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Danke für diesen Artikel und ich freue mich auf und über die neue Männlichkeit, die Sie beschreiben.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Merci!

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Testosteron hat durchaus seine Wirkungen, nur sind die nach neuesten Experimenten nicht direkt aggressiver Art, sondern im Bezug auf Konkurrenz und Status. Ein Hormon, das in einem Geshlecht durchschnittlich 10x höher dosiert vorhanden ist, hat Auswirkungen auf Verhalten. Aber selbstverständlich nicht determinierend, in einem so komplexen Organismus wie es der Homo Sapiens ist. Sogar der durchschnittlich höhere physische Aktivitätslevel bei Männern muss nicht mit destruktiven Handlungen ausgelebt werden. Es geht auch mit dem bubentypischen "Rough and tumble play" , dem freundschaftlichen Raufen und Kräftemessen. Der Rest ist zivilisatorische Angemessenheit, die mit Bildung einhergeht. Es macht keinen Sinn, Biologie völlig wegzudenken.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke Elia für Deinen dringlichen Appell! Du sprichst mir da aus dem Herzen.

Historisch überkommene patriarchale Macht- und Anerkennungs-Strukturen etablieren eine hegemoniale hetero-normative Männlichkeit, die toxisch ist, nicht nur für andere, für Frauen und homosexuelle sowie Trans-Menschen, sondern auch für Hetero-Männer und nicht zuletzt für einem selbst.

Dies hat entsprechend dem komplexen Wechselverhältnis von Nature-Nurture biologische, aber v.a. auch sozio-kulturelle Gründe, die sich auch in politisch-ökonomischer Hinsicht ausdrücken. Sei es Konkurrenz und Dominanz durch Übertrumpfen und Unterdrücken. Sei es aggressiver Nationalismus, Militarismus und Imperialismus.

Man kann sagen, dass es Sozial- und Kulturformen gibt, welche die biologische Veranlagung unterstützen, stabilisieren, ja fördern (man denke an militaristisch-bellizistische Formen). Aber es gibt auch Formen, welche diese Veranlagung bis zu einem gewissen Grade disziplinieren - Sloterdijk würde sagen domestizieren - und hemmen können (man denke an religiös-pazifistische Formen). Was nicht heisst, dass letztere ohne Ambivalenz und Probleme sind.

Männer kommen also aufgrund dieser Strukturen und Normen zu Schaden, denen sie gleichzeitig ihre Vormachtstellung und Privilegien verdanken.

Sie befinden sich also in einem Dilemma. Entweder Macht und Inkaufnahme des Schadens oder Kritik und Inkaufnahme des Machtverlusts. Notwendig wäre also die freiwillige Abgabe von Macht und Status. Ein Abdanken.

Doch oft ist die dominante Strategie, dass man(n) Macht und Status maximieren, ja wenn möglich monopolisieren will. Und dabei den Schaden minimiert, in dem man(n) ihn externalisiert - durch Schädigung und Verkennung anderer. Frauen und nicht heteronormative Menschen wie auch Männer.

Doch agiert man(n) so in diesem Gefangenen-Dilemma, als wäre es ein reines Nullsummenspiel. Anstatt zu erkennen, dass man(n) durch Kommunikation und Kooperation mit anderen alle gegen das System gewinnen könnte.

Doch selbst benachteiligte Männer mit (gefühlter) Ohn-Macht und Nicht-Anerkennung - sei es im Privaten oder Politisch-Ökonomischen - verfolgen oft die dominante Strategie. Wenn sie angesichts des Stresses, der Frustration nicht in Resignation und Ressentiment verharren, viktimisieren sie sich angesichts einer "Krise der Männlichkeit" selbst und reagieren mit einer "Re-souveränisierung" (Forster) durch Aufwertung und Verhärtung der hegemonialen Männlichkeit - und des aggressiv-exkludierenden Nationalismus, Militarismus oder Imperialismus

Oder gewaltsamem Protest.

Die Frage ist also, wie wir zu dieser "neuen Männlichkeit" gelangen. Und wie wir mit dieser andere Widerstandsformen gestalten können. Die nicht zuletzt gegen eben jene hegemoniale Strukturen und Normen gerichtet sind.

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Die Frage ist also, welche Gefühls- und Lebensformen, die für sich, aber v.a. im Kleinen und Grossen - also in neuen Gemeinschaften der Anerkennung (Honneth) und Versammlungen (Butler) - kultiviert und gelebt werden können.

Ich denke, ein erster Schritt wäre, zu erkennen, dass die angebliche Stärke eine Schwäche ist und die angebliche Schwäche eine Stärke.

Gewalt - die in der Konkurrenz und Dominanz durch Übertrumpfen und Unterdrückung hineinspielt - ist im Grunde die einfachste, die zu einfache Lösung. Und ist ein Symptom von zu geringer Stress-Toleranz und Resilienz. Die gering geschätzte und unausgebildete Sorge um sich selbst (self-care), also auch der Unwille, sich selbst zu erkennen und zu ändern, ist ein Zeichen von Unmut, ja von Feigheit. Aus dem Streben, alles allein bewältigen zu können, ja zu müssen, spricht die Angst, sich auch als abhängig, als inter-dependent zu sehen. Gewalt ist der Abbruch des (Selbst-)Gesprächs, der Verhandlung, der Wechselseitigkeit und führt nur zu Gegengewalt. Eine eskalierende Gewaltspirale, die wie ein Schwarzes Loch alles und alle hineinzieht.

Demgegenüber ist die angebliche Schwäche eine eigentliche Stärke. Denn Kooperation und Kompromiss durch gewaltfreie Kommunikation (Rosenberg) und Gütekraft (Arnold) ist die wirklich schwierige Lösung. Es bedarf dazu grosse Disziplin und Geduld. Aber auch Offenheit, dadurch Verletzlichkeit, aber auch Empathie. Es bedarf vieler und langwieriger Selbsterkenntnis und -kultivierung einfach Fehler eingestehen zu können, dadurch aber auch innere Ressourcen entdecken und so letztlich eine moralische Entwicklung vollziehen zu können. Es ist ein Zeichen von Mut und Risikobereitschaft. Auch die Anerkennung der gegenseitigen Abhängigkeit und Vulnerabilität. Doch einzig dadurch ist ein Brechen der Gewaltspirale möglich.

Dasselbe gilt für die Formen der Kritik, des Protestes und des Widerstandes.

Ein wichtiges Vorbild für den gewaltlosen Widerstand als Form des zivilen Ungehorsams ist Gandhis Satyagraha von dem Rosenbergs Gewaltlose Kommunikation und Arnolds Gütekraft-Theorie, aber auch Butlers Theorie der Versammlung beeinflusst sind.

Satyagraha sei dabei nicht eine "Waffe der Schwachen", sondern eine "Waffe der geistig und moralisch Stärksten".

Als aktuelles Beispiel sind drei Prinzipien der Extinction Rebellion erwähnt:

We will be strictly non-violent in our actions and communications with members of the public, workers, the authorities and each other at all times. We will treat everyone with dignity and respect.

We will act calmly and carefully and will strive not to endanger people.

We will not take action under the influence of alcohol or drugs.

Letzteres wäre auch für andere - sportliche - Versammlungen ein bedenkenswertes Prinzip. Gerade für Männer.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Wieder einmal danke Michael für die vielen spannenden Ergänzungen.

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Super wie immer. Hast du mir kurz die Forster Referenz? Die könnt ich nämlich gut gebrauchen. Danke

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Ja, klar Leandra!

Bin gespannt, auf Dein Endprodukt! LG

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Wäre statt „wie verhalten sich Männer im Rudel“ nicht eher „was passiert im Alltag wenn Männer für einen Tag ihre Arbeit niederlegen“ der zielführendere Einstieg gewesen? Es wäre spannend zu sehen, in welchen Branchen und Rollen dann gearbeitet wird, in welchen nicht; und was das über die reale Gleichstellung aussagt.

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Ja, ein guter Punkt. Dann sollten wir auch weitergehen und uns überlegen, warum es dann in den Branchen so aussieht, wie es aussieht. Warum gibt in Handwerksbranchen immer mehr weibliche Auszubildende, aber in ihren Mitte 20er Jahren sind sie alle weg, kommen nie wieder und gleichzeitig wird über Fachkräftemangel gesprochen.

