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Sie fürchten sie, weil die Medien durch inhaltlich ungebundene Förderungs­massnahmen viel unabhängiger würden. Und weil rechts­bürgerliches Kapital dann nicht mehr dieselbe mediale Dominanz aufbauen könnte.

Genau darum geht es. Unsere Superreichen wollen weiter Wähler manipulieren können. Ohne lästige Konkurrenz durch leserfinanzierte Medien.

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Leserin
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Diese genauen Erläuterungen zum Mediengesetz: jetzt verstehe ich um was es geht. Ich werde gewappnet durchs Abstimmungsgetöse gehen können und mich auch durch Nebelpetarden und Schwurbeleien nicht beirren lassen. Dank meinem Lieblingsinformationsmedium.

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Ging mir auch so, Frau D. Als Ergänzung mit grosser Überschneidung der Argumente habe ich diesen Kommentar auf der Seite der SRG von Philipp Cueni gefunden.

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«Der Eindruck dürfte nicht falsch sein, dass die Investoren diese Publikationen aufgrund ihrer Verpflichtung auf bestimmte ideologische Positionen unterstützen», sagt Daniel Binswanger und liegt so ziemlich richtig.

Peter Weigelt, Konrad Hummler, Tito Tettamanti («Die Postmarxisten haben die Herrschaft über die gesellschaftlichen Debatten erlangt», Tettamanti in der Weltwoche) und andere finanzieren rechte Blätter, um Stimmung zu machen für ihren Reichtum auf Kosten der Mehrheit, um die Ideologie des total freien Marktes und die Mär des Trickle-Down unters Volk zu bringen. Tettamanti z.B. ärgert sich in der Weltwoche über die Linken: «Politphilosophisch betrachtet werden fast sämtliche Schweizer Parteien und ihre Exponenten heute von einer Geisteshaltung beeinflusst, welche ihren Ursprung vor langer Zeit hatte und die progressistisch-links motiviert ist.»

So investieren die politischen Philosophen der Finanzakrobatik einen Teil ihres Geldes ins Sponsoring ihrer Journaillen, die die puren erzkapitalistischen Narrative schön reden, damit sie in Ruhe ihre Milliarden scheffeln und niemand ihnen auf die Finger schaut.

Christoph Blocher finanzierte über Jahre das Bündner Tagblatt, in der Hoffnung die Redaktion würde etwas rechter. Ich arbeitete damals als Lokalredaktor und erinnere mich noch gut daran, wie er die ganze Redaktion in sein Schloss in Rhäzüns zum Nachtessen lud, während des Essens erzählte, wie er die erste Kuh und die Emser Werke kaufte. Ebenso plädierte er während des Desserts dafür, dass sein Bündner Tagblatt anders sein sollte als die anderen Blätter. Und mit «anders» meinte er mehr rechts. Als er merkte, dass daraus nichts wird, verkaufte er das Blatt. In den 80ern des letzten Jahrhunderts gab es den Somm und den Köppel so eben noch nicht.

Ja stimmen. Zum Massnahmen­paket zur Förderung der Medien.

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Danke für Ihre Analyse eines Insiders. Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, wie das neue Mediengesetz diese Einflussnahme verhindern oder verringern soll. Von den neuen Zuwendungen profitieren ideologisch unterwanderte Medien doch genauso wie pluralistische. Wenn sich weiterhin asoziale Reiche stärker engagieren als Solidarische, wie soll das neue Mediengesetz daran etwas ändern?

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Weil ohne das Medienförderungsgesetz nur noch die Medien mit zahlungskräftigen Sponsoren im Hintergrund überleben werden und die unabhängigen Zeitungen über kurz oder lang die Publikation werden einstellen müssen.

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Vielen Dank, Herr B. für dieses Zeugnis. Mir war nicht bewusst, dass Ch. Blocher kurzzeitig auch das Bündner Tagblatt besessen. Dass er schon damals sein Medienportfolio mit dem Ziel der politischen Einflussnahme bewirtschaftete, macht Sinn.
Heute kann allerdings sehr viel Forscher vorgegangen werden. Die Methode der Wahl besteht nicht in Essenseinladungen und suggestiven Erzählungen. Heute hat Blocher seine Einpeitscher, die die Redaktionen auswechseln und Linientreue herstellen. Herzlich, DB

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Wenn das Referendumskomitee glaubt, mit solchem Unsinn an der Urne durchzukommen, bestärkt es mich im Willen für eine breite Medienlandschaft einzustehen. Die Abstimmenden müssen verlässliche Informationen zur Verfügung haben, um solche verzerrten Darstellungen entlarven zu können. Super, wie es der Republik immer wieder gelingt, diesen Nebel zu lüften.

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Man muss auch sehen, dass die gleichen Kreise, die jetzt das Medienförderungsgesetz bekämpfen, ständig die mit öffentlichen Geldern finanzierte SRG und ihre Sender zu schwächen versuchen. Es geht ihnen ganz sicher nicht darum, Subventionen an grosse Verlage zu verhindern. Das Geld für die SRG ist gut angelegt, weil es uns nicht nur vielfältige Programme liefert, sondern auch dafür sorgt, dass die Privatmedien einen gewissen Minimumstandard an Faktentreue und journalistischer Qualität nicht unterschreiten können. Die rechten Kreise, die das Gesetz bekämpfen, möchten gerade diesbezüglich freie Bahn haben.
Sehr gelungen ist die Bezeichnung Somms >als Sonder­subventions­projekt von Christoph Blocher .

