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Kaum zu glauben, dass dieser brillante Text bereits vor fast 80 Jahren geschrieben worden ist. Man müsste lediglich die Initialen der beschriebenen Partygäste anpassen, und jeder wüsste, um wen es sich handelt. Herr D. wäre heute Herr T. oder Herr J. Und fände die Party in der Schweiz statt, wäre der echte Nazi im Raum wohl Herr K.

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Ach, nach langem Nachdenken weiss ich nun, wer Herr K ist und vielleicht fällt mir auch noch Herr J ein. Mit Herrn K haben Sie insofern Recht, als dieser tatsächlich die von der Autorin beschriebenen nihilistischen Züge in hohem Masse aufweist. Zu beachten ist allerdings, dass der Artikel vor dem Holokaust geschrieben wurde, während wir heute mit Nazis Leute meinen, die am Holokaust mitgewirkt haben oder ihn ^heute noch gutheissen. Es ist deshalb etwas billig, dem politischen Gegner zu unterstellen, er wäre Nazi, wenn es denn den Nationalsozialismus wieder gäbe.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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Ihre Definition, wer ein Nazi (oder besser: ein Faschist) sei, kann ich überhaupt nicht teilen. Meiner Ansicht nach ist eine Beteiligung am Holocaust nicht erforderlich, um diese Bezeichnung zu tragen. Abgesehen davon, was Beteiligung genau heisst. Direkt in die Ermordung involviert waren wenige Zehntausend. Andere haben Listen geführt, Menschen abgeführt und zusammengetrieben. Wieder andere haben persönliche Gegenstände der Ermordeten an sich genommen, usw.
Ganz viele Nazis hatten aber kaum etwas mit dem Holocaust direkt zu tun (abgesehen davon, dass sie, wie die ganze Gesellschaft, davon materiell profitiert haben). Sie waren trotzdem Faschisten. Weil sie ihren Nachbarn denunziert haben, der einen unerlaubten Sender im Radio hörte. Weil sie mit ihrer Uniform bei Aufmärschen für eine einschüchternde Kulisse gesorgt haben. Weil sie dafür gesorgt haben, dass der einzige Sozialdemokrat des Dorfes auf der Strasse nicht mehr gegrüsst wurde. Weil sie in ihrer Eigenschaft als Journalist gehetzt haben. Womit wir bei Herrn K. angelangt wären.

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Wer ist Herr K?

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Also Herr Keuner ist es mit Sicherheit nicht.

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Vielleicht weiss es Peter Bichsel? Okay, wie ich sehe, hatten Sie nach "viel Nachdenken" noch eine Idee. ;-)
Aber ernsthaft: Ich finde dieses sich gegenseitig den Nazi oder Kommunisten zuschieben öde. Die viel interessantere Frage ist doch, wer ist mutig genug, auch dann noch gegen den Strom zu schwimmen, wenn er/sie sich nicht im Pulk von Gleichgeschalteten verstecken kann (in dieser Hinsicht hat definitiv "K" einen Punkt) und wer würde seine Ideale auch dann verteidigen, wenn er/sie selbst damit an Leib und Leben bedroht wäre.

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Politikwissenschaftler
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Ich denke Sie haben den ‘Witz’ des Spiels nicht verstanden. Es geht nicht um bekannte Figuren. Sondern um Leute wie Sie und Ihre Nachbarn, Ihre Freunde und ich. Um ‘normale’ Menschen....

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Ich hoffe für Sie, dass es in Ihrem privaten Umfeld keine potentiellen Nazis gibt. Ansonsten danke ich dem anonymen Politikwissenschaftler für die zwar nicht erbetene, aber dankbar angenommene Nachhilfestunde, wie man den Artikel von Dorothy Thompson richtig zu lesen hat.

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Genau dafür liebe ich die Republik. Schade, dass man die Verfasserin nicht mehr zu einem Interview einladen kann.

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Interessant ist doch eher die Frage, wer Widerstand leisten würde? Der in sich ruhende Intelektuelle? Oder würde er einfach den Mund halten, wie soviele?