Und wie gings am Frauenstreiktag den Kindern in den Kindergarten, den Patienten in den Spitälern und (wahrscheinlich) vielen Grosseltern zu Hause?

Also, ich möchte Ihren Vorschlag nicht klein reden, sondern nur erweitern. Er interessiert mich wirklich.

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Die Gründe wieso Frauen ab Mitte 20 aussteigen sind nach meinem Verständnis unterdessen relativ gut dokumentiert:

  • schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf

  • reduzierte Aufstiegschancen (da "Sie werden ja dann eh mal Mutter und da fördere ich lieber Männer die länger im Betrieb bleiben")

  • sexistische Diskussionskultur im Betrieb (nicht nur in Handwerksbetrieben, aber dort vermutlich expliziter)

  • männliche Teilblindheit bezüglich Einbezug von Frauen ("Sie [die frauen im team] können sich ja melden wenn sie bei der coolen Idee mitmachen wollen welche wir beim Feierabend-Bier ausgeheckt haben" ist kein Einbezug, sondern eine Ausrede)

Mir ging es mehr darum, dass eine solche Betrachtung bei der Veranschaulichung des Ungleichgewichts in der Job-Verteilung helfen könnte, verbunden mit dem kritischen Hinterfragen derselben aus Männer-Sicht (da sind wir wahrscheinlich fast alle auf dem eigenen Auge etwas blind).

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Am besten gefallen hat mir der letzte Satz: was wäre wenn nicht nur die 49 Prozent ihre Rolle positiver wahrnähmen? Und am wenigsten gefallen hat mir der Titel: Sollten nicht ALLE auf die Signale hören, Vorurteile ablegen und das leider häufig daraus resultierende Verhalten ändern?

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Ja. Wie alle nett, lieb und friedlich sein sollte. Aber in einem Kindergarten, in dem es drei Störenfriede gibt, kann ich auch nicht immer alle kollektiv massregeln und zur Ruhe auffordern. Manchmal muss man die Verantwortlichen direkt ansprechen. Darum der Titel.

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Tanja Messerli
Präsidentin Genossenschaftsrat
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Ich finde die Idee einer sichtbaren Mobilisierung von und für Männer grundsätzlich stark, danke auch von mir für den Artikel! Frauen* haben sich auch finden müssen, es kann unter uns selbstverständlich zu Aggressionen und harten Auseinandersetzungen kommen. Die friedliche Demo schweizweit und die gemeinsame Forderung "Mehr Lohn, mehr Zeit, mehr Respekt" markiert einen Meilenstein, dem neben wunderbarer Zusammenarbeit auch Zweifel und Krisen vorausgingen. Eine Bewegung, die sich dezentral, nicht kommerziell und in Vielfalt formiert und in einer schweizweiten Kundgebung (oder gar in einem Streik?) mit gemeinsamem Nenner mündet, würde ich bei Männern sehr gerne erleben. Und ich hätte das Vertrauen, dass es friedlich bliebe, gerade weil der Weg zur Organisation eines solchen Anlasses eben steinig ist. Ich bin überzeugt: Am Ende dieses Prozesses werden sich Drag Queens und Jodler gut genug verstehen, um gemeinsam auf die Bühnen des Landes zu steigen.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Wäre auch eine spannende Idee. Stimmt.

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Beobachtet an der Frauenstreik in Bern in der Gerechtigkeitsgasse etwa 19:00: Streikumzug locker am marschieren, kleine Lücken zwischen den Gruppen , hinter uns huppt ein Auto, will das wir Platz machen, drin sitzt junges Paar, Mann am Steuer. Aus der Laube kommt ein älterer Mann, klopft an der Autoscheibe, “hey, ihr könnt nicht durch, es ist Frauenstreik, Tag der Frauen, das muss man respektieren !” Fahrer steigt aus, Aggressivität steigt, Schlagabtausch scheint imminent, Verkehrspolizist in Anmarsch. Wir Frauen laufen friedlich weiter. Danke an dem Mann der für uns eingestanden ist.

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Zitat Slavo Zizek (Der neue Klassenkampf): "Wir müssen den Klassenkampf wieder auf die Tagesordnung bringen. (....) dass man auf der globalen Solidarität der Ausgebeuteten und Unterdrückten besteht." Diese Trennlinie wird jedoch nicht (nur) durch das Geschlecht definiert. Ich sehe nicht, wo die 63- jährige Primarlehrerin gegenüber dem 63-jährigen Lageristen oder dem 63-jährigen Arbeitslosen benachteiligt sein soll - dito bezüglich der 22-jährigen Jus Studentin gegenüber dem 22-jährigen Maurerlehrling. Aber lasse mich gerne belehren. Besinnen wir uns doch, wenn es um die Beseitigung von Ungerechtigkeit geht, auf den wirklich nötigen Kampf, nämlich nicht den zwischen den Geschlechtern, sondern den der Klassen.

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Wenn das nicht die olle Haupt- und Nebenwiderspruch-Diskussion ist. Dazu schrieb kürzlich Franziska Schutzbach:

Ein paar unfertige Gedanken.
Von manchen (nicht selten Männer) höre ich immer wieder: Man sei mit diesem oder jenem AKTIVISMUS (Feminismus, Frauenstreik, MeToo usw.) ABER NICHT AN DEN WURZELN DES ROBLEMS (zum Beispiel Eigentumsverhältnisse, Finanzkapital, Konzerne usw.).
Oder wie Lukas Bärfuss schrieb: Frauenstreik sei zwar gut, aber EIGENTLICH brauche es einen Generalstreik. EIGENTLICH also, also wirklich EIGENTLICH packen wir die EIGENTLICHEN Problem nicht wirklich an. „Wir Frauen*“.

Ja, mag sein, dass nicht alles ausreichend berücksichtig ist. Aber solche Einschätzungen sind doch irgendwie stark handlungs-vernichtend, blockierend. Und es ist verdammt bequem zu sagen: Wenn „die Frauenbewegung“ dieses und jenes nicht macht, dann ist sie für mich nicht (gut) genug, um aktiv zu werden. Dann muss ich mich nicht engagieren. Ich werde erst aktiv, wenn alles genau MEINEN Vorstellungen entspricht...

Diese totalisierende und nicht selten fetschisierende Sicht einer „eigentlichen Macht“, eines „eigentlichen Problems“ ist, wie ich meine, ziemlich selbst-entmächtigend und passivierend.
Ich frage mich, inwiefern dieser Gestus des Definierens des „eigentliches Problems“ nicht nur selbst ein Machtgestus ist, vor allem aber, zuende gedacht, einen letztlich zurück lässt wie ein paralysiertes Wesen, das vor der Übermacht dieses „Eigentlichen“ kapituliert. Die Möglichkeit, nicht das „Eigentliche“ zu treffen, ist ja riesig, also lässt man es lieber ganz. Der Anspruch, das wirklich „Eigentliche“ zu machen, also ich weiss nicht wie es Euch geht, aber mir bleibt da der Atem weg.

Ja sicher, Konzerne sollten reguliert werden, Eigentum wohl besser vergemeinschaftet werden. Ich leugne nicht den Einfluss und das Zerstörungspotential kapitalistischer Mechanismen oder Systeme. Ich will nur, dass wir kritisch darüber nachdenken, was wir SELBST als „das Relevante“ definieren und welche lähmende Wirkung das haben kann.

Und vor allem: inwiefern wir dadurch Gefahr laufen, gerade das zu reproduzieren, das wir ablehnen: Die Übermacht von bestimmten Machtsystemen. Sie bleibt unhinterfragt, weil diese Perspektive auch nicht zuletzt unsichtbar macht, was – trotz schlechtem Zustand der Welt – an emanzipatorischer Praxis hier und jetzt geschieht.

Ich höre nicht selten: Man kann doch eh nix machen. Vor Kurzem gerade in einem Kurs, den ich gab: Ein Mann, der minutenlang davon sprach, wie die Konzerne alles kontrollieren, und dass er sowieso keinen Einfluss hat auf die „entscheidenden“ Dinge.
Was für eine Selbst-Entmachtung!