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Lieber Herr K., vielen Dank für ihr freundliches Kompliment. Sie haben recht: Es ist kein Zufall, dass dieselben Kreise, die gegen das Medienpaket schiessen, auch die SRG ins Visier nehmen. Das Medienpaket ist in der Hinsicht im Übrigen bloss das Vorspiel zu einem weiteren gravierenden Angriff auf das Schweizer Mediensystem. Danach wird mit Sicherheit die Gebührenhalbierungs-Vorlage kommen ein weiterer Versuch, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu schleifen. Herzlich, DB

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den Nagel auf den Kopf getroffen - Bravo :-)

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Auffällig an dieser Debatte und auch bei Ihnen, Herr Binswanger, ist das Schema "irrationale Filterblase" hier, "aufgeklärte rationale Medienhäuser" dort. Es sind diese Medienhäuser, die uns seit 25 Jahren flächendeckend mit geistigem Dünnschiss in Gratisblättern überfluten. Es sind diese Medienhäuser, die vor 40 Jahren jegliche Autokritik eingestellt haben, um die Anzeigen der Autolobby nicht zu verlieren. Es sind diese Medienhäuser, die nach jedem 1. Mai die drei brennenden Container zum Inhalt ihrer Berichterstattung machen. Es sind diese Medienhäuser, die jedes Thema zwei Wochen im Brustton der Empörung aufbauschen und dann wieder vergessen. Das sind nun also die Garanten der Aufklärung?

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Hm, so einfach ist es dann doch nicht. Daniel Binswanger schreibt denn auch:

Aufgeklärte Gesellschaften sind angewiesen auf ein funktionierendes Medien­system. Ein Medien­system, das hinreichend leistungs­fähig ist, um eine offene, informierte Debatte auch in Gang zu halten.

Und dass die Aufklärungskrise

eng verknüpft ist mit der Medien­krise, die nun schon seit über einem Jahr­zehnt einen kontinuierlichen Schrumpfungs- und Niveau­verlust­­prozess verursacht.

Damit sagt er, dass das Mediensystem gegenüber der Norm und dem Ideal gerade dysfunktional ist. Und ein Symptom dessen sind etwa die von Ihnen genannten selbst-kannibalisierenden Gratiszeitungen – die ja auch eine Reaktion waren auf die Gratismentalität der Internetuser.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Einziger Einwand (zu Binswangers hier zitiertem Text): Die Medienkrise dauert schon länger; mindestens zwei Jahrzehnte und nicht eines.
Sonst wäre es nicht schon so hässlich.

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Mir scheint auch, dass Markt und Vernunft nicht gerade ein Traumpaar sind, mehr so wie Dracula und Mina. Vielleicht verhilft gerade der Batzen von Mütterchen Staat der oft zu leisen Vernunft zu einer etwas festeren und auch hie und da hörbaren Stimme.
Auf jeden Fall ist geförderte Vielfalt evolutionär gesehen bestimmt günstiger als ein indirekt von der Erdöllobby subventionierter Einheitsbrei voller Fake-Rosinen, egal wie stark im Einzelmedium die Vernunft tatsächlich zum Tragen kommt und wie weit diese gefasst wird.

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Ich habe eine Verständnisfrage: Gratiszeitungen dürften doch eigentlich nicht von einer Förderung profitieren, oder?

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Nein, ganz klar nicht. Die Subventionen sind ja mit den Einnahmen aus Abos, Einzelverkauf und/oder Spenden verknüpft.

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Die Frage, ob Gratiszeitungen direkt vom Mediengesetz profitieren, sehe ich nicht als Kern meiner Kritik an der laufenden Debatte. Das meinte ich als Illustration zur Politik der Verlage, die nun subventioniert werden sollen. Grundsätzlich halte ich es für wünschenswert, wenn sich möglichst viele Menschen an Diskussionen beteiligen können. Das Internet ermöglicht einem Teil der Gesellschaft, sich aktiv einzubringen, der diese Möglichkeit früher nicht hatte. Das halte ich für demokratisch. Wenn sich nun totalitäre Kreise derzeit dieser Möglichkeiten effizienter bedienen als aufklärerische, ist dann der Ruf nach Zensur frei zugänglicher Kanäle und staatlicher Förderung elitärer Medien die richtige Antwort darauf? Ich habe daran meine Zweifel.

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In "20 Minunten" steht das Gleiche wie im Tagesanzeiger und den anderen TA-Media-Blättern. Die sind schon nicht sooo schlecht, wenn man vom "People"-Teil absieht. Blick am Abend wurde ja eingestellt, da stand tatsächlich die gleiche dünnen Infotainment-Suppe drin wie im Blick, nur über den Vormittag noch mal aktualisiert. Welche anderen überregionalen täglichen Gratisblätter meinen Sie denn? In Zürich gab und gibt es nur die beiden oben genannten in nennenswerter Auflage, dazu mittwochs das Amtsblatt der Stadt Zürich.

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Ihre Meinung zu 20 Minuten teile ich nicht. Eine Zeitung oder auch deren Webseite, die Themen wie die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer, den Afghanistankrieg oder den Syrienkonflikt in einer Serie von dreizeiligen Meldungen abhandelt, halte ich persönlich für das Gegenteil von Qualitätsjournalismus.

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Leserin
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Mit oder ohne Presseförderung wird der Stand der Aufklärung gleich gut oder schlecht gefördert oder gedrückt. Die Änderung muss vor allem anderenorts stattfinden. Ich weiss wirklich noch nicht, wie ich abstimme.

