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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Es ist verlockend, aus statistischen Mittelwerten eine Einheit ableiten zu wollen, welche es so aber nicht gibt.
Weder bei den Körpermassen, noch beim Verhalten lässt sich vom Mittelmass auf die/den/das Einzelne/n schliessen.

Es gibt aber durchaus Messgrössen, welche zur Verbesserung von einigen Zuständen herangezogen werden könnten.

Es ist bekannt, dass Menschen in prekären Lebenssituationen eher zu kriminellem Verhalten neigen. Die Bekämpfung der Kriminalität würde sich also vernünftigerweise darauf konzentrieren, die Lebensbedingungen für die Menschen am unteren Einkommensrand zu verbessern.
Bloss die angeblich so vernünftigen bürgerlichen Politiker/innen, glauben unbeirrt daran, dass es mit dem Verschärfen des Strafrechts zu einer markanten Verbesserung kommen muss. Wenn sich diese nicht einstellt, dann waren eben die Verschärfungen nicht scharf genug ...

Rechtsnationale Regierungen führen nachweislich zu chaotischen, korrupten Zuständen, und, wenn sie lange genug an der Macht sind, zu Gewalt und Völkermord.
Trotzdem haben sich die Italiener gerade eben wieder dazu entschieden, die Macht im Land in die Hände von Faschisten zu legen.

Wie sagte jemand mal? Dumm ist, wer mehrmals das Gleiche tut, und ein anderes Ergebnis erwartet.

Vielleicht sollte man die durchschnittliche Dummheit der Menschen mal genauer untersuchen. Vielleicht ihr Verhältnis zum Boulevardmedienkonsum und der ständigen Berieselung mit Werbung.

Ich bin aber sehr sicher, dass die Erkenntnisse daraus von der bürgerlichen Politik genauso ignoriert würden, wie die zur Kriminalität ...

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Ich war bis jetzt der Meinung, dass kriminelles Verhalten in allen Gesellschaftsschichten etwa gleich verteilt ist, aber bei den Geschlechtern sehr ungleich. Privilegiertere Gesellschaftsschichten werden viel seltener juristisch belangt, bspw. Banker, die sich bereichern, ihrer Firma und der Oeffentlichkeit geschadet haben. Klar bewirken soziale Missstände viel Stress. Aber nur ein Bruchteil der Armen wird zu Dieben, Betrügern und Räubern. Bevor wir das weiter diskutieren sollten wir genaue Zahlen haben über den Zusammenhang von Delikten und sozialer Herkunft und dabei beachten, welche Delikte überhaupt zur Anklage kommen und welche eben nicht.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Meine Formulierung ist tatsächlich unpräzise. Es sollte heissen, dass Menschen in prekären Lebenssituationen eher verurteilt werden, etwas anderes geben die statistischen Daten der Justiz ja nicht her.

Aber obwohl es nur ein Bruchteil der Armen ist, welche mit dem Gesetz in Konflikt geraten, es sind doch verhältnismässig deutlich mehr als aus dem Mittelstand. Der Zusammenhang mit dem Wohlstand ist weit mehr belegt, als mit Herkunft oder Kultur der Delinquenten.

Dass die Vergehen der Oberschicht häufig nicht zur Anklage kommen, bzw. elegant legalisiert wurden, steht auf einem anderen Blatt. Es ist einfach eine weitere Privilegierung der Vermögenden, wie vieles andere auch. Zudem handelt es sich hier häufig um Delikte, die ein Normalverdiener mangels finanzieller Ressourcen gar nicht begehen kann.

Es gibt unzählige Publikationen zum Thema. Die meisten kommen zum Schluss, dass das Verbessern der Lebensumstände der untersten Einkommensklassen weit mehr bewirkt, als selbst härteste Strafandrohungen.

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Liebe Frau Dolder, Sie sagen es: „Privilegiertere Gesellschaftsschichten werden viel seltener juristisch belangt“.

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Molekularbiologe PhD, Unternehmer
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Quetelet's idealer Mensch hat nota bene in der COVID Pandemie gerade mal wieder Hochkonjunktur: Den Leuten wird im Rahmen einer hemmungslosen Durchseuchungsstrategie eingeredet, "nur" vorerkrankte und betagte Menschen seien ernsthaft durch schwere Akutverläufe oder Langzeitschäden und Long-COVID gefährdet, der "normale, gesunde" Mensch hingegen nicht. Das stimmt schlicht und einfach nicht, denn jeder "normale, gesunde" Mensch hat ein individuelles Immunsystem, das ihn nach dem Zufallsprinzip gegen gewisse Infektionskrankheiten sehr gut, gegen andere nur mässig, und gegen wieder andere nur sehr schlecht schützt. Diese Diversität, die dem Einzelnen mal zum Vorteil, und mal zum Nachteil gereicht, erzeugt für die Menschheit als Ganzes eine breite Widerstandskraft: Es wird wohl kaum je einen Erreger geben, der alle Menschen auslöschen kann, einzelne werden immer überleben.

Bei COVID verhält es sich so, dass z.B. Menschen, deren Immunsystem einen relativ tiefen Pegel an bestimmten Botenstoffen (Interferonen) hat, besonders anfällig auf Long-COVID oder schwere Akutverläufe sind, und zwar völlig unabhängig davon, wie stark und gesund sie sonst sind. Das noch nicht vollständig ausgereifte Immunsystem von Kindern wiederum, welches im allgemeinen eher schlechter als dasjenige von Erwachsenen gegen Infektionskrankheiten schützt, hat einige Eigenschaften, die sich ausgerechnet bei COVID als Vorteil herausstellen, und Kinder besser als Erwachsene schützen.

