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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
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Lieber Daniel. Ich schätze Deine philosophischen Beiträge hier und an anderen Orten immer sehr. Aber diesmal - scheint mir - hast Du Dich verrannt.

Das Paradigma Impfskeptiker trifft sicher auf einige Mitglieder unserer Gesellschaft zu. Diversität, die zu fordern so modern ist, gibt es schon lange auch im Bereich der Wissenschaft, der Medizin, der Religionen etc. und Extremisten gibt es auch überall.

In meinem beruflichen und privaten Umfeld sehe ich diese zwar kaum. Ich sehe aber viele Leute, die eine kritische Haltung bewahrt haben und die - wie auch ich selbst - sehr sensibel auf Machtstrukturen reagieren. Skepsis ist ja bisher eine Zierde der Wissenschaft gewesen, die gerade vom Z. und von der Debatte lebt. Wie käme sonst Fortschritt zustande?

Es ist Tatsache, dass der Beobachtungszeitraum im Vergleich zu anderen Errungenschaften der Medizin noch ausgesprochen klein ist und eine Erfahrung, dass schon viele medizinische Neuigkeiten propagiert wurden, von denen sich einige bewährt und als grosse Hilfe herausgestellt haben und andere sang- und klanglos wieder verschwunden sind.

Die Beobachtung, dass viele Hoffnungen wie "Herdenimmunität" und neuerdings auch die Dauer des Impfschutzes sich nicht erfüllen, erstaunt mich als alten Praktiker nicht. Aber in Zusammenhang mit dem hohen Druck und der dogmatischen Präsentation der Maxime eine möglichst grosse Zahl von Menschen aller Alter zu impfen, und dann auch noch der aggressiven Propaganda gegen alle die verschiedene skeptische Meinungen vertreten, das dauernde nachbeten des Dogmas "aber die Impfung ist das wichtigste", das führt bei Menschen die selbständig denken wollen und dazu auch fähig sind (weder gekränkt noch abergläubisch, sondern die Literatur lesen, vergleichen und alle Informationen vorerst unvoreingenommen werten) dazu, dass sie Diskriminierung und Abwertung erleben.

Die Experten, als erster Ackermann an einer Medienkonferenz im Dezember 2020, haben schon lange erkannt, dass Covid endemisch bleiben wird. Trotzdem wird immer wieder mit Bezug auf die Wissenschaft Propaganda gemacht, wie "dass wir die Pandemie los werden" oder "zur Normalität zurück kehren können".

Ich formuliere hier nur eine Hypothese, die den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen durchaus folgt und auch die neuesten Studien über Wirkung von Impfung und durchgemachter Covid berücksichtigt. Da ich nicht dogmatisch denke und mich nicht als Prophet fühle, nenne ich sie Hypothese, die der Überprüfung bedarf, wissenschaftlich, wie von Dir beschrieben. Trotzdem finde ich es nichts als recht, sie ernst zu nehmen und nicht einfach, wie es mir immer wieder passiert, mit der Diagnose "Skeptiker" gleich zu verwerfen.

Es könnte durchaus sein, dass langfristig die Immunität durch die Infektion auf natürlichem Weg zum insgesamt erträglichsten Umgang mit Covid führen wird.
Die Krankheitslast ist unter den Altersgruppen sehr unterschiedlich verteilt. Bei den Kindern weniger als eine Grippe (aus https://www.paediatrieschweiz.ch).
Geimpfte können durchaus angesteckt werden und Covid weiter geben, in den ersten Tagen mit gleicher Viruslast wie Umgeimpfte. Da sie oft asymtomatisch bleiben, merken sie gar nichts davon und lassen sich entsprechend kaum testen und bleiben auch nicht zuhause (Quellen BAG Zahlen und Situationsberichte der Swiss National Covid-19 Science Task Force).
etc.

Nun die Hypothese: Könnte es nicht zielführender sein, über 40 jährigen die Impfung dringend zu empfehlen und unter 30 jährigen eher abzuraten, um einen natürlichen Schutz aufzubauen, der die Pandemie langfristig nachhaltiger zum Erliegen bringt.

Noch ein letztes was mich sehr besorgt. Gerade die Linke, die immer vor dem Überwachungsstaat gewarnt hat, wird jetzt nicht müde, staatliche Kontrolle zu fordern.

Ist vielleicht weniger die Kränkung vorherrschend als die Mechanismen der Angstabwehr durch Fixierung auf Sicherheit vorgebende Dogmen - auf beiden Seiten?

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Ich habe aus meiner ärztlichen Erfahrung mindestens zwei Einwände zu Ihren Überlegungen:

  1. Ich finde es grundsätzlich falsch, ein sog. „kritisches Denken“ oder eine sog. „kritische“ Einstellung nur den Impfskeptikern zu attestieren. Man kann nämlich auch auf Grund einer kritischen Durchsicht relevanter medizinischer und epidemiologischer Erkenntnisse aus der Pandemie zum kritischen Urteil kommen, dass die Impfung sinnvoll und angezeigt ist.

  2. Eine Infektion als „natürlich“ und eine Impfung als „unnatürlich“ zu bezeichnen, ist zwar gang und gäbe, ist aber wissenschaftlich kaum haltbar und kann im Zusammenhang mit Covid-19 durchaus zynisch wirken. Die oft verheerenden Folgen einer Covid-19 Infektion stehen in keinem Verhältnis zu den wenigen schweren Nebenwirkungen der Impfung.

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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
·

Danke. Mit Punkt 1 völlig einverstanden. Kritisch heisst offen und auch bereit, sich überzeugen zu lassen.
"Natürlich" meine ich so, wie es in der Medizin gebraucht wird. Sagen Sie mir ein besseres Wort. Wertend meine ich es keinesfalls. Ausserhalb der Medizin - bin ich mit Ihnen einig - wird der Begriff mit allen möglichen Bedeutungen überladen.

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@Thomas Gallmann: Natürlich macht es Sinn Hypothesen wie Ihre zu prüfen. Dabei handelt es sich aber um zwei Hypothesen: a) dass die Pandemie mittels "natürlichem" Schutz (nämlich eine Viruserkrankung durchzumachen, deren Folgen wir nicht genau kennen) langfristig nachhaltiger bekämpft werden kann. b) Dass die Impfung der über 40 Jährigen reicht, um ein Überlasten des Gesundheitssystems zu vermeiden und die Pandemie innerhalb nützlicher Frist loszuwerden.
Leider lassen sich beide Fragestellungen nicht einfach "aus dem Lehrbuch" beantworten. Wissenschaftlich bedeutet für mich: Methodisches Vorgehen, bekanntes Wissen und praktische Erfahrungen einbeziehen, Dinge hinterfragen, Abwägen etc.

Im Artikel von Strassberger geht es aus meiner Sicht aber um etwas ganz Anderes: wie kommt jemand dazu sich ein Weltbild aufzubauen, im welchem eine Impfung per se etwas "Verdammenswertes" ist, das unbedingt verhindert werden muss.

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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
·

Danke. Einverstanden. Was ich zeigen möchte, ist der Unterschied zwischen den wenigen die per se gegen Impfungen sind (Masern Impfquote in der Schweiz bei kleinen Kinder über 95%) und denen, die aus anderen Gründen - die sehr vielseitig sind - sich noch nicht zur Impfung entschlossen haben.
Zur Überlastung des Gesundheitssystems: Das hängt sehr mit der Frage zusammen, wie eine allgemeine Immunität aufgebaut werden kann. Für die Impfstrategie spricht, dass sie schneller funktioniert als die natürliche Ausbreitung, dagegen, dass die Impfung die Übertragung nur weniger reduziert, wobei hier die Datenlage was die reale Situation betrifft immer noch sehr schwach ist. Wenn man noch mit neuen Mutationen rechnen will, wird es nochmals komplizierter.

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Ich kann den NDR Corona-Update Podcast empfehlen, einige der Punkte die Sie nennen werden dort gut erklärt.

Abgesehen davon, als unter 30-jährige bin ich etwas irritiert von ihrer Förderung, alle jungen Menschen nicht zu impfen. Auch für junge Menschen kann Covid gefährlich sein (und ja ich kenne auch welche in meinem Umfeld), und ich finde nicht dass sobald eine Impfung zugelassen ist sie bestimmten Altersgruppe verwehrt werden sollte, das fände ich zutiefst unethisch.

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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
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· editiert

Dass sie meine Überlegungen als "Forderung" und "verwehren" verstehen und entsprechend bekämpfen, zeigt genau das Problem der Polarisierung auf: Dass fixierte Meinungen verhindern, andere überhaupt wahrzunehmen. (Ich kann Sie beruhigen. Ich habe schon zigtausende von Impfungen verabreicht und auch schon selbst Jugendliche - die das wünschten - gegen SARS CoV-2 geimpft.)

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Kurt Steuble
thinkabout.ch
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Wie schlagend das Argument der Sicherheit ist, wissen Behörden und Politik auch bestens aus dem Diskurs über die Abwehr der Terrorgefahr. Auch dort wird gerne eine vorhandene oder schürbare Angst diffus wach gehalten, um entsprechende Massnahmen zu rechtfertigen.

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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
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Danke. Was mich hier noch sehr beschäftigt ist der Unterschied: Während die linken Kräfte bei der Terrorgefahr darauf hinweisen, dass mit der Angst staatliche Kontrollmassnahmen legitimiert werden, sind sie hier zum grossen Teil auf Seite der Panik und rufen nach Kontrolle.

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Und zusätzlich noch das Phänomen des False Balancing, wonach in den Medien fast gleich viel Platz und Energie für wissenschaftlich fundierte (also von 95% der Spezialisten anerkannte) Informationen wie für Schwurblertheorien aufgewendet wird.
Dies sollte endlich aufhören, denn sonst hört es nie auf:”Ich habe irgendwo gelesen/gehört, dass..”. “Die Studie x zeigt ganz andere Zahlen...” usw. Dies eben gerade weil wissenschaftliches Denken schwieriger zu erklären ist. Die eine simple Antwort liest sich besser.

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Absolut einverstanden. Ergänzend möchte ich noch auf den Bestätigungsfehler (confirmation bias) hinweisen dem wir alle mehr oder weniger unterworfen sind: Zu oft lassen wir nur jene Informationen an uns heran welche die bereits gefestigten Ansichten weiter bestätigen. Die (a)sozialen Medien mit ihren Echokammern spielen dabei eine wichtige, wenn auch sehr negative Rolle.

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«In der Argumentation der Impf­gegnerinnen und der Impf­skeptiker mischen sich merkwürdiger­weise blinde Wissenschafts­gläubigkeit mit wütender Wissenschafts­skepsis», schreibt Daniel Strassberg. Ich glaube, das Merkwürdige ist weit verbreitet: «wütende Wissenschaftsleugnung» (ich würde es nicht «Skepsis» nennen, denn gute Wissenschaft ist immer skeptisch; was die Wissenschaftsleugner*innen tun, ist gerade nicht skeptisch) und «blinde Wissenschafts­gläubigkeit» sind zwei Seiten einer Medaille. Das Leugnen von Wissenschaft funktioniert vor der Folie eines naiven Szientismus, demzufolge alles, was «die Wissenschaft» sagt, wahr ist – so dass jede Widersprüchlichkeit dazu dient zu sagen: «Ist alles Quatsch!» Weiß man dagegen, dass wissenschaftliches Wissen immer höchstens die gerade bestmögliche Annäherung an die Wahrheit sein kann, kann man auch mit Erklärungslücken und Widersprüchen leben, ohne gleich alles abzulehnen.
Ich betrachte deshalb auch die Wissenschaftsgläubigkeit vieler Impfbefürworter:innen (oder, auf anderem Gebiet, vieler Klimabewegter) mit Unbehagen.
Wenn wir unterscheiden zwischen Skepsis (einer urwissenschaftlichen Haltung, Wahrnehmungen infrage zu stellen und zu überprüfen) und «Skepsis» (der Ablehnung von allem, was einem nicht in den Kram passt), dann glaube ich, dass eine gute Portion Wissenschafts­skepsis das beste Antidot ist gegen «Wissenschafts­skepsis».

