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Sehr geehrter Herr Berezovskiy

Ich brauchte zuerst den Spaziergang mit unserer traumatisierten Hündin, um ihren Beitrag etwas zu setzen. Ich bedanke mich ein weiteres Mal für ihren Worte und Bilder.

Geschichte ist eine Zusammenfassung von vielen Geschichten. Doch gilt am Ende alle Aufmerksamkeit nur noch den Machtvollen. Geschichten, wie die Ihre, wie Sie sie uns schreiben und bebildern, haben in den Geschichtsbüchern keinen Platz.

Meine Aufmerksamkeit gilt Ihnen. Den Machtlosen. Und eigentlich sollte ihre Geschichte, vor allem mit dem Bild von Agata, ihrer Frau, auf den Titelseiten jeder Zeitung stehen. Dieser Tag heute, wird von den Machtvollen gefeiert, von den Machtlosen wird er gedenkt.

Das Bild ihrer Frau Agata, hat mich zutiefst berührt. Es könnte ohne Worte so stehen bleiben. Auf den ersten Blick ein ruhender und entspannter Mensch. Heute, in ihrer Situation, ein Mensch, der sich abgewandt hat, die Decke über den Kopf gezogen. Als ob der Mensch sagen würde, ich mag diese Realität nicht mehr, ich kann sie nicht mehr sehen und nicht mehr hören.

Ihnen, ihrer Frau, ihren Grosseltern, ihren Freunden gehört die Aufmerksamkeit. Ihnen, den Unmächtigen. Die Machtvollen sollten mit keinem Buchstaben erwähnt und ihnen nicht im Geringsten Aufmerksamkeit geschenkt werden. Mit keinem Wort und mit keiner Silbe. Machtvolle erhalten ihre Macht nur, solange sie Aufmerksamkeit haben.

Ich mag mich erinnern, dass ich vor zwei Jahren ein ungutes Bauchgefühl hatte. Und es hat sich bis heute nicht verändert. Und weil das so ist, tut die Republik gut daran, ihren Geschichten die Aufmerksamkeit zu widmen. Aufmerksamkeit bedeutet Interesse, bedeutet Achtung und Mitgefühl. Und auf mich bezogen, bedeutet meine Aufmerksamkeit ihrer Geschichte gegenüber auch Demut, Bescheidenheit und Dankbarkeit.

Bescheiden und voller Achtung vor Ihnen, ihrer Frau, ihren Grosseltern, ihren Freunden und ihren Landsleuten gegenüber wünsche ich Kraft und Zuversicht. Meine Aufmerksamkeit schenke ich Ihnen weiterhin.

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Vielen Dank Hr. A. auch ihnen!

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“Aufmerksamkeit bedeutet Interesse, Achtung, Mitgefühl”, und die geben Sie, S. A., beständig und loyal immer wieder, wenn Lesha uns schreibt. Ich hoffe, diese Energie vervielfältigt sich, wie der berühmte Flügelschlag des Schmetterlings. Ich selbst hatte Leshas Beitrag diesmal verpasst und das geht gar nicht. Verspätet möchte ich sagen, ich nehme mir Zeit für die Fotos und Texte, auch von Leshas Freunden.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Durch die berührenden Beiträge von Lesha, kann ich mir ein wenig vorstellen, wie das fragile Leben in der Ukraine zurzeit so ist. Die allgegenwärtige Gefahr von einer russischen Rakete getötet zu werden, die Gefahr, dass man als Mann an die Front muss um zu kämpfen, die Gefahr, dass man Freunde verliert, welche von den russen getötet wurden, die Gefahr, dass die russen die Oberhand kriegen und man flüchten muss, oder sich auf ein bedrückendes Leben unter willkürlicher und gewalttätiger Herrschaft einstellen muss.
Um so erschütternder ist die offensichtliche Unwilligkeit unserer demokratischen Regierungen, diesen verletzlichen Menschen die notwendigen Mittel zu geben, um sich wirkungsvoll vor dem Terror des verbrecherischen russischen Staates zu schützen.
Unsere Politiker fürchten sich mehr vor einer Abwahl, als einer ukrainischen Niederlage.
Das kann ich nicht nachvollziehen. Denn das wird bedeuten, dass es Millionen von Menschen geben wird, welche zu uns flüchten. Wenn bereits die paar Tausend, die gegenwärtig bei uns um Asyl anfragen, die Wahlen zu Gunsten der russlandfreunde beeinflussen, wie werden denn ihre Wahlchancen sein, wenn die ultimative Katastrophe in der Ukraine eintritt?

