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Ich hoffe, dass wir alle in einem Punkt einig sind: in der Diskussion um diesen grässlichen Krieg ist es wichtig, die Entstehung des Konfliktes zu beleuchten. Ich bin in der Zeitschrift "Zeitgeschehen im Fokus" auf ein Interview mit Jacques Baud gestossen, das ich für wichtig halte, weil er mir als einer vorkommt, der die Kompetenz hat, sich zum Ukrainekonflikt fundiert zu äussern. Er hält sich an Fakten und nicht an Werte, Meinungen oder Haltungen, die beliebig verhandelbar sind.

"Die Politik der USA war es immer, zu verhindern, dass Deutschland und Russland enger zusammenarbeiten."
https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/d…#article_1:

J. Baud: "Ich kenne die Region, um die es jetzt geht, sehr gut. Ich war beim EDA [eidgenössisches departement für auswärtige angelegenheiten] und in dessen Auftrag fünf Jahre abkommandiert zur Nato im Kampf gegen die Proliferation von Kleinwaffen. Ich habe Projekte in der Ukraine nach 2014 betreut. Das heisst, ich kenne Russland auf Grund meiner ehemaligen nachrichtendienstlichen Tätigkeit, die Nato, die Ukraine und das dazugehörige Umfeld sehr gut. Ich spreche russisch und habe Zugang zu Dokumenten, die nur wenige Menschen im Westen anschauen."

Herr Baud war Oberst der Schweizer Armee, er arbeitete für den Schweizerischen Strategischen Nachrichtendienst und war Berater für die Sicherheit der Flüchtlingslager in Ost-Zaire während des Ruanda-Krieges (UNHCR-Zaire/Kongo, 1995-1996). Er arbeitete für das DPKO (Departement of Peacekeeping Operations) der Vereinten Nationen in New York (1997-99), gründete das Internationale Zentrum für Humanitäre Minenräumung in Genf (CIGHD) und das Informationsmanagementsystem für Minenräumung (IMSMA). Er trug zur Einführung des Konzepts der nachrichtendienstlichen Aufklärung in Uno-Friedenseinsätzen bei und leitete das erste integrierte UN Joint Mission Analysis Centre (JMAC) im Sudan (2005-06). Er war Leiter der Abteilung «Friedenspolitik und Doktrin» des Uno-Departements für friedenserhaltende Operationen in New York (2009-11) und der Uno-Expertengruppe für die Reform des Sicherheitssektors und die Rechtsstaatlichkeit, arbeitete in der Nato und ist Autor mehrerer Bücher über Nachrichtendienste, asymmetrische Kriegsführung, Terrorismus und Desinformation.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Jacques Bauds Expertise war aber auch, dass die Vergiftung von Sergej und Julia Skripal durch eine «Lebensmittelvergiftung» verursacht wurde und dass die Vergiftung von Alexej Nawalny wahrscheinlich «das Werk der Mafia» gewesen sei.

Er trat auch im rechtsextremen Web-TV TV Libertés und zuvor bei RT France auf und spielte auf dem letztgenannten Kanal die menschliche Bilanz des Darfur-Krieges herunter, die er auf 2’500 Tote reduzierte (gegenüber 300’000 laut UNO), und leugnete die Verantwortung der syrischen Armee für die Massaker in Homs 2011 und für die Chemieangriffe in Ghouta, Khan Cheikhoun und Douma zwischen 2013 und 2018.

Zum Russland-Ukraine-Krieg sagt er nun:

Sie haben ihr Ziel klar bekannt gegeben. Sie wollen eine «Entmilitarisierung» und «Entnazifizierung». Wenn man die Berichterstattung ehrlich verfolgt, ist es genau das, was sie machen.

Und:

Es ist sicher nicht gegen die ukrainische Bevölkerung gerichtet

Dies erscheint angesichts der Belagerung etwa von Mariupol und der Beschiessung der angeblichen Fluchtkorridore geradezu als blanker Hohn.

Sowie:

ich bin sicher, dass Putin, der das übrigens auch wiederholt sagte, nicht angreifen wollte. Offenbar gab es Druck aus den USA.

Und bei einem zentralen Punkt widerspricht er sich selbst. Einerseits sagt er:

Wenn ein Staat einen anderen angreift, dann ist das gegen das Völkerrecht.

Man merke, dass er im Allgemeinen verbleibt und nicht explizit sagt: «Russland verstösst gegen das Völkerrecht».

Andererseits:

Im ersten Schritt anerkannte er die Unabhängigkeit der beiden Republiken. Am gleichen Tag schloss er mit den beiden Republiken ein Abkommen über Freundschaft und Zusammenarbeit ab. Dadurch hat er gemäss Kapitel 51 der Uno-Charta im Sinne der kollektiven Verteidigung und der Selbstverteidigung das Recht, den beiden Republiken zu helfen. Damit schuf er die rechtliche Grundlage, mit militärischen Mitteln den beiden Republiken zu Hilfe zu kommen.

Die allgemeine Haltung wird dann vom Interviewenden selbst resümiert:

Wenn ich nach diesem Gespräch resümieren darf, dann wurde durch Ihre Antworten klar, dass der Westen schon längere Zeit immer wieder Öl ins Feuer gegossen und Russland provoziert hat.

Jacques Baud besitzt zweifellos eine grosse Expertise, doch heisst dies nicht, dass sie über alle Zweifel erhaben ist.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Leiter
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Lieber Michel, mich haben eine Reihe von Aussagen in dem Baud-Interview ebenfalls stark irritiert. Die Links in dem von Dir beigesteuerten Wikipedia-Artikel zu seiner Person runden das Bild dann mehr als ab. Vielen Dank! Herzlich, DB

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Danke Herr Rebosura. Habe das Interview auch gelesen und bin erschrocken, wie dieser Mann die „Entnazifizierung“ als Notwehr legitimiert. Interessant wäre ob es gewisse Abhängigkeiten vom Kreml gibt, die Herr Baud dazu veranlasst haben, so etwas zu verbreiten.

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Even Meier
(ex | they)
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Zugegeben, nach den ersten Seiten habe ich zu scrollen begonnen. Das Interview ist gar lang.

Nur: Wenn es so glasklar wäre, bei Kenntnis der

Fakten und nicht [bloss] Werte, Meinungen oder Haltungen, die beliebig verhandelbar sind

ja, dann wäre es einfach. Dann würden die genannten Länder und Personen sich einfach an die Fakten halten und rational handeln.

Dabei geht es um viel mehr: Genau wie die Fridays for Future (und zahlreiche andere) fordern:

System Change not Climate Change

geht es doch darum, das an und für sich durch und durch kranke System zu ändern! Was hilft mir, wenn basierend auf einem kranken Abkommen vom letzten Jahrtausend ein kranker Krieg begründet oder erklärt oder was weiss ich werden kann?

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Er ist lang, dieser Text von Baud und liest sich, als wäre er 1:1 von RT verfasst.

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Leserin
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Vielen Dank, Herr R. für diesen wichtigen Aspekt, aus einer weitsichtigen Perspektive. Ich werde Jacques Baud gern folgen. Und seinen Quellen eh.

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In dieser Zeit zeigt sich einmal mehr, dass die EU, als wichtigste europäische Institution, ihre Rolle in der Krise spielen kann und wesentlich zum grossen Zusammenhalt in Europa beiträgt. Vielleicht auch für viele Schweizerinnen und Schweizer mal Zeit zu erkennen, dass wir hier nicht weiter abseits stehen sollten.

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Ich glaube, eine Mehrheit wusste das schon vor dem Krieg. Sicher wissen es jetzt noch mehr. Aber Viele verdrängen dieses Wissen immer wieder erfolgreich.
Weil ihr Job in der Finanzbranche vom Abseitsstehen abhängt. Weil sie ausser der SVP niemand vor der "Coronadiktatur" beschützt. Weil ihre Subventionen Geschichte sind, wenn wir der EU beitreten. Weil sie den Wohlstand nicht teilen wollen. Weil sie kulturell so ungefestigt sind, dass jedeR AusländerIn eine Bedrohung darstellt. Weil, weil, weil...

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Märchentante*onkel
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Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler sagt gegenüber SRF: «Ich muss nicht alles recherchieren und wie ein Detektiv der Sache auf den Grund gehen.» Und "Ich sehe im Moment keinen konkreten Handlungsbedarf." Und "Jetzt mues me die Krise efach mal Krise lah sii." https://www.srf.ch/sendungen/dok/sa…rchen-geld
So funktioniert das in einer föderalistischen Musterdemokratie.
Und ist Imfall keine Satire: Er war mal Direktor der Rechtsabteilung der Fifa.

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Christian Kohler
Selbständig
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Aber um unsere Sozialwerke sauber zu halten, braucht es Detektive. Diese Doppelbödigkeit halte ich bald nicht mehr aus!

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Total verrückt, merci fürs Teilen. Wie eine Satire hört sich auch das Gespräch während des Benefiz-Apéros in Sankt Moritz an: «Das interessiert micht nicht. Mich interessiert nur das Geld auf meinem Konto.»

