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Danke für diesen Beitrag! Als ich vor einer Woche in den Kommentaren zum Interview mit Herrn Kugelmann das Gleiche in Kurzform schrieb, wurde ich als Antisemitin beschimpft, ohne dass die Moderation eingegriffen hätte. Die Erwähnung der tausenden getöteten Kinder wurde mit Downvotes bedacht. Dafür wird Erstaunen darüber geäussert, dass antisemitische Vorfälle weltweit seit dem Rachefeldzug Netanjahus stark zunehmen. (Was ich nicht gutheisse, aber ich verstehe, warum einige Leute so reagieren). Als ob die Gründe dafür unerklärlich wären. Als ob die Verbrechen nicht wahr wären, wenn man sie ignoriert. Irgendwann in der Zukunft werden Diskussionen abgehalten und Bücher dazu geschrieben werden, warum die Welt dem Treiben Netanjahus so lange zugeschaut und nicht eingegriffen hat. „Wir hatten ja keine Ahnung“ wird keine legitime Antwort sein.

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Völlig einverstanden. Warum nur ist die Öffentliche Meinung so langsam und stupide?

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Weil eine Kritik an Israels Machthabern mit Antisemitismus gleichgesetzt wird. Immer noch. Und keiner will sich exponieren, nicht wahr, Anonym1?

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weil es 'nur' palästinenser waren? weil deren leben weniger wert ist als jüdisches leben? weil der westen ein so schlechtes gewissen hat? wegen der staatsräson? weil wir schlicht verlernt haben zu sehen und zu EMPFINDEN, was falsch ist.

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Es ist schon faszinierend, wie Sie hier die Kommentarspalten regelmässig überfluten mit widersprüchlichen Aussagen und sich am Ende als Opfer aufspielen dürfen. Ebenso irritierend, dass dies hier in einer Republik so viele Upvotes generiert. Leider gelingt es der Moderation nicht, diesem Treiben ein Ende zu bereiten.

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Bitte belegen Sie Ihre Behauptungen oder lassen Sie Ihre Anschuldigungen sein, wenn Sie nichts Inhaltliches beizutragen haben.

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Liebe/r Anonym 5, ich finde es bedenklich, nach der Moderation zu rufen; was soll sie dagegen tun?

  1. Der Dialog hier ist bei gewissen Themen ein Spiegel der Gesellschaft und auch diesbezüglich (bis zu einem gewissen Grad) interessant.

  2. Ausufernden Dialogen können/müssen wir selber steuern, indem wir uns auferlegen, auf Ausführungen, die sich wiederholen, nicht wiederholt zu antworten.

  3. Eingriffe durch die Moderation sind sehr riskant: Sie hängen entweder vom Empfinden der Moderation ab und werden darum als willkürlich empfunden, oder sie erfolgen auf Anrufung, was wieder eine Abwägung in einer riesigen Grauzone nötig macht.

Die beste Art finde ich die von der Moderation bisher in den allermeisten Fällen praktizierte: Freundlicher Hinweis auf die Etikette, falls nötig, wiederholte Abmahnung. Basta.

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Sie schrieben mitnichten "das Gleiche". Zum konkreten Fall des antisemitisch motivierten Mordanschlags eines 15-jährigen schweizerisch-tunesischen Doppelbürgers an einem orthodoxen Juden, erwähnten Sie in ihrer sog. Ursachenanalyse mit keiner Silbe den muslimischen Antisemitismus, den radikalen Islam der Terrororganisation IS, die den 15-Jährigen radikalisierte, oder sein antisemitisches Umfeld, sondern sahen explizit nur Israel in der Schuld. Diese Täter-Opfer-Umkehr alleine wäre ein Fall von israelbezogenem Antisemitismus.

BPB: Es handelt sich u.a. um Antisemitismus, wenn Juden und Israel selbst für antisemitischen Hass, der immer auf Phantasien beruht, verantwortlich gemacht werden. Diese Täter-Opfer-Umkehr kristallisiert sich beispielsweise in der Vorstellung, Gewalt gegen Juden und Israelis aufgrund ihrer Identität sei letztlich eine "Reaktion auf israelischen Staatsterrorismus".

Erst nach vielem Hin und Her konnte man Sie zu Zugeständnissen bewegen. Es ist halt KEINE wirkliche Ursachenanalyse, weder sachlich, objektiv und auf keiner Seite stehend, wenn man geflissentlich nur die eine Seite hervorhebt und die anderen ausblendet.

"In Kurzform" bedeutet in ihrem Fall arge Verkürzung.

Und by the way, dass man Antisemitismus, auch den israelbezogenen, vermeidet und anmahnt, bedeutet zugleich NICHT, dass man die konkrete Politik Israels nicht kritisiert oder dass das Leiden der PalästinenserInnen einem egal ist. ABER man macht Israel nicht alleine für alles Übel der Welt verantwortlich. DARUM geht's!

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Anonym 3, Sie zitieren aus einem vergangenen Dialog:

Zitat H. W.: „Die Motivation des Täters hat mit der Politik Israels zu tun. Und damit eben auch die Tat selber.“

Anonym 3: „Mit dieser Aussage geben Sie alleine Israel die Schuld am antisemitischen IS-inspirierten Mordanschlag des 15-Jährigen.“

Tut mir leid, aber dieser Argumentation kann ich überhaupt nicht folgen. Wie können Sie „hat zu tun mit der Politik von“ übersetzen mit „ist allein Schuld von“?