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Wissenschaft ist für mich keine Glaubensfrage, sondern das Ergebnis einer sorgfältigen und durchaus kritischen Beurteilung ihrer (immer vorläufigen) Erkenntnisse. Auf Grund dieser kritischen Beurteilung finde ich die Impfung gegen Covid-19 sinnvoll und notwendig.
Ihnen scheint die sog. „Wissenschaftsgläubigkeit“ der Klimabewegten Unbehagen zu verursachen. Mir verursachen die weltweiten Erkenntnisse zum drohenden ökologischen Kollaps von x-tausernd Wissenschaftern, die zu über 99% zu denselben Ergebnissen kommen, viel mehr Unbehagen – wobei Unbehagen ein zu milder Ausdruck ist.

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völlig einverstanden: Natürlich bereiten auch mir die Erkenntnisse des IPCC sehr viel mehr Unbehagen, und ich bin ja selber klimapolitisch aktiv (Gletscher-Initiative) und arbeite da sehr wissenschaftsbasiert.
Aber weil ich überzeugt bin, dass Wissenschaft ein intrinsisch skeptisches Unterfangen ist und sein muss, gibt es da eben auch dieses Unbehagen. Kommt hinzu, dass es ja ein sehr weites Feld an Klimawissenschaften gibt. Was die Klima-Naturwissenschaften angeht, die Ursachen der Klimakrise usw., ist der Konsens enorm breit; in sozialwissenschaftlichen und vor allem ökonomischen Disziplinen ist das schon ziemlich anders (ich habe sehr kritisch über den 3. Teil des letzten IPCC-Berichts geschrieben: https://www.woz.ch/1542/der-klimara…aoekonomie).
Diese Differenzierung ist wichtig, weil es «die» Wissenschaft nicht gibt (aber es gibt zu gewissen Fragen natürlich wissenschaftliche Gewissheiten, und diese anzuerkennen, gehört genau so zu einem kritischen Wissenschaftsverständnis!).
(PS: Von «Glaubensfrage» habe ich ja nichts gesagt!)

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THOMAS GALLMANN
Praxispädiater
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sehr gut gesagt

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Naturwissenschaftler
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· editiert

Interessante Gedanken. Es gibt in der Tat verschiedene Begriffe von Skepsis/Skeptizismus. Als philosophische Denkrichtung, soweit ich dies verstanden habe, erhebt der Skeptizismus eben gerade diesen unerfüllbaren Anspruch an "wahre" Erkenntnisse, deren Möglichkeit in der Folge verworfen werden muss. Dies ist konsistent mit der Haltung von heutigen "Skeptikerinnen", die ganz grundsätzliche Vorbehalte gegenüber der Wissenschaft vorbringen. Demgegenüber arbeiten die (Natur-)Wissenschaften mit Modellen, die anhand von Beobachtungen und experimentell gewonnenen Daten entwickelt und falsifiziert werden können. Es besteht kein Anspruch und auch keine Notwendigkeit, die gesamte Wirklichkeit (was auch immer das ist) abzubilden. Skepsis richtet sich in der wissenschaftlichen Praxis nicht gegen die Möglichkeit der Gewinnung von Erkenntnissen (denn sonst wäre man wohl nicht Wissenschaftler), sondern gegen konkrete Modelle und Erklärungen (vorrangig die eigenen) oder gegen pseudowissenschaftliche, religiöse, oder esoterische Auffassungen. Mehr dazu findet man auf Wikipedia.

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Zuschauerin, nur ein bisschen amüsiert
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Ich möchte Zeit vergehen lassen, bis etwas mich versichert, statt zu wissen zu glauben. Ich werde, wie andere, stigmatisiert, aber es ist genau das, wo ich mich sicher fühle. Ein Stigma führt zu gar nichts. Ist Dr Gallmann ein „Impfskeptiker“? Ist eine Impfskeptikerin zwangsläufig eine „Esoterikerin“? Was genau ist Skepsis in und gegenüber der Wissenschaft? Ist es so abwegig, skeptisch gegenüber dem neuesten Stand des Irrtums zu sein? Respekt, liebe Menschen. Geduld und Gelassenheit. Wie wäre das?

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Meiner Ansicht nach geht es nicht um blinden Glauben, sondern vielmehr um Vertrauen. Wenn ein Handwerker mir sagt, dies oder jenes müsse gemacht werden, damit die Heizung wieder funktioniert oder der Automechaniker sagt, dass die Reifen nun wirklich gewechselt werden müssen, dann "vertraue" ich diesen Fachleuten.
Warum einige einem unscharfen Video eines "Dr XY" mehr Vertrauen schenken wie einem guten Bekannten, der beruflich näher an der Sache ist und sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, ist mir ein Rätsel. Hören Sie denn diesen Leuten auch mal geduldig und gelassen zu!?

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Zuschauerin, nur ein bisschen amüsiert
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Sie treffen den Nagel auf den Kopf! Und: Ja, ich höre geduldig zu, egal, ob ich mag was wer mir sagen will.

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"Physiker"
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Genau. Wer allerdings öfters Handwerkerpfusch erlebt hat, oder gar Ingenieurpfusch, was immer wieder vorkommt, vertraut eben den Fachleuten nicht unbedingt. Vermutlich wiegen negative Erfahrungen psychologisch schwerer als positive, so dass Skepsis häufiger sein dürfte (und Vertrauen kleiner), als die Zahlen rechtfertigen.

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Als - relativ - junge Person kann ich grundsätzlich ihre Anliegen nachvollziehen, jedoch sind diese hier nicht angebracht. Jungen Menschen die gerne einfach wieder richtig zur Schule gehen und Freund:innen sehen wollen, nach dem sie bereits fast 2 Jahre eines extrem wichtigen Teils ihres Lebens verloren haben wollen nicht "Zeit vergehen lassen", und "Geduld und Gelassenheit haben"; Sie wollen wieder leben, nachdem sie 2 Jahre ihrer Jugend für das Wohl der älteren Generationen geopfert und ihre Bedürfnisse zurückgestellt haben.
In diesen Momenten ist es sehr schwierig nachhvollziehen zu können, wieso die Jungen hier nicht "Respekt" erhalten, obwohl man das Problem schneller beheben könnte. Und über eine sehr ähnliche Problematik mit Respekt wenn es z.B. um Klimaaktivismus geht müssen wir gar nicht erst zu sprechen kommen.
Diese Frustrationen können sehr schnell in Wut umschwanken. Man macht dann vielleicht die eine oder andere unüberlegte Aussage - Nicht ideal, aber nachvollziehbar.

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Zuschauerin, nur ein bisschen amüsiert
·
· editiert

Nun, junge Person, was denn wäre angebracht, den Skeptikerinnen gegenüber? Mit welcher Strategie holen Sie die meisten erfolgreich ins Boot? Ich für mich habe die oben beschriebene Erfahrung gemacht. Und als mich heute Nachmittag jemand rigoros ins selbe Loch schmiss wie das dumme Pack, das einfach nicht begreift (sinngemäss), meinen Sie, das habe mir gut getan und würde mich überzeugen, falls ich mit meinen Erkenntnisschranken auf keinen noch grüneren Zweig komme? Erzählen Sie von Ihren bewährten Mitteln. Sie sagen es sei schwierig, Wut durch Überlegung zu ersetzen. Das ist wahr. Ich sehe jedoch keinen besseren Weg.

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Kurt Steuble
thinkabout.ch
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Junger Freund - gut gesprochen!
Bitte einfach beachten, dass so mancher Mensch, welcher der Impfung kritisch gegenübersteht, damit nicht die Jungen zuhause halten will, sondern schlicht dafür plädiert, die Bedrohung anders einzuordnen. Es gibt wahrscheinlich unter den scheinbar so Renitenten ganz Viele, die Ihnen Ihre Freiheiten sofort geben würden.

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Geduld und Gelassenheit sind sicherlich gut und wichtig um kluge Entscheidungen zu treffen. In einem binären, entweder-oder Entscheidungsprozess läuft aber sehr langes «Abwarten und Abwägen » recht bald auf das gleiche hinaus, wie ein absichtliches Nichthandeln. Wenn Sie sich also von Ihren Mitmenschen weitere Geduld wünschen, wäre es hilfreich wenn Sie erklären könnten was Sie noch brauchen um eine Entscheidung treffen zu können. Ansonsten laufen Sie Gefahr, das Sie an Ihrer de facto Entscheidung zum Nichthandeln gemessen werden.

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" Ist es so abwegig, skeptisch gegenüber dem neuesten Stand des Irrtums zu sein? "

Genaugenommen stimmt der Begriff "neusten Stand des Irrtums" weil auch die beste Wissenschafft kann nicht vollständig und korrekt die Welt beschreiben und verstehen.

Aber so wie es hier eingesetzt ist, kommt es mir ziemlich arrogant vor.

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nein. es ist nicht abwegig. aber überall die gleiche dosis skeptik anzuwenden, egal wieviel unsicherheit noch fehlen würden zu den 100% sicherheit (welche es eh nicht gibt), das ist zumindest undifferenziert. arrogant empfinde ich eher skepsis, welche überall gleich selbstüberzeugt daherkommt, egal was sache ist.

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Zuschauerin, nur ein bisschen amüsiert
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Arroganter kommt es mir vor, zur "Normalität" zurückkehren zu wollen. Übrigens gabs grad gestern dazu einen sehr treffenden Essay von Charles Eisenstein. "Beyond Industrial Medicine".

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ronald wüthrich
schirmträger
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ihr wissenschaftsgläubigen, glaubt ja auch, dass die wissenschaft dort aufhört, wo nicht mehr gemessen, gewogen und gezählt werden kann. welch eingeschränkte weltsicht. soll ich Euch dafür bemitleiden?

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Im Gegenteil: Wo noch nicht gemessen, gewogen und gezählt werden kann, kann man neue Dinge herausfinden :-)

Wenn wir schon alles wüssten könnten wir kein Wissen schaffen. Natürlich weiss die Wissenschaft um ihre Grenzen, denn dort gräbt sie nach neuem Wissen.

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Danke bestens, ich kann mit Ihrem Mitleid gar wenig anfangen. Ich hoffe aber, und da werde auch ich unwissenschaftlich, dass die paar wenigen Esoterikschwurbler, die ich kenne und die ich als Menschen eigentlich mag, ihre Ignoranz nicht dereinst mit dem Leben bezahlen!

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ronald wüthrich
schirmträger
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alles was über das zähl- und wägbare hinausgeht, als "esoterikgeschwurbel" zu bezeichnen, scheintt mir doch aus einem sehr eingeschränkten weltbild heraus formuliert

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Wer immer den Begriff "Wissenschaftsgläubigkeit" verwendet, zeigt damit, dass er oder sie das Wesen der Wissenschaft nicht begriffen hat. Wissenschaft ist nichts, woran man glauben (oder nicht glauben) könnte - sie ist die Methode, vom Glauben zum Wissen zu gelangen. Selbstverständlich kann sie auch zu Fehlschlüssen führen, die dann aber stets wieder korrigierbar sind, da sie ja gerade nicht auf unverrückbaren Glaubenssätzen beruht, sondern ihre Ergebnisse selbst immer wieder in Frage stellt. Die sogenannte "Wissenschaftsgläubigkeit" ist deshalb ein Phantom, ein inhaltsleerer Begriff, der bloss mit dem Zweck erfunden wurde, die wissenschaftliche Arbeit zu diskreditieren.

