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Ryanair ? Da würde ich niemals einsteigen. Als Berufspilot mit über 30 Jahren Erfahrung kann ich vor so einer Airline nur warnen. Piloten werden als Pseudoselbständige (spart Sozialabgaben) oder als Angestellte auf Abruf (ohne Lohn in der Freizeit) wie Sklaven gehalten. Wer berechtigte Reserven an Treibstoff mehr tankt als das absolute legale Minimum, kann danach beim Chef vortraben. Im täglichen Verkehr fällt mir der interne Druck auch immer wieder auf. Am Boden wird extrem schnell und aggressiv herumgerollt, in der Luft die Controller zu jeder Abkürzung gedrängt. Warum die europäische Sicherheitsbehörde (EASA) hier seit Jahren wegschaut, ist mir schleierhaft. Aber wir als Kunden haben es in der Hand – nicht einsteigen!

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Yvonne Kunz
Godmother
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Besten Dank für's Teilen ihrer Erfahrungen, Herr K., spannend! Genau: Einfach nicht mehr einsteigen.

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pensionierter Fluglotse
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Das Problem: Kostenwahrheit. Als ich 1968 Flugverkehrsleiter wurde, kostete ein Flug Zürich-NewYork etwa zwei durchschnittliche Monatslöhne. Heute bezahlt man bis zu 40 mal weniger, obwohl die energetischen Bedingungen gleichbleibend sind. 120 kg (Mensch +Gepäck) auf 10'000m über 7000km Distanz zu transportieren braucht immer gleich viel Energie, wobei der Verbrauch mit der Geschwindigkeit im Quadrat wächst. 1968 flogen Propellerflugzeuge auf 4000m und 4 mal langsamer und trotzdem war es 40 mal teurer! Die heutigen Preise sind nur auf Kosten der Umwelt möglich. Geschäftsmodelle, welche mit Umweltzerstörung und Ausbeutung Profit machen, müssten schleunigst verboten werden. Das wird aber im Wachtumswahnsinn des Kapitalismus nicht geschehen, es ist ja weltweit das Standard Modell der Wirtschaft (oder wie der Captain a.d. formuliert: "die hässliche Fratze des Neo-Kapizalismus"). Resultat: Klimakatastrophe und das absehbare Ende der Menschheit, weil's am besten rentiert.

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Captain a.d.
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Sie reden dem 'Captain a.d.' 😉 aus der Seele, Herr Fluglotse!
Da stellt sich mir ehrlicherweise einfach die Frage, welche Institution/Instanz/Gerichtsbarkeit?/usw. dazu in der Lage wäre, dieser Kostenwahrheit - endlich! - zum Durchbruch zu verhelfen. Dass es dazu einer globalen Institution bedarf läge mMn auf der Hand.

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Yvonne Kunz
Godmother
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Auch ich bin Fluglotse E. dankbar, dass er das Stichwort der Kostenwahrheit in die Diskussion eingeführt hat - ist ja nicht nur in der Fliegerei ein springender Punkt, z.B. auch in der Bekleidungsindustrie. All die besprochenen Ryanair-Urteile sind für mich Mosaiksteinchen, die helfen, Kostenwahrheit herzustellen. Allerdings sind Klagen, wie aufgezeigt, kein effizientes Mittel dies zu erreichen, dazu fehlen auch griffige Gesetze.

Der Weg dahin führt m.E. nur über uns alle - ein Komiker, leider ist mir der Name entfallen, sagt mal: Sie können schon bei H&M einkaufen, aber nur wenn sie an der Kasse lauthals verlangen, das Doppelte zu zahlen, mit Nachweis, dass ein Teil des Geldes an die Näherin in Bangladesch geht und mit dem Rest Bäume gepflanzt werden.

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Rüpel-Kapitalismus auf der Anbieterseite das geht in Ordnung. Aber was ist mit der "entfesselten Kundschaft"? Wer sich auf solche Angebote einlässt, muss ja geradezu mit Tricks und Schwierigkeiten rechnen. Ganz abgesehen davon, dass die Viel- und Billigfliegerei in Zeiten des beschleunigten Klimawandels ohnehin obsolet ist. Nicht dass ich hier Schadenfreude verbreiten möchte - aber jedeR sollte sich doch heute überlegen, ob dieser oder jener Flug tatsächlich die persönliche Glücksbilanz entscheidend verbessert. Oder ob dies ein näher gelegenes Reiseziel mit Bahnanschluss nicht auch richten könnte.
Und natürlich bleiben individuelle Entscheide immer freiwillig und Flickwerk. Wenn Flugreisen oft immer noch billiger sind als Zug oder Bus, hat die Politik versagt.

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Yvonne Kunz
Godmother
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Bin völlig einig mit ihnen, Herr Frankhauser. Die Schnäppchenmentalität der Kundschaft ist der vielleicht wichtigste Treibstoff für das Geschäft von Billigfliegern. Doch entbindet dies m.E. die Anbietenden gerade eben nicht von der Pflicht, lautere Angebote zu machen - die ja eben teurer wären, wenn Personal und Kundschaft anständig behandelt würde. Fliegen muss angesichts der Klimaerhitzung teurer werden - und, wie sie sagen, ist es schwer verständlich, weshalb Zugfahren nicht rascher günstiger und attraktiver wird. Stichwort Kerosin-Besteuerung.