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Wie man in den USA und in UK (oder Italien, Sie erinnern sich an Berlusconi?) sehen kann, ist es brandgefährlich, wenn superreiche Privatleute die öffentliche Meinung über ihre Medienmacht manipulieren. Und das geht alles immer nur in eine Richtung - nach rechts, mit immer libertärerer Wirtschaftsausrichtung, zum Schaden Aller außer den ganz Reichen. Deshalb betreiben die diese Desinformations- und Manipulationskampagnen - sie wollen noch mehr Freiheiten, Geld in ihre Taschen zu schieben. Mit möglichst wenig Arbeits- Umwelt- oder sonstigen Schutzgesetzen. Sie wollen letztendlich, dass der Journalismus von ihnen abhängig ist und sie die Inhalte diktieren. Dann erst sind sie frei - allerdings nur die, nicht wir.
In Deutschland gibt es eine ähnliche Auseinandersetzung, mit ähnlichen Argumenten (Beißhemmung gegen die "Obrigkeit", Staatsfunk), auch hier ist es durch die Realität widerlegt. Sämtliche Skandale wurden durch Journalisten des geförderten ÖRR aufgedeckt, oft in Kollektiven, mit anderen ÖRR-Anstalten. Keiner pinkelt der Regierung so genüsslich ans Bein wie bsw. der Bayr. Rundfunk der CSU, oder ÖRR-Sendungen wie "Die Anstalt" der Union.

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Wo sollte denn Ihrer Meinung nach die Änderung stattfinden? Und was ist Ihr wichtigstes Argument gegen das Mediengesetz?

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Leserin
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Die Änderung? Quer durch die heutige Gesellschaft. Oder gibt es doch keine, wie Thatcher mal sagte? Bin sehr verunsichert. Jedenfalls denke ich an Verwaltung, Schulen und Universitäten, an uns alle. So wie die Justiz, die jemand weiter unten als unabhängiges Erfolgsbeispiel erwähnte. Sie kann gar nicht in allen Bereichen unabhängig sein, siehe heutiger Gerichtsbericht. Es geht enorm viel von der Politik aus. Das ist auch bei den Medien der Fall. Kennen Sie übrigens die Operation „Mockingbird“ in den USA? Und die SVP? Und Blochers Medienbiografie? Ich bin skeptisch, wäre aber froh, wenn Journalismus doch einen Beitrag leisten könnte. Ich glaube, das ist mein wichtigstes Argument für und gegen zugleich. Ich habe einfach keine grossen Erwartungen. Beantwortet das Ihre beiden Fragen?

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Merci für diese gute Auslegeordnung. Es wird darin deutlich aufgezeigt, dass der Widerstand gegen das Massnahmen­paket zur Förderung der Medien im Grunde ein Kampf gegen einen aufgeklärten Staat und eine aufgeklärte Gesellschaft ist und sich nahtlos in die vielfältige (und einfältige) rechtspopulistische Hetze gegen unsere demokratischen Institutionen und Grundwerte einreiht.
Und es wird auch deutlich gemacht, dass staatlich unterstützte Medien weniger von den Inseraten und den dahinter stehenden, oft intransparenten wirtschaftlichen und politischen Interessen abhängig sind und sich freier ihrer journalistischen Aufgabe widmen können.

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Danke für diesen aufklärenden und aufklärerischen Beitrag, der das Grundlegende beleuchtet. Dass Institutionen unabhängig sein können, obwohl der Staat sie bezahlt, ist in unserer Demokratie nichts Neues: der Justizapparat funktioniert genau so. Vielleicht braucht es künftig für die vierte Gewalt, die Medien, eine ähnliche Basis. Staatspolitik fürs 21. Jahrhundert?

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Mir wäre lieber, die Republik würde erklären, sie verzichte auf jegliche staatliche Subventionen, dafür erhöhe sie den Abo-Preis auf 300 Franken, oder meinetwegen 340 Franken. Ich würde das mit einem guten Gefühl bezahlen. - Ich weiss, ich könnte jetzt schon mehr bezahlen. Das mache ich nicht, weil ich mich nicht zur Peer-Group der Republik zähle, sondern als Abonnent. So wie ich auch Abos von zwei Tageszeitungen habe.

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Nehmt das Geld und bietet dafür vergünstigte Abos für junge Menschen, die sich ein Republik Abo nicht leisten können/wollen.

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Chefredaktion
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Hallo Herr M., danke für die Anregung. Die Republik bietet seit jeher die Möglichkeit, den Betrag für das Abo selber zu bestimmen, falls man sich die regulären Preis nicht leisten kann. Dies ist möglich dank Verlegerinnen, die einen höheren Betrag als den Abopreis spenden. Gutes Wochenende!

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Alle diese jungen Menschen haben min. ein Handy, das 3x so teuer ist, wie ein Republik-Abo ...

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Leserin
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Ich musste alles kündigen, um die Republik und die Krautreporter (die ich demnächst aber wieder abbestelle) zu lesen, was mir nicht schwer fiel. Ich sag das nur, damit Sie auch an die denken, die nicht einfach so viel zahlen können wie Sie. Hier hab ich jetzt ein neues Argument für die Medienförderung.

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Was nützt es Ihnen als Republik-Leserin, wenn der Staat künftig die Frühzustellung des Tagis subventioniert? Oder jedem Privatfernsehsender mehr Geld gibt für z.B. den Einkauf drittklassiger Serien aus den Neunzigerjahren?

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Warum wäre es Ihnen denn lieber, wenn die Republik auf „jegliche staatliche Subventionen“ verzichten würde?

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Die Republik verzichtet auf Werbung, weil sie, nach eigenen Angaben, unabhängig von Werbegeldern sein will. Freiwillig auf Subventionen zu verzichten fällt schwer. Aber es wäre ein mutiger Schritt und ein starkes Zeichen vor allem gegenüber den Milliardären der Grossverlage. Meines Wissens hat die Republik in dieser Covid-Zeit auch nie Kurzarbeit (mit den entsprechenden Geldern vom Staat) beantragt.

