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Eins noch zum Artikel:

«Für Theorien wird gemordet, werden Schlachten geschlagen und Kriege angezettelt, für Erzählungen nicht.»

Das ist empirisch falsch.

Als um 5:45 zurück geschossen wurde, war das deutsche Volk auf Krieg eingestellt. Später wurde ihm mehr erzählt, und es war auf den totalen Krieg eingestellt. Theorien wurden in beiden Fällen nicht vorgetragen. Bis hin zum Reichtagsbrand: alles eine Erzählung.

Dasselbe ist seither bei allen Kriegen passiert. Immer beginnt der Krieg mit einer Erzählung: die Rettung der Freiheit des koreanischen Volkes durch die UNO, der bösartige Überfall im Golf von Tonkin, das Ermorden von Babys in der Babystation in Kuwait, die Massenvernichtungswaffen im Irak – alles Erzählungen. Die Taliban verweigern die Herausgabe von bin Laden in Afghanistan, der böse Diktator Gaddafi in Libyen greift sein eigenes Volk an, der böse Diktator Assad in Syrien wirft Fassbomben und Giftgas, und das kleine Mädchen Bana Alabed twittert aus Aleppo. All das sind Erzählungen wie aus 1001 Nacht. Sie spielen sogar in der Gegend.

Ernstzunehmende Theorien, wissenschaftliche gar?

Totale Fehlanzeige.

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Grund und Begründung: Die Theorie im Sinn von Daniel Strassberg ist der Grund von Kriegen, mit der Erzählung wird dann der Krieg begründet und die Menschen mobilisiert, sonst würden sie nicht hingehen.

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Gängige Kriegsgründe sind der Raub von Resourcen, die Erboberung von Gebieten, das Unterwerfen von Nachbarn, der Kampf um die Vorherrschaft mit einer konkurrierenden Macht. Das alles ist nicht gerade besonders theoretisch.

Der Autor definiert Theorie wie folgt:

«Eine Theorie ist ein Set von allgemeinen Behauptungen, die die Welt oder Ausschnitte der Welt erklären sollen, indem sie Gesetz­mässigkeiten oder Strukturen hinter den sichtbaren Phänomenen freilegen. Eine Theorie besteht aus Sätzen, die den Anspruch haben, immer und überall zu gelten, sogenannten All-Sätzen.»

Ich stimme zu, dass immer eine Erzählung verbreitet wird, um Menschen dazu zu bekommen, andere, ihnen unbekannte Menschen zu ermorden, und dabei das eigene Leben sowie das von Angehörigen zu riskieren. Es leuchtet ja auch ein, dass das ohne eine gut erzählte Geschichte niemand machen würde. Entsprechend beginnt jeder Krieg mit einer Kriegslüge.

Theorien kommen bei der Analyse zum Tragen, bevor sich eine Macht für den Krieg entscheidet. Oftmals sehen zwei Mächte die Dinge analytisch gar nicht so verschieden, bevor eine davon den Krieg provoziert, und die andere den Krieg beginnt.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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An der Aussage, dass Theorien die Gemeinschaft in Gläubige und Ungläubige spalten ist was Wahres dran.
Aber wie ist das eine vom anderen zu unterscheiden? Religionen erheben immer einen absoluten Anspruch. Sind sie deswegen eine Theorie? Ich glaube nicht. Theorien mögen Dinge erklären wollen, und von daher einer gewissen Exaktheit bedürfen, aber sie erheben nicht per se den Anspruch auf absolute Gewissheit. Schon Newton war bekannt, dass seine Theorie nur eine Annäherung an die Wirklichkeit darstellt. Die Relativitätstheorie erhob diesen Anspruch gar nicht erst, waren doch schon zu Beginn die Grenzen ersichtlich. Mit der Theorie der Quantenmechanik gesellte sich ein weiteres System der Erklärungsversuche des Universums zu den Bestehenden und alle existieren recht friedlich nebeneinander. Kein Ingenieur wird versuchen mit der Mathematik der Quantenphysik die Statik eines Gebäudes zu berechnen, er wird dazu auch nicht die Relativitätstheorie bemühen, er wird sich dabei des Regelwerkes von Newton bedienen. Er wird dabei keine ideologischen Gewissensbisse bekommen und auch nicht von den Physikern, welche mit Quantenmechanik und Relativitätstheorie herumhantieren, angefeindet werden.
Ganz anders sieht es bei den religiösen Eiferern aus. Im Namen der absoluten Wahrheit, dass es nur einen, den richtigen, Gott gebe, wurden und werden grauenhafte Gewaltakte verübt.
Aber auch die Theorien der rassischen Überlegenheit führten weltweit zu grausamen Massakern und Sklaverei in grossem Ausmass.

Was nun unterscheidet die Theorien der Physik von der Religion und dem Rassismus?
Ist es nicht so, dass die Physik nach neuen Erkenntnissen sucht und dabei wohlwollend in Kauf nimmt, dass die geltenden Erklärungen überholt werden oder gar als falsch zu klassifizieren sind, während Religion und Rassismus verzweifelt gerade das zu verhindern suchen?
Ist es nicht so, dass Wissenschaft von fantasievollen, offenen Menschen angetrieben wird, während Religion und Rassismus von engstirnigen, bequemen und zur Selbstkritik unfähigen Psychopathen beherrscht wird?
Ich glaube das ist es, was den Unterschied ausmacht. Es sind die Menschen welche die Geschichte erzählen. Die augenzwinkernde, humorvolle Art eine Geschichte weiterzugeben macht die Geschichte zu einem Leitfaden ohne absolutistischen Anspruch, wohingegen der moralisierende, einengende Anspruch von Religionen und Rassismus sie zum alles beherrschenden Lebensinhalt machen will.

