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Dass in der Aufzählung die zwei Rollen der „eisernen Lady“ und der „Landesmutter“ auftauchen, überrascht mich leider überhaupt nicht. Journalist*innen reproduzieren letztlich auch nur vorherrschende Geschlechterbilder, die sich über Jahrhunderte in unsere Köpfe eingeschrieben haben.
Die „eiserne Lady“ spielt nicht nur an Thatcher an, die diesen Titel erst prägte.
Letztlich geht es dabei auch um Zuschreibungen, wie Frauen zu sein haben und wie viele Gefühle sie zeigen dürfen.
Und die „eisernen Ladies“ zeigen offensichtlich zu wenige Gefühle, sind unterkühlt etc.
Diese Körper- und Gefühlswärme wurde übrigens jahrhundertelang in der Medizin debattiert, schließlich sollte herausgefunden werden, was Männer und Frauen unterscheide. Während Galen noch davon ausging, Frauen seien schlicht invertierte Männer, deren Körperhitze zu kalt sei, als dass ihre Genitalien nach außen gestülpt würden und sie so letztlich invertierte Männer seien, galten spätestens im 19. Jahrhundert gefühlskalte Frauen als „frigide“ (nicht erstrebenswerte Eigenschaft, die Frauen unnahbar machte und sie letztlich an frigidität litten, also krank waren).
Zeigten sie zu viele Gefühle, wurden sie andererseits gleich „hysterisch“, was im späten 19. Jahrhundert eine weit verbreitete „Frauenkrankheit“ darstellte und Frauen wurden oft gegen ihren Willen in die Psychiatrie eingewiesen.
Das richtige Mass an Gefühlen war entscheidend, aber wie schon historisch die Grenzen zwischen „frigide“ und „hysterisch“ sehr nah beieinander lagen, scheint es heute immernoch ähnlich zu sein.
Tja und die „Landesmutter“ hat natürlich genau die richtigen Gefühle, wohlportioniert, aber eben, mütterlich. Eine für Frauen bekannte Rolle zwinker. nicht.
Es scheint für Frauen in (und hier jetzt beliebige Felder einsetzen, in denen sie lange unterrepräsentiert waren, gilt nicht nur für die Politik) immernoch auf diese alten (medizinisch begründeten) Stereotype zurückgegriffen zu werden, da die Range an zulässigen Gefühlen und Handeln für Frauen erst erweitert werden muss. Also, Go Journis und erweitert diese Range, dann werden wir auch die alten Kamellen los :)

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Das richtige Mass an Gefühlen ist dasjenige, das sich einzig an den Wünschen der Männer = Muttersöhne orientiert. Darum kann eine emanzipierte Frau nur verlieren.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke Sarah für die spannende Ergänzung. 🙏🏽

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Matthias Scheurer
Rentner
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Mittelmäßige, sprachlich nicht sehr versierte Männer schreiben über Frauen, die ihnen vermutlich sowohl intellektuell als auch emotional überlegen sind - was kann da anderes rauskommen als (sexistischer) Quatsch. Traurig, traurig!

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"und auch die Republik hat sich einige Male bei den Bundes­rätinnen-Klischees bedient." Wann? Wo? Von wem?

Kürzlich erst, wos schon im Teaser hiess: "Land schlägt Stadt, Gmögigkeit schlägt Erfahrung", gefolgt vom Gejammer über die gmögige "Schwarznasen­schaf­halterin Baume-Schneider" auf dem Dorfe im kleinen Kanton Jura. Und der "ehrfürchtig" "mächtigsten" KKS. https://www.republik.ch/2022/12/08/…hen-nuetzt

Der Autor dieses Artikels wiederholt beim Porträt über Sommaruga ohne mit der Wimper zu zucken
Etiketten wie "Eisprinzessin" oder "Sphinx" gegenüber der Leuthard "unver­krampft und charmant" erscheint. (Mit dem "Ölbaron" wünscht sich selbst dieser die "Eisprinzessin" zurück.) https://www.republik.ch/2022/05/30/…-labyrinth