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Ich habe zum ersten Mal einen Beitrag von Lesha Berezovskiy gelesen und werde die anderen wohl noch nachlesen. Beeindruckende und unglaublich tapfere Menschen, die hier „zu Wort“ kommen.

Auch die Fotos sind voller trauriger Schönheit und Aussagekraft. Die ernst und verschlossen blickende Varvara, die mit und für ihre geliebten Freunde lacht. Die durch den Krieg ängstlich gewordene Hündin Linda, die sich hinter Sofiia und Nikita versteckt und auf den ersten Blick fast nicht zu sehen ist. Und die voller Anmut und Schönheit „posierende“ Hündin Luna. Ich selbst hatte nie einen Hund, kann aber sehr gut nachvollziehen, dass viele Menschen Halt und Trost in diesen Tieren finden.

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Dr. Erwin Carigiet
Sozialrechtler
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· editiert

Herzlichen Dank für diesen berührenden Bericht. Ich ergänze ihn gern mit einem Link zu einem Essay des jungen ukrainischen Schriftstellers und Übersetzter Andrij Ljubka im Kyiv Independent vom 22.4.2024: https://kyivindependent.com/opinion…d-a-little - In the past 2 years of war, we have all died a little.
Ich zitiere daraus (ins Deutsche übersetzt):

“Der Tod ist allgegenwärtig. Im Frühjahr '22, als die ersten Särge der an der Front gefallenen Soldaten in meine Stadt gebracht wurden, wurde jeder Tod als persönliche Tragödie empfunden. Als der Leichenwagen durch die Straßen fuhr, fielen die Menschen auf den Bürgersteigen auf die Knie und legten Blumen auf das Pflaster, und bei den Beerdigungen versammelten sich Menschenmengen.

Jetzt gibt es auf dem städtischen Friedhof eine ganze Abteilung mit Soldatengräbern, die alle mit der ukrainischen Flagge geschmückt sind. Angehörige, Kollegen aus dem zivilen Leben und Kameraden von der Front begleiten den Sarg - normalerweise ist es eine kleine Prozession. Die Menschen auf der Straße halten inne, aber sie weinen oder knien nicht mehr. Im Allgemeinen ist es für sie bequemer, wegzuschauen oder in den nächsten Laden zu eilen, um eine persönliche Begegnung mit dem Tod eines Menschen zu vermeiden, der sein Leben für unser Recht auf ein relativ friedliches Leben im Hinterland geopfert hat.

Verurteilen Sie diese Menschen nicht vorschnell - sie sind nicht zynisch oder gefühllos. Es ist nur so, dass es in den letzten zwei Jahren so viel Tod, Schmerz und Trauer gegeben hat, dass Tränen vergossen wurden, die Emotionen verblasst sind und der Schock über jede neue tragische Nachricht uns lähmt, nur um sich dann schnell wieder zu legen. Man muss seine ganze Kraft zusammennehmen und weiterleben <…>. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir alle kollektiv verrückt geworden sind.

Ich übertreibe nicht, glauben Sie mir. In Charkiw kam nach einem russischen Beschuss eine ganze Familie ums Leben - zwei Eltern und drei Kinder (Anm. E.C. am 10.2.2024). Die Russen griffen ein Öllager an und verursachten ein Treibstoffleck, das die Straße hinunterlief und Dutzende von Häusern in dem Wohngebiet in Brand setzte. Es war buchstäblich die Hölle auf Erden; die Menschen verbrannten bei lebendigem Leib.

Der Vater und ein Sohn versuchten im Hausflur zu entkommen. Die Mutter und ihre beiden anderen Kinder waren im Badezimmer. Der jüngste Sohn, Pavlo, war sieben Monate alt. Seine Mutter hielt ihn im Arm, als sie starben. Das Baby wurde bei dem Brand so stark verbrannt, dass nichts übrig blieb, nicht einmal seine Knochen - nur Asche.

Kann man nach so einer Realität nicht verrückt werden?

Das, was uns menschlich und normal macht, ist in uns verwelkt. Jeder ist ein Opfer des Krieges geworden - sowohl diejenigen, die er getötet hat, als auch diejenigen, die (bisher) das Glück hatten, zu überleben. Im Laufe von zwei Jahren haben wir uns an den Krieg und die Tragödien gewöhnt und begonnen, sie als neue Normalität zu betrachten, als Teil unseres täglichen Lebens.