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Guten Morgen Herr Reber,
Ihren Kommentar finde ich ebenso inspirierend wie Strassbergs Kolumne. Merci dafür!
Was mir dazu auch noch einfällt: Eine gute Geschichte lebt ein Stück weit auch von der Vereinfachung. Das merkt man immer dann, wenn einem jemand eine dieser mühsamen Anekdoten erzählt und aus lauter Bemühung, alle Details auch noch einzubeziehen, wie zB. wo eine bestimmte Person früher gearbeitet hat etc, (egal ob es für die Geschichte relevant ist oder nicht) sich dabei so rettungslos auf Nebengeleisen verliert, dass er nicht nur die Pointe tötet, sondern am Ende gar niemand mehr begreift, worum es eigentlich geht. (fast wie ich es jetzt mit diesem Satz getan habe. ;-) )
Eine Theorie hingegen sollte jedes Detail einbeziehen und möglichst genau geklärt haben. Sie sollte ja auch von anderen überprüft werden können. Das muss eine Erzählung nicht, denn sie lebt von den beobachteten einmaligen Umständen.
Die so genannten Verschwörungstheorien sind für mich seltsame Zwitterwesen (jetzt hab ich beim ersten schreiben versehentlich "Twitterwesen" getippt, was ja auch irgendwie ein bisschen passt ;-) ). Sie funktionieren wie eine Geschichte von der Vereinfachung, aber weil sie in ihrem Welterklärungsanspruch eigentlich keine Lücken ertragen, werden diese mit weiteren Erzählungen gefüllt. Am Ende entsteht eine unglaublich komplizierte Konstruktion, die alles erklären soll und doch nichts weiter ist, als eine aufgeblähte Geschichte.
Bei Religionen kommt dann noch ein kompliziertes Regelwerk hinzu, das sicherstellen soll, dass niemand versucht, die Erzählung zu hinterfragen und durch den Ausschluss von "Ungläubigen" zusätzlich Sicherheit und Gemeinschaft verspricht.
Jedenfalls sehr interessant, darüber nachzudenken.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Die Bibel ist ein perfektes Beispiel für ihre These. Die Geschichten sind meist bis zur Unkenntlichkeit mit irrelevanten Details zugemüllt, sodass es einer studierten Priesterklasse bedarf um das (angeblich) wesentliche wieder aufzudröseln.
Ausserdem hat das Buch der Bücher alle Zutaten einer klassischen Verschwörungstheorie. Einen Bösewicht (und seine Anhänger), die für alles Schlechte in der Welt verantwortlich sind und einen Heilsbringer (und seine Anhänger) die alleine die Welt wieder erretten können...

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Da würde ich zwischen den mono-theistischen und den anderen Religionen unterscheiden. Das wertvolle am Monotheismus ist m. E., dass er die Einheit des Seins, die Einheit der Menschen gegenüber der Zerstückelung (etwa der antiken Vielfalt an Gottheiten und z. B. ihrer Legitimation des römischen Kaisers) betont. Und die Gefahr des Monotheismus sehe ich in der Idee, dass es nur diese eine Lehre geben darf, nur einen Gott ... und alles andere falsch, Ketzerei o. ä. sei.
Was aber im Grunde schon wieder die Einheit verletzt, weil es ein Gegenüber gibt. Ein Satz, der mich geprägt hat: ein Gott, von dem sich sagen lässt, ob es ihn gibt oder nicht gibt, so einen Gott gibt es nicht. ... d. h. sowas ist mit "Gott", auch im Christentum, nicht gemeint. Ich war mal Christ, aber wegen der Fixierung auf Dogmen und Christus hab ich mich abgewandt. Religion und Spiritualität schätze ich immer noch.

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Ich finde Ihre Überlegungen sehr gut. Allerdings finde ich, dass Sie etwas inkonsequent in der Anwendung sind: Wissenschaft sei tolerant, Religion nicht. Und im gleichen Atemzug bezeichnen Sie Gläubige als engstirnige Psychoathen? Haben Sie sich da nicht etwas allzu sehr in Rage geschrieben? Ich habe mit Relgion wenig am Hut. Allerdings entspricht es nicht meiner Erfahtung, dass Gläubige gewalttätig sind. Die meisten sind es nicht. Es sind ein paar wenige Fanatiker. Fanatismus gibt es allerdings auch unter den Wissenschaftlern. Da kann Ihnen so manch ein Universitätsprofessor ein Lied davon singen. Vor allem wenn es um Macht geht. Fanatismus ist eine Form von Machtstreben. Und das gibt es überall, wo man mit Menschen zu tun hat. Je mächtiger die Fanatiker sind, desto offensichtlicher wird der Fanatismus, z.B. bei Trump (Rassist). Aber es gibt sie auch unter den Wissenschaftlern: z.B. Edward Teller, der in fanatischer Weise für die Amerikaner die Atombombe mitentwickelte und später für sie als überzeugter Antikommunist die Wasserstoffbombe baute und so zur Führungsfigur des Wettrüstens zwischen den USA und der Sowjetunion avancierte und damit als Wissenschaftler eine tragende Rolle im kalten Krieg einnahm.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Ich versuche nur Tendenzen aufzuzeigen. Selbstverständlich gab und gibt es Wissenschaftler die sich dagegen wehren die besseren Argumente von Konkurrenten anzuerkennen. Aber Fanatiker wie Mengele kann man meines Erachtens nicht mehr als Wissenschaftler bezeichnen. Bei Teller würde ich mal sagen, dass er zwar ein Kommunistenhasser war, aber bei seinen wissenschaftlichen 'Leistungen' pflegte er doch ein ergebnisoffenes Arbeiten, was bei den religiösen Menschen definitiv nicht der Fall ist, auch wenn sie nett und anständig sind. Dort kann es nur ein Ergebnis geben: Der Glaube an Gott, egal was dagegen spricht. Dieser Alternativlosigkeit wohnt ein grosses Gewaltpotential inne, das sich immer wieder durchsetzt.
Viele Wissenschaftler und Erfinder haben im Laufe der Zeit Waffen entwickelt, was bestimmt nicht gut für das generelle Zusammenleben war. Der Einsatz dieser Waffen, ganz besonders der amerikanischen Atombomben, wurde aber von der Politik angeordnet, nicht von Wissenschaftlern, das hätte man auch anders machen können.
Auch, wenn die Verheerungen durch die Atombomben drastisch und schrecklich waren und sind, die Verheerungen der Religionen sind um Grössenordnungen umfangreicher. Man denke nur an die brutalen Missionierungen von Afrika und Amerika, welcher Millionen von Menschen zum Opfer fielen.
Mit Abstand am umfangreichsten sind allerdings die Zerstörungen durch den weltweiten Kapitalismus, das steht für mich ausser Frage. Macht und Gier verhelfen sich hier zur rücksichtslosesten Ausbeutung welche die Welt je sah.