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Wieder die wichtigsten Fragen sehr klar auf den Punkt gebracht. Danke dafür!
Was mich persönlich enorm frustriert ist ein ähnlicher "Mechanismus" in der schweizer Politik wie in der Corona Krise: Nach dem ersten Schreck, dass es jetzt wirklich ernst ist, der kurz dazu führt, die Wirtschaftsinteressen mal nicht an erster Stelle zu stellen, scheinen nach kürzester Zeit diese wieder voll durchzuschlagen.
Dies zeigt, dass sich die Bevölkerung noch so solidarisch zeigen kann, die Politiker*innen versuchen zum grössten Teil weiterhin, ihre eigene Klientel zufrieden zu stellen.
Als ob es angesichts von Krieg oder Klimakrise tatsächlich noch ausschliesslich um Wirtschaftswachstum oder den "Standort Schweiz" gehen darf.
Und dass es offenbar eher wahrscheinlich ist, dass militärisch aufgerüstet wird, als dass endlich mal diese Geldflüsse und Verstecke, welche direkt oder indirekt diesen Krieg mitfinanzieren, abgeklemmt werden, ist einfach nur traurig.

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Wie in den Medien zu lesen ist 1) , erlaubt das Seco den Export schwerer Waffen nach Saudiarabien 2), ziert sich aber, die Lieferung von Schutzwesten an die Ukraine zu erlauben. Das ist unerträglich.

  1. z.B. bz, 26.3.2022, Seite 6

  2. https://www.seco.admin.ch/seco/de/h…87704.html
    dort: https://www.newsd.admin.ch/newsd/me…/70716.pdf

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Unerträglich hoch 10.
Die Schweiz hat solange ich denken kann, Dual-Güter in kriegerische Konfliktgebiete geliefert - für "zivile" Nutzungen, Bsp.: Pilatus Flugzeuge, als Trainingflugzeuge. Wurden Pilatus-Flugzeuge nicht doch in Kriegshandlungen eingesetzt?
Wir können auf dieser Grundlage der Ukraine Schutzwesten liefern, selbstverständlich unter der ausdrücklichen Bedingungen, dass die Westen nur für Ärzten, Feuerwehrleute, Politikerinnen, Kinder (?), Alte und natürlich auf keinen Fall für Soldatinnen, verwendet werden dürfen.

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Binswanger bringt die beiden wichtigsten Fragen auf den Tisch, bzw auf den Bildschirm: "1) Was ist die Zukunft der Schweiz als Offshore-Plattform? 2 ) Was ist der Platz der Schweiz im Herzen von Europa?"

  1. Die gigantischen Offshore Geschäfte der Finanz - und Rohstoffindustrie korrumpieren unser Land und unsere Demokratie. Es braucht jetzt eine Russland Taskforce mit mindestens 100 Fachpersonen, um die EU Sanktionen zu vollziehen. Larifari und wegschauen wird uns teuer zu stehen kommen.

  2. Der Platz der Schweiz ist in der EU. Je länger wir uns dieser geographischen, ökonomischen und politischen Tatsache verschliessen, desto schmerzlicher werden die politischen Folgekosten.

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Christian Kohler
Selbständig
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Er lässt auch schön erkennen, was sich seit 1945 verändert hat. Ein zerstrittenes Europa hat sich zu einer Wertegemeinschaft verändert, von der absehbar keine Gewalt ausgeht. Sich da einzubringen und zu beteiligen gefährdet nicht unsere Neutralität. Wir müssten dann aber auch ehrlich zu diesen Werten stehen und diese durchsetzen helfen und nicht auf deren "Unterlaufen" für ökonomische Vorteile wetten.

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Theologe & Religionspädagoge
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Besonders stösst mir auf, wie das blutige Machtspiel sofort für weitere Machtspiele, Bombenabwürfe und Nebelpetarden missbraucht wird. So verkündet heute Frau M-B ganzseitig im Tagi das Ende der verfehlten links-grünen Energiepolitik (linksgrün???) und die Rückkehr zur wertefreien Realpolitik (!!!). Vielleicht müssen wir ganz hart lernen, nicht mehr auf Macht sondern auf gelebte Werte zu setzen. Der Aufruf von Nawalny an Putin-Unterworfene, aus der Reihe zu tanzen, könnte auch für uns gelten.
Die Elfen würden sagen: „Der Ring der Macht muss zerstört werden.“

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Leserin
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Ja genau! Wäre seit spätestens den Berichten des Club of Rome wissensbasierte Realitätspolitik betrieben worden und nicht propagandagetriebene Korruptionspolitik im Namen von „Freiheit“, dann, ja dann stünden wir jetzt alle nicht vor dieser Katastrophe!

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Herr B., ideell bin ich ganz bei Ihnen, nur: Der erste Bericht vom Club fällt in jene Zeit, als nach x-tem Anlauf und in der Schweiz, als einem der letzten Länder Europas, das Frauenstimmrecht eingeführt wurde. Voraus ging ein jahrzehntelanges Ringen, bis endlich eine Mehrheit männlicher Hirne davon überzeugt werden konnte. In meinem «Geburtskanton» Aargau waren es gerade mal 50,2 % bei einer Beteiligung von 72,9% (was deutlich unter der schweizweiten Zustimmung war, die immerhin 65,7 % betrug bei knapp 58% Stimmbeteiligung, 5 2/3 Stände lehnten es weiterhin ab).
Ein Jahr später erschien «Grenzen des Wachstums» und mir graute: Wie bloss will man weit einschneidendere, aber notwendige gesellschaftliche Veränderungen durchbringen, die zudem noch weitaus drängender sind? Denn die Natur ist nicht so geduldig wie die Schweizer Frauen!

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europäer
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S. P. >die elfen sind eine wucht. legen wir los

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Theologe & Religionspädagoge
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Schritt eins: Die grauen Herren haben keine Macht über mich. Ich kann mit Arbeitskolleg:innen oder Nachbar:innen zusammensitzen, nach dem Ergehen fragen, Geschichten von früher tauschen, vielleicht bei etwas kleinem zur Hand gehen. Auch oder erst recht, wenn Termine drängen, mit dem Gefühl, das Richtige zu tun.

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Wenn unsere Politiker Neutralität mit Schlaumeierei und Verantwortungslosigkeit gleichsetzen, es nicht einmal mit Kriegsverbrechern verderben wollen, um Profit herauszuschlagen, wird das uns einen hohen Preis kosten. Danke Herr Binswanger für diesen wichtigen Beitrag!

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Bei der Neutralität sollte differenziert werden.

  1. was bedeutet Neutralität

  2. Wie soll die Neutralität in der Schweiz Anwendung finden
    Daher würde ich es wichtig finden, beide Punkte einzeln zu diskutieren. Das zwischen zwei Konfliktparteien, eine mit Sanktionen belegt wird und die andere nicht, ist nicht neutral. Absolute Neutralität ist etwa gleich schwierig zu erreichen wie Perfektion. Absolute Neutralität heisst, seine Meinung der Neutralität zu opfern und ohne Vorurteile zu sein. Dies zu Punkt eins. Auf den Zweiten möchte ich hier nicht eingehen.

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Lucia Herrmann
Community @ Republik
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Apropos Differenzierung: Hierzu kann ich Ihnen die aktuelle Folge das Podcasts «Im Gespräch» empfehlen. Roger de Weck unterhält sich mit Martin Dahinden (ehem. Diplomat) über Bedeutung und Grenzen von Neutralität: «Neutralität, das ist kein Igel, der sich einrollt und nur die Stacheln zeigt» vom 25.03.2022

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Nicht viel Neues bisher in Absurdistan. Die überwältigende Mehrheit ist zwar solidarisch mit der Ukraine, es gibt viel Solidarität mit den Flüchtlingen und eine Mehrheit von zwei Dritteln wäre sogar dazu bereit, höhere Gas- und Ölpreise in Kauf zu nehmen. Gleichzeitig bleibt die politische Unterstützung für eine Partei, welche die Sanktionen gegen Russland geschlossen ablehnt, stabil. Diese Partei und ihre bürgerlichen Partner werden es absehbar schaffen, dass die Ukrainekrise in der Schweiz für den Kauf von Kampfflugzeugen missbraucht wird. Der Patriarch aus Herrliberg wird seine bürgerlichen Juniorpartner dafür ausschimpfen, dass sie es gewagt haben, seine Auslegung der Neutralität in Frage zu stellen. Und diese werden Busse tun, indem sie eifrig für Aufrüstung stimmen und mit ihm den ewigen Bund gegen die EU erneuern werden. Viel erlebt und nichts gelernt?

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Ralph Moser
Grün ist die Hoffnung
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Aber die Schuld an unserer momentanen Situation immer auf die Anderen schieben. Verfehlte linksgrüne Energiepolitik, etwas Absurderes habe ich schon lange nicht mehr gehört.

