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Finde es spannend, dass ausser SP und Grüne (und dort auch nur zögerlich) niemand bereit ist, den grossen Elefant im Raum anzusprechen: Privateigentum am Boden. Schon des öfteren mit Freunden diskutiert, die Ausbildung in Architektur und Städteplanung haben, der Tenor ist klar: Boden darf eigentlich nicht Privateigentum sein, er muss vergesellschaftet werden und Personen können maximal Nutzungsrechte daran erwerben (und dies maximal auf Lebenszeit, im Todesfall erlöschen sie). Doch derartige Vorschläge sind in der bourgeoisen Schweiz das grösste Tabu.

Übrigens, ein guter Weg, rauszufinden, wo die wahre Macht (und damit der wahre politische Konflikt) liegt, ist meiner Meinung nach sich zu fragen, worüber man nicht sprechen darf, ohne sich zur Persona Non Grata zu machen. Entsprechend stelle ich die Forderung der Enteignung jeglichen Privateigentums an Boden in den Raum.

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Ganz genau! Hans Jochen Vogel, der deutsche SP Politiker hat kurz vor seinem Tod mit 94 ein Büchlein herausgegeben mit dem Titel "Mehr Gerechtigkeit - wir brauchen eine neue Bodenordnung, nur dann wird Wohnen wieder bezahlbar." Ich zitiere aus dem Gedächtnis - Grund und Boden ist keine Ware die beliebig vermehrt werden kann und muss deshalb dem Markt entzogen werden.

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Abgesehen davon, dass dieses Modell theoretisch zwar wünschbar wäre, praktisch aber nicht umsetzbar ist (würden Sie Ihr Bauland - falls vorhanden - zur Verfügung stellen?):
in China wo der Boden "vergesellschaftet" ist, entstand eine Immobilienblase wie bei uns.

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Man muss es ja nicht wie China machen ;-) eine Idee, die ich von meinen Bekannten mitgekriegt habe: Boden gehört der Gesamtgesellschaft (und die daraus resultierenden Einnahmen werden dazu benutzt, Steuern zu entlasten), was darauf gebaut wird, kann jedoch weiter Privateigentum sein - mit Einschränkungen z.B. im Erbrecht.

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dem schliesse ich mich unbedingt am! kein privateigentum von grund und boden! leute sollten mal eine spannende filmserie darüber machen. wir müssten alle viel radikaler werden, denken, handeln!

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· editiert

Über die Frage, wie man mit der Ressource Boden in einer Gesellschaft umgeht, habe ich mir auch schon einige Gedanken gemacht. Wenn man bei null anfangen würde, wäre die Idee von Land im Besitz der Gemeinde und die Vergabe im Baurecht (der Baurechtszins ersetzt dann beispielsweise andere Steuern) wohl durchaus eine Idee. So ähnlich wird es ja schon heute schon bei Allmend Kooperationen und Genossamen gehandhabt. [Die Idee von gemeinschaftlichem Grundbesitz ist also durchaus nicht neu, und führt keineswegs in den Kommunismus, wie von Gegnern solcher Ideen oft polemisch eingebracht wird.]

Allerdings fangen wir nicht bei null an – und da scheint mir die Enteignung kein probates Mittel (und abgesehen davon in der Schweizer Demokratie auch nicht mehrheitsfähig weil viel zu radikal).

Alternativ könnte man sich aber Gedanken über eine Land Value Tax (Bodenwertsteuer) machen und diese sanft einführen. Analog wie bei der Mehrwertsteuer könnte das Stimmvolk jeweils über Promille Anpassungen abstimmen mit dem Ziel Mehrwert– und Einkommenssteuern zu senken bei gleichzeitiger Anhebung der Bodenwertsteuer.

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Mieter
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Ich habe den Sinn der Bodenwertsteuer nicht genau verstanden. Könnte diese nicht einen negativen Effekt haben: indem diese Steuer auf die Miete überwälzt wird?

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Mir fehlt die Rolle der Pensionskassen. Sie haben in den letzten Jahren immer wieder zu übersetzten Preisen Häuser gekauft, weil sie ihr Geld investieren müssen, und erhöhen nachher die Mieten, um die Liegenschaft einigermassen rentabel zu halten.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Guter Punkt. Die Pensionskassen spielen tatsächlich eine sehr wichtige Rolle im Schweizer Immobilienmarkt. Weil sie aber keine Hauptrolle bei der aktuellen Wohnungsnot spielen, habe ich sie im Explainer nicht thematisiert. Dafür finden sie im Interview, das ich mit Jacqueline Badran geführt habe und das morgen erscheint, Erwähnung.

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Senftube
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Super - bin gerade in die Kommentarspalte gegangen, um genau das auch zu sagen. Man kann an dieser Stelle auch auf den Artikel über Wien verweisen: Mehr (viel mehr) nicht profitorientiertes Bauen ist nötig!

