

  • Gewässer- und Naturschutz (Grüne und SP)

  • Gesetze und Rahmenbedingungen

«Wo aber Gefahr ist, wächst / das Rettende auch» (Hölderin):

die – hinter der Wasserkraft – klimafreundlichste Strom­produktions­form: die Kernenergie

KKW's bräuchte es nur wenige, würden nicht alles (aber einiges) verschandeln, sind (Externalisiertes aussen vor lassend) rentabel, im Prinzip planerisch sicher, es würde lokal investiert – und nicht zuletzt würde, so ihre Vertreter:innen, die Stromlücke garantiert geschlossen werden. Was fehlt ist die politische Sicherheit und dass es womöglich zu langsam geht.

  • Aus Partei-Ideologie (Grüne) und Realpolitik und Loyalität (Mitte)

  • Was zu faulen Kompromissen führe wie dreckige Gaswerke, welche dem Klimaschutz zuwiderliefen.

Was man zu unserem Heil nur aufzugeben hätten wär' der Glaube an die «Sage vom sauberen Strom».

  • Entweder Zugeständnisse beim Gewässer- und Naturschutz (Grüne und SP)

  • Oder ein Ausstieg vom Atomausstieg (Grüne, SP, GLP, Mitte)

So dass unser Optionen sind:

  1. Energiewende, Atomausstieg und Saubere Energie ohne Stromlücke –> Nur mit schnellen Zugeständnissen beim Gewässer- und Naturschutz sowie bei Gesetzen zur Bewilligung und Rahmenbedingungen.

  2. Ohne Zugeständnisse –> Energiewende, Atomausstieg und Saubere Energie mit Stromlücke

  3. Ohne Zugeständnisse beim Gewässer- und Naturschutz sowie bei Gesetzen zur Bewilligung und Rahmenbedingungen, aber mit Zugeständnissen beim Klimaschutz –> Energiewende, Atomausstieg ohne Saubere Energie, aber ohne Stromlücke

  4. KKW's –> Mit Zugeständnissen beim Atomausstieg, ohne Zugeständnisse beim Klimaschutz, Brückentechnologie bei Energiewende, Saubere Energie, ohne Stromlücke.

Am optimalsten scheinen anhand dieser Kriterien entweder 1. oder 4. Der Artikel hat die Tendenz für 4. Doch was bei 4. ausgeblendet wird, sind die ungelösten Probleme der KKW's und sehr langfristigen Umweltverschmutzungen und Gefahren. Grosse Zugeständnisse.

Falls zu grosse, bliebe nur 1. Oder?

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Immer gut, die vorhandenen Optionen emotionslos auszubreiten!

Sehe noch eine weitere Option 5: Stromlücke im Winter durch Energielieferungen aus dem Ausland decken a) EU Verbund (Windenergie) -> Rahmenvertrag! b) Aus Afrika/Orient -> wohl nur via Wasserstoff-Transport -> nicht sehr energieeffizient und teuer.
Ich selber plädiere stark für Variante 1. Insbesondere muss es wieder möglich werden Windkraftwerke zu bauen. Da müssen wir die Naturschutzverbände (welche manche von uns wohl finanzieren) in die Pflicht nehmen. Ev. kommen wir aber nicht darum herum auch auf 5 zurück zu greifen.

PS: Ich spüre übrigens im Artikel keinen direkten Hang zur Variante 4. Sehe darin eher eine (politische) Auslegeordnung.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Das stimmt! Diese 5. Option ist implizit auch im Artikel angelegt. Wird aber in dieser ansonsten «neutralen» Auslegeordnung mit einer merkwürdigen Mischung von Merkantilismus (Autarkie) und Moralismus (Profit) abgekanzelt bzw. aus Zynismus als legitim erachtet:

Der Weg des geringsten Widerstands führt also ins Ausland. […] Wichtiger als die inländische Versorgungssicherheit ist den Stromfirmen der Profit. Das ist zwar stossend, da fast alle dieser Firmen den Kantonen und Gemeinden gehören. Wer, wenn nicht der Staat, soll sich um die Versorgungssicherheit kümmern? Doch dieser Fokus ist politisch gewollt. Und bei den derzeitigen Gesetzen und Rahmenbedingungen nichts als folgerichtig.

(Ausgeblendet und damit ausgeschlossen erscheint die Option, Stromfirmen ganz zu verstaatlichen – oder wie gewisse Genossenschaften nicht-profitorientiert führen zu lassen.)

Unsere Optionen sind also:

  1. Energiewende, Atomausstieg und Saubere Energie ohne Stromlücke –> Nur mit schnellen Zugeständnissen beim Gewässer- und Naturschutz sowie bei Gesetzen zur Bewilligung und Rahmenbedingungen.