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interessiert
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«Wenn die Medienförderung durchkommen soll, muss sich der Verlegerverband in den Arsch kneifen. Die addierten Abonnent:innen von ‹Republik›, ‹WOZ›, ‹Das Lamm› und ‹Zentralplus› reichen für die Mehrheit nicht.»

https://medienwoche.ch/2021/12/11/k…d-inserat/

Ich fürchte, die «Medienwoche» warnt zu Recht, denn der Pro-Kampagne fehlt es bislang an überzeugenden Argumenten. Auch Daniel Binswanger bekundet in seinem heutigen Beitrag sichtbar Mühe. Gleichzeitig fällt auf, worüber ungern gesprochen wird, zum Beispiel darüber, dass die zusätzlichen Subventionen in erster Linie an Printmedien, also an Medien von gestern, fliessen, oder dass es den Regionalmedien an Publikum fehlt, Geld hin oder her.

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Diese "Medien von gestern" werden aber immer noch von einer grossen Mehrheit der älteren Stimmbevölkerung gelesen. Wollen Sie diese Bevölkerungsgruppe den Blochers, Somms und Hummlers überlassen? Wenn man bedenkt, dass gerade in dieser Altersgruppe die Stimmbeteiligung am höchsten ist, dann gute Nacht für unsere direkte Demokratie...

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Lieber Herr S., „bekundet Mühe“ ist ja nun nicht gerade das Hammerargument. Ich mache zwei Punkte: erstens wird die Unabhängigkeit nicht bedroht sondern gefördert. Zweitens werden die Kleinen nicht benachteiligt sondern bevorzugt. Das klappt, so scheint mir recht mühelos. Was das Verhältnis von online- und Papierpresse anbelangt. Ja, ich hätte mir auch mehr online-Förderung gewünscht. Was wir jetzt haben, ist der extrem umkämpfte, eben grade noch mögliche Kompromiss. Mit idealeren Maximalforderungen kann man jede Vorlage bekämpfen. Und im Namen des Besseren das Gute verunmöglichen. Herzlich DB

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Aber gut argumentierte Vernunft reicht. Inzwischen bin ich da wieder zuversichtlich.
Gute Nacht.

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interessiert
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Hoffentlich … 😬

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In Abschnitt 7 gibt es einen Link zum neuen Mediengesetz. Dieser zeigt das Dokument "Vorlage der Redaktionskommission für die Schlussabstimmung Bundesgesetz über ein Massnahmenpaket zugunsten der Medien" an - ausgeliefert vom Server des Nein-Komitees. Es wäre besser, einen Link zu den offiziellen Ressourcen zu verwenden.
Abstimmungstext:
https://www.fedlex.admin.ch/eli/fga/2021/1495/de
Dokumentation des Bundesrates:
https://www.admin.ch/gov/de/start/d…edien.html
Dokumentation des UVEK:
https://www.uvek.admin.ch/uvek/de/h…paket.html

Edit: Link zum UVEK, Tippfehler

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Danke für den berechtigten Hinweis, Marc Véron. Wir haben die Stelle neu verlinkt. Ein schönes Wochenende!

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Dass man selbst bei der Suche nach dem Abstimmungstext die abhängige vor der unabhängigen Quelle findet zeigt sehr deutlich auf, in welchem Mass moderne Informationskanäle von Partikularinteressen unterwandert sind.

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Grundsächlich sind "demokratische Verfassungsstaaten" immer labil und müssen täglich neu erschaffen oder bestätigt werden, zudem stürzt nicht die "populistische Bewegung", sondern Big Biz und Dark Money hinter den Populisten die Demokratie. *

Populismus bekämpfen ist in diesem Sinne wie an den Rändern des Rapsfeldes Wildblumen für die Bienen stehen lassen, ohne auf Pestizide zu verzichten.

* Edit zur besseren Erklärung: So ist nicht die "Krise" der Medien für beispielsweise Brexit, Trump und Orban verantwortlich, sondern deren Konzentration in den Händen von wenigen oft Reichen und Superreichen wie Murdoch, Mercer, Coninx, Ringier, Burda, Springer, Zuckerberg und anderen.

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Kulturkritiker
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wenn die Mehrheit klüger wäre, hätte Populismus keine Chance. wenn die Mehrheit keine Macht hätte, wäre der Populismus machtlos.

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Das ist wohl etwas zu einfach wenn der Staat mit Steuersenkungen kaputt gespart wird und öffentliche Gelder an religiöse Charter Schools umgeleitet werden.

PS. "Wenn die Mehrheit keine Macht hätte", hätten wie die Macht von Minderheiten!

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Genau dagegen will das Medienförderungs-gesetz angehen ! :)
Das Fördern nicht den privaten Superreichen (Machtgierigen) überlassen.