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Doch. Ich schrieb das Gleiche, nur haben Sie in jeden Satz und zwischen die Zeilen von Ihnen erdachte maliziöse Intentionen meinerseits hineininterpretiert. Ich diskutiere aber nicht mehr mit Ihnen, solange Sie mir diese Fragen nicht beantwortet haben:

PS. Gerne möchte ich die Befangenheitsfrage aber nun zurückgeben. Es fällt auf, dass Sie bis jetzt mit keinem Wort die jahrzehntelange Unterdrückung der Palästinenser anerkannt oder kommentiert haben. Wie stehen Sie zu der Siedlungspolitik im Westjordanland? Was würden Sie Netanjahu zum aktuellen Krieg in Gaza sagen, wenn Sie die Gelegenheit dazu hätten? Haben Sie das Gefühl, dass Israel mit der Reaktion auf die Terrorattacke zu weit geht oder finden Sie 40k tote Palästinenser gerechtfertigt?
Wie würden Sie für einen Frieden vorgehen und welche Kompromisse würden Sie von beiden Parteien für eine langfristige Lösung einfordern?
Meine Antworten auf diese und die Ihrigen Fragen kennen Sie. Nun möchte ich Ihre Antworten dazu hören und anschliessend kann jeder selber beurteilen ob jemand von uns befangen sein sollte.

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Vielen Dank, ich habe es wie Sie erlebt:
„ Sie schrieben mitnichten "das Gleiche". Zum konkreten Fall des antisemitisch motivierten Mordanschlags eines 15-jährigen schweizerisch-tunesischen Doppelbürgers an einem orthodoxen Juden, erwähnten Sie in ihrer sog. Ursachenanalyse mit keiner Silbe den muslimischen Antisemitismus, den radikalen Islam der Terrororganisation IS, die den 15-Jährigen radikalisierte, oder sein antisemitisches Umfeld, sondern sahen explizit nur Israel in der Schuld.“
Das und zu welchem Beitrag der Republik überhaupt welche Kommentare abgegeben werden, war und ist für mich entscheidend, Kommentare als unangebracht zu beurteilen.

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Ihre heftige kritisierte Aussage deckte sich mit der von Friedman.

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dito meine rede.

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Bleibt unbedingt zu erwähnen, wenn man einen Waffenstillstand fordert:

Laut der Waffenexport-Datenbank des Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstituts stammen 68 % der israelischen Waffenimporte zwischen 2013 und 2022 aus den USA. Und der US-Senat hat gerade nochmals 14 Milliarden Dollar verabschiedet.
Deutschland ist der zweitgrösste Lieferant. Viele andere Länder unterstützen Israel mit Waffenlieferungen, auch die Schweiz.

Die diplomatischen Bemühungen der USA, EU oder Deuschland (inkl. der Hilfsaktionen über einen neu gebauten Hafen, während Israel den Landweg blockiert), haben etwas Heuchlerisches, wenn diese Länder weiterhin Nachschub an schwersten Waffen leisten.

Quelle: https://www.sipri.org/sites/default…022_v2.pdf

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Genau. Während die gleichen Staaten gleichzeitig die Lieferungen an und Unterstützung für die Ukraine, die tatsächlich in Selbstverteidigung ums Überleben kämpft, trotz all den zunehmend hohler klingenden verbal aufrecht erhaltenen Zusicherungen komplett hinunterfahren; anstatt da wenigstens Wort zu halten.
Wie stark nicht nur Netanyahu die Hamas vorher direkt gestützt hat, sondern, über allerhöchstens einen bis zwei Zwischenlinks, auch Putin, war ebenfalls eine der ersten Klarheiten und sehr rasch in Hintergrundsberichten zuverlässiger Quellen breit zu lesen; war auch vorher schon bekannt.
Leidtragende ist zusätzlich auch die (Bevölkerung in der) Ukraine. Wobei die Hungerkatastrophe in Gaza genauso unerträglich ist wie all die Folter und die zehntausende verschleppter Kinder in UA.
Wie können wir endlich wirksam verhindern, dass einzelne (zusammengenommen und ggüber der Gesamtzahl an Menschen auf dem Planeten noch gar nicht mal so sehr viele) Verbrecher praktisch unter sich die Welt regieren? Sicher nicht durch Unterstützung, Zurückhaltung und immer wieder Gewährenlassen.
Wir brauchen neue Ideen, vor allem aber wohl auch neue erdumspannende Denk- und Verhandlungsräume und Gremien dafür.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Hier noch ein Friedmann-Beitrag, der viele weitere Aspekte noch umfasst … in einer Art realpolitischer Zusammenstellung (die angesichts der Erinnerung an einen Journalisten namens Kashoggi, bzw. in memoriam, auch eine bittere Seite hat):
https://www.nytimes.com/2024/02/13/…ticleShare

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„Aus der „legitimen Selbstverteidigung“ sei ein „Vernichtungsfeldzug“ geworden“.

War es zu irgend einem Zeitpunkt etwas anderes?

Über Netanyahu schreibt Herr Binswanger „Er hat die Hamas, deren Unversöhnlichkeit ihm in die Hände spielte, bekanntlich gezielt gestärkt. Und es ist nicht so alsob er erst seit gestern ein Feind des Friedens war“.