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Daniel Binswanger zeigt die dringenden und drängenden Fragen sehr gut auf.
An den beschämend halbherzigen und widerwilligen Durchführung der Sanktionen zeigt sich, wie sehr unsere Gesellschaft und unsere Politik durch den Offshore Wirtschafts- und Finanzplatz korrumpiert ist. Dazu kommen die Folgen einer jahrelangen und mit viel Geld gesponserten NeutralitätsUnabhängigkeitsKeinefremdenRichterSonderfallAntiEU-Hirnwäsche, die die überlebenswichtige Auseinandersetzung mit unserer Zukunft und Rolle in Europa sehr schwer macht.
Von den politischen Parteien ist aus den genannten Gründen wohl wenig zu erwarten. Ich hoffe aber, dass viele Menschen in unserem Land nun die Zeichen der Zeit erkennen, die kollektiven Selbstlügen durchschauen, sich der Abgründe unserer wirtschaftlichen Verstrickungen bewusst werden und entsprechend handeln.

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Die Schweiz steht wirklich an einem Scheideweg. Bis vor dem Krieg in der Ukraine hat sie sich sich ständig unter dem Deckmantel der Neutralität vor der Welt und ihren Problemen davonschleichen können. Die Schweiz hat zugegebenermassen ihre guten Dienste angeboten, aber nebenbei alle profitträchtigen Geschäfte weitergeführt, als sei das Geschäfte machen sakrosankt. Dieses Geschäftsmodell des Profits um jeden Preis steht nun seit dem Krieg in Europa zur Disposition. Die Nähe zum Kriegsschauplatz und die Vorgaben von Sanktionen der EU und der USA haben der Schweiz diesmal keine andere Wahl gelassen als mitzumachen. Denn wenn sie nicht mitmachen würde, wären die Konsequenzen - gerade auch im wirtschaftlichen Bereich - viel grösser als jetzt mit den Sanktionen gegen Russland oder genauer ihrer Oligarchen. Wie die Schweiz jedoch vorgeht, um Kapital, Immobilien oder andere Wertgegenstände von Oligarchen zu konfiszieren, zeigt nur eines: eigentlich wollen wir die russische Klientele nicht vergraulen, aber leider, liebe Pauschalbesteuerte, können wir nicht anders. Wer den Reporter von SRF gesehen hat, muss die Halbherzigkeit oder gar Untätigkeit mit der Schweizer Behörden vorgehen, fast als Arbeitsverweigerung auffassen. Knapp 6 Milliarden sind bisher gefunden und konfisziert worden. Dies ist für die Oligarchen ein Pappenstiel. Die Schweiz muss ihre neue Rolle, die darin besteht, nicht abseits zu stehen, sondern eine verlässliche Partnerin zu werden, erst noch finden. Je länger dieser Krieg dauert, umso besser stehen die Chancen, dass die Schweiz zur Welt findet und letztlich auch zu sich selber. Dass im militärischen Bereich, also der Landesverteidigung, nur ein Zusammengehen mit der EU Sinn macht, sollte eigentlich jedem einleuchten, der noch nicht ganz zum Insulaner geworden ist. Wir müssen im Verbund mitmachen und unsere Verteidigungspolitik mit der EU abstimmen, denn wir werden ganz sicher nicht das Land sein, das in Europa zuerst angegriffen würde. Die Schweiz ist - mit Blick auf die Welt - seit Jahrzehnten selten so gefordert worden. Sie kann nun den Beweis antreten, dass sie noch etwas mehr kann, als lediglich Drehscheibe zu sein, im Unrechtkapitalismus dieser Zeit.

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Ralph Moser
Grün ist die Hoffnung
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Nicht zu vergessen, dass die Mehrheit dieser Gelder unrechtmässig erworben wurden, sie sind der russischen Bevölkerung gestohlen worden. Die Behörden in der SRF-Doku, die Steigbügelhalter der Oligarchen, sind nicht nur Mittäter, sondern verweigern auch ihre Pflichten von Amtes wegen, und machen sich dadurch klar strafbar. Aber solange die Justiz nicht dagegen vorgeht, kann man es ja machen. Erbärmlich.

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Wenn wir den ersten und zweiten Weltkrieg vor Augen haben, die Bombardierung von Pearl Harbour durch die Japaner, welche zum Beitritt der USA in das Kriegsgeschehen führte, die beiden amerikanischen Atombomben auf Großstädte, auf Zivilisten, der Vietnamkrieg mit den amerikanischen Napalmbomben, das nackte vietnamesische Mädchen auf der Flucht, die Gemetzel in Leningrad, diejenigen im Irak und in Syrien....
Dann gibt es nur eine Antwort: Deeskalation, Solidarität der Schweiz, EU und USA mit der Ukraine, griffige Sanktionen, welche auch vom wohlhabenden Westen Opfer fordern dürfen, Einbinden der Schweizer Armee in die Nato, engere Zusammenarbeit mit der EU mit dem Ziel eines späteren Beitritts.

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Weitgehend einverstanden, ausser mit den Prioritäten am Schluss des Beitrags. Da würde ich die Prioritäten genau umgekehrt setzen: Einbinden der Schweiz in die EU und engere Zusammenarbeit mit der NATO mit dem Ziel, eine Daseinsberechtigung für unsere Armee zu schaffen.

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Deeskalation, da bin ich Ihrer Meinung. Aber Sanktionen sind beim besten Willen kein Mittel zur Deeskalation. Sanktionen haben das Ziel, dass dem „Gegner“ die Ressourcen ausgehen, oder der Preis zu hoch wird. Und wenn Putin die Ressourcen ausgehen, ist der Krieg vielleicht vorbei, aber der Konflikt bleibt weiterhin bestehen…..
Sanktionen = Wirtschaftskrieg

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Lieber Anonym2, natürlich können Sanktionen auch als Wirtschaftskrieg ausgelegt werden. Aber wenn Sie die konkreten Verheerungen von Bomben, oder gar Atombomben in Relation zu Wirtschaftssanktionen stellen, sind letztere wirklich eine riesengrosse De-Eskalation. Dass ein Konflikt auch nach zielführenden Sanktionen bestehen bleibt, ist klar. Aber die Chancen, diesen Konflikt mit der Zeit zu mildern, sind ungleich grösser, als nach Bombardierungen.

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In der heutigen Berliner Zeitung ordnet von der Schulenburg den Krieg geopolitisch ein. Er ist ehemaliger Assistant General-Secretary der UNO, das ist ein stellvertretender Abteilungsleiter; ich kannte seinen Namen vorher nicht. Von der Schulenburg ruft zu mehr politischer Unterstützung für die aktuellen Friedensverhandlungen Selenskyjs auf. Der Westen sei im Kriegsrausch gefangen und unfähig, darüber hinauszublicken. Die EU sei eine Enttäuschung; allein Macron habe einen kühlen Kopf bewahrt, sei aber mit seiner Wiederwahl beschäftigt. Biden ein Kriegsherr, der China droht und an der Wiederherstellung amerikanischer Weltherrschaft arbeitet. Johnson jemand, der mit dem saudi-arabischen Kronprinzen die Demokratie gegen Autokraten verteidigt. Osteuropäische Politiker mit Vorschlägen, die allein zur Eskalation beitrügen etc.

Von der Schulenburg schreibt:

Es ist noch nicht zu spät, diesen Krieg zu beenden, bevor er völlig aus dem Ruder läuft. Auf der Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates am 17. März stellt ein Bericht der Vereinten Nationen fest, dass der Krieg bisher 726 Zivilisten das Leben gekostet hat, darunter 52 Kinder. Das sind 726 Tote zu viel. Auch wenn die wirklichen Zahlen höher sein könnten, wären sie für einen Krieg zwischen den regulären Armeen zwei der größten europäischen Länder, von denen eine von den USA und dem Vereinigten Königreich ausgebildet und ausgerüstet wurde, und die andere das größte stehende Heer Europas mit einem Atomwaffenarsenal im Rücken ist, erstaunlich niedrig.

Das klingt zynisch, weil Leid sich natürlich nicht nur in Toten bemessen lässt. Und tröstest keinen, der Verluste hat. Beschreibt aber doch einen Teil der Realität.

Weiter heißt es:

Dennoch sollte der Westen Selenskyj bei diesen Friedensbemühungen unterstützen. Vielleicht könnte Europa zumindest hier den Mut aufbringen, von einer Sprache des Krieges zu einer Sprache des Friedens überzugehen. Selenskyj wird diese Unterstützung brauchen, denn er wird sich mit vielen Hardlinern innerhalb und außerhalb des Landes auseinandersetzen müssen, die versuchen werden, eine Friedensregelung, die eine neutrale Ukraine vorsieht, zu verhindern. Sollte eine solche Friedensregelung jedoch erfolgreich sein, würde sie nicht nur die Ukraine vor einer möglichen Zerstörung und Zerschlagung, sondern auch Europa, wenn nicht gar die Welt, vor einem drohenden Konflikt zwischen Atommächten bewahren. Jeder Frieden hat seinen Preis, und ein Frieden in der Ukraine ist diesen Preis wert.