  2. Ohne Zugeständnisse –> Energiewende, Atomausstieg und Saubere Energie mit Stromlücke

  3. Ohne Zugeständnisse beim Gewässer- und Naturschutz sowie bei Gesetzen zur Bewilligung und Rahmenbedingungen, aber mit Zugeständnissen beim Klimaschutz –> Energiewende, Atomausstieg ohne Saubere Energie, aber ohne Stromlücke

  4. Mit KKW's –> Brückentechnologie bei Energiewende, mit Zugeständnissen beim Atomausstieg, ohne Zugeständnisse beim Klimaschutz, also mit Sauberer Energie und ohne Stromlücke.

  5. Energiewende, Atomausstieg und Saubere Energie ohne Stromlücke im Winter durch EU Verbund (Windenergie) –> Mit Zugeständnissen an Europapolitik, ohne Zugeständnisse bei Energiewende, Atomausstieg und Sauberer Energie.

Ich präferiere die 5. Option, wobei zugleich die 1. angestrebt werden müsste. Die «Brücke» wäre also die «Saubere» Energie aus dem Ausland, während gleichzeitig – so langsam und sorgfältig es auch dauert – die politischen Zugeständnisse beim Gewässer- und Naturschutz vollzogen werden und die relative Autarkie mit Sauberer Energie angestrebt wird.

PS: Die Tendenz mag nicht «direkt» sein. Jedoch kann man eine gewisse Ungeduld gegenüber den politischen Verhältnissen sowie eine Abneigung gegenüber Profit durch Outsourcing (und Verschandelung der Landschaft) herauslesen. So dass die «schnelle» Lösung KKW noch als «günstigste» Option übrig bleibt. Man fragt sich nur: aus Überzeugung oder aus Verzweiflung?

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Sie unterschlagen in ihrem Artikel, dass die Energiewende bei gleichem Wohlstand geschafft werden soll.
Die Energiewende kostet.
Grosse Stromverbraucher sind nicht nur irgendwelche Haushalte sondern auch die Industrie, die grossen Unternehmungen, die ohne Computer nicht mehr funktionieren.

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Henry Lüthi
Vorstand VESE / Solarstromproduzent
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· editiert

Uiuiui, der Artikel enttäuscht meine Erwartung. Alle sind Träumer, aber eine Lösung? Oh, Kernenergie? Und die soll günstiger sein als Solarstrom? Das ist eine altes Märchen...

„Damit die Energiewende gelingen kann, bräuchte die Schweiz in der Fotovoltaik, in der Windkraft, ... einen regelrechten Investitionsboom.“

Immerhin ist der jährliche Zubau in der Schweiz tatsächlich von 300 auf 450 MW gestiegen, und an Investitionswilligen mangelt es nicht. Über Bürgerbeteiligungen mobilisieren wir mehr Kapital, als wir Projekte haben (www.vese.ch/pvdach).

Aber ja, es bräuchte einen verlässlichen langfristigen Rückliefertarif als Investitionssicherheit - das ist das politische Versäumnis. Mit 8-10 Rp/kWh wären Solarproduzenten glücklich, bei den aktuell hohen Strompreisen ist das konkurrenzfähig. Ein neues AKW könnte zu dem Preis seine Vollkosten nicht decken.

Jährlich gingen in den letzten Jahren kaum über 5 GW neue Kernkraft ans Netz; Photovoltaik hingegen über 120 GW. Märchen sind konservierend, aber irgendwann überholt.

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Ingenieur, EMobilität seit 1985
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Ich teile Ihre Begeisterung. Trotzdem sehe ich Leistungsangaben als ungeeignet für Vergleiche zwischen unterschiedlichen Technologien, da die möglichen Volllaststunden doch sehr unterschiedlich sind. Besser sollten wir erzeugbare Energie pro Zeiteinheit, zum Beispiel pro Jahr, als Vergleich heranziehen.

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Eine gute Versorgungssicherheit ist auf europäischer Ebene nur gemeinsam zu bewältigen.

Und hierfür sind leistungsfähige Übertragungsnetze notwendig (HGÜ-Technik).

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Der Autor kritisiert, was alles nicht funktioniert. Lösungsvorschläge bringt er aber keine. Oder ist er für neue AKWs?

Mit einem fehlenden Endlager, langer Bau- und Bewilligungsphase, riesigen Mengen grauer Energie für die Errichtung und einem kleinen aber möglichen Risiko, sind AKWs mMn nicht wirklich eine Option.

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Energie(n)wender
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Vielen Dank, Herr B., für die Skizzierung der Problemlage. Gehe ich recht in der Annahme, dass ein zweiter Artikel folgen wird, in welchem mögliche Lösungsansätze aufgezeigt werden? Es ist wichtig, solche zu diskutieren, ihnen dann aber auch den Weg zu bereiten. Dass wir ein Problem haben, ist in Fachkreisen längst bekannt und nichts Neues (vgl. Winter-Stromimport-Statistik).

