Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Politologin | Universität Oxford
·

Wunderbar wie immer. Danke! Ich fände es höchst spannend, mal etwas dazu zu lesen, wie Philosoph*innen Unterschied ohne Defizit denken und - falls möglich - wie eine gelebte Utopie davon aussehen könnte.

16
/
1

Ich nehme die Herausforderung an!

14
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Ein Hauptwerk und eine Herausforderung dazu wäre Gilles Deleuzes "Differenz und Wiederholung" (1968). Sowie Isolde Charims "Ich und die Anderen" (2018) zur Frage, wie eine pluralisierte Gesellschaft ohne homogenes Ganzes funktionieren könnte (als Überblick zu Differenz- vs. Identitätsdenken allgemein, siehe hier).

Wie ich gesehen habe, hat sich Daniel Strassberg bereits früher dieser Herausforderung angenommen :-). Von daher bin ich auch schon sehr gespannt darauf, wie sein entsprechender Republik-Beitrag aussehen wird.

Nachtrag: Auch Zygmunt Baumans "Ambivalenz und Ordnung. Das Ende der Eindeutigkeit" (2005) darf nicht fehlen.

3
/
0

Heute ist es so weit, liebe Frau B.!

0
/
0
Politologin | Universität Oxford
·

Danke! Ich bin gespannt

0
/
0
Politologin | Universität Oxford
·

Vielen Dank! Nun habe auch ich endlich meine Meinung dazu abgegeben.

0
/
2

Einfach nur erhellend. Lesenswert auch für Ihre Kollegen bei der Republik: So schrieb Binswanger zur NR-Wahl: „Die Bevölkerung will eine klima­politische Wende“. Die Bevölkerung? Grün hat gewonnen, bleibt aber in der Minderheit. Die Aussage ist damit leider nicht viel qualifizierter, als wenn die SVP behauptet, dass nur sie den Willen „der Bevölkerung“ vertrete. Daher: Danke für den Beitrag. Ich hoffe, dass er auch Wirkung in den eigenen Reihen haben wird. Dann wird die Republik noch besser.

11
/
2

Danke für die Überlegungen. Ich bin prinzipiel mit Ihnen einvestanden: DER Mensch existiert nicht. Der Blick muss natürlich auf die "Sache" und nicht den sie definierenden Artikel gehen. Mir scheint aber, dass der generische Singular nicht allein "schuldig" ist. Das wird auch schon durch die angeführten Zitate von Kant und Thiry d'Holbach klar.
Anders liegt der Fall bei Sophokles. Diesem ging es meines Erachtens nicht um die Schrecklichkeit des Menschen, sondern um seine Offenheit, dass er zu allem fähig ist, zum Guten, wie zum Bösen, was sich ja auch im Drama der Antigone ausdrückt.
Die beiden anderen Herren engen den Menschen dagegen ein, legen ihn fest, im Guten oder Bösen.
Insofern könnte man das Problem genausogut an der Handhabung des Verbes festmachen: ist oder IST?
Verengung oder Offenheit?

8
/
0

Vielen Dank für die Hinweise, tatsächlich könnte man das auch am IST festmachen, das habe ich mir so nicht überlegt, und vielleicht ist das der wichtigste Unterschied zwischen Plato und Aristoteles

5
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Nietzsche sagte einmal:

Ich fürchte, wir werden Gott nicht los, weil wir noch an die Grammatik glauben. (Götzen-Dämmerung)

Von daher müsste es nicht nur heissen "Der Existentialismus ist ein Humanismus", wie ein Titel von Sartres Werk heisst, sondern nur der Existentialismus ist ein Humanismus - oder nichts:

Wenn Gott nicht existiert, so gibt es zumindest ein Wesen, bei dem die Existenz der Essenz vorausgeht, ein Wesen, das existiert, bevor es durch irgendeinen Begriff definiert werden kann, und dieses Wesen ist der Mensch oder, wie Heidegger sagt, das Dasein.