Ich finde es begrüßenswert, wenn Zeitungen sich einer Wir-gegen-die-und-jetzt-schnell-noch-Waffen-kaufen-Endzeitstimmung widersetzen.

Zum Artikel geht es bei Interesse hier](https://www.berliner-zeitung.de/woc…-li.218801).

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Es ist gut, dass wieder einmal ein Realpolitiker wie v.d. Schulenburg in der Presse etwas ausführlicher zu Wort kommt!
Bei aller Abscheu über begangene Verbrechen in diesem Angriffskrieg ist ebenso klar, dass jede zusätzliche Eskalation die akute Gefahr einer atomaren Verwüstung grosser Teile Europas immer näher rücken lässt.
Und dabei würden wir dann ganz sicher "nicht Zuschauerinnen" sein!

Nur eine bewusste Deeskalation von beiden Seiten hat wie bei der Kuba-Krise 1962 solch eine gefährliche Krise gelöst.

Die drei Gipfeltreffen von NATO, G7 und EU gestern in Brüssel setzen dagegen ausschliesslich auf weitere Eskalation, trotz voraussehbarer Konsequenzen. Gleichzeitige, politische Signale aus Moskau wie der Truppenrückzug vor Kiew werden nur als "Zeichen der russischen Schwäche" unter den Tisch gewischt.

Die Argumentation von M. K. möchte ich ausdrücklich unterstützen und hier ein wenig ergänzen.
Ich habe mir die Argumentation von US-Präsident Biden im Umfeld seiner aktuellen Europareise ein wenig genauer angeschaut.

Zwei Zitate:

  1. aus Bidens Ansprache an die Soldaten der 82. Airborne Division, am 25. März 2022 in Rzeszów, Polen:

"...der Rest der Welt schaut auf uns.  Denn wir führen nicht nur durch das Beispiel unserer Macht, sondern auch durch die Macht unseres Beispiels.
... Wir sind das Ordnungsprinzip für den Rest der Welt.
... Aussenministerin Madeleine Albright, die gerade gestorben ist, prägte einen Begriff: "Wir sind die wesentliche Nation".  Das klingt ein wenig übertrieben, aber in Wahrheit sind wir das Organisationsprinzip, um das sich die freie Welt bewegt.
... Wir befinden uns an einem Wendepunkt.  Ungefähr alle vier oder fünf Generationen kommt es zu einer solchen Veränderung - ein grundlegender Wandel findet statt.  Die Welt wird  in 10, 15 Jahren nicht mehr dieselbe sein - nicht wegen der Ukraine."

https://www.whitehouse.gov/briefing…-division/

  1. Vor seiner Abreise nach Europa führte Präs. Biden ein wenig genauer aus, was er unter diesem "grundlegenden Wandel" versteht.
    Und zwar am 21. März 2022, beim "Business Roundtable" einem vierteljährlichen 'Stammtisch' mit den CEOs der grössten amerikanischen Konzerne:

"... ich glaube, wir stehen an einem Wendepunkt in der Weltwirtschaft - nicht nur in der Weltwirtschaft, sondern in der ganzen Welt.  Eine solche Situation tritt alle drei oder vier Generationen auf.
.... Es wird eine neue Weltordnung geben, und wir müssen sie anführen.  Wir müssen den Rest der freien Welt vereinen, um das zu tun."

https://www.whitehouse.gov/briefing…y-meeting/

Jede Leserin mag sich selbst eine eigene Meinung bilden, wie diese "neue Weltordnung" wohl aussehen wird...

Wir haben in den letzten 30 Jahren jedoch mehrfach konkret mit ansehen müssen, was das "Ordnungs- und Organisationsprinzip der USA" für davon heimgesuchte Länder praktisch bedeutet hat.

Ramiz Alakbarov, Sonderbeauftragter des UNO-Generalsekretärs, berichtet am 15. März 2022, also vor einer Woche, über die Hungerkrise, die US-Sanktionen in Afghanistan ausgelöst haben:
"Die Zahl der Menschen, die unter akutem Hunger leiden - von 14 Millionen im Juli 2021 auf 23 Millionen im März 2022 rapide angestiegen....
In Afghanistan haben erschütternde 95 Prozent der Bevölkerung nicht genug zu essen.  Bei Haushalten, die von Frauen geführt werden, steigt  dieser Prozentsatz auf fast 100 Prozent an. ...
Die Krankenhäuser sind voll von Kindern, die an Unterernährung leiden: Sie sind kleiner als sie sein sollten; viele wiegen mit einem Jahr so viel wie ein sechs Monate alter Säugling in einem Industrieland. Und anderere sind so schwach, dass sie sich nicht mehr bewegen können."

In einem früheren Beitrag hatte ich den britischen Diplomaten A. Ponsonby zitiert, der über die Lügenpropaganda im I. Weltkrieg schrieb:
"In den Jahren von 1914 bis 1918 muss auf der Welt mehr planmässig gelogen worden sein als je zu einem anderen Zeitabschnitt der Weltgeschichte!"

Heute wird noch ein Vielfaches mehr gelogen, und zwar von allen Seiten aus durchsichtigen Motiven!
Leider findet sich dazu bisher viel zu wenig in der REPUBLIK...

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Ich habe den Artikel gelesen. Schulenburg behauptet auch, dass Rakenabwehranlagen eine Verletzung der russischen Sicherheitsinteressen sind. Da müsste ich lachen, wenn es nicht traurig wäre. Wir werden uns ja wohl noch verteidigen dürfen. Im Endeffekt zielt Schulenburg ganz klar auf die westliche Angst und spielt Putin damit in die Hände. Genau so wie es gilt die russischen Sicherheitsinteressen zu respektieren, müssen auch die europäischen Sicherheitsinteressen respektiert werden. Der beispiellose Angriff auf die Ukraine zeugt sicher mal nicht vor Respekt.
Der Angriff auf die Ukraine zeigt, dass die russischen Sicherheitsinteressen nur der Vorwand waren, um Putins Ideale gewaltsam durchzusetzen und ich wundere mich, wie man so blind sein kann, das nicht einzusehen.

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Von der Schulenburg sagt einfach etwas, was der Westen schon lange macht, Selenski bei den Verhandlungen unterstützen. Meiner Meinung ist es zynisch dem Westen „Kriegsrausch“ vorzuwerfen und die Todeszahlen zu relativieren, während der Andere die Ukraine angreift.

Selenski hat mitgeteilt dass er den Natobeitritt aufgegeben hat und bereit ist über den Status des Donbass und Krim zu verhandeln. Der Westen hat wirtschaftliche Sanktionen verhängt und klar kommuniziert, dass die Nato nicht eingreift. Worin sie da „Kriegsrausch“ sehen, erschliesst sich mir nicht. Was ich sehe sind Leute die den Krieg verurteilen und logisch, auch mal emotional werden in den Diskussionen. Es wäre beängstigend wenn es nicht so wäre.

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Der Westen spricht ja nicht mit einheitlicher Stimme, was auch Taktik sein mag: Lieferung von Kampfflugzeugen aus NATO-Beständen ja, aber nur, wenn nicht von einem NATO-Mitgliedsstaat aus etc.

Der Kriegsrausch lässt sich gut bei Twitter und in anderen sozialen Medien spüren. Auch hier meinte ja eine Kommentatorin, beim Einsatz von Atomwafffen werde die NATO dann schon etwas tun.

"Wir sind das Ordnungsprinzip für den Rest der Welt", meint der US-Präsident laut der von Rudi Neumaier verlinkten Ansprache.

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Leserin
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Einiges vom Wording in ihren Zitaten mahnt mich an die spaltenden Aussagen, als 2014 die Friedensbewegung in Deutschland von russischer Propaganda instrumentalisiert worden ist.
Fakt ist, dass intensiv VOR ALLEM verhandelt wird mit einem Verhandlungspartner, der sich bis jetzt an keinen Vertrag gehalten hat, der lügt, dass die Balken krachen, der Kriegsverbrechen um Kriegsverbrechen begeht, Genozide verübt, ohne dass er bis jetzt durch irgend eine Verhandlung hat gestoppt werden können, weil er Menschen die sprechen statt handeln zutiefst verachtet und als Schwächlinge verhöhnt! Öffentlich!
Ihre Zuschreibung J. Biden sei ein Kriegsherr dem es um die Weltherrschaft gehe ist unter jedem Hund! Echt!

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Es ist nicht meine Zuschreibung, sondern die des Autors. Der womöglich ein Kenner der Materie ist; ein Schulenburg war zu Hitlers Zeiten deutscher Botschafter in Moskau. Später wurde er als Hitler-Gegner und Hochverräter hingerichtet. Da adlige Tradition sich durchs Auswärtige Amt zieht, nehme ich an, der von der Schulenburg des Artikels gehört zur entsprechenden Familie.