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Frustrierter Billettkäufer
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Wenn Flugreisen oft immer noch billiger sind als Zug oder Bus, hat die Politik versagt.

Was mich bei Internationalen Zugreisen noch viel mehr frustriert als die hohen Preise ist die katastrophal schlechte internatiole Integration, vor allem im Ticketing, bei den Europäischen Bahnen.

Der Versuch über die SBB Website (gar nicht zu reden über die in dieser Hinsicht unsägliche App) auch nur Informationen über internationale Verbindungen und Preise zu bekommen ist unglaublich frustrierend.

Es scheint das es seit dem TEE, welcher 1995 eingestellt wurde, bei der Europäischen Banintegration nur noch abwärts geht.

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Yvonne Kunz
Godmother
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Oh ja, Herr S., als Interrailerin könnte ich inzwischen Bücher füllen mit leidigen Anekdoten. Einmal habe ich ein Taxi genommen von Figueres nach Perpignan, weil weder SNCF noch RENFE fähig waren, mir eine grenzüberschreitende Streckenreservierung auszustellen, nachdem es auf der Interrail-App auch nicht ging. Am SBB-Schalter dasselbe: Die Mitarbeiterin musste schliesslich nach Bern anrufen, bis es möglich war, eine internationale Strecke zu reservieren .... Und: Nachtzüge?!! Wenn es überhaupt welche gibt: uraltes Rollmaterial, engste Verhältnisse für nicht sooo billige Preise, Anschlüsse passen nicht zusammen, sodass man nachts stundenlang auf ungemütlichen Bahnhöfen rumsitzt usw. Frau muss a) Überzeugungstäterin sein und b) sehr gern Zug fahren, um all das auf sich zu nehmen.

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Captain a.d.
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Solche -Angestellten-Abzocker gehören gewaltig an die Leine genommen.
Ganz abgesehen von der ganzen Umweltproblematik (diese 'Schnäppchen', wenn ich den Ausdruck schon nur höre..) beteiligen sich rein gar nicht an den Vollkosten, welche dann die Umwelt tragen darf...

Was gerne vergessen geht ist, dass bei Ryanair (und einigen anderen sog. Lowcost Carrier) in den meisten Fällen nur der Kapitän fest angestellt ist und einigermassen gut bezahlt wird, der Erste Offizier jedoch entweder Pay-To-Fly, oder als „Selbstständiger“ via einer britischen/irischen „Ich-AG“ für Ryanair fliegt!
Pay-To-Fly heisst ja nichts anderes, als dass der Pilot die Airline bezahlen muss, damit er dort fliegen kann. Warum er/sie das tut? Weil sonst seine /ihre Lizenzen verfallen und er /sie wieder ein teures Re-Training absolvieren muss. Carrier wie Ryanair und andere nutzen diesen Zwang auf das Schamloseste aus.
Ryanair handhabt das in jedem Land, je nach Gesetzeslage anders, so dass sich die Quoten von Direktanstellungen mit denen von Ausgegliederten und Scheinselbständig nicht eindeutig vergleichen lassen.

Bis vor ein paar Jahren mussten Piloten-Bewerber für das Assessment bei Ryanair sogar einen dreistelligen Pfund-Betrag bezahlen. Mittlerweile habe sich dies aber scheints ein wenig gebessert (infolge verlorener Gerichtsverfahren?) und es würden Modelle zur Finanzierung der Musterberechtigung auf der Boeing B737 angeboten. Vor wenigen Jahren war dies noch undenkbar, da verlangte Ryanair z.B. für eine durch sie angebotene überteuerte Typeneinweisung über 30.000 Euro! Hatte man nicht soviel Kleingeld übrig, dann hatte man Pech und konnte wieder nach Hause.

Beim Verhalten von Ryanair handelt es sich um die hässliche Fratze des Neo-Kapitalismus, welcher euphemistisch gerne auch als Neo-Liberalismus verkauft wird.

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Danke für die Erläuterungen. Ich frage mich, wieviele Leute Sklaven des Neoliberalismus und des entfesselten Kapitalismus sind. Und offenbar rückt dieses Wirtschaften mit Sklaven unserem Alltag immer näher und hat gar nichts mehr mit Zucker- und Baumwollplantagen oder Rohstoffförderung zu tun. Ganz zeitgemäss begeben sich frühere Helden der Lüfte freiwillig zu ihren Ausbeutern. Da liegt eine glanzvolle Welt in Scherben.

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Captain a.d.
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Nun, die Welt der 'Helden der Lüfte' ist schon seit rund 3 Jahrzehnten keine Glanzvolle mehr. Auch hier gilt: What you pay is what you get... oder noch etwas markanter ausgedrückt: pay d!rt eat sh!t... Sorry für die etwas blumige Sprache.. 😇 Ein weiteres Zeichen dafür sind ja die fast überall herrschenden Servicewüsten nicht zu erklären. Die KundInnen werden scheinbar auf den Sockel gehoben, bis sie bezahlt haben. Anschliessend sind sie nur noch Kostenfaktoren...

