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Wiederum eine hervorragende Analyse in einem, angesichts des 'weiten Feldes' wohltuend knappen Artikel - vielen Dank dafür!

Ich denke, dass der Startschuss des amerikanischen Niederganges mit der Präsidentschaft von Ronald Reagan verortet werden kann. Mit ihm (als Vehikel?) bekam die neoliberale Wirtschaftsordnung einen grossen Eingang in die Politik. Ermöglicht durch sein angebliches Niederringen der Sowjetunion (wohl eher durch das Suchen anderer Wirtschaftsordnungen eines Mikhail Gorbatschev, oder?) wurde der Raum geschaffen, für das Primat von Geld über das Soziale.
Reagans siamesischer Zwilling in UK, Margaret Thatcher, waren da durch das Vorhandensein einer leicht besser funktionierenden Demokratie etwas engere Grenzen gesetzt - zum guten Glück!

Und jetzt haben wir in den USA ein giftiges Gemisch aus einem gigantischen militärisch-industriellen Komplex und Gesellschaftsverhältnissen, welche einer Bananenrepublik alle Ehre machen. Alles ist komplett marode....

Warum geschieht kein Wandel in der Politik dieses Landes? Vermutlich weil es durch das ebenso marode Wahlsystem für eine andere Partei, als die Dems und Reps praktisch unmöglich ist, einen genügend grossen Einfluss zu gewinnen, um wirklich etwas ändern zu können. Das muss - wie die jüngsten Entwicklungen belegen - durch das Volk geschehen. Es wird wohl ein sehr langer und sehr steiniger Weg...

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Stimme Ihrem Votum voll und ganz zu. Sie umschreiben den Zustand der USA in wenigen Sätzen präzise.

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Ein weiterer Aspekt, der in der Studie von Deaton und Case zwar nur am Rand vorkommt, stellt meines Erachtens einen radikalen Paradigmawechsel dar: Die Kritik am linksliberalen Aufstiegsversprechen "Durch Bildung zur Freiheit" (Grütlianer). Der Kapitalismus legitimiert sich ja geradezu durch dieses meritokratische Credo und Liberale betonen stets, mit gleichen Bildungschancen sei es getan. Offensichtlich müssen wir aber nicht nur über eine hypothetische Ausgangsgleichheit sprechen, sondern auch über effektive Gleichheit bezüglich Lebensqualität. Auf dem Arbeitsmarkt bedeutet dies, weniger auf individuelle (Humankapital) als vielmehr auf kollektive (Gewerkschaften) Verhandlungsmacht zu setzen, GAVs mit Mindestlöhnen auch auf Sektoren mit Niedrigqualifizierten auszuweiten oder sogar über ein bedingungsloses Grundeinkommen zu sprechen. Machen wir uns keine Illusionen: Nicht alle Menschen brauchen oder wollen einen Hochschulabschluss, aber alle haben das gleiche Recht auf ein würdiges Leben ohne Existenzängste.

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Ich kann Ihre Meinung, dass in den USA eine gute Bildung in keinster Weise vor dem sozialen Absturz schützt, anhand eigener Anschauung nur beipflichten:

Als meine Frau und ich vor ca. 2 Jahren wieder einmal in Kalifornien waren, trafen wir dort sehr viele bettelnde Menschen an, welche in Santa Barbara auf Parkbänken sassen. Mit einer Frau kamen wir näher ins Gespräch. Sie war seit 2 Jahren arbeitslos, ihre beiden Kinder waren bei ihren Eltern 1000 Km. weg in Arizona untergebracht und sie hatte diese seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen, weil sie nur noch mit Betteln über die Runden komme.

Wer jetzt denkt, dass dies sicher eine ungebildete Person sei, welche man buchstäblich zu nichts gebrauchen könne, ausser vielleicht bei McDonalds zu bedienen, irrt sich gewaltig. Sie hatte eine Hochschulausbildung und war vorher als Lehrerin tätig. Ihr einziger Fehler: Sie kriegte Mitte ihrer 30-er Jahre plötzlich epileptische Anfälle. Dies führte zu ihrer Entlassung mit 14 Tagen Kündigungsfrist. Infolge des praktisch nicht vorhandenen Sozialstaates verarmte sie recht schnell und konnte sich bald die Medikamente (welche ihr geholfen hatten, anfalls-frei zu werden) nicht mehr leisten. Fazit: Sie kriegte bald wieder Anfälle, kriegt so keine Stelle mehr und lebt vom Betteln - und das, wie gesagt mit einem Hochschulabschluss.

Der Hauptgrund, dass sie keine neue Stelle mehr kriegt, trotz sonst sehr guter Zeugnisse: Die Arbeitgeber fürchteten die hohen Krankenkassenprämien, welche bei ihrer Vorerkrankung auch für diesen fällig geworden wären. Das ist unsozial und pervers! Und das in einem Staat, welcher für seinen militärisch-industriellen Komplex jedes Jahr rund 700 Milliarden locker machen kann!!

Und dank der Globalisierung wird auch unsere Wirtschaft mehr und mehr durch-amerikanisiert. Zu viele über-50-jährige Menschen hierzulande kriegen das leider hautnah mit. Dafür stimmen dann die Börsenkurse... Einfach nur Pfui!

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Ich würde da sogar noch weiter gehen Herr S.

In jedem Land schützt gute Bildung nicht vor dem sozialen Absturz und ich denke genau das müssen wir endlich akzeptieren um zu einer Lösung zu kommen.

Natürlich macht es Hochschulbildung unwahrscheinlicher sozial abzustürzen aber sie schützt letztlich weder vor Wirtschaftskrisen und Individuellen Schicksalsschlägen noch Krankheiten, die einen alle unverschuldet Schlag auf Schlag seiner sicheren Existenz berauben können und wenn wir uns die Schweiz ansehen so ist auch bei uns eine angebliche Gerechtigkeit wichtiger als das Leben des Betroffenen oder nur schon Pragmatismus.

Asoziale Konstrukte wie die Sozialhilfe erfordern nicht nur, dass man seine Würde zusammen mit jeglicher Privatsphäre fürs Überleben auf dem Sozialamt zurücklässt, sie greifen auch erst wenn es schon zu spät, das Leben des Betroffenen schon lange zerrütet ist, quasi als perverser Beweis, dass man es wirklich nötig habe.

In jedem Fall ist das weder menschlich und sozial, noch pragmatisch, sondern bedient nur ein ideologisch verblendetes Gefühl von angeblicher Gerechtigkeit zur Beruhigung aller, die aus irgendeinem Grund unzufrieden mit ihrem Leben sind.