Man kann die israelische sogenannte Kriegsführung nicht schwer genug verurteilen. Sie hat das kaum zu übertreffendes Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung auf dem Gewissen UND die Sicherheit der jüdischen Bevölkerung in Israel und der Diaspora gross geschädigt.

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„Sie [die israelische kriegsführung] hat das kaum zu übertreffendes Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung auf dem Gewissen“
Diese Formulierung ist mir zu einseitig: Einen Anteil an diesem Leid hat eben auch die Hamas, die die Bevölkerung als Geisel hält. DB schreibt u.a. richtigerweise:
„Der Krieg in Gaza ist entsetzlich. Man kann es sich mit der Verurteilung der israelischen Kriegs­führung aber auch sehr leicht machen. [] Dass Israel die Hamas nach dem 7. Oktober vollständig vernichten wollte, ist legitim. Die Hamas war immer eine zu allem entschlossene Feindin der Zweistaaten­lösung und hat den Oslo-Prozess mit ihren horrenden Terror­attentaten über Jahrzehnte bekämpft. Das barbarische Vorgehen am 7. Oktober hat die Ablehnung des Existenz­rechts Israels noch einmal bestätigt. Das bedeutet aber nicht, dass jedes Mittel legitim ist, um vermeintlich auch noch den letzten Hamas-Kämpfer physisch zu liquidieren.“
Darum: Waffenstillstand jetzt. Wieder eine überzeugende, weil ausgewogene Einordnung der derzeitigen Situation durch DB.

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Mit dem von Ihnen erwähnten Satz von DB. bin ich eben nicht einverstanden. Was Herr Binswanger auch schreibt: Netanyahu hat die Hamas "bekanntlich gezielt gestärkt". Sollte es Netanyahu wirklich um die Vernichtung der terroristischen Hamas gehen, ist das Aushungern und Verdursten lassen von Kindern und Erwachsenen kaum das geeignete Vorgehen. "Gezielt Stärken" und "Legitime Vernichtung" widerspricht sich.
Netanyahu missbraucht die Gräueltaten der Hamas um an der Macht zu bleiben.

Beschämend und traurig ist die Haltung der offiziellen Schweiz. Die Hamas wurde nicht einmal nach diesem Massaker als Terrororganisation eingestuft und verboten.
In diesem Sinn hat auch die Schweiz einen Anteil an das Leid.

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Politologin
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Das liebe Republik kommt eindeutig zu spät. Es ist das erste Mal, dass ich die Berichterstattung und Einordnung als so verfehlt empfinde. Diese Erkenntnis wäre nicht nur früher möglich, sondern auch notwendig gewesen. Etliche jüdische Menschen in der Diaspora haben schon wenige Tage nach dem Massaker auf diese Gefahr hingewiesen und mit einer Verurteilung nicht zurückgehalten. Ob das Recht auf Selbstverteidigung bei einem Gebiet, das ein Staat kontrolliert, gegeben ist, wurde von Völkerrechtler*innen seit Beginn infrage gestellt (und von Friedensaktivist*inne aus dem im Artikel genannten Grund ebenso wie auch von Familien von Entführten). Die Schutzverantwortung gegenüber dem kontrollierten Gebiet kommt vielmehr zum Zug. Dass eine Reaktion nötig war, ist verständlich. Aber es hätte andere Optionen als Kollektivbestrafung gegeben. Und ein Satz wie ~„zivile Opfer kommen immer vor“ ist zynisch und im Jahr, das 75 Jahre Genfer Konventionen feiert befremdlich.

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Daniel Binswanger
Co-Chefredaktor
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Liebe L. B., den Vorwurf des Zynismus finde ich schwierig. Ich weise auf das moralische Dilemma hin. Tatsache ist: In dieser Art des asymmetrischen Konfliktes kommen zivile Opfer vor. Sie als Konfliktforscherin wissen das doch besser als irgendwer. Können wir zwischen normativen und faktischen Aussagen noch unterscheiden? Oder ist auch das in der Hitze des Gefechtes jetzt nicht mehr möglich? Wenn Israel nach dem 7. Oktober kein Recht auf Selbstverteidigung hatte - was aufgrund des hybriden Status des Gaza-Streifens ein Argument sein mag - worauf genau hätte Israel dann ein Recht gehabt? Und was wären aus Ihrer Sicht die Optionen gewesen? Dass ich hier nicht der Kollektivbestrafung das Wort rede, müsste eigentlich klar geworden sein. Und muss ich Sie wirklich darauf aufmerksam machen, dass in den Genfer Konventionen nirgendwo steht, es dürfe in einem Krieg nicht zu zivilen Opfern kommen - so wünschenswert das wäre - sondern das die zivilen Opfer in einem Verhältnis zum konkreten militärischen Vorteil stehen müssen? Diesen Aspekt der Genfer Konventionen stark zu machen, war ein Hauptanliegen meines Kommentars. Ist das wirklich so unverständlich, befremdlich?Dass Sie dezidiert anderer Ansicht sind, verstehe ich. Dass Sie empört sind, verstehe ich ebenfalls. Aber dass Sie mir Aussagen unterstellen, die ich nicht gemacht habe, und dass sich in diesem Feld immer alle gleich abscheulichen Zynismus und ich weiss nicht was sonst noch für böse Absichten unterstellen müssen, finde ich wirklich schwierig. Herzlich, DB

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Politologin
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Lieber Daniel Binswanger, Danke für die Reaktion und die Nachfragen.