Es ist der Essentialismus (lat. essentia, dt. Wesen), der seit Aristoteles ein Perfektionismus ist, wonach einzig diejenigen Exemplare einer Art, deren wesentliche Eigenschaften in vollkommener Gestalt und entfaltetem Potential vorliegen, die bestimmenden sind, d. h. Wahrheit, Begriff und Definition ausmachen. Die Wahren sind die Besten, die Reinsten, die Vernünftigsten, die Kultiviertesten, die Gebildetsten und die Mächtigsten.

"Die Anderen" sind die Subalternen, deren Stimmen zum Verstummen gebracht worden sind - oder als barbaroi (die nicht Griechisch sprechenden Stammelnden) dominiert, kolonialisiert und "zivilisiert".

Daraus ergibt sich eine hierarchisch-aristokratische (gr. aristos, dt. Bester) und göttlich-ewige Ordnung, in der alle Individuen ihre als Wesen zugeordneten Funktionen zu erfüllen hatten: Der Mann ist der Kopf, der Sklave die Hand und die Frau die Gebärmutter.

Ein funktionaler Zusammenhang also, ein homogenes Ganzes - oder, wie u. a. Adorno schrieb, eine Totalität.

Dies ist nicht nur Theorie und Philosophie, sondern auch Praxis und Alltags-Ideologie. Nicht nur Metaphysik, sondern auch Mikrophysik des Alltags. Etwa in Form von Stereotypen und Vorurteilen.

Anstelle der Totalität plädiert Lévinas für die Unendlichkeit. Die In-finität und Un-definierbarkeit der Menschen, der Individuen, der singulär plural Mit-Seienden.

Die Ethik kommt vor der Metaphysik. Damit steht nicht nur die Existenz vor der Essenz, sondern auch die Alterität vor der Ipseität (dt. Selbstheit) und die Vulnerabilität vor der Integrität (lat. integritas, dt. Makellosigkeit).

Es ist das Antlitz des Anderen und dessen Verletzlichkeit, das mir vor aller Reflexion als Verbot "Du sollt mich nicht töten" und Gebot "Du sollst mich in meinem Sterben nicht alleine lassen" be-gegnet.

Erst 1945, als er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden ist, erfuhr Lévinas, dass seine Eltern und Brüder Opfer der Shoah wurden. Worauf er schwor, nie mehr deutschen Boden zu betreten.

Die Hoffnung und der Anspruch ist, dass das Anerkennen des Unendlichen die Menschen vor dem Ungeheuren bewahrt.

8
/
1

Erhellender Text. Virulent und doch klar. Schöner Impuls sich Gedanken zu machen über Sprache und deren Wirkung.

4
/
0

«Wir müssen sie [die universalen werte, anmerkung des autors] verteidigen und uns gegen äussere Einflüsse vor allem aus islamischen Kreisen wehren.» Unter­drückung und Verachtung im Namen der Werte der Aufklärung.
Ich hab keine Ahnung, wo Sie im Zitat von Freysinger etwas von ‚Unterdrückung“ und von „Verachtung“ lesen. Das ist eine ziemlich bösartige Verdrehung des Inhaltes !

5
/
10

das lese ich nicht im Zitat, das weiss ich sonst von Freysinger

5
/
1

Also für uns Leser eine unbewiesene Behauptung und damit doch ziemlich verleumderisch, oder nicht ? Bin übrigens weder Fan von Freysinger noch SVP !

2
/
4
Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, bio blumen & gemüse
·

Kann mir nicht helfen, mit den Strassbergartikeln kann ich nicht wirklich was anfangen. Beim letzten ging es mir genauso; hab den aber schon wieder vergessen.

Jedenfalls: Was genau hat der generische oder normative Singular - den ich auch überhaupt nicht mag, und wie früher irgendwo detaillierter beschrieben, für ziemlichen Schrott halte - mit der Aufklärung zu tun.

Und was der Donner das Freysingerzitat. Und apropos: Wenn Sie Ihren Schluss, Ihr Fazit sogar selber nicht diesem Zutat entnehmen (können), weshalb zitieren Sie das dann; weshalb hier; wieso überhaupt?