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Kulturkritiker
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leider ist das zu Grunde liegende Problem nicht die geringe Qualität der Medien.

das Grundproblem liegt im Zusammenspiel dreier Faktoren, die es so bisher nicht gab:
der hürdelose Zugang zu Massenverblödungsmitteln wie Web-Angeboten, Twitter und Fakebook, auf die der Großteil der Menschheit nicht rational reagiert, weil bei ihm Verstand und Bildung in einem unglücklichen Verhältnis zur Stärke seiner Gefühlsregungen stehen. nur wenige besitzen die Charakterstärke, in der Flut der Anwürfe und Ablenkungsmanöver einen klaren Kopf zu behalten, weil genau diese Schwäche der Mehrheit von den wissenschaftlich gerüsteten Demagogen ausgenutzt wird, um die altehrwürdigen Institutionen zu überfordern und ihre Steuer- und Ordnungsfunktion auszuhebeln. es sollte einem doch schwer zu denken geben, dass die Abstimmungserfolge proportional zum Werbemitteleinsatz stehen - und nicht zu Bedeutung und Logik der Argumente.

um es prosaisch und konkret auszudrücken: die aufgeklärte Gesellschaft ist eine Fata Morgana, die schöngefärbte Vorstellung einer Demokratie gleichberechtigter Bürger leistet nicht, was ein wesentliches Merkmal der idealen Demokratie wäre: das Primat der Schwarmintelligenz, auf dass sich die beste Lösung durchsetze, und ein fairer Interessenausgleich. davon sind wir mit jeder Runde der Vergrößerung es Einflusses der Massen weiter entfernt.

die Medienförderung ist ein Nebenschauplatz, auch mit einem Vielfachen der Förderung werden die Demokratiemängel nicht behoben werden können, werden die scheinbaren institutionellen Garanten der Kantschen Ideale nicht so weit erstarken, dass sie dem Ansturm des mobilisierten Pöbels Paroli bieten können.

das Gesetz ist abzulehnen, also das Referendum gutzuheißen, weil es Unternehmen wie der TX Group erlaubt, die den Tagi als meinungsmediales Feigenblatt herausgibt, Fördergelder einzustreichen, die an keine vernünftigen und messbaren Qualitätskriterien gekoppelt sind. der Tagesanzeiger ist ein Potjomkinsches Dorf, das nur dazu dient, die Interessen der Eigentümerfamilien zu verbreiten und möglichst viel Geld einzusacken: die Artikel sind voller grammatikalischer Fehler, schludrig redigiert (beispielsweise werden manchmal ganze Absätze mit dem selben Inhalt wiederholt) und stammen zu einem großen Teil von der Süddeutschen Zeitung (inklusive ß, das manchmal nicht ersetzt wird). meine Liste von SZ-Journalisten, die regelmäßig für den Tagi schreiben, enthält inzwischen 85 Namen. dass das Angebot auch technisch jeglicher Beschreibung spottet, muss man noch gar nicht diskutieren - beispielsweise erscheinen immer wieder Artikelreferenzen auf der Einstiegsseite, die nicht aufgerufen werden können; die publizierte Anzahl Kommentare stimmt kaum jemals; als Publikationszeitpunkt wird u.a. "heute" verwendet; die Suchfunktion ist unterirdisch, man findet Artikel schneller über eine externe Suchmaschine; u.s.w. u.s.f..

die technische Qualität wäre sicher ein sinnvolles Kriterium im Katalog der Förderungsbedingungen, aber davon sind wir meilenweit entfernt.

jetzt muss ich leider doch noch ein wenig auf den Mann spielen: es ist mir ein vollkommenes Rätsel, wie ein Journalist ein rein ans Geschäftsvolumen gekoppeltes Fördervolumen loben kann und sogar betont, dass dies eben kein inhaltliches oder sonstiges Kriterium sei. diese Argumentation schmeckt doch verdächtig intensiv nach dem "eine Million Fliegen kann nicht irren"-Ansatz. sex sells, wussten schon die Amis - aber befördert das die aufgeklärte Demokratie, wenn Sex & Crime millionfach unters Volk gebracht werden?

aus gesellschaftlicher Sicht muss man froh sein, dass Google die Anzeigen gestohlen hat, weil damit ein verlogenes Geschäftsmodell ruiniert wurde, welches dem Leser kritischen Journalismus vorgaukelte, aber Meienberg Niklaus, einen der weltbesten Journalisten, mit Schreibverbot belegte, weil sich der millionenschwere Inserent Frey, der Autoimporteur, von den Meienbergschen Recherchen betupft fühlte.
was steht dazu im neuen Gesetz?

ungemütlich finde ich auch die Argumentation mit dem degressiven Prozentsatz, der zusammen mit der Ausgestaltung des Gesetzes festgelegt werden soll. besteht nicht das Risiko, dass trotz eines niedrigen Prozentsatzes auf der Basis eines riesigen Volumens massiv mehr Geld in die Großverlage als in die mit weit höheren Prozentsätzen geförderte, lokale Minikonkurrenz abfließt? und was passiert, wenn die Fördersumme das Budget sprengt?

bevor wir Geld in eine undurchsichtige Medienförderung stecken, sollten wir Transparenz bei den Eigentumsverhältnissen von Medienhäusern und eine vollständige wirtschaftliche Trennung von Medien und anderen Sparten erzielen, wie es in vielen Demokratien seit langem der Fall ist. aber auch dies ist nur Pflästerlipolitik, solang jemandem, der keine Ahnung hat, genauso viel politisches Gewicht zugemessen wird, wie einem Experten.

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Genau. Und warum ist der Zugang zu diesen massenverblödungsmitteln hürdelos, während bei den Medien eine Paywall im Weg steht?

Weil sich die Medien nur über die Paywall finanzieren können.

Eine bessere Finanzierung der Medien könnte helfen, diese Hürde zu verkleinern.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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Vielen Dank für die Kolumne und vielen Dank für die Kommentare die in Richtung redaktionelle Gesellschaft gehen.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Für diejenigen, die sich direkt für ein JA engagieren möchten, hier folgender Link des bereits bekannten Kommitees Dringender Aufruf:
https://ja-zur-medienvielfalt.ch/

Nachdem in der Diskussion hier an diversen Stellen eine Entscheidung zum Medienförderungsgesetz direkt verknüpft wurde mit der Frage, ob die Republik solche Subventionen dann auch beantragen würde, scheint mir wichtig, die zweite Frage von der ersten zu trennen.