Zur Klärung, der Leitartikel ist hier der Aufhänger, aber meine Hauptkritik, dass die Republik bei diesem Thema zu spät, zu wenig macht, gilt allgemein.

Zur meiner Auffassung des zynischen Untertons in diesem spezifischen Leitartikel: Was mich am meisten stört, ist dieser vermeintliche „Realismus“ des Textes, der Mitgefühl für die nun seit 5 Monaten belagerte Zivilbevölkerung im Gazastreifen, die Opfer des 7. Oktobers und die noch immer in Gaza festgehaltenen Geiseln vermissen lässt. Das ist das, was dann als „faktisch“ gegenüber meinem „normativen“ Appell für den ausnahmslosen Respekt des Völkerrechts ausgelegt wird. Zu diesem Realismus zählen die zwei Kernbotschaften zu Beginn, die uns seit Monaten fast mantrahaft vorgegeben wurden, als ob sie alternativlos wären: 1) das Recht auf Selbstverteidigung und 2) Krieg ist furchtbar, zivile Opfer kommen vor.

Der Text liest sich für mich grundsätzlich in allererster Linie aus der Sicht des israelischen Nationalstaats. Als ob unsere Sorge in dieser Situation in erster Linie dem Staat und nicht der (palästinensischen und israelischen) Zivilbevölkerung geschuldet ist. Das ist v.a. darum so störend, weil die rechtsnationalistische israelische Regierung eben genau die Legitimität eines israelischen Staates instrumentalisiert, um ihre Völkerrechts-Verletzungen zu legitimieren und jegliche Kritik daran zu verbieten. Angesichts der menschengemachten humanitären Katastrophe wäre es angebracht, aus Sicht beider Zivilbevölkerungen zu argumentieren.

In diesem Sinne wäre seitens der Schweizer Medienlandschaft auch kritische Selbstreflexion angebracht, insbesondere von der Republik: War es wirklich so abwegig, schon früh(er) zu befürchten und journalistisch zu verarbeiten, dass die israelische Intervention zu einer humanitären Katastrophe führen würde?

Ja, das humanitäre Völkerrecht verbietet den Krieg nicht. Aber seine Idee ist, dass es eine präventive Funktion hat. Es erlegt den Konfliktparteien Pflichten auf, die von Anfang an/immer gelten. Zum Respekt des HVR ruft man nicht erst auf, wenn es schon zu spät ist.

Im Gazastreifen herrschte schon vor dem 7. Oktober und seinen Konsequenzen eine menschengemachte humanitäre Notsituation. Israel hatte als Beaatzungsmacht schon vorher seine Pflichten zum Schutz der von ihr beaetzten Zivilbevölkerung im ganzen besetzten Gebiet (inkl. Gazastreifen!) missachtet. Die UNO (https://www.unocha.org/publications…eport-2022) und darunter auch die Schweiz (https://www.aplusforpeace.ch/fr/deb…alestine-0) haben 2023 vor dem 7. Oktober, die israelische Regierung mehrmals gerügt, weil sie der ihr obliegenden Schutzverantwortung in Gaza nicht nachkam bzw bewusst gegen die Bevölkerung ausnutzte. Deshalb schrieb ich, dass Völkerrechtler*innen die Selbstverteidigung in dieser Konstellation hinterfragt haben.

Es war wenn nicht klar, dann angesichts der dezidierten Positionierung der israelischen Regierung mindestens sehr wahrscheinlich, dass eine militärische Intervention unter der Regierung Netanyahu noch viel weitreichendere VR-Verletzungen bedeuten und Verheerendes anrichten würde. Ich hätte mir von der Republik gewünscht, dass sie das Geschehen vor Ort von Anfang an in dieses Gesamtbild einordnet. Dies zu tun, hätte der unmissverständlichen Verurteilung der Attacken vom 7. Oktober keinen Abbruch getan und diese nicht legitimiert. Es hätte aber bedeutet, dass man sich mit einer differenzierten und damals hierzulande nicht dem Tenor entsprechenden Analyse in ein komplexes Spannungsfeld begeben hätte – aber nichts weniger erwarte ich von der Republik, als dass sie auch davor nicht zurückscheut.

Und deshalb mutet es zynisch an, erst jetzt auf HVR-Verletzungen und zu viele Tote hinzuweisen, ohne gleichzeitig zu thematisieren und daraus Lehren zu ziehen, dass man es lange verpasst hat, seiner journalistischen Pflicht hier nachzukommen und sich nicht fragt, warum eigentlich? Deshalb komme ich nicht umher, erschüttert zu denken, dass es selbst die Republik erst geschafft hat, zu dem aufzurufen, was seit Monaten gemäss VR das einzig Richtige ist - ein Waffenstillstand - als just in der Woche, wo sowohl die offizielle Schweiz https://www.aplusforpeace.ch/de/bri…tinienne-2 wie auch die USA sich endlich dazu bewogen haben.

Mit meinem Kommentar habe ich nicht unterstellt, dass Sie die kollektive Bestrafung befürworten. Sondern dass der Appell und die Verweise auf das VR viel zu spät kommen.