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völlig von der Rolle
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Wieder ein enormes Kuddelmuddel an Fakten, Annahmen, Geschichten und Meinungen, obwohl ich dem Autor letzten Endes zu stimme, was seine Analyse der Motive der Anhänger von Verschwörungstheorien angeht.
Kürzlich bin ich dem Wort Verschwörungsmythos begegnet. Ein Mythos ist eine Erzählung, von der wir wissen, dass sie nicht wahr sein muss, eine Theorie behauptet von sich, einem wissenschaftlichen Ansatz zu folgen. So bin ich selbst beim Kuddelmuddel angelangt. Dennoch wünsche ich mir von Herrn Strassberg mehr Stringenz.

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Künstler und Buschauffeur
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Es hat hier leider ein paar Kommentare, die eine beängstigende Feindseligkeit gegenüber dem Autor zum Ausdruck bringen, was in keinem Verhältnis steht zu seinen freundlichen, originellen und humorvollen Gedankengängen. Wie Daniel Strassberg hier Theorie und Erzählung zweimal einander gegenüberstellt, einmal als Theorie und einmal als Erzählung: das Thema also nicht nur aus zwei verschiedenen Perspektiven darlegt, sondern im Text selbst gleich ausführt, erachte ich schon als höhere Kunst des Feuilletons. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Nicht Geschmacksache hingegen ist die Tatsache, dass das christliche Europa seit der Etablierung des Christusdogmas ganze Bibliotheken gefüllt hat mit judenfeindlichen, frauenverachtenden und rassistischen Theorien. Ich muss die Gräueltaten, Massaker, Völkermorde und die damit verbundenen wirtschaftlichen Vorteile nicht einzeln aufzählen, die mit und auf Grund solcher Theorien verübt wurden. Aber wer das abstreitet oder zu übertünchen versucht, macht sich verdächtig, nichts aus den Schrecken der europäischen Geschichte gelernt zu haben.

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das was sie selber am artikel so sehr bewundern, scheinen sie leider mit ihrer theorie im zweiten teil des kommentars selber nicht ganz auf die reihe gebracht zu haben. nicht dass sie ganz unrecht hätten. aber im strassbergschen sinn eben theorienhaft dargelegt. die bibliotheken sind auch mit literatur, auf der grundlage anderer dogmen, inklusive dem von den differenziert empörten viel gelobten humanismus, vollgestopft, die man jetzt auch für dies und das verbrechen verantortlich machen könnte.
mit meinem dreizehnjährigen sohn habe ich mich darauf einigen können, dass es eigentlich immer dudes waren, die verantwortlich waren und nicht die religion (im moment natürlich der präsident der neuen welt, obwohl der herr bolsonaro allen andern vormacht, wie es noch krasser geht). die verbrecher (oder gangster, wie bruder west sie nennt) scheinen mir doch ganz unterschiedliche dogmen zu missbrauchen.

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Ich habe mit Freude den Artikel von Daniel Strassberg gelesen. Seine Gedankengänge sind klar, konzise und zeigen überraschende Zusammenhänge auf. Ich habe geschmunzelt, die Stirn gerunzelt und gestaunt. Vielleicht gibt es Ungereimtheiten, was den Pythagoras, die Fallbeschleunigung oder seine Aussagen zur Quantenphysik betrifft. Mir persönlich hat der in der Wissenschaft getroffene Unterschied zwischen Hypothese und Theorie gefehlt - aber was soll‘s. Der Artikel hat mich ermuntert, mitzudenken, mich etwas beschämt, weil mir einige Dinge, die gemäß Strassberg zum Allgemeinwissen gehören, nicht bewusst waren, vergnügt, weil seine Gedankengänge luzide sind, und auch bestätigt, was die Verabsolutierung von Theorien und das damit einhergehende Gewaltpotential betriff.

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Die ganze Problematik hat mit unserer Ungewissheit über die Zukunft zu tun. Der menschliche Verstand versucht immer – mit leider recht dürftigem Erfolg – die Erfahrungen der Vergangenheit auf die Zukunft zu extrapolieren. In der Physik funktioniert dies vielleicht etwas besser als in anderen Bereichen (bei den Planetenbahnen sehr gut, bei den Wetterprognosen eher mässig). Bei subjektiven Erfahrungen ist die Extrapolation in die Zukunft sehr oft fatal: Einmal ein Pferdedieb –> immer ein Pferdedieb! Wir lieben solche
einfachen Zusammenhänge, weil sie unserer Denkfaulheit entgegenkommen. Alles schön mit Etiketten versehen und in Kästchen einordnen und glauben wir hätten es damit verstanden.
Dieses Kästchendenken macht uns manipulierbar und bietet einen guten Nährboden für
Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art.

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Ich habe Popper so verstanden, dass Falsifikation ein hartes Kriterium einer Theorie ist. Es muss klar sein, unter welchen Bedingungen eine Theorie hält und unter welchen nicht. Eine Theorie ohne Falsifikation ist keine Theorie, sondern Erklärungsversuche für einer Welt, die von Zufall und Opportunisten (teils ohne Gewissen) beherrscht wird.

Die Verschwörungstheoretiker weigern sich, über die Falsifizierung nachzudenken. Wenn ich diese Menschen darauf anspreche, warum sie davon überzeugt sind, welche Beweise sie gesehen haben, um ihre Theorie zu bekräftigen, höre ich oft Sätze wie: «Ich spüre die Wahrheit», «Du siehst nicht das grosse Ganze», usw.
Aus meiner Sicht ist das Quatsch. Die Wahrheit ist meiner Definition nach etwas neutrales. Etwas das jeder für sich überprüfen kann und entweder zum gleichen Schluss kommt, oder zeigen kann, warum es falsch ist. Alles andere ist eine Meinung, eine Perspektive, eine Erzählung. Sie hat keinen Anspruch auf Wahrheit.

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Ich bin geneigt, Ihrer Beschreibung von "Wahrheit" zuzustimmen. Das Problem ist aber, dass wir einzelnen Menschen oft nicht die Möglichkeit haben, selbst alltägliche Annahmen einem eindeutigen Test zu unterziehen. Ich habe nicht die Mittel, um die Annahme, dass die Erde einer Kugel gleicht, verlässlich zu prüfen. Dasselbe gilt z.B. für die Annahmen, dass Dinosaurier tatsächlich mal lebten, dass Rauchen Krebs fördert und dass es in Nordkorea Internierungslager gibt. Alles Annahmen, für die ich gute Gründe habe, die ich aber letztlich nicht selber beweisen oder falsifizieren könnte. Ihr Standard für "Wahrheit" ist also sehr hoch und wird nur von wenigen (oder gar keinen?) Annahmen erreicht, sofern wir sie nicht direkt durch unsere Sinne erkennen können (im Ggsz. zu z. B. "Wasser ist flüssig").