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"Physiker"
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Vielen Dank für den wertvollen Artikel. Er erwähnt zwar die (vermutliche) Hauptursache ("Nachfrage in den Zentren [...] ist laut Wüest Partner zu 67 Prozent auf den sogenannten «Wanderungs­saldo» zurück­zuführen.") geht aber sonst nicht darauf ein, bis auf den Hinweis, dass die SVP die Zuwanderung bremsen möchte. Jedoch sind es gerade die Wirtschafts- und Reichen-freundlichen Parteien wie die SVP, welche diese Zuwanderung verursachen. Damit meine ich nicht Kriegs- und Klimaflüchtlinge, sondern die enorme Industrialisierung (wozu ich Handel und Finanzindustrie zähle), welche die Schweiz zu reich hat werden lassen. Da ist es doch selbstverständlich, dass mehr Menschen in die Schweiz kommen, als hier "Platz" haben. "Platz" hätte es zwar für noch viel mehr Menschen, und sogar für Wohnungen für sie, aber nicht für die komplette Infrastruktur für unsere derzeit sehr üppigen Bedürfnisse: Verkehrwege, Dienstleistungen, Verwaltungen, usw. Und vor allem nicht für das Land, das die Menschen ernähren und Energie für sie bereitstellen sollte. Wir leben von den Ressourcen anderer Länder, bauen unsere wertvollen Böden voll, nicht nur mit Luxuswohnungen, sondern mit Firmengebäuden aller Art. Firmen, die gute Löhne zahlen und derzeit händeringend nach Personal suchen. Selbstverständlich kommen da diejenigen Fachleute, die können und dürfen.
Lösen lässt sich das "Wohnungsproblem", das eigentlich ein Ungleichheitsproblem ist, weder mit forciertem Wohnungsbau, noch mit Zuwanderungsbegrenzung, sondern mit ärmer und weniger anspruchsvoll werden. Schlechtere Bedingungen insbesondere für multinationale Firmen, eine höhere Steuerprogression, tiefere Spitzenlöhne, kürzere Arbeitszeiten, usw.. Natürlich wollen das die Wenigsten, und so werden wir unseren Reichtum aushalten und eben in den Zentren viel Zeit mit Wohnungssuche verbringen müssen, und nicht in den Himmel kommen... :-)

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Wunderbar auf den Punkt gebracht.

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Also die Wirtschaft zu Boden fahren, um die Wohnkosten zu senken finde ich einen gewagten Vorschlag. Mit einer zunehmenden Arbeitslosenquote heimsen wir uns dann noch viel Schwerwiegendere Probleme ein, und ich bin nicht sicher, ob uns dies dem Himmel näher bringt. Der Sonntägliche Messebesuch ist vielleicht die sicherere Variante :-)

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"Physiker"
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Es geht ja nicht nur um die Wohnkosten, sondern eigentlich um die Rettung der Zivilisation. Mit den anstehenden globalen Problemen kollabiert diese langsam und könnte schnell crashen, tut es lokal ja ohnehin. Die Schweiz lebt gewaltig über ihre Verhältnisse und wird sich zusammen mit den meisten andern Ländern stark reduziern müssen, um die diversen Krisen zu meistern. Das heisst weniger Lohnarbeit, weniger Konsum, dafür mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben, bessere Gesundheit, auch seelische - sofern Kriege und Verteilkämpfe vermieden werden können.
Eine solche freiwillige Reduktion wird kaum passieren weil die meisten Leute so denken wie Sie und Medien und Entscheidungsträger immer noch Wachstum oder zumindest Reichtum positiv darstellen. Ausserdem will sich niemand etwas Vorhandenes wegnehmen lassen, auch ich nicht. Da es uns materiell so gut geht, können wir nur verlieren. Wer rechtzeitig etwas abgibt, hat weniger zu verlieren.
Auf die vorliegende individuelle Problematik bezogen, könnte das heissen, keine Wohnung in einem Wirtschaftszentrum zu suchen, sondern dort wo es günstiger ist und Menschen gesucht werden. Dafür würde man zwangsläufig weniger verdienen, aber auch besser leben wenn auf die üblichen Statussymbole verzichtet werden kann.

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"...dass die SVP die Zuwanderung bremsen möchte. Jedoch sind es gerade die Wirtschafts- und Reichen-freundlichen Parteien wie die SVP, welche diese Zuwanderung verursachen".

MEn, Korrekt. "Verursachen" für mich ist die Ch "Standortsförderung" mittels "Steuerwettbewerb". Die SVP macht Politik gegen die "Ausländer" um das Stimmvolk zu holen. Gleichzeitig holt Sie mit ebendiesen Steuerwettbewerb die fremden Firmen, ihre Angestellten und den ganzen Schwanz von Dienstleistern die es für ein bequemes Leben braucht.

Und auch so nebenbei die eigen Steuern werden gesenkt.

Eigentlich genial - für die SVP.

Um die Wohnungsknappheit zu bekämpfen müsste man - gut dotiert - die Unternehmenssteuern erhöhen. ,

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Im Artikel wird der Lärmschutz als Verhinderer von Bauvorhaben genannt. Auf keinen Fall sollte der Lärmschutz aufgeweicht werden. Diesen Trumpf an Lebensqualität dürfen wir nicht preisgeben! Der Zusammenhang zwischen Lärm und Gesundheit wurde ausreichend belegt, deshalb gibt es den Schutz der Anwohnenden vor Lärm ja überhaupt. Grundsätzlich kann und soll der Lärm am Ort seiner Entstehung reduziert werden. Dazu gibt es zahlreiche sehr einfache und rasch umsetzbare Massnahmen wie Tempo 30. Ich setze mich als Co-Präsidentin der IG WesttangentePlus in der Stadt Zürich dafür ein.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Ich glaube, grundsätzlich stellt niemand den Lärmschutz infrage. Wenn aber Anwohner in missbrauchen, um ein Neubau zu verhindern, stellt er ein Problem dar. Was der Bundesrat jetzt plant, ist nicht die Abschaffung des Lärmschutzes, sondern eine Anpassung. So dass er seine eigentliche Rolle erfüllen kann: die Menschen vor krankmachendem Lärm zu schützen.

