Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·
· editiert

Der letzte Satz spricht Bände. In Serbien geben die Faschisten den Ton an. Es ist die immer gleiche Geschichte. Während serbische Tschetniks mit brutalster Gewalt die albanischstämmige Bevölkerung des Nordkosovos auszulöschen versuchten, opfern serbischstämmige Bewohner dieser Region jetzt lächerlich kindisch herum, weil sie ein kosovarisches Nummernschild an ihr Auto heften sollen. Dies soll bewaffnete Aufstände rechtfertigen? Echt jetzt? Die Serben im Norden können jederzeit nach Serbien ausreisen, sich dort mit serbischem Kulturgut versorgen, müssen nicht albanisch lernen, können sich weitgehend autonom organisieren. Sie müssen sich bloss an die Gesetze des Kosovo halten, welche halt, wie in allen anderen Ländern dieser Welt, eigene Kontrollschilder am Auto bedeuten, das Betreiben von organisierter Kriminalität verbieten und ansonsten Gewalt und Diskriminierung an lokalen Minderheiten untersagen (was in Serbien offenbar nicht der Fall ist).
Dies scheint für die Faschisten eine tödliche Beleidigung zu sein.
Nicht wenige dieser Serben leben auf Besitztümern, welche in den 90er Jahren von getöteten oder vertriebenen Kosovaren geraubt wurden. Sollte der Norden Kosovos an Serbien zurückgehen, müssten alle nichtserbischen Menschen um ihr Leben fürchten oder flüchten. So war es in der Krajina, so war es in Bosnien und so war es in Kosovo, als diese Gebiete von Serbien beherrscht wurden.
Dass die Kosovaren vor diesem Hintergrund die Integration der Serben eher lustlos betreiben, ist für mich mehr als verständlich.
Dass westliche Spitzenpolitiker nun Serbien hofieren und glauben die Faschisten nicht reizen zu dürfen, stösst bei mir auf Unverständnis.
Wie viele Massaker und Kriege müssen den die Faschisten noch lostreten, bis diese Politiker begreifen, dass diese Menschen Gewalt gegen andere wollen, und sich nur durch die unmissverständliche Androhung von Gewalt gegen sie selber mässigen?

Edit: Präzisierungen gemäss Hinweis der Moderation unten.

44
/
3
Andreas Fischer
nachdenklich
·

Ja, wenn die Welt für alle betroffenen Menschen so einfach in schwarz/weiss einzuteilen wäre, wie Sie das aus der Ferne tun...
Das Beunruhigende ist aber, dass das beschriebene Muster des Konfliktes im Kosovo in letzter Zeit häufig auftritt. Alle finden eine Berechtigung für ihre Sicht- je nach dem, wo und wann ihre Geschichtsbegründung anfängt. Das sind dann oft besonders brutale und langdauernde Konflikte. Durch das ausgelöste Leid sind fast unlösbar und enden erst, wenn beide Seiten elendiglich ausgeblutet sind.

3
/
6
· editiert

Alle finden eine Berechtigung für ihre Sicht- je nach dem, wo und wann ihre Geschichtsbegründung anfängt.

Das ist doch eine ziemliche Relativierung. Klar finden alle eine Berechtigung für ihre Sicht, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass Kosovo irgendwann Serbien erobern soll als umgekehrt. Für die Kosovaren ist es ein Kampf um die eigene Existenz, für die Serben hingegen geht es um den Kosovo-Mythos, der nichts mit Objektivität zu tun hat.

Durch das ausgelöste Leid sind fast unlösbar und enden erst, wenn beide Seiten elendiglich ausgeblutet sind.

Ich kann Ihnen versichern, dass auf albanischer Seite genug ausgeblutet wurde.

17
/
1
Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Ausgelöst durch die Tatsache, dass die Weltgemeinschaft stets versucht die gewaltbereitere Seite zu beschwichtigen, statt mit klaren Ansagen zurückzubinden.
Für den hier konkreten Fall, würde ich erwarten, dass der Westen den Serben klar macht, ihr lasst jetzt die Pöbeleien im Nordkosovo, oder die NATO bombardiert euren Regierungssitz in Belgrad.
Das ist die Sprache, welche die Faschisten verstehen. Und feige wie sie sind, werden sie kuschen. Die sind schon für Gewalt, aber doch nicht gegen sich selbst, da sind sie immer äusserst wehleidig!