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Ich habe nicht die Mittel, um die Annahme, dass die Erde einer Kugel gleicht, verlässlich zu prüfen.

Ich bezweifle dies stark.

Ich verstehe den Einwand völlig, aber ich meine, Ähnliches könnte für andere Sachen auch gemacht werden, wie das Zählen von Rauchern und Krebs in einer grösseren Nachbarschaft.
Wo dies nicht direkt möglich ist, haben wir uns als Gesellschaft bisher darauf verlassen, was "Experten" auf dem Gebiet dachten. Ich finde, wir sind damit gar nicht so schlecht gefahren. Natürlich ist das nicht ein eigenes Verifizieren, aber es wäre "grundsätzlich möglich". Wenn auch verbunden mit jahrelangem Studium.

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Als Gedankenstösse zu ‚erkennen‘:

  • Um zu erkennen dass Wasser flüssig ist brauche flüssiges Wasser und nicht Dampf oder Eis.

  • Um zu erkennen dass die Oberfläche eines Sees gekrümmt ist muss der See genügend gross sein.

(übrigens zur Form der Erde: Das ist weder Kugel noch Rotationsellipsoid, sondern ein ein Geoid - :D )

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"Physiker"
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Ich muss zugestehen, ich mag den Artikel gar nicht lesen, denn es hat mir schon im zweiten Absatz "abgehängt: Der Satz "Den Satz, die Fall­beschleunigung beträgt im Vakuum 9,81 m/s2 unabhängig von der Masse des Körpers, müsste man eigentlich ergänzen: Immer und überall beträgt die Fall­beschleunigung … etc." enthält schon Fehler, wie soll ich da den Rest des Artikels ernst nehmen? Erstens, die Fallbeschleunigung (Gravitation) hat nichts mit Vakuum zu tun, was Sie wahrscheinlich meinen, ist dass bei einem fallenden Körper der durch die Bewegung entstehende Luftwiderstand der Schwerkraft entgegenwirkt, was in einem Vakuum nicht geschieht. Zweitens, die Fallbeschleunigung ist eben nicht überall gleich, sondern variiert je nach Ort und Höhe. Sogar die kleine Schweiz ist in mehrere Eichzonen für Waagen aufgeteilt. Weil die Variation (weltweit von ca. 9.75 - 9.83 m/s2) aber recht klein ist, hat man für übliche Zwecke eine mittlere Standard-Gravitation definiert, nämlich genau 9.80665 m/s2. Das sorgt z.B. dafür, dass die früher verwendete Kraft- und Gewichtseinheit Kilopond (heute wird Newton verwendet, 1 kp = 9.80665 N ) numerisch mit der Masseneinheit Kilogramm übereinstimmt. Was ich damit sagen will: es steckt meistens mehr hinter einer "Theorie", als man meint (auch einer "verschwörenden" ;-) ), aber nicht die absolute Wahrheit.

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"Oder nehmen wir die Quanten­physik: Obwohl sie ausschliesslich für den subatomaren Bereich Geltung hat, wird sie immer wieder als Beweis dafür heran­gezogen, dass die Welt vom Zufall regiert wird." Auch diese Aussage im Artikel ist unwissenschaftlich. Die Quantenphysik beschreibt Vorgänge im subatomaren Bereich. Aber die gesamte Welt besteht ja aus lauter subatomaren Bereichen, weshalb Strassbergs Eingrenzung der Geltung der Quantenphysik falsch ist. Es stimmt, dass die Quantenphysik bisweilen unwissenschaftlich interpretiert wird, nur trifft das leider auch auf den Autor selbst zu.

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... und nur weil Esotheriker die String-Theorie der Quantenphysik benutzen um zu "beweisen", dass wir alle verbunden sind, liegt das Problem nicht bei der String-Theorie.

Wo ich aber Strassberg recht geben muss, ist dass Erzählungen verbinden, absolutistische Aussagen (von Wissenschaft gestützt oder nicht) aber polarisieren. Das hat sein Artikel gut gezeigt.

So ist mir klar, dass sich meine Grossmutter vor den Kopf gestossen fühlt, wenn ich ihr zu erklären versuche, dass ihr Pendeln nichts mit meinem Wohlbefinden oder gar Lebensglück zu tun hat, weil das Pendeln beweisbar von ihren Mikrobewegungen gesteuert wird. Wir kommen uns aber beide näher wenn wir einander von unseren Erfahrungen erzählen, die uns dann verbinden.

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Sie behaupten, dass sich mittels Quantenphysik beweisen lässt, dass die Welt vom Zufall regiert wird, weil sie ja aus lauter subatomaren Bereichen bestehe?
Ähnlich könnte man sagen: Ehen werden geschieden, weil Atome zerfallen und Menschen schlussendlich auch aus Atomen bestehen.

Als Leserin verstehe ich unmittelbar, was Strassberg mit der Überblähung von Theorien meint, auch wenn die Fallbeschleunigung im Vakuum nicht 9.81 m/s2 beträgt, sondern standardisiert nur 9.80665 m/s2. In einem wissenschaftlichen Fachartikel würde diese Rundungsdifferenz vielleicht eine Rolle spielen, in einer Erzählung ist sie vollkommen irrelevant.

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Das mit der Fallbeschleunigung ist mir, Hr. S., auch aufgefallen. Mein Gedanke: sie ist eben nicht überall gleich, nur auf der Erdoberfläche. Auf dem Mond, im Weltall ist sie anders. Das mit der Erdoberfläche haben Sie ja noch weiter ausdifferenziert. Nur war das für mich ein Nebenaspekt, wo der Autor halt ein bisschen ungenau war. Ein Nebenaspekt, wie er oft vorkommt. Am Kern der Aussage, an der Intention des Textes geht dadurch aber nichts verloren. Und ich war froh, dass Strassber dies, Theorie und Erzählung gegenüberzustellen, geschrieben hat und dass dies veröffentlicht wurde. Darauf gehen Sie gar nicht ein. Schade. Haben Sie denn dann den Artikel noch gelesen?