Da diese Antwort schon viel zu lange ausgefallen ist, sage ich bzgl. der anderen Optionen nur folgendes: ja, es ist ein moralisches Dilemma. Aber eines, das im Rahmen des VR hätte gelöst werden müssen. Eine Idee hat Friedman himself gegenüber Ezra Klein in dieser Folge ausgeführt: https://podcasts.apple.com/ch/podca…0642204568 (Min 10-15)

Danke fürs Lesen.

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Lieber Herr Binswanger, Zynismus werfe ich Ihnen nicht vor.
Was ich schwierig finde ist, dass so oft über Verteidigungskrieg geredet wird.
Netanyahu hat von Anfang an klar gemacht, was seine Absicht war : eine Offensive. Soviel Menschen wurden getötet, noch mehr verwundet und wohl alle traumatisiert.
Auch Ihnen wird bewusst sein, wie die Überlebenden im Gaza nun zu Sterbenden geworden sind, weil nötige Hilfe boykottiert wird.
Von mir ist angesichts dieses Wissens
nur Widerstand gegen dieses unmenschliche Vorgehen zu erwarten.
Herzlich, JW

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„Dass eine Reaktion nötig war, ist verständlich. Aber es hätte andere Optionen als Kollektivbestrafung gegeben.“
Schreibt sich so leicht. Welche denn ganz konkret, in einem Gebiet, in dem die Hamas die Bevölkerung als Schutzschild missbraucht?

„ Und ein Satz wie ~„zivile Opfer kommen immer vor“ ist zynisch und im Jahr, das 75 Jahre Genfer Konventionen feiert befremdlich.“

Ziemlich viel Differenzierteres, steht im Text:
„Und ja, so tragisch und moralisch schwer zu ertragen es ist: Krieg ist immer furchtbar, und Häuser­kampf in einem urbanen Umfeld lässt sich kaum durchführen, ohne dass es zu zivilen Opfern kommt.“

Was ist daran zynisch? Vor allem, wenn man Folgendes (bzw. halt den Text im Ganzen) hinzunimmt:

„Die humanitäre Katastrophe in Gaza – das weitgehende Zusammen­brechen der medizinischen Versorgung und der Versorgung mit Nahrungsmitteln – kann schon gar nicht militärisch begründet werden und stellt einen ganz offensichtlichen Verstoss gegen das humanitäre Völker­recht dar, für den Israel die volle Verantwortung trägt. Es wäre gemäss Genfer Konventionen dazu verpflichtet, diese Grund­versorgung sicherzustellen.“

Und nein: Welche nicht zu rechtfertigenden Ausmasse dieser Verteidigungskrieg annehmen würde, war nun wirklich nicht vorauszusehen, es sei denn, man reklamiere für sich prophetische Gaben.

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Und nein: Welche nicht zu rechtfertigenden Ausmasse dieser Verteidigungskrieg annehmen würde, war nun wirklich nicht vorauszusehen, es sei denn, man reklamiere für sich prophetische Gaben.

Im Wissen, mit welchen Personen wir es in der Regierung Netanjahu zu tun haben, brauchte es dafür keine prophetischen Gaben. Vor vier Monaten schriebe ich hier folgenden Beitrag, der nach wie vor Gültigkeit hat

Ein Patentrezept kann ich Ihnen auch nicht geben. Aber der jetzige Weg führt in die falsche Richtung. Möglich, dass das Ziel, viele Hamas-Kämpfer und die Anführer zu töten, erreicht wird. Aber

  • wird so wild drauflos getötet ohne Gerichtsverfahren, was einem Rechtsstaat nicht würdig ist.

  • werden viele Unschuldige (ein Mehrfaches von den bei den Massakern umgekommenen) getötet, was

  • mittel- bis langfristig zu noch mehr Hass führt und die erneute Terrorgefahr nicht reduziert sondern erhöht.

Der zweite Teil des Beitrages beantwortet die Frage, was Israel denn z.B. ausser Flächenbombardements sonst hätte tun können, wenn ein Wille für langfristigen Frieden vorhanden gewesen wäre:

Ein überlegtes Verhalten (das Bedürfnis nach sofortiger Rache zurückstellen und zuerst mal die Toten betrauern) hätte sein können (spontane Vorschläge, nicht abschliessend, aber die Richtung zeigend):

  • die Hamas-Köpfe zur Verhaftung ausschreiben.

  • Belohnung aussetzen auf Hinweise zum Aufenthaltsort. Palästinensischen Familien Schutz und ein Auskommen anbieten für Hinweise, die zur Ergreifung oder im Zweifelsfall zur gezielten Tötung führen. Bei der palästinensischen Bevölkerung eine „Goodwill“-Offensive starten, um den Hass zu bekämpfen und diese zur Zusammenarbeit zu motivieren.

  • Verhandlungen für eine langfristige Friedenslösung starten auf Augenhöhe, was schon lange hätte getan werden müssen.
    —> nur ein gerechter Weg im Zusammenleben mit den Palästinensern wird Israel eine Zukunft in Frieden und Sicherheit garantieren. Auch wenn das in die Betonköpfe von Netanyahu und Co. nicht hineingeht. Die Palästinenser verschwinden nicht, wenn sie hinter Mauern und durch neue Siedlungen zurückgedrängt und versteckt werden. Irgendeinmal muss eine Regierung einsehen, dass der bisherige Weg gescheitert ist und dass nun das Ziel nicht mehr Land sondern mehr Frieden sein muss und dass dafür auch Kompromisse von Israel verlangt werden.