9
/
4
Fabienne Meershoek
Moderation
·
· editiert

Guten Tag
Hier möchte ich kurz (alle) zu einer differenzierteren Sprache ermutigen und bemerken dass hier ein sorgfältiger Umgang mit Sprache wichtig ist. Bitte nicht zu oft verallgemeinernde Wörter wie «die Serben», oder «der Westen» schreiben, auch wenn es häufig klar ist dass nicht alle damit gemeint sind. Persönlich denke ich, ein differenzierteres Ausdrücken kann jedes Mal eine kleine Hilfe/Erinnerung gegen Vorurteile und versimpelndes Denken sein. Und als Moderation finde ich es einen guten Weg um die Zahl der justiziablen Inhalte zu verringern. Besonders wenn es um Faschismus geht.

16
/
3

Guten Tag Frau Meershoek, ich denke Sie meinten mit „Der Westen“ meine Verallgemeinerung. Ich könnte natürlich jeden einzelnen Staat aufzählen, der vollkommen hinter der Westbalkan-Politik der EU steht, aber das würde meiner Meinung nach nicht zum besseren Verständnis führen. Es gibt natürlich auch Staaten, die sich auch ziemlich deutlich kritisch gegenüber der europäischen Westbalkan-Politik geäussert haben, schlussendlich sind aber die offiziellen Vertreter und Gesandten der EU für den Westbalkan zuständig und das sind Herr Lajcak und Borrell. Diese haben den Kosovo sanktioniert und weigern sich Serbien zu sanktionieren, nachdem es am 24. September 2023 einen Terroranschlag auf die kosovarische Polizei organisiert hat. Der Drahtzieher Radojcic ist derzeit in Serbien auf freiem Fuss. Das ist meiner Meinung nach ein deutliches Signal an die kosovarische Bevölkerung und dieses Signal kommt vom Westen (EU/USA), schliesslich scheint die Mehrheit der europäischen Staaten hinter den zwei offiziellen Vertretern der EU zu stehen, sonst wären Sie nicht im Amt.

10
/
0

Danke für den Artikel, der eine Übersicht ermöglicht, was in Kosovo passiert. Ich hoffe fest, dass es nicht zu weiterer Gewalt kommt.

34
/
0

Das hoffe ich auch... ob die Beamten / Diplomaten in der EU die Presse in Serbien wirklich nicht verfolgen? Diese Sprachen zu lernen würde vielen Europäern gut tun... ich habe den Text gehört und leider bemerkt, dass die Vorleserin Milosević und nicht Milošević (š = sch) gesagt hat... das hat sich in deutschsprachigen Medien schon eingebürgert und ist schade. Es wäre toll, wir könnten die Namen wenigstens richtig aussprechen! :) toller Artikel, danke! Und danke auch für's Vorlesen. :)

1
/
0
· editiert

Super Beitrag, danke!

Das Ziel: Die serbische Minderheit soll gewisse Bereiche – Schulen, Spitäler, Kultur­einrichtungen – selbst verwalten. Kurti sträubt sich dagegen. Er fürchtet, dass damit die Staatlichkeit Kosovos ausgehöhlt wird.

Kurti sträubt sich nicht gegen den Gemeindeverband generell. Er möchte jedoch sicher gehen, dass dieser im Einklang ist mit der kosovarischen Verfassung und unter der Bedingung, dass es eine de-fakto gegenseitige Anerkennung geben wird, wie das im ursprünglichen deutsch-französischen Plan vorgesehen war.

Grund: Wenn es einen serbischen Gemeindeverband gibt, der nicht im Einklang ist mit der kosovarischen Verfassung und Serbien den Kosovo zumindest de-facto nicht anerkennt, dann ist der Zweck des Gemeindeverbandes nicht die Minderheitenrechte zu stärken, sondern es wäre ein Instrument Serbiens, den Kosovo weiterhin nach Belieben zu destabilisieren.

Vucic agiert wie sein Lehrer Milosevic:

  • Die Albaner würden einen Genozid gegen die Serben begehen.