Ich bin dafür, das Wording zu überdenken: Es gibt auch andere Orte, an denen „entscheidende Dinge“ passieren. In der Fürsorge zum Beispiel, in der Carearbeit, in bereits stattfindenden kooperativen Praxen. Im solidarischen Handeln von Menschen. In deren Fähigkeit zur Fürsorge und Achtsamkeit. Warum werden sie nicht als "das Eigentliche" definiert? Warum wird ihnen so sehr die Relevanz abgesprochen? (Weil es zum grossen Teil „Frauensachen“ sind?)

Gegen die Übermacht "des Kapitals" (oder anderem) - dagegen ist natürlich eh alles, was so getan wird, Pipifax, ist marginal. Hier hat feministische Theorie und Praxis allerdings einiges zu entgegenen: Zum Beispiel, weshalb es keine gute Idee ist, diese Dichotomie von Zentrum und Rand zu totalisieren (Gayatri Spivak), die Unterteilung in mächtige Zentren und marginalisierte Ränder ist, folgt man Spivak, SELBST herrschaftsststabilisierend.

Denn durch diese starre Dichotomie marginalisieren wir uns selbst (Spivak), machen uns handlungsunfähig, und machen emanzipatorische Praxis, die schon stattfindet, unsichtbar und unbedeutend. Wenn wir das „Eigentliche“ dort verorten, wo wir selber kaum Handlungsmacht zu haben scheinen, verpassen wir zu definieren, WAS WIR SELBST ALS DAS EIGENTLICHE begreifen wollen.

Natürlich ist es wichtig, Gegner zu kennen, Systeme zu kennen, sie auch zu benennen und zu analysieren. Und dadurch Gefühle der Wut und klare Ablehnung zu generieren. Aber das sollte doch auf eine Weise geschehen, dass diese Systeme nicht totalisiert werden. Und vor allem das eigene profane Leben nicht als unbedeutend und vollkommen hilflos erscheint.

Die Frauenbewegungen haben das u.a. mit dem Slogan „das Private ist Politisch“ schon früh verstanden. Oder nochmal mit Gayatri Spivak gesprochen: Den Selbst-Marginalisierungsdynamiken muss konsequent widerstanden werden. Wir handeln nicht erst dann emanzipatorisch, wenn die Dominanz des Kapitalinteresses oder andere Machtsysteme gestürzt sind. Wir tun es bereits jetzt.

Das Geheimnis der erfolgreichen Frauenstreikmobilisierung? Unter anderem dies: Multipliziert wurde das Gefühl und das Wissen, etwas tun zu können, und noch wichtiger: Bereits etwas zu tun. Auch unperfekt.

Dem ist "eigentlich" nichts hinzuzufügen.

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Jein...es ist gut, für marginalisierte Frauen zu streiken ... es ist ebenso nötig, für marginalisierte Frauen und Männer zu streiken.

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„... aber ich lasse mich gerne belehren“ habe ich diese Tage einige Male gelesen. Ich schlage vor, dass mann sich selbstständig informiert, es gibt gerade mehr als genug Informationen zum Thema Diskriminierung und ihren Ausprägungen. Für mich rutscht es auch ins Ausüben von Macht rein, wenn man sagt, „ich lasse mich gerne belehren“. Dann ist man nämlich in der bequemen Situation, dass man die Arbeit (Recherche, Faktensuche, Argumente formulieren/checken, Analyse, Meinungsbildung, etc) nicht selber machen muss, sondern lediglich die Argumentation anderer gutheissen oder ablehnen kann. Quasi vom Chefsessel aus, auf den man sich selbst erhoben hat,

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Der Klassenkampf ist doch nur eine andere Art des Spaltens der Menschen in "Gut" und "Böse", ähnlich den nationalistischen Spaltungen, wie beispielsweise in den "braven und guten US-Amerikaner" und den "hinterlistigen, faulen und kriminellen Mexikaner"!
Mit dem Klassenkampf haben die Kommunistischen Parteien, die sich als Avant Garde und als Speerspitze der proletarischen Revolution sahen, die Arbeiter hinter sich geschart, damit ein Machtkampf gegen die "reaktionären Kräfte", nämlich das Bürgertum, die Aristokratie, den Klerus und das Militär überhaupt erst denkbar wurde.
Hinterher wurden alle diese Revolutionen, die mit der Ideologie des Klassenkampfes geführt und auch hin und wieder gewonnen wurden, verraten durch eine neue Art von Chef-Etage mit ihren "Genossen Direktoren" (die gleicher waren, als die Gleichen).
Es bildete sich also eine Nomenklatura mit "Gerontokratie" (Herrschaft der Greise) heraus, welche die "volkseigenen" Staatsbetriebe führte und welche ihre Macht mithilfe von Militär und Geheimdienst gegen jeden Widerstand durch vom Verrat der Revolution enttäuschte Dissidenten durchsetzte und festigte.
Eine engmaschige Überwachung durch Spitzel und eine einschüchternde Willkür-Herrschaft, die jeden treffen konnte, der irgendwie durch einen eigenwilligen Charakter und durch aus dem Kollektiv tanzende Persönlichkeit auffiel, vervollständigten den Orwell'schen Big Brother-Horror, bzw. die hin und wieder auch lustig-gemütliche "Farm der Tiere (unter der Führung durch die Schweine)".
Diese tatsächlichen Resultate des historisch-hysterischen Klassenkampfes müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, wenn wir ihn mit nostalgischen Gefühlen der Sehnsucht nach revolutionären Helden, wie Che Guevara und Fidel Castro, und nach dem inbrünstigen Absingen der Internationalen (das ja eigentlich genauso bescheuert, stumpfsinnig und militaristisch war und ist, wie das Absingen von "Trittst im Morgenrot daher!") restaurieren wollen!
Ich selber will lieber nicht, dass "die Linke" die gleichen Fehler nochmals begeht, welche damals in die Katastrophen von Stalinismus und Maoismus führten!
DIE NATUR und die natürliche Menschlichkeit sollten im Zentrum stehen wenn die
"Grüne Bewegung" im Zuge von "Klima-Jugend" und Feminismus unsere Gesellschaft erfasst und beflügelt!
Dabei sollten grundsätzlich alle Menschen willkommen sein, die genau an dem Ort, wo sie sich gerade befinden, aktiv werden wollen für die Ziele der Nachhaltigkeit und der Fruchtbarkeit!
Beim "Klassenkampf" kommt mir immer wieder das Bild von den Passagieren im Flugzeug in den Sinn, die auf den Piloten vorne im Cockpit wütend sind, weil dieser den Steuerknüppel in Händen hält, was ihm eine entscheidende Macht über das Flugzeug und damit über alle Passagiere und Crew-Mitglieder gibt, ausserdem eine gute Aussicht mit grossem Fenster nach vorne und weitere Privilegien, wie eine tolle Uniform und einen hohen Piloten-Lohn.
In ihrem zunehmenden Zorn stürmen die Klassenkämpfer irgendwann nach vorne ins Cockpit, reissen den Piloten aus seinem Sitz und werfen ihn resolut und grimmig entschlossen aus dem Cockpit, mit dem hämischen Kommentar: "Jetzt kannst Du mal dort sitzen, wo WIR die ganze Zeit sitzen mussten, ohne Fenster, beim stinkenden WC!
Der lauteste Anführer der meuternden Passagiere setzt sich daraufhin in den verwaisten Pilotensessel und sagt zu seinen Revolutions-Genossen: "Wozu sind denn die vielen Knöpfe und Armaturen? Was soll all dieses elitäre Experten-Zeugs der Bourgeoisie?"
(Dreckiges Lachen der "Praktiker aus dem Arbeitervolk")
Dann beginnen plötzlich die Triebwerke zu stottern und fallen schliesslich ganz aus.
Es ist die Ruhe vor dem Absturz...

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Der Flugzeug-Vergleich hinkt. Wenn schon die Economy Klasse nach vorne stürmt, dann vielleicht nicht ins Cockpit, um der "Elite" den Steuerknüppel aus der Hand zu reissen, sondern eher in die First Class, wo nicht die Elite, sondern die Privilegierten sitzen.

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Das wäre ein spannendes Thema für die Serie auf lange Sicht!

Der Eindruck der beim Lesen diess Artikels entsteht ist, dass Männer grundsätzlich gewaltbereit sind. (Einfach die Art wie in diesem Artikel mit den Statistiken gearbeitet wird) Es fehlen hier aber klar die Vergleichswerte zu den ganzen nicht gewaltbereiten Männern. Gewaltbereitschaft mag zunehmen insgesamt, und sie mag anders verteilt sein, aber es wäre wichtig klarzustellen - es ist nicht so, dass Frauen die Guten und Männer die Bösen sind.