Denn es ist in jedem Fall viel schwerer jemanden wieder aus dem tiefen Dreck zu ziehen, als zu verhindern, dass er überhaupt hineinfällt. Wir bezahlen jedes Jahr einen gigantischen Preis für diese Scheingerechtigkeit und machen auch noch das Leben von 1000en von Menschen kaputt oder nehmen das zumindest in Kauf...
Ein sehr schlechtes Geschäft.

Ausserdem ist es letztendlich ein Teil des Problems. Solange uns die Gesellschaft das Gefühl gibt uns im Leben beweisen zu müssen, uns die Allgemeinheit die Sicherheit nicht garantieren kann, die der Mensch zum Leben braucht, wird es weiter Leute geben die süchtig sind nach immer mehr Geld, Macht und angeblichem Ansehen um diese Bedürfnisse zu befriedigen und damit schadet sich die Gesellschaft selbst enorm....

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Lieber Herr S., das ist ein beeindruckender Fall, den Sie hier schildern. Ich kann Ihnen nur recht geben: Ein weiteres zentrales Problem des amerikanischen Systems ist die Tatsache, dass auch Mittelschichtsexistenzen über Nacht zerstört werden können, insbesondere durch Krankheitsfälle - was, wie bei der ehemaligen Lehrerin, in der Regel damit zu tun hat, dass die Krankenversicherung an die Arbeitsstelle gebunden ist. Allerdings fallen diese Schicksale statistisch weniger ins Gewicht. Die Menschen, die am stärksten den Wechselfällen ihrer Existenz ausgesetzt sind, sind die Arbeitskräfte mit niedrigen Qualifikationen. Herzlich, DB

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Lieber Herr B., vielen Dank für diesen Beitrag. Deaton und Case behandeln auch das Konzept der "Meritokratie", das Sie in Ihrem Kommentar aufnehmen, und unterziehen es einer sehr kritischen Würdigung. Insbesondere weisen sie darauf hin, dass bereits der Ökonom Michael Young, der 1958 den Begriff in die Debatte eingeführt hat, darauf hinwies, dass Meritokratie ein sehr zweischneidiges Schwert ist, das unweigerlich eine Klasse der Abgehängten produzieren wird, was schliesslich zu gefährlichen gesellschaftlichen Spannungen führen muss. Youngs Intuition hat sich vollauf bestätigt, wie Deaton und Case betonen. Herzlich, DB

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Allgemein empfehlenswerte Lektüre zur Geschichte der USA:
"Imperium USA: Die skrupellose Weltmacht" vom einheimischen Autor Daniele Ganser

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Literaturempfehlungen für einen Verschwörungstheoretiker würde ich auch nur unter dem Schutz der Anonymität abgeben ;-)

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Leserin
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Guten Tag
Darf ich Ihnen eine Leseempfehlung geben, um Ganser etwas besser einordnen zu können?
Die Republik veröffentlichte vor über einem Jahr einen der am kontroversesten diskutierten Artikel zur Methode Ganser.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, bleiben Sie gesund.

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Werte Anony*mous ;-)
Mich irritiert bis heute, weshalb sich die Republik dermassen auf Ganser "eingeschossen" hatte und beinahe gleichzeitig Soros oder Robert Mueller rein wusch. Ich hoffe, dass ich dies im Rückblick einmal besser verstehen werde.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Warum erfolgte die Trendwende bei der Lebenserwartung gewisser Bevölkerungsgruppen ausgerechnet 1990? Vielleicht müsste hier auch ein Blick auf die Trends der Lebenserwartung in der ex-Sowjetunion geworfen werden. Weder die USA noch die ex-UdSSR haben den Sprung in die Nachkriegszeit gut geschafft. In Deutschland war der Krieg 1945 vorbei. Zwar geisterten alte Nazis noch jahrzehntelang herum und die politischen Kämpfe unterlagen noch stärker als anderswo den Mustern der Blockkonfrontation. Aber als politische Grossmacht hatte Deutschland abgedankt, alle Energie ging in den Aufbau der Wirtschaftsmacht. Die zwei Supermächte blieben aber bis 1990 auf gegenseitige Abschreckung fokussiert, hier wie dort erfolgte der Uebergang in die Nachkriegszeit erst 45 Jahre später. Und weder die UdSSR noch die USA haben diesen gut hingekriegt. Die Sowjetunion brach auseinander, in Russland grassierte zuerst ein entfesselter Kapitalismus, der mit Putin einen nationalistischen Anstrich erhielt. War es in den USA so viel anders? Klar, das Land blieb intakt. Aber Hyperkapitalismus und eine Hinwendung zum Nationalismus prägten auch dort die letzten vier Jahrzehnte (hier nur am Rande: GB wurde durch ähnliche Fieberschübe geschüttelt, hier jedoch unterbrochen durch einen sozialdemokratischen Versuch, das Land an die europäische Normalität heranzuführen). Die Umverteilung nach oben erfolgte in Russland und in den USA gleichermassen, folgerichtig auch der Perspektivenverlust und die teilweise Verelendung der Unterschicht. Natürlich gibt es auch gravierende Unterschiede. Die USA haben ausser bei der Waffentechnologie auch im Informatiksektor die Nase vorn, in Russland gibt es ausser Waffen nur Rohstoffe. Aber insgesamt habe ich den Eindruck, dass der lange Krieg von 1941 bis 1990 beide Nationen nachhaltig beschädigt hat, beide funktionierten im Kriegsmodus besser als im Friedensmodus (damit meine ich keineswegs, dass ich mir den kalten Krieg zurückwünsche).

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Lieber Herr Frankhauser, vielen Dank für diese interessante Theorie. Ich hätte allerdings zwei Vorbehalte: Erstens fing die Lebenserwartung schon vor dem Ende des kalten Krieges an zu sinken in der UDSSR. Es war das Kernargument, mit dem Emmanuel Todd schon 1976 den nicht mehr fernen Untergang der Sowjetunion voraussagte. Zweitens gibt es für die Veränderungen in den USA nach 1990 eine Erklärung, die mindestens näher liegt, als die Vermutung einer Überforderung in einer nach-kriegerischen Welt: die massiv in Fahrt kommende Globalisierung, welche anfing die Wirtschafts- und Produktionsstrukturen in den USA einschneidend zu verändern. Herzlich, DB