Außerdem glaube ich nicht, dass wechselseitige Behauptungen, jemand würde Genozid betreiben, einer Deeskalation dienlich sind. Meines Erachtens betreibt weder Russland Genozid an den Ukrainern. Und die Ukraine natürlich erst recht nicht an Russen, wie von Putin behauptet. Putin hat sich schon an viele Verträge gehalten, zum Beispiel an die zur atomaren Abrüstung. Sehr vertrauenswürdig mag er nicht sein. Aber er ist derjenige, mit dem verhandelt wird.

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Johanna Wunderle
Einheit in der Vielfalt
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· editiert

"Nur die Europäische Staatengemeinschaft teilt unsere Rechtsauffassung und unsere Werte," schreibt Daniel Binswanger.
Wie steht es um unsere Rechtsauffassung und um unsere Werte, wenn der Regierungsrat des Kantons Zug auf folgende Worte des SRF Interviewers: "Laut Seco müssen Sie Vermögenswerte erheben und melden," nur zynisch antwortet: "Muess I...?"
Und :"I ha nüt uff em Tisch".
Da kann nicht mal etwas unter den Teppich gekehrt werden. Die Seco bringt nichts auf den Tisch!

Wahrlich höchste Zeit uns zu einem würdigen Glied der Gemeinschaft zu entwickeln, angefangen bei der Europäischen. Unser ganzer Einsatz wird verlangt.

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Ach was, bis wir keine gesicherte Datengrundlage zum Kriegsgeschehen haben, sollten wir keine vorschnellen Entscheidungen treffen.

Zu diesem Zeitpunkt liegen keine überprüfbaren Daten zur Anzahl Vorerkrankten unter den Kriegsopfern vor. Wieviele davon sind tatsächlich an den Bomben Putins gestorben? Die Langzeitfolgen von Sanktionsmassnahmen sind noch zu wenig untersucht. Solange es noch freie Gebiete in der Ukraine gibt, sehe ich keinen Grund für diese Kriegshysterie.

Ich meine, die Ukrainer sind selber schuld, wenn sie ihre militärischen Abwehrkräfte nicht von sich aus gestärkt haben. Müssen wir hart arbeitenden Schweizer (meinetwegen auch Schweizerinnen) wirklich für deren Schlendrian bestrafen?

Tun wir darum, was wir am besten können: Kompetenzen delegieren und die Lage beobachten. 🥴

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Ich denke dass Ironie keine wirklich brauchbare Antwort bietet. Forderungen den Rohstoffhandel in der Schweiz zu untersuchen oder die Ansätze der Konzernverantwortungsinitiative dünken mich wichtiger als eh.

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Leserin
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Sie haben ja recht! Aber trotzdem hat das Schmunzeln gut getan!

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Brot
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Einverstanden. Ich sehe den Zweck von Satire eher im Blossstellen denn im Antworten finden. Das Anwenden von absurden Coronaleugner-Argumenten auf die unzweideutige Lage in diesem Krieg gespickt mit reaktionärem Jargon fand ich reizvoll. Aber zugegeben auch irgendwie verstörend. Ich bin froh, haben genügend andere Kommentatorinnen gute Antworten parat.

Edit: Das Upvote/Downvote-Verhältnis ist gerade bei 9/11. Wenn das kein Zeichen ist! 😏

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Einer der ersten Republik-Beiträge zum Krieg war der Text von Kasparov: Europa überfällt die Ukraine, denn sein Geld bezahlte die Waffen, Panzer, Flugzeuge, mit denen die russischen Streitkräfte einmarschierten. Und immer noch ist es europäisches Geld, das den Soldaten, die Kriegsverbrechen begehen, den Sold zahlt.
Wir blicken in den Abgrund, nachdem der ukrainische Widerstand gegen die Gewalt unseren Schleier der guten und friedlichen Wirtschaft zerreissen musste. Wie ein Gerichtsmediziner ging Selensky der Sache auf den Grund und wir hören seine Anklage: Hört auf, die Kriegskasse Putins zu füllen. Das heisst auch: die freie Wirtschaft füllte seit Jahren die Kriegskasse, obschon sie es hätte wissen müssen: Krim 2014, Syrien, etc.
Die Römer nannten den Schleier des guten Gewissens: "Geld stinkt nicht". Das praktiziert unser Land mit den Oligarchen, dass es stinkt. Angesichts von dem, was D.B beim Namen nennt und mit Recht zur Verantwortung aufruft, heisst der Schleier heute: "Wohlstand stinkt nicht". Der Krieg in der Ukraine zwingt uns zur Einsicht: hier saubere Wirtschaft, dort dreckiger Krieg ist Selbstbetrug, zu dicht ist deren Verschränkung. Beides ist Menschenwerk, und jeder Technikfortschritt aus Menschenhand macht ihn umsomehr zum Menschenwerk. weil Tiere keine Hände haben, um Waren herzustellen und Waffen zu handhaben. Wer garantiert, dass eine heute produzierte Ware morgen nicht Waffe ist, v.a. in unserem Gesellschaftsvertrag des grenzenlosen Wettbewerbs ?Krieg ist Töten gemäss dem Recht des Stärkeren, die Negation der Goldenen Regel und des Menschenrechts. Wirtschaft kultiviert das Recht des Stärkeren und hält sich primär weder an die Goldene Regel noch ans Menschenrecht (vgl. Abstimmung Multinationale für Veranwortung für Mensch und Klima). Der Ukrain-Krieg zeigt uns die innere Verzahnung von Wirtschaft und Krieg. Aber wollen wir das sehen oder lieber den Wohlstandsschleier flicken, um die "Wirtschaft zu retten"?

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Tja, einfach ein weiterer Realitätsgewinn. Ein zu positives Menschenbild ist genauso auf der Suche nach kohärenten Ideologien wie ein zu negatives (Artikel Strassberg diese Woche zu Putin/Diktatur/Ideologie). Menschen handeln sehr nahe an ihren eigenen Interessen/Bedürfnissen. Die dazu "passenden" Werte werden in "Normalzeiten" geschönt.
Solange es nicht zuviel "kostet", bestätigen wir die Werte, danach relativieren wir sie und schauen wieder vor allem auf eigene Interessen. Wenn das die meisten im Lande tun, fällt eben der Lack rasch ab.
Die Spannung, die das in einem erzeugt, nennt sich "kognitive Dissonanz". Wenn viele diese aufzulösen versuchen, indem sie darauf verweisen, dass andere auch nichts tun, ist es schon angenehmer zu ertragen. Daraus kann dann ein generelles "Man kann nichts tun" werden. Ändern lässt es sich also nur, wenn der eigene tatsächliche Leidensdruck steigt und man sieht, dass das "Nichtstun" schlimmer fürs eigene Leben wird, als einen überschaubaren Preis zu zahlen. Oder wenn alle um einen herum handeln und ein Ausschluss oder Statusverlust droht.
Es ist also ratsam für demokratische Staaten, die politischen und institutionellen Strukturen so zu fördern, dass der Preis für menschenfreundliches Verhalten gegenüber der Mehrheit einer Gesellschaft möglichst niedrig ist und allen ein gutes, lohnendes Gefühl gibt, zB eine echte Meritokratie mit fairen Ausgleichsspielregeln für Benachteiligte. Dann wird Loyalität und Solidarität gefördert. Sonst geht es mit der Zeit wieder vergessen und es kommen Mythen von Führung und Autorität stärker auf. Es wird dann vom "Recht des Stärkeren" gefaselt, was vor allem traditionelle Männer dankbar aufnehmen, das es ihre Verunsicherung abfängt. Dieses "Recht des Stärkeren ist aber seit jeher vor allem ein "Recht des Privilegierten".
Also, man hätte die Ukraine genauso in die Nato aufnehmen müssen wie die baltischen Staaten, von Anfang an. Aber es war die Zeit des Neoliberalismus und man dachte, die korrupten Oligarchen würden das Land schon westlich genug machen und alle ein klein wenig vom Wohlstand abbekommen, ohne Risiko für den Westen. Und die Ukraine sei ja nicht viel besser.
Langfristig gibt es nur die Garantie des "Drucks eines zu hohen Preises" eines Handelns durch möglichst breit verteilte Kontrollinstitutionen, die den Namen auch verdienen. Deren Organe gewählt sind, abgewählt werden können, genauen Abläufen und Strukturen unterliegen. Die NATO eben. All die mühsamen Prozesse. Nur die schützen wirklich stabil.
Menschen sind nicht einfach "gut", nirgends, auch nicht in der Schweiz. Sie sind aber auch nicht schlecht. Sie sind interessengeleitet und nutzen in allen Lebensbereichen "günstige Gelegenheiten". Putin schätzte den Angriff als eine Solche ein. Man verschätzt sich natürlich aber auch sehr oft. Gerade wenn man lange und isoliert an der Macht sitzt.
Wir müssen so nüchtern wie möglich bleiben. Den langfristigen Nutzen der möglichst Vielen im Fokus haben.
Meiner jetztigen Ansicht nach wäre das, wie damals im Kosovo die Nato gegen die Russen zu schicken. Es handelte sich dort auch um ein zerfallendes, von der sozialistischen Ideologie stammendes künstliches Gebilde, das von den Serben aus gleichen mythologisch-ideologischen Machtgründen zusammengehalten werden sollte. Unterschied ist, dass Kosovo erst nachher ein anerkannter Staat wurde und die Ukraine es schon ist.
Allein dass Serbien keine Atommacht war und Russland eine ist, soll also den "vernünftigen Unterschied" machen und ein Eingreifen verunmöglichen?
Sogar wenn Putin ein oder zwei atombestückte Raketen abwirft: Die USA hat es in Japan auch 2x getan! Das Risiko ist da, aber die Nato wird es schnell beenden, Russland steht allein da. Durch die Sanktionen ist die Bevölkerung auch schon wenig motiviert und wird unter sich "entloyalisiert", wenn oben nur noch eine kleine Elite gut lebt. Die "Restträume" vom grossen "Zarenreich" verfliegen da schnell und es ist nur noch wichtig, was auf dem Teller ist und im Ofen. Natürlich werden dann wie einst in Deutschland niemand für Putin gewesen sein... Kann uns egal sein. Das müssen die aufarbeiten, nicht wir. So ist die welt und wir sollten sie so gut wie möglich machen helfen. Das ist kein "immer lieb sein", sondern so zivilisiert sein/werden wie möglich und andere wenn nötig dazu zwingen.