Und das ist das Erschreckendste an der ganzen Sache.”

Dem ist nichts beizufügen.

PS. Interessant ist ein Interview mit Andrij Ljubka aus dem Jahr 2014, dies auch im Vergleich zur aktuellen Lage: https://www.dw.com/de/ljubka-russla…a-17528923
(dw - Deutsche Welle vom 28.3.2014)

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Vielen Dank für diese Ergänzung durch Andrij Ljubka, Herr Carigiet!

Im Allgemeinen ist es für sie bequemer, wegzuschauen oder in den nächsten Laden zu eilen, um eine persönliche Begegnung mit dem Tod eines Menschen zu vermeiden, der sein Leben für unser Recht auf ein relativ friedliches Leben im Hinterland geopfert hat.

Auch wenn Andrij Ljubka hier von den Menschen in der Ukraine schreibt, sind es doch eigentlich wir, die im friedlichen Hinterland leben.

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Dr. Erwin Carigiet
Sozialrechtler
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Gern geschehen, lieber Herr H. Ich wünsche Ihnen ein wärmendes Wochenende, Erwin Carigiet

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Une fois de plus: Etwas vom Besten, Eindrücklichsten und Authentischsten über den Kriegsalltag im Osten Europas

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Lieber Lesha

wir alle, die Sie in den letzten zwei Jahren "begleitet" und an jenem Abend der Vernissage Ihres Buches "kennengelernt" haben, zittern, wenn wir länger nichts mehr von Ihnen, Ihrer Familie und von Ihren Freunde hören.

Danke, dass Sie uns wieder einmal mit Ihren schlichten, eindrücklichen Beiträgen die Realität des brutalen Geschehens in der Ukraine vor Augen führen. Wir müssen aufgerüttelt werden, damit wir nicht vergessen, was dort passiert, dass viele Menschenleben geopfert werden, während wir "im friedlichen Hinterland leben".

Ich habe Kontakt mit einer Familie, die in Kiew lebt, sie haben ein Mädchen, das eine Woche vor der russischen Invasion zur Welt gekommen ist. Sicher machen sie sich Sorgen um ihre Zukunft und leben in ständiger Angst, aber auch sie versuchen, trotz der widrigen Umstände das Beste aus Ihren Leben zu machen, sie freuen sich an ihrer Kleinen und an den Fortschritten die sie macht.

Auch ich sende Ihnen, Ihrer Frau Agata, Ihren Grosseltern viel Kraft und Zuversicht, ich bin in Gedanken bei Ihnen und bete, dass der Albtraum ein Ende nehme

Alles Liebe
M. R.

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...und ebeso an Varvara, Sofiia und Nikita.

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Gaby Belz
Jeden Morgen neu
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· editiert

Danke lieber Lesha für das Sammeln dieser Statements mit den Portraits. Wir hier probieren unseren Demokratien Sorge zu halten (und das sollten viel mehr Menschen tun). Eine der eindringlichen Stimmen dazu ist Michel Friedman: https://www.tachles.ch/podcasts/demokratie-22 .
Alles Liebe nach Kiew, viele gute Stunden für Sie, Agata, Luna und alle ihre Nachbar/*innen.

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Je länger der Krieg dauert, desto mehr wächst bei mir das Bedauern, dass der Westen, die Nato, nicht in den Krieg eingegriffen hat oder zumindest den Ukrainern Flugzeuge gegeben hat. Putin war überrascht, das die Ukraine und Selensky sich gewehrt haben und sich weiterhin wehren. Noch mehr überrascht wäre er wohl gewesen, wenn die Nato eingegriffen hätte? Ich weiss die Angst vor einem Atomkrieg oder dass dann Putin Ziele in westlichen Ländern angegriffen hätte, ist ein Grund für die Zurückhaltung. Die Nato hätte schnell eingegriffen und Putins Russland wenigstens so weit zurückgeschlagen, dass Putin in einen Waffenstillstand eingewilligt hätte. Ich glaube nicht, dass bei einem schnellen eingreifen der Nato, sich China und Nordkorea auf die Seite von Russland gestellt und Waffen geliefert hätten, so wie sie es jetzt tun. Doch diese Verbündeten von Russland, haben gesehen, dass die Nato nicht eingreift und machen nun alles was sie wollen. Diese Gedanken können natūrlich auch völlig falsch sein, aber so wie es jetzt ist, ist die Ukraine stark gefärdet und somit auch der Westen.