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interessierter Leser
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Genau das trifft meines Erachtens gar nicht zu, lieber Herr Albrecht. Die NachbarInnen in ihrem Zürcher Beispiel haben mit ihrem Rechtsmittel bloss auf einen rechtlichen Mangel eines Bauvorhabens hingewiesen und die Gerichte haben ihnen dann Recht gegeben. Man kann dann doch nicht sagen, dass diese Nachbarn schuld am Scheitern des Bauprojektes seien, wenn eine Bauherrschaft massive Abweichungen von den Lärmschutzregeln (dienen notabene dem Gesundheitsschutz) bewusst einkalkuliert? Die Bauwirtschaft verlangt jetzt erfolgreich eine Verwässerung des Lärmschutzes unter allgemeinem Applaus, obwohl sie weiss, dass dies Nachteile für die BewohnerInnen mit sich bringen wird. Es geht eben wie beim Denkmalschutz und beim Umweltschutz um Zielkonflikte, die sich nicht mit einseitigen Schuldzuweisungen an „Einsprechende“ abhandeln lassen.

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Dass die Lärmgrenzwerte erfüllt sein müssen, wenn ALLE Fenster geöffnet sind, ist doch völlig absurd. Man kann halt nicht alles haben: Man möchte viele Wohnungen und gleichzeitig erschwert man das Bauen - das passt nicht zusammen!

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interessierter Leser
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Da ich anderer Meinung - Lärmschutz ist eben Gesundheitsschutz. Wo wohnen Sie und können Sie bei offenem Fenster schlafen? Nicht nur Lärmschutz kostet, sondern auch eine kranke Gesellschaft (http://www.laerm.ch/dokumente/Medie…schung.pdf).

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Als langjährige Mieter mit Bestandesmiete profitieren wir heute und in den letzten Jahren von einem günstigen Mietzins. Die Idee eines möglichen Wohnungsswechsels ohne steigenden Zins am gleichen Wohnort in der Agglo Basel fände ich gut, denn meine Frau und ich gehen gegen die 80 und gehören zu denen, die keinen Ortswechsel im Alter möchten. Wie bei vielen in unserem Alter käme ein Altersheimeintritt nur dann in Frage, wenn wir aus gesundheitlichen Gründen keinen eigenen Haushalt mehr führen könnten, ganz abgesehen davon, dass ein dortiger Aufenthalt viel zu teuer wäre und wir sehr bald staatliche Hilfen (Ergänzungsleistungen) in Anspruchnehmen müssten.

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Bezahlbarer Wohnraum steht nicht nur im Zielkonflikt mit Denkmalschutz, sondern auch mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Der Gebäudesektor verursacht rund ein Viertel der Schweizer Treibhausgasemissionen, die gesetzten Reduktionsziele für 2020 wurden verfehlt. Es bestehen verschiedene Probleme, für die teils separate Lösungen gefunden werden können, doch wird es eine tiefgreifende Transformation unseres Zusammenlebens brauchen, um die verschiedenen Ziele unter einen Hut zu bringen:

  • bestehende Gebäude müssen ihre Heiz- und Energieversorgung auf erneuerbare Energien umstellen,

  • statt Abreissen und Neubauen ist Kreislaufwirtschaft im Bausektor notwendig, die graue Energie ist enorm. Der Wohnungsnot lediglich mit traditionellen Neubauten begegnen zu wollen steht im Widerspruch zu den Pariser Klimazielen,

  • wir brauchen flexiblere Wohnformen, die uns Lebensqualität und soziale Kontakte ermöglichen, und den beanspruchten Raum pro Person reduzieren. Die dargestellte Problematik der Eltern, die bei Wegzug der Kinder keine kleinere Wohnung zu kleinerem/gleichen Preis finden illustriert dies gut,

  • Wohnen ist ein Menschenrecht. In den Städten, also dort, wo die Wohnungsnot am grössten ist, wohnt nur eine kleine Minderheit tatsächlich im Eigenheim. Die Wohneigentumsquote in Basel Stadt liegt bei lediglich 16%! So profitieren Immobilienbesitzende (darunter auch Pensionskassen) von der Not anderer. Hier ist eine Debatte über Besitz von Wohneigentum notwendig, um das Menschenrecht auf Wohnen zu realisieren. Die Frage nach der erlaubten Rendite auf Sicherung dieses Menschenrechts ein dringend notwendiger Anfang.

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Vielen Dank für diese Einordung. Als frischgebackenes Mitglied des Vorstandes einer kleinen Baugenossenschaft werden diese Themen nun relevanter für mich.
Ich bin grundsätzlich fürs Bauen, jedoch dürfte der Effekt etwa ähnlich sein wie bei den Strassen. Weder haben mehr Strassen, noch mehr Spuren eine wirkliche Entlastung gebracht. Aber sie nicht zu bauen wäre auch keine Lösung gewesen.
Da wir aber wirtschaftlich gesehen in einer Art Schneeballsystem gefangen sind, dessen Erfolg auf Wachstum beruht, wird es wohl immer so weitergehen, dass immer mehr Menschen immer mehr arbeiten, konsumieren und wohnen werden, ohne dass uns dies real irgendwie weiterbringt.
Verdichtet Bauen heisst letztlich auch verdichtet wohnen und strapaziert die ohnehin bereits sehr empfindliche Gesellschaft zusätzlich.
Weniger ist mehr. Dieses Motto sollte wieder vermehrt berücksichtigt werden.

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Ärmer und glücklich
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· editiert

Wir sind nicht „gefangen“. Reduktion des Konsums fängt bei jedem einzelnen an. Diese Opferhaltung zementiert das Problem. Weniger „man sollte“ und einfach machen.

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Vielleicht mache ich persönlich das ja schon längst?