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Der Artikel zeigt sehr schön die Problematik auf.
Leider fehlen einige Hintergrundinformationen, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind:

  1. europäischer Stromnetzverbund
    Das ganze eropäische Stromnetz ist verbunden. Dieses System (das geändert werden kann) verlangt, dass jederzeit in ganz Europa gleich viel Strom produziert wie bezogen wird und dass der Strom jederzeit von der Produktion zu den Verbrauchern fliesst. Ist diese nicht der Fall, kommt es zu einem partiellen oder totalen Stromausfall in Europa. Entscheidend ist, dass die Frequenz in einem sehr engen Bereich (49.8 Hz bis 50.2 Hz) gehalten werden kann. Die Schweiz ist keine Strominsel.

  2. Stromlücke
    Eine Stromlücke besteht primär bei grosser Kälte, bei Windflauten, dem Ausfall von Übertragungsnetzen, dem unerwarteten Wegfall von vielen Stromverbrauchern und dem Ausfall von grossen oder vielen Stromproduktionsanlagen in Europa. Diese Stromlücke bzw. der Mangel an Abschalt- und Produktionskapazitäten besteht in ganz Europa.

  3. Regenerativer und steuerbarer Strom Schweiz
    Im Verhältnis zum Ausland hat die Schweiz schon heute sehr viel regenerativ produzierten Strom (60%) und davon kann ein extrem hoher Anteil (Pumpspeicherkraftwerke), entsprechend den Verhältnissen im Netz und der Produktionslast gesteuert werden.

  4. Abkopplung von europäischen Stromnetz
    Die Schweiz kann je nach Jahreszeit (Winter) ihre Stromversorgung nur für wenige Tage selbst sicher stellen. Dies nützt jedoch nichts, wenn die Schweiz sich nicht vom europäischen Stromnetz abkoppelt (siehe Punkt 1).

  5. Mangel an Schwarzstartanlagen
    Kommt es zu einem Totalausfall des Stromnetzes, weil die Bedingungen unter Punkt 1 nicht eingehalten werden, dauert es je nach Jahreszeit (Winter) tagelang bis das Netz in der Schweiz wieder aufgebaut ist. Es fehlen z.B. die erforderlichen Schwarzstartanlagen (Kraftwerke die sich starten lassen ohne intaktes Stromnetz und die Fähigkeit haben die Frequenz an andere Netze anzupassen).

  6. Falsche Strommarktregeln
    Die heutigen politischen Regeln des Strommarktes schaffen nicht die richtigen Anreize.

Lösungsansätze
Grundsätzlich gilt es zwei Strategien zu verfolgen.

Stromentschwendung

  • Mittelfristig brauchen wir eine Energieentschwendungsstrategie. Dies umfasst auch eine Stromentschwendungsstrategie). Gemäss unseren praktischen Erfahrungen kann der Strombedarf um mindestens 30% entschwendet werden. Dies kann passieren durch eine Ressourcen-Lenkungsabgabe, Lenkungsabgaben auf allen Energieträgern und nicht nur eine CO2. Kurzfristig muss auch mit Fördermittel für die Stromentschwendung gearbeitet werden.

Abschalt- und Produktionsreserven

  • Kurzfristig sollte die von Swissgrid ausgeschrieben Regelenergieleistung (Reserven für die geplante Stromabschaltung und Stromproduktion) von heute 1 GW auf 5 GW (1 GW entspricht etwa der Leistung des Kenkraftwerkes Gösgen) erhöht werden. Zum Regelenergiemarkt (geplantes Abschalten- und Zuschalten von Stromverbrauchern und Stromproduzenten) müssen alle Stromkonsmenten Zugang haben. Dabei sollte die gepante Stromabschaltung prioritär behandelt werden. Sie ist auch leichter und schneller zu realisieren.

Ich erhoffe mir mit diesem Beitrag eine Fakten basierte und fruchtbare Disskussion auszulösen.

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was mir als erstes nach der lektüre in den sinn kommt: warum wird die gesamte stromproduktion/wirtschaft nicht zentralisiert? warum kann der bund nicht ein amt schaffen, das al das bewerkstelligt, was jetzt alpiq, bkw, axpo etc. in je ihrer küche tun? also eine stärkung des service publique. ich meinte, die ch muss mehr denn je NEU denken.

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Ich verfolge beruflich die Energiewende seit 5 Jahren. Dieser Artikel bringt nur eines auf den Punkt: Die (sogenannte, drohende, eventuell irgendwann mal eintretende) Stromlücke ist politisch. Sie ist weder technisch, ökonomisch noch ökologisch begründet. Ab damit in den Papierkorb.