  • Ausnutzung der europäischen Uneinigkeit, um Grenze zu testen und immer extremer zu eskalieren.

  • Regelmässige Treffen mit Russland, um starke Bündnisse zu demonstrieren.

  • Vorwurf an die Opposition, sie seien nicht gegen ihn als Person, sondern gegen Serbien selbst.

Und der Westen/Europa?
Genau gleich wie 1990-1999, nur dass man jetzt noch Serbien aus dem russischen Einfluss entziehen möchte, ob die Kosovo-Albaner deswegen aufgeopfert werden müssen ist zweitrangig. Schliesslich ist aktuell nicht Serbien, sondern Kosovo der sanktioniert wurde.

Grund dafür müsste man bei den zuständigen Vermittler suchen, die beide aus Staaten kommen, die den Kosovo nicht anerkennen:
Josep Borrell (Spanien)
Miroslav Lajcak (Slowakai)

Und nicht zu unterschätzen:
Olivér Várhelyi

Er kommt aus Ungarn (Vucic und Orban verstehen sich sehr gut) und ist für die Berichte zuständig für Serbiens Fortschritt bezüglich EU-Beitritt. In der EU ist mittlerweile bekannt, dass er diese Berichte regelmässig aufschönt, um Serbien möglichst gut darzustellen. Selbst nach dem Anschlag auf die kosovarische Polizei, lobte er Serbiens Fortschritt für Rechtstaatlichkeit.

32
/
0

Die Paralellen zwischen der Vorgehensweise Russlands in der Ukraine und Serbiens in Kosovo sind auffallend. Nur schon deshalb sollte die Bedrohung ernst genommen werden.

32
/
0

Zu den Einschätzungen der „westlichen“ (in Anführungszeichen, obwohl ich nicht erkennen kann, weshalb die Bezeichnung problematisch sein sollte) Diplomatie, das serbische Regime habe kein Interesse an einem „russischen“ Szenario: Vor dem 24. Februar 2022 war ebensolche Diplomatie überzeugt, Russland baue nur eine Drohkulisse auf, werde die Ukraine keinesfalls angreifen.

23
/
0

Vielen Dank für diese Reportage, welche etwas mehr Details enthält, als die kurzen Informationen, die in den Nachrichten erscheinen. Für mich stellt sich die Frage, ob nicht Schweizer Diplomatie (die viel gerühmte Vermittlerdiplomatie) mehr erreichte als diejenige der EU? Micheline Calmy Rey könnte ev. Tipps geben!
Was mir zum Vornherein nicht einleuchtet, ist die Finanzierung der serbischen Rechte im Kosovo. Wie wenn Frankreich bzw. Italien die Universitäten in der Westschweiz bzw. im Tessin bezahlten. Wenn die Nummernschilder der Autos Sache des Wohnsitz-Staates sind, müsste dies doch für alle staatlichen Einrichtungen gelten?
Bezüglich den Politikern beider Seiten glauben: Es zählen nur deren Taten!

9
/
0
Multifunktional
·
· editiert

Was ich mich nach dem Lesen gefragt habe: Könnte der Konflikt nicht nachhaltig gelöst werden, wenn diese nördliche, mehrheitlich von Serben bewohnte Region, zu Serbien wechseln würde? Offensichtlich würde dies dem Wunsch der grossen Mehrheit der dortigen Bevölkerung entsprechen. Im Gegenzug müsste Serbien die Republik Kosovo mit den definitiven Grenzen anerkennen und Entschädigungen an die albanischen Bewohner der zu Serbien wechselnden Region zahlen, so dass sich diese, falls sie es wünschen, im Kosovo ein neues Haus kaufen / Leben aufbauen könnten. Ein solcher Friedensplan müsste von UNO-Vermittlern überwacht und begleitet werden. Was spräche gegen eine solche pragmatische Lösung?