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Bauingenieur
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Ich gehe grundsätzlich einig damit, dass es diverse Grundübel zu bekämpfen gibt: Privatisierung von Boden (sogar im Economist, kein Verdacht auf Ansätze kommunistischen Gedankenguts, gibts Artikel, die sich für eine saftige Bodensteuer stark machen), Pensionskassensystem an sich (wir werden gezwungen, Spekulanten zu bezahlen, damit sie unsere Wohnungen massiv verteuern), Grund des (materiellen) Reichtums der Schweiz, warum unsere Raumplanung eigentlich die guten Rezepte kennt, die Politik beim Kochen aber zu oft das Gericht verwürzt etc.
Ich möchte mich aber sehr gegen das ewige Gejammer der endlosen Bewilligungsfristen wehren. In meinem Berufsalltag erlebe ich sehr viele unbedarfte Bauherrschaften, die sich die billigsten Planer:innen suchen und/oder kein Gehör dafür haben, wenn man auf geltende Vorschriften hinweist. Sehr oft sind die Bewilligungsbehörden auskunftsfreudig und kulant, stehen sogar nicht selten ziemlich unter Druck von der Lokalpolitik, „nicht schwierig zu tun“. Es stimmt, dass man viele Vorschriften beachten muss, die sich ständig ändern und sich fast magisch vermehren, aber es gibt sehr viele gute Gründe dafür - und natürlich auch einige ärgerliche Negativbeispiele. Nichtsdestotrotz ist die Baubranche als Ganzes sehr konservativ und man könnte bzw. müsste noch viel mehr beachten (Kreislaufwirtschaft und weitere wichtige Themen wurden in Kommentaren erwähnt). Das traurigste finde ich, dass wir Bauwerke für eine Lebensdauer von 50 bis 100 Jahren oder sogar mehr entwerfen, die allesamt Unikate sind, aber aus Termin- und Kostendruck viele wichtige Abklärungen nicht machen können, auch wenn die Planung nur ein kleiner Prozentsatz der Bausumme ausmacht, die man mit guter Planung optimieren kann (manchmal lohnt es sich auch, teurer zu bauen…). Ich beobachte, dass viele gute Berufsleute in Positionen/Branchen wechseln, bei denen Sorgfalt gewünscht ist.
Und der Lärmschutz gehört einfach zur Planung dazu, typisch FDP und kleine Schwester im grünen Mänteli, dass man jetzt einfach die Vorschriften lockern will, währenddem noch immer Motorräder in Verkehr gebracht werden dürfen, die ein Vielfaches der Budgets aller Lärmschutzfachstellen an monetären Schäden verursachen.
(Jetzt merke ich gerade, dass ich mich als links der FDP positioniert habe und somit meine Anonymität als Bauing. hin ist :-).)

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Kritischer Leser
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Ist es wirklich möglich, die Mietmisere in der Schweiz anzusprechen, ohne unser verrücktes Gesellschafts- und Wirtschaftssystem und die äusserst ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung in diesem Land auch nur zu erwähnen? Der vorliegende, enttäuschend unkritische Artikel demonstriert auf schlagende Weise, dass das nicht nur möglich ist, sondern dass man sich auf diese Weise jedes Verständnis verstellt. Dagegen haben zwei Kommentare immerhin das Privateigentum am Boden und unser Pensionskassensystem angesprochen, das uns die gut verdienenden "Volks"-Vertreter im Parlament eingebrockt haben. In diese Richtung müsste weiter gedacht werden. Man müsste auch über die Landesgrenzen hinausschauen, etwa nach Post-Brexit-Grossbritannien und in die USA, wo weite Bevölkerungskreise verarmen, während Grosskonzerne Supergewinne scheffeln und die Zahl der Milliardäre dauernd steigt. Und dann müsste man den Zusammenhang herstellen zu Johnson und Trump und ähnlichen Politikern, die gewählt wurden, nicht weil man von ihnen konstruktive politische Lösungen erwartete, sondern weil sie versprachen, das "System" auszumisten (selbstverständlich, ohne es grundsätzlich anzutasten, und mit nur allzu deutlichen Verweisen auf Sündenböcke). Dass das nicht gut herauskommen würde, war vorauszusehen. Immerhin muss ich gestehen, dass mich die Erklärung der SVP für die hiesige Mietmisere erheitert, wenn auch nicht wirklich überrascht hat: Natürlich sind die Ausländer schuld - etwas Gescheiteres fällt denen nun mal nicht ein, und warum das Thema wechseln, wenn es einem so verlässlich Erfolge verschafft.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Da werfen Sie aber ganz viele Dinge in den gleichen Topf, Herr B. Im Explainer geht es um die Frage, weshalb es an jenen Orten, wo besonders viele Menschen in der Schweiz leben wollen, zu wenig Wohnraum gibt. Ein Bereich, der dieses Thema streift, sind die Eigentumsverhältnisse. Darüber dürfen Sie morgen im Interview mit Jacqueline Badran lesen. Mit Brexit und Trump hat die aktue Wohnungsnot in den Schweizer Städten allerdings nichts zu tun.

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Kritischer Leser
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Von einem direkten Zusammenhang habe ich ja keineswegs gesprochen. Parallelen sind allerdings unübersehbar, und sei es nur der Aufstieg der Schweizer Republikaner, d.h. der SVP, der als Symptom des Missbehagens weiter Kreise am hiesigen System zu werten ist. Und da spielen die gestiegenen Lebenshaltungskosten inklusive der Mieten, die fehlenden Wohnungen in den Zentren auch, durchaus eine Rolle. Ganz klar habe ich allerdings meine Ablehnung populistischer "Lösungen" (à la SVP) zum Ausdruck gebracht. Gleichzeitig plädiere ich aber dafür, Zusammenhänge herzustellen. Wie Sie das etwa mit der Erwähnung des Kriegs in der Ukraine und seinen verschärfenden Auswirkungen auf die Wohnungsnot getan haben.