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Prophetische Fähigkeiten brauchte es ab ca. November keine mehr. Nur eine nüchterne, sachliche und ergebnisoffene Analyse. Es ist März.

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Die israelische Politik ist die Mutter der terroristischen Hamas! Israel und die USA werden keine brauchbare Friedung bringen in Palästina. Wir Europäer müssen endlich Verantworung übernehmen, weil wir unter Federführung von England die unverantwortlichen Grenzen im nahen Osten gezogen haben, vor ca. 100 Jahren und 1947. Das terroristische Israel muss seine 'Siedlungen' sofort räumen. Gebietsbeschänkung gem. Plan 1947, allenfalls verbessert... Ohne wirtschaftlichen Druck seitens Europa geht das nicht. Unsere Zusammenarbeit muss sich fokusieren auf Menschen beider Volksgruppen, welche Koexistenz garantieren. Punkt.

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Ihre Aussage "Die israelische Politik ist die Mutter der terroristischen Hamas!" ist israelbezogener Antisemitismus.

BPB: Es handelt sich u.a. um Antisemitismus, wenn Juden und Israel selbst für antisemitischen Hass, der immer auf Phantasien beruht, verantwortlich gemacht werden. Diese Täter-Opfer-Umkehr kristallisiert sich beispielsweise in der Vorstellung, Gewalt gegen Juden und Israelis aufgrund ihrer Identität sei letztlich eine "Reaktion auf israelischen Staatsterrorismus".

Ich bitte Sie und alle: Man kann die konkrete Politik Israel kritisieren, OHNE sie für ALLES alleine verantwortlich zu machen. Israelbezogener Antisemitismus, der die Antisemitismus fördernde Wirkung Israels anzuprangern meint, fördert selbst den Antisemitismus!

Es ginge auch anders, differenzierter. Etwa nach dem Leitfaden der Amadeu Antonio Stiftung.

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???
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Ich sehe nicht, warum der von Ihnen zitierte Satz im Sinne der ebenfalls von Ihnen zitierten Definition unter BPB (wofür steht diese Abkürzung?) antisemitisch sein soll.

Der Satz "Die israelische Politik ist die Mutter der terroristischen Hamas!" macht in keinster Weise ‚Juden’ oder Israel als Ganzes (mithin die israelische Gesellschaft) für antisemitischen Hass verantwortlich, sondern die israelische Politik (die israelische Regierungen der letzten 20 Jahre, Netanjahu, die Siedlerbewegung, die Kahanisten) für das Erstarken der zweifellos menschenverachtenden Hamas.

Wer den kritisierten Satz als Täter-Opfer-Umkehr versteht, muss das schon wollen. Das sprachliche Bild (Mutter) mag unglücklich gewählt sein, weil man bei der Hamas und den Netanjahu-Anhängern eher von zwei Seiten einer Münze reden müsste, deren Umlauf eingeschränkt gehört. Und wenn man im Mutter-Bild bleiben will, müsste man sowohl bei der Hamas als auch bei der israelischen Rechten von ‚Kindern‘ der israelischen Politik der letzten zwanzig Jahre (nach Oslo) sprechen.

Dass der aktuelle Krieg viele Träger antisemitischer Vorurteile dazu motiviert, aus den Löchern gekrochen zu kommen und zur Tat zu schreiten, soll uns nicht dazu verleiten, hinter jeder Ecke Antisemitismus zu wittern.

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Danke A3 für die Antisemitismus-Etikette. Hier eingesetzt wegen fehlenden Argumenten! Wiederholen Sie, vor dem Spiegel stehend, ihren hier unberechtigten Anwurf.
Wenn Sie anschliessend den israelischen Landdiebstahl googeln, finden Sie den Weg zur sachlichen Diskussion.

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Einverstanden un die blossen Downvoter:innen mögen sich lieber äussern, danke.

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Mathematiker in IT, Bildung und Beratung
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Grüezi Herr Dietschi

Wir Europäer müssen endlich Verantwortung übernehmen.

… hmmmm. Es beschleicht mich zuersteinmal so ein Gefühl von ‚mehr desselben‘ mit der ach so häufigen Folge ‚es wir nur no verreckter‘.
Aber um den Faden doch weiter zu spinnen: Vor den Engländern war Palästina Teil des Osmanischen Reichs - oder besetzt oder kolonialisiert, für die die es lieber so mögen, Warum also nicht ein türkisch-europäisches Jointventure?

Beste Grüsse, K.A.

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Ich würde sogar noch weiter gehen. Ohne militärischen Druck wird sich Israel niemals aus dem Westjordanland zurückziehen. Es muss ja nicht sein, dass man aktiv gegen Israel in den Krieg zieht, aber eine konsequente und glaubwürdige Drohung, die israelische Rüstungsindustrie vollkommen zu sanktionieren, sei es durch die Verweigerung von allen Materiallieferungen, der Zusammenarbeit mit Geheimdiensten und Armee, dem Verzicht auf den Kauf von israelischen Rüstungsgütern und militärischen Dienstleistungen, müsste Israel eigentlich zur Vernunft bringen.
Das aber, würde eine weltweite Bereitschaft von Politik und Wirtschaft voraussetzen, die ich nirgends sehe.
Schliesslich konnte bisher auch russland so nicht zum Einlenken gebracht werden, weil es nun mal international Abhängigkeiten und Profiteure gibt, und vielen Menschen völlig egal ist, ob Israelis, Palästinenser, Ukrainer oder Russen sterben und leiden, wenns nur nicht sie selber trifft.