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Advocatus diaboli
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· editiert

Danke für diesen interessanten Beitrag, Herr Strassberg. Doch bei den Schlussfolgerungen bin ich gar nicht bei Ihnen. Die ImpfgegnerInnen und -skeptikerInnen vertrauen eben nicht auf die eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen, sondern es ist gerade umgekehrt: sie empfinden, was sie wissen.
Vor Jahren hatte ich das «Vergnügen», bei einer Zugfahrt ins Unterengadin im Abteil neben zwei Frauen zu sitzen, die – wie sich bald herausstellte– auf dem Weg nach Schuls waren, um dort ein Seminar für Kraftorte zu besuchen. Kaum fuhr der Zug aus dem Vereina-Tunnel, fragte die eine Frau ihre Begleitung, ob sie es nicht auch schon spüre: die besondere Kraft der Gesteinsschichten des Unterengadins. Die andere Frau pflichtete ihr sofort bei, sie hätte es soeben auch sagen wollen. Für die Schönheit der Landschaft hatten die beiden «empfindsamen» Frauen freilich kein Auge. Sie waren viel zu stark mit dem Aufarbeiten ihrer Beziehungen beschäftigt («weisst du, es konnte ja nicht gut gehen mit Peter, einem Zwilling, der die Sonne im 5. Haus hatte»).
Sie können einem Esoteriker lang und breit erklären, dass es keinen Unterschied macht, ob er einen Rosenquarz oder einen Schotterstein auf die Stirn legt. Der Esoteriker weiss etwas, was Sie nicht wissen: der Stein hilft gegen Kopfschmerzen. Er empfindet, was er weiss. Die Empfindung ist also dem Wissen nachgelagert.
So ist es auch mit den ImpfgegnerInnen: sie wissen etwas, was wir nicht wissen. Sie tragen nicht keine Masken, weil das Tragen unangenehm ist, sondern weil sie davon eine Allergie kriegen. Und es gibt immer einen Arzt, der einem dies schriftlich attestiert. Sie lassen sich nicht wegen einer diffusen Angst nicht impfen, sondern weil sie sich ein Wissen über die Impfung angeeignet haben, das uns fehlt.
Doch wir «aufgeklärten» Zeitgenossen sind keinen Deut besser: wir kaufen Bioprodukte, weil wir der festen Überzeugung sind, dass sie nicht nur viel gesünder, sondern auch viel besser schmecken. Bei einem Blindtest würde hingegen die Mehrheit von uns kläglich scheitern. 1998 zeigte der französische Professor für Weinkunde Frédéric Brochet bei einem Experiment, bei dem er den Weisswein mit Lebensmittelfarbstoff färbte, dass selbst Weinkenner einen Rotwein nicht von einem Weisswein unterscheiden können. Bei einer teuren Burgunder-Flasche schmecken die selbsternannten Weinkenner jedoch sogar das Terroir heraus (aber eben auch nur, weil sie sich vorher darüber schlau gemacht haben). Die traurige Quintessenz ist, dass die meisten unserer Empfindungen, Wahrnehmungen und Emotionen eine Folge angeeigneten Wissens sind, und nicht unbedingt Ausdruck einer intrinsischen menschlichen Empfindsamkeit.

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ihre äusserungen haben mich einen moment verwirrt. - hilft die genaue betrachtung dessen, was wir als wissen und wie wir wissen etikettieren? auch wenn wir das wissen eben nicht mehr selber nachvollziehen können, jedoch dem erkenntnisweg vertrauen, welcher dazu geführt hat. eigentlich steht zu viel wissen zu komplex zur verfügung, so bleibt es wie beim handwerker, der die facharbeiten ausführt, beim vertrauen. wir sind immer wieder bereit unsere relativ einfachen erfahrungswelten aus dem angebot von wissen selektiv zu bestärken. und überhaupt ist es anstrengend, sich verunsichern zu lassen. es ist so ziemlich genau das, was mit mir in zeiten von corona und schon länger in zeiten von fake und inflationärem umgang mit demokratiegrundlagen beschäftigt und beunruhigt. apropos vertrauen: warum vertraut man dem dr. kai, einem chirurgen und sportarzt mehr als einem virologen, vakzinologen? lasse ich einen töfflimechaniker an mein auto? was macht den unterschied, ob ich vertraue oder nicht?

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Dieser Text illustriert eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft: Wir hören einander nicht mehr zu. Wir vorverurteilen andere Meinungen, ohne wirklich verstehen zu wollen.

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Doch, wir haaben sehr lange zugehört. Und nichts gefunden, das als Argument gegen das Impfen hält. Das müssen wir nun auch sagen, alles andere wäre gelogen.

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sorry aber ich finde das hilft jetzt herzlich wenig.

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Also mir hilft das sehr. Finde den Artikel überaus spannend und klärend.

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ja, es scheint vielen hier so zu gehen, dass der Artikel klärend wirkt. Die Diskussion ist ja ziemlich intensiv und komplex. Letztlich ist es aber die Erkenntnis, dass wir zwar gute Forschung und Entwicklung haben, diese aber ihre Erkenntnisse nicht an Frau und Mann bringt. Das scheint an der Kränkung zu liegen, dass Mensch halt Vertrauen in Expertise haben müsste. In der allgemeine Medienkakaphonie gelingt es den Z.ähenden aber bestens, dieses Vertrauen zu verhindern und zu zerstören. Spannend wäre, wie wir da weiterkommen und da hilft mir Aristoteles und Galileo nicht. Kommt ja vielleicht noch. Der erwähnte Artikel zu den Gründen tönt spannend.

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@Herr Strassberg: Einige Kommentare bemängeln, der Text sei zu komplex geschrieben. Das finde ich ganz und gar nicht! Von der Republik erwarte ich geradezu dieses Niveau. Merci also - und gerne weiter so.

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SW-Designer
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Nach Roger Penrose gibt es drei scheinbar isolierbare Welten, die auf verschlungene Weise miteinander verbunden sind:
1: Die Physikalische Welt (Objektiv feststellbar "Realität")
2. Die "Platonische" Welt (die Welt der abstrakten Ideen und der Mathematik)
3. Die Mentale Welt (unsere subjektive Wahrnehmung, unser Glauben)

Zu meiner Überraschung schreibt nun Herr Strassberg genau zum Spannungsfeld dieser drei Welten - und er bringt dabei einige weniger bekannte, aber umso bedeutendere Mosaiksteinchen ans Licht:

MATHEMATIK - PHYSIK:
Galileo Galilei und die Naturwissenschaften haben den blinden Glauben an die Kirche überwunden - aber nicht, wie viele glauben, in erster Linie durch das Primat der Beobachtung, sondern durch eine "MATHEMATISIERUNG der PHYSIK" (Zitat Strassberg). Oder nach Penrose: Die ideale Welt (Mathematik) beschreibt erfolgreich, wie die physikalische Welt sich verhält.

PHYSIK - MENTALE WELT:
Hier finde ich den Text von Herrn Strassberg besonders treffend. Seine Beschreibung des Versagens der Aufklärung, indem die Naturwissenschaften für die Laien so unverständlich werden, dass sie den Experten paradoxerweise gerade wieder GLAUBEN müssen - ist historisch fundiert, sehr einleuchtend und erklärt vieles in unserer Gesellschaft, nicht nur die Impfgegnerschaft.

Vielen Dank für diese ausgezeichnete Darstellung!

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Märchentante*onkel
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Die Kränkung meines Egos hält sich in Grenzen, wenn mich eine Impfung erwiesenermassen vor einem schweren Krankheitsverlauf schützt.

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Freie Mitarbeiterin Uni-Magazin Zürich
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Stimmt schon, in ganz vielen Fällen vertrauen wir Autoritäten (oder tun es eben nicht). Und das kann man als "glauben" bezeichnen. Ich meine, dass es aber schon einen fundamentalen Unterschied macht, wie diejenigen, denen ich glaube, zu ihren Wahrheiten gekommen sind. Ob dahinter ein prinzipiell nachvollziehbares rationales Vorgehen steht oder aber die Intuition einer Person oder göttliche Eingebungen. Ich würde das, ohne es in eine Wertehierarchie stellen zu wollen, voneinander unterscheiden und nicht einfach in denselben Topf werfen.

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Der berührende Bericht aus der Praxis in der gleichen Ausgabe der Republik animiert neu zum Gespräch. Dieser ausgezeichnete Beitrag aus der Wissenschaftsgeschichte hilft, der Diskussion eine sinnvolle und weniger anklagende Richtung zu geben. Nun gilt es, die eigenen Worte dafür zu finden.

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Herr Strassberg zielt auf die wichtigste Komponente: Menschen können wissenschaftliche Erkenntnisse, die uns das heutige Leben überhaupt erst ermöglichen, längst nicht mehr intuitiv als real wahrnehmen. Das hat aber eigentlich seit der Mechnik aufgehört. Und es zeigt sich auch in den meisten Fällen, dass Menschen die in kleinen, überschaubaren Zusammenhängen leben, und nicht viel Wissen darüber hinaus haben, damit besonders Mühe haben.
Doch die nicht wahrnehmbare Abstraktion umgibt uns bereits, seit wir die Elekrizität nutzen und niemand hat den Wirkmechanismus göttlichen Kräften zugeordnet, denn sie funktioniert ja nur, wenn Menschen einen Stromkreis herstellen. Man kann dann immer noch das Licht an sich, oder die Prinzipien der Elektrik als göttlich bezeichnen, aber die Lampe brennt nur dank der menschlichen Technik. Wer von uns weiss dann genau, was innerhalb des Kabels geschieht? Ich habe eine kleine Vorstellung davon, weil ich es SchülerInnen unterrichte, aber es ist weit von einer eigenen Wahrnehmungserfahrung entfernt, wie sich die Elektronen fliessend durch den Draht "schubsen".
Eigentlich müssten diese Sorte Menschen -heutige ImpfkritikerInnen - auf viel mehr verzichten oder gar gegen Elekritizität als "Teufelszeug" kämpfen, und erst recht gegen Handys und Computer. Kränkungen der Wahrnehmung auf Schritt und Tritt. Auch gegen all die piepsenden Geräte auf der Intensivstation, die Dinge messen können, die absolut rein gar nicht intuitiv wahrnehmbar sind. Sauerstoffsättigung zB..
Wir alle staunen immer wieder mal, was alles so funktioniert und existiert, ohne dass wir es verstehen können und verlassen und auf die Praxis, an der wir sehen, dass etwas funktioniert. Und wir können moderne Wissenschaftsmethoden zumindest im Ansatz verstehen, haben in der Schule gelernt, wie das in etwa geht. Wir brauchen den eigenen Verstand aber dazu genauso, indem wir aus diesen Wissensansätzen und der Praxiserfahrung abschätzen, was schlüssig ist und logisch. Es ist einfach eine etwas höhere, abstraktere Ebene.
Was ich sagen will: Die Kritik gegen die Impfung als nicht der eigenen Wahrnehmung einordnungsbar ist einerseits selektiv: Die Gegnerschaft beharrt einfach dort auf ihrer Wahrnehmung, tut es an 99% der Dinge aber nicht, mit denen sie den Alltag verbringen. Das würde ich eine mehr oder weniger bewusste Wahl nennen. Deshalb ist hier für mich die Frage nach den Motiven interessant.
Und andererseits ist Bildung ein entscheidender Faktor. Dazu gehört eine gewisse Abstraktionsfähigkeit und sei die auch nur dazu nützlich, die Abstraktionen der Wissenschaft als inhärenter Teil derjenigen zu erkennen. Das ist durchaus auch das Kantsche Benützen des eigenen Verstandes.
Wir wissen, dass ImpfkritikerInnen tendenziell einen tieferen Bildungsstand haben. Und bei den gebildeten ImpfkritikerInnen kommt dann vor allem der andere Faktor ins Spiel - die Motivation. Motivationen sind: esoterische Überzeugungen, rigide, religiöse Überzeugungen wie Zeugen Jehovas, Selbstoptimierungs überzeugungen wie "natürliche Stärkung" des Immunsystems, "Natur stärker als Kultur", etc.
Es bleibt keine Zeit, all diese Motive zu "entkräften" und darauf zu warten, in endlosen Debatten mit der Anhängerschaft, dass sie auf die Impfung einschwenken können. Das ist aussichtslos, zumal sie nun mehr als 1 Jahr in ihrer Ansicht bekräftigt wurden, - indirekt, mit dem stetigen Bekenntnis zur Freiwilligkeit als oberstes Prinzip in der Schweiz und mit dem Ablehnen jeglicher Diskriminierung. Also wurde jedes Grüppchen aufgewertet, genau das Gegenteil, wie Dänemark seine BürgerInnen angesprochen hat.