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Kürzlich lernte ich, dass Neubauten seit siebzig Jahren nur noch für eine begrenzte Lebensdauer von ca 50 Jahren konzipiert werden. Just die Epoche, da das Stockwerkeigentum boomte. Passt doch: Konsum, Kommerz, Verschleiss, Betrug, Profit durch systemimmanente Zerstörung.

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MFH-Besitzer
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Das stimmt so nicht. Es kommt zwar vor, dass nur 50 Jahre alte Häuser abgerissen werden, um neuen Überbauungen Platz zu machen. Die Gründe liegen aber normalerweise nicht an der Bausubstanz (wenn ja, wäre sehr schlampig gebaut worden), sondern an Rendite-Interessen oder neuen Nutzungsbedürfnissen der Eigentümer.
Wir haben mehrere MFH im Familienbesitz, welche die meisten aus den 60er/70er-Jahren stammen. Eines nach dem andern sanieren wir diese zurzeit energetisch, um sie in einen neuen Lebenszyklus von mind. 30 Jahren zu schicken. Bei keinem dieser nach den damaligen Normen gebauten Durchschnittshäusern ist die Bausubstanz nach 50 Jahren schlecht.

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MFH-Besitzer
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Mich würde interessieren, weshalb mein Beitrag downgevotet wird. Haben Sie Belege dafür, dass meine Aussage, die Bausubstanz von 50 Jahre alten Häusern sei normalerweise gut, nicht stimmt - oder gefällt es nicht, dass ich nicht in den Chor einstimme, die die „böse Immobilienbranche“ gesamthaft verteufelt? Alle Mieter sollen sich einfach mal vor Augen halten, dass sie nicht in ihrer Wohnung leben könnten, wenn nicht irgendjemand irgendwann sehr viel Geld investiert hätte, um ihr Haus zu bauen und es ihnen für eine in den meisten Fällen faire Miete (schwarze Schafe gibts in jeder Branche) zur Verfügung stellen würde.

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anonyme Verlegerin
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· editiert

Puh. Ich bin „vom Fach“… und etwas ratlos. Frage mich warum im Artikel (der mir leider recht oberflächlich vorkommt, bin halt eben von Fach…) Politiker der evp und vorwiegend banken zu wort kommen. Subtext: „wir müssen mehr und schneller in den Städten bauen.“ Ist das wirklich so? Warum wird nicht die Forschung/Fachwelt befragt? Was ist mit ökologischen Fragen, Stichwort netto null, CO2 Ausstoss bei Neubauten (Schaut Euch mal die Arbeit der Dozentin Charlotte Malterre-Barthes an der EPFL an, „Stichwort Moratorium on new Construction“, auch Antje Stahl bei Euch hätte doch sicher etwas dazu zu berichten)? Welche Rolle spielen denn nun wirklich Player wie google auf dem Zürcher Wohnungmarkt? (hier ist der Artikel suuper
vorsichtig, weils um „Fachkräftemangel“ geht). Und ja, einige haben es ja schon geschrieben: wenn wohnen ein Investment, gar eine Geldanlage für Pensionkassen (Renditezwang) ist, ja dann kommt das heraus was wir sehen. Empfehlenswert auch für Fachfremde, wie von anderen schon erwähnt, die Arbeit von Saskia Sassen und auch der Dok-film „Push-für das Grundrecht auf Wohnen“ von 2019. …wie sieht das genau aus mit Leerstand von renditeobjekten in den städten? Hat da jemand Zahlen? Und natürlich eben die radikale Frage ob Boden überhaupt privat sein darf. All das wäre spannend- schauen wir, was noch kommt zum thema, zb von badran, wie unten angekündigt wurde.

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· editiert

Donato Scognamiglio will weniger Vorschriften. Keine Haken auf den Dächern, um den Dachdecker zu sichern und auch keine Absturzsicherung an Fenstern und Treppen. Und er glaubt auch nicht, dass die Kostenmiete günstiger ist, als wenn Profit getriebene Immobilienunternehmer mit ihren faden Kästen die grüne Wiese und Hinterhöfe verdichten.

Wenn ich aufs Dach muss, bin ich froh, dass ich mich sichern kann und froh bin ich auch, wenn ich als Mieter nicht auch noch für den Aktionär oder den Liegenschaftsmillionär und den Bodenspekulanten aufkommen muss. Irgendwie geht die Logik der Immobilienspezialisten nicht auf, oder halt eben vor allem für sie.

Sie profitieren von den steigenden Wohnungspreisen in Dörfern und Städten auch dank der gut unterhaltenen und neu gebauten Infrastruktur, die wir alle mitbezahlen.

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interessierter Leser
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Immobilienökonom Sconamiglio verkennt meines Erachtens den kostensparenden Effekt von Fachnormen (SIA-Normen etc.): Sie legen fest, was risikoarm ist (z.B. eine genügende Brüstungshöhe um Abstürze mit teuren Folgen zu vermeiden). Sie also ein unverzichtbares Element der Baurationalisierung. Natürlich müssen überholte Normen auch wieder entschlackt werden, aber der von Herrn Albrecht zitierte Rundumschlag scheint mir zu undifferenziert.