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"Sogar wenn Putin ein oder zwei atombestückte Raketen abwirft: Die USA hat es in Japan auch 2x getan! Das Risiko ist da, aber die Nato wird es schnell beenden ..."
Und wie bitte wird die Nato das Ihrer Meinung nach "schnell" beenden? Auch durch Atombomben? Haben Sie wirklich eine Ahnung, wovon Sie da reden? Ich bezweifle, dass verantwortungsbewusste Militärs dermassen salopp mit dem Thema Atomwaffen umgehen. Und wenn, dann müsste man sie sofort entlassen.
Angesichts Ihrer Leichtfertigkeit kann man nur froh sein, dass SIE den Finger nicht auf dem roten Knöpfchen haben!

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Ja, es ist fürchterlich! Doch wir müssen den Tatsachen in die Augen schauen. Das Problem wirklich in einem weniger schlimmen Stadium zu lösen, wurde verpasst. Nun sind der Einsatz und das Risiko zwangsläufig höher. Die andere verbleibende Möglichkeit ist noch der "Tyrannenmord". Es gibt nichts mehr, wobei wir "saubere Hände" behalten können.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Sogar wenn Putin ein oder zwei atombestückte Raketen abwirft:

Das ist eine Verharmlosung. Wie wollen Sie mit einem Geisselnehmer verhandeln, der die ganze Welt zu bedroht?

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Mit Verlaub: Die Geissel ist er! Die anderen sind höchstens Geiseln.
In diesem Fall können wir aber wählen, ob wir es sein wollen.

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Bezüglich "Die ganze Welt bedroht": lesen Sie das. Es spricht Jemand von dort, der die Gegebenheiten kennt. https://www.derbund.ch/der-krieg-wi…2989037353

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Sie haben es sehr gut hingekriegt, unseren derzeitigen Selbstbetrug verständlich zu beschreiben.

Allein dass Serbien keine Atommacht war und Russland eine ist, soll also den "vernünftigen Unterschied" machen und ein Eingreifen verunmöglichen?

Leider ja. Die Ukrainer hatten nicht das Glück wie ich, von einer Nicht-Atommacht angegriffen zu werden.
Es gibt bei solchen Kriegen ein paar inoffizielle Regeln. Zu dem Zeitpunkt als Putin seine Armee an die Grenze geschickt hat und man keine europäischen Truppen IN die Ukraine geschickt hat, hat man Putin inoffiziell die Erlaubnis gegeben, einzumarschieren. Andernfalls wären die Konfliktparteien auch Nato Staaten gewesen und da hätte Putin sich nochmal überlegt, ob er das wirklich tun will.
Mit der klaren Kommunikation der Nato, dass sie nicht eingreift, hat man das einfach nochmal offen kommuniziert.

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Danke! Angesichts der Schrecklichkeit eines Angriffs, müsste man wohl "Glück im Unglück" sagen...

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Leserin
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Vielen Dank Fr. P.!

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...auf was das hinausläuft? Wir sollten eine Initiative starten, die einen Beitritt der Schweiz zur Nato anstrebt. Es braucht in der Regel ca 3 Anläufe, dann klappt sowas in Initivativ-Abstimmungen. Also in ca 30 Jahren. Dann erledigt sich die alibihafte Diskussion von Abseitsstehen, Neutralitätsschreien,...

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Statist
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Daniel Binswanger, du bist der Hauptgrund , dass ich mein Abo der Republik gekündigt habe... deinen Hypermoralismus halte ich nach der Covid-Zeit nicht nochmals aus.

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Bei mir gerade umgekehrt. Binswanger und Seibt wollte ich weiter geniessen und habe nun noch viel mehr Gutes entdeckt. Danke Republik.

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Statist
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Jedem seine Bubble...

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Lieber Herr S., es zwingt Sie ja nun niemand, Daniel Binswangers Beiträge zu lesen. Schon zwingend jedoch ist es, hier im Dialog höflich zu bleiben. Bitte halten Sie sich daran.

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Rollenlos
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Man könnte natürlich seine Artikel einfach überspringen, sein Name steht ja unter dem Titel, aber das braucht Willenskraft, den ich find seine Kolumnen unwiderstehlich klickbar.

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Leserin
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Binswanger hat mich bis zum Überdruss mit konfrontativem, polarisierendem, subjektivem Journalismus zugeschüttet. Ich ertrage manche seiner Texte gerade noch, aber verstehe, dass sich sensible Menschen von ihm (und seinetwegen leider von der Republik) abwenden. Und freue mich über Ryser, Graf, Strassberg und Seibt (ausser wenn er mir mein Immunsystem erklärt). Früher freute ich mich über noch die eine oder den anderen, die aber leider auch die Republik verlassen haben. Oft freu ich mich über die Community.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Leiter
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Lieber Herr S., es steht Ihnen ja wirklich frei, Ihren Medienkonsum so zu gestalten, wie Sie es sinnvoll finden, aber den Vorwurf des Hypermoralismus verstehe ich nun wirklich nicht. Fragen von Krieg und Frieden in Europa ziehen uns ganz unmittelbar in Mitleidenschaft. Das Richtige zu tun, ist nicht nur eine Frage der Moral (das auch), sondern des unmittelbarsten Eigeninteresses. Dasselbe gilt vom Schweizer Offshore-Geschäftsmodel. Es kommt - ganz egal ob wir das richtig oder falsch finden - durch den Ukraine-Krieg unter massiven Druck. Eine Anpassung ist auch einen simple Frage des Realismus. Herzlich, DB

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Was schreibst du denn da schlaue Bemerkungen ohne Abo?

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Einerseits ist es hilfreich, wenn man seine Grenzen akzeptiert und sich schützt, andererseits besteht das Risiko eines verpassten Entwicklungsschrittes. Integrieren kann schmerzhaft sein.

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Statist
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Hypermoral: Die neue Lust an der Empörung https://www.amazon.de/dp/3532628031…PVSN3BMDG7

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Statist
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Wieso wird das so down-gevoted? Dieses Gutmenschentum, dieses Hypermoralisierende empfinde ich als (real) spürbar. Das was früher die Religion übernahm; dem einzelnen immer wieder bewusst zu machen, dass er ein Sünder ist, haben heute solche Kolumnen wie die von Binswanger übernommen. Ich will mich nicht immer am Elend dieser Welt schuldig fühlen müssen.

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Sorry, ich bin eben erst dem angegebenen Link gefolgt - und nicht weit gekommen, denn da wird das Buch "Hypermoral" damit angepriesen, dass das Buch "Empört Euch!" in Deutschland ein Bestseller gewesen sei, weil es das "Coming out der deutschen Seele" sei, die eben in Zeiten der "Hypermoral" lebe. Womit die "deutsche Seele" offenbar sehr französisch ist. Denn "Empört Euch!" ist ein Essay des ehemaligen französischen Widerstandskämpfers und UN-Diplomaten Stéphane Hessel. Das Büchlein war zuerst in Frankreich ein Riesenerfolg. Hessel rief darin zum friedlichen Widerstand gegen die Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft auf: Gegen die Diktatur des Finanzkapitalismus, gegen die Unterdrückung von Minderheiten, gegen die ökologische Zerstörung unseres Planeten. Tja - wenn das Hypermoral ist, dann her damit! Aber der Autor des "Hypermoral"-Buchs hat ja noch ein anderes Buch geschrieben, dessen Titel mir sehr gut zu passen scheint: "Politischer Kitsch".