Esoterisch angehauchte Menschen waren schon vorher eher weit weg von pragmatischen Zweckhandlungen, da ja "alles immer einen höhere Bedeutung hat und nichts zufällig ist". In ihrem Weltbild ist das zentral und egal, wie nahe das an aristotelischer Weltsicht sein mag - im 21. Jh. ist es nicht philosophische State of the art. Sie sind nicht gekränkt von Wissenschaft, sie fühlen sich ja erhaben mit "Ausnahmewissen". Ihr Bildungsstand ist meist mittel bis tief, eher nicht akademisch. Viel Halbwissen. (ganz böse: viele Frauen).
Nun sehen sie sich aber noch angefeindet und das Ergebnis ist Reaktanz. Sie können diese mit Widerstand gegen eine böse Macht, böse Energien, böses "Wasauchimmer" in ihren Zirkeln erklären und sich dann als HeldInnen des Widerstands sehen. Und sind damit ganz nahe zB an der Rechtsradikalen Philosophie. Dort gilt zwar das "Recht des Stärkeren" als Lebensphilosophie. Die gehören eher zur "kaum Bildung-Fraktion", aber alle stellen sich zusammen bei Demos auf. Nun tun sie "politisch-demokratisch", haben aber eigentlich alle keine Vorstellung, was das ist, wieviel Frustrationstoleranz das abfordert. Genausowenig Vorstellung wie von wissenschaftlicher Methodik. Und gefährden so sich selber und alle anderen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Hören wir auf, andere überzeugen zu wollen, machen wir Druck auf Berset und die Bundesräte, dass sie auf keinen Fall wieder nachgeben mit der Zertifikatspflicht und der privaten Zahlung der Tests.

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Interessante Erläuterungen. Nur dies noch: Psychoanalytisch kann man das Gefühl der Erhabenheit als Abwehrreaktion sehen. Heisst: Sie sind sehr wohl gekränkt, wehren die Ohnmacht dieser Kränkung dann aber ab, in dem sie ein Überlegenheitsgefühl kreieren.

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Ja Kränkung ist sicher immer ein wenig mit dabei, aber ich denke eher nicht als dominanter Aspekt. Auch nicht psychoanalytisch ist das ableitbar: Wir haben eh stets die Tendenz, eigene Fähigkeiten zu überschätzen und die der anderen zu relativieren. Damit erhöhen wir die Selbstachtung (Self Enhancement). Man könnte natürlich auch interpretieren, damit schützen wir uns vor Z. und Kränkung.

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Ich meine das Problem des Verständnisses naturwissenschaftlich basierter Medizin kann nur bedingt mit dem Verständnis von physikalischen Tatsachen gleigesetzt werden. Letztere können wir, ohne sie zu verstehen, ‚glauben‘, weil wir verstanden haben, dass sie solange gelten, bis sie falsifiziert werden. Die Medizin hingegen prodiziert unablässig (auch für Mediziner) undurchschaubare (Studien-)Resultate, die interpretiert werden müssen! Viele der Menschen haben längst realisiert, dass innerhalb der Medizin ständig darüber gestritten wird, was für Schlüsse aus den gewonnen Daten gezogen werden sollen. Kommt hinzu, dass die Anwendung schulmedizinischer Verfahren beim Patienten oft nicht vorhersehbare und auch widersprüchliche Resultate ergibt. Das ist meines Erachtens einer der Hauptgründe für die Skepsis vieler Patienten, von denen die meisten bei sich oder Nahestehenden (auch) erlebt haben, wie schädlich rational begründete Therapien sein können - selbst wenn sie wirksam sind. (Dass med. Massnahmen in der Mehrzahl das Wünschbare erzielen, steht hier nicht zur Debatte.)
Insofern kann man die Abwehr eines Teils der ‚Impfgegner’ gegen einen ‚Impfzwang‘ gut nachvollziehen und diese Abwehr sollte nicht nur als irrational verunglimpft werden.

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Doch, sie ist irrational! Wer eine realistische Risikoabwägung zu machen imstande ist, mäkelt nicht an den nie perfekten Behandlungen der Medizin herum und an den selbstverständlich immer wieder mal vorkommenden Sackgassen. Sondern sieht die Relationen zu den ums vielfache grösseren Risiken, wenn man zögert oder nichts tut! Unser ganzer Wohlstand, unsere massiv längere Lebenserwartung (vor 100 Jahren noch um die 50 Jahre) bei zudem guter Gesundheit, unsere Lebensqualität, alles basiert auf den medizinischen Errungensachaften. Natürlich wird um Interpretation debattiert, aber nicht in dem Ausmass, wie Sie vorgaukeln! Es ist die ganz normale wissenschaftliche Arbeit und es werden keine ganzen Behandlungsbereiche in die Tonne gekippt, sondern die Wirkungsgrade einzelner Medikamente zB..
Dieses pseudo-fachliche Lavieren soll einfach möglichst seriös wissenschaftlich daherkommen, doch jede/r, der/die etwas davon versteht, entlarvt es sofort. Und all denjenigen, denen das Eindruck macht und deshalb seit Monaten den sogenannt "kritischen Wissenschaftlern" in ihren Youtube-Videos glauben, ist überhaupt nicht gedient. Sie werden sich nur noch mehr bestätigt fühlen, dass sie hochwissenschaftliche Vorträge hören, die aber eine ganz andere Faktenlage und vielmehr Wahrheit enthalten. Eine ganz andere Faktenlage gibt es nicht!

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Nach über 40 Jahren in diesem Geschäft gewinnt man im Umgang mit der Meinung von Betroffenen mehr Nachsicht. Einiges (und nicht Unbedeutendes) von dem, was man in einer langen Berufszeit entsprechend Leitlinien behandeln musste, hat sich als Irrtum erwiesen. Ob Sie dem „in die Tonne kippen“ sagen mögen oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. In meiner Replik habe ich lediglich auf den subtilen aber dennoch entscheidenden Unterschied zwischen der Akzeptanz von physikalischen Tatsachen und von medizinischen Behandlungsstrategien hingewiesen. Die tägliche, kritische Auseinandersetzung mit Daten ist dabei Ausdruck eines professionellen Umgangs mit beruflicher Verantwortung im Bereich der Medizin (soweit zum Vorwurf des „Vorgaukelns“). Ich verstehe nicht eindeutig, wen Sie des „Lavierens“ bezichtigen. Ich jedenfalls habe es zumeist mit Leuten zu tun, die gründlich nachfragen, bevor sie etwas tun. Dass viele Gründe für eine Impfung sprechen, wird dabei nicht in Frage gestellt.

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Debattierfreudiger
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Dieses Argument, dass man sich nur zu Dingen äussern darf, die man gerade im Hauptfach studiert hat, kommt immer wieder.
Das heisst im Klartext dürften sich viele Journalisten nur noch zu sehr wenigen Themen äussern. Ich halte das aber für falsch.
Natürlich kann ich keine Arztpraxis führen als Laie sowie auch niemand einfach eine Schulklasse übernehmen kann. Aber pädaogische Studien lesen, Artikel lesen und sich dann eine Meinung bilden, das kann auch ein Nichtlehrer.
Selbstverständlich gibt es Themen, welche nur Experten zugänglich sind. Da lauert aber schon die nächste Schwierigkeit.
Experten sind oft dermassen spezialisiert, dass sie kaum mehr über ihr Fachgebiet hinaus denken können. Besonders amüsant war das damals an der Uni bei den Übungen zur Analysis 1. Die Assistenten von Lineare Algebra 1 konnten die Aufgaben zur Analysis 1 kaum lösen und umgekehrt.

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Das trifft sicherlich zu. Aber das ist nicht die einzige Erklärung. Wer will, braucht keine besondere Vorstellungskraft, mittels Berichte im Fernsehen oder in der Zeitung oder mittels statistischer Zusammenfassungen aus aller Welt sich ein einigermassen objektives Bild vom Verlauf der Pandemie zu machen. Und dieses Bild ist eindeutig. Sowohl über die Tatsache, dass wir es mit einer Pandemie zu tun haben, als auch über die Gefährlichkeit und die Tödlichkeit dieser Krankheit. Was die Impfskeptiker und noch viel stärker die Coronaleugner betrifft, so scheint mir, dass ihnen der Wille fehlt, sich in seriösen Informationsmedien sachlich, unabhängig und vertieft zu informieren. Statt sich mit möglichen unangenehmen Fakten zu konfrontieren, die man lieber nicht hören will, lässt man sich – z.B. in der infantilisierten Social media-Community – lieber sein eigenes Weltbild bestätigten. Dieser Trend ist nicht neu – wir alle tappen im einen oder anderen Fall in diese Falle –, aber er nimmt mit Social Media exponentiell zu. Verheerend wird es, wenn politische Parteien gewissenlos die Gelegenheit wahrnehmen, daraus Profit zu schlagen, wenn ein Bundesrat ziemlich verantwortungslos die Strategie der Regierung mit Provokationen unterwandert, wenn Wichtigtuer im unqualifizierten Widerstand eine Profilierungsplattform gefunden haben, wenn Verschwörungstheoretiker unwidersprochen jeden Unsinn verbreiten können, wenn Medien sich als Megaphone dieser sehr lauten sog. "Minderheit" missbrauchen lassen, und wenn politisch unbedarfte Menschen sich zu Demokratie und Freiheit äussern, die sich bisher weder mit Demokratie, noch mit Freiheit befasst haben und keine Ahnung haben, was diese Begriffe tatsächlich bedeuten. Und auch hier wieder: Verheerend wird es, wenn so genannte demokratische Parteien diese Menschen ins Boot holen wollen. Denn so wird Freiheit zur toxischen Freiheit. Nachzulesen in der Republik.

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SW-Designer
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Sie schreiben: "Wer will, braucht keine besondere Vorstellungskraft .. sich ein einigermassen objektives Bild vom Verlauf der Pandemie machen."
Das trifft zu, doch - warum macht er es nicht? Oder - warum will er es nicht? Gewiss gibt es das gewohnte politische Gezänk, das in diesem Fall besonders verwerflich ist. Doch weshalb kommt die Botschaft der Politflüsterer so gut an? Hier bringt der Text von Strassberg einen ganz wichtigen Gedanken: Die Aufklärung hat sich quasi "vergallopiert", und die Naturwissenschaften sind für die Mehrheit undurchschaubar geworden. Auf dieser Basis wachsen leider, aber folgerichtig Skepsis und Widerstand.