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Ich erweitere die Frage: welche der beschriebenen Personen tragen die Verantwortung, wenn die Nazis die Macht ergreifen? Remember: es ist nur eine einzige Person bereits mit der Ideologie unterwegs.
Faschisten können nur die Macht an sich reissen, wenn sich die sogenannte Mitte ihnen an die Brust wirft.
Und wer Widerstand leisten würde wäre wohl eher nicht der in sich ruhende typ. Es gibt einen Grund warum sich Antifa Antifa nennt.

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Bin absolut Ihrer Meinung Herr E.: Die Frage ist, wer den Mut haben wird, sich den künftigen ‚Faschisten‘ entgegenzustellen. Theoretisches dazu liefert das Stichwort „Schweigespirale“ von E. Noelle-Naumann sowie aus bitterer Erfahrung die Berichte von Primo Levi.

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Liebe Republik

Es gibt da draussen wirklich eine Menge Leute, die profund zum Nationalsozialismus geforscht haben; auch viele, die echt interessante Dinge sagen können, wenn es um heutige faschistoide Strömungen geht; auch beschäftigt die Frage von historischen Vergleichen viele gescheite Köpfe.

Warum also wird Thompsons Text mit so magerer historischer Einordnung, so wenig biographischer Information und mit solch plumpem Framing (Stil: "so-überleben-sie-auch-die-langweiligste-Party") zu Silvester 2019/20 publiziert? Das funktioniert einfach nicht.

Natürlich kann man diesen Text übersetzen und nach fast 80 Jahren wieder publizieren. Aber spannend und gewinnbringend wird das nur mit einer historischen Kontextualisierung, einer Rezeptionsgeschichte und einem aktuellen Kommentar. Derart aber: eine verschleuderte Quelle der Geschichte.

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Chefredaktion
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Danke für die Kritik, die ich allerdings nicht nachvollziehen kann. Die Absicht war keine historische Einordnung, sondern das Aufzeigen der zeitlosen Gegenwärtigkeit dieser Mechanismen. Das hat wunderbar funktioniert, wie die Rückmeldungen zeigten. LG

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Welcome back Sani! We miss you, we don't know what's happening next year. You seem to know!

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, bio blumen & gemüse
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Welch seltsame Diskussion hier.
Aber kurze Frage:
Weshalb fehlt in der Übersetzung des
Originaltextes Mr. L?

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, bio blumen & gemüse
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Vierundzwanzig Stunden nach der Lektüre bin ich noch irritierter. Präventive Schubladen nach Menschentypen, Wesenseigenheiten, Herkunft - und diese Kategorien gelten dann für sämtliche Mitglieder der so Schubladisierten!? (Bei den Nazis warens Nasenformen, unter anderem, hier ähnliche Typisierungen, lediglich die Merkmale andere.) Und das soll uns „heute noch einordnen helfen“? - Oder eher helfen, auch in republik.ch, kritisch zu bleiben gegenüber den aufgetischten Inhalten bzw. deren Präsentation? Verfrühter Faschingsgag oder sowas?

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Heute ist es einfach zu erruieren wer das Potential hat ein Nazi zu werden. Wer heute, wo es ganz einfach ist OeV zu benutzen oder ein Elektroauto zu fahren, immer noch mit Verbrennungsmotoren in Städten herumfährt und damit unsere Kinder vergiftet, der würde mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit auch mithelfen eine Minderheit zu vergiften.

Herr K wirbt überigens sogar für Verbrennungsmotoren.

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Meine Güte, Frau Kehrli. Eines muss man Ihnen lassen: Ihre Beiträge haben Unterhaltungswert. Aber wahrscheinlich nicht den von Ihnen beabsichtigten....

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(von der Moderation verborgen)

Meine Absicht ist es Kindervergifter, die das verdrängen, mit der Wahrheit zu konfrontieren.

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Das Böse ist der Blick selbst, der das Böse überall um sich herum erkennt.

  • frei nach Hegel

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Jakob Surber
Show me the data.
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Nette Leute werden nicht zu Nazis?
Ein kurzer Blick auf die Experimente von Zimbardo und Milgram widerlegen dieses äusserst naive Spiel wohl eindrücklich.
(Oder wer ein wenig aktuellere Lektüre zur Frage sucht, wer in einem tyrannischen, autokratischen System mitmacht, dem sei "On Tyranny" von Timothy Snyder ans Herz gelegt.)