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Nun, eine Theorie war es ja nicht gerade, das wäre etwas gar ambitiös für einen kurzen Kommentar. Eher ein paar grobe Pinselstriche, da bleibt immer Raum für Widerspruch und Präzisierungen. Zu Ihrem Einwand bzgl. der Lebenserwartung in der Sowjetunion: in den Siebzigerjahren sank diese tatsächlich. Zu Beginn der Achtzigerjahre stieg sie jedoch stark an und lag 1985 für Männer über 69 Jahre (im wesentlichen wegen dem tieferen Alkoholkonsum). Der jähe Absturz erfolgte in den frühen Neunzigern, innert wenigen Jahren auf den Minusrekord von 64 Jahren 1995 (Quelle: Leon, D. A., Shkolnikov, V. M., McKee, M.: Für Männer gilt: Viel trinken und früher sterben. Demografische Forschung Aus Erster Hand, 6:4, 4, 2009). Dass die Globalisierung der wichtigste Grund für das Verschwinden niedrigqualifizierter Arbeitsplätze in den USA war, ist sicher zutreffend, diesen Einwand nehme ich gerne an.
PS: Zum wiederholten Mal schreiben Sie meinen Namen mit einem eingeschoben "r". Ich protestiere mit Nachdruck ;-)

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Wie immer ausgezeichneter Beitrag und danke für den Literaturtipp! Ich war seit den Achtzigern beruflich regelmässig in den Staaten und bemerkte die Entwicklung in Richting “failed state” deshalb seit langem mit Sorge! Trump ist der Kalalysator!

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Trommler
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...

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Toni & Inge Bucher Müller
Rentner macht Pause
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Zuerst ein grosses Dankeschön für diese messerscharfe und knallharte Analyse.
Ich bin erschüttert und traurig über den Verlust meiner Illusionen aus den 70er Jahren.
Auch meine Erfahrungen in Kalifornien (6 Monate 1983) zerstörten nicht alle meine Hoffnungen. Vielleicht gibt es nur neue Hoffnung, wenn die Illusionen ordentlich beerdigt sind? Ich wünsche allen neue Hoffnung und grüsse aus Luzern, Toni

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Ein entscheidendes Problem des Kapitalismus wird immer gravierender. Die Wirtschaftselite hat sich Verselbständigt, sie bestimmt welche Regierung kommt und was sie überhaupt machen darf. Man kann einfach sagen "die Wirtschaftselite hat die ganze Gesellschaft im Geiselhaft". Ich kenne keine Regierung, die in der Lage ist etwas gegen diese fatale Entwicklung zu unternehmen. Die USA ist kein Einzel Fall. Sie hat nur eine Vorreiterrolle.

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Trömp
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Die Schweiz mit extra viel Abstimmungen bzw. Demokratie. Ich denke hier zählt dann sogar Quantität statt Qualität. Umso mehr wir Abstimmen umso teuer wird der Einfluss auf die Gesamtbevölkerung. Dann kann sich auch die SVP keine Plakattkampagne für jeden Furz mehr leisten. Aber auch das funktioniert nur, solange wir gemeinsam reicher als die Reichen sind.

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Die Parteien, hier in der Schweiz sind einfach etwas altmodisch was politische Werbung angeht. Gezielte Online-Werbung ist viel günstiger als den Zürcher HB vollzukleistern. Und da wir in der Schweiz noch weniger Transparenz respektive Parteifinanzen haben, als den USA, ist das wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch die Schweiz dem Neoliberalismus erliegt.

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Albert America
Grafik und Webdesign
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Eindrücklich zu lesen. Die "Corona-Krise" scheint alles aufzudecken, was "unter den Teppich" gewischt wurde. In den 60ern war die USA, nicht nur für mich, das Land der Hoffnung. Grösser, schöner, besser! Wenn ich nun Puzzleteile vor mir sehe, die Daniel Binswanger übersichtlich zusammenfügt: Umgang mit Corona, Wahl von Trump, "Deaths of Despair and the Future of Capitalism", ist der Aufhänger " ... – gibt es noch Grund zur Hoffnung?" klar. Wohl nur, wenn ein Umdenken aller stattfindet.

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Aufgrund verschiedener Statistiken war Amerika das bei weitem fortschrittlichste und reichste Land der Welt in den 1960en. Es war so reich, dass auch nach Jahrzehnten der Umverteilung von unten nach oben man nur wenig von der Zerstörung der Gesellschaft gemerkt hat. Seit 1990 sieht man es und heute erreicht es eine Absurdität.

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Gescheitert ist das Land für mich vor allem an seiner Angst. Der Angst vor den Menschen und ihrer angeblichen Unvernunft und angeblichem Egoismus. Daran, dass es seine Ressourcen und seinen Erfolg nach dem 2. Weltkrieg nicht genutzt hat um den neuen sozialeren Weg, der allen Menschen eine Perspektive im Leben eröffnen und so die Spannungen für weitere Kriege um Ressourcen, Geld und Macht nötig sind, gar nicht erst entstehen lassen sollte, weiter zu gehen.

Richard Nixon, ja der Nixon, hatte damals gar eine Grundsicherung geplant die einem Grundeinkommen sehr nahe gekommen wäre. Er wurde von seinen Beratern mit fadenscheinigen Daten umgestimmt, wonach das die Menschen faul machen würde... Arme es verdient hätten arm zu sein, weil sie unvernünftig seien.
Heute gibt es genügend Erkenntnisse die bestätigen dass es genau anders herum ist und unvernünftig wird, wer sich nur auf seine unmittelbare Existenzerhaltung konzentriert. Sie werden gerne ignoriert weil so viele an den bösen Menschen glauben wollen um sich in ihren Taten besser zu fühlen...

Alles wurde letztendlich auf Eis gelegt und die Ölkrise tat ihr übriges. Als dann nach Carter Regean gewählt wurde war die Weichenstellung zum Neoliberalismus beschlossen.

Einer der grössten Fehler der letzen 50 Jahre. Denn der Mensch ist eben nicht von Grund auf egoistisch. Er besitzt Empathie und Scham und die lassen ihn Rücksicht nehmen, auch wenn sie das leider nur zwingend tun wenn man unmittelbar involviert ist, ansonsten ist aktives Mitgefühl erforderlich und dafür Lösungen zu suchen hätte schon lange unser Ziel sein müssen. Nichtsdestotrotz ist das grundlegende Menschenbild auf dem der Neoliberalismus aufbaut völliger Blödsinn.
Das Resultat war vorbestimmt.

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Ich glaube, dass es noch viel schlimmer werden muss, bevor es besser wird. Die Menschen in den USA haben ein ganz anderes Verhältnis zum Staat wie wir Europäer. Die individuelle Freiheit ist das höchste Gut und die lässt man sich weder vom Staat noch von sonst einer Institution beschneiden. Dieses Grundmisstrauen ist genau der Punkt auf den Trump immer aufgebaut hat: Das System, der tiefe Staat etc. das "uns" kontrollieren und bevormunden will.