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Ich stimme Ihnen zu. Skepsis und Widerstand wachsen. Allerdings waren die Naturwissenschaften für die "Laien" schon immer undurchschaubar. Das war und ist unter anderem der Nährboden für Religionen, Verschwörungstheorien und Esoterik. Die Irrationalität der Menschen ist für mich aber noch keine "Vergaloppierung" der Aufklärung. Mir scheint, dass heute ein anderes Phänomen eine wesentlich stärkere Rolle spielt, nämlich eine falsch verstandene Freiheit, die gerade auch von den populistischen Parteien geschürt wird. Dieses Phänomen hat nicht zuletzt damit zu tun, dass in unserer individualisierten und konsumorientierten Welt viele Menschen nicht mehr bereit sind, solidarische Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen.

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Ich kann dieser Auslegung grossmehrheitlich zustimmen. Ich habe tagtäglich mit sehr vielen, sagen wir mal "einfachen" Mitmenschen zu tun, welche auch sehr "impfkritisch" sind. Es sind aber auch oft die gleichen, für die ist nur ein toter Wolf ein guter Wolf etc.
Hier sehe ich aber auch die Wissenschaft und auch besser Informierten wie Leser der Republik gefordert, so nach der Devise: Wie sage ich es dem Kinde. Also raus aus den Elfenbeintürmen und rann an die Stammtische!
Wie die Politik muss auch die Wissenschaft wieder näher ans übrige Volk, mit einfachen Worten erklären und nicht mit Fachchinesisch belehren, das Verständnis für die Wissenschaft wecken etc., ansonsten rennen immer mehr irgendwelchen Wirrköpfen etc. hinterher.

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· editiert

Kennen sie die Wissenschaft vom Nicht-Wissen?

Kein Witz. Dieses Teilgebiet der Soziologie erforscht, warum sich wissenschaftliche Erkenntnisse nicht verbreiten. Und kommt zu interessanten Erkenntnissen. Ein guter Einstieg ist die Dokumentation "Forschung, Fake und faule Tricks" auf Arte.

(Ich will damit nicht sagen, die Wissenschaft könne ihre Kommunikation nicht verbessern, aber dass das Signal nicht ankommt liegt oft auch an gut finanzierten Störsendern - und manchmal auch schlicht am Empfänger, der es nicht wissen will, weil er von seinem Nicht-Wissen profitiert)

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Vielen Dank für diese Kombination von philosophischer Reflexion und Praxisbericht. Wie von Herrn Strassberg beschrieben, 'glaube' ich an wissenschaftliche Erkenntnisse, die ich nicht im Detail verstehen kann. Ich bin auch gerne bereit, der Mehrheit der Studien widersprechende Erkenntnisse als willkommene Skepsis zu sehen, die meinen 'Glauben' relativieren. Erst die weitere wissenschaftliche Prüfung der mit der Skepsis verbundenen Hypothesen kann mir weitere Orientierung für meinen 'Glauben' bieten. - Ein zentraler Orientierungspunkt bleibt aber letztlich das Mengenverhältnis. Wenn über 99% der Autoren von Studien zum Klimawandel die These vertreten, dass er menschengemacht ist, dann ist das für mich ein zentrales Argument dafür, zu 'glauben', dass wie sofort alles Menschenmögliche unternehmen müssen, um einer weiteren Erwärmung des Klimas entgegenzuwirken. Bezüglich der Covid-Impfung mögen die Mehrheitsverhältnisse nicht ganz so klar sein. Erfahrungsbezogene Beschreibungen des Alltags auf einer Intensivpflegestation, wie jene von Frau Karde motivieren mich jedoch zusätzlich (trotz der noch nicht ganz so eindeutigen Datenlage - z. B. in Hinblick auf die Langzeitfolgen der Impfung) an die Notwendigkeit einer möglichst umfassenden Durchimpfungsrate zu 'glauben' und auch politisch-verwaltungsbezogene Druckmittel wie das Zertifikat zu begrüssen, um dieses Ziel zu erreichen.

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Wissenschaftler
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Ein interessanter Ansatz zur Erklärung. Die Unterscheidung zwischen wissenschaftlich gewonnenem, überprüftem Wissen und Erfahrungswissen erscheint mir in der aktuellen Debatte insbesondere zentral. Ich würde die Herausforderung gerade darin sehen, wie Menschen den Übergang von Erfahrungswissen zu wissenschaftlichem Wissen meistern. Wissenschaft widmet sich ja insbesondere jenen Phänomenen, die wir mit Erfahrungswissen nicht ausreichend erklären und beherrschen können – und davon gibt es noch immer sehr viele (deshalb macht Wissenschaft so viel Spass und ist so zentral für die Menschheit). Oft haben die Erklärungen dieser Phänomene eine lange Geschichte «erfolglosen» aber dennoch leidenschaftlichen Diskutierens. Plötzlich erfolgt ein wissenschaftlicher Durchbruch, und diesen zu akzeptieren ist für jene, welche leidenschaftlich einen anderen Erklärungsansatz verfolgen, oft schwierig. Die Geschichte ist reich an Beispielen über Wissenschaftler, welche aufgrund ihrer Erkenntnisse, die den jeweils vorherrschenden Ansatz (der meist Macht legitimiert) in Frage stellten, verfolgt wurden. Und auch jetzt greifen einige derer, denen die neuen Erkenntnisse nicht ins Konzept passen, zu unterschiedlichen Formen von Gewalt. Doch vergessen wir nicht: Wissenschaftliche Erkenntnisse haben die aktuell mächtigsten Ansätze ermöglicht und setzen sich entsprechend durch.
Ein anderer Punkt in dieser Debatte ist die Rolle des Halbwissens. Gerd Gigerenzer hat in seinem Buch "Bauchentscheidungen" das schön beschrieben: Erfahrungswissen ist für uns Menschen zentral und in vielen Fällen sehr erfolgreich zur Bewältigung vieler regulärer Herausforderungen des Lebens (nur, eine neue Krankheit oder der Klimawandel gehören da nicht dazu). Um Erfahrungswissen zu widerlegen braucht es tiefe Kompetenz in den wissenschaftlichen Erkenntnissen, und die ist in der öffentlichen politischen Diskussion oft nicht ausreichend erkennbar.
Wissen und Akzeptanz für dieses Wissen zu schaffen bleibt spannend!

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Ich finde den Artikel sehr interessant und anregend. Trotzdem bleiben für mich viele Fragen offen.
Aus dem Text: "Die modernen Natur­wissenschaften katapul­tieren uns gewisser­massen in eine voraufgeklärte Welt zurück, in der wir Autoritäten wieder so blind vertrauen müssen wie einst der Kirche: Die eigene Wahrnehmung hatte damals keine Bedeutung, und sie hat heute keine, der eigene Verstand zählte damals nicht, und heute auch nicht."

Dass es wissenschaftliche Themenfelder (insb. die moderne Physik) gibt, die sich eigentlich nur noch mathematisch "erschliessen", sehe ich auch so. Aber ob dieser Umstand wirklich die Quelle der Impfgegner ist??
Gerade in der Medizin ist Wissenschaft ja doch sehr "handfest", praxisorientiert. Vieles wissen wir nicht und müssen es experimentell ermitteln (Impfversuche). Zudem geht es bei einer Pandemie ja um sehr handfeste Fragen: wie kann das Gesundheitssystem und die Wirtschaft vor einer Überlastung geschützt werden?
Wissenschaftlichkeit zeigt sich mir dabei eher bezüglich dem methodischen Vorgehen: Mehrere Quellen berücksichtigen, Dinge hinterfragen, Erfahrungen und bestehendes Wissen einbeziehen, Abwägen/Variantenentscheide etc.
Gerade im Anspruch an ein methodisches Vorgehen, stelle ich denn auch die grössten Unterschiede zwischen mir und Impfgegnern fest. Dabei stelle ich bei den Impfgegnern insb. eine Abneigung fest, zwischen mehreren Varianten abzuwägen. Sie suchen eher klare Wahrheiten wie "eine natürliche Immunisierung ist besser" und es wird zunehmend Autoritäten (aus dem Internet) vertraut.

Leider habe ich aber keine schlüssige Alternative zum Strassberger-Erklärungsmodell anzubieten...

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Ich denke, dass das, was Sie unter "methodischem Vorgehen" bezeichnen, eher das politische Vorgehen beschreibt. Erst dort kann eine Entscheidung nicht mehr alle Sichtweisen gleich berücksichtigen - dort wird abgewogen und priorisiert. Nach wissenschaftl. Erkenntnissen, v.a. aber nach Interessen und Werten. Die Wissenschaft legt dafür zwar den (unentbehrlichen!) Grundstein, am Schluss geht die Abwägung um Mehrheiten und Macht. Expertokratie ist nicht gleich Politik.

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@Silvia Gallego: ich gehe mit Ihnen einig, dass gesellschaftliche Entscheide schlussendlich auf politischer Ebene gefällt werden müssen!

Ich wollte aber eigentlich einen anderen Aspekt beleuchten: Wenn z.B. eine medizinische Fragestellung untersucht und beantworten werden soll (Bsp.: Für welche Altersgruppe und unter welchen Rahmenbedingungen bringt das Impfen einen Vorteil?), dann gibt es anerkannte Methoden, wie man zu einer Antwort finden kann.
Weil es in komplexen Fragestellungen oft keine absolute, endgültige (mathematische) Wahrheit gibt, ist es z.B. zentral, dass für Aussenstehende immer nachvollziehbar bleibt wie (Annahmen, Umstände, Experimente) es zur entsprechenden Antwort gekommen ist. Oft kann eine Fragestellung auch nicht anhand einer einzigen Studie beantwortet werden. Die Studie muss extern begutachtet werden. Oft baucht es mehrere Ansätze (die unterschiedliche Resultate zeigen), damit sich in der wissenschaftlichen Community ein (momentaner) Konsens bilden kann.
Damit ich als Laie Vertrauen in einen solchen Konsens habe, ist für mich wichtig, dass nach einheitlichen methodischen Ansätzen gearbeitet wurde. Obwohl ich viele Details solcher Studien nicht verstehe, ist oft doch recht gut ersichtlich/bekannt, ob die Standesregeln betr. Methodik angewendet wurden.

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Etwas streng zu lesen dieser phylosophische Beitrag. Für mich ist die Frage, ob man sich impfen lassen soll oder nicht, relativ einfach. Ich sehe es so, wie eine Heirat. Ich heirate einen Menschen, weil ich ein inneres Ja habe. ich heirate nicht, aus steuertechnischen Gründen, aus sozialem Druck oder Erwartungen von Institutionen oder vermeintlichen Freunden oder Familienmitgliedern.
Habe ich dieses innere Ja nicht, heirate ich nicht.

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Markus Dietschi
Grossrat Grüne Bremgarten
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Und jetzt? Impfung oder Verschwööhhrung geheiratet? Ich finde Strassbergs Aristoteles spannend, klar und stimmig. Bravo von mir als geimpfter Impfmuffel.