Die "es kann nur die Schwachen treffen, und die sollen sich halt schützen" - Strategie der hemmungslosen, repetitiven Volksdurchseuchung ist also nicht nur verwerflich, weil eugenisch, sondern schlicht und einfach auch sachlich falsch. Die Politik will von solcher Realitätskonfrontation allerdings nichts wissen, zu verführerisch ist der einfachere Weg, den Menschen eine angenehmere Scheinrealität zu bieten.

Nicht nur hat die Wiederanbetung von Quetelet's ideal-normalen Menschen in der Pandemie dazu geführt, dass die Schweiz den Verfassungsgrundsatz, dass "die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen" über Bord geworfen hat, sie hat bezüglich der "Starken" im Volke auch gleich noch das Trugbild aufgestellt, dass jeder normal Gesunde sich als solch "Starken", als Quetelet's COVID-Ideal, und damit als COVID-ungefährdet, wähnen dürfe.

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Ich hatte nicht den Eindruck, dass das falsch kommuniziert wurde. Meiner Meinung nach wurde immer mit Wahrscheinlichkeiten argumentiert. Also: Gefährdete Menschen haben ein signifikant höheres Risiko eines schweren Verlaufs. Das heisst nicht, dass ein schwerer Verlauf ausserhalb der Risikogruppen ausgeschlossen ist.

Nan kann aber darüber duskutieren, ob dieser Unterschied der Allgemeinheit verständlich ist.

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Vielen Dank für Ihren Beitrag Herr M.
Hoffentlich wird er häufig gelesen, damit klar wird, dass niemand mit Sicherheit wissen kann, dass er Covid-ungefährdet ist.

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Ich fand es ja schon immer besonders doof, wenn bei Statistiken die durchschnittliche Anzahl Kinder, die eine Frau (in der Schweiz) gebärt. Also die Geburtenziffer. Ist aktuell (2020) bei 1,46. Ich kenne keine einzige Frau (und habe auch nie von einer gelesen), die 1,46 Kinder geboren hat.

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Wenn es etwas hilft, können Sie sich ja auch hundert Frauen vorstellen, die 146 Kinder gebären - und hundert Männer, die keine gebären.

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Ich stelle mir gerade ein Cockpit vor, das Platz für 100 Frauen bietet.

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Wirtschaftshistoriker
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Ironisch-witzig! Darum von mir kein Downvote.

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Im vorletzten Absatz gibt es eine Verbindung zu einem Auszug aus dem Buch "Unsichbare Frauen" von Caroline Criado Perez (2019). Ich habe beim Lesen dieses Beitrags immer wieder an dieses sehr beeindruckendesBuch gedacht , das ich sehr empfehle.

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Ein sehr wunderbarer Beitrag. Einzige Einschränkung: Der 'homme moyen' war "bereits" bei Quetelet ein Mann? Wenn Sie es auf das Messen allein beziehen, ok. Ansonsten hat ja bereits Aristoteles (und seine Vorläufer) den männlichen Menschen als Mass aller Dinge zugrundegelegt, nicht wahr?

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Quetelet konnte durchaus zwischen Frauen und Männern unterscheiden, wie die ersten beiden Abbildungen im Artikel zeigen. Er war auch kein Nominalist, das heisst, er konnte zwischen Wörtern und den durch sie bezeichneten Dingen unterscheiden. Er sprach Französisch und wusste, dass das Wort "homme" zwei Bedeutungen hat.

Die zwei Abbildungen sind genauer zu betrachten: warum sind Frauen kleiner und leichter? Ist das wirklich nur biologisch bedingt, oder kommt auch da die durchschnittliche Benachteiligung der Frauen zum Ausdruck?

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Theologin/Seelsorgerin
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Unterhaltsam geschrieben und interessant. Danke dafür!

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Das Problem des "nicht existenten Durchschnittsmenschen" lässt sich relativ gut begegnen in dem man die Verteilung einbezieht, statt nur den Mittelwert. Mit den von Quetelet gemessenen Zahlen könnte man z.B. die Aussage machen, dass 95% der Menschen zwischen x und y cm gross sind. Intervalle sind oft ein sinnvollerer "Durchschnittsbegriff" als eine einzelne Zahl (siehe z.B. Grössen- und Gewichtsperzentilen für Kinder). Gerade deshalb ist das Abbilden dieser Intervalle auch in Grafiken wichtig, nicht nur bei Körpergrössen.

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Ich glaube, da hat sich ein Fehler eingeschlichen:

"Das Verhältnis des Gewichts zur Körper­grösse beträgt also Gewicht geteilt durch Grösse im Quadrat."

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Felix Michel
frontend dev
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Guten Morgen, ich stehe gerade aufm Schlauch. Was ist der Fehler?

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Das Körpergewichts geteilt durch die Körpergrösse im Quadrat ist der Body Mass Index (BMI), wie dies im Text ja auch steht und per Definition nicht das Verhältnis des Körpergewichts zur Körpergrösse. Der BMI ist eine von Quetelet neu eingeführte Grösse, für die Quetelet vermutlich auch einen Idealwert ermittelte. Anhand der Formel kann die Erkenntnis gewonnen werden, dass sich bei einer Verdoppelung der Körpergrösse, die anderen Dimensionen nur mit Wurzel 2 vergrössern (z. B. werden Fusslänge und Fussbreite also nur 1.414 mal grösser).

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Stur in Formeln übersetzt würde das heissen:

m / g = m / g^2

Woraus der Mathematiker sofort folgert, dass g=1, also alle Menschen gleich gross sind.

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Mich nähme es mal wunder warum die Schuhgrössen der Bevölkerung in den letzten 50 Jahren extrem zugenommen haben. Ernährung, oder was könnte es sein?

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