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Im Herbst warnen Wirtschaftsvertreter und der SVP Bundespräsident vor Energielücken. Kurz darauf startet die SVP mit einer Medienkonferenz eine Kampagne für die Erneuerung von Bewilligungen und den Bau von neuen Atomkraftwerken. Und nun wird die Atomkraft medial zur zweitfreundlichsten Stromproduktionsform gekürt - Zufall, Naivität?
Der Schrecken eines Energieblackouts wurde uns, wie im Artikel erwähnt, schon zweimal von der Atomlobby an die Wand gemalt, wenn es um den Bau neuer Atomkraftwerke ging, und traf nie ein. Wir wär's mit konkreten Massnahmen zum Energie sparen?

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Ich fasse für mich zusammen: Profite, Import mit günstigen Konditionen, Export aller Nachteile - der bekannte Schweizer Dreikampf. Dass man sich auf internationale Kooperation immer nur dann besinnt, wenn man etwas unbedingt von anderen braucht, das kommt erschwerend dazu.

Die Vollkaskomentalität ist bei der Lösung von Problemen nicht hilfreich. Am Freitagabend bei 30 cm Neuschnee mit dem Auto in die Engadiner Ferienwohnung zu wollen, weil man das will und sich sonst beides nicht amortisiert, ist vergleichbar mit anderen unsinnigen Vorhaben, zu jeder Zeit und jedem Umfang seine Bedürfnisse zu befriedigen. Wollen wir doch für die Zukunft Bedarf und Bedürfnisse auseinanderhalten: das eine braucht man, das andere bildet man sich ein.

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Wie wäre es mit einem EU-Beitritt?
Die Schweiz neigt dazu, sich ihre selber Probleme zu schaffen. Das Verhalten beim EU-Rahmenvertrag ist ein Schulbeispiel dafür. Aber lieber beisst sie sich die Zähne an Windmühlen aus, bei denen sie sicher mit dem berechtigten Widerstand des Landschftsschutzes rechnen kann. Dass das Land mit allem, was Ästhetik heisst, auf Kriegsfuss steht, wusste bereits Gottfried K. (Gedicht "Der Taugenichts").
Statt auf neue Verschandelungen zu setzen, wäre es eigentlich naheliegend, mit den bereits vorhandenen zu agieren: Über unsern zahllosen versiegelten Flächen liessen sich Unmengen von Solarpanelen montieren. Aber man zieht es vor, die "Energielücke" als Schicksal hinzustellen, vermutlich nur, um das Volk weichzuklopfen für neue Kernkraftwerke.
Uns fehlt einer (wie bei der Pandemie) der mit der Geissel den trägen Laden in eine schnellere und intelligentere Gangart peitscht

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Das grosse Problem unserer Stromwirtschaft sind die Wintermonate. Photovoltaische Kapazitäten können wir bauen, soviel wir wollen, und vielleicht auch zahlen können. Das Problem liegt in der Neigung der Erdachse: während der Wintermonate Okt bis März liefert die Photovoltaik nur ein Viertel der Jahresproduktion, weil es weniger Sonnenstunden gibt. Das gilt auch für die Solarkraftwerke, auf Staumauern. Die Windenergie hat in der Schweiz einen schweren Stand: bis heute liefert sie rund 0.4% des heutigen Strombedarfs. Grosse, unbewohnte Ebenen mit gleichmässigem Wind fehlen hier. Alle Euphorie über den Windpark auf dem Gotthard hilft da nicht weiter.
Es gibt nur eines: Zusätzliche, stabile Bandenergie aus Kernkraftwerken. Der erste Schritt soll die Streichung des Verbots neuer Kernkraftwerke sein. Die Planung neuer Anlagen sollte baldmöglichst an die Hand genommen werden.

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64% des Gesamtenergieverbrauchs in der Schweiz wird durch Erdöl oder Gas gedeckt. Zusammen mit dem Uran für die Kernkraftwerke kommen diese Energieträger alle aus dem Ausland. Es ist nicht einzusehen, weshalb nun plötzlich die ganze Energie aus der Schweiz kommen soll.

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Zu erwähnen ist, dass all die Investitionen der kantons- und gemeindeeigenen Stromfirmen in erneuerbaren Energien im Ausland für uns in der Schweiz nicht viel nützen werden, wenn wir nicht mit der EU einen Stromvertrag abschliessen. Bei Stromknappheit in der EU wird dieser Strom nicht zu uns gelangen.

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Ueber sog. vernünftigen Energieverbrauch und eben unnötigen Verbrauch, Energie sparen nachdenken, diskutieren, sich auf Wichtiges, Notwendendes besinnen, vielleicht in einer noch unbeleuchteten Stille, über sinnvolle Wende nachdenken, gar umdenken. Wo sparen, sich einschränken??? Ach, Sparen, das sei eben nicht "populär" sagte man mir.... Weitere Worte erspare ich mir jetzt trotzdem.

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