8
/
1

Ich mache mir ebenfalls immer wieder Gedanken darüber, aber die Umsetzung ist komplizierter als es auf den ersten Blick erscheint. Auch die UNO scheint für mich keine sichere Garantie zu sein, dass dies friedlich ablaufen würde.
Grenzveränderungen werden aus EU-Sicht grundsätzlich kritisch gesehen. Es gibt auf dem Balkan ganz verschiedene Minderheiten in verschiedenen Ländern und die könnten sich dadurch ermutigt fühlen, es den Serben im Nordmitrovica gleich zu machen und das hätte dann tatsächlich das Potenzial, ein Chaos mit unvorhersehbarem Ausgang anzurichten.
Die Idee eines Gebietsaustausches hingegen wurde meinen (teils spekulativen) Informationen nach von Trumps Sondergesandten Richard Grenell hinter verschlossenen Türen forciert, doch wurde da die EU vollkommen übergangen. Als gegen den damaligen kosovarischen Präsidenten Hashim Thaci Anklage wegen Kriegsverbrechen erhoben wurde, wurde diese Idee wohl erstmal auf Eis gelegt.
Rein subjektiv schätze ich, dass ein Gebietsaustausch zwar in beiden Bevölkerungsgruppen am ehesten unterstützt werden würde, jedoch gäbe es dann das Problem, dass z.B. die Serben in Presheva (Südserbien) aufeinmal zu Bürger des kosovarischen Staats werden würden und da fragt sich, ob das Selbe wieder von vorne losgehen würde.
Vorallem Mitrovica (Kosovo) ist sehr heikel, da dort die Trepca Minen sind und die sind wirtschaftlich sehr vielversprechend. Zu Jugoslawien Zeiten wurden dort bis zu ca. 23’000 Arbeiter beschäftigt. Seit dem Krieg läuft dort kaum mehr etwas, da Investoren die rechtlich unsichere Lage scheuen. Somit profitiert aktuell niemand von den Trepca Minen. Die Möglichkeit, dass die Trepca Minen in die Verhandlungen aufgenommen werden, wurde bisher nicht berücksichtigt. Wenn die EU z.B. Investitionen versprechen würde (Das Werk muss komplett saniert werden und auch ökologische Faktoren müssten berücksichtigt werden) und sicherstellen könnte, dass beide Bevölkerungsgruppen gleichermassen davon profitieren würden, dann könnten beide Parteien das meiner Meinung nach besser innenpolitisch als „Erfolg“ verkaufen.
Das Problem ist aktuell, dass die EU keine Zeit mehr hat. Sie will aus guten Gründen einen Deal, bevor in den USA Präsidentschaftswahlen sind. Wenn Trump gewinnen sollte, würde die geostrategische Lage noch unsicherer werden als sue bereits ist. Sollte Trump die Unterstützung der USA für die Ukraine einstellen, würde sich das auch auf Kosovo auswirken, da Vucic diese Schwächephase nutzen könnte, um im Kosovo neue Fakten zu schaffen.

3
/
0
Multifunktional
·

Vielen Dank für diese Erläuterungen!

1
/
0

Ich zitiere mal nen kosovarischen Freund: "der Kosovo ist der 51. Bundesstaat der USA. Wichtige Entscheidungen werden in der Botschaft getroffen - nicht im Regierungspalast".

Ich war zum Länderspiel dort. Offene Menschen, ein schönes Land. Ganz sicher nicht meine letzte Reise dorthin. Am Flughafen - angeschrieben in Albanisch, Englisch und Serbisch. Gleiches an den Autobahnschildern.

Danach wird es dünn. Faktisch wird die Zweisprachigkeit getrennt gelebt - Überschneidungen Fehlanzeige. Dh man sieht auf beiden Seiten keinen echten Willen, zusammen zu leben. Zu gestalten. Dabei wäre es ein leichtes für die dominierende Mehrheit. Trotz der brutalen Geschichte.

Finnland macht es vor - Strassenschilder in Helsinki? Zweisprachig - obwohl relativ wenige schwedisch-sprachige dort leben.
Es sind Symbole, die nicht wirklich wehtun.

Mit serbischen Autokennzeichen durch Kosovo - dumme Idee. Die Polizei hält einen grundsätzlich an, die Autos sind nicht sicher.
Umgekehrt fühlen sich Kosovaren in den serbischen Enklaven sehr unwohl, werden ebenso sinnfrei provoziert (einfaches Beispiel - ein LKW kam uns entgegen. Und fuhr bewusst so, dass wir beinah in die Seitenbegrenzung krachten).