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"Physiker"
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Ich habe nun, Herr P., den Rest des Artikels gelesen, und vieles nicht verstanden. Eine wissenschaftliche Theorie scheint mir jedoch im Prinzip von allen überprüfbar, wenigstens plausibel, z.B. durch Experimente. Natürlich werden diese Experimente schnell kompliziert oder teuer, so dass viele Theorien nur von Wenigen überprüft werden, und dann glaubt man der Theorie und diesen Leuten, weil man ihnen vertraut. Das tolle an der Physik ist, dass sehr vieles "aufgeht", die meisten Zahlen passen einfach zueinander ohne Widersprüche auszulösen. Gleichwohl bleiben grosse Rätsel, aktuell z.B. wie die postulierte dunkle Materie und dunkle Energie zu verstehen sind.

Die Auseinandersetzung mit den Begriffen "Theorie" und "Erzählung" ist sicher interessant, aber ich blicke da zu wenig durch.

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Eine wunderbare geistreiche Erzählung, die sehr viel Erfahrung und Allgemeingültiges aufweist. Das hat mir sehr gefallen. Einen Kritikpunkt hätte ich allerdings doch noch anzubringen: Die Erzählung enthält nichts, wie sich Verschwörungstheorien von anderen Theorien unterscheiden lassen. Klar, das war nicht der Anspruch der Erzählung. Dennoch meine ich, dass man aufpassen muss, gerade heute, wo politische Gegner als Verschwörungstheoretiker diskreditiert werden. Es ist heute ein geradezu inflationärer Gebrauch des Begriffs festzustellen: Wer anderer Meinung ist, ist Verschwörungstheoretiker. So ist der Gebrauch des Begriffs häufig auch Ausdruck mangelnder Dirkursfähigkeit oder von mangelndem Diskurswillen. Problematisch, ja sogar bedrohlich wird der Gebrauch, wenn zur Klärung, ob etwas eine Verschwörungstheorie ist oder nicht, kein wissenschaftlicher Diskurs über die zugrunde liegenden Fakten geführt wird, manchmal sogar gar nicht geführt werden darf, sondern die Fakten von einer Autorität vorgegeben werden. Wenn also die Frage dessen, was ein Faktum ist, kein wissenschaftliches, sondern ein politisches Thema ist, z.B. Ausländer sind kriminell. Dann wird Wissen durch Propaganda ersetzt und eine Demokratie wird trotz Wahrung ihrer formellen Strukturen zur Diktatur (Beispiel USA). Und um noch einen Schwenker zu einer meiner grössten Anliegen zu machen: Das ist auch der Grund, warum Julian Assange ein politisch Verfolgter ist. Er hat die Fakten zu Kriegsverbrechen, systematischer Folter und Korruption geliefert. Damit kann die Kritik daran nicht mehr als Verschwörungstheorie abgetan werden. Eine Autorität kann nichts mehr als Verschwörungstheorie abtun, das als Propaganda enttarnt ist. Ohne Assange und Wikileaks wären die systematischen Kriegsverbrechen in Afghanistan und im Irak, die Folterungen in Guantanamo, die Korruption in den westlichen Regierungen nichts als Verschwörungstheorien. Wenn man also den Begriff Verschwörungstheorie verwendet, muss man dies mit Bedacht tun und (fast) immer die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Behauptung, etwas sei Verschwörungstheorie, auch Propaganda sein könnte.

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Den Versuch, hier zwei unterschiedliche Qualitäten von Informationen bzw. Informationsweitergabe zu beschreiben, finde ich interessant.

Aber die einfache Klassifizierung der Begriffe, nachdem "Theorie" ausschliessend und "Erzählung" inklusiv und vernetzend wäre, überzeugt mich nicht. Der Unterschied zwischen Theorie und Erzählung ist die Methode, wie versucht wird, einen Inhalt glaubhaft zu machen, aber sagt über die Offenheit des zu vermittelnden Inhalts gegenüber Einwänden oder Zweifeln nichts aus. Je nach Kontext ist die "Macht" der Logik oder die einer guten Erzählung besser geeignet, um etwas zu vermitteln.

Aber es gibt beispielsweise kaum etwas gewalttätigeres und ausschliessenderes als das "common consensus narrative", die "allgemein akzeptierte Erzählung". Wer sich darin nicht erkennt, dem/der hilft keine Theorie, denn was nützt komplizierte Logik, wenn die Erzählung sagt: so ist es halt einfach?
Theorien und Erzählungen können beide einladend zum Mittdenken, Weitererzählen, Erweitern sein oder grausame Machtinstrumente für das Gegenteil.

Die gesuchte Unterscheidung gibt es sehr wohl, aber sie lässt sich nicht mit diesen zwei Begriffen fassen.

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Advocatus diaboli
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Um seine schwache These zu untermauern, bedient sich Strassberg genau dem Mittel, das er den Theoretikern unterstellt: er schliesst aus. Und würde er sich auch nur ein bisschen schlau machen, wie Wissenschaft heute funktioniert, müsste er seine vermutlich beim morgendlichen Toilettengang gekommene Idee gleich mit herunterspülen. Es sind gerade die Verschwörungstheoretiker, die ein geschlossenes System den offenen Erklärungsversuchen der Wissenschaft gegenüberstellen.
Seine Pointe, die eben gar keine ist, untermalt Strassberg wie üblich mit ein paar vermeintlich passenden Anekdoten, etwas Popper und Benjamin (in seiner letzten Kolumne musste Aristoteles und ein japanischer Edelpilz herhalten). Und nach der Veröffentlichung muss dann Michel Rebosura in ellenlangen Kommentaren das ganze philosophische Geschwurbel wieder ins rechte Licht rücken. Liebe Redaktion, lasst die Kolumne in Zukunft doch gleich von Rebosura schreiben. Bei ihm wird zwar jede lebendige Äusserung immer auf eine Metaebene gerückt, doch was er schreibt, hat wenigstens Hand und Füsse.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Man könnte sagen die Theorie der Unterscheidung von Erzählung und Theorie, spaltet die Geister 😀

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ichfürchte...
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Lieber Herr H. Ich habe nichts dagegen, wenn Herr Rebosura auch etwas zum Thema schreiben würde. Aber dann wäre es wohl keine Kolumne mehr. Ich kenne die offizielle Definition von Kolumne nicht, aber ich mag es sehr, wenn es anregend und leicht zu lesen ist. Da darf Herr Strassberg von mir aus gern fröhlich philosophischen Staub aufwirbeln - ohne Anspruch auf archäologische Präzision. Ich persönlich lese das gerne.
Mfg