Auch wäre es sehr spannend (auch für auf lange Sicht), wie sehr die Statistiken bereits von diesem gut-böse Bild geprägt sind. D.h. wieviel Gewalttaten werden überhaupt gemeldet, bei denen Frauen Täterinnen waren, weil sich Männer möglicherweise als Weicheier und Schlappschwänze sehen könnten, wenn sie zugeben müssten, dass sie Opfer waren?

  • Für die die sagen, aber Männer sind stärker - reine physische Kraft ist lange nicht immer ausschlaggebend, sondern die psychische Manipulation und Druck - siehe viele der MeToo Fälle -
    Ich frage mich auch, wieviel Polizist*innen sexuelle Übergriffe von Frauen auf Männern ernst- und aufnehmen würden.

Ich denke, gerade wenn wir das Ziel der Gleichberechtigung erfolgen, sollten wir aufpassen, nicht einfach in ein Schwarz-Weiss denken zu fallen. Absolutismus führt nie zu Gutem.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Der Eindruck der beim Lesen diess Artikels entsteht ist, dass Männer grundsätzlich gewaltbereit sind.

Das steht nirgend. Ganz ehrlich, ich weiss nicht wie sie das herauslesen.

Es fehlen hier aber klar die Vergleichswerte zu den ganzen nicht gewaltbereiten Männern. Gewaltbereitschaft mag zunehmen insgesamt, und sie mag anders verteilt sein, aber es wäre wichtig klarzustellen - es ist nicht so, dass Frauen die Guten und Männer die Bösen sind.

Steht in keinem Satz. Ich habe keine moralischen Wertungen gemacht, soweit ich das nachvollziehen kann, sondern die zur Verfügung stehenden Zahlen wiedergegeben.

Auch wäre es sehr spannend (auch für auf lange Sicht), wie sehr die Statistiken bereits von diesem gut-böse Bild geprägt sind. D.h. wieviel Gewalttaten werden überhaupt gemeldet, bei denen Frauen Täterinnen waren, weil sich Männer möglicherweise als Weicheier und Schlappschwänze sehen könnten, wenn sie zugeben müssten, dass sie Opfer waren?

Können Sie das erläutern? Verstehe ich nicht.

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Ganz ähnlich ist es mit der Versklavung und mit der Diskriminierung von Schwarzen durch Weisse:
Nicht alle Weissen waren Sklavenhalter, aber wenn es Sklavenhalter gab, waren es Weisse.
Es gab auch braune Araber als Sklavenhändler und Sklavenhalter.
Aber zahlenmässig waren es weniger, da im Kampf der Grossmächte die Christen die Moslems immer mehr dominierten.
Die Weissen kamen zu ihren Sklaven, indem sie Rivalitäten und Feindschaften zwischen afrikanischen Stämmen geschickt ausnützten, anheizten und manipulativ lenkten.
Das konnten sie nur tun, weil auch in den Schwarzen die Anlagen und Möglichkeiten vorhanden waren, Sklavenhändler und Sklavenhalter zu sein.
Wieder zurück übertragen auf unsere Feminismus-Diskussion:
Auch heute lassen sich Rivalitäten und Feindschaften zwischen unterschiedlichen Frauen und Frauen-Gruppen vom Patriarchat ausnutzen, anheizen und manipulativ lenken.
Und in diesen gegeneinander ausgespielten Frauen schlummern wiederum die gleichen Eigenschaften von Sadismus, Macht-Geilheit und Vergewaltigungsphantasien, wie bei den unterdrückenden und diskriminierenden Männern!
Diese Eigenschaften warten also nur darauf, dass die Umweltbedingungen sich so verändern, dass es den Frauen evolutionäre Vorteile bringt, sie auszuleben und sie darum erwünscht, gesellschaftlich akzeptiert und kultiviert werden.
So kann der Feminismus auch zu einer UMKEHRUNG der jetzigen Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern führen, nämlich zur Dominanz von Frauen über die Männer.
Teilweise geschieht dies ja bereits, in der Erotik-Sparte des "Femdom".
Es ist in der Regel NICHT so, dass eine "Revolution von Unten" nach ihrem gelungenen Durchbruch zu etwas Friedlichem, Niedlichem und Angenehmem führt.
Denn RevolutionärInnen "von Unten" sind ihrer Herkunft entsprechend auch meist geladen mit angestauten Aggressionen und mit riesigen Kompensationsgelüsten!
Darum würde ich mich den wütenden Furien des Feminismus auch nicht in den Weg stellen, wenn sie beschliessen sollten, JETZT die Macht zu übernehmen.
Denn ich bin ja nicht lebensmüde...

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Für was ich als Mann demonstrieren würde? Ganz einfach: Für mehr Zeit mit meinen Kindern, Vaterschaftsurlaub, die Abschaffung der Armee, sozialen Frieden zwischen Mann und Frau, für flache Hierachien, Wirtschaftsdemokratie und eine Wirtschaft für Menschen.

Die Reduzierung von Gewalt auf die physische Anwendung, wie im Artikel geschehen, erscheint mir etwas unausgewogen. Psychische Gewalt ist für mich die schlimmere Variante und wird in Statistiken wenig erfasst und strafrechtlich selten bis gar nicht verfolgt. Ausgehend von der markant höheren Suizidrate und Drogenkonsum, stelle ich mal als Gedankenexperiment, die steile These in den Raum, dass Männer öfter als Frauen unter psychischer Gewalt und deren Folgen zu leiden haben.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Herr P. Ich glaube nicht, dass man diese unterschiedlichen Arten des Missbrauch gegeneinander aufwiegen kann. Was sie aufstellen ist im übrigen kein Gedankenexperiment, sondern eine These, die Sie überprüfen können. Viel Spass beim Recherchieren und ich bin gespannt auf Ihre Erkenntnisse.

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Herr P. spricht ja selber von einer These. Um diese (Hypo)these empirisch überprüfen zu können, müsste man sich zuerst einmal über die Art der Messung von psychischer Gewalt und Leiden einigen und dann brauchte man Krankengeschichten, qualitative und quantitative Interviews. Es ist also etwas gar locker vom Hocker, Herrn P. zu empfehlen, diese These zu überprüfen. Allenfalls kann er eine Metastudie durchführen, das ist aber nicht ganz unaufwändig.

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Grüezi Herr Blülle,
von aufwiegen habe ich nicht gesprochen, sondern davon, dass physische und psychische Gewalt fast untrennbar miteinander verbunden sind oder auch oft eine Mischform von beiden ist. Gewaltausbrüche haben immer auch Gründe und geschehen nicht aus "heiterem Himmel". Diese Gründe sind nicht immer leicht nachvollziehbar und sehr oft geraten sicherlich auch die Falschen in die Schusslinie. Psychische Gewalt ist insofern schlimmer, weil sie weder gut messbar, noch gut beweisbar ist und sehr viel schwerer zu stoppen ist, als physische Gewalt. Das Gewalt (psychisch wie auch physisch) Gegengewalt erzeugen kann, ist denke ich klar. Sich mit Gewalt zu beschäftigen, ohne auf beide Arten einzugehen, kann daher nach meiner Auffassung, kein vollständiges Bild liefern.

Was ich sagen will, jeder physische Gewaltausbruch hat eine Vorgeschichte und genau da, spielt oftmals psychische Gewalt eine tragende Rolle.
Psychische Gewalt und daraus resultierende Traumas können auch über mehrere Generationen nachwirken. Als Nachkomme eines Verdingkindes, kann ich das nur bestätigen oder aber, etwas faktenlastiger mit einem Bericht von SRF Puls unterstreichen.

Damit will ich auf keinen Fall, die von ihnen geschilderten Gewaltexzesse verteidigen oder gar schön reden. Grundlos und aus heiterem Himmel geschahen sie in Bezug auf sie, aber irgendeine Art Vorgeschichte ist trotzdem vorhanden. Dass Opfer zu Tätern werden, ist bekannt.

Wenn sie also schreiben, "männliche" physische Gewalt und Testosteron dabei als Ursache ausschliessen, ist dann die Frage nach der Ursache und zugehöriger Hypothese nicht gestattet, warum physische Gewalt mehrheitlich von Männern ausgeht?