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Da kann ich nur zustimmen Herr Egger.

Die USA und mit ihnen viele Wirtschaftsliberale ( für mich eigentlich Scheinliberale) haben eine Freiheitsdefinition die so für mich schon fast lächerlich und doppelzüngig anmutet.

Freiheit als die Erlaubnis einfach mit seinem Geld und seiner Macht tun und lassen zu können was man will?

Wenn wir diese unbeschränkte Freiheitsdefinition heranziehen fragt man sich warum die Wirtschaftsliberalen nicht eine Legalisierung von Mord, Vergewaltigung und Todschlag fordern, denn warum sollte man das verbieten, wenn Freiheit doch das Recht ist tun und lassen zu können, was man will?
Vielleicht weil dann die Geld- und Machtelite genauso um ihr Leben fürchten müsste, wie heute viele Bürger um ihre Existenz?...

In jedem Fall misst sich für mich die wahre Freiheit und Liberalität einer Gesellschaft nicht daran was die Reichen und Mächtigen alles dürfen, sondern was die Armen, Schwachen und Kranken alles dürfen und vor allem auch effektiv können.

Danach sieht es dann in vielen westlichen Staaten gar nicht mehr so rosig aus.

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Sowohl im Beitrag als auch in den Kommentaren wird sehr deutlich, dass sich die USA schon seit Jahrzehnten auf dem absteigenden Ast befindet. Genau aus diesen Gründen ärgerte ich mich schon so lange über die Clintons, die Bushes und Obamas. Alle waren fixiert einen kranken Status Quo aufrecht zu erhalten bzw. sie haben die Umverteilung von unten nach oben zugelassen.
Und all die Jahrzehnte hatte es Europa versäumt, für sich eine eigene souveräne Sicherheitsstruktur zu erschaffen, um sich von den USA langsam aber sicher abnabeln zu können. Heute ist Deutschland und viele andere entsetzt, weil Trump US Truppen in Europa herum parkiert bzw. verschiebt, gemäss seinem Lust & Frust Prinzip. Aber sollte sich da Europa nicht selbst an der Nase nehmen? Und nicht nur andere beschuldigen!
Die ganze Welt benötigt dringend einen gesunden Erneuerungsprozess, welchen die Natur schon lange eingeleitet hat.

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Nun. Amerika ist in seiner eigenen Blase. Die Grösste alle grossen Nationen. die (un) angefochtene Supermacht. Ohne Amerika waere die Welt nichts. Sie haben vom Rest der Welt wenig bis keine Ahnung, in den Medien erscheint das Ausland eher nicht. Wer in so einem Kontext aufgewachsen ist betrachtet das alles als real. Die Clintons, die Bushes und Obamas inklusive. Zudem muss man diese Idee dem eigenen Volk auch so verkaufen. Positiv bleiben, jeder kann's vom Tellerwäscher zum Milionaer schaffen.
In einer genau gleichen Blase stecken auch andere Länder, oft solche, die zB einmal Kolonien hatten. Frankreich konnte sich grad noch zur Befreiungsmacht schnorren. Haben mal ein Atom U Boot gebaut und ist seither im freien Fall, sieht sich immer noch als "la grande Nation". England hat noch nicht mitbekommen, dass die Sklaven nicht mehr da sind, den Dreck nicht mehr wegmachen.
Wozu braucht Europa eine eigene Sicherheitsinfrastruktur ? Die Nato ist eine Blase. Gegen wen sollte diese Infrastruktur gut sein ? Gegen Russland ? Eher nicht. Die Sicht aus dem Zug durch Italien, Russland und USA ist identisch. Die Infrastruktur seit Jahrzehnten ausgelutscht, verrostet, kaputt. (Schwer-)Industrielandschaften in allen drei Ländern, dasselbe. Hoffnunglos veraltet, kaputt, alles ist schwarz. Wie in diesem Artikel zu Amerika erwähnt ist das Leben auch in Russland für weite Teile der Bevölkerung ein täglicher Kampf ums Überleben. Mit dem kleinen Unterschied der sozialistischen Vergangenheit, wo sie sich halten konnte. zB haben zumindest Frauen mit Staatsanstellung 1 Jahr Mutterschaftsurlaub, mit Jobgarantie nachher. Löhne und Renten werden als zuwenig zum Leben, zuviel zum Sterben bezeichnet. Das Krankensystem ist auch sehr teuer wenn man's dann mal braucht. Denn einen Termin nicht in der fernen Zukunft muss man teuer bezahlen. Die Apparaturen sind auch hoffnungslos veraltet. Dann geht man eben in ein Privatspital, sofern das Budget das zulässt.

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Matthias Scheurer
Rentner
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«..... Die Zukunft des Kapitalismus muss eine Zukunft der Hoffnung und nicht der Verzweiflung sein.» Im diesem letzten Satz schwingt m.E. ein verhängnisvoller Irrtum mit, den wir uns nach dreißig Jahren entfesseltem Kapitalismus einfach nicht mehr leisten sollten - auch kluge USamerikanische AutorInnen und ebensolche helvetische Kolumnisten nicht!

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Buch als passende Empfehlung:
Rettet den Kapitalismus! Für alle, nicht für 1% von Robert B. Reich. Echter Denkanstoss, der vieles gut hinterfragt.

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Lieber Herr Scheurer, ich kann Ihren Kommentar gut nachvollziehen: Das Buch von Deaton und Case ist tatsächlich eine Steilvorlage für eine Fundamentalkritik am Kapitalismus. Aber ich finde es eben bemerkenswert, dass das absolut nicht die Position der Autorinnen ist: Es geht Ihnen zunächst nicht um den Systemwechsel sondern um eine korrekte Erfassung dessen was ist. Herzlich, DB