Die zweite Diskussion werden wir später separat führen müssen.

Nachdem das Modell der kompletten Unabhängigkeit sich in der Republik wider alle Erwartungen derart gut - und derart schnell - bewährt hat, wird es dazu dann bestimmt eine Fülle sowohl von Pro wie Kontra Argumenten geben. Und auch Ideen dazu, in welcher Art solche Subventionen, falls ja, allenfalls eingesetzt werden könnten.

Doch diese Diskussion wird eine nachgeschaltete sein (obschon diese, sollte meine schwache Erinnerung an einen entsprechenden Newsletter mich nicht täuschen, hier redaktionsseitig mal schon lanciert worden war).

Für die Entscheidung zum Gesetz ist die zweite Frage vorerst absolut unwichtig.

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Liebe Frau Goanna, ich kann Ihnen nur zustimmen. Ich habe hier einfach meine Analyse des Sachverhaltes und meine Position vorgetragen - so wie ich das immer mache. Auf die Tatsache, dass auch die Republik vom allfälligen Subventionen profitieren würde, bin ich bewusst nicht eingegangen. Als Unternehmen wird sich die Republik dazu, wie sie das beurteilt, noch verhalten müssen. Das unterliegt unseren Verlegerinnen.
Aus meinem Kommentar dürfte deutlich hervorgehen, dass aus meiner Sicht die Republik geradezu eine Pflicht und die Verantwortung hat, Subventionen zu befürworten, entsprechende Gelder anzunehmen und nach bestem Wissen und Gewissen für eine Stärkung ihrer Publizistik und der öffentlichen Debatte einzusetzen.
Ich hoffe natürlich, dass meine Argumente überzeugen, aber die Verlegerinnen mögen es trotzdem anders sehen. Und dann würde die Republik als Genossenschaft auch eine entsprechende Empfehlung abgeben. Herzlich, DB

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Lieber Herr Binswanger
Ihre Kolumne hatte ich auch ganz genau so gelesen, wie Sie das hier oben beschreiben.
— Wobei ich zugeben muss, dass mir Ihr Standpunkt bezüglich des Einzelfalls Republik dabei nicht so bewusst geworden und jedenfalls während des Lesens der anschliessenden Diskussion hier ganz entfallen war.
Momentan teile ich Ihre Position in Bezug auf das Annehmen der Gelder auch nicht unbedingt; oder anders: vorläufig höchstens unter klaren Vorbehalten. Wobei dies meine bisher noch nicht gross vertiefte Einschätzung ist.
Aber eben: einig sind wir uns offensichtlich darüber, dass unser Abstimmungsverhalten davon erst mal unabhängig ist. Und da erstmal das Befürworten des Gesetzes und der Subventionen das einzig sinnvolle und verantwortungsvolle ist.
Danke für Ihre klare Antwort
und ebenfalls herzlich, VR

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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Somm als Sondersubventionsprojekt zwecks Staatssubversion ... schon wieder eine so wunderbar erheiternde neue Erkenntnis. Thanks a lot!

Genau deshalb müssen allerdings die Gegner:innen des Medienförderungsgesetzes von ihnen aus gesehen natürlich auch rein gar nichts. Schon gar nicht irgendwas erkennen oder anerkennen. Es geht ihnen nur um ihre eigene Macht. That’s it.

Es geht ihnen darum, dass möglichst rein gar nichts und niemand - ausser ihr eigenes grosses Geld und noch grössere Unvernunft - an dieser - also insbesondere ihrer - Macht soll teilnehmen können; geschweige denn wieder verlässlicher Journalismus sollte aufgebaut werden können, der sie bzw. all das viele Rechts-aussen-Geld in ihrem Rücken, manchmal auch Nacken, zwischendurch etwas auseinander•nehmen und dadurch aufhalten könnte.

Da dürfen gesund geförderte Medien, die irgendwen, also auch sie kritisieren könnten, nicht sein. - So einfach ist das. Umkehrung dessen, was sie erzählen. Das Muster ist ja inzwischen nun länger schon bekannt.

Übrigens sollten wir dringend ein neues Wort für Medien finden. - Momentan verwechseln das nämlich ganz viele laut Demonstrierende mit etwas, das in Trance Kontakt zu ihren verstorbenen Liebsten aufnimmt. Und das ist damit ja nun weissgott•göttin gerade eben nicht gemeint.

Der Wortfindungswettbewerb sei hiermit eröffnet. Prosit Neujahr!

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Danke fuer den Beitrag. Ein guter Standpunkt. Ich ging bisher davon aus dass eine moderne (Online-) Zeitung ein wesentlich guenstigerer Ansatz ist, welcher keine Subventionen benoetigt. Was zwar stimmt, aber wenn die Propagandaverlage gegen die Vorlage sind, spricht doch schon Einiges fuer die Vorlage.
Edit. Die NZZ ist zwar auch schon nahe bei einem Propagandablatt.