Nun eine Studie werde ich Ihnen nicht liefern, aber zwei interessante SRF3 Input Sendungen zum Thema empfehlen, unter dem Hinweis, dass ich als Quelle psychischer Gewalt, nicht nur Beziehungen zwischen Frau und Mann meine. Diese geschieht auch in Schulen, Unternehmen oder überall da wo Menschen näher miteinander in Berührung kommen. Dennoch wird der mit psychischer Gewalt einhergehende Leidensdruck in diesen Sendungen gut beleuchtet:

Der geschlagene Mann
Das Männerhaus war meine rettende Insel

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Lieber Elia, Ich bin nicht ganz einverstanden. Ja, es gibt unter uns Männer ein Gewaltpotenzial, welches ich auch nicht in Abrede stelle. Ich wehre mich aber dagegen, dass die ‚modern‘ und ‚emanzipierten‘ Männer (und dazu zähle ich mich und viele viele meiner Freunde und Kollegen) einfach mit solchen Dumpfbacken in den den gleichen Topf geschmissen werden. Auch wir arbeiten auf von unserer testosterongefüllten Seite her an Gleichberechtigung. Wenn der Mann aber immer wieder als unbelehrbarer Neandertaler und ewiggestriger potenzieller Gewalttäter beschrieben wird (und auch aus den Männerreihen heraus) bekomme ich langsam ein Problem. Vorallem auch, wie kann ich unsere Männerrolle meinen beiden Jungs erklären und vorleben, wenn die Frauen (und auch Männer) immer mit dem Finger auf uns Männer zeigen und sagen, dass wir all das Negative sind, welches Du beschrieben hast. Viele Männer sind im 2019 nicht mehr der 80iger Rambo / Rocky / John McClane der Konflikte mit Gewalt und Aggression löst. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass sich einige Frauen mit Ihren Parolen (z.b. „Den Mann in sich Töten“ https://www.nzz.ch/zuerich/plakat-b…ld.1486649) genau an den 80iger Actionfiguren orientieren und ihrerseits den Schritt ins 2019 nicht machen wollen. Es gibt noch viel zu tun. Auf beiden Seiten. Liebe Grüsse

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Lieber André, Ich glaube, wir sind uns ja sogar einig.

Ich wehre mich aber dagegen, dass die ‚modern‘ und ‚emanzipierten‘ Männer (und dazu zähle ich mich und viele viele meiner Freunde und Kollegen) einfach mit solchen Dumpfbacken in den den gleichen Topf geschmissen werden.

Das habe ich nicht gemacht. Ich betrachte das Problem auf einer strukturellen, nicht auf einer individuellen Ebene.

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Lieber Elia, Danke für Deine Antwort.
Ich bin mir sogar sicher, dass wir uns einig sind :-).
Ich verstehe, das solche Diskussionen auf einer strukturellen und/oder auf einer individuellen Ebene stattfinden. Nur fühlen sich viele Männer unterdessen vorallem auf einer individuellen Ebene angesprochen, da die genannten und bekannten Beispiele vielmals auch direkt auf den Menschen zielen. Dein Text (welchen ich sonst wirklich mag) und viele Voten zur derzeitigen Diskussion zielen für mich aber mehr auf den Bauch (individuelle Ebene hier) als auf das Hirn (strukturelle Ebene hier).

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Patriarchat immer noch gültig? Weil mehr Männer im Chefig sind? Echt jetzt?

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Das ist zu einfach. Sie drehen die Beweislast um. Erklären Sie mir, wieso patriarchale Strukturen nicht mehr existieren und wir können diskutieren.

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· editiert

Lieber Elia Blülle,

das verstehe ich nicht. Sie beklagen sich dass wir ein so schlechtes Bild von Männern und Männlichkeit haben - und versuchen das Feuer mit dem Flammenwerfer zu löschen.

Sie verwenden Begriffe wie Patriarchat, welches in der modernen Auslegung zu einem Allerwelts- und Kampfbegriff der Feministen geworden ist. Gut für einen Streiktag, aber völlig untauglich für eine sachliche Argumentation, weil unpräzise und ohne konkreten Inhalt.

Dann unterstellen Sie dass physische Gewalt ein generelles Männerproblem sei welches in praktisch allen Männergruppen anzutreffen ist. Dabei ist es bloss eine Minderheit der Männer welche überhaupt in diesem Sinne je gewalttätig wird und es kommt extrem auf die Veranstaltung an.
Befreundete Konzertveranstalterinnen empfehlen in dieser Hinsicht übrigens möglichst unkommerzielle Metal-Konzerte. Friedlicher als jedes gemischte oder weiblich dominierte Soul-/HipHop-Event, so die Rede.

Sogar eine gesellschaftliche Legitimation der Gewalt wird moniert - wo denn? Ausserhalb von Hooligankreisen und der extrem linken bzw. rechten Ecke hätte ich nichts in dieser Art mitbekommen.

Damit haben Sie höchstens das Bild von Männern und Männlichkeit angeschwärzt, aber sonst nichts erreicht. Wenn Sie Ihre Argumentation mit der Gleichstellung als Prävention retten wollen, müssten Sie:

  1. Definieren welche Aspekte Sie mit dem Patriarchat meinen.

  2. Zeigen dass die Gleichstellungsarbeit konkret in diesen Aspekten wirksam ist.

  3. Zeigen dass diese Aspekte kausal die Gewalttätigkeit von Männern mitverursachen.

Keine der von Ihnen angegebenen Quellen scheint Ihre These auch nur annähernd in Betracht zu ziehen. Dafür gäbe es durchaus aktuelle Forschung zu biologischen Zusammenhängen mit der Gewaltneigung gewisser Männer.

Schade, weil ich grundsätzlich mit Ihren Anliegen einverstanden bin. Aber um mehr Männer mit ins Boot zu holen könnte man besser argumentieren, meine ich.

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Noch etwas, ich hatte diesen Monat gerade zwei Suizide im Bekanntenkreis, einmal weiblich, einmal männlich. Jetzt bin ich da nicht so heikel, aber ich finde es doch fragwürdig wenn ohne Not und fundierte Begründung mit der Suizidrate argumentiert wird.

Etwas Hobby-Psychologie (Männer weinen nicht...) reicht mir da nicht aus.

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Hat aber was, Herr W. Auch wenn es mir fernliegt, die Tragik zu leugnen, ist ein Suizid ein aggressiver Akt, bei dem Gewalt gegen die eigene Person gerichtet wird. Nicht umsonst spricht man von Selbsttötung. Dass dahinter Verzweiflung steht, ist keine Frage, aber dass die Suizidrate bei Männern höher ist, bringt man auch in Fachkreisen damit in Zusammenhang, dass Männer bei persönlichen Problemen im Durchschnitt später und seltener Hilfe suchen als Frauen. Es passt nicht in ihr Selbstbild, hilfsbedürftig ('schwach') zu sein.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke für ihren kritische Kommentar. Einige Bemerkungen:

Sie verwenden Begriffe wie Patriarchat, welches in der modernen Auslegung zu einem Allerwelts- und Kampfbegriff der Feministen geworden ist. Gut für einen Streiktag, aber völlig untauglich für eine sachliche Argumentation, weil unpräzise und ohne konkreten Inhalt.

Das ist kein Kampfbegriff, sondern ein in der Soziologie breit diskutierter und verwendete Begriff, dessen genau Auslegung sich en detail zwar unterscheidet, dessen Grundsatzdeifntion man aber teilt: A system of society or government in which men hold the power and women are largely excluded from it.

Sehen Sie das anders?

Dann unterstellen Sie dass physische Gewalt ein generelles Männerproblem sei welches in praktisch allen Männergruppen anzutreffen ist. Dabei ist es bloss eine Minderheit der Männer welche überhaupt in diesem Sinne je gewalttätig wird und es kommt extrem auf die Veranstaltung an.

Ich behaupte aber auch nicht, dass es die Mehrheit ist. Ich stütze mich dabei auf die Erkenntnis, dass männliche Gewalt seine Ursprünge in der Sozialisierung haben kann. vergessen Sie nicht, ich habe mir da Problem auf struktureller Ebene angeschaut. Mir ist schon klar, dass die meisten Männer nie in ihrem Leben Gewalt anwenden und trotzdem zeigt die Statistik offensichtlich, dass der Hang zu Gewalt bei Männer grösser ist als bei Frauen. Meine persönlichen Erlebnisse sind als solche gekennzeichnet und kann man deshalb auch nicht generalisieren.