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Theologe & Religionspädagoge
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Vielleicht führt der einzige Weg zum Frieden über eine paradoxe Intervention: Putin klar machen, dass wir auch ein grossartiges Russland wollen, und dass er nicht allein ist.
Dass wir „grossartig“ etwas anders füllen als die Herrschergilde, z.B. voller aufrechter und ideenreicher Menschen könnte ein Trojaner werden, der Risse im maroden Untersrückungssystem mit Leben füllt.

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Leserin
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Um Putin das überzeugend klarzumachen, müssten wir authentisch sein. Wer von den Politikern, die unsere Interessen vertreten sollten, hätte die nötige Integrität dafür? Wer hätte überhaupt die Macht, irgend jemand darüber zu belehren, dass wir ein grossartiges Russland wollen? Wo wir noch nicht mal eine grossartige Schweiz geschafft haben?

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Theologe & Religionspädagoge
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· editiert

Ich sehe auch keine Politiker, denen ich das zutrauen würde, aber man kann sich täuschen.
Eigentlich traurig, dass uns keine authentischen und integeren Persönlichkeiten von Format in den Sinn kommen. Vielleicht Schriftsteller:innen?

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· editiert

Sehr geehrter Herr Binswanger
Krieg ist etwas vom schrecklichsten und Putins handeln verurteile ich aufs schärfste. Trotz all dem Schrecken, was Russland gerade anrichtet, müssen wir ein Zielorientiertes handeln vorantreiben. Das wichtigste Ziel ist ganz klar ein schnellstmögliches Kriegsende. Wie dies erreicht werden soll, haben Sie grob gesagt zwei Möglichkeiten aufgezeigt. Ein Eingreifen der Nato oder weiteres Vorgehen wie bisher, mit strikter Umsetzung der Sanktionen. Was ist aber das Ziel mit Putin? Sollte versucht werden ihn zu töten, ihn zu stürzen oder mit ihm ein Weg aus dieser Kriese zu finden. Ich möchte hier auf letzteres eingehen, da aus meiner Sicht weiteres menschliches Leid und die weitere Zerstörung der Ukraine am wirkungsvollsten verhindert werden könnte. Um mit Putin ein Weg aus der Kriese zu finden, wäre ein Eingreifen der Nato nicht zielführend. Über Sanktionen lässt sich diskutieren, aber die Möglichkeit, dass sich Putin dadurch provoziert fühlt und sich die Fronten noch mehr verhärten, sollte berücksichtigt werden. Was ich für sehr wichtig halte ist nicht den Fokus primär auf ein Ende des Krieges zu setzen, sondern den Konflikt zu lösen. Ja ich bin mir bewusst, dass dieser Gedanke erst einmal sauer aufstösst. Aber der Nährboden des Krieges ist der Konflikt. Und halten Sie sich die Nachhaltigkeit vor Augen, wenn es gelingen sollte den Konflikt zu lösen. Leider sind wir Menschen nicht besonders gut im Konflikt lösen. Es kommt schnell Wut und Hass auf und diese Emotionen dienen dazu den Gegner zu bekämpfen. Diese Emotionen empfanden sicherlich die meisten in den letzten Wochen. Ich muss ganz ehrlich eingestehen, dass ich vor dem Krieg gewisses Verständnis für die Sichtweise von Putin hatte. Dadurch entwickeln sich Sympathien, ob dies gut oder schlecht ist, soll hier keine Rolle spielen. Wenn ich aber meine Emotionen bis zum Kriegsbeginn reflektiere, ist mir aufgefallen, dass diese negativ waren in Bezug auf das Verhalten hauptsächlich der USA respektive J. Biden. Und genau da, zwischen Putin und Biden, sehe ich das grösste Potential den Konflikt zu schlichten. Leider sehe ich von keiner der beiden Seiten den Willen, aufeinander zu zugehen um die eigenen Interessen aufzuzeigen und sich mit den Interessen des Gegenübers zu befassen. Im Gegenteil, seit dem Amtsantritt von J. Biden finden heftige Provokationen zwischen den Beiden statt. Personen die in der Hierarchie weit oben sind, sei dies in der Politik oder in Unternehmen, sind häufig nicht die Rücksichtsvollsten. In diese Positionen findet man nicht, wenn den anderen der Vortritt gegeben wird. Daher bin ich nicht überrascht, passieren weiterhin schreckliche Dinge auf der Welt. Gesellschaftlichen Zwängen können sich aber auch mächtige Personen meistens nicht entziehen. Dass die westliche Gesellschaft Putin zielführend beeinflussen kann, halte ich für fast unmöglich. Aber hier kann sie viel beeinflussen.

Der Krieg führt Russland gegen die Ukraine, aber am Konflikt sind nicht nur diese beiden Parteien beteiligt. Und wie schon erwähnt ist aus meiner Sicht das wichtigste, den Konflikt zu lösen. Ich möchte kein Urteil abgeben wer an was Schuld ist, mein Wunsch ist es, dass der Krieg möglichst schnell vorbei ist. Was denken Sie, ist meine Sichtweise völlig daneben oder könnte es förderlich sein in diese Richtung Diskussionen zu führen?

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Dass Biden und Putin nicht beste Freunde sind mag ja sein, aber das ist nicht der Konflikt den sie suchen. Der Konflikt ist der, dass die Ukraine ein souveräner Staat ist der von Putin nicht anerkennt wird. Putin will die Ukraine unterwerfen oder eingliedern und die Ukraine wehrt sich dagegen. Das ist der Konflikt. Ich bin gespannt welcher Ansatz sie haben diesen Konflikt zu entspannen.

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Da muss ich Ihnen vollkommen Recht geben. Aber Putin sitzt auf einem so hohen Ross, Der ist sich zu schade mit Selenskyj an einen Tisch zu sitzen. Sein Ziel ist, dass die Ukraine nicht mehr vom Westen unterstützt wird, mit zum Beispiel Waffen. So dass er das erreicht, was Sie beschreiben. Ein einfaches Beispiel: Putin „die Ukraine gehört mir“ Biden „die Ukraine möchte sich aber uns anschliessen“
Verstehen Sie was ich meine?

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Die Masche ist immer die gleiche - zuerst ein bisschen den offensichtlichen Täter benennen, dann aber den Fokus schnell auf den "Westen" und die USA lenken. Und zum Schluss noch ein Absatz der Diskussionsbereitschaft suggeriert. Nice.

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Das war nicht meine Absicht. Entweder Sie verstehen mich nicht richtig oder ich habe mich falsch Ausgedrückt.

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Johanna Wunderle
Einheit in der Vielfalt
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· editiert

In einem früheren Beitrag der Republik schlug Frau Herasimovich vor, nicht mehr in den Kategorien " Wir" und "Ihr" zu denken. Ein wertvoller Gedanke, der unser eigenes Verhalten miteinschliesst.
Zerstörerisches Handeln und lauwarme Gleichgültigkeit -die zur Zerstörung führt-dürfen trotzdem nicht kommentarlos und passiv hingenommen werden.

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Ja natürlich, das Denken in Ich/Wir und Du/Ihr ist obsolet. Eigentlich gibt es nur ein Wir. Da alles miteinander verbunden ist (Quantenphsykik/Buddhistisches Denksystem).
Somit tragen wir alle die Verantwortung für uns und die "Anderen".
Der Konflikt entsteht ja schon in uns und manifestiert sich eben auch im Aussen.
Die Unterscheidung in Du und Ich schafft erst den Konflikt.
Wenn wir wirklich überleben wollen, so braucht es eine tiefgreifende Veränderung in unserem Denken, Fühlen und Handeln.
Und das lässt sich nicht konsumieren. Also, werden wir doch endlich zum Menschen und verabschieden den Konsumenten in uns.
Wünsche Mut und Zuversicht.

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(durch User zurückgezogen)
Rollenlos
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Auf die drei vertikalen Punkte rechts drücken und dann auf Beitrag bearbeiten, das geht auch mehrmals 😌

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Leserin
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Liebe Fr.Böniger, ja ich teile ihren Traum. Auch ich setze ein Leben um, das diesen Traum möglich macht, nach besten Wissen, Gewissen und Können! Auch ich habe seit ich Bewusstsein habe, alles dafür getan, dass dieser Traum in mir, meinem Verhalten und meinem Umfeld Wirklichkeit wird.
Wenn wir Menschen es zustande bringen, unsere Gemeinschaften so zu leben, dann ja, dann wird dieser Traum Wirklichkeit.
Weshalb gelingt das nicht? - selbst im Kleinen/ Alltäglichen nicht?
Weshalb können Gangster und ihre Banden (wie M.B. Chodorkowski W. Putin bezeichnet) die Gruppen, die Gesellschaften, die Völker, ja die Welt immer wieder zu Sklaven ihrer Machtgier degradieren und zu Spielfiguren ihres Sadismus benutzen?
Weshalb lassen sich solche Anführer nicht VORHER zur Liebe und Einfühlung bringen (therapieren)? Bevor sie die ganze Welt zu Geiseln nehmen?
Kann es sein, dass Mensch immer wieder von der charmanten einnehmenden Seite so gestrickter Menschen geblendet ist und diesen solange friedlich und blind folgt bis es zu spät ist?
Jetzt haben wir einen Mafiaboss im Besitz des grössten Nukleararsenals der Welt, der SEIN brutales skrupelloses Spiel gewinnen will, mit ALLEN Mitteln!
Was können wir Träumer*innen JETZT tun, damit dieser (Alb)Traum gestoppt werden kann?