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"Physiker"
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Interessant in diesem Zusammenhang als "fun fact" zu antiken Normen:
Ca. 1770 vor Christus verfügte der babylonische König Hammurabi den Kodex unter seinem Namen - auf einer Basalt-Stehle heute im Louvre. In den 282 Gesetzen betreffen 5 davon die Sicherheit von Bauten, mittels einem Talionsprinzip: Wenn ein Hausbesitzer (dritte offenbar egal!) einen Schaden erleidet durch Baumängel, wird dasselbe Leid dem Architekten zugefügt, bis zum Tod. Und in der Bibel (Moses 5, Deuteronomium, Kapitel 22,8) steht bezüglich Schutzgeländer an Dachterrassen:
"Wenn du ein neues Haus baust, sollst du um die Dachterrasse eine Brüstung ziehen. Du sollst nicht dadurch, dass jemand herunterfällt, Blutschuld auf dein Haus legen." Heute ist es komplizierter; ich finde keine einfache Aussagen.

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Leserin
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· editiert

Hier einige Kritikpunkte meinerseits.

Boden ist ein begrenztes Gut und soll der Allgemeinheit gehören. Ausserdem fehlt in der Bundesverfassung das einklagbare Recht auf Wohnen. In diesem Land und insbesondere im angelsächsischen Raum gibt es bezüglich Boden grundsätzliche Fehlanreize und die Grundstückeigentümerschaft bereichert sich an der Bevölkerung. Die Bürgerlichen als auch die hier zitierten "Immobilienfachleute" wollen keine Umverteilung und begnügen sich mit dem Suchen von Schuldigen (die Einwanderung) und schädlichen Lösungen wie z.B. dem Aufweichen des Lärmschutzes (FDP und Co). Dabei leidet heute schon ein grosser Teil der Bevölkerung unter Lärm, siehe hier https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/h…aerms.html

Warum wird eigentlich nur vom Wohnen geredet. Ein weiteres Problem sehe ich in der Verschwendung von enormen Landmengen in den Industriezonen für die meist niedriggeschossigen Gewerbebauten, Shoppingcenters, Freizeitanlagen, Parkplätzen unter freiem Himmel usw.

Leider stützt sich P. Albrecht allzusehr auf die Aussagen von Leuten aus der Immobilienbranche ab. Nur übersieht er dabei, dass diese Interessen haben. Nämlich ihre Zunft zu alimentieren und sicher nicht das Gemeinwohl zu fördern. Siehe hier:

Donato Scognamiglio rechnet vor: «Wenn Sie ein Grundstück besitzen und darauf sechs Wohnungen bauen, kostet Sie das rund 3 Millionen. In den letzten Jahren haben Sie der Bank dafür, ohne Amortisation, im Jahr etwa 30’000 Franken bezahlt. Die Mieten bringen Ihnen an einer mittleren Lage rund 120’000 Franken ein. Die Liegenschafts­kosten für Hauswart, Verwaltung und Unterhalt nicht eingerechnet, bleiben Ihnen also noch 90’000 Franken. Mit den heutigen Zinsen zahlen Sie aber allein 90’000 Franken auf die 3 Millionen. Das geht nicht mehr auf.»

Herr Scognamiglio beklagt sich "Die Liegenschafts­kosten für Hauswart, Verwaltung und Unterhalt nicht eingerechnet, bleiben Ihnen also noch 90’000 Franken." Schon interessant. Will er uns damit vorgaukeln, dass der Grundstückeigentümer diese drei Positionen bezahlt und unterschlägt dabei, dass in Wirklichkeit die Mieter:schaft diese Kosten über den Mietzins trägt.

edit: Beitrag fertig geschrieben.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Sehr geehrte Frau Camendzind, Sie zeichnen ein duales Bild: Hier die «Allgemeinheit», die eigetlich im Besitz des Bodens sein sollte und dort die «Zunft», die die Allgemeinheit mit ihrer Bodenrente abzockt. Was Sie ausblenden, ist die Eigentümerstruktur von Mietwohnungen:
46,9%: Privatpersonen
34,2%: Pensionskassen, Versicherungen, Banken, Stiftungen, Anlagefonds etc.
7,7%: Wohnbaugenossenschaften
7,0%: Baufirma oder Immobiliengesellschaft
3,9%: öffentliche Hand
(Quelle: BfS)
Der Boden und die Immobilien gehört also ganz vielen verschiedenen Menschen, Firmen und Genossenschaften. Und über diese Kanäle sind letztlich auch Menschen wie Sie und ich am Immobilienbestand beteiligt (denken Sie zum Beispiel an Ihre Pensionskasse).
Die von mir befragten Immobilienexpertinnen analysieren den Markt für alle diese Player. Dazu beraten sie Hausbesitzerinnen und geben Studien im Auftrag, um den Markt besser zu verstehen. Dieser Explainer hat unter anderem den Zweck, eine Einordnung der aktuellen Situation ohne politischen Kontext zu machen. Darum die Immobilienexperten.

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anonyme Verlegerin
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· editiert

Aber Herr Albrecht, ist denn das Thema nicht per se politisch. Es hat m.E. leider auch eine politische Dimension wenn man Wohnen (Immobilien) mit der Brille der Ökonomie betrachtet, ohne dies zu hinterfragen. Und genau die 34,2% in der von Ihnen zitierten Auflistung sollten man sich mal genauer anschauen. Wieviel börsennotierte Unternehmen sind da dabei? Ist es richtig, dass „meine“ Pensionskasse in Immobilien inverstieren musste in den letzten Jahren und somit zur Verteuerung meiner Wohnkosten beitrug. Leider, scheint mir, ist das Thema so brennend, dass niemand um eine politische Auseinandersetzung herum kommt. Als ob die „ökonomische“ Perspektive hier „neutral“ sein könne. Ich glaube nicht.