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annakatharina lobsiger sørensen
Freischaffende Künstlerin in Frankreich
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Vielen Dank

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Lieber Herr Berezovskiy, danke dass ich die tapferen Stimmen hören dürfte von Ihnen und Ihre Freunde. Ihr alle seid bestrebt das beste Leben zu leben in einem Krieg der viel länger dauert als wir alle gehofft hatten.
Die Bilder in diesem Beitrag scheinen mir noch schöner als sonst. Sie sind so ehrlich und die Ehrlichkeit ist selten geworden.
Ich danke Ihnen dafür und schicke gute Wünsche.
Die Ukraine verdient unsere bleibende Unterstützung. Ich wünschte es wäre mehr...

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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· editiert

Lieber Lesha,
Wie bedrückend diese unsäglichen Hürden für Agata!
And everyone else here: couldn't we crowdfund once more??
Danke für diesen trotz allem so sanften, so schönen Beitrag, die Portaits, die Bilder;
alles im Ausdruck der Trauer, die alles Leben durchzieht und erschwert.
Und gleichzeitig so wertvoll macht. All the best!
Möge die Frühlingssonne etwas, nein viel Farbe und Wärme in allen Herzen aufscheinen lassen.
(Und diejenigen brechen, die voller Hass sind. Stop all mass murderers on this beautiful planet!)

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Köchin
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Von Lesha Berezovskiy gibt es das Buch:
WE STAY-Sturm&Drang Publishers. Ich kann es sehr empfehlen und es gibt sicher einen Link via Republik. Ich hoffe, er bekommt anständige Tantiemen.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Noch ein kleiner Tipp. an die Redaktion der Republik. Wenn ihr Artikel ins Fediverse wie zum Beispiel Mastodon stellt, nutzt Hashtags.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Wer bestreitet denn irgendwas davon (ausser vielleicht ein Interview von Tamedia gleich zum Massstab zu erheben)? Nur: wir reagieren hier auf diese eine Kolumne; und diese ist nunmal von Lesha (und schon bewundernswert, finde ich).

Allerdings würde genau solch ein Beitrag wie Ihrer Anon2 für mich mit Namen eben doch deutlich mehr Sinn machen. - Auf der Suche nach Ihrem Motto hab ich mir diesmal nicht nur die Übersetzung angeschaut, sondern auch das bzw. ein zugehörige•s Youtube Video ( p.Z. mit Übersetzung der Strophen ):

Nun, Pathos pur; schöne, heile Militarywelt; vor zwei Jahren gepostet ... heute viel schräger denn die Tatsache, dass wir hier erstmal nur auf Lesha Bezug nehmen.

https://m.youtube.com/watch?v=YsOpuAcM9b4

Und ein kompletter Widerspruch zu Ihren Worten; es sei denn, Sie wollten sich hier allenfalls nur den Anschein einer Ukrainer•in geben; nur zum Anschein ein ukrainisches Motto, ukrainische Buchstaben wählen, so wie ich per Copy Paste dazu was finden konnte, geht das ja auch umgekehrt.

Kommt dazu, dass ja gerade gestern auch ein zweiter Text zur Ukraine aufgeschaltet wurde. Und es sehr viele weitere Informationsmöglichkeiten dazu gibt. SBS Australien erstaunlicherweise immer wieder sehr gut inform•iert•ierend; The Guardian; Wash Post; Kyiv Independent (so extrem gleichgeschaltet scheinen, jedenfalls mir, die Medien in UA dann doch auch nach zwei Jahren Krieg noch nicht ... aber klar, je heftiger eine Attacke, je lebensvernichtender, desto mehr der Versuch, wenigstens grossmehrheitlich Einigkeit zu suchen und auch nach aussen zu kommunizieren).

Also ja: für mich macht Ihr Votum hier nicht so besonders viel Sinn und scheint mir auch intransparent.

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(durch User zurückgezogen)
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(durch User zurückgezogen)
Dr. Erwin Carigiet
Sozialrechtler
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https://www.zeit.de/politik/ausland…ja-charkiw
In diesem Beitrag in der „Zeit“ wird eindrücklich beschrieben, wie Menschen mit den Traumata des Krieges umgehen und versuchen, so gut es geht, zu überleben …

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