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Trumps Abwahl ist leider alles andere als sicher. Da ist nicht nur der bildungsferne Mob (salopp als „white trash“ bezeichnet) der, ungeachtet aller Skandale und Trumps offensichtlicher Unfähigkeit im Amt, einen unverrückbaren Wählersockel von stabilen 40% bildet. „Führer, tweete, wir followen Dir !“ lautet ihr Credo. Das weltanschauliche Gerüst besteht vor allem aus Verschwörungstheorien, die amerikanische Verfassung beinhaltet nur das 2nd amendment (freier Waffenbesitz) und der tägliche Info Junk kommt von Murdoch (Fox News), Rush Limbaugh and the like. „ Sie werden nicht ruhen“, sagte einst Norman Mailer in gewohnt süffiger Poesie, „bis im Weissen Haus ein Arschloch aus ihrer Mitte sitzt.“ Nun, da dieser Traum in Erfüllung gegangen ist, halten sie an ihm fest wie ein toller Hund an seinem Knochen, an dem längst kein Fleisch mehr ist.
Cui bono ? Man muss sich auch fragen, wem eine schwache, amerikanische Regierung am meisten nützt. Dass Putin und Xi Jingping alles daran setzen werden, Trump zur Wiederwahl zu verhelfen, ist nichts als solider Machiavelli. Gut möglich, dass kurz vor den Wahlen dann plötzlich ein Termin für ein Abrüstungsgespräch oder ein Abkommen zur Beilegung eines Zollstreites auf Trumps Pult liegen wird, damit er dies zum effektivsten Zeitpunkt als Erfolg präsentieren kann.
Aber die Aussenpolitik spielt bei US Wahlen erfahrungsgemäss nur eine geringe Rolle. Viel wichtiger sind die heimischen Akteure, Medien und Lobbies, allen voran die Feudalherren und Hohepriester des GAFAM Klubs und ihrer Investoren, die sich alles andere als eine starke Regierung wünschen, die mit griffigen Gesetzen der skandalösen Datenklauerei endlich ein Ende setzt oder sich für eine weltweite Digitalsteuer einsetzt. Mit gezielter und personenbezogener Werbung, mit zeitlich optimal platzierten Info-Häppchen über einige angeblich frisch entdeckte Leichen in Bidens K., mit dem Schüren von allfälligen Meinungsverschiedenheiten bei den Demokraten, mit sorgfältig getakteten Halbwahrheiten, Fakes und Gerüchten aller Art könnten die 10 % Vorsprung von Biden schnell zum Schmelzen gebracht werden. Dank der weitgehenden Opazität ihrer Operationen lässt sich das problemlos bewerkstelligen. Denn, wie Shoshana Zuboff in ihrem epochalen Werk zum Ueberwachungskapitalismus detailliert nachgewiesen hat, diese Branche ist, auch wenn sich deren Protagonisten gerne als cool, liberal und Trump-kritisch geben, in der republikanischen Partei ebenso gut vernetzt wie bei den Demokraten. Im Zweifelsfall dann eben doch lieber ein chaotischer Haufen als Regierung, der vor allem mit sich selbst beschäftigt ist und einen unbehelligt seinen lukrativen Geschäften nachgehen lässt. Und schliesslich: Was die US-Medien generell anbelangt, so wollen sie Spektakel, das garantiert Einschaltquoten. Das kriegen sie bei Trump in Hülle und Fülle, aber nicht bei Biden. Tant pis, wenn Land und Gesellschaft dabei irreparablen Schaden nehmen.

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Lieber Herr B., vielen Dank für dieses scharfe Sittenbild der amerikanischen Zustände. Ich muss Ihnen grundsätzlich recht geben: Erstens ist noch gar nichts entschieden und zweitens gibt es natürlich sehr potente Kräfte, die Trump im werden halten wollen. Aber angesichts der aktuellen Lage wäre eine Wiederwahl auch für einen überzeugenden Amtsinhaber extrem schwierig. Und wenigstens vorderhand sieht es für Trump wirklich nicht gut aus. Herzlich, DB

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Es sind die Probleme des ungebändigten neoliberalen Kapitalismus in Reinstform. So einfach ist das.

Rassisten separieren in schwarz und weiss dabei geht es eigentlich meistens nicht um schwarz und weiss es geht einzig und allein um die Angst, dass in unserer Welt nicht für alle genug vorhanden sein könnte und das man als schwächstes Glied von der Kette abreisst.

Da ist natürlich jemanden unter sich zu haben und sich das dann mit natürlicher Minderwertigkeit und alten Vorurteilen zu rechtfertigen eine einfach Methode um derjenige zu sein, der beim Streit um die Brotkrumen, die die Geldelite übrig lässt erfolgreich ist und sich trotzdem nicht wie ein egoistisches Arschloch zu fühlen. Es war eben nötig und die anderen sind noch schlechter sozusagen...

Dabei gibt es ein einfaches Rezept. Eine Gesellschaft kann nicht existieren, solange die Ungleicheit innerhalb so gross ist. Es darf Unterschiede nach Leistung und Anstrengung, aber nicht nach Herkunft und Geburt geben, aber niemals dürfen einige mit 1000er-Noten den Herd anzünden, während andere nicht genug für ein würdiges Leben haben. Eine solche Gesellschaft vernichtet sich selbst.
Und trotzdem gibt es auch bei uns sehr viele Bestrebungen die uns noch weiter dorthin führen wollen, als unsere bürokratischen und in vielen Punkten unzureichenden Sozialsysteme das heute schon tun. Weniger Steuern für die Reichen, immer weniger Verantwortung, immer weniger Sozialen Ausgleich.

Margret Thatcher hat mal behauptet es gäbe nichts wie eine Gesellschaft. Diese Aussage ist schon fast zum Lachen, so traurig ist sie, denn wenn es etwas nicht gibt, dann ist und war das immer der komplett eigenständige Mensch!

Wir sitzen alle in einem Boot und wenn das die Menschen begreifen, sind sie gerettet, denn Zusammenarbeit und soziales Lernen sind ihre einzigen evolutionären Vorteile, ansonsten sieht es düster aus.

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Gefällt mir sehr, ihre Analyse der heutigen Gesellschaft! Vielen Dank.

Die nächste Chance, das zu ändern, ist die Konzernverantwortungs- und die Mikrosteuer-Initiative, für die Letztere werden nun Unterschriften gesammelt. Denn die Schweizer Bevölkerung hat es in ihrer Hand, sich nicht weiterhin dem Diktat des neoliberalen Kapitalismus zu unterwerfen, sondern wieder einen Weg hin zu einem humanitären, sozialen Kapitalismus ohne Wachstumszwang zu finden. Packen wir es gemeinsam an!

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Richtig Herr Moser! Was Sie nicht erwähnt haben, ist die Konzern-Verantwortungsinitiative, über die wir nächstens abstimmen können.

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Künstler und Buschauffeur
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"Die Zukunft des Kapitalismus muss eine Zukunft der Hoffnung und nicht der Verzweiflung sein."
Hand aufs Herz: Die Zukunft der Menschheit wird den Kapitalismus hinter sich lassen oder nicht stattfinden. Kapitalismus stellt das Kapital ins Zentrum: die berüchtigte Geldgier des weissen Mannes, die dieser gerne auch mit Kanonen oder Atombomben verteidigt. Und zwar bis der letzte Baum, der letzte Fisch und das letzte Stück Land dürr, salzig, verstrahlt und verkohlt, tot sind. Erst dann merken die Kapitalisten, dass man Geld nicht essen kann. Wir sollten sie vorher entmachten, für unsere Kinder und Enkel. Sie haben eine Gesellschaft verdient, die Zusammenleben und Solidarität ins Zentrum stellt: Achtsamkeit statt Kapital!