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Wenn Sie ein Grundstück besitzen ...

Ja, der Wert des Grundstücks wird sich mittlerweile auch verdoppelt haben. Darum rechnet sich das wohl nicht mehr..

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Bei gleichbleibender Nachfrage und endlichen Ressourcen (Boden) steigt der Preis ins Unendliche, gemäss Marktlogik – das ist ganz sicher nicht im Sinne der Menschen, die hier leben. Der Markt, der unter idealen Umständen hilft die Preise möglichst tief zu halten, versagt hier vollständig. Da hilft wohl nur noch Enteignung, Vergemeinschaftung des Bodens und gemeinnütziger Wohnungsbau. Einige Genossenschaftssiedlungen machen es vor, wie es funktionieren kann: grosse Wohnungen dann, wenn man sie braucht (Familie) und kleinere, wenn sich die Lebensumstände wieder ändern (Scheidung oder im Alter). Ohne dass man das Quartier, die Stadt verlassen muss. Zur Erinnerung: 1962 lebten so viele Menschen in Zürich wie heute, notabene auf viel kleinerer Fläche.

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In die Höhe bauen? Die Schweiz steckt an einem Punkt, wo andere Grossstädte vor über 100 Jahren standen. Und wie so oft, stehen wir uns selbst im Weg. Man will das Geld, die Nähe, die Infrastruktur einer Stadt, aber bitte nur bis zur Komfortzone der eigenen Nasenspitze.

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Agnès Laube
Designerin, Dozentin, Autorin
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Endlich mal ein Artikel, der die komplexen Einflüsse auf die Mieten aufzeigt und die aktuelle Wohnungsnot erklärt sowie mit Zahlen belegt. Danke! Darauf habe ich seitens Republik lange gewartet. Das Nimby-Denken ist unsolidarisch und der zunehmende Flächenverbrauch egoistisch.

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Mitarbeiter Stadt Zürich
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Bitte Korrektur: In der Stadt Zürich liegt die Zahl der Business Apartements (inkl. Airbnb und anderen Anbietern) unter 1%. Die im Beitrag postulierte Zahl bezieht sich auf Zweitwohnungen insgesamt. Nachzulesen in diesem umfangreichen Bericht: https://www.stadt-zuerich.ch/prd/de…ungen.html

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Besten Dank für den Hinweis, Anonym 1. Wir passen die entsprechende Stelle an.

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Superübersicht. Danke.

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Mitarbeiter Stadt Zürich
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Nebenbei ist zu erwähnen, dass die Linke der Stadt Zürich (SP, AL, Grüne) eine Vorzeigeüberbauung der SBB bei der Neugasse aus ideologischen Gründen abgelehnt hat - ein neues Quartier mit Schulhaus, Gewerberäumen in Kostenmiete, autofrei etc. Bis 2031 wären in der Neugasse 375 neue Wohnungen für rund 900 Bewohnerinnen und Bewohner entstanden. Davon wäre ein Drittel durch Wohnbaugenossenschaften gemäss den Vorgaben der kantonalen Wohnbauförderung im Baurecht erstellt und zur Kostenmiete abgegeben (als Beispiel: Eine neue Dreizimmer-Wohnung mit 75 m2 hätte im Durchschnitt pro Monat rund 1400 Franken gekostet).
Ein weiteres Drittel hätte die SBB selbst im preisgünstigen Segment (im Durchschnitt rund für rund 1850 Franken) gebaut. Die Mieten dieser preisgünstigen Wohnungen waren gemäss Vereinbarung mit der Stadt Zürich langfristig vertraglich abgesichert.

Die Linke hat die Stimmberechtigten in die Irre geführt und vorgegaukelt, die SBB werde dann das ganze grosse Grundstück der Stadt oder Genossenschaften abtreten. Resultat: Die Lüge hat verfangen und es gibt keine kostengünstigen Wohnungen. Bravo an die Linke.

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Lieber Stadtmitarbeiter, die SBB hat die Grundstücke im 19.Jh von Vorgängerinnen übernommen, von Privaten gekauft oder sie wurden enteignet. Die Aktien der SBB befinden sich allesamt im Besitz der schweizerischen Eidgenossenschaft, also von der Stimmbevölkerung. Auf der anderen Gleisseite hat die SBB bereits schon die Europaallee bauen können. Mit einem für den beschaulichen, armen Kreis 4 sehr neuartigen Bau- Gewerbe- und Wohnungsstil. Nichts mehr von kühlenden Innenhöfen mit Bäumen. sondern kahle Strassenschluchten, Schickimickiläden, Menschen die nach getaner Arbeit zum nahen Bahnhof eilen und an ihre Wohnorte fahren.
Was die SBB antreibt, ihre Grundstücke zu bebauen und was sie damit finanzieren will oder muss, weiss ich nicht. Aber in der Stadt Zürich fehlen bezahlbare Wohnungen. Auf Druck der Linken musste die Stadt mit den SBB mehrmals nachverhandeln und der Deal wurde den Stimmberechtigten vorgelegt. Welches Argument bei den Leuten verfangen hat, weiss ich nicht. Die Stadt ist links-grün dominiert, der Bauvorsteher von der SP und das Bauprojekt der SBB ist nicht das Einzige, das Fragen aufwirft. Vielleicht hat die Stadtbevölkerung etwas das Vertrauen verloren in ihre Regierung, was das Bauen, auch das Bauen von Wohnungen angeht. Dass sich das Klima auch in Zürich ändert, wusste man schon vor Jahrzehnten. Es gab detaillierte Studien dazu, samt Verortung für Winddurchflüsse, die nicht durch hohe Häuser blockiert werden dürfen. Keine Ahnung, was mit dieser Studie passiert ist. Aber dass ein Platz wie der Turbinenplatz heute mit einem Sprühnebel gekühlt werden muss ist einfach nur seltsam. Grün? Nichtgrün? Was macht eine Stadt aus?

