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One Health Praktiker
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Aus meiner Sicht wird hier eine andere Verhältnismäßigkeit völlig ausgeblendet: unsere Gesellschaft stellt 500jährige Gemälde und Gebäude über 500jährige Bäume, obwohl beide Achtsamkeit und Schutz bedürfen. Ganz grundsätzlich wird argumentiert, Wald könne man wieder aufforsten. Das ist so, wie zu sagen: "man kann ja wieder ein Porträt malen". Die Argumentation scheint vielen erst bei der Anwendung auf Kunst absurd zu erscheinen, und das ist sehr bedenklich.

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Kolumnistin
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Ich würde das bei Bäumen nicht anders sehen als bei Kunst. danke für den Hinweis.

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Katharina Schlatter
Content Specialist
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Also den Suppenwurf auf den Van Gogh mit dem Sacco di Roma zu vergleichen, ist - nun ja - etwas übertrieben. Dennoch möchte ich die Frage stellen, was ihr denn glaubt, was mit den Museen und den Kunstwerken darin geschehen wird, wenn die Klimakatastrophe unsere Zivilisation zerstört hat?

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Bernhard Wehrli
Leser
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Die Fossil betriebene Zivilisation wird untergehen. Klimakatastrophe oder Krieg beschleunigen ihren Zerfall. Ich frage mich aber schon, wie Suppenwerfen CO2 Emissionen verhindern soll. Die Autorin plädiert dafür, mit neuer Kunst Mut zu machen. Aktuelles Beispiel: Die Banksy Murals in der Ukraine.

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Katharina Schlatter
Content Specialist
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Auch Sie beantworten meine Frage nicht. Ich kann allerdings Ihre Frage beantworten. Die Aktion hat maximale Aufmerksamkeit erregt und eine breite Diskussion losgetreten. Und dennoch die Mehrheit schaut teilnahmslos einem von Menschen verursachten "Mass Extinction Event" und der Zerstörung unser aller Lebensgrundlagen zu, die schlussendlich auch die so geliebte Kunst zerstören wird.

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Banksy ist das beste Beispiel dafür, dass Kunst oft eine emanzipatorische Funktion hat. Ausgerechnet Kunst anzugreifen bedeutet, das Beste anzugreifen, was die Menschheit hervorgebracht hat.

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Kolumnistin
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Die sind wirklich fantastisch!

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"Banksy Murals in der Ukraine", sehr eindrücklich, sehr subversiv - ob sie in Moskau die Lethargie der Gesellschaft aufzubrechen vermöchten?

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Kolumnistin
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Danke für den Beitrag, nur habe ich, siehe oben, nicht verglichen, sondern nur über Traditionslinien gesprochen und gefragt, ob die Aktivisten sich wirklich in diese stellen wollen. Was die Zivilisation angeht: Zu ihrer Rettung gehört es auch, Kunst zu retten, denke ich.

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Darum soll man die Kunst also vorsorglich schon mal zerstören, bevor es die Klimakatastrophe getan hat...?

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Katharina Schlatter
Content Specialist
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Der Witz daran ist doch, dass die Kunst gar nicht zerstört wurde. Das war auch nie die Absicht. Darf ich jetzt doch noch auf Ihre Antwort auf meine Frage hoffen?

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Zuerst das Gute an diesem Artikel: Es wird nicht behauptet, die Klimaaktivisten hätten die Kunstwerke zerstört oder das versucht - wie man sonst vielfach zu lesen bekommt, was zu nichts anderem taugt als zur Hetze gegen diese Aktivisten.

Sehr gut auch, dass es keine Gleichsetzung mit den Frühphasen der RAF gibt, und was man sonst noch an Blödsinn lesen kann. Aber es gibt sie doch, die Ermahnungen: "Es braucht sehr viele Menschen, um ein Kunst­werk über Jahr­hunderte zu bewahren; ruinieren oder zerstören kann es dagegen eine Einzel­person oder Klein­gruppe in wenigen Sekunden." Generell abstrakt stimmt das natürlich immer und für alles.

Nicht gut finde ich, dass nicht erkannt wurde, dass die Klimaaktivisten die Kulturgüter nicht beschädigen und auch nicht mit Beschädigung spielen und die Ermahnung folglich nicht brauchen. Trotzdem werden sie ausdrücklich mit Kulturschändern in eine Reihe gestellt. Sie beschädigen nicht und wollen nicht beschädigen. Sie spielen auch nicht mit Beschädigung, sondern zeigen mit symbolischen Angriffen, wie verletzlich auch das ist, was auch diejenigen im Allerheiligsten aufbewahren, denen das Klima an der Heckflosse vorbeigeht. Für diese aufwühlende Gegenüberstellung reicht Suppe auf dem Panzerglas. Und die Behauptung, auch das sei "Gewalt" gegen die Kunstwerke, bläst mit dem ins Absurde aufgeblasenen Gewaltbegriff das eine Ende des Gedankengangs auf, an dessen anderem Ende die anderen Medien die offensichtlich symbolischen Akten zu echter Gewalt gegen Kunstwerke aufblasen.
Der Artikel schillert noch mehr: So heisst es: "... haben damit aber nie so viel Aufmerk­samkeit erzielt wie mit einem Kartoffelbrei­wurf auf ein Gemälde Claude Monets." Quelle: ausgerechnet ein Twitter-Twit mit dem Text "If it takes a painting – with #MashedPotatoes or #TomatoSoup thrown at it – to make society remember that the fossil fuel course is killing us all..." und einem Videoclip. Dass der Brei nicht auf dem Bild, sondern dem Panzerglas landete - wird nicht gesagt. (Als Beleg für das Panzerglas habe ich den allerersten Treffer bei Google genommen: https://www.rbb-online.de/rbbkultur…elde.html.) Natürlich habe ich auch die Idee vom Eindringen von Suppe über undichte Ränder gelesen. Allerding denke ich, dass alle sich darauf verlassen können, dass diese Suppen kein Kriechöl sind und dass Fachleute die Panzerscheiben so anbrachten, dass der Schutz sicher ist.

Dass die Scheinangriffe der Klimaaktivisten eigentlich ziemlich genial sind und die Provokation zu massloser Gegenwehr (Sondergesetzen etc.) ausgerechnet derjenigen, die den Klimaschutz nur auf der Zunge tragen und gerade in Deutschland alles tun, den Verbrauch fossiler Energie auf Jahrzehnte zu sichern ..., das ist doch geradezu superb subversiv. Und, so würde ich meinen, wohl ein Hauptgrund für das jetziges Geschrei. Auch dazu habe ich im Artikel nichts gefunden.

Aber was mir ganz besonders fehlt, das ist die gute alte "konstruktive Kritik". Was sollen die Klimaaktivisten sonst tun? Warum gibt es keine Vorschläge, wie die jetzige Regierungen in Deutschland etc. dazu gebracht werden können, die eigenen Klimagesetze nicht mehr zu brechen? Werden die schlechten Klimarankings wenigstens zur Kenntnis genommen, auch wenn kein Handlungsbedarf erkannt wird?

Kunsthistorisch finde ich den Artikel sehr interessant. Ohne Abstriche. Aber irgendwann kam mir bei der Lektüre in den Sinn, dass für jemanden mit bloss einem Hammer eben alle Probleme Nägel sind. Und dass es für das Ressort Kultur schon ein bisschen ein Problem ist, diese "Attacken" nicht unter Kunstgefährdung, sondern unter Klimaschutz einzuordnen.

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Kolumnistin
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Vielen Dank für diesen differenzierten Beitrag. Hier äußert sich die Restauratorin des Monets zur Gefährdung durch Suppen und Soßen: https://www.sueddeutsche.de/politik…-1.5682881 Und dass der Umgang der Politik mit den eigenen Klimagesetzen, besonders auch in Deutschland, desaströs ist, da stimme ich Ihnen - und auch den Aktivistinnen - voll zu. Der politische Handlungsbedarf, von dem Sie schreiben, ist immens. Ich fürchte nur, dass die Gemälde-Aktionen nicht zu den dringend nötigen politischen Handlungen führen, sondern höchstens dazu, dass das öffentliche Gut museale Kunst irgendwann für die Öffentlichkeit kaum noch oder nur unter immensen Sicherheitsvorkehrungen sichtbar sein wird.

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Multifunktional
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Ein Hauptproblem bei den Suppen- und Kartoffelstock-Attacken scheint mir zu sein, dass diese für den Durchschnittsbürger und -Medienkonsumenten nicht verständlich sind. Bei einer erfolgreichen Aktion muss sofort und ohne Erklärungen klar sein, was das Ziel und der Sinn der Aktion ist. Dies ist bei der Suppenaktion nicht gegeben. Der Bürger sieht, jemand wirft Suppe auf ein Gemälde. Automatisch denkt er: „spinnen die, die machen das ja kaputt!“. Nachträgliche Erklärungen, man wolle ja nichts zerstören, sondern die Aktion sei sinnbildlich zu verstehen, finden dann keinen Weg mehr zu den Bürgern. Was im Kopf bleibt ist das „spinnen die, die machen das ja kaputt!“.
Und somit wird auch oder gerade wegen der grossen Medienpräsenz das Image der Klimabewegung nicht verbessert sondern verschlechtert.

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Kolumnistin
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Liebe Frau W., vielen Dank für Ihre Beiträge. Eben diese Dynamik befürchte ich auch. Was auch deshalb schade ist, weil ja sehr viele Bürger, vermutlich sogar eine Mehrheit in der Schweiz und Deutschland, hinter den Zielen der Bewegung stehen - wie sich etwa bei der Resonanz auf Fridays for Future gezeigt hat. Das übersetzt sich leider nur noch nicht in Politik. Dass aber Politikerinnen plötzlich zu handeln beginnen, bloß weil Museen jetzt Probleme haben - schön wäre es. Im Gegenteil, etliche von ihnen fordern nun völlig überzogene Maßnahmen gegen die Klimakleberinnen (etwa mit präventiver Haft in Bayern) und können so wunderbar von den eigenen Versäumnissen ablenken.

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Historikerin
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Von den publicityträchtigen Suppenwürfen mag man halten, was man will, aber der Vergleich von ein paar Klimaaktivisten mit plündernden Soldaten finde ich mehr als wackelig und überzeugt gar nicht. Und auch der Begriff "Gewalt" ist hier fehl am Platz. Gemälde können zerstört werden, es kann allenfalls als Vandalismus bezeichnet werden. Gewalt hingegen ist etwas, das gegen Lebewesen ausgeübt wird, nicht gegen Gegenstände. Ausserdem: Was wäre denn der konkrete Rat der Autorin an die Klimaaktivisten, die Lehre aus dieser Geschichte? Hübsch aussehen und sich auf Schiefer porträtieren lassen? Wohl kaum, oder?

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Supporter
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Genau das wollte ich auch schreiben:
Mein Tip:
Klimaaktivisten bitte aufgepasst: macht doch Eure Aktionen bitte wie bisher: Da wo sie nur wenige, oder am besten keine Menschen stören. Das habt Ihr die letzten 70 Jahre so gemacht und wir haben das gebilligt und auch nichts für den Klimaschutz getan (ausser prestigeträchtige Verlautbarugen und Konferenzen).. das lief für alle doch bisher ganz gut, oder? Also: Bitte nicht zu aufsässig werden! Wir Wohlstandskinder möchten in Frieden "Kunst und Kultur" konsumieren.

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Kolumnistin
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Natürlich muss Protest aufsässig werden und darf drastisch sein. Die Frage bleibt nur: gegen wen?

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Kolumnistin
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Es ist nicht an mir, Aktivisten Ratschläge zu erteilen. Mir wäre nur wohler, sie würden sich die richtigen Gegnerinnen vornehmen, und nicht tote Maler. Darum mein Hinweis auf die Kulturgeschichte.

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Historikerin
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Mit Verlaub, das ist ein Durcheinander. Wer ein Bild mit Suppe bewirft, zerstört im schlimmsten Fall einen Gegenstand, übt aber definitiv keine Gewalt gegen Menschen (auch nicht gegen tote) aus. Ich meine damit nicht, dass das automatisch bedeutet, dass Bilder kaputt machen ok oder eine gute Idee ist. Ich bin aber der Ansicht, dass es wichtig ist, Menschen und Gegenstände klar auseinander zu halten.

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Multifunktional
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Selbstverstänflich kann gegen Kunst Gewalt ausgeübt werden. Es ist dann indirekte Gewalt gegen diejenigen Menschen, denen ein zerstörtes Kunstwerk etwas bedeutete. Ihre Argumentation ist in etwa so logisch, wie wenn Sie sagen würden, psychische Gewalt sei keine Gewalt, da ja niemand verletzt werde. Gewalt gegen Kunst wurde schon immer von Eroberern/Machthabern eingesetzt, um Kulturen zu unterdrücken.

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Kolumnistin
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Ich stimme Frau W. zu: Gewalt gegen Kunst ist leider auch Gewalt bzw wurde in der Geschichte oft in gewalttätigen Konflikten eingesetzt.

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Historikerin
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Es geht mir bei der Unterscheidung nicht um körperliche Verletzung bzw. eben keine, sondern darum, dass es ein fundamentaler Unterschied ist, ob einem konkreten Menschen ein Schaden (an Körper oder Seele) zugefügt wird oder ob Gegenstände zerstört werden.

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Die Betrachtungen von Frau V. hebe ich mir immer noch ein bisschen auf wie ein Kind seine Süssigkeiten - von wegen Vorfreude. Allein diese Kunstbetrachtungen wären für mich schon Grund genug, die REPUBLIK weiter zu abonnieren. Und wenn ich einfach so wünschen könnte, wünschte ich mir einen Artikel über Suzanne Valadon, die ich neulich wiederentdeckt habe.

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Kolumnistin
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Das freut und ehrt mich, Herr Gadient. Danke auch für den Hinweis.

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Tomas Bächli
freier Mitarbeiter
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Wenn Kunst einen wirklich berührt, dann kann sie tatsächlich Ähnlichkeit mit Lebewesen annehmen und mit den Betrachter: innen in ein Gespräch treten.
Als ein Lebewesen frage ich mich allerdings, was mir mehr schaden würde: wenn man mich einmal mit Kartoffelbrei bewerfen würde oder wenn man mich jahrelang in Isolationshaft in einen Safe wegsperren würde?
Mir fällt übrigens auf, dass in den Medien ausführlich über den Preis der Bilder von von Monet und Goya berichtet wurde, aber nie darüber, was eigentlich auf diesen Gemälden zu sehen ist. Wäre das nicht etwas für das Republikfeuilleton eine Kolumne "Kunst ohne Kartoffelbrei"?

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Kunst ist hart im Nehmen und übersteht auch jahrelange Isolationshaft, unbeschadet. Spuren hinterlässt wohl eher der Dialog mit Kunst Betrachtenden. Wie sang schon Mani Matter «Kunscht isch gäng es Risikooo...»!

Aber die Idee der «Kunst ohne Kartoffelbrei» finde ich toll, lieber Tomas. Übrigens, gibt es auch musikalische Bildbeschreibungen? Ach ja, Bilder einer Ausstellung von Mussorgsky, das na übrigens mit dem pompösen Klangbild «Das Heldentor (in der alten Hauptstadt Kiew)» endet, zu einem architektonischen Entwurf vom Malerfreund Hartmann, der jedoch nie ausgeführt werden sollte, bis anhin...
Aber sonst?
Eine Recherche und vielleicht gar einmal einen akustischen Beitrag wert?

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Kolumnistin
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Musikalische Bildbeschreibungen, das klingt gut - wäre mal eine Ausstellung plus Konzert wert.

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Kolumnistin
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Danke für den Hinweis auf die Preise; das spielt sicher - auch bei der Entscheidung der Aktivistinnen für diese Gemälde - mit eine Rolle. Ich teile Ihr Unbehagen, wenn über Kunst nur in monetären Dimensionen gedacht und gesprochen wird. Bei der Wahl der Bilder der Aktivisten fällt mir auf, dass es sich um vorindustrielle Bilder handelt bzw um Maler aus der Industrialisierung, die diese auf den ausgewählten Bildern aber gerade nicht zeigen.

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Tomas Bächli
freier Mitarbeiter
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Das stimmt natürlich, letztlich übernehmen die Aktivisten auch nur das Wertesystem der Kunstmarkts. Die Bilder, die sie attackeieren müssen berühmt und teuer sein .

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Die Protestierenden haben das "richtige" Ziel gewählt: Konnten die Lettristen in den 50ern mit der Verkündung von "Tod Gottes" während der Ostermesse im Notre-Dame de Paris noch die bourgeoise Gesellschaft schocken, wäre dies heute kaum mehr der Rede wert – es sei denn in Gesellschaften wie der russischen, wo die Kirche noch stark ist, und Pussy Riot noch für Aufsehen sorgen können.

Doch in säkularisierten Gesellschaften Westeuropas funktioniert das nicht mehr. Wo materialisiert sich "das Heilige" heute? Ist es das Geld? Bei den Banken haben sie's versucht, doch dies schockierte offenbar niemanden. Nein, die Kirche wich dem Museum, den Kunst-Tempeln, und die heiligen Reliquien den auratischen, fast lebendigen, also fetischhaften Kunstwerken.

Die Protestierenden zielen also aufs "Heiligste" für das Maximum an Aufmerksamkeit und Schock-Wirkung. Und kritisieren gleichzeitig die Sakralisierung, die Ver-Ewigung: Sollte nicht das Leben, die Natur das Heiligste sein, dasjenige, das noch viel mehr Sorge um Konservierung, Ver-Ewigung verdiente als eitle Werke für eine exklusive Gruppe von Menschen?

Ironie Nummer 1 dabei ist, dass gerade in der Kunst, viele diese Sakralisierung der Kunst theoretische und praktisch kritisierten, etwa in dem sie Kunst zerstörten oder profanierten – nicht zuletzt Warhol mit seinen Tomatensuppen, der sie als Kunststar aber dadurch wieder sakralisierte.

Ironie Nummer 2 ist, dass ebenfalls in der Kunst, viele für mehr Sorge um das Leben und die Natur sind. Doch den Kunstmarkt und das jetsettende Kunstestablishment kümmert das leider wenig.

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Kolumnistin
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Vielen Dank für diese Gedanken!

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"Wenn's kannst, ist's kä Kunst, wenn's ned kannst, ist's erst recht kä Kunst", sagte Karl Valentin. Bilder mit Kartoffelstock bewerfen, ist auch keine Kunst, ausser der Kartoffelstock träfe das Bild, das der Werfer selber malte. Dann wär's eine Performance. Eine Kunst wäre es auch, den Klimawandel zu bremsen. Was mit Kartoffelstock auf Glas über Bild nicht erreicht wird. Dafür gibt's Aufmerksamkeit, was in medial verstopfter Zeit wiederum eine Kunst ist. Fahren aufmerksame Menschen mehr Velo? Oder gehen sie zu Fuss ins Museum? Jedenfalls sind intelligente Menschen laut Elsbeth Stern von der ETH Zürich häufiger kurzsichtig. Daraus zu schliessen Politiker&innen seien eher intelligent, wäre die wahre Kunst.

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Kolumnistin
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Vielen Dank, Herr B., für diese Gedanken. Ich denke auch: die Aufmerksamkeit ist der springende Punkt an der Sache.

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Supporter
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Der Beitrag hat mich etwas irritiert:
Der hinkende Vergleich von Klimaaktivisten und Plünderern wurde ja schon in anderen Kommentaren thematisiert. Die Autorin ist anscheinend nicht informiert, dass die Aktivisten (zumindest im Van Gogh Fall) die mutwillige Beschädigung der Gemälde kategorisch ausschlossen (Quelle: Interview mit der Aktivistin:
https://www.tiktok.com/@freeseedfil…1657350405 )

Diese Aktion ist eher eine Performance. Eine Performance die man sich auch von anderen Künstlern wünschen würde (oder die man als Performance hier diskutieren könnte). George Monbiot hat es besser gemacht:https://www.theguardian.com/comment…il-tactics

Der restliche Teil des Artikels war dann zwar sehr schön, aber durch den (mangelhaften) Bezug zu den Klimaaktivisten dann doch fade(warum sollte ich mich im Angesicht dieser Katastrophe jetzt mit alten Gemälden beschäftigen..).

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Kolumnistin
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Leider können die Aktivistinnen gar nicht ausschließen, Schaden anzurichten, beim van Gogh in Potsdam wäre dieses durch die Kartoffelstärke fast passiert (siehe den Link zur SZ-Reportage in meinem Text). Zudem motivieren sie, ob gewollt oder nicht, Nachahmer, die aus allen möglichen Motiven handeln und es auch weitertreiben können als die Letzte Generation. Das kann schnell außer Ruder laufen. Ich habe die Aktion auch nicht mit dem Plündern verglichen, nur aufgezeigt, welche Traditionen da mitschwingen, wenn man mit dem Gedanken spielt, Kunst zerstören zu können.

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Supporter
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Man kann vieles nicht ausschliessen und macht es trotzdem. Dies kann kein Grund sein, den moralischen Stab über jemandem zu brechen: Leute fahren z.B. Auto, obwohl sie nicht ausschliessen können, jemanden dabei zu töten. Und das Argument der Nachahmer kann man auch nicht den Aktivisten anlasten, sondern da wären dann ja die Nachahmer zur Verantwortung zu ziehen.
Die Welt ist schon aus dem Ruder gelaufen.. es ist nicht ein "vielleicht kommt da was". Aber die Politik und Gesellschaft ist halt weiter ignorant.
Es war nicht Ziel der Aktion Kunst zu zerstören. Dies ist das Narrativ der konservativen Gegenbewegung, die daraus ja auch direkt "Klimaterroristen" gemacht hat.
Wer wissen will, was unsere Zivilisation für Ihren Erhalt wirklich tut, kann das ja sehr schön am COP27 sehen: Ausser Spesen (und Selfies) nix gewesen.

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Anderer 60
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„Der Sacco di Roma (italienisch sacco, veralteter Ausdruck für „Plünderung“) in den Wochen nach dem 6. Mai 1527 war die Plünderung Roms durch deutsche, spanische und italienische Söldner Kaiser Karls V. im Zuge seines Kriegs gegen die Liga von Cognac, ein Bündnis zwischen Frankreich, dem Papst sowie Mailand, Florenz und Venedig.“ Wikipedia. Sie hatten kein Sold mehr und plünderten. Es geht wie immer um die Macht und das Geld. Auch von mir ein wenig zu kurz. Mindestens im Wikipedia lesen und auch über Georg von Frundsberg, Landesknechtsführer.
Also: Den sacco di Roma als Lutheraner gegen Rom zu schreiben ist sehr, sehr weitgeholt.
Vielleicht kennt eine Mitverlegerin das Ganze besser.

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Kolumnistin
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Ich beziehe mich ja auch nicht auf Wikipedia, sondern auf die einschlägige Fachliteratur zum Bildersturm im Sacco di Roma. Empfehle Ihnen dazu das Standardwerk von Andre´ Chastel: "The Sack of Rome, 1527", Princeton University Press 1983. Er legt im Einzelnen dar, wie die Deutschen unter den Landsknechten, aufgestachelt von antipäpstlichen Flugblättern, die den Papst etwa als Antichristen bezeichneten, auf die Kunstwerke losgingen. Der fehlende Sold war nicht das einzige Motiv für die Ausschreitungen.

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Anderer 60
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Sie haben recht.

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Anderer 60
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PS „…Martin Luther lehnte zwar den Heiligenkult ab. Er sah jedoch keine Gefahr in den Bildern und Statuen selbst. Nach ersten Unruhen, unter anderem auch in Wittenberg, wurden lutherisch geprägte Gegenden in der Folge nur selten von Bilderstürmen heimgesucht. Doch andere Reformatoren wie Zwingli und Calvin lehnten nicht nur die Herstellung und Verwendung von Bildern zur Glaubensausübung ab, sie sahen in ihnen eine Ablenkung…“
Bildersturm und Reformation DHM

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Sie schreiben: "Sie wollen dabei wissen, was wichtiger sei: Kunst oder Leben? Und fragen: Warum regen sich alle über die Attacken auf Gemälde mehr auf als über Umwelt­zerstörung? Eine Antwort könnte sein, dass es eine triste Aussicht wäre, im Klima­wandel zwar die menschliche Zivilisation zu retten, aber nicht ihre Kunst und Kultur."
Was ist die Logik hinter dieser Antwort?

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Kolumnistin
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Lieber Herr S., mir erscheint diese Opposition aus Kunst oder Leben fehl am Platz, weil die Kunst auch Teil unseres Lebens ist - und damit auch Teil einer Zivilisation, die doch gerade verteidigt werden soll gegen die vom Menschen verursachte Zerstörung durch den Klimawandel. Es geht ja nicht drum, als Menschheit irgendwie knapp zu überleben, sondern gut zu überleben, im besseren Einklang mit der Natur. Und zum guten Leben, zum Nachdenken über das Leben und die (Um-)welt, gehören in meinen Augen Kunst und Kultur dazu. Sie sind kein Luxus für gute Zeiten, sondern wichtig gerade auch in Krisensituationen. Die Aktivistinnen begeben sich nun aber selbst in Rolle der Attackierenden, potentiell Schaden Anrichtenden - zwar nur symbolisch, da die Gemälde verglast sind und bislang noch keine richtig großen Komplikationen auftraten, aber es sind eben doch die Aktivisten, die etwas werfen in Richtung der Bilder. Man möchte instinktiv die Gemälde vor ihnen beschützen. Und kriegt zu hören, man solle sich nicht über mögliche oder angedeutete Schäden an Malerei aufregen, sondern über den Klimawandel. Das erscheint mir unglücklich. Es wirkt, als sei Kunst für die Gruppe eben doch nicht existenziell wichtig, sondern eher etwas zum Geld investieren oder sich ablenken vom Zustand der Welt. Mein Eindruck ist, dass mit den Aktionen die Generationen, die den Klimawandel nicht aufgehalten haben, getroffen werden sollen, tatsächlich aber eben Bilder von Malern betroffen sind, die nun gar nichts für den Verlauf der Dinge können. Ich hoffe, ich konnte mich etwas besser erklären.

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Kunst steht für das Schöpferische im Menschen, für seine unendliche Innovationskraft.
Und sollte die Menschheit sich dereinst in der Steinzeit wieder finden, so wird es Menschen geben, die mit dem Faustkeil ein Bild in die Höhlenwand ritzen und mit Kohle ein Abbild ihrer Welt erschaffen. So die Überlebenden auch nur annähernd unserer Evolutionsstufe nahekommen, werden sie eine neue Kultur, eine neue Zivilisation schaffen.

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Wer Anarchie sät wird Anarchie ernten. Ich glaube in 5-10 Jahren werden es dann die Rechten nachahmen. Mir gefallen diese radikalen Ansätze generell nicht. Es wird gesellschaftlich polarisiert, dadurch radikalisiert, was dann in genau so radikaler Ablehnung resultiert. Dies bis die Mehrheit der neuen Meinung ist. In der Zwischenzeit hat man aber eine Blockade anstatt Fortschritt. Mir gefällt da eine Salami-Taktik viel besser. Am besten an 1000 Fronten gleichzeitig.

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Also: Wer Salamis sät, wird Salamis ernten?

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Kolumnistin
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Vielen Dank für diesen Beitrag, ich teile Ihre Befürchtungen, auch weil so viel Zeit verloren geht, wie Sie schreiben. Und weil ich um das Museum als öffentlichem Raum fürchte: Bevor die Rechten kommen oder auch parallel dazu, entdecken alle anderen, die Aufmerksamkeit suchen oder irgendein Anliegen haben, und sei es ein persönliches, die Museen als Aktionsraum. Woraufhin diese sich abschotten werden, und Kunst zum Privileg wird.

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im Feld
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Wie immer lesenswert und originell, geht mir als reformierter Pfarrerin ausserdem runter wie Öl... Aber wenn ich schon hier bin: Einfach mal reinhören ab Minute 56 (Für Freaks gerne auch die ganzen 4h). https://www.youtube.com/watch?v=Jr0HJ8gWrAE

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Was soll man in diesem Youtube-Video denn erwarten? Es wäre korrekt, dazu ein paar Worte zu verlieren...

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im Feld
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Die Neuen Zwanziger diskutieren in einem vierstündigen Podcast unter anderem über die Aktionen der Klimaaktivistinnen (vorspulen bis Minute 56). Dieser hat mir eine interessante und für mich neue Perspektive eröffnet („Kunst an der Kunst“), und ich erwähne ihn hier als Reminiszenz zur im Artikel diskutierten gesellschaftlichen Funktion von Kunst in der jeweiligen Gegenwart. Jemand hat mal gepostet „Lieber nochmal durchlesen bevor man abdrückt“. Aber dafür hat man ja aufmerksame Mitleser, die dann zu Recht reagieren, danke dafür, werter Herr W.

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Jonas Studach
Community-Support
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Ich möchte mich dem Votum von J. W. anschliessen: Bitte geben Sie uns zu dem Link noch ein wenig Kontext. Merci.

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Kolumnistin
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Vielen Dank, auch für den Hinweis!

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