Und nochmals: Wieso gerade die Aufklärung an all den Stereotypen Schuld sein sollte, erschliesst sich mir noch weniger. Dem Artikel kann ich nur den Effekt entnehmen, dass so nebenbei - auch in den Kommentaren wird darauf nicht eingegangen - die Aufklärung kurz mal wieder schlecht geredet wird. Als Nebensatz beinahe.

Anthropologie, ausserdem, ist kein Synonym für Mensch, auch nicht Menschheit, noch weniger den Menschen als irgendwelchen Typ, sondern es ist die Wissenschaft über Menschen; Menschen, Plural, divers, nicht Einzahl, nicht Typisierung.

Im Nationalsozialismus wurde sogenannte Anthropologie als Vorwand gebraucht, um Menschen zu typisieren - und zwar nach absoluten Äusserlichkeiten wie Nasenformen zum Beispiel, bzw. eben diese als anthropologische „Wissenschaft“ verbrämten, gefakten, herbeifantasierten Typisierungen als wissenschaftlich verkauft (im Nationalsozialismus, nicht der Aufklärung).

Deshalb wurde die Wissenschaft später zur Abgrenzung zunächst zur Ethnologie, später oder teilweise parallel dazu zur Sozialanthropologie umbenannt. Wer wirklich wissenschaftliche ethnologische bzw. sozialanthropologische Werke liest, wird differenzierte Studien finden; Erzählungen zu und über Menschen und deren Bindungen, Alltag, Glaubenshaltungen, Strukturen, aber ganz sicher nicht Typisierungen zu dem Menschen oder sowas. - In Kolonialzeiten gab es sowas auch. Natürlich auch eine historische, von der jeweiligen Zeit mit geprägte Entwicklung, wie in jeder Wissenschaft, jedem Wissensgebiet.

Aber auch Kolonialzeit mit Aufklärung gleichzusetzen, kommt mir mehr wie Fake denn was anderes vor.

Die Aufklärung setzte sich genau gegen die diffusen Emotionalisierungen und nicht haltbaren Zuordnungen ja ein.

Forderte vernünftiges Denken statt religiöse oder sonstige emotionalisierte oder überemotionalisierte Herrschaftsinstrumente. Natürlich der Zeit verhaftet. Bürgerinnen gibt es nunmal noch nicht sehr lange in den staatlichen Gebilden und Gesetzen. 42% Nationalrätinnen im Schweizer Parlament auch grad erst seit gestern bzw. bei der ersten so zusammengesetzten Session dann. Bürgerpflichten sind bis heute selten auch Bürgerinnenrechte. Das kann aber weissgott und weissvernunft grad der Aufklärung nicht angelastet werden; sie hat diese Prozesse ja genau in Gang gesetzt.

Aber andere könnten das nun wahrhaftig besser und genauer erklären als ich; hier wären Historikerinnen und eben Ethnos jetzt gefragt. Vielleicht kann ja hier noch wer anders formulieren helfen?

Anyway; hab Mühe mit diesen Artikeln.

5
/
3

Nun: „Die Aufklärer“ können durchaus an den Anfang einschneidender Dualismen gestellt werden. Sie sagen selber Gott/ Vernunft sei ein Produkt der Aufklärung. So verhält es sich auch bei Natur/Kultur. Es wäre wohl angebracht auch diesen mythisch verklärten „Ursprung“ zu hinterfragen. Geschichte ist nun halt vielschichtiger, als wir dies gerne hätten.

Weil Sprache immer Wirkung erzeugt, sollten wir uns unserer Sprache stets bewusst sein – und die Sprache des 18. Jahrhunderts kann nicht unsere Sprache sein. Da geht es also nicht um ein Schlechtreden oder Schuldigsprechen, sondern um eine nüchterne Analyse dessen, was wir sagen.