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Mitarbeiter Stadt Zürich
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Vielen Dank Frau D. Die SBB hat den Auftrag vom Bundesrat, ihre Grundstücke zugunsten des Bahnbetriebs zu versilbern. Wahrscheinlich sind wir uns einig, dass dieser Auftrag kassiert werden müsste und die nicht mehr benötigten Liegenschaften den Gemeinden zu verkaufen sind. Aber leider ist dies heute nicht so und deswegen ein tolles Projekt abzuschiessen ist ein Schildbürgerstreich oder man kann auch sagen: Linke Trötzelei.

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blauäugige Bürgerin
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Haben Sie sich angeschaut, WAS leer steht? Luxusobjekte. Traumvillen am Züriberg, Riesenwohnungen in den neuen Türmen im äusseren Kreis 5. Der Exodus des CS-Kaders mag dazu beitragen. Dennoch zeigt das: Wohnraum wird an den Bedürfnissen der meisten vorbei produziert, dafür für die wenigen, die den Produzenten eine möglichst hohe Rendite ermöglichen. Ähnliche Phänomene treiben die VerSUVisierung unserer Strassen an. (US-amerikanisch, aber lesenswert: Saskia Sassen, Expulsions.)

Warum ich das weiss? Wir suchen ein kleineres MFH in den Zürcher Kreisen 3, 4 oder 5. Mit eher kleineren Wohnungen. Mal schauen, ob das in den nächsten Jahren gelingt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Danke für Ihren Beitrag, Frau F. Habe ich Sie richtig verstanden: Sie wollen ein Mehrfamilienhaus erwerben? Falls ja, stehen die Chancen wohl gar nicht so schlecht. Angeblich fallen derzeit die Preise: https://www.tagesanzeiger.ch/auswir…5896854045 (allerdings gilt das wohl eher nicht für Zürich)

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was WO leersteht… alle wollen in Zürich wohnen - naja, dann zahlt ihr halt mehr. In St.Gallen ist es weit günstiger. Oder im Umland von Zürich schauen… Wir könnten in Ottikon ZH bauen - aber wenn 30 min Arbeitsweg zu viel sind, lassen wir die Wiese lieber grün bleiben.

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· editiert

Weil es gut dazu passt: The housing theory of everything.
Der Autor listet eine ganze Reihe von negativen Auswirkungen der hier erwähnten Problematik, offensichtliche und versteckte. Während der folgende Absatz schon fast reisserisch klingt, sind die Zahlen und Behauptungen, die ihn stützen, solide.

Western housing shortages do not just prevent many from ever affording their own home. They also drive inequality, climate change, low productivity growth, obesity, and even falling fertility rates.

Ich wohne in Thun, wo die Leerwohnungsziffer meines Wissens nach eigentlich sehr ähnlich steht wie Zürich. Und während die ausgedehnten Quartiere mit den vielen Häuschen echt schön sind - ein NIMBY-Traum - stört es mich, dass so nahe am Zentrum "kaum" hohe Häuser stehen.

Mehr und vor allem verdichtet bauen, aber eben, das System beisst sich selbst.

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Danke. Unaufgeregt und gut erklärt.

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Noch weiter verdichten liesse sich mit kleineren Mietwohnungen. Aus gesellschaftlicher Sicht spricht absolut alles dafür auch Tiny Mietwohnungen anzubieten, wenn es architektonisch klever und flexibel gemacht wird. Ich jedenfalls würde umgehend in eine maximal 30-40 m2 Wohnung ziehen, mit allen Vorteilen die das für die Umwelt, die Gesellschaft und für mich mit sich bringt. Ich wette, dass der Bedarf nicht nur in der Schweiz vorhanden ist! Warum lese ich nie etwas von dieser Option? Individuelle Tiny Häuser sind vielleicht hipp aber letztlich auch keine grossflächige Lösung.

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Anderer 60
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Im Durchschnitt kann ein Mensch fünf Sachen gleichzeitig verarbeiten. Es wäre schön, wenn die Republik eine Grafik (Map) all die Einflüsse für eine Miete aufzeigen könnte. Für mich würde es helfen und es sind auch nicht alle Einflüsse aufgezeigt z.B. die Infrastruktur der Stadt für ein neues Quartier.

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Philipp Albrecht
Redaktor Wirtschaft
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Vielen Dank für den Hinweis, Herr S. Ich werde versuchen, eine solche Grafik zu erstellen.

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Ein sehr spannendes Thema für einen Artikel, danke!

Zwei indirektere Einflüsse könnte man noch ansprechen:

  1. Die steuerliche Behandlung von selbstgenutztem versus vermietetem Wohnraum (internationale Wohninvestmentgesellschaften)

  2. Inflation durch gestiegene Unternehmensgewinne („rise like a rocket, fall like a feather“).

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christian balke, der Fliegendruck
erst, einzig und letzter Fliegendruck
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das sind ja berauschend schöne Bilder! Die Schönheit ist ein Drama.

ich bin nicht Finanzjongleur und all die Zahlen, die aus Mutter Erde geklaubt werden, öden mich an.
Natürlich pflege ich den Nimbus und bin also bereit, meinen Hinterhof mit Dir zu gestalten.

Der Artikel beschäftigt sich mit Neubau, die Sanierung von schwerölversauter Industriebrache fehlt hier.

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