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Advocatus diaboli
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· editiert

Lieber Anonymous: ich mag es ebenfalls, wenn ein Beitrag anregend und gut geschrieben ist (wer mag das nicht?). Stilistisch lasse ich mich immer gerne blenden (deshalb liebe ich auch sämtliche Artikel von Constantin Seibt, zu was auch immer er schreibt). Inhaltlich lasse ich mich hingegen nur ungern blenden, vor allem wenn die Blendung so durchschaubar daherkommt wie bei Strassberg. Er verwendet in seiner Kolumne gerne apodiktische Aussagen (etwa «Theorien schaffen eine Glaubensgemeinschaft, die ausschliesst») und sucht dann in seinem philosophischen Werkzeugkasten nach ein paar Zitaten und Anekdoten, um diese Aussagen zu untermauern. Leider haben die aus dem Kontext gerissenen Zitate nur selten etwas mit dem zu tun, was sie belegen sollen. Vielleicht sollen sie das aber auch gar nicht, sondern lediglich auf die Belesenheit des Autors verweisen. So trägt das schöne Zitat von Walter Benjamin nichts, aber auch wirklich nichts zu der von Strassberg behaupteten These bei, dass Theorien im Gegensatz zu Erzählungen «einen Ewigkeits- oder Absolutheits­anspruch» haben (schon wieder so eine unhinterfragte Behauptung).
Strassbergs Masche ist simpel: zuerst vermeintlich unkonventionelle Behauptungen in den Raum stellen und diese als allgemeingültige Wahrheiten präsentieren, dann die Behauptungen mit weit hergeholten Zitaten von möglichst namhaften Autoren garnieren, Verknüpfungen herstellen, wo keine sind und am Ende alles kräftig durchschütteln, fertig ist die Kolumne. Das ist weder anregend noch inspirierend, sondern ganz einfach nur ärgerlich.

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Als grosser Liebhaber von Erzählungen und vom Erzählen finde ich die Unterscheidung zwischen Theorie und Erzählung äusserst anregend. Der Artikel hat mich begeistert. Vielen Dank.
Und hier gleich eine kleine Illustration (kein Beweis) zur Charakteristik der Erzählung. Strassberg bemerkt: "Doch im Gegensatz zur geschlossenen Theorie ist das Netz der Erzählungen unvollständig und offen, immer kann eine weitere daran angeknüpft werden." Unsere zweijährige Enkelin reagiert beinahe bei jedem Erzählen, was denn z.B. am heutigen Tag gesehen ist, mit der Bemerkung. "u nachhär". Das scheinbare Spiel kann ohne weiteres eine halbe Stunde dauern. "Und nachher..." illustriert in schönster Weise die Sehnsucht, Erzählungen weiter-, vielleicht auch zusammenzuführen. Bemerkt man dabei die grossen, fragenden Augen der Enkelin, ihr völliges Dabeisein, so erhält man einmal mehr einen Eindruck, dass Ernst und Spiel in diesem Alter noch völlig identisch sind.

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u nachhär

Das kenne ich noch gut. Vorwarnung: Darauf folgte bei mir "u weruuum?", was noch länger dauerte. Sozusagen der Übergang vom Erzählen zur Theorie.

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"Als jedoch einer seiner Schüler, Hippasus, sich mit irrationalen Zahlen zu beschäftigen begann, liess ihn Pythagoras ertränken. "

Woher haben Sie denn das?

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Diese Erzählung, die hier offenbar Daniel Strassbergs Theorie untermauern soll, findet sich bei einigen modernen mathematikhistorischen Autoren wie Morris Kline und Simon Singh, hat aber nur sehr lose mit den antiken Quellen zu tun, und vermutlich noch weniger mit den tatsächlichen Ereignissen. Näheres dazu findet man z. B. hier: http://kiwihellenist.blogspot.com/2…mbers.html

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Verstehe: Achtung Satire! Verschwörungserzählung und Verschwörungstheorie im Duell. Grosses Geschütz, blinde Patronen. Viel Rauch, viel Lärm.

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Danke für den link! Habe wieder ein paar Sätze über Pythagoras gelernt!

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SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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Ein wunderbarer Artikel, der zum Frühstück das Gehirn auf Touren bringt. Wunderbar, mehr davon !

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Eine tolle neue Sichtweise auf Verschwörungstheorien. Und doch konnte ich nicht umhin zu denken, dass diese Erzählung der Theorien auch in sich geschlossen ist. So empfinde ich meine Erfahrung in der feministischen Wissenschaft nämlich sehr wohl als offen und eher wie eine Geschichte, die wir alle ständig nähren, ergänzen, in eine neue Richtung lenken. Und nicht wie eine QAnon Ähnliche Sippenschaft. Wohl nicht zuletzt weil sie eben nicht auf Objektivität und Wiederholbarkeit, sondern Selbstreflexion und Transparenz baut.

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Wissenschaft kann niemals feministisch sein. Feminismus ist eine Ideologie, die dem Gleichheitsgedanken des Humanismus' entspringt. Wissenschaft muss immer völlig ideologiefrei sein.

Auch wenn ich selbst der feministischen Ideologie durchaus nahestehe, Wissenschaft und Ideologie müssen getrennt bleiben.

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Und wie nennen wir jene Ideologie, in deren Folge Frauen seit dem Mittelalter in der Wissenschaft marginalisiert waren?

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Ein toller Artikel... Ob These, Theorie oder Erzählung....who cares. Hauptsache er regt mich ich an nachzudenken!