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Vergessen sie nicht den gelben Mann - oh Schreck vielleicht sogar die gelbe Frau! Die Aussicht auf persönlich-materiellen Aufstieg hat im Reich der Mitte wohl schon mehr ‚Kapitalisten‘ geschaffen als es im ganzen Westen gibt. Und das in einem kommunistischen Staat.

Bis die letzte Apfelblüte von Hand per Pinsel bestäubt wurde!

Braucht es einen mächtigen Staat, damit die Menschen vor ihrer eigenen Dummheit geschützt werden? Die Chinesische Führung hat unterdessen gemerkt dass es nicht machterhaltend ist wenn die Bevölkerung am Feinstaub erstickt. Umweltschutz als Zwang zur Machterhaltung?

Besser als Achtsamkeit (damit wurden erst wenige Thailandzusilvestertouristen zum Paulus) gefällt mir der kapitalistische Wettbewerb der Ideen wie unser Resourcenverbrauch nachhaltiger i.e. kleiner wird - wahrscheinlich unter staatlichen Zielvorgaben.

Ich denke ja auch dass es der Erde als Ort des Lebens ziemlich egal ist ob wir (Menschen) noch 500 oder 50000 Jahre leben. Ob wir alle höheren Lebewesen mit uns in den Abgrund reissen - Leben wird weiter existieren. Die einzige Messgrösse die bis dahin eine Leitlinie sein kann ist die Summe an menschlichem Leid. Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit können kurz- und langfristig dieses minimieren.Die mächtigen Länder der Welt stehen in der Verantwortung, besonders was die Beendigung bewaffneter Konflikte betrifft.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Für gelbe Männer und Frauen gibt es auch eine nichtrassistische Bezeichnung: Chines*innen.

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Künstler und Buschauffeur
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Sie haben natürlich Recht. Achtsamkeit ist ein quasireligiöser Begriff und hat gegen harte Machtpolitik wenig auszurichten. Und doch ist m.E. eine Gesellschaftsordnung, die ihn anstelle von Kapital ins Zentrum stellt, unsere einzige Chance.

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Trömp
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Ich glaube den meisten Menschen in unserem Land ist nicht klar wie „fucked up“ die USA ist. Dieser Artikel kratzt aus meiner Sicht nur an der Oberfläche. Es gäbe noch so viele zusätzliche Themen in denen die USA einfach krank, realitätsfern und tief gehend heuchlerisch unterwegs ist. Das Vorzeigeland sind sie schon seit Dekaden nicht mehr. Schön, dass dies hier ansatzweise aufgezeigt wird.

Nun zu Trump. Er ist doch gerade das Kind dieser kranken amerikanischen Gesellschaft. Ich meine dieser Mann wurde trotz einer ganzen Serie an Skandalen inklusive meinem Negativ-Favorit „Grab them by the pussy“ gewählt. Davon betroffen waren 50% seiner potentiellen Stimmen! Ich bin mir ziemlich sicher das er wiedergewählt wird. Für mich sieht genau so aus wie bei seiner Erst-Wahl. Alle sagen es ist unmöglich aufgrund der Skandale. Man schaut es nur aus europäischer Sicht an. Ich glaube er macht vor der Wahl ein paar populäre Massnahmen, wie zum Beispiel noch härtere Sanktionen gegen China und tada, die Corona Toten sind vergessen. Ich sehe aktuell noch keine Anzeichen für tief gehende Veränderungen in den USA. Dazu muss die USA vermutlich noch tiefer sinken.

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Ich muss Ihnen zustimmen bis auf einen Punkt: Trump hat entscheidende Unterstützung in den Swing-States verloren. Vor vier Jahren, sah es zwar landesweit nicht gut aus für Trump, aber er war in ein paar entscheidenden Staaten sehr populär. So wurde er schlussendlich auch nicht von einer Mehrheit gewählt, aber konnte trotzdem genug Wahlmänner für sich gewinnen. Nun ist er in einigen Umfragen sogar in Texas hinter Biden. Das heisst einige klar rote Staaten werden plötzlich zu Swing-States. Das ist definitiv eine schlechtere Position, zudem Trump kein Newcomer mehr ist und als Verteidiger eigentlich besser dastehen sollte.

Aber sonst: Ja klar, er wird das Steuer je nach dem noch rumreissen können, wenn er die Aussenpolitik etwas aufheizt und die Wirtschaft sich wieder etwas bessert. Biden hingegen ist ein weiterer Status-Quo Kandidat, der zwar keine jungen Leute anzieht, aber die Wähler, die noch für Trump, den Businessman, wählten oder für Trump, der Mann fürs Grobe, kann er ohne Probleme wieder nach "links" ziehen.

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Atembeklemmend.

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Bemerkung am Rande: Im verlinkten Post zum zitierten Buch wird die Autorenschaft nüchtern als „ From economist Anne Case and Nobel Prize winner Angus Deaton“ beschrieben. Da hätte man im Artikel nicht ein Buch von „A. Deaton und seiner Frau (die natürlich auch eine qualifizierte Wissenschaftlerin ist und sogar einen Namen hat)“ draus machen müssen...

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Lieber Herr Seemann, diesen Kommentar finde ich nun wirklich ärgerlich. Wenn Sie zitieren, dann zitieren Sie richtig. Weshalb es nicht erlaubt sein soll, darauf hinzuweisen, dass Angus Deaton und Anne Case verheiratet sind, ist mir offen gestanden etwas schleierhaft. Herzlich, DB

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Lieber Herr Binswanger,

das hole ich gerne nach

Wirtschafts­nobelpreis­träger Angus Deaton und seine Frau, die ebenfalls hoch respektierte Princeton-Professorin Anne Case

es war aber nicht der eigentliche Punkt der Kritik. Warum ist es für das Verständnis des Artikels wichtig zu wissen, dass die beiden verheiratet sind? Warum ist die Tatsache, dass sie seine Frau ist, wichtiger als ihr Name und ihre Stelle? Warum nicht "Princeton-Professorin Anne Case und ihr Mann, der Wirtschafts­nobelpreis­träger Angus Deaton" (tönt ungewohnt)? Warum nicht einfach "Princeton-Professorin Anne Case und Wirtschafts­nobelpreis­träger Angus Deaton"?