2
/
0
Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, bio blumen & gemüse
·

Apropos: Aufklärer, Ideologen und Kolonialisten verwenden gerne ... na, wenn der Sprachgebrauch nicht mindestens so fatal ist ... Also, ich weiss ja nicht, wem im Redaktionsteam ich mit solcher Grundsatzkritik an diesen Artikeln hier grad an den Karren fahre - ihr könnt es mir bei einer nächsten Gelegenheit ja dann sagen. Gute Nacht.

2
/
1

Man müsste zum Artikel noch hinzufügen, dass die Bildung von gegeneinander abgegrenzten (mutually exclusive) Kategorien zum Verstehen der Welt eine anthropologische Konstante ist. Wir brauchen solche abgegrenzten Kategorien, wie der Mensch, das Tier, die Pflanze, der Mann, die Frau, der Schweizer, der Moslem etc. um überhaupt unsere Wahrnehmung der Aussenwelt bewältigen zu können.. Dies gilt auch für die Wissenschaft. Im Recht ist es zum Beispiel extrem wichtig, ob ein Anspruch zivil-rechtlich oder öffentlich-rechtlich ist. Obwohl diese Kategorien nicht klar abgrenzbar sind, tut man so, als wären sie es. In der Linguistik wird bei Textsammlungen (Coropora) für jedes Wort (schon dieser Begroff referiert auf eine Kategorie) die Wortart (part of speech) annotiert, obwohl in der Praxis die Abgrenzung oft gar nicht möglich ist. Die Grundlage aller Digitalisierung, das Bit ist selber eine kategorische Grösse. Man kann in einem Speichermedium nicht einfach 0 oder 1 haben, sondern nur ein Band von Ladungszuständen, die man als 0 definiert und eines, das man als 1 definiert. Damit das funktioniert, muss man eine Pufferzone definieren, die weder 0 noch 1 ist. Beim Programmieren ist aber ein Bit die schärfst abgegrenzte Kategorie, die man sich denken kann.

10
/
10
Entwickler Begriffsmoleküle und LD-Cards
·
· editiert

Der Kommentar von Herrn Hegetschweiler scheint nicht auf viel Gegenliebe zu stossen - aktuell steht es 0:5. Dabei weist m.E. seine Überlegung sehr treffend auf das wirkliche Problem hin - nämlich die "anthropologische" Notwendigkeit zu kategorisieren. Wir kategorisieren alle, sonst könnten wir uns in dieser Welt gar nicht bewegen. Die Frage ist vielmehr, welche Kategorien wir bilden, und wie wir sie mit Inhalt füllen.
Das Fatale ereignet sich dann, wenn wir Kategorien für naturgegeben und unverrückbar halten, die wir Menschen artifiziell konstruiert haben, und wenn wir sie mit Inhalten füllen, die dem individuellen Fall nie gerecht werden können (DIE Frau, DER Mann, z.B). Die Kategorisierung an sich ist jedoch eine Notwendigkeit, da wir die Vielfalt der Welt für den Alltag, aber nicht nur dafür, zwingend vereinfachen müssen. Der Grund dafür liegt letztlich in unserem zu kleinen Gehirn, das keinen Platz hat, alle Detailinformationen der realen Welt zu berücksichtigen und zu speichern. Kategorisierungen sind in dieser Situation nichts anderes als eine Erfordernis der Informationsökonomie.
Wirklich klare und unbezweifelbare Grenzen hat nur das Bit. Doch dabei wird in der Regel übersehen, dass das Bit an sich keine Bedeutung hat. Es wählt zwischen zwei Zuständen aus, sagt aber nichts darüber aus, was die beiden bedeuten (https://hrstraub.ch/welche-informat…t-ein-bit/). Die Überlegung von Daniel Strassberg, dass der Singular das Gefährliche ist, und die von Hans Hegetschweiler, dass wir kategorisieren (vereinfachen) müssen, scheinen sich zu widersprechen, sind aber m.E. beide zutreffend und zeigen zusammen nichts anderes als unsere anthropologische Begrenztheit auf.

11
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Dass Menschen Kategorien bilden, wird ja von Strassberg weder bezweifelt noch unterschlagen, sondern im Gegenteil macht er explizit auf den Unterschied zwischen deskriptiven und präskriptiven bzw. normativen Kategorien aufmerksam (der Mensch/der Mensch, die Leserin/die Leserin.