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Ich vermisse jetzt noch einen Text zu einer weiteren Art der Verschwörungstheorie oder Verschwörungsgeschichte: der "offziellen".
Beispiel 1: Die Anklage der US-Staatsanwaltschaft gegen Julian Asange lautet auf "Verschwörung gegen die USA", oder sinngemäss. Aber ok, das ist nur wegen der Juristerei, weil nur eine Verschwörung justiziabel ist, für alle anderen Anklagen müssten die USA die journalistische Publikationsfreiheit opfern, das wäre auch ihnen zurzeit noch zuviel.
Beispiel 2: Die offizielle Theorie zu 9/11 lautet, dass Osama Bin Laden sich mit anderen fundamentalistischen islamistischen Organisationen zu 3 koordinierten Flugzeuganschlägen gegen die USA verschwo.... pardon, abgesprochen habe. Klar aber, wer an dieser Erklärung zweifelt, ist.... selber Verschwörungstheoretiker!
Kein Wunder, dass Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben. Wenn ja ganze Ministerien auf den Zug aufspringen.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Sie verwechseln Verschwörungstheorie mit bewusster Täuschung. Ministerien hängen keinen Verschwörungstheorien nach, sie versuchen ihr Versagen, Fehlverhalten, oder das ihrer Regierung zu vertuschen bzw. Schönzureden. Im Falle Assange wurden hochnotpeinliche geheime Dokumente öffentlich, was für die einfachen Gemüter nach Rache schreit.
Im Fall von 9/11 wurden ernsthafte Warnungen salopp in den Wind geschlagen, und als das Undenkbare geschah musste eine bösartige Verschwörung her, um das Versagen der Regierung zu übertünchen. Den Teufel kann man bekanntlich nur schwer aufhalten, also wurde ein Teufel geschaffen. Osama Bin Laden. Ich persönlich bin überzeugt, dass der Typ mit den Anschlägen selbst nichts zu tun hatte, aber nachher geschmeichelt auf den Zug aufsprang und gut davon lebte

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einverstanden, nicht in allen Details, aber dass das Reden von einer Verschwörung eine Täuschung sein kann. Aber umgekehrt geht auch: man kann auch täuschen, wenn man Zweifel schnell in den Verschwörungstheorietopf einsortiert.

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Ein inspirierender Beitrag von Herrn Strassberg. Er ermunterte mich, mir selber Gedanken über meine Erzählungen zu machen und zu schauen, ob sie noch leben oder ich versuche ein totes Pferd zu reiten. Danke

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Die Postmoderne tendiert zum Irrationalen, bis hin zum Ressentiment gegen alles Rationale. So ist eine Erzählung natürlich etwas Besseres als eine Theorie, und ein Netzwerk von weiter gesponnenen, immer irrationaler werdenden Erzählungen etwas Besseres als eine einzelne Theorie. Dass sich immer wieder Gemeinden von Gläubigen um Theorien scharen – statt diese der Falsifikation-Probe zu unterwerfen –wird von Strassberg zu Unrecht dazu benutzt, Theorien generell als blosse Glaubenssätze zu denunzieren, nach dem wissenschaftsfeindlichen Motto "anything goes".
Die meisten naturwissenschaftlichen Theorien stützen sich übrigens nicht allein auf interne Widerspruchsfreiheit, sondern auch auf Beobachtung; ihr Fortschritt ergibt sich u.a. aus dem Fortschritt der Beobachtungsinstrumente. In der Geisteswissenschaft sind wir näher beim Krimi: wir kombinieren Indizien und finden bestenfalls neue Zeugen; das ist nicht unbedingt unwissenschaftlicher als die Ableitungen aus Beobachtungen.

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Aus der Wikipedia jedenfalls nicht - dort steht, dass es Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Pythagoreer gab, Hippasos aus deren Gemeinschaft ausgeschlossen wurde und später im Meer verunglückte. Die Meinungsverschiedenheiten seien auch nicht mathematisch, sondern politisch gewesen.

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Danke für den Artikel!
Wo ist dann die Ideologie einzuordnen? Ich habe immer den Eindruck Menschen die Verschwörung anhängen verhalten sich eher ideologisch. Natürlich kann eine Theorie auch ideologische Züge annehmen, aber für mich besteht da trotzdem noch ein Unterschied, bei Verschwörungen ist jeder Widerspruch bzw. Widersprechende Teil der Verschwörung, aber eine Theorie kann man zwar anpassen oder ausweiten aber nur bis zu einem gewissen Grad.

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Über 65 Jahre
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Für mich ist eine Theorie mit einer These gleich zu setzen. Für mich! Und damit ist sie auch offen, da "These, Antithese, Synthese" jeweil einen weiteren Schritt zu lassen.
Bei Verschwörungstheoretikern kann ich diese Bereitschaft zu Antithese und Synthese nicht erkennen. Mich erinnern deren Aussagen und speziell die Reaktionen auf eine andere Aussage meist an die Aussagen von Sekten. Hat für mich weder mit Geschichten noch mit Theorien was zu tun.

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Hallo,

welche Verschwörungstheoretiker meinst Du denn konkret, bitte?

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Über 65 Jahre
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😃 Bin keine relevante Autorin. Hab keine Literaturnachweise. Hab keine Theorie aufgestellt.
Hab nur meine Meinung kund getan. 😃

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Wunderschöner Beitrag und sehr relevant, danke!

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Klassische Literatur von relevanten Autoren zum Thema Verschwörungstheorie:

Edward Bernays, “Propaganda”: https://archive.org/details/in.erne…7/mode/2up
Walter Lippmann, “Public Opinion”: https://wps.pearsoncustom.com/wps/m…ppmann.pdf
Edward S. Herman & Noam Chomsky, “Manufacturing Consent”: https://archive.org/details/pdfy-NekqfnoWIEuYgdZl
CIA (ungenannter Autor), “Countering Criticism of the Warren Report”: https://archive.org/details/CIADOC1035960/mode/2up

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Kleine Denksportaufgabe für den ungeübten Verschwörungstheoretiker. Gegeben seien zwei Reihen:

Reihe 1:

Reptiloiden: https://verschwoerungstheorien.fand…eptiloiden
Flache Erde: https://verschwoerungstheorien.fand…lache_Erde
UFOs in Roswell: https://verschwoerungstheorien.fand…on_Roswell
Mondlandungsverschwörung: https://verschwoerungstheorien.fand…%C3%B6rung

Reihe 2:

Tonkin-Zwischenfall: https://de.wikipedia.org/wiki/Tonkin-Zwischenfall
Die kleine Nayirah und die Babys in den Brutkästen: https://www.youtube.com/watch?v=LmfVs3WaE9Y
Colin Powell bei der UNO: https://www.youtube.com/watch?v=kP7N-nqVRjE
MKULTRA: https://de.wikipedia.org/wiki/MKULTRA

  1. Aufgabe: Ordne folgende Verschwörungstheorien in eine der beiden Reihen ein

a) Bargeldabschaffung http://www.imf.org/~/media/Files/Pu…p1771.ashx
b) WTC7 an 9/11 https://www.youtube.com/watch?v=JnLcUxV1dPo
c) Insiderhandel vor 9/11 https://www.sciencedirect.com/scien…9815000262

  1. Aufgabe: Erläutere den Inhalt dieses Fernsehbeitrags

https://blog.fdik.org/2020-05/s1589786454

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"Physiker"
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Interessant. Reihe 1 sind für mich "Verschwörungsirrtümer" und Reihe 2 tatsächliche Verschwörungen. Die Bargeldabschaffung hingegen wird von vielen offen angestrebt, von anderen offen abgelehnt. Nix Verschwörung. Zum letzten Link: Die Sendung "Quer" von BR ist herrlich und ihr moderator Christoph Süss entspricht seinem Namen!