Und "warum reduzieren wir Menschen immer wieder auf ihre Herkunft, darauf, dass sie Städter, Bauern, Frauen, Ivorer, Albaner oder Zürcher sind? Die Antwort ist simpel: weil es einfacher ist. Es ist wesentlich einfacher, Eva Herzog als unfreundliche Baslerin und Elisabeth Baume-Schneider als gmögige Jurassierin zu etikettieren, als zu untersuchen, was sie bisher geleistet haben und vor allem: welche Haltungen sie zu aktuellen Problemen einnehmen. Dazu wäre eine vertiefte Analyse nötig. Dafür haben viele Medien weder die Zeit noch die Fachleute. Wie der Betrunkene suchen sie deshalb lieber unter der Strassenlaterne. Dazu kommt: Analysen klicken schlecht im Internet. Im Gegensatz zur Honigkuchenpferd-Schlagzeile der NZZ oder dem gefühligen Gejammer über fehlende Städter im Bundesrat." https://www.matthiaszehnder.ch/woch…dentitaet/

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Zum SiSo-Porträt: Die „Eisprinzessin“ habe ich eindeutig als sexistisch deklariert und erwähnt, um zu zeigen, in welche Ecke sie gestellt wird.

Die „Sphinx“ bezog sich auf ihre politische Arbeit in der Verwaltung + im Parlament. Als Journalist ist es meine Aufgabe, diese zu hinterfragen und auch die Kritik wiederzugeben. Ausserdem sehe ich nicht, wieso diese Zuschreibung sexistisch sein soll.

Oder habe ich da etwas übersehen?

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Lese ich richtig? Sie kolportieren den Übernamen "Sphinx" für Frau Sommaruga, ohne ihn kritisch reflektiert zu haben, so dass Sie auch nicht erkannten, dass der Ausdruck in einer langen unübersehbar sexistischen und misogynen Traditionslinie steht? Damit praktizieren Sie eine "Politikjournaille" wie die BaZ, die damals titelte: "Die Eiserne Lady, die Sphinx". Der Teaser: "Korrekt bis in die Zehenspitzen und unspektakulär bis an die Schmerzgrenze: Wer ist eigentlich FDP-Fraktionschefin Gabi H.?" https://www.bazonline.ch/die-eisern…2118515191

Der Kulturwissenschaftler Heiner Weidmann schreibt in "Die doppelte Salome. Zur Konstruktion der Femme fatale": "Die Sphinx, das ist jetzt die Frau als Rätsel, das "Rätsel Weib", das Rätsel "Weib"". Die "Sphinx" ist also eine Abwandlung "des offenbar unausrottbaren Klischees von den Frauen als dem rätselhaften Geschlecht".

Die Sphinx steht damit in einer Reihe von Figuren wie Medusa, Eva, Judith, Delila, Salome, der Femme fatale oder dem Vamp, wie die Ausstellung "Geschlechterkampf!" im Frankfurter Städel 2016 nachzeichnete: "vielleicht lässt es sich sogar als Denunziation verstehen, dass ausgerechnet zu einer Zeit, als die Frauenbewegung ihre Rechte immer unnachgiebiger einforderte, in der Kunst die mythischen und biblischen Verführerinnen fetischisiert wurden, lauter männermordende Monster, Sphinxen und Evas, Judiths, Delilas, Salomes. Als habe man nach Belegen dafür gesucht, dass die Macht in den Händen der Frauen auf jeden Fall missbraucht werden würde." https://www.zeit.de/2016/39/geschle…r-sexismus

Aktuell geht die Hamburger Kunsthalle mit der Ausstellung "Femme fatale. Blick – Macht – Gender" diesem Typus nach: "Die Frau wirkt hier nicht nur verführerisch, sondern auch geheimnisvoll. Den Inbegriff der Unergründlichkeit stellt die Sphinx dar, die zugleich als Raubtier und schöne Frau erscheint." https://www.welt.de/regionales/hamb…aende.html

Ein NZZ-Autor sagt dazu: "Und deshalb brauchen wir sie heute mehr denn je". https://www.nzz.ch/feuilleton/femme…ld.1717035

Fazit: Ja, "Sphinx" ist seit der Antike ein misogynes Klischee und eine sexistische Zuschreibung.

Und nebenbei: Kritik wiedergeben und diese hinterfragen ist etwas anderes als Polemik und Klischees unkritisch wiederzugeben.