Man muss mit Vorwürfen aufpassen - beide Seiten nehmen sich wenig bis nichts. Effektiv regieren Hardliner sowohl in Belgrad als auch in Pristina. Versöhnung? Fehlanzeige.
Das Problem - wie die Menschen sich im Kosovo fühlen, dafür ist primär die lokale Regierung verantwortlich. Es ist an Pristina, der serbischen Minderheit die Angst zu nehmen. Zu zeigen, dass sie nicht so sind, wie Belgrad es behauptet. Nur - daran scheitert eben Pristina. Nicht Belgrad. Der Wille, die gegenseitige Abneigung zu überwinden, fehlt einfach. Faktisch ist es die NATO äh UN-Friedensmission, die den Frieden da unten aufrecht erhält, überhaupt ermöglicht, dass es serbische Insitutionen gibt.

Einfach nur schade, dass Menschen nicht in Ruhe miteinander leben können...

...ansonsten nur eine kleine Anmerkungen zum Schluss:
Auch wenn es unpolpulär ist - so lange Belgrad den Kosovo nicht als unabhängig anerkennt, ist Belgrad für die serbischen Institutionen verantwortlich.

Für Pristina ist es durchaus komfortabel - so muss möglichst wenig Geld in den serbischen Teil fliessen. Schliesslich übernimmt Belgrad die Hauptfinanzierung.

Das völlig verrückte dürfte sein, dass beide Seiten (also die an der Macht) mit dem Status quo überraschend gut leben können.

3
/
0

Also erstmal, ich finde es toll, dass Sie nach Kosovo gereist sind und sich selbst ein Bild gemacht haben!
Wegen Ihrer Bemerkung, dass die Zweisprachigkeit getrennt gelebt wird. Das stimmt teilweise. Schön wenn das in Finnland so schön läuft, aber das braucht auf dem Balkan noch etwas Zeit.
Die Autobahnschilder z.B. sind grundsätzlich immer auf Albanisch und Serbisch angegeben. In den lokalen Ortschaften ist es kompliziert, da kommt es auf die ethnische Zusammensetzung drauf an. In Ortschaften wo fast nur Serben leben, sind die Schilder oft nur auf Serbisch und in den albanischen Gebieten auch oft nur auf Albanisch. Das sind aber nicht so Schilder wie wir sie aus der Schweiz kennen sondern manchmal einfach eine Holzlatte mit einem Aluschild, wo dann jemand den Namen der Ortschaft von Hand aufgeschrieben hat. Dann gibt es aber auch gemischte Orte wie Gracanica, wo beide Sprachen beschriftet sind. Als ich z.B. an einem Ort in der Nähe von Bresovica durchgefahren bin, wurde ich von „Kosovo je Srbija“ Monumenten und serbischen Flaggen überwältigt. Habe mich dort zwar als Albaner nicht unbedingt wohl gefühlt, aber ich habe auch nicht das Bedürfnis den Serben vorzuschreiben, was sie in ihren Ortschaften machen. Das in Kontrast zu setzen mit den albanischen Siedlungsgebieten in Serbien ist schon heftig, dort traut man sich kaum die albanische Flagge zu hiessen.

Das Problem - wie die Menschen sich im Kosovo fühlen, dafür ist primär die lokale Regierung verantwortlich. Es ist an Pristina, der serbischen Minderheit die Angst zu nehmen. Zu zeigen, dass sie nicht so sind, wie Belgrad es behauptet. Nur - daran scheitert eben Pristina. Nicht Belgrad. Der Wille, die gegenseitige Abneigung zu überwinden, fehlt einfach.

Da bin ich nicht ganz einverstanden. Kurti tritt regelmässig im offiziellen Fernsehen auf, der für beide Bevölkerungsgruppen in separater Sprache ausgestrahlt wird. Dort spricht Kurti die serbische Bevölkerung direkt auf Serbisch an und wählt sehr versöhnliche Worte. Ich kann Beispiele hier zitieren wenn Sie das wünschen. Dass er gegen die serbische Propaganda keine Chance hat, ist nicht auf seine mangelnde Bereitschaft zur Versöhnung zurückzuführen sondern vor allem auf die Effektivität der serbischen Propaganda.
Serbische Politiker aus Serbien hingegen würden niemals auf Albanisch eine Sprache halten, das würden sie wahrscheinlich als Unterwerfung sehen. Das gilt aber auch nicht allgemein, da es auch kosovarische Serben gibt wie Nenad Rasic oder Boban Bodganovic, die uns immer wieder zeigen, dass ein friedliches Zusammenleben möglich ist.