PS: Mit dem potentiellen Vorwurf, mich hier an einem gleichstellerischen Detail auszulassen anstatt auf den Artikel einzugehen, kann ich leben. Der Artikel bietet genügend Punkte für vertiefte Kommentar, aber einerseits haben mir diverse KommentatorInnen das schon abgenommen und andererseits hat mir am Samstag schlicht die Zeit dazu gefehlt.

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Suchtleser
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Vielen Dank für die prägnante Analyse der Zustände im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Hollywood-Glanz-und-Glimmer und grossprotziges Gehabe auf der Weltbühne reichen nicht aus um erfolgreich die Herausforderung der Zukunft zu meistern.

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Diese Geschichte über den Untergang der weissen Unterschicht erklärt z.T. auch den offen virulenten Rassismus in dieser Gruppe Menschen: „Every man is a king so long as he has someone to look down on“ (Sinclair Lewis, „It Can‘t Happen Here“). Es tut dem eigenen Selbstbewusstsein eben gut wenn eine andere Gruppe Menschen noch tiefer in der Bedrouille sitzt. Und wer meint, die Skala höre irgendwo gegen unten auf, täuscht sich leider.

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Danke für diesen interessanten Artikel. Die Absurdität des US-"Gesundheitssystem" ist im Grunde ja nichts Neues, die Zahlen aber erschreckend. Dass Gesundheit ein lukratives Geschäftsfeld und die Qualität der Versorgung vom Einkommen abhängig ist, das sind Strukturen, die leider auch dem Schweizer Gesundheitssystem innewohnen. (Ich erinnere mich an eine hervorragende Analyse von Ihnen, Herr Binswanger, die vor Jahren im "Magazin" abgedruckt wurde. Es ging um die Umverteilung von unten nach oben, welche die nicht progressiven Kopfprämien darstellen.)

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Genau wegen dem Prinzip Hoffnung - aber mindestens genau so real und klar argumentiert, bzw beschrieben - leuchtet mir Seibts Artikel zum praktisch gleichen Thema massiv mehr ein und tat bzw. tut mir noch immer unheimlich gut. - Die Kraft der Gedanken und Erwartungen (auch von Journalismus-Lesenden) sollte nicht unterschätzt werden; ich bin überzeugt, dass weltweite Erwartungen bzw. Ohnmacht oder eben Hoffnung Entwicklungen weltweit mit
beeinflussen. Was wir denken und erwarten, hat sehr viel Macht. Früher lag diese Macht bei Gott (im Anfang - auch von Entwicklungen, also [•zukünftiger•] Realität - war das Wort); heute liegt sie bei uns. -
Ausserdem leuchten mir Seibts zusammengetragene Entwicklungsberichte der letzten Monate auch abgesehen vom Prinzip Hoffnung weitaus mehr ein.
Usw. usf.
Diese ewig gleichen Argumente hier, weshalb ein absoluter Oberidiot weiter obenauf schwimmen sollte, mag ich schlicht nicht mehr lesen. Noch viel weniger denken. Mein erster Verriss eines Binswanger-Artikels. Ever; glaube ich beinah. Inklusiv aller nur mir selbst bekannten Binswanger-Einschätzungen.
Link zu Seibts Artikel für alle, die den verpasst hatten: https://www.republik.ch/2020/06/17/…nald-trump
So, und damit bin ich in diesem einen Post auch grad beim Entweder-Oder gelandet. Manche Tage führen all die Lebenswidersprüche scharf ausgeleuchtet vor Augen.

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Ich habe auch den Artikel von Herr Seib sehr gut gefunden.
Nur eine kleine Bemerkung: Bei Herrn Seib war das Hauptthema das System Trump, das System USA war eine Nebensache. Bei Herrn Binswanger ist es genau das Gegenteil, deshalb ist es nicht plausibel die zwei Artikeln mit einander zu vergleichen. Einzige Gemeinsamkeit war Amerika als Ort des Geschehen.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
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Hoi Mustafa - danke für die Kritik; da bin ich jedoch nicht ganz einverstanden mit. Beide Artikel drehen sich - unter anderen, aber doch relativ wichtig - um die Einschätzung von Reichweite und allfällige Wiederwählbarkeit - oder eben nicht - Trumps.
Und angesichts der Konsequenzen dessen, für uns alle, nicht nur für die Amerikanerinnen (wiewohl für diese massiv zentraler), was der Typ in knapp vier Jahren auf der Welt, jedenfalls der Erde, an himmelleiden Katastrophen und Elend bereits angerichtet hat, ein doch wichtiger Punkt. - Und da interessiert es mich nicht, dass millionste Mal das gleiche zu lesen. Auch nicht, wer ihn allenfalls doch noch wählen könnte. Sondern, wenn schon, wer und weshalb diesen miesen Typen ganz garantiert nicht mehr wählen wird.
Insofern, bin ich der Meinung, sind die beiden Artikel eben doch vergleichbar. Und für einmal entscheide ich mich hier klar für einen der beiden. - Was nicht als Personalwahl zu verstehen ist, in keiner Weise.
Aber als - in diesem einen Vergleich - Interesse (für mich) vs. Nichtinteresse an den aufgetischten Inhalten.
Guten Abend noch und danke trotzdem für den Input!

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«(...) Die Zukunft des Kapitalismus muss eine Zukunft der Hoffnung und nicht der Verzweiflung sein.» Hand aufs Herz: Wer könnte dem widersprechen?

Lieber Herr Binswanger, Ich möchte gern widersprechen. Viele der Missstände, die Sie in ihrer vielschichtigen Analyse besprechen, sind eben durch den Kapitalismus verursacht: Das ungerechte Gesundheitssystem der USA, der übermässige Einfluss des Geldes, die schlechten Lebensumstände der Arbeiter*innenklasse und der Arbeitslosen. All das wird von einem System mitverursacht, das (aufgrund seiner Anreiz-Struktur) Profit vor Menschlichkeit stellt und in dem kurzfristige Gewinne mehr zählen als ein lebenswertes Leben und soziale Gerechtigkeit. Insofern habe ich durchaus Zweifel, ob ein Kapitalismus mit menschlichem Gesicht möglich ist. Sind in Zukunft nicht hoffnungsvollere Gesellschaftsformen denkbar als der Kapitalismus?