Es scheint mir auch widersprüchlich einerseits zu kritisieren, "Seit jeher kommen­tieren Journalisten und Politiker Sommarugas körperliche Statur, ihr Auf­treten, …", und andererseits selbst zu schreiben "In ihrem Auftreten und in ihrer Art zu politisieren könnten sie aber unter­schiedlicher nicht sein" (um dann der "rätselhaften" "Eisprinzessin" der nicht minder klischierten "unver­krampften und charmanten", sprich "gmögigen" "Super-Doris" entgegenzustellen).

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Eine entlarvende Sammlung - sowohl zum Sexismus als auch dazu, wie Journalismus oft funktioniert. Es wird mit Klischees hantiert. Wenn diese dann auch noch derartig sexistisch reduziert werden, wird es richtig grausig.

Wie andere im Dialog schon bemerkt haben, ist selbst die Republik nicht ganz gegen solche Narrative gefeit. Ich habe Analysen der politischen Leistungen der ab- und antretenden Bundesräte sowie der unterlegenen Kandidaten vermisst.

Ein Beispiel: Sie, Herr Bülle, zitieren Rudolf Strahm zu Sommaruga:

„In der Gesamt­heit habe sie so aber im Justiz­departement ein beachtliches Reform­werk im Zivilrecht hinterlassen.“
https://www.republik.ch/2022/05/30/…-labyrinth

Welche Reformen das waren und wie sie zu gewichten sind, das hätte mich interessiert. Sie porträtieren Sommaruga im Artikel als Pragmatikerin, die im Hintergrund mit unermüdlicher Arbeit einiges erreicht hat. Aber was? Das wird für mich nicht fassbar.
Dass wir auch in der Republik nichts über die Politikerin Baume-Schneider erfahren haben, darauf wurde ja schon verschiedentlich hingewiesen. Aber das kann ja noch kommen.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke für die Ergänzung.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Im Porträt stand die Klima- und Umweltpolitik von SiSo im Fokus, darum habe ich ihre Reformen im EDJ nicht mehr ausführlich gewürdigt.

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Michael Rüegg
Freier Autor
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Tolle Sammlung. Erinnert an Angela Merkels Verwandlung zu Mutti, die unter anderem getriggert wurde durch ihr Kleid, dass sie 2008 zur Eröffnung der Oper Oslo trug. Sonst in strengen Hosenkostümen, zeigte sie dort im ausladenen Dekolleté ihren voluminösen Balkon. Da erkannte Deutschland plötzlich die Frau in ihr, und zwar sie fraulichste aller Frauen: die Mutter.

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"ihren voluminösen Balkon"???

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Danke, Frau I. für Ihre Reaktion.
Herr Rüegg, ????

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und was wäre, lieber Herr Rüegg, wenn wir uns zur Abwechslung den entsprechenden Merkmalen der gewählten Männern zuwendeten? Uiuiui.....

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Uuuh, ein fettes Kontextnäpfchen, Herr Rüegg! Gut gelacht.

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So viele Landesmütter im Bundesrat! Wo bleiben denn die Landesväter? Um nicht falsch verstanden zu werden: Nicht, dass ich nach dem einen oder andern ein Bedürfnis hätte…

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Der Artikel weist auf die immer wieder verwendeten Klischees hin und ermöglicht so die Reflexion darüber. Finde ich gut. Danke.

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Hinweis an die Grafik: Ich weiss nicht, worauf ihr das Magazin schaut, aber der Farbkontrast macht den Text auf der Front unleserlich. Noch schlimmer ist es für Sehbehinderte, selbst wenn sie Bedienungshilfen benutzen.

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Dank an die Grafik für den Farbwechsel!

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Nachdem nun mit Karin K.-Sutter die Rolle der eisernen Lady im Bundesrat schon besetzt ist, dreht sich das frauenfeindliche Karussel munter weiter (blick.ch heute): Elisabeth Baume-Schneider sei eben nicht nur "lustig", sondern auch "listig". Also aufgepasst. Sonst landet zumindest ein Teil des Bundesrates bald im Knusperhäuschen. Worauf dann die Hexenjagd begonnen werden kann.

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Sexistische Etikettierung von Politikerinnen ist unerträglich, einverstanden. Dass die Republik sich immer wieder zur Richterin über Missstände aufschwingt, selbst aber in die Kerbe der "gmögigen Schwarznasenschafhalterin Baume-Schneider" hineingehauen und die neue Bundesrätin als Spielball bürgerlicher Interessen abgewertet hat, ist bedenklich.