Es handelt sich demnach um ein Strohmann-Argument.

Das Problem ist, wie Sie richtig bemerken, was diese Kategorien durch ihre Nutzer*innen bewirken - seien es nun Wörter oder Bits, Vokabulare oder Datenbanken, metaphysische oder informatorische Ontologien. How to do Things with Bits sozusagen.

6
/
2
ichfürchte...
·
· editiert

Beiträge von Leuten, die sich in diesem Foren kontrovers äussern, werden bisweilen auch nachträglich noch negativ bewertet. Das ist schade, aber so ist das Leben halt. Ich hoffe, Herr Hegetschweiler lässt sich nicht irritieren, ich finde seine Kommentare häufig als Bereicherung. Besonders auch diesen hier.

6
/
1

Merkwürdig, dass das Freysinger-Zitat als Beispiel für den Gebrauch des kritisierten normativen Singulars sowie für «Unterdrückung und Verachtung im Namen der Werte der Aufklärung» stehen soll – enthält der Satz doch keinen einzigen Singular: «Wir [plural] müssen sie [plural] verteidigen und uns [plural] gegen äussere Einflüsse [plural] vor allem aus islamischen Kreisen [plural] wehren.»
Und: ist denn der Satz so ganz falsch? Oder bloss «falsch», weil er von Freysinger ist?

4
/
4

Es wäre hilfreich, wenn Herr Strassberg auch Quellen des von ihm postulierten Nominalismus angeben würde (zum Beispiel William von Ockham, Max Stirner u.A.) und so philosophisch weniger bewanderten Leserinnen und Lesern den Zugang zu diesem wichtigen Thema und dessen Konsequenzen zu erleichtern

0
/
0
ichfürchte...
·
· editiert

.. .

1
/
2
Funktion(s)los
·

Nun ja 'der Mensch' ist halt ein allgemeiner Begriff, etwa so wie 'der Punkt' in der Geometrie. Manchmal möchte man schon sagen 'Ach hätten Sie doch geschwiegen!' Denn genau so, wie es den Punkt nur als Gedanken gibt, gibt es eben auch 'den' Menschen nur als Gedanken. Der Punkt, das haben wir alle in der Schule gelernt, hat keine Ausdehnung. Dummerweise 'gibt' es aber kein Objekt ohne Ausdehnung, es sei denn, es ist eben ein Gedanke - oder eine Idee. Dass man mit der Verallgemeinerung Schindluder treiben kann, ist klar - aber ohne kommt auch der Artikel nicht aus. Die Ansicht, dass die Sprache schon der Gedanke sei, ist ziemlich seltsam und die meisten sog. schlagenden Beispiele beruhen auf sehr selektiver Wahrnehmung. Ich kenne z. B. niemanden, der sich über das offensichtlich falsche Geschlecht aller Menschen in Diminutivform aufregt, obwohl doch weder Weibchen noch Männchen noch Kinder, also Mädchen und Bübchen plötzlich geschlechtslos geworden sind.
(Zum natürlichen Hang zum Bösen des Menschen bei Kant sollte sich der Autor vielleicht doch etwas schlauer machen. Das bedeutet jedenfalls nicht, dass wir von lauter Bösewichten umgeben sind, sondern begründet die Notwendigkeit der Moral und der Gesetze.)

Es handelt sich faktisch um den hoffnungslosen Versuch, die Vergangenheit und die Tradition einfach mittels grammatischer Erwägungen loszuwerden. Dabei genügt es doch, das zu berücksichtigen, was ohnehin jede und jeder weiss, nämlich dass mein Gegenüber ein Mensch und gleichzeitig ein Individuum ist (übrigens auch ein allgemeiner Begriff). Nur der Name kann einen individuellen Menschen repräsentieren.

Ansonsten: "Mangels anderer Gelegenheiten fand die deutsche Revolution in der Grammatik statt."

1
/
3