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Pazifistin
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Ausrottungen (also Genozide) traumatisieren ein Volk dermassen, dass es später keine Hemmungen hat, ähnlich zu agieren. Generationen später haben viele Juden noch immer diese Wunde. Generationen wird es brauchen, um das palästinensische Volk zu heilen. Wie tief muss unsere Spezies noch fallen, bis sie die Genfer Konventionen wieder einhält? Und vielleicht sogar eines Tages Konflikte gewaltfrei zu regeln lernt?

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Guten Tag!
Ein bisschen spät, aber besser jetzt als nie:
Es muss richtig gestellt werden, dass das einerseits eine verallgemeinernde Behauptung ist, die sie nicht belegen, und andererseits, dass die Gleichsetzung aller jüdischen Menschen mit den im Krieg agierenden (also die israelische Führung) falsch und gefährlich ist.

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Interessant, wieso lässt die Republik diesen Beitrag einfach stehen, in dem den Juden - nicht mal wenigstens den Israelis - vorgeworfen wird, auf Grund des in der Schoah erlittenen Leids zu hemmungslosen Monstern geworden zu sein? Keine Ahnung, was das sein soll, wenn kein subtiler, vermutlich unbewusster Antisemitismus.

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Es ist vor allem eine völlig unbegründete, haltlose Behauptung. Netanjahu und seine Mitverantwortlichen sind kein „Volk“. Er will nicht ins Gefängnis, das hat mit der Shoah nichts zu tun. Ein „Volk“ - was ist das? - handelt nicht. Individuen handeln.
Immer wieder erstaunlich unter was für Bullshit Likes gesetzt werden.

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(durch User zurückgezogen)
· editiert

Frappierend finde ich, dass eine solch explizite (womöglich unbewusste) israelbezogene antisemitische Aussage im Dialog der Republik eine Zustimmung von 54 VerlegerInnen erhält. Ich empfehle diesen – und auch allen anderen – die Lektüre des früheren Republik-Artikels "Grundsätzlich ist Antisemitismus überall. Auch bei gewissen Linken".

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Eine "israelbezogene antisemitsche Aussage" ist ein Widerspruch in sich. Das sieht übrigens auch die damals von der Republik interviewte Antisemitismus-Forscherin so. Sie definiert:

Antisemitismus ist Diskriminierung, Vorurteil, Feindseligkeit oder Gewalt gegen Jüdinnen und Juden als Jüdinnen und Juden (oder jüdische Einrichtungen als jüdische)

Ich finde im Dialogbeitrag von K. T. keine Diskrimierung. Sie anerkennt das Leiden des jüdischen und des palästinenschen Volkes in gleicher Weise. Sie unterscheidet nicht, schon gar nicht aufgrund der Religion. Ihr ganzer Dialogbeitrag spricht aus einer universalistischen Perspektive, in der alle Völker gleichberechtigt sind, und den gleichen Schutz vor Traumata verdient haben.

Und auch ein Vorurteil kann ich nicht erkennen. Es ist ein Fakt, dass der Staat Israel sehr viele Palästinenser getötet hat und dass darunter auch viele Unschuldige waren.

Aus dem Beitrag spricht keine Feindseligkeit, sondern nur Bedauern.

Und Gewalt übt er erst recht nicht aus, sondern verurteilt diese.

Ich finde solch leichtfertig vorgebrachten Antisemitismus-Vorwürfe wirklich schwierig, insbesondere wenn sie dazu führen, dass wir statt über die schwerwiegenden andauerndern Menschenrechtsverletzungen im Gazastreifen über "unbewussten Antisemitismus" diskutieren. Das wäre aus meiner Sicht die falsche Priorität.

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Mensch!
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Ja, endlich! Das Töten muss gestoppt und Netanyahu und Hamas entmachtet werden.

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Danke für diesen Beitrag, der zeigt, dass es beim Thema Gazakrieg auch ohne antisemitisches Hintergrundrauschen geht.
Zwei kleine Kritikpunkte: das Spiegelzitat von A. Heyer stammt aus einem Artikel, der stark kritisiert wird. Und zwar wegen des, von Dir mitzitierten Begriffs „Vernichtungsfeldzug“. Ich weiss, dass Du, Daniel, ihn auf die Ausschaltung der Hamas beziehst - die Autorin aber tut dies nicht. Siehe dazu:
https://www.juedische-allgemeine.de…m-spiegel/

Zweitens der Begriff „Volk“ - es handle sich bei den Israelis und den Palästinenserinnen um zwei „Völker“. Diesen enorm aufgeladenen Begriff sollte man m.A. nicht verwenden. Er gaukelt eine Homogenität vor, die nicht existiert. „Völker“ sind imaginierte Gemeinschaften. Es gibt sie nicht ausserhalb dieser Imaginationen. Im Begriff steckt vielmehr eine latente Gewalt - die von Ein- und Ausschluss. Auch wenn dies jetzt noch undenkbar scheint, so wird doch die Zeit kommen (müssen), da das Verbindende über dem Trennenden steht. Ein erster, kleiner und vielleicht völlig unbedeutend scheinender Schritt besteht wohl darin, das Denken und Sprechen von diesen Begriffen zu entlasten, die soviel Leid gebracht haben und bringen.
Andererseits zeigt sich, gerade hier, dass man schnell konkret und genau werden muss, wenn man nicht von „Völkern“, die sich feindlich gegenüberstünden, sondern von Diskursen, von Macht und von Interessen spricht.