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Das war grossartig, auf diese Glosse von 1941 aufmerksam gemacht zu werden, ich hab sie dann im Original aufgespürt und mit US-Freund*innen geteilt, die sie wiederum weiter geteilt haben - sie ist zum einen zeit- und ortgebunden, wo als an der Ostküste der USA hätte man schon so eine Party gefunden? Aber gleichzeitig ist sie durchdringend und aktuell.

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Chefredaktion
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Das freut uns, danke für die Rückmeldung. Das Original war auch bei uns verlinkt.

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Die Idee der Autorin, dass Nationalsozialismus eine Art von Nihilismus ist, ist nicht neu und dennoch interessant. Dann aber stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen Nationalsozialisten und den Anhängern rechtspopulistischer Bewegungen. Die sind ja in aller Regel keine Nihilisten sondern haben fest gefügte Wertesysteme, die sie durch die Moderne gefährdet sehen . Wären also Rechtspopulismus und Nationalsozialismus zwei ganz verschiedene Phänomene. Wo wäre ein Blocher zu platzieren, der ja in seinem Gebaren als Parteivorsitzender in Zürich und als Wirtschaftsführer durchaus moderne amoralische wenn nicht nihilistische Züge zeigte, andererseits aber offenbar ernsthaft an religiösen und nationalen Werten festhält?

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Einspruch. Wäre der Begriff Populismus in der ersten Hälfte des 20. Jh. in Europa schon gebräuchlich gewesen, wären faschistische Bewegungen durchaus auch als rechtspopulistisch beschrieben worden. Gewiss mündet nicht jede rechtspopulistische Bewegung im Faschismus. Aber es gibt keinen Faschismus ohne rechtspopulistische Verankerung. Ebensowenig gibt es historisch gesehen einen Widerspruch zwischen festgefügten Wertesystemen, religiösen oder nationalen Glaubenssätzen und Faschismus. Schlüsselfiguren des deutschnationalen Bürgertums haben Hitlers Bewegung früh unterstützt. Und nach der Machtergreifung sind bedeutende Teile des Bürgertums auf den Zug aufgesprungen - wohl wissend, dass Hitler nicht einer der ihren war, aber er eliminierte die Linke und der absehbare Krieg versprach Investitionsmöglichkeiten und Profite. Darüber zu spekulieren, welche Rolle ein Dr. Blocher in einem anderen Setting einnehmen würde, ist müssig. Aber ihn als einen Antifaschisten zu verkaufen, halte ich für eine schwierige Aufgabe.

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Worin sehen Sie denn den nihilistischen Ansatz der Autorin?

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Vielleicht hier?

Der finster dreinblickende Mann, der dort drüben gerade mit einer reizenden französischen Emigrantin spricht, ist bereits ein Nazi. Herr C. ist ein brillanter und verbitterter Intellektueller. [...]
Herr C. ist ein bitterer Antisemit, weil ihn die soziale Unsicherheit der Juden an seine eigene psychische Unsicherheit erinnert. [...]
Herr C. ist ein sensibler, begabter Mann, der bis zum Nihilismus gedemütigt wurde. Würden Köpfe rollen, er würde lachen.

Die Autorin schaut auf das, was die Leute 'in sich haben', um einzuschätzen, wo jemand steht und schliesst, dass diejenigen zum Nazi würden:

die nichts in sich haben, was ihnen sagt, was sie mögen und was nicht – ob es sich um Zucht oder Glück oder Weisheit oder einen Kodex handelt, wie altmodisch oder modern auch immer –.

Folgerichtig nennt sie das Nazitum die 'Krankheit einer verlorenen Generation', der inneren Leere, wo in einem 'vitalen Körper' ein 'kindischer Geist' und 'eine vernachlässigte Seele' hausen.
Sollte uns zu denken geben.

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Ich kann am Spiel von Thompson für unsere Zeit nichts Gewinnbringendes erkennen. Es ist eine auf das Wesen des NS gemünzte Tautologie.
Abgesehen davon sicherlich ein interessantes Zeitdokument, das bei mir aber mangels Kontext-Wissen nur ein Stirnrunzeln verursacht.

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