Sogar eine gesellschaftliche Legitimation der Gewalt wird moniert - wo denn?

Nein. Das steht nirgends. Wo sehen Sie das?

Damit haben Sie höchstens das Bild von Männern und Männlichkeit angeschwärzt

Ich habe beschrieben – nichts angeschwärzt.

Sie stellen spannende und gute Fragen. Und ich gebe Ihnen Recht, dass ich in jeder wissenschaftlichen Arbeit, das so gemacht hätte. Nur kann ich mich in einem Artikel von 6'000 Zeichen nicht auf jede Quelle eingehen und jede Begrifflichkeit in seiner Breite ausformulieren. Das Thema ist aber für mich nicht erledigt. Werde sicher in den nächsten Monaten noch einmal etwas schreiben, das dann die Thematik genauer unter die Lupe. Denn offensichtlich beschäftigt es unsere Leserschaft.

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Danke ebenfalls für die ausführliche Antwort. Ich messe Ihren Artikel nicht an einer wissenschaftlichen Arbeit, sondern an dem was Sie damit erreichen wollen. Soweit ich verstehe, wollen Sie Männer davon überzeugen, sich mehr für die Gleichstellung einzusetzen, richtig?

Was ich Ihnen mitteilen möchte ist, dass Sie vermutlich schon rein über die Begriffe und die Argumentationslinie bei Männern Abwehrreflexe aktivieren, welche in dieser Hinsicht kontraproduktiv sind.

Als Beispiel unterscheiden Sie eben begrifflich nicht zwischen Männern und Gewalttätern, Männlichkeit und Gewalttätigkeit. Zwar kann man den Text so differenziert auslegen wie Sie es wohl gemeint haben. Aber bei diesen schnellen thematischen Wechseln und der wenig deutlich ausgeführten Argumentation vermischen sich die Kategorien unweigerlich.
Das nimmt Mann dann eben schnell einmal persönlich.

Auf die einzelnen Begriffe und Themen werde ich später noch separat antworten. Wichtig fände ich aber vor allem folgendes, gerade bei kontroversen oder subjektiv heiklen Themen wie Gender oder Gleichstellung:

  • Reduktion der Themen auf einzelne, klar belegbare Fakten und Zusammenhänge.

  • Möglichst neutrale Darstellung, ohne Schuldzuweisung (auch implizit so aufgefasste).

  • Präzise Kritik mit expliziten, deutlichen Begriffen und Argumenten.

Dafür müssen Sie vielleicht Ihre persönliche Einstellung ab und zu mal etwas in den Hintergrund stellen, aber ich denke damit holen Sie mehr Männer mit ins Boot.

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...und trotzdem zeigt die Statistik offensichtlich, dass der Hang zu Gewalt bei Männer grösser ist als bei Frauen.

Ist das wirklich so offensichtlich? Die Datenlage ist zwar dünn, dennoch schreibt die Zürcher Beratungsstelle für Frauen (BIF) in ihrem Jahresbericht 2012 im Zusammenhang gleichgeschlechtlicher Beziehungen zwischen Frau und Frau:

Das Gewaltpotenzial von Frauen wird tendenziell unterschätzt, und ein
Bewusstsein für weibliche Täterschaft ist kaum vorhanden. Bilder der
friedfertigen, umsorgenden helfenden Frau sind gesellschaftlich noch
immer stark verankert. Gewalt in lesbischen Beziehungen passt ebenso
wenig in dieses Schema, das Frauen als Opfer und Männer als Täter
definiert. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass zwei Frauen
in einer Liebesbeziehung gleichberechtigt sind und eine harmonische
Beziehung leben, ohne dass Machtmissbräuche geschehen. Die lesbi-
sche Beziehung wird dadurch idealisiert. Trotz vermeintlich fehlender
Unterschiede können Abhängigkeiten und ungleiche Machtverteilung
auftreten. Die Konfrontation mit dem Thema «Gewalt in lesbischen
Beziehungen» löst aus den genannten Gründen oft Unglauben, Abwehr, Enttäuschung, Verwirrung und Hilflosigkeit aus und erschwert den Betroffenen den Zugang zum Helfersystem.
Seite 4

und

Diesen Untersuchungen
zufolge kommt es in jeder vierten bis fünften gleichgeschlechtlichen
Beziehung zu Gewalt und/oder missbräuchlichem Verhalten. Wie in
heterosexuellen Beziehungen steigt das Gewaltrisiko bei lesbischen
Paaren in der Trennungsphase (Donovan & Hester, 2006). In lesbischen Beziehungen wird Gewalt auffallend oft gegenseitig ausgeübt
(in 2/3 der Fälle, Ohms, 2008). Aus den Untersuchungen geht zudem
hervor, dass lesbische Frauen Häusliche Gewalt oft auch durch den
Expartner, die Herkunftsfamilie und durch die Expartnerin der aktuel-
len Partnerin erleben (Ohms, 2006). Das Anzeigeverhalten lesbischer
gewaltbetroffener Frauen ist Untersuchungen zufolge sehr tief. So er-
statteten nur gerade 13,1 %
der gewaltbetroffenen lesbischen Frauen
eine Meldung bei der Polizei (Henderson, 2003).
Auch wenn es keine verlässlichen Daten zum Ausmass der Gewalt in
lesbischen Beziehungen gibt, ist das Problem für die Betroffenen viel-
schichtig und weitreichend.
Seite 3

Halten Sie es für unmöglich, dass die statistische Datenlage durch gesellschaftliche Tabuisierung und der Tatsache, das Männer im Durchschnitt stärker als Frauen sind, Frauen also, wenn Sie denn schwere Gewaltakte gegen Männer begehen wollten, geplant und nicht im Affekt vorgehen müssten, in der Aussagekraft verfälscht wird?

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Nun noch zu den "Klugscheissereien", Sie haben danach gefragt ;-)

Dass Patriarchat auch ein Kampfbegriff des radikalen Feminismus' ist dürfte Ihnen wohl nicht entgangen sein. Wie oft der Begriff in der Soziologie als Standardbegriff verwendet wird kann ich nicht sagen, diskutiert wird er offensichtlich. In ihrer strikten Definition lässt er sich kaum auf irgendeinen Teil moderner demokratischer Gesellschaften anwenden, gleichzeitig erfasst er die typischen Benachteiligungen von Frauen bei z.B. Lohn oder Leistungsbeurteilung nicht oder bloss teilweise.

Beim Patriarchat als Feindbild der Feministinnen werden dann hingegen fast alle negativen Phänomene einer Gesellschaft dem Begriff zugeordnet.

Ähnlich sieht es mit "patriarchal" oder "patriarchalen Strukturen" aus. Es scheint mir vor allem eine ideologische Frage, was man alles dazu rechnet, oder sich mit anderen Mechanismen erklärt. Keine gute Grundlage für sachliche Diskussionen.

Zur physischen Gewalt schreiben Sie:

Gewalt ist ein Männer­problem.

und

Physische Gewalt ist so gut wie überall anzutreffen, wo Männer in Gruppen zusammen­kommen. In Fan­kurven, an Festivals, im Ausgang – aber auch im Privaten.

Dies impliziert ganz klar einen statistisch hohen Anteil an Gewalttätern. Da sich vielfach die gleichen Gruppen an denselben Orten treffen, muss eigentlich jede Gruppe von Männern betroffen sein.
Aber Sie wissen es selbst, gerade auch weil die Sozialisierung eine Rolle spielt verhält sich eine FCZ Südkurve anders als ein Schachclub.

Von Seite Forschung ist unklar, welchen Anteil biologische Faktoren an der Gewaltneigung gewisser Männer haben, Hinweise gibt es jedoch genügend (siehe weitere Kommentare). Ignorieren kann man sie auf jeden Fall nicht, der von Ihnen referenzierte Artikel zum Testosteron ist in dieser Hinsicht ein Strohmann.
Und auch hier schreiben Sie wieder von Männern in Plenum, obwohl sich das bloss auf die Gewalttäter beziehen sollte. Stichwort anschwärzen.