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Was mich an Strassbergs Anschauung irritiert ist, dass er vorgibt was richtig oder falsch ist. Als ob es die Eine Wahrheit gäbe. Aus meiner Sicht gibt es mehrere subjektive Wahrheiten. Für die Einen ist die Impfung lebensrettend. Für Andere kann sie genauso der Tod sein. Wenn man Milliarden Dosen von Impfstoffen produziert, kommt es ungewollt zu Komplikationen, wie z.B. im Herstellungsprozess zu Verunreinigungen, wie in Japan geschehen. Es könnten weitere Beispiele folgen. Folglich gibt es nur subjektive Wahrheiten. Aus meinem Bekanntenkreis in der Schweiz, kenne ich drei Personen, die nach der zweiten Impfung, heftige Probleme hatten. Ein jugendlicher erlitt eine Gehirnschwellung. Eine Frau kämpft seit zwei Monaten mit Übelkeit, welche nach der zweiten Impfung begann und bis jetzt nicht endete. Sie muss nun in "die Rohre" ins Spital. Ein anderer Mann hat erhebliche Probleme mit einem Arm. Seit der zweiten Impfung, schläft ihm vermehrt der Arm ein oder es fehlt ihm total das Gefühl im Arm. Selbstverständlich kann derzeit niemand einen direkten Zusammenhang mit der Impfung beweisen. Es ist schlicht und einfach "nur" eine Beobachtung und eine subjektive Wahrnehmung. Deswegen finde ich es so wichtig, dass jedermann/frau sich frei, für oder gegen die Impfung aussprechen darf und kann.
Auf welchen Grundlagen fällen denn Sie, Ihre weisen Entscheidungen Herr Dietschi?
Weiter spricht oder erwähnt Herr Strassberg "die Esoteriker". Die mir bekanntesten Esoteriker, der Papst und der Dalai Lama, haben sich nach meinem Dafürhalten beide geimpft. Oder welche Esoteriker meint Herr Strassberg?

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ich möge ihnen gönnen, wenn ihre heirat ein leben lang hält; dafür haben sie viel ihrer erfahrung und ihre authentischen gefühle befragt - und hoffentlich arbeiten sie weiter daran- und sicher auch noch verstand mit einfliessen lassen. ich bin dankbar um meta-(physische) überlegungen. von hier nach dort - und von dort nach hier haben wir doch nun echt genug argumentiert und diskutiert und gräben gesehen. der artikel ist ein brückenbauer. steigen sie mit verstand auf die brücke, schweissperlen sind erlaubt. lassen sie erkenntnisse daraus auf sich wirken. verstand und gefühlswelt brauchen einander in wachsendem austausch.

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Wieder einmal sehr interessante, für mich nachvollziehbare und anregende Gedanken, Herr Strassberg!

Interessanterweise beinhaltet die sog. Evidenzbasierte Medizin gemäss Definition die Integration individueller klinischer Expertise (also die Erfahrung des Arztes) mit der bestmöglichen Evidenz aus klinischer Forschung (also wissenschaftlicher Erkenntnis) und der Präferenz des Patienten (die wiederum auf der Erfahrung des Patienten beruht). Sie bringt also im Grunde die zwei Welten der persönlichen Erfahrung und der Wissenschaft zusammen.

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"Physiker"
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Dazu passt dieser Artikel: Corona: "Von Wissenschaftsleugnung und Pseudowissenschaft" https://www.infosperber.ch/gesundhe…senschaft/ Die Spezialistin für Risikokommunikation Ingrid Mühlhause plädiert für evidenzbasierte Berichterstattung anstelle von Expertenmeinungen.

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Ein schönes Beispiel von kluger Demut seitens der objektivierenden Wissenschaft. Denn spätestens bei der Erforschung des Subjekts durch das Subjekt selber versagen ihre Methoden. Selbsterkenntnis (eine Voraussetzung des Kant'schen mündigen Subjekts) muss einen Zugang finden zu den subjektiven Erfahrungen.

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Debattierfreudiger
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Vielen Dank für diesen spannenden Gedankengang. Das habe ich mir genau so noch nie überlegt. Rein theoretisch könnten sie den wunden Punkt vieler Wissenschaftsskeptiker getroffen haben. Praktisch und auf Corona bezogen ist es aber leider so, dass Politik und Wissenschaft munter vermischt wird und sich jeder gerade herauspickt, was er braucht.

Zum Beispiel: Die schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie publizierte am 20.9. ein Dokument zur Gefährdung der Kinder durch Corona. Ein Abschnitt lautete:

"die Krankheitslast für Kinder und Jugendliche in der Schweiz ist für COVID-19 insgesamt geringer als die Krankheitslast verursacht durch andere respiratorische Viren (RSV, Influenza

Das heisst, alle, die jetzt noch auf den Schulen herumhacken und Massnahmen fordern verhalten sich irrational, oder? Der Züricher Regierungsrat führt ab dem 4. Oktober wieder Maskenpflicht für nichtgeimpfte Lehrer ein und in gewissen Situationen Maskenpflicht ab der 1. Klasse. Das Handeln des Regierungsrats lässt mich nicht gerade auf viel Rationalität schliessen bei den Regierenden.

Die Gefährdung durch Corona für gesunde unter 65-jährige entspricht etwa der Gefährdung durch eine Grippe. Also ist die gesamte Panik irrational.
Für eine rationale Entscheidung müsste man also die genaue Gefährdung durch die Impfung mit dem individuellen Todesrisiko vergleichen.

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Guten Abend Herr S.

Wenn ich sie richtig verstehe, schliessen sie von der reduzierten Krankheitslast für Kinder und Jugendlicher darauf, dass die Gefährdung durch Corona für gesunde unter 65-jährige der einer Grippe entspricht?
Leider unterläuft ihnen genau der Fehler, den sie der Politik und der Wissenschaft unterstellen, sie picken für sich heraus, was ihnen wichtig erscheint und interpretieren dies zu ihren eigenen Gunsten.

Meine Überlegung geht dahin, dass eine reduzierte Krankheitslast durchaus als positiv bewertet werden darf, ja muss. Auch wenn man diese mit der Grippe vergleicht. Wenn man nun daraus ableitet, dass Corona nicht gefährlicher ist als eine Grippe unterschlagen sie den entscheidenden Unterschied zu einer Grippe, nämlich den des Ansteckungsrisikos. Erst wenn das um ein vielfaches höhere Ansteckungsrisiko miteinbezogen wird, kann die ganze Gefährdung für die Bevölkerung angemessen beurteilt werden. Es ist auch der Punkt, an dem die meisten Massnahmen seit 1.5 Jahren ansetzen.

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Debattierfreudiger
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Guten Abend Herr K.

Nein, diesen Schluss mache ich nicht. Erstens denke ich, dass die pädiatrische Gesellschaft der Schweiz durchaus alle relevanten Faktoren zur Gefährlichkeit bei Kindern berücksichtigt hat und zweitens leite ich die Gefährlichkeit für Jüngere Leute aus diesem Dokument ab. (Seite 21 und 22) https://wirfuereuch.ch/wp-content/u…on-1.0.pdf
Alle Behauptungen sind mit Quellen belegt.
Zitat von S.23 aus demselben Dokument:
"Die Bevölkerung bis 65 (bis 70) Jahre ist damit von SARS-CoV-2 nicht mehr bedroht als durch eine (mittelschwere) saisonale Grippe. Kinder und Jugendliche sterben gar eher an einer gewöhnlichen saisonalen Grippe als an SARS-CoV-2."

Link zur pädiatrischen Gesellschaft: https://www.paediatrieschweiz.ch/ne…n-4-welle/

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Nachdem ich nun das zweite Mal innert weniger Tage im Namen der Philosophie und Vernunft von der Republik dafür verurteilt werde, skeptisch gegenüber einer Impfung zu sein, die auf einer neuartigen Technologie beruht und kaum ein Jahr im Ernsteinsatz steht, zweifle ich ehrlich gesagt langsam ein wenig an unserem kollektiven Verstand.
Impfungen sind zweifellos ein Mittel zur Eindämmung einer Pandemie, aber doch bei weitem nicht das einzige und allein seligmachende! In diesem Zusammenhang nun mit Schopenhauer, Kant und überhaupt der Aufklärung auf alle Impfskeptiker einzudreschen, finde ich geradezu unverschämt. Erstens hat sich keiner erwähnten Philosophen je zu Impfungen geäussert. Zweitens sollte gerade die Philosophie auch um die Unzulänglichkeiten der Aufklärung und die Grenzen der Naturwissenschaften Bescheid wissen.
Dass eine mathematische Erklärung der Wirklichkeit gegenüber einer metaphysischen Vorteile hat, ist nicht bestritten. Trotzdem gilt die Mathematik immer nur unter idealen Bedingungen. (Wer das nicht glaubt, dem empfehle ich dringend die Lektüre von Harald Lesch.) Es ist eine Anmassung zu glauben, dank Mathematik und Naturwissenschaften hätten wir alles verstanden, was in Mensch, Natur und Universum vor sich geht. Das ist bei weitem nicht so (und ich finde das auch nicht weiter schlimm).
Insofern wurde auch die Impfung gegen Corona zunächst einmal unter idealen Laborbedingungen entwickelt und getestet. Es ist jedoch schlicht und einfach nicht möglich, dass wir bereits nach knapp einem Jahr alles wissen, was die Impfung alles mit unserem Körper und mit dem Virus anstellt. Genauso wenig wissen wir auch über das Corona-Virus schon alles.
Daher, und das ist mein Punkt, finde ich Skepsis nicht an sich etwas Unvernünftiges oder Verwerfliches. Je nach individueller Risikobeurteilung wiegt diese Skepsis einfach schwerer oder leichter. Ich zum Beispiel wollte eigentlich mit der Impfung noch zuwarten, weil ich an Covid erkrankt war und weil ich bisher noch keine gesicherten Informationen dazu habe, ob die Impfung besser schützt als eine Infektion. Genauso wird es vielen gehen, während andere bereits seit Beginn der Impfkampagne gute Gründe hatten, sich zu impfen.
Wir sollten uns als Gesellschaft davor hüten, Andersdenkende moralisch abzuwerten. Ich glaube, das wäre längerfristig viel schlimmer als jede Pandemie.

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Danke für diesen unglaublich Horizont erweiternden Bericht. Ein Puzzleteil mehr um in der Pandemie weiterzukommen. Fand es für den Geist sehr anspruchsvoll, teils jedoch überfordernd.

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Mich beunruhigt beim Thema Coranaimpfung die Selbstverständlichkeit mit der Politiker und Mediziner sagen, die Impfung sei sicher. Auf welcher Grundlage können sie sich so sicher sein? Hat sich die Wissenschaft, die Medizin noch nie geirrt? Mussten noch nie Medikamente nach erfolgter Zulassung zurückgezogen werden, weil sich Nebenwirkungen, unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen erst später manifestierten? Oder Pestizide erst später als zu gesundheitsschädigend herausstellten? Woher diese Gewissheit, dass der Impfstoff sicher ist, wo noch nicht einmal ein Jahr vergangen ist, seit dieser Impfstoff eingesetzt wird? Oder hören wir in Bälde wieder Bundesrat Berset sagen, es sei ein Fehler gewesen, so stark auf die Wissenschaft zu hören (Maskenpflicht während der ersten Welle)?

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Das mit der absoluten Sicherheit ist so eine Sache. Wenn man es ganz strikt auslegt, können wir uns z.B. auch nicht sicher sein, dass morgen die Sonne aufgeht. Oder als realistischere Beispiele, das die Brücke, über die wir jeden Tag gehen, beim nächsten mal nicht einstürzen wird
oder das die Äpfel aus dem eigenen Garten nicht von einem heimtückischen Mörder vergiftet wurden oder sich durch eine spontane Mutation so verändert haben, das ihr Verzehr in 10 Jahren Krebs verursacht.
Obwohl wir genau wissen, dass es Brückeneinstürze gibt, das jemand problemlos in unseren Garten gelangen könnte und das Pflanzen potientiell sehr giftige Substanzen erzeugen können. Wenn uns die Wahrscheinlichkeiten von schädlichen Ereignissen als irrelevant klein erscheinen, sagen wir das wir sicher sind. Selbst wenn wir wissen, das die Wahrscheinlichkeit nicht gleich Null ist und selbst wenn wir diese Wahrscheinlichkeit nicht einmal wirklich beziffern können. Bei den Corona Impfstoffen sind wir in der wunderbaren Situation, dass diese inzwischen schon aber millionenfach verimpft wurden und wir daher wissen, das das Risiko von Nebenwirkungen zwar nicht gleich null aber sehr gering ist. Zudem wissen wir, das die Wahrscheinlichkeit, das Nebenwirkungen überhaupt auftreten, einige Wochen nach der Zweitimpfung stark abnimmt.
Ausserdem wissen wir, auch wiederum sehr genau, wie effizient die Coronaimpfstoffe vor Infektionen und schwerem Krankheitverlauf schützen. Ja, nichts ist jemals absolut 100% garantiert sicher. Und in diesem absoluten Sinne behaupten Wissenschaftler und Politiker das auch nicht. Aber angesichts der bekannten Zahlen erfüllen die Impfstoffe spielend die Kriterien unter denen wir andere Dinge im täglichen Gebrauch als "absolut sicher" bezeichnen.