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Lieber Herr B., es ist durchaus richtig, dass online-Zeitungen eine niedrigere Kostenbasis haben. Der Druck und insbesondere der Vetrieb von analogen Publikationen ist teuer (bei traditionellen Verlagen etwa 1/3 der Kosten). Das ist auch ein Grund, weshalb fast alle unabhängigen, neuen Medien-Startups wie die Republik als digital-Formate ins Rennen gehen.
Allerdings hat das online-Geschäft nicht nur Vorteile: die Zahlbereitschaft der Leserinnen ist viel geringer. Die Abonnentenpreise sind deutlich tiefer, die Werbeeinnahmen ebenfalls (davon ist die Republik allerdings nicht betroffen). Das bedeutet: Trotz tieferer Kosten ist es auch für online-Publikationen im heutigen Umfeld extrem anspruchsvoll keine roten Zahlen zu schreiben - und nicht dazu gezwungen zu sein, Abstriche zu machen, bei der publizistischen Qualität. Herzlich, DB

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Der Vollständigkeit halber soll hier erwähnt sein, dass Kant zwischen öffentlichem und privatem Gebrauch der Vernunft unterschieden hat. Will heissen: Wenn bspw. ein Richter gemäss dem geltenden Gesetz urteilt, dann macht er privaten Gebrauch seiner Vernunft, und wenn er selbst die geltenden Gesetze kritisiert, dann macht er öffentlichen Gebrauch derselben. Ausgehend von dieser Unterscheidung stellte sich die Frage, wo heute welcher Gebrauch der Vernunft gefördert und in den deliberativen Prozess der gemeinschaftlichen Meinungs- und Willensbildung eingespiesen wird. Das Grundproblem am heutigen Mediensystemen (klassische und soziale Medien) liegt m.E. darin, dass diese zentrale Unterscheidung, die Kant eigeführt hat, vergessen gegangen ist. Der öffentliche Gebrauch der Vernunft wird nur allzu oft mit dem privaten Gebrauch kurzgeschlossen, bzw. es mangelt an Arenen, wo dieser Kurzschluss nicht gemacht wird und aufklärerische Kritik wirklich möglich ist.

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Lieber Herr Schenkel, das ist eine ganz wichtige Bemerkung, vielen Dank! In der Tat, wo ziehen wir die Grenze zwischen zweckgebundener Kommunikation (privater Gebrauch) und freier Deliberation (öffentlicher Gebrauch). Die Medien müssen beide Formen der Kommunikation bedienen: Sie haben einen Informationsauftrag, welcher durchaus dem privaten Gebrauch entspricht, allerdings für den öffentlichen Gebrauch die unabdingbare Voraussetzung bildet. Nur wer informiert ist, kann deliberieren. Und Medien sind auch der Ort der freien Debatte, wo Argumente getauscht und Standpunkte begründet werden können. Zunehmend auch als Foren der „redaktionellen Gesellschaft“ also als Foren, wo das Wichtigste oder jedenfalls nicht weniger Wichtige nicht in den Artikeln sondern den Debatten stattfindet.
Ich würde deshalb sagen, Medien dienen dem privaten und dem öffentlichen Gebrauch der Vernunft. Aber nur wirklich gute Medien sind auch wirklich zu beidem fähig. Herzlich, DB

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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In gewissem Sinne erleben wir (auch) hier eine «Dialektik der Aufklärung». Online-Medien ermöglichten eine Demokratisierung der Medien hinsichtlich Partizipation und Deliberation. Und damit auch die Abschwächung der Macht traditioneller Medien, die aufgrund ihrer Gatekeeper- und Leit-Funktion (sowie Parteienzugehörigkeit) auch als «elitär» bezeichnet werden.

Als Reaktion bezichtigten die Alten «Eliten» seit je her den «Aufstand der (Neuen) Massen» des Irrationalismus. Und bedienten sie gleichzeitig – auch weil «Der Markt immer recht hat» – opportunistisch mit dem «Populismus des Boulevards». Auf die Gratis-Mentalität der Online- und Sozialen Medien reagierten sie selbst-kannibalisierend mit Gratis-/Pendler-Zeitungen, worauf – dem Imperativ des Wachstums folgend – abermals nur wieder mehr Medienkonzentration folgte.

Niemand wünscht sich per se eine staatliche Medienförderung. Den einen widerspricht dies dem Ideal des Freien Marktes, den anderen dem Ideal, dass alle Bürger:innen – die als solche mündig und aufgeklärt oder aufklärungswillig sein sollten – unabhängige Medien freiwillig unterstützen würden.

Doch angesichts der Medienkrise und Medienkonzentration erscheint das Medienförderungsgesetz als das geringere Übel. Doch diese strukturerhaltende Massnahme kann – wie bei den Agrarsubventionen – den «Neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit» nicht verhindern, sondern höchstens der (verschlafenen) Anpassung etwas Zeit verschaffen.

Was es strukturell bedürfte, wäre die (Weiter-)Bildung hin zu einer «redaktionellen Gesellschaft». Denn mit der (relativ) neuen redaktionellen Macht, selbst Informationen einer breiten Öffentlichkeit herauszugeben und solche zu rezipieren, käme auch die (relativ) neue Verantwortung, dass dies mit einem «redaktionellen Ethos» vonstatten ginge.

Dies wäre – nebst den vielen anderen – die eigentliche Aufgabe und Herausforderung.

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Leser
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Danke Herr Rebosura. Nicht nur kritisch sondern auch konstruktiv. Die Redaktionelle Gesellschaft gefällt mir.
Nur: in welche Richtung kann ich mich weiterbilden, um mir dafür etwas fundierteres Handwerkszeug anzueignen? Welche Themen, welche Fächer würde es Ihrer Meinung nach zu vertiefen lohnen, um meine Fähigkeiten zur aktiven und tragfähigen Teilnahme an dieser redaktionellen Gesellschaft zu fördern?
Bin als Vollzeit-Infomatiker bisher nur als Medien-Konsument aufgetreten, aber der Wunsch nach aktiver(er) Teilnahme ist schon länger da.