Zur gesellschaftlichen Legitimation von Gewalt:

Das sei halt so, heisst es dann jeweils. Boys will be boys. Unveränderlich.

Was soll das anderes sein als eine Legitimation von Gewalt? Und wo (bei wem) heisst es das? Oder ist das doch nur ein Hut für den mythischen Strohmann?

Nichts für Ungut, ich verabschiede mich aus der Debatte.

Ein schönes (Rest-)Wochenende allerseits.

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Dafür gäbe es durchaus aktuelle Forschung zu biologischen Zusammenhängen mit der Gewaltneigung gewisser Männer.

Würde mich interessieren. Haben Sie Quellen?

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Leider finde ich den ursprünglich gefundenen Artikel nicht mehr, mein Browser hatte den Verlauf beim Schliessen gelöscht. So auf die Schnelle hätte ich folgendes anzubieten:

Der als Quelle verlinkte Zeit-Artikel ist hingegen ziemlich platt, er ignoriert z.B. die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Wechselwirkungen mit anderen Hormonen (Cortisol).

Falls Sie wissenschaftliche Publikationen suchen, würde ich mal hier anfangen, auf der rechten Seite lassen sich ähnliche und referenzierende Artikel suchen.

Wenn ich mich richtig erinnere hat sich in Republik-Debatten Frau Bertschinger schon als Expertin auf dem Fachgebiet geäussert, aber ich wüsste jetzt nicht wie man sie hier so direkt kontaktieren könnte.

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Ich dachte ich sei beim Stöbern in den Quellen des Artikels auf einen entsprechenden Artikel gestossen, finde ihn aber jetzt so auf die Schnelle nicht mehr. Muss wohl den Browserverlauf meines anderen Rechners durchsuchen, ich hoffe Sie können bis morgen warten.

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Lieber Elia
Vielen Dank für den Artikel! Um aufzuklaeren braucht es immer wieder (und leider immer noch - wie lange noch?) solche Vergleiche, Metaphern und „Gedankenexperimente“. Jeder Mensch, der denken kann, koennte selber auf die Argumentationskette kommen. Aber diverse weigern sich zu denken. Weil sie es sich leisten koennen. Weil sie damit durch kommen.
Frauen verdienen weniger, besitzen viel weniger und bezahlen höhere Steuern (zB.mit der höheren Besteuerung von Gesundheitsartikeln). Anstatt dass man ihre Produktionsfaehigkeit feiert oder wenigstens erleichtert, bezahlen sie auch noch ueberproportional mehr daran, dass Maenner es sich leisten Gesetze zu brechen. Was waere, wenn Frauen sich weigern wuerden Steuern zu bezahlen, die v.a. fuer Maennerdinge aufgewendet werden? Usw.
Ich getraue mich nicht die Genderungleicheit konkret auszurechnen, weil ich dann noch wütender würde... Und das darf man als Frau ja nicht.
Herzlich
Eva

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Merci für das Kompliment.

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Danke danke danke!!!! So unglaublich wichtig. Mehr davon! ZB wissen wir dass Massenmörder oft vorher in intimen Beziehungen gewalttätig waren und dennoch wird dieser Parameter nicht ernst genommen. Es hängt aber genau alles an diesem einen Motor: eines zerstörerischen (auch seiner selbst! Wie sie es richtig sagen) Männlichkeitideales, das man gar nicht erreichen kann und sich deshalb selber und anderen Männern immer wieder beweisen muss, dass man es fast erreicht hat und verkörpert

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lieber elia, bei allem richtigen, was du schreibst, verzichte bitte auf das bild eine[r] Gewalt­orgie von männlichen Neander­talern. wir wissen schlicht zu wenig über das sozialleben dieser unserer cousins x-ten grades, um solche sprachlichen bilder immer weiter zu reproduzieren. immerhin konnten in den vergangenen jahren durch sorgfältige rekonstruktionen ihr aussehen, körperliche verfassung etcetera von den durchweg abwertenden projektionen älterer anthropologen befreit werden.

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Lieber christoph, ich bin über dieselbe Stelle gestolpert. "Neandertaler" sind durch Nicht-Wissen und flapsige mediale Bilder leider zu einem negativen Stereotyp verkommen. Was wohl mit der hinterfragbaren Differenz "primitiv/modern" zu tun hat. Und ihnen mit Sicherheit nicht gerecht wird.

Ist doch der Homo neanderthalensis wahrscheinlich durch den ach so gewaltloseren Homo sapiens entweder aktiv durch Gewalt und Konkurrenz oder passiv durch Krankheitserreger ausgerottet worden (und genetisch assimiliert).

Angesichts der Gewaltsamkeit des Homo sapiens gegenüber anderen Spezies kann man nicht einmal mehr den Vergleich mit Tieren ("Gorillas", "Wölfe" usw.) anstellen.

Als Hyperbel reicht "Mensch" völlig. Also: "Gewalt­orgie von männlichen Menschen".

Vielleicht ginge noch "Berserker", aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Lieber Christoph. Danke für den Hinweis.

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es sollte gewiß keine klugscheißerei sein, elia! ich bin nur immer wieder verärgert darüber, wie gedankenlos manche clichés reproduziert werden – ich nehme mich da selbst nicht aus. michel's hinweis, wir sollten uns besser nicht ins tierreich ver-fabulieren, wenn wir hyperbeln/parabeln für negativ-konnotiertes menschliches verhalten suchen, ist auf den punkt.

manchmal sind bilder ein wirksames antidot gegen sprachliche clichés. mir hilft bei neanderthal-clichés immer diese bild eines jungen mädchens (rekonstruiert nach skelett-funden bei gibraltar). natürlich sind bilder auch nicht gefeit davor, zu clichés zu erstarren...

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Die Frage, ob "Männlichkeit" aus biologischen-, oder aus kulturellen Gründen so ist, wie sie heute ist und sich aggressiver und gewalttätiger ausdrückt, als Weiblichkeit, die ebenfalls aus biologischen- und kulturellen Gründen so ist, wie sie heute ist, erinnert an das berühmte Philosophenrätsel, was wohl zuerst da war, ob das Huhn, oder das Ei.
Sicher hat die muskulöse Überlegenheit Ur-Männer dazu verleitet, diese Überlegenheit auch auszunutzen und mittels Androhen von Gewalt den eigenen Willen durchzusetzen.
Und sicher haben die Ur-Frauen ihre muskulöse Unterlegenheit dadurch kompensiert, dass sie raffinierter wurden, sich in der Gruppe mit anderen Frauen vernetzten und ihre Fähigkeit des Kinder Gebärens in die Waagschale warfen.
Jedenfalls kam eine soziale Dynamik in Gang, die bis zum heutigen Tage andauert und bis ans Ende aller Tage fortdauern wird.
Mit der modernen Technik nahm die Bedeutung der männlichen Muskelkraft immer mehr ab.
Würden sich Frauen mehr für Technik interessieren, könnten sie alle Maschinen ebenso gut bedienen, wie die Männer! Viele Frauen tun das heute ja auch, als Bus-Chauffeusen, Lokführerinnen, Lastwagenfahrerinnen, Landwirtinnen, und so weiter.
In einem Film über das neue, Multi-Ethnische Südafrikanische Militär berichteten sie einmal über eine zierliche junge Frau mit afro-asiatischen Erscheinungsbild, die ihren Mädchentraum verwirklichte, Kommandantin einer Panzer-Brigade zu werden!
Grundsätzlich stehen also Frauen alle modernen Berufswege offen, wie auch Männer grundsätzlich auch Kinderbetreuer und Krankenpfleger sein können.
Warum dann doch nicht mehr Frauen Bagger- und Kranführerinnen werden und nicht doch mehr Männer Primarlehrer hat dann wohl doch mit geschlechtlichen Präferenzen zu tun.
Bei Kindern fällt mir auf, dass die Mädchen eher mit viel Raffinesse auf der psychologischen Ebene zu dominieren versuchen, währenddem Jungs eher plump Einen auf Besserwisser machen und sehr schnell zu einem Stecken, oder zu einer anderen Art Waffe greifen, wenn sie gereizt und wütend werden.
Natürlich gibt es dann auf dem Schulhof auch kulturelle Rückkoppelungen mit anderen Mädchen und anderen Jungs.
Ich glaube, wir müssen erst mal akzeptieren, wie es ist, wenn sich die Geschlechterverhältnisse weiter in Richtung Gleichberechtigung weiterentwickeln sollen!
Es wäre kontraproduktiv, Unterschiede bei den Geschlechtern zu leugnen und nicht sehen zu wollen, nur weil sie einer Gleichheits-Ideologie widersprechen!
Aber ebenso verkehrt wäre es, traditionelle Rollenbilder für immer zementieren zu wollen, so wie das die Erzkonservativen tun.
Zentral im Geschlechterverhalten sollte die Freiwilligkeit sein!
Fühlen wir uns als INDIVIDUEN wohl in dem Leben und in der Lebensweise, die wir führen?
Wenn Männer in "Frauendomänen" mitmachen wollen, sollen sie das uneingeschränkt tun dürfen. Und wenn Frauen in Männerdomänen mitmachen wollen, sollen sie das ebenfalls uneingeschränkt tun dürfen!
Es kommt weniger darauf an, WAS Du tust, sondern WIE und mit welcher inneren Bereitschaft Du es tust!
Und künstlich übertriebene, hysterische Begeisterung von normierten KommunistInnen a la Nord-Korea brauchen wir schon gar nicht...