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...und bin so klug als wie zuvor. Denn ich kann noch nicht einmal erkennen, ob die Kolumne selbst nun eine Theorie verbreitet, oder doch eine Erzählung gibt. Walter Benjamin, der verlässlich zugleich dunkel und durchsichtig ist, hat es immerhin auf seinen Punkt gebracht, dafür muss man dankbar sein.

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" Pythagoras ...glaubte nicht an einen einzigen Urstoff, sondern an harmonische Verhältnisse, die sich als Brüche ganzer Zahlen darstellen lassen. Tatsächlich sind in der Natur zahlreiche solcher mathematischen Muster nachweisbar, die Kerne der Sonnen­blume sind beispiels­weise nach der Fibonacci-Reihe angeordnet."

Die Fibonacci- Zahlen als Reihe von Brüchen? Das wäre mir neu...

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... die Folge der Brüche zweier aufeinanderfolgender Fibonacci-Zahlen konvergiert gegen den goldenen Schnitt. Sie können sogar mit zwei beliebigen positiven Zahlen beginnen.

So wie die Konstante Pi die Konstante für Zirkularität und die Eulersche Zahl e für das exponentielles Wachstum ist, ist der goldene Schnitt die Konstante für die Selbstähnlichkeit. Letztere Konstante tritt in der Mathematik weniger häufig auf als Pi und e. Vielleicht fehlt da noch etwas Theorie.

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"Physiker"
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Exponentielles Wachstum "funktioniert" auch ohne e. Das Wort wird gerade jetzt stark misbraucht, da jede Zunahme von positiven Covid-19 Tests gleich mit exponentiellem Wachstum gleichgesetzt wird.

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herr strassberg, sie scheinen einen wunde stelle getroffen zu haben. von gelangweiltem stirnrunzeln bis zu geschichtlich argumentierten gegegen darstellungen wird hier kommentiert.
was mir auffällt, dass persönlich reagiert wird und weniger als in anderen fällen mit der korrekten empörung des differenzierteren.
also ich bin meinerseits froh, dass sie stur geblieben sind. einfach für den gedankengang. auch wenn ich die gegendarstellung mit dem polnischen schlagbaum auch nachvollziehen kann.
ich selber wäre ja so einer mit überzeugter haltung bezüglich der nach erzähl phase des nazareners. schlussendlich habe ich aber wirklich nicht mehr zu bieten, als eine erzählung, ohne penetrant zu sein. es fühlt sich aber gut an, dass ich die überzeugung trotzdem behalten darf.
ok, jetzt ist der kommentar so lange geworden wie man sie als mitredaktor hasst. aber erzählungen haben ja nicht den anspruch kurz zu sein.

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Und die heiligen Buecher waeren Erzaehlungen mit Theoriecharakter ? Muessen nicht bewiesen werden, aber trotzdem Gemeinschaften formen.

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(durch User zurückgezogen)
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Der Elefant im Raum (bzgl. Begriff "Verschwörungsthoerie") wird vom Autor nicht erwähnt: Der Begriff VT ist nicht mehr zu gebrauchen, da offenbar die meisten dessen verschiedene Interpretationen (Wortsinn vs. willkürliches Propaganda-Mem) nicht erkennen (wollen/können). Siehe dazu folgende Begriffsbestimmung: https://www.wissensmanufaktur.net/v…ngstheorie

Wer sich ein bisschen praxisorientierter, aber dennoch analytisch, mit dem Begriff und der Thematik "Versvhwörungstheorie" auseinandersetzen will, dem sei dieser Vortrag von Dr. Ansgar Schneider (Mathematiker/Physiker) empfohlen. Er zeigt darin, wie von "VT-Experten" wie Prof. Dr. Michael Butter pseudowissenschaftlich an das Thema herangegangen wird: https://youtu.be/pJ6ieibHNSk

Under anderem wird darin gezeigt: Es gibt willkürliche, unwissenschaftliche Definitionen ("Verifikationsmaschine" ohne Falsifizierungsmöglichkeit), die dann – von gesellschaftlichen Autoritäten (gewisse Medien, Wissenschafter) und ungeachtet der tatsächlichen Erfüllung der eigens definierten Kriterien – willkürlich und selektiv angewendet werden.

Gestützt und "gewürzt" wird das dann auf bzw. mit unsachlichen Medienbreichten, die die wildesten und absurdesten Geschichten (z. B. flache Erde, Echsenmenschen) mit Skepsis und plausiblen Thesen/Erklärungen gegenüber bzw. zu welthistorischen Ereignissen (JFK-Mord, 9/11, offiziell bestätigte UFO-Sichtungen, COVID-19 etc.) in denselben Topf werfen.

Meist wird noch die Behauptung angehängt, alle diese Dinge hingen in relevanter Weise mit irgendwelchen unappetitlichen Ideologien (Antisemitismus u. v. a. m.), Extremismus, Terrorismus zusammen.

Das Ergebnis: Die Menschen werden davon abgehalten, solche "geistigen Sperrgebiete" (vgl. Prof. Dr. Rainer Mausfeld) zu betreten, mensch möchte ja nicht riskieren, ausgeschlossen zu werden, weil mensch gegen die Normen der Gruppe verstösst.

Böse Zungen behaupten, dieses (mindestens in den letzten 10 Jahren konstant zu beobachtende) Phänomen sei das Ergebnis einer Verschwörung der Mächtigen. – Ich kann jeden verstehen, der diesen Gedanken teilt. – Mensch könnte aber einfach von geballter Inkompetenz und fehlendem selbständigem Denken oder anderen Ursachen ausgehen.

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Ich vermute, dass es sich um einen Text handelt im Sinne der Qdrops. Wir sind ja jetzt heftig daran, diesen Text für uns verständlich zu machen. Ich hoffe, eine Auflösung folgt.

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Beobachter
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Gähn. Kann mich bitte jemand wecken wenn die Weihnachtsmärchen an der Reihe sind.

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