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Lieber Herr Stahel, danke für diesen Beitrag, der das Bewusstsein zur Erfindung und Entwicklung der Photographie schärft. Ich muss Ihnen leider zustimmen, dass der Umgang mit komplexen Bildinhalten heute einen schweren Stand hat.
Natürlich kann ich Ihnen als langjähriger Kurator nichts neues zur Photographie erzählen – ich bin lediglich eine Studentin der Photographie. Doch ich möchte gerne meine persönlichen Erfahrungen und Gedanken mit den LeserInnen teilen, da einige Ansichten immer noch veraltet zu sein scheinen.

Die Photographie ist heute das Kommunikationsmedium, wir leben in einer stetigen Bilderflut. Der Beruf des Photographen, der Photographin ist keinesfalls tot – ich würde sagen, dass er sich bloss stetig verändert und sich seit der Digitalisierung neu definieren muss. Die Frage zur Bedeutung der Photographie und die des Berufes stell ich mir im Alltag oft genug. Doch vielleicht sollte ich an dieser Stelle den Begriff der Photographie (aus altgriechisch φωτός photós 'Licht' und γράφειν graphein 'schreiben', malen', 'zeichnen', also "zeichnen mit Licht") hervorheben.

Die Photographie muss längst nicht mehr die Realität "das was ist" abbilden, die Digitalisierung hat die Photographie von diesem Anspruch befreit, was uns als PhotographInnen wiederum eine enorme Freiheit erteilt. Ein photographisches Bild muss auch nicht zwingend mit einer Kamera entstehen, sondern kann von Grund auf digital generiert werden und mit dem heutigen Stand der Technik "wie echt" aussehen. Trotzdem sind Licht, Komposition und Perspektive von tragender Bedeutung. Das echte und das artifizielle Bild sind heute kaum mehr zu unterscheiden.

Als Photograph oder Photographin ist es wichtig ein Bewusstsein für die verschiedenen technischen Möglichkeiten zu entwickeln und einen Weg zu finden diese richtig anzuwenden. Es wäre falsch das Analoge (welches keineswegs verschwunden ist) und das Digitale gegeneinander auszuspielen. Es muss ein Umdenken stattfinden, was Photographie ist und sein kann – die Erwartungshaltung, eine gerahmte schwarz-weiss Photographie in einem Photomuseum zu sehen, ist überkommen.

Ich teile gerne das Forschungsprojekt Augmented Photography der écal (Ecole cantonale d’art de Lausanne), welches sich der Frage zum Umgang der Photographie und deren Veränderung in der digitalisierten Welt stellt. Link

Oder die Ausstellung Back to the Future, die sich der Auseinandersetzung zeitgenössischer KünstlerInnen mit Techniken und Methoden aus der Pionierzeit der Photographie widmet. Link

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Ob analog oder digital, ob mit Farbe gepinselt, mit Licht gezeichnet oder elektronisch imaginiert : Worauf es ankommt, ist nicht das Einfangen eines Objekts, sondern das Beleben von Gerät und Material. Magie der Bildherstellung: Sie muss mit jeder neuen Technologie auch wieder neu gelernt werden. Drum Mut zum Forschen und Experimentieren.

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Lieber Herr Stahel
Ich sehe die Photographie heute wie ein Fluss von Bildern, welche an uns vorbeifließen, sich häufig wiederholen und die wir kurz wahrnehmen bevor wir sie wieder vergessen. In diesem Fluss aber, schwimmen die Bilder die uns prägen. Das Bild von der brennenden Notre Dame, zum Beispiel, welches perfekt komponiert und belichtet wurde und dessen Farben die Stimmung des Momentes richtig darstellen. Ich glaube, dass die richtige Photographie sich nicht so sehr verändert hat, sie ist nur von einem Brei umgeben, den man lernen muss wegzufiltern. Vielen Dank für den schönen Text.

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Lieber Herr Stahel

besser kann man die fortschreitende Bedeutungslosigkeit der heutigen "Fotokultur" nicht beschreiben. Die Oberflächlichkeit und der Mangel an fehlendem Inhalt verhält sich umgekehrt proportional zu der steigenden Flut an digitalen Bildern, sprich Daten, welche irgendwo auf der Welt in Serverfarmen gespeichert werden. Und dies nur um die Bedeutungslosigkeit festzuhalten. Dabei geht ganz vergessen, oder man ist ist sich dessen nicht bewusst, dass diese Serverfarmen eine riesige Belastung für die Umwelt darstellen. Der Strombedarf ist enorm.
Klar gibt es heute immer noch, zum Glück, unzählige Fotoenthusiasten, welche sich intensiv mit dem Thema "Fotografie" auseinandersetzen. Deshalb stimm ich meinem "Vorschreiber", Herrn Klee, zu, dass die Fotografie, welche prägende Bilder hervorbringt, immer noch existiert. Nur ist leider die Menge an Schrottbildern ins Unermessliche gewachsen.

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Bravo, lieber Urs. Du bringst es auf den Punkt. Der technische Fortschritt bringt, wie immer, eine Veränderung der Lebensgefühle und Existenz mit sich - bei der Fotografie unter dem Strich eine negative, sage ich als Laie - aber ich bin mit einer Fotografin verheiratet...

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Sehr geehrter Herr Stahel

Danke für die Kolumne und Sie haben wohl recht. Als begeisterter Hobbyfotograf seit Jahrzehnten habe ich die eine oder andere technische aber auch fotografische Entwicklung auch durchgemacht. Einiges lernte ich schätzen, anderes nicht. Mein fotografischer Stil habe ich seit Jahren gefunden: Fotografie als Prozess zwischen meinem Innen und meinem Aussen.
Und Fotografie heute zeigt mit wenigen Ausnahmen ebenfalls sehr deutlich, dass wir mit der (technischen) Welt um uns herum überfordert sind. Schärfe und Farben werden als einziges Kriterium in der Fotografie gehandelt, die Bildgestaltung und andere Kriterien bleiben auf der Strecke. Schade. Und doch bleibt Fotografie für mich ein persönlicher, inniger Prozess. Bei jedem Bild wieder von neuem.

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Je grösser die Flut an Schrott-Bildern, desto mehr schätze ich die Aufnahmen eines guten Fotografen - für mich am liebsten analog und schwarz-weiss.

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Niépce hat seine Platte eher mit Lavendelöl "entwickelt" als "fixiert". Dabei wurde ja lediglich die weich gebliebenen, unbelichteten Asphaltanteile mit Lavendelöl ausgewaschen. Eine eigentliche Fixierung war bei diesem Verfahren noch kein Thema. Und Fenton verwendete kaum nasse Aspahltplatten im Krimkrieg. Da handelte es sich sicherlich um die Kollodium-Nassplatte. Diese wird im nassen Zustand belichtet. Ein nasses Aspahltverfahren existiert meines Wissens nicht. Ich hoffe, das wirkt jetzt nicht "schulmeisterlich" - aber eine gewisse Genaugigkeit ist m.E. in der Beschreibung dieser historischen Prozesse schon auch wichtig.

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Gratuliere zu Ihrem historischen Wissen. M.E. aber für das Thema und deren Aussage leider nicht relevant.

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Viele Menschen nehmen sich die Freiheit zu fotografieren, was und wie sie wollen. Ohne die alten Fach-Männer zu fragen bestimmen sie über das Niveau ihres Tuns.
Ist das Abendland wieder einmal in Gefahr? Oder bloss in Bewegung?

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