Für Pristina ist es durchaus komfortabel - so muss möglichst wenig Geld in den serbischen Teil fliessen. Schliesslich übernimmt Belgrad die Hauptfinanzierung.

Bei der Budgetverteilung bekommen die Gemeinden mit serbischer Mehrheit über alles gesehen mehr Geld pro Kopf als die Gemeinden mit albanischer Mehrheit. Das was dann von Belgrad kommt ist dann einfach zusätzlich. Beispielsweise zahlt der kosovarische Staat Pensionsgelder für die Kosovo-Serben, diese bekommen dann auch noch eine Pension vom serbischen Staat (Vielleicht auch eine komfortable Position, um den Kosovo nicht anzuerkennen?). Auch die Stromrechnungen in Nordmitrovica wurden seit Jahrzehnten vom kosovarischen Staat bezahlt, statt von den Bürgern selbst.

Im Allgemeinen sind die Serben im Süden Kosovos besser in den kosovarischen Staat integriert als die Serben in Nordmitrovica und das ist vorallem auf den Einfluss Serbiens zurückzuführen.

1
/
0

Da bin ich nicht ganz einverstanden. Kurti tritt regelmässig im offiziellen Fernsehen auf, der für beide Bevölkerungsgruppen in separater Sprache ausgestrahlt wird. Dort spricht Kurti die serbische Bevölkerung direkt auf Serbisch an und wählt sehr versöhnliche Worte.

Menschen werden nicht an Worten sondern an Taten gemessen. Sonst würden wir in einer unfassbar friedlichen und gleichzeitig absolut tödlichen Welt leben. Je nach dem, welchem Politiker man gerade zuhört.

Ähnlich wie in der Ukraine ist das Problem im Kosovo, dass viele eins nicht verstehen - nur, weil die eine Seite Unrecht begeht / unnachgiebig ist, muss es die eigene Seite nicht auch. Man gewinnt Herzen nicht durch Unnachgiebigkeit, sondern Mitgefühl und Inklusion. Natürlich ist dies bei der Geschichte viel verlangt - jedoch bei der Ausgangslage im Kosovo die einzige Chance jemals zusammenzuwachsen.

Oder wie Nelson Mandela mal gesagt hat (Zitat aus dem Film "Invictus") "Wir müssen besser sein als die Weissen (hier: Serben) es erwarten."

Was den negativen Einfluss anbetrifft, da gebe ich ihnen absolut Recht. Serbiens Propaganda ist sehr effektiv (auch hier in der Schweiz).

PS Danke für die restlichen Erklärungen!
PPS Prizren ist eine traumhaft schöne kleine Stadt :)

1
/
0

Danke auch meinerseits für den Artikel und für die Kommentare darunter. Ich finde, dass ich durch beides immer wieder dazu lerne und die Situation im Balkan dadurch besser verstehe. Die Mainstreammedien hier in der Schweiz aber auch in Serbien meide ich weitestgehend, versuche damit auch dem Populismus und der Propaganda zu entkommen, so gut es geht. Da ist es immer wieder eine Wohltat (wenn man dies angesichts des Themas so schreiben kann) hier - aus meiner Sicht - objektive Inhalte zu lesen. Das gilt wieder für beides, den Artikel und die Kommentare darunter. Für Serbien und den Kosovo wünsche ich mir, dass es zu keinen weiteren Konflikten oder gar Kriegen kommt und dass die Politiker aller involvierten Parteien die Stimmung nicht weiter anheizen. Die Menschen sollen endlich mal friedlich leben können und dafür hat die Politik auch zu sorgen, was sie, so scheint es mir, entweder nicht kann oder nicht möchte. Aus diesem Grund würden meiner Meinung nach diese Politikerinnen und Politiker abgewählt gehören, wenn sie nicht für einen echten Frieden einsetzen. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung. Viele Grüsse an alle die hier mitdiskutieren von einem Exil-Belgrader in Zürich. :)

3
/
0