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Wo ist denn unser Landesvater? Wurden bei Männern auch Adjektive gebraucht und was sind ihre Kommentare dazu? Ich erwarte, dass Journalistinnen und Journalisten in Zukunft kreativer mit der Beschreibung der Mitgliedern von politischen- oder auch Wirtschaftsgremien umgehen. Und ja, es graut mir!

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Etwas Bemerkenswertes haben Sie noch vergessen:
«Baume-Schneider ist eine Kampfmaschine» - „Warum wurde Baume-Schneider unterschätzt? Was ist ihr Erfolgsgeheimnis? Und was kommt mit ihr auf die Schweiz zu? Journalistin Lise Bailat kennt die Jurassierin bestens, hier gibt sie Antworten.“
„Der Bund“, 07. Dezember 2022

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Ich ärgere mich immer wieder über diesen schnöden Sexismus, der jemensch schreiben darf. Oder muss? Wenn dem so ist, erwarte ich Verweigerung, denn so nicht Politik fokusiert, widerspricht jeglicher Ethik.

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Landesmutter, Landesvater. Mich erinnern diese Ausdrücke an ein Mindset der 50igern. Können wir uns nicht endlich freimachen von jeglicher Etikettierung und uns auf das Wesentliche, nämlich die politischen Qualitäten, zu konzentrieren. Letztlich sind diese doch entscheidend für unsere Zukunft und es wird egal sein, ob die Mitglieder des Bundesrats weiblich, männlich, gross, klein, witzig, listig, lustig, schlau, oder gar mütterlich waren. Einzig auf die Kompetenz und die Weitsichtigkeit kommt es an. Artikel mit angedichteten oder reellen Charakterzüge zu schreiben sind eines Journalisten unwürdig und blosse Platzhalter für bessere und fundierte Beiträge. Diese jedoch können natürlich nicht einfach aus den Fingern gesogen werden.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Das sehe ich etwas anders. Politiker:innen sind eben nicht nur Technokraten, sondern auch Menschen – mit Charakterzügen, die im politischen Geschäft eine Rolle spielen. Gerade zum Beispiel Humor, Zugänglichkeit, Empathie etc... sind Eigenschaften, die im politischen Alltag sehr viel wert sind. Wo ich einig bin: All diese Züge kann man auch beschreiben, ohne in die Klischees-Schachtel greifen zu müssen.

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als Teilnehmende
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Guten Tag Frau Preis
Da haben Sie genau das geschrieben was ich auch unterstütze. Nur gelingt es mir nicht immer. Ich tappe manchmal auch in
die Falle des Bewertens der Person. Schönen Tag wünsche ich Ihnen.
A. S.

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Journalisten&Innen müssen Geschichten erzählen. Eine emotionsschwangere Story muss her. Eisprinzessinnen, metallene Charaktere oder umsorgende Landesmütter am Herd passen dazu eher als das Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien (Mantelerlass), das den nötigen Ausbau und damit die Dekarbonisierung und Elektrifizierung der Wirtschaft und Gesellschaft erst möglich macht und das nach vielen Sitzungstagen in der Kommission und schlussendlich in der Herbstsession einstimmig im Ständerat angenommen wird. Dank einer Prinzessin auf der Erbse, äh auf dem schmelzenden Gletscher. Die Spannungsgeneratoren für Emotionen laufen in den Newsräumen synchron, oft auch resonanzkatastrophal und ihre Funkenregen springen mit Cruella oder eisernen Frauen leichter zum Konsumenten und zurück.

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? - was genau wollen Sie sagen?

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Beobachter
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Und das alles von der schreibenden Zunft, und viele Leser(innen) machen es zum Tagesgespräch.
Damit ein schönes Wochenende!

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als Teilnehmende
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Mir passt der Ausdruck " wie ein Fels in der Brandung" besser. Ich empfehle auch die Beharrlichkeit als Positivum für Frau und Mann. Was wir unseren Politikerinnen für Eigenschaften anhängen ist sinngemäss zu verstehen. Ob sich das wohl alle immer bewusst sind sei dahin gestellt.

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als Teilnehmende
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Ein Ausdruck wird aus seinem ursprünglichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen. Also eine Metapher.

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Lieber „eisern“ als „eisig“. Lady? Ganz ok.

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