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Naturwissenschaftler
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Mich beunruhigt beim Thema Coranaimpfung die Selbstverständlichkeit mit der Politiker und Mediziner sagen, die Impfung sei sicher. Auf welcher Grundlage können sie sich so sicher sein?

Mich würde interessieren, wie Sie die Sicherheit einer Impfung definieren würden und mit welchen Methoden Sie diese Sicherheit messen würden. Anders gefragt: Unter welchen Umständen und bei welcher hypothetischen Datenlage wäre aus Ihrer Sicht die Aussage, die Impfung sei sicher, gerechtfertigt?

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Guten Tag Herr S.
Das ist eine interessante Frage. Zum einen würde mir der Faktor Zeit, das heisst, der Erfahrungswert mehr Sicherheit, eventuell genügend Sicherheit vermitteln. Es ist für mich immer noch nicht nachvollziehbar, weshalb in so kurzer Zeit ein sicher Impfstoff entwickelt werden konnte, wo es doch sonst bis zu 10 Jahren dauert. Wie wird Sicherheit definiert, wenn der Zeitfaktor fehlt?
Des Weiteren würde ich für mich das Wort Sicherheit erweitert mit Vertrauen definieren. In einem Wettbewerbskontext wo soviel Geld gemacht werden kann, sehe ich einen nachvollziehbaren Interessenskonflikt der nicht unbedingt zum Wohle der Menschen ausfallen muss. Da gäbe es viel darüber zu sagen.
Ebenso finde ich die allgemeine politische Stossrichtung nicht besonders vertrauenerweckend. Das Ziel, zurück zur Normalität, überzeugt mich nicht. Mit so einem Tempo zurück zur Normalität, wo Klima, Luft, Meer, Erde, All .... derart unter unser Normalität zu Grunde gehen.
Es gibt auch Argumente die mich ärgern, weil sie respektlos sind. Zum Beispiel das Argument mit der Impfung die Pflegenden zu entlasten. Wenn nur ein Bruchteil der Bemühungen in die Unterstützung und Förderungen des Pflegeberufes gesteckt würde, hätten wir die Pflegenden schon lange entlastet, hätten wir einen Berufsstand auf den wir Stolz sein könnten, weil soviele motivierte und gut ausgebildete Pflegefachpersonen in diesem Bereich arbeiten würden. Wir müssten nicht dauernd von Pflegefachmangel und ausländischer Rektrutierung sprechen. Ich weiss wovon ich spreche, ich habe selber einen Pflegeberuf erlernt den ich nicht mehr ausübe.
Als Naturwissenschaftler sprechen Sie natürlich von hypothetischer Datenlage. Ich muss für mich den Begriff Sicherheit erweitert betrachten, da mir diese Grundlage fehlt.
Besten Dank für Ihr Zuhören. Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.

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Hej, Köpfchen! Das habe ich bisher noch nicht so gesehen - mir ist ein Licht aufgegangen! Ich glaube, jetzt kann ich mit Impfskeptikern entspannter umgehen...

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Aristoteles?

Impfgegner schützen sich in der Pandemie vor der Angst und der Unsicherheit.
Sie wählen lieber Abwehr, Verachtung, Trotz und Hass:
"Die anderen sind schuld. Die unterdrücken uns. Die sind böse. Die stecken alle unter einer Decke."

Sie geniessen das erhebende Gefühl, Freiheitskämpfer gegen eine Diktatur zu sein. Das führt aber direkt in die Gewalt.

Ich möchte lieber einen Arzt an meinen Spitalbett als einen vorchristlichen Universalgelehrten.
Aber wenn Aristoteles wüsste, wie sehr die Impfgegner die Wissenschaft verachten, würde er sich im Grab umdrehen.

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Viele der unterschiedlichen Kommentare in diesem Dialog liefern sehr interessante, differenzierende Aspekte oder zusätzliche Perspektiven zum Thema Impfskepsis im Speziellen oder Wissenschaftsskepsis im Allgemeinen - herzlichen Dank für all die konstruktiven, denkanstossenden Beiträge!

Vielleicht lohnt es sich für die Redaktion der Republik sogar, daraus einen ergänzenden Artikel zu lektorieren?!

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Markus Dietschi
Grossrat Grüne Bremgarten
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Einzele Probleme nach der Impfung und Zuammenhang unklar. Und langfädig schreiben. STOP U. K.: Nachschau halten im Kantonsspital, direkt und ungeschönt: Da sind die echten Probleme! Dagegen ist die Impfung ein Klax. FAZIT IST IMPFPFLICHT. ..oder Parientenverfügung, welche eigene Einweisung in Intensivstation ausschliesst. Punkt.

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Lieber Herr Dietschi
Ich befürchte, dass Sie sich gegenwärtig in einer Radikalisierungsphase befinden oder bereits immer schon über eine "radikale Ader" verfügten. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und eine gute Gesundheit.

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Theologe & Religionspädagoge
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· editiert

Sensationelle Beiträge hier. Viele Facetten von blinder Wissenschaftsgläubigkeit über Skepsis und Disput als Motor aufklärender Wissenschaft bis zu prinzipieller Skepsis oder gar Denkverweigerung werden in vielen Schattierungen erörtert. Grundlegend scheint mir darin die Stimme, die Vertrauen gegenüber anderen denkenden Menschen fordert, und im Gegenzug wohl Aufrichtigkeit in allen Kommunikationsformen.
Anstatt einander zu überzeugen zu versuchen oder noch bessere Argumente zu liefern - was wäre, wenn wir alle dieses gigantische mehrdimensionale lebende Puzzle kollektiv zu lösen versuchen, indem alle denkenden Hirne im evolutionären Suchprozess beteiligt werden und die Wissenschaften durch ihre Skepsis, Ideen und Erfahrungen vorwärts bringen? Die Leitidee ist noch etwas schwierig zu formulieren, aber jedes Hirn am „richtigen Ort“ und in Balance (Gruss an Aristoteles), eingebettet in vertrauensvolle Beziehungen, ermutigt seine persönlichen Fähigkeiten auszuspielen und dadurch offen und interessiert an vielem. Eine Art Meta-Hirnstruktur aus Lebewesen… zu wirr?

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Schöne Utopie.

Aber wie gehen wir mit den Menschen um, die nicht aufrichtig sind? Und wie erkennen wir Aufrichtigkeit? Das ist ja, gerade wenn das Gegenüber einen Informationsvorsprung hat, nicht immer einfach?

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Theologe & Religionspädagoge
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· editiert

Das ist für mich auch die grosse Frage. Einen Ansatz dazu entehme ich dem Narzissmusbuch von Doktor Hagemeyer: Freundlich und beharrlich die eigene Perspektive in Form von Ichbotschaften einbringen, niemanden vergöttern und im Notfall auf Distanz gehen und Hilfe holen.
Das andere wäre, unsere genetische Prägung auf Kooperation offensiv auszunutzen und anderen konsequent guten Willen zu unterstellen. Gemäss Reziprozitätsprinzip (Robert Cialdini) wirkt das in den allermeisten Fällen ansteckend.

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Zuschauerin, nur ein bisschen amüsiert
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Gar nicht wirr, Herr P. Vielen Dank!

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Ganz herzlichen Dank für diesen sachlichen und doch sehr berührenden Beitrag. Die Schilderungen sind mir nicht fremd, selbst in einem helfenden Beruf tätig weiss ich, dass es ohne Menschen wie Frau Karde nicht geht.
Mir kommt bei all den Diskussionen immer wieder ein Satz in den Sinn: "die anekdotische Evidenz". Und so erlebe ich die Gespräche immer wieder. Der Rückschluss des Selbsterlebens auf die Realität mit der Schlussfolgerung, dass die Realität unrecht hat.
Mehr als viel, viel Kraft kann ich Ihnen, Frau Karde, und ihren Teams, nicht wünschen. Aber ich weiss, was Sie leisten.

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Die Analyse scheint schlüssig. Ein Dilemma der Wissenschaft: Das Ziel der Objektivität macht die Sache so komplex, dass es je nach Teilbereich sehr schwierig zu Verstehen wird. Bei so viel Komplexität sowie mentaler (und emotionaler) Überforderung scheint es verlockend, einfach dem unsinnigsten Facebook-Post oder Youtube-Schwurbler zu glauben. Wir sehnen uns bei komplexen Problemen nach simpelsten Lösungen. Dass diese wahrscheinlich falsch sind, ordnet man dabei dem Komfort der Ignoranz unter.

Den Beitrag finde ich toll und würde ihn gerne teilen, allerdings machen Sätze wie dieser das Ganze etwas schwer zum Lesen, gerade für Bekannte, die sich eher boulevard-Texte gewohnt sind:

Impfskeptiker sind Wissenschafts­skeptiker, die mit der Kränkung nicht fertig­werden, glauben zu müssen, ohne zu verstehen, geschweige denn nachprüfen zu können.

Selbst habe ich den Satz ungefähr fünf Mal lesen müssen, bevor ich ihn komplett verstanden habe. Deswegen würde ich mir wünschen, solch wichtigen Texte verdaubarer zu schreiben, damit sie die Leute noch besser erreichen, die sie lesen müssen.

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Mitabonnent
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Impfskeptiker - und andere Esoteriker

Das ist ein starkes Stück, liebe Republik. Macht es Spass Öl ins Feuer zu giessen? Der Ueli sollte besser kein Trychler-Shirt anziehen, aber das hier finden wir OK? Bravo.

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Mal abgesehen von der Impfdiskussion: Leo Strassberg bringt einen wunden Punkt der Aufklärung auf den Punkt. Einerseits die (politische) Aufwertung des Subjekts (Kant), andrerseits die Eliminierung des Subjekts in den durchmathematisierten Wissenschaften. In der Tat ein grosser Widerspruch. Er lässt sich überbrücken, wenn das vielgeschmähte Erfahrungswissen aufgewertet wird. Denn letztlich entscheiden wir als Menschen nicht aufgrund von Berechnungen, sondern von Erfahrungen (vorläufig jedenfalls noch).

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Ist der Aufruf der Aufklärung unsere Vernunft zu brauchen nicht eher ein Recht als eine Pflicht? Wir können versuchen alles oder auch nur einiges selber zu verstehen oder auch freiwillig an andere delegieren. In der Praxis sind dies dann irgendwelche Institutionen oder Expertys, denen wir für ein bestimmtes Thema vertrauen. Das Wichtige dabei ist diese Freiwilligkeit und dass die Diskussion wissenschaftliche Erkenntnisse im öffentlichen Raum stattfindet und auf öffentlichen Daten beruht - was leider immer weniger der Fall ist.