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Und künstlich übertriebene, hysterische Begeisterung von normierten KommunistInnen a la Nord-Korea brauchen wir schon gar nicht...

Wo ist der Bezug zum Artikel? Haben Sie das herausgelesen?

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In den Kommentar-Spalten der "Republik" wird offenbar versucht, die Diskussionen ziemlich rigid zu disziplinieren.
Erstens schreibe ich hier keine Seminar-Arbeiten, wenn ich kommentiere, und zweitens möchte ich meine Gedanken frei laufen lassen.
Ich habe also eine ziemlich verschiedene Vorstellung davon, wie die Diskussionen hier ablaufen DÜRFEN sollten:
Der Leitartikel bietet sozusagen den "Aufhänger" zum freien Denken.
Ich muss nicht immer und überall Bezug nehmen auf diesen Leitartikel, sondern kann einen Gedanken auch weiterspinnen, wobei mir dann laufend und unwillkürlich Assoziationen in den Sinn kommen:
Und beim Sinnieren über althergebrachte und neu definierte Geschlechter-Rollen sind mir nebst den traditionellen Rollenbildern von "Held" und "Zierdame" eben die Juche-Kommunistischen Rollenbilder von Nordkorea in den Sinn gekommen, mit dem strebsamen und immer begeistert dem "Allseits Geliebten Führer" zujubelnden Genossen, und seiner ebenfalls uniformierten, strebsamen und immer begeistert dem "Allseits Geliebten Führer" zujubelnden Genossin in den Sinn gekommen.
Das stand nicht so im Artikel, sondern entstand in meinem darüber nachdenken.
Darf ich das, oder darf ich das nicht?
Bitte sagen Sie es mir!
Wenn ich hier nicht mehr frei denken und schreiben darf, höre ich sofort damit auf und Sie können Ihre Artikel selber kommentieren...

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Wenn ich mich einmischen dürfte, obwohl die Frage nicht an mich gerichtet war.
Nein, das steht da so nicht. Aber auch mich beschleicht das Gefühl der Gleichmacherei zwischen Mann und Frau.

Mit dem Männer weinen nicht, fühle ich mich als Mann Pudelwohl. Wenn ich dafür 4 Jahre meines Lebens hergeben muss, würde ich den Preis für meine Eigenständigkeit als billig bezeichnen. Woraus dann aber der Schluss gezogen wird, diese Tatsache hielte mich davon ab, mein eigenes Leben nicht verbessern zu wollen oder ich zu diesem Zweck keine Hilfe annehmen würde, erschliesst sich mir nicht. Das ich nicht weine, heisst nicht, das ich gerne leide. Klar gibt es auch noch andere Wege, seine Eigenständigkeit zu bewahren, diese möchte ich dadurch nicht abwerten, es sind nur nicht meine Wege.

Ich verstehe nicht, was es bringen soll, einen Stereotyp aufzubrechen und durch einen anderen zu ersetzen. Vielleicht sogar einen, welcher für Mann und Frau gleichermassen gilt.
Boys will be Boys, Girls will be Girls und dazwischen, wie oben und nach unten gibt es ganz viel freien Raum, welchen es auszunutzen gilt und welcher dringend gesellschaftliche Akzeptanz erfahren sollte.

Wären Mann und Frau gleich, ginge etwas entscheidendes verloren, nämlich die Erotik. Man kann sicher sagen, wir brauchen auch keine Erotik mehr, aber dann kann ich gleich funktionieren wie eine Maschine.

Wenn Frauen nun das Gefühl haben, sich im Gegenzug für Status, Macht und Geld, genauso benutzen zu lassen, wie Männer dies lange getan haben und immer noch tun. Bitte dann sollen sie doch, da habe ich nichts dagegen einzuwenden. Ich sehe nur nicht wirklich den Sinn dahinter, warum man sich als Frau dem männlichen Stereotypen angleichen will, wenn man eigentlich die Chance hätte, etwas Neues und Besseres zu erschaffen.

Ich fordere dann aber auch die gleiche Akzeptanz, auf Status, Macht und Geld zu pfeifen und mir meine Bestätigung anderweitig zu suchen. Auch mit und meinem Mann sein.

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(durch User zurückgezogen)
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Ups, den Eindruck, dass der Artikel grundsätzliche Gewaltbereitschaft unterstellt, bekam ich allerdings auch!! Und zwar gleich am Anfang mit dem „Gedankenexperiment“. Und nachher z.B. im Satz „ Physische Gewalt ist so gut wie überall anzutreffen, zusammenkommen.“ Die Antwort, "das steht nirgends", finde ich ein wenig billig.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Haben Sie den Artikel bis zum Ende gelesen? Haben sie meine Konklusion gelesen?

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Zum zweitletzten Absatz: In Wirklichkeit sind Neandertaler kooperativ und nicht aggressiv; der Homo sapiens hingegen ist hyperaktiv und gewaltbereit.
Siehe: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/ar…o=0.847458

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke. Ich wusste das nicht. Das Bild mit dem Neandertaler stimmt faktisch nicht.

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Männerbashing von seiner plumpsten Seite. Ich würde gerne kritisch auf den Artikel eingehen, doch wüsste ich nicht wo ich anfangen sollte. Eine Replik müsste etliche Seiten lang sein und dazu fehlt mir neben der Masterarbeit die Zeit.

Ich habe die Republik unterstützt, weil ich guten Journalismus erwartet habe und sogar verlängert, weil ich gehofft hatte mit der Zeit würde sich etwas verbessern. Wenn in der Republik aber über Gender/Männer/Sexismus geschrieben wird, gehen Facettenreichtum, Neutrale Berichterstattung und je nach dem auch solide Quellenlage (grösstenteils) über Bord. Leider muss ich sagen, dass sich die Republik für mich mehr und mehr zu einer riesigen Enttäuschung entwickelt.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Herr Surber. Haben Sie den Artikel gelesen? Wo lesen Sie Bashing (aktiver, meist verbaler, übermäßiger Angriff auf jemanden oder etwas) erfüllt? Wo stimmt die Quellenlage nicht?

PS: Neutralität im Journalismus existiert nicht und ist auch nicht wünschenswert. Bald dazu mehr.

PSS: Sagen Sie uns, welche Perspektive Ihnen fehlt. Hier haben Sie die Möglichkeit das zu adressieren. Das ist ein Debattenbeitrag. You‘re welcome!

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Eine kleine Korrektur kann ich dennoch nicht lassen. Sie schreiben 60% der Opfer schwerer Gewalt seien Frauen.
Wenn der Tatbestand der Vergewaltigung in der Rechnung ausgeklammert wird (was Sinn macht, denn Vergewaltigung von Männern existiert laut Schweizer Strafgesetz nicht, daher ist die Anzahl der männlichen Opfer in der Kriminalstatistik 0) sind 75% der Opfer von schwerer Gewalt männlich.

(Die genauen Zahlen wären 58.5% und 73.3%)

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Nein. Vergewaltigungen sollte man nicht aus dieser Statistik ausschliessen und ja, der Tatbestand der Vergewaltigung ist zu eng gefasst. Wäre er breiter, wären die Zahl noch viel höher.

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