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Daniel Binswanger
Co-Chefredaktor
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Lieber Erich, vielen Dank für Deine Anmerkungen, die ich beide vollkommen berechtigt finde. Ja, der Begriff "Vernichtungsfeldzug" in diesem Spiegel-Lead ist problematisch - weil mehrdeutig. Es ging mir an der Stelle ja nicht darum, die Begrifflichkeit als solche zu bewerten, sondern die Tatsache zu betonen, dass solche Diskurse nun auch Eingang finden in die deutsche Presse und was das besagt, über das Bild von Israel in der internationalen Debatte. Was die Völker anbelangt: Da hast Du natürlich auch recht. Sowohl Israel als auch die palästinensische Bevölkerung sind ja extrem gespalten - fraktioniert, wie Yves Kugelmann vor einer Woche sagte. Ich habe mich da wohl ganz einfach vom Sprachgebrauch leiten lassen. Nur Bevölkerung zu sagen, wäre sicherlich korrekter, aber auch einen Tick zu apolitisch (es sind ja politische Gemeinschaften, nicht einfach Bewohner einer bestimmten ethnischen Zugehörigkeit). Vielleicht sollte man von Nationen sprechen? Das würde in dem Kontext allerdings auch leicht überzogen und pathetisch wirken. Herzlich, DB

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Daniel Binswanger, genau hier geschieht es Ihnen auf offner Flur / in offnem Freiland:
"Sowohl Israel als auch die palästinensische Bevölkerung sind ja extrem gespalten..."
Ich bleib Sensibilist und reibe mich an diesem ISRAEL und der PALÄSTINENSISCHEN BEVÖLKERUNG, dass darnach alles Kugelmann und Eierkuchen, das kann nicht genügen!
Das Volk, das grad vernichted wird, hat einen Anspruch auf Boden (Nation ist altmodisch!), heisst also Palästina, wie die israelische Bevölkerung Anspruch auf Heimat hat und dies Israel (gemäss 1947) nennen soll.
(mir soll nu niemand von literarischem farbigen Text oder so sprechen!)
Die Sprache formt Geschichte, ich wünsche uns hier allergrösste Achtsamkeit, danke, mit Herzgruss CB, der Fliegendruck

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danke daniel binswanger für diesen differenzierten und erhellenden beitrag!

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Daniel Binswanger
Co-Chefredaktor
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Lieber M. G., ich danke Ihnen für diesen Zuspruch. Herzlich, DB

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· editiert

Der Spiegel schreibt: "aus der «legitimen Selbst­verteidigung» sei «ein Vernichtungs­feldzug» geworden."

Ich finde es befremdlich, dass dieses irreführende Framing immernoch verwendet wird. Das Massaker, welches von Israel veranstaltet wird, war von Anfang an als solches gedacht. Das erkennt man zum Beispiel an der sehr grosszügigen Verwendung von ungelenkten (!) 2000 Pfund (!) Bomben. Zum Vergleich: Unter George Bush diskutierte man in den USA noch, ob es in Ordnung ist, 500 Pfund Bomben in der Nähe von Wohngebieten zu verwenden und Bush war auch nicht gerade der Freund von Menschenrechten. Mit gezielten Tötungen hat das nichts zu tun.

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Auch nur ein Mensch
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Gegen Anfang des Krieges haben Menschen in Interviews hier in der Repubik gesagt, dieser Krieg dürfte das Ende von Netanyahus Regierung sein. Scheint, als wären sie mit dieser Einschätzung richtig gelegen.

Für mich ist das die wichtigste und neuste Botschaft: Die Regierung verlängert bewusst den Krieg, um an der Macht zu bleiben. Wie reagieren solche Menschen, wenn sie die Macht verlieren? Siehe z.B. den Sturm auf das Capitol

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Angesichts dieses Grauens schwirren so viele Gedanken und Assoziationen in meinem Kopf herum, dass es schwierig ist, einen einigermassen kohärenten Beitrag zu verfassen. Ich she den gordischen Knoten ( Unmöglichkeit einer Lösung) und auch die Hydra (Eliminierung von Terroristen erzeugt immer neue). Es ist mir unmöglich, von meinem bequemen Sofa aus mit einem Rezept zu dienen oder zur Vernunft aufzufordern.
Etwas klarer wird es, wenn ich die Schuld- und Sühne-Frage beiseite lasse und versuche, die wahren Ursachen etwas näher zu beleuchten:
„Jede Form, von Gewalt, wirklich jede, lässt sich auf Furcht zurückführen!“ (A. de Mello). Furcht besteht grösstenteils aus Verlustängsten, also mit dem Verstand (der sich ständig neue Schreckens-Szenarien ausmalt) verknüpften Ängsten, Wir fürchten nicht das Unbekannte, sondern den Verlust des Bekannten. Das kann von materiellem Verlust bis zu Verlust an Macht, Prestige oder Liebe gehen. Deshalb lieben es die Politiker auch so sehr, unsere Verlustängste zu befeuern und für ihