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Wer weiss, morgen könnten auch Sie ein Flüchtling sein. Ich habe mir auch nie vorstellen können, dass ich so etwas wie jetzt in meinem Land erleben würde.

Wichtige, eindringliche Sätze, und wenn jemand unter diesem Druck der Heimatlosigkeit, der 'Schuld' und des Privilegs, gegangen zu sein, gehen zu können, dann Worte sagt wie

Die offensichtlichste Form sind die Proteste, dass die Menschen auf der Strasse waren. Aber es ist nicht nur das. Wichtig ist, dass wir da niemanden verurteilen. Manchmal sah ich Postings auf Social Media, die sagten: Diese und jene Menschen gehen nicht auf die Strasse, sie bleiben zu Hause und sagen, sie können das nicht, nur weil sie Kinder haben. Wenn ich so etwas sah, dachte ich immer: Wie kannst du so etwas schreiben? Jeder Mensch kämpft, wie er oder sie kann. Ich zum Beispiel glaube, ich kann mehr ausrichten mit meinen Gedichten, als wenn ich auf die Strasse gehe und dann im Gefängnis lande. Wir können nicht sagen: okay, jetzt alle!

kann man das ein Beschönigen nennen, eine Beschwichtigung des eigenen schlechten Gewissens, oder das Reklamieren des Rechts eines*r jeden, auch unter enormem politischem Druck zu tun, was man selber für richtig hält. Ohne dafür verurteilt zu werden.

Danke Daniel Graf für dieses sorgsam geführte Interview. Nur die Bebilderung reisst mich für einmal nicht zu Begeisterung hin: Geranien vor einem Fenster als Legende unter Geranien vor einem Fenster ist – pardon – etwas fad, passt mE aber zur Aussagekraft der restlichen Bilder. Bis auf das Stadttor könnten Sie wohl überall aufgenommen worden sein. Gegenüber der Wucht der vorgelesenen Gedichtzeilen bleiben die Bilder zumindest für mich stumm.

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Eine für mich sehr zutreffende Reflexion des Interviews, der ich mich gerne anschliesse. Allein die "doppelten" Geranien vor dem Fenster (im Bild und im Text darunter) lassen mich noch weiter nachdenken, ob da im Faden nicht doch etwas Würziges zum Ausdruck kommt ...

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Action Anthropologist
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Vielen Dank für dieses Interview MIT einer direkt betroffenen Frau aus Belarus und nicht ÜBER Belarus!
Als Aussenstehender bin ich über diesen Satz gestolpert:
"Russland, Moskau oder die Moskauer Kurfürsten, das war ganz etwas anderes."
Im Sinne einer eigenen Identitäts-Findung und Identitäts-Behauptung, die auch der mentalen Stärkung im Kampf gegen ein brutales Regime dienen soll und muss, sind solche Bestrebungen verständlich, die "Das Böse" der Gegenseite im politischen Kampf zuordnen, also zuerst der -näher liegenden- Lukaschenko-Diktatur und dann der -dahinter stehenden- Putin Diktatur.
Umgekehrt werden "die Europäer" zu Musterschülern verklärt, die sich angeblich an rechtsstaatliche Regeln halten.
Wenn wir dann aber zu "Nordstream II" schwenken, wo eine weitere, gigantische Erdgas-Pipeline kurz vor der Fertigstellung steht, bekommt dieses Bild von "Gut und Böse" sehr tiefe Risse.
Da sehen wir nämlich, wie der frühere (sozialdemokratische) deutsche Bundeskanzler Schröder sich zu einem guten Kumpel und Geschäftspartner von Putin bei Gazprom gewandelt hat.
Auf dem Foto mit Lukaschenko und Putin könnte man also auch noch den -derb grinsenden- Schröder hinein retouschieren und würde mit diesem Kunst-Bild die Realität sogar noch besser treffen!
Und wenn wir schon mal in Europa sind, können wir auch noch die Schweiz erwähnen, in der russische Oligarchen und Putin-Günstlinge ungehindert ein- und aus gehen, als gern gesehene, weil gut zahlende und übermässig bestellende Gäste.
(Einer, der mal beim Catering für Flugzeuge gearbeitet hat, erzählte mir mal, dass niemand mehr Lebensmittel bestellt habe, die dann zum grössten Teil weggeworfen werden mussten, als die Russen.)
Und wenn wir schon mal in Europa sind, können wir auch nach Kalabrien gehen, wo die dortige Mafia Sondermüll und radioaktives Material verbuddelt und in Beton giessen lässt, so dass durch Einschüchterung und Terror zum Schweigen gezwungenen Menschen grausam an Krebs dahinsiechen und sterben, währenddem staatliche Kontrollen nichts finden können...
Worauf ich hinaus will:
Dieses ideale und idealisierte Europa gibt es nicht.
Es ist ein Trugbild, eine Fata Morgana, die allerdings überaus geschickt inszeniert wird, mit Teilen von Rechtsstaatlichkeit, die allerdings nur dort existieren, wo es nicht wirklich drauf an kommt.
Bei den wirklich grossen Sachen spannen die "Grossen" weiterhin zusammen und handeln ihre Deals aus, in den Hinterzimmern der Spielsaloons, von den Gorillas der Mafia-Organisationen, die heute Staats- und Konzern-Dimensionen erreichen, abgesichert und bewacht.
Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber leider hat sich seit dem Feudalismus des Mittelalters nichts wesentlich verändert, ausser dass die Schlösser und Burgen grösser geworden sind, so dass wir heute von der "Burg Europa" sprechen.
Und der Burggraben wäre dann das Mittelmeer, in dem immer mehr Flüchtlinge aus Afrika und aus dem Nahen Osten versaufen, währenddem die beherzten Seenot-RetterInnen als "KomplizInnen von Schlepperbanden" kriminalisiert werden...

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Sie sprechen mir aus der Seele. Ja. wir sind im Superfeudalismus angekommen. Zudem besteht die Gefahr des Abrutschens in fschistische Richtung. Es wird gnadenlos aussortiert. Die Lohnabhängigen entwickeln sich zu Lohn- und Wohnsklaven.
Von der Wiege bis zur Bahr, maximal ausbeutbar.

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Action Anthropologist
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Es hat zwar nur sehr entfernt mit "Belarus" zu tun.
Aber ich denke, "bei uns im Westen" entwickelt sich gerade ein unheimliches Konglomerat aus (multinationalen) Konzernen, Regierungen und Medien, die eine Art "westlichen Staatskapitalismus" entwickeln, als eine Kopie des chinesisch-postkommunistischen Modells, mit dem Unterschied, dass "bei uns" die Techno-Könige mit ihrem extravaganten Weltraum-Tourismus für Milliardäre bestimmen, wo's lang geht, währenddem im postkommunistischen Original weiterhin die (postkommunistische) Einheits-Partei mit ihrem auf Lebenszeit führenden Präsidenten bestimmt, wo's lang geht.
Der Trick im Osten besteht darin, den "Klassenfeind" aus dem Kalten Krieg in ein rechtsnationalistisches Märchen zu transferieren, in der eine "östliche Kultur" zelebriert wird, in der die Menschenrechte einen anderen Stellenwert haben und dem Gedeihen des Kollektivs untergeordnet werden müssen.
Der Trick im Westen besteht teilweise aus dem selben, rechtsnationalistischen Märchen, muss aber -da dieses Märchen schon zu oft erzählt wurde- mit dem Schüren von Ängsten vor Terror und vor Krankheit ergänzt und erweitert werden.

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Vielen Dank für die differenzierte Betrachtung

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Danke dafür, dass dieser wichtigen Stimme Raum gegeben wird. Es ist schön, dieses berührende und zum Nachdenken anregende Gedicht in der Originalsprache und in der Übersetzung zu hören.
Volha Hapeyeva berichtet als direkt Betroffene über eine brutale Diktatur. Sie weiss, was Machtmissbrauch, Menschenverachtung und grenzenlose Gewalt bedeutet. Und sie weiss auch, wie wichtig ein funktionierender Rechtsstaat ist, der den Menschen Luft zum Atmen lässt und wie kostbar die Freiheiten sind, die uns – leider – so selbstverständlich geworden sind.
Es ist keine Frage, dass bei uns, in den westlichen Ländern, bezüglich Machtmissbrauch, Gewalt und Ausbeutung von Menschen vieles im Argen liegt. Da gibt es sehr viel zu tun.
Wir sollten aber auch nicht in die Falle des Whatabautismus verfallen und angesichts vieler Ungerechtigkeiten in unseren Gesellschaften brutalste totalitäre Strukturen zu relativieren beginnen.

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Marco Zaugg
Coach und Prozessbegleiter
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Danke für diese nuancierte und reife Stimme.

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Johanna Wunderle
Muttersprache NL
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„ Jeder Mensch kämpft wie er oder sie kann.“ Die Grossmut dieser bescheidenen Frau berührt mich sehr.

Danke für dieses schöne Interview das auf stille Art, das Schweigen bricht.

Die Bilder passen für mich. Sie zeigen wie „bleak“ das Leben hier gerade ist.

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Emphatischer und eindrücklicher Beitrag über die belarussische Seele. Vielen Dank - allerdings interessiert es mich weniger ob Lukaschenko und Putin unglücklich sind. Vielmehr interessiert und berührt es mich, dass die 2 Diktatoren viele unglücklich machen und der Westen sich immer wieder enerviert - aber auf wirksame Gegenmassnahmen verzichtet. Business as usual.

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Herzlichen Dank Ihnen allen für das schöne Echo!

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