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die Romantisierung der Institution Polizei, die in diesem Text enthalten ist, halte ich für unzumutbar. Ich empfehle "Kritik der Polizei" von Daniel Loick. Die Polizei hat noch nie für Gerechtigkeit geschweige den Sicherheit gesorgt, sondern war als repressiver Staatsapparat, der Eigentum vor Menschen schützt, immer Teil des Problems. Hat historisch gesehen weit mehr Gewalt erzeugt als verhindert.
Im Endeffekt kommen wir aus diesen Gewaltspiralen nur heraus, wenn wir es schaffen das kapitalistische System und den Staat mit seinen Institutionen, die auf kapitalistischen Logiken aufgebaut sind, zu überwinden.

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Es wäre schön, wenn eine Debatte über die Aufrüstung geführt werden würde, aber bis jetzt sehe ich nur, dass einfach aufgerüstet wird. Und dies, obwohl keinerlei Bedarf besteht. Die Natostaaten verschwendeten 2020 1110 Milliarden für Rüstung, Russland nur 61.7 Milliarden und China 202 Milliarden. Nur schon Deutschland, Frankreich und GB verschwendeten zusammen 164.7 Milliarden, nimmt man noch Italien dazu kommt man schon auf das Dreifache von Russland. Wozu genau braucht es also jetzt eine Aufrüstung? Wer muss hier rein militärisch gesehen vor wem Angst haben? Woher kommt das Bild das sich Europa nicht selbst gegen Russland verteidigen kann? Bin gespannt auf die Debatte. Nach meinem Eindruck vermeidet man diese Debatte aber bewusst, damit der Blick auf die Realität nicht einige geliebte Narrative, wie zum Beispiel die angebliche militärische Schwäche von Europa als schlichte Lügen entlarvt und man so ungestört aufrüsten kann.

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Слава Україні!
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Europas Problem ist, dass jeder eine eigene Armee hat. Ineffizienz pur...

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Da ist sicher viel daran, aber wenn schon alleine GB genau so viel Geld wie Russland ausgibt, dann ist die militärische Überlegenheit von Westeuropa gegenüber Russland allemal gegeben.

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Theologe & Religionspädagoge
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Wir Guten sind so versessen darauf, anderen das Gute anzutun und sie zu ihrem Glück zu zwingen. Vielleicht können wir noch dazulernen, zu fragen, wie das Gute bei anderen ankommt? Und vielleicht sehen wir auch einmal ein, dass das eine oder andere gar nicht soo gut war.
Feedbackschleifen und Fehlerkultur halte ich bei lebendigen Systemen für überlebensnotwendig. Alles andere ist tödlich. Vermutlich ist das gut so.

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Es waren immer die Guten: Die guten Kreuzritter, die guten Missionare, und auch der gute Wahnsinnige Augustinus von Hippo, der uns in seiner Güte die Gnadenlehre, die Höllenlehre und die Prädestinationslehre beschert hat und durch Bestechung des Kaisers Honorius gegen den Willen von Papst Zosismus durchgedrückt hat. Alles, in der guten Absicht, dass möglichst viele Menschen - vor allem sie selbst - in den Himmel kommen mögen.

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Theologe & Religionspädagoge
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Und Sie? Halten Sie sich für gut oder für böse?

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Andreas Fischer
nachdenklich
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Nur alles Andere ist tödlich? Könnten denn lebendige Systeme evolutieren ohne "begrenzte Lebensdauer"? Ich gehe davon aus, dass das auch in diesem Falle gut ist...
Aber in der Sache gehe ich einig mit Ihnen.

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Theologe & Religionspädagoge
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An lebendigen Systemen fasziniert mich, dass sie sich dadurch weiterentwickeln, dass Teile davon sterben. Beim Menschen als Organismus stimmt das auch. Bei einem System wie mitteleuropäischer Mischwald über viel längere Zeit betrachtet auch. Aber beim System-Organismus Leben auf Planet Erde oder wie wir das nennen sollen?
Vielleicht will ich das gar nicht wissen.

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Viele unserer Regierungen in den Kantonen und der Bundesrat sind chrottenschlecht. Jetzt fallen ihnen die Chrotten auf die Füsse. Doch die Behörden beobachten weiter. Über die Chrotten hinweg. Das Beobachten wurde entwickelt in der Pandemie wegen fehlendem Vorbereitet-Sein und das Beobachten findet im Krieg seine Fortsetzung. Weil die totalitär freie Marktwirtschaft das so will. Sie will keine Pandemie mehr und die Regierungen erklären die Seuche für fertig. Mit dem Krieg ist das schwieriger. Aber so ein wenig darüber hinweg beobachten, hilft. Den emsigen Händlerinnen. Fürs erste. Später schauen sie weiter.

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Wie wäre es denn, wenn der Nicht-Nato-Staat Schweiz, pragmatisch seine Luftwaffe in den Krieg würfe und eine No-Fly-Zone über der Ukraine erzwänge? Sicher, das Gerät ist in die Jahre gekommen, aber bestimmt tipptopp gewartet. Dem Vorwand, die Neutralität als Businessmodel zu missbrauchen wäre etwas Konkretes entgegnet, die Luftwaffe hätten ein gutes Argument für neue Eisen und Nato Artikel 5 müsste nicht in Kraft treten. Der Krieg würde verkürzt und der Doomsday wäre abgewandt. Und als Bonus wäre nachträglich die Verhandlungsposition bei den Bilateralen wohl etwas gemütlicher.

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Daniel Binswanger
Feuilleton Leiter
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Liebe(r) Anonym 8, ganz ernst gemeint ist dieser Vorschlag vermutlich ja nicht - aber ich gebe zu, eigentlich ist er bestechend! Herzlich, DB

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Ceterum censeo Putinem esse delendam.

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Mathematiker
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Haha! Zur Abwechslung einmal Putin als Femininum!

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Haha, ja voll erwischt: Hab einfach so wenige Buchstaben vom Original verändert und dabei just diesen Aspekt nicht bedacht! Nun, vielleicht könnte man irgendwo noch'n Asterix einfügen;-)

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Je nach militärischer Situation hat man seit jeher den Feind auf dem offenen Feld geschlagen, oder aber ausgehungert. Wirtschaftliche Sanktionen sind Teil eines Konfliktes. Staatssekretär Albright hat fest beteuert, die so halbe Milion Kinder, die wegen den Sanktionen gegen Saddam an Hungersnot gestorben sind "es wert waren."

Albright defended her stance in her autobiography (2006) "The Mighty and the Almighty : reflections on America, God, and world affairs." She defended her actions and sanctions against Iraq in general. It was known at that time that the sanctions were leading to excess death and increased infant and child mortality. Albright never had any regret or remorse for the Iraqis who died.

Seit Wilson will man überdies mit dem wirtschatlichen Ostrazismus einen Regime-Wechsel in fragwürdige Länder erzwingen. Wilhelm II musste abdanken. Damit ergaben sich zwei unvorhergesehene Folgen: (a) Die Dolchstosslegende; (b) aggressive Autarchie (Deutschland's Besetzung der Ukraine nach Brest-Litovsk und Kontrolle von Rumänien). Hitler's Drang nach Osten hatte auch eine solche Komponente.

Einmal mehr: Man soll sich Bertold Brecht's Spruch vor Augen halten: "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral."

Die reale Schweiz hat die Sanktionen im Ersten Weltkrieg über die privatwirtschaftlich organisierte SSS getragen (in Holland war es die NOT). Man soll sich nicht scheinheilig Illusionen machen, oder wie 1935 den Äthiopien den Export von Kaffee in die Schweiz verbieten.

Die Schweiz ist mitten in Europäischen Wirtschaftsverkehr ein Kreisel. Davon leben wir, gut wie fast kaum ein anderer Staat in der Region. Man sollte sich nicht in eine Verkehrsinsel - mit Zwergen und Alphörnern - abfallen. Aber es gibt über- und unteridische Kreisel - siehe Wankdorf in Bern.

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Toni & Inge Bucher Müller
Rentner machen Pause
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· editiert

2022 👉 nicht vergessen ☮️
„Die mächtigste Waffe der freien Welt ist die Lebenslust.“
[despoten, diktatoren in asien - afrika - amerika und in europa fürchten sich vor ungebeugter lebenslust und schrecken nicht vor unterdrückung, gewalt und zerstörung zurück.]

👉 https://flic.kr/p/2naHgEW

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