Herzliche Grüsse

C. K.

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Es braucht keine Linke um dieses System zu veraendern. Es schafft sich selber ab. Die Umverteilung von unten nach oben wird dazuführen, das man mit Helikoptergeld oder andere Modelle wie bedingungsloses Grundeinkommen oder ähnliches einführen muss, damit die Leute noch die Konsumwaren kaufen können, die die Eigentümer herstellen lassen. Absurd. In der Zukunft sehe ich zunehmend Aufstände die von autoritären Regierungen niedergehalten werden. Die Nato übt ja derartige Szenarien.

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Nun Herr B. grundsätzlich sehe ich das ja genau wie Sie. Das Bedingunglose Grundeinkommen ist ja keine altlinke Idee. Dort konzentriert man sich selbst nach dem Zerfall des Kommunismus häufig immer noch darauf einfach das Stelllschräubchen der Macht wieder ein wenig gen Staat zu stellen und nennt das dann wie die Bürgerlichen die Herrschaft des Marktes, einfach Euphemistisch Vernunft...

Welche Vernunft steckt dahinter wenn die Reichen einmal so viel Geld haben, dass sie den Staat nicht nur noch schlimmer als ohnehinschon kaufen können, sondern auch niemand mehr das Geld hat um deren Güter kaufen und das Geld ebenjener Reichen vermehren zu können.
Trotzdem wollen die meisten Reichen von höheren Steuern nichts wissen und man nennt auch das Vernunft...
Welche Vernunft steckt dahinter die Macht trotzdem wieder dem gekauften Staat zu geben und das Geld in Bürokratie oder als Zustupf für Konzerne versaufen zu lassen?

Die Vernunft läge im Vertrauen daran, dass jeder für sich selbst die vernünftigsten Entscheidungen trifft, wenn er zumindest für sich eine effektiv Freie Wahl hat und nicht nur eine theoretische zu der ihm meistens das Geld fehlt.

Es gab in der Geschichte immer nur zwei Möglichkeiten wenn die Spannungen einen gewissen Punkt überschritten. 1. Sozialen Ausgleich endlich als unpolitisch, notwendig und Gerecht akzeptieren und 2. Sich einen Sündenbock suchen und Krieg beginnen, wobei dann die schon von Armut Betroffenen am schlimmsten verlieren.

Ich sehne den Tag herbei an dem wir uns endlich für erstere Lösung entscheiden...

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Wenn "Anekdoten" die Einzahl von "Daten" ist, dann hilft auch "The Unwinding" von George Packer zum illustrieren und verstehen, was in den letzten Jahrzehnten mit den ländlichen und industriellen Regionen in den USA passiert ist.

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Lieber Herr S., vielen Dank für diesen Hinweis auf "The Unwinding". Sie haben recht: Packer erzählt tatsächlich mit konkreten Geschichten genau von den Fällen, die Deaton und Case statistisch in den Griff zu bekommen versuchen. Insofern ja: Das ist tatsächlich eine Lektüre, die hierher gehört. Herzlich, DB

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Die Bewohner der USA stammen zwar bis auf die Indianer aus der ganzen Welt, sind aber alle Einwanderer mit ähnlicher Mentalität: bereit anzupacken mit ihren Händen, bereit alles aufzugeben für einen Neuanfang . 1990 begann das Zeitalter der Computer. Handarbeit braucht es immer weniger, auch in der Landwirtschaft. Die ursprünglichen Pioniere und ihre Nachkommen sind nicht mehr gefragt. Mangels Bildung sehen sie keine Zukunft. Oder ist es eventuell vermessen zu sagen: nicht jede Person, die handwerklich gut ist kann mit entsprechender Ausbildung auch Kopfmensch sein.

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Lieber Herr K., vielen Dank für Ihren Kommentar. Das ist ein wichtiger Punkt, den sie da ansprechen: Deaton und Case geht es genau auch darum zu betonen, dass man nicht alle Probleme löst, indem man die niedrige Qualifizierten besser ausbildet. Insofern würden sie Ihnen wohl recht geben: Nein, man kann nicht aus jedem manuellen Arbeiter einen Kopfmenschen machen. Und man sollte die Dinge so organisieren, dass das auch nicht nötig ist. Herzlich, DB

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Dazu könnte man vielleicht das "Learn To Code" Meme erwähnen. Obwohl unterdessen als Meme gehandelt und auf Twitter gebannt wegen Schikane, hat es einen interessanten Kern.
So hat Mark Zuckerberg vor einigen Jahren auf Twitter gesagt, man solle Kohlemienenarbeitern doch einfach Programmieren beibringen, wenn Kohle mit der Energiewende unterdessen weniger gefragt ist und sie sich einen neuen Job suchen müssen.
Die Medien haben die Aussage aufgenommen und Artikel dazu geschrieben, Quizzes veröffentlicht und Pro und Contra abgewägt. Als dann Ende 2018 BuzzFeed einen grossen Teil seiner Journalisten entliess, hiess es von der Twitter-Community dann schnippisch: "Learn To Code".

Das ist zwar nur eine Anekdote, aber sie zeigt, dass die US-Wirtschaft nicht einfach nur darauf ausgelegt ist, "Kopfmenschen" zu begünstigen, sondern sich immer mehr nur auf einige wenige Bereiche wie das Ingenieurwesen (STEMM) zu beschränken.

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Angenommen, Trump würde abgewählt. Wohin wird dann Biden die USA führen? Welche Vision verfolgt er? Wenn ich höre, was er uns erzählt, führt er uns direkt zurück in die Vergangenheit. Zu den "illusionsreichen Zeiten" von Obama. Was für eine Ironie und Realitätsblindheit. Zurück in die Vergangenheit. "The Change We Can Believe In", der blieb aus. Diese Konzepte und Ideen aus der Vergangenheit werden in den heutigen krassen Zeiten des Umbruchs mit Sicherheit keinen Bestand haben. Also, aus meiner Sicht ist Biden keine Option für Wechsel (Change We Can Believe In).
Und Trump? Er führt möglicherweise unser gegenwärtiges Gesellschafts- und Wirtschaftssystem geradewegs mit in den Abgrund. Woraus später, in der "Post-Trump Area" möglicherweise, etwas gutes und neues entstehen könnte. Mir ist ein "kurzer Schreck" lieber, als ein "Leiden ohne Ende".

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Wie mir von einem dort geborenen Amerikaner versichert wurde, sind die jetzigen Coronafaelle in den Trump Staaten Florida, Arizona, Texas, dem sogenannten Bible Belt auf die Religion zurückzuführen. Die denken Jesus würde sie schon beschützen. Und Trump erzählt seinen Wählern, was sie hören wollen. Egal, was er denen erzählen würde, es kommt auf's selbe raus. Er ist dann für diese Leute der Richtige, oder eben nicht.

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