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Beobachter
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Daniel Binswangers Argumente teile ich fast vollständig, bis auf einen entscheidenden Punkt:
Zusammen mit dem MFG hätte ich mir eine Stärkung der diesbezüglichen Kartellgesetzgebung gewünscht, die dem MFG somit eine gewisse Nachhaltigkeit verliehen hätte, genau dies ist aber nicht passiert.
Deshalb werden die Grossverlage, die im Vergleich mit Kleineren um Faktoren günstiger produzieren können, weiterhin ungehindert an der Medienkonzentration werkeln können, der Prozess wird allerhöchstens ein wenig verlangsamt und die Subventionen werden letztlich wenig bis nichts bewirkt haben.

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Das ist ein wichtiger Hinweis; der Artikel des ersten Links https://www.republik.ch/2018/08/24/…nheitsbrei aus dem Jahr 2018 ist heute noch lesenswert. Es gab interessanterweise dazu keine Diskussion.
Die Tatsache, dass das Bundesgesetz über Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen KG schwammig-zahnlos ist, begründet um so mehr die Notwendigkeit des Massnahmenpakets zugunsten der Medien.

Edit: Fehler in Verlinkung KG geflickt (Markdown)

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Leser
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Danke Herr Binseanger für die Analyse und danke allen Redaktorinnen für die Erläuterungen. Ein sehr befriedigender Artikel und noch viel inspirierender Dialog.

Für mich ist klar, dass ich das MFG unterstützen werde und zwar im Sinne eines kleinen Schrittes hin zur Stärkung des Service Public, als kleiner Gegenpol zum libertären Abbau von staatlichem Einfluss. Ob ich dann der Republik empfehlen werde, Fördergelder anzunehmen, ist noch unentschieden.

Danke auch Herrn Rebosura für den Begriff der redaktionellen Gesellschaft und der damit einher gehenden Verantwortung und nötigen weiter(Bildung). Da müsste ich mich noch darüber im Klaren werden, in welche Richtung ich mich weiterbilden könnte, welche Themen und Fächer das Tragen dieser Verantwortung unterstützen (ausser gerade mal der gesunde Menschenverstand).

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Während die Intensiv­stationen zum Bersten voll sind mit renitenten Impf­skeptikerinnen...

Muss ich, um die interessanten Republik-Artikel geniessen zu können, immer wieder solchen Unsinn lesen?
Der zitierte Satz ist wohl eine Verzweiflungstat, aber weit entfernt von Quanitätsjournalismus. Aufklärung liest sich anders.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpub&lektorin
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· editiert

Ist leider tatsachenbasierter „Unsinn“. Unsinn muss benannt werden. Besserer, neutral bezahlter Journalismus und vor allem mehr Vielfalt würde diese Basis für mehr Faktenbewusstesein wieder schaffen.
Kursivstellungen editiert.

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Was meinen Sie mit "tatsachenbasiertem Unsinn"? Sind Sie der Meinung, der zitierte Satz von Daniel Binswanger drücke eine Tatsache aus?

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Leserin
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Ich habe übrigens noch drei Krautreporter-Abonnemente zu verschenken, die noch bis Anfang Oktober 22 wahrgenommen werden können. Falls jemand möchte, schreiben Sie mir.

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Kulturkritiker
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sind die rein elektronisch?

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Leserin
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Ja, wie die Republik.

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<Wer hat Angst vor den freien Medien?>
Nun, so ganz frei von Eigen-Interessen ist kein journalistisches Medium.
Ob den verheerend wirkenden Nebelpetarden und Schwurbeleien der Finanz beherrschten Medien sollte die „Republik“ aber auch ihre ureigenen Interessen, dem Publikum nicht verschweigen:
Der Medien Titel „Republik“ ist nicht zufällig gewählt; in einer Republik findet sich sehr wenig Platz zu Konsens-Demokratie.
Die Republik ist ein sehr gut orchestriertes PR Medium der EU-Turbos, aus mehrheitlich akademischer Biosphäre bis Stratosphäre, entrückt dem Willen der Gesellschaft, zu Sozial verträglichem Lebensinhalt.
Ihr Vertrauen hat sie sich zum Start mit mehrheitlich konstruktivem Journalismus erworben.
Zurück haltend im Tages Geschehen, doch entwaffnend die Vorgänge hinter den Kulissen von Gesellschaft, Politik und Justiz offen gelegt, soweit ihr eigentliches Interesse nicht allzu sehr tangiert worden ist.
Zweifelsfrei sehr guter Journalismus.
Zu Beginn hat die Republik das Rahmenabkommen mit Samthandschuhen bedient, noch weitgehend frei von Disput provozierendem Inhalt.
In all ihren Rahmenabkommen-Artikeln aber mehrheitlich verschweigend, dass ursächliche Problem der derzeit trennenden Kluft :
„Hier schweben auf dem Politik-Zirkus Hochseil zwei verschiedenen Demokratie Systeme über brodelndem Gesellschafts-Vulkan - Wer reguliert Wen, auf welche Weise“?
Fakt:

  • Eine EU Organisation im Dienste aller Gesellschaftsschichten ist unabdingbar.

  • Eine EU Organisation zu Machterweiterung und Macht Erhaltung ist zum scheitern verurteilt.
    In der Kolumne des Herrn Binswanger, «Wann springt der Götterfunke?» 4.12.2021 wird erstmals sehr deutlich, dass die bislang sakrosankten Rechte von Initiativ- und Referentenrechte der Schweizerbürger, auf Grund der egomanen Interessen der EU-Turbos ohne Scham und Scheu in Frage gestellt werden. Die mehrheitlichen Leserkommentare entlarven all zu deutlich, welche „Regierungsform“ den EU-Turbos vorschwebt.
    Das Medien Gesetz ist ein Schritt vorwärts, löst aber nicht die hinderlichen Probleme zu Kartell und Wettbewerbsbeschränkungen.

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