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"Physiker"
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Herr Strassberg behauptet, dass in Galileo's Experiment mit zwei gleichzeitig fallenden Kugeln die schwerere Kugel viel schneller unten gewesen wäre. Wer sich bemüht, das einfache Experiment mit einer geringen Fallhöhe zu wiederholen, stellt jedoch fest, dass z.B. ein grosser und ein kleiner Stein praktisch gleich schnell fallen, oder auch ein Bocciakugel aus Metall und eine aus Holz, denn der Luftwiderstand spielt bei dichten Körpern und geringen Fallhöhen kaum eine Rolle. Erst wenn man ein besonders kleines Objekt wie ein Sandkorn nimmt, oder ein besonders leichtes wie eine Styroporkugel, stimmt das "viel schneller".
Wie steht es nun bei 56 m wie beim Turm von Pisa? Auf http://www.ambrsoft.com/Physics/Fre…stance.htm lassen sich fallende Körper samt Luftwiderstand online berechnen; wir haben es einfacher als Galileo. Ich komme bei einer Fallhöhe von 56 m und einer Kugel aus Stein mit 1 kg Masse auf 3.47 s Fallzeit, bei einer kleineren solchen mit 0.25 kg Masse auf 3.51 s. Oder die Rechnung für eine Holzkugel mit ebenfalls 0.25 Masse ergibt eine Fallzeit von 3.77 s. Eine vier Mal schwerere Kugel ist also nicht viel, sondern nur wenig schneller.
Das Experiment - ob reell oder gedanklich - wird in vielen Publikationen breit diskutiert. Ebenfalls psychologisch im Artikel "The Galileo Bias: A Naive Conceptual Belief That Influences People’s Perceptions and Performance in a Ball-Dropping Task" von C. Oberle et al. (2005). Gemäss der Studie glauben die meisten Leute wie Galileo, dass der Luftwiderstand hier praktisch keine Rolle spiele, was die Autoren naiv finden. Ich würde allerdings behaupten, dass die Leute hier eher richtig liegen, und sowohl diese Autoren als auch Herr Strassberg den Luftwiderstand überbewerten, also zu einem "anti-Galileo Bias" neigen.
Wenn wir uns schon bei dieser ziemlich einfachen und exakt berechenbaren physikalischen Frage nicht einig sind, ist eine klare einheitliche Aussage bei der komplizierten medizinischen Impffrage noch schwieriger und kann leicht zu unterschiedlichen Interpretationen führen.

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"Physiker"
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Edit 3.10.: Ich bin Daniel Strassberg dankbar für den Impetus, ein Werk von Galileo zu studieren. In den "Discorsi" (Link zur deutschen Übersetzung unten) diskutieren drei Kunstfiguren Salviati, Sagredo und Simplicio über weite Gebiete der Mechanik (Inhalt Seite 140). Auf den Seiten 56-75 geht es um Fallgeschwindigkeit, Auftrieb, Dichte von Medien, Vakuum und Pendel. Auf Seite 67 leitet Galileo das Gravitationsgesetz her und den Begriff der Terminalgeschwindigkeit in einem Medium. Er kommt meiner Meinung nach zu einer falschen Schlussfolgerung bez. Luft- oder Wasserwiederstand, weil er hier offenbar nur wenige Experimente gemacht hat und deren Zunahme mit dem Quadrat der Geschwindigkeit nicht sah. Ausserdem konnte er, wie er schreibt, kein gutes Vakuum herstellen, und kam (Seite 72) auf eine falsche Luftdichte (rund 1/400 der von Wasser statt grob 1/900), wobei Aristoteles mit 1/10 völlig daneben lag. Deshalb sind seine Korrekturen des Luftwiderstands beim Fallexperiment zu klein. Es scheint, er hat viele Experimente gemacht, aber nicht auf jedem Gebiet, und zur Zeit der Publikation des Werkes war er bereits im Gefängnis.

späterer Edit 2.10.2021: Ich habe nun eine deutsche Übersetzung von Galileo's relevantem Werk gefunden: Arthur von Oettingen (Hrsg.): Unterredung und mathematische Demonstration über zwei neue Wissenszweige die Mechanik und die Fallgesetze betreffend. Leipzig: Engelmann 1890. Auf Seite 59 findet die betreffende Diskussion wegen Aristoteles statt: https://archive.org/details/unterre…1/mode/1up
Statt "Eisenkugel" wie unten steht "Eisenstab". (Palla di ferro; offenbar ist "Eisenkugel" richtig). Es finden sich viele weitere fiktive Diskussionen, auch über Aristoteles. Galileo leitet die Fallgesetze mit Erdbeschleunigung ohne Reibung (Luftwiderstand) her, diskutiert sie mit langen geometrischen Abhandlungen, und macht Experimente mit Körpern auf schiefen Ebenen, deren Bewegungen er mit einer präzisen Wasseruhr misst. Die Rolle der Reibung im umgebenden Medium kennt er durchaus an, kann sie aber zu wenig gut quantifizieren, um zu belastbaren Aussagen zu kommen, und unterschätzt sie möglicherweise etwas. Ich finde es jedoch bemerkenswert, mit welcher Gründlichkeit Galileo anhand von wenigen Daten auch heute geltende grundlegende Naturgesetze herleitet, während Aristoteles offensichtlich unmögliche Gesetze extrapolierte, denen fast zwei Jahrtausende vertraut wurde.

Präzisierung: Ich habe nun "The Galileo Bias ..." sowie den betreffenden Text von Galileo (1638) gelesen (hier englische Übersetzung: http://galileoandeinstein.physics.v…to108.html Seite 65: ziemlich oben). Hier zitiert Galileo Aristoteles, der behauptet, dass eine Eisenkugel von 100 Pfund (griechisch, = ca. 33 kg), welche von 100 Cubit (ca. 44 m) Höhe fallen gelassen wird, dieselbe Fallzeit benötigt wie eine Eisenkugel von 1 Pfund (0.33 kg) um 1 Cubit (0.44 m) zu fallen, also 100 mal schneller. Galileo behauptet dann, dass sie gleich schnell fallen, bis auf einen Vorsprung der schwereren Kugel von 2 Fingerbreit. Die Autoren von "Galileo Bias..." behaupten hingegen "viele Meter", eine ähnliche Übertreibung wie Strassberg's "viel schneller".
Ich habe es mit Hilfe der oben erwähnten Site ausgerechnet. Die schwere Kugel hat 20 cm Durchmesser und benötigt 3.00 s für die 44 m. Die kleine Kugel hat 4.3 cm Durchmesser und benötigt 3.02 s. Jedoch: Die kleine Kugel benötigt einen Vorsprung von 0.6 m, wenn sie ebenfalls mit 3.00 s fallen soll. Also sind weder Galileo's "2 Fingerbreit" noch die "vielen Meter" von Oberle et al. richtig, sondern die (vermutete) Wahrheit liegt dazwischen; beide haben sich je etwa um eine Grössenordnung geirrt.
Bei den Corona-Themen wie bei der Impffrage sehe ich es ähnlich: die "Extremisten" beider "Seiten" irren sich oft und die "Wahrheit" dürfte meistens dazwischen liegen...

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„weil dies nur im absoluten Vakuum stimmt„ stimmt dieser Halbsatz?

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"Physiker"
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Theoretisch stimmt der Halbsatz, ist hier aber nicht sehr nützlich und verleitet den Autoren gar zu einer Falschaussage, wenn er schreibt: "... hätte er (Galileo) gerade nicht beobachtet, dass die grosse und die kleine Kugel gleichzeitig aufschlagen. Die schwerere wäre viel schneller unten gewesen."
Denn sie würden praktisch gleichzeitig aufschlagen. Siehe Kommentar weiter oben.

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Naturwissenschaftler
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Können Sie sich [...] vorstellen, [...] wie eine Messenger-Ribonuklein­säure (mRNA) eine menschliche Zelle dazu bringt, ein Protein zu bauen?

Etwa so?

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In der unmittelbaren Wahrnehmung sind wir alle Aristoteliker geblieben. [...] der Computer, der wieder abstürzt, will uns quälen [...]
Zugleich wissen wir natürlich, dass [...] die Elektronik spinnt

Da Abstürze oft auf Softwarefehler zurückzuführen sind, ist der "aristotelische" Erklärungsansatz hier oft viel näher an der Realität. Softwareentwickelnde werden im aktuellen System für fehlende Qualitätssicherung oft belohnt, unter anderem weil die Endbenutzenden diese Qualität nicht einfordern weil sie sich selbst oder der Hardware die Schuld geben.

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Märchentante*onkel
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"Hätte sich Galileo tatsächlich die Mühe gemacht, auf den 55,8 Meter hohen Turm zu kraxeln, und zwei ungleich schwere Kugeln fallen zu lassen, hätte er gerade nicht beobachtet, dass die grosse und die kleine Kugel gleichzeitig aufschlagen. Die schwerere wäre viel schneller unten gewesen."

Bei einem 55,8 Meter hohen Turm wäre die schwerere nur schon aufgrund der kurzen Fallhöhe und der Beschleunigung sicher nicht viel schneller unten gewesen, sondern höchstens kaum wahrnehmbar schneller, weil je nach Art der Kugel bei der Anfangsbeschleunigung der Luftwiderstand vernachlässigt werden kann.

Es ist übrigens auch nicht so, dass die grosse Kugel schwerer sein muss. Denn das hängt ganz vom Material der Kugeln selbst ab, so dass je nach Material die grosse oder die kleine erst aufschlagen kann. Und dann kommt noch hinzu, dass das selbe Material schwerer oder leichter sein kann, wie im Fall von C. Der kleine Diamant wird vor der grossen Graphitkugel aufschlagen.

Doch selbst wenn wir annehmen, dass beide aus dem gleichen Material mit der gleichen Dichte bestehen, ist es möglich, dass sie gleichzeitig aufschlagen, wenn die grosse und schwere Kugel zufälligerweise genau soviel mehr Luftwiderstand als die kleine und leichte aufweist, dass die höhere Fallgeschwindigkeit der grösseren Kugel genau zum Zeitpunkt von 55,8 Metern Fall kompensiert ist. In diesem Beispiel ist die Grenzgeschwindigkeit der kleinen Kugel höher als die der grossen Kugel, was ich mir bei leichten Materialien im Medium Luft vorstellen kann.

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Impfgegner, Impfskeptiker, Mörder, Querdenker, Geozentristen und Unentschlossene werden in diesem Beitrag über einen Kamm geschoren. Eine Differenzierung zwischen verschiedenen Schattierungen von Impfskepsis findet nicht statt. Es wird nicht unterschieden zwischen dogmatischen 5G-Impfgegnern und Pädiatern, die bei einer Impfung von jungen Menschen den Grenznutzen als nicht erwiesen erachten. Entweder man sei dafür, mindestens 80% der Population zu impfen, oder man sei quadi schon ein Aluhut.

Es wird behauptet, dass gemäss DEN Experten die Pandemie nur mit einer 80-Prozentigen Durchimpfung beendet werden könne. Fachpersonen, die andere Ansichten vertreten, wird kurzerhand der Status als Experten aberkannt - ein Zirkelschluss. Die Relevanz von Genesenen wird komplett ausgeblendet.

Hier wird axiomatisch eine möglichst hohe Impfquote propagiert, weil das gemäss dem gesicherten Wissen das Richtige sei. Dass dieses vermeintlich gesicherte Wissen womöglich mittlerweile bereits wieder überholt sein könnte, entgeht dem Autor. Was nicht ganz ohne Ironie ist, denn das würde dann ja bedeuten, dass der Autor denselben konservativen Instinkten zum Opfer fällt, die er in seinem Beitrag beschreibt.

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lesen sie halt nochmals und nochmals exakt den artikel und lassen sie ihn einwirken. suchen sie den kamm: er findet sich nur bei ihnen selbst.

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