Es ist höchste Zeit, dass wir auf politischem Wege hier Gegensteuer geben. Man kann ja bald wieder wählen gehen und welche Politischen Parteien sich für das Wohl der Konsumenten einsetzen, ist ja ganz offensichtlich. Um alleine auf die oft gelobte Selbstverantwortung der KonsumentInnen zu vertrauen, dafür bin ich definitiv zu wenig naiv.

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Yvonne Kunz
Godmother
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Danke auch ihnen für ihre Präzisierungen und Ergänzungen, Herr S. Auch das Kabinenpersonal zahlte bis vor wenigen Jahren die Ausbildung selbst, auch für die Benützung der Uniform wurde Geld vom Lohn abgezogen.

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seit letztem Jahr fliegt die nach Beförderungs­zahlen viert­grösste Airline der Welt wieder von Rekord zu Rekord.

Warum nur nehmen immer noch so viele das Fliegen mit Ryanair mit allen offenbar gut bekannten Risiken in Kauf? Aus dem Artikel und untenstehenden Beiträgen verstehe ich, dass Ryanair mittels Gerichtsverfahren dazu gezwungen werden soll, die Preise zu erhöhen, zum Schutz der Konsumentinnen. Soll auf diesem Umweg dazu noch Umweltschutz betrieben werden? Bei reelleren Preisen würde weniger geflogen?

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Yvonne Kunz
Godmother
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Liebe Frau D., danke für ihre Fragen. Was ich mit dem Text zusammenfassend aufzeigen wollte: Billigfliegen hat einen hohen Preis - den bezahlt allen voran das Personal, wie auch die eindrücklichen Wortmeldungen in diesem Forum zeigen. Und dass transnationale Konzerne machen, was sie wollen - siehe auch Google - und es verblüffend schwierig ist, sie ersten zu fassen, und zweitens zu stoppen.

Dies ist umso stossender, als dass Ryanair der fliegende Beweis dafür ist, dass billige Flugpreise zu mehr Flugreisen führt. Dass ein Flug in vielen Fällen noch immer weniger kostet als der Zug, zeugt sicher von Politikversagen. Aber auch von der Bequemlichkeit der Konsument*innen - und das ist für mich auch eines der grössten Rätsel der Gegenwart: Warum es so schwer fällt, Gewohnheiten zu ändern.

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Beobachter
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Sie sprechenden Punkt genau an Frau D. warum wird Ryan Air geflogen?
Weil es halt viele Heuchelei (Hypokrisie) gibt, unter dem Moto ich will alles für nichts oder für möglichst wenig. Das Sprichwort, was nichts kostet ist nichts wert, hat den Sinn verloren.

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Ryanairs Strategie beruht fundamental auf billigen Arbeitskräften. Diese sind verfügbar, weil es in Europa seit der Finanzkrise / Eurokrise Arbeitslosigkeit en masse gibt (Spanien: 13 %, Griechenland: 11.6 %, Italien 7.8 % (Dez. 2022)). Daraus resultiert ein Machtgefälle: auf der einen Seite Ryanair und seine Anwälte, auf der anderen Seite Arbeitnehmende, welche versuchen über die Runden zu kommen. Für eine Firma ist ein 10-jähriges Gerichtsverfahren einpreisbar in die Unternehmensstrategie. Für den Arbeitnehmenden sind 10 Jahre 1/4 seines Erwerbslebens, welches man eher nicht mit kräftezehrenden Gerichtsverfahren verbringen will.

Es bräuchte institutionelle Massnahmen auf europäischer Ebene, um diese Machtasymmetrie zu durchbrechen. Mindestlöhne und gewerkschaftsstärkende Gesetze wären konventionelle Massnahmen. Das Recht auf Arbeit, welches in der Allgemeinen Erklärung der Menschrechte verankert ist (Artikel 23), mit einer Jobgarantie zu untermauern wäre wohl jedoch am effektivsten, denn, wenn jede Person die Möglichkeit hat in ihrer Heimat ein existenzsicherndes Einkommen zu generieren, müssten sich die Unternehmen um gute Mitarbeitende bemühen. Die fehlende Outside-Option für Viele in Europa spielt Unternehmen wie Ryanair zu sehr in die Hände.

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Ebenfalls problematisch ist, dass über die Jahrzehnte eine solide Nachfrage entstanden ist. Hatte neulich ein Globetrotter-Heft von 1982 in den Händen. Da waren Billigflugangebote inseriert; 2000.- nach Dehli und zurück..

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Oli Kamer
Softwareentwickler
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Ich denke, die Flüge wären günstiger, wenn Ryanair nicht ständig Geld in unnötige Gerichtsverfahren stecken würde.

Ob dies jetzt gut ist oder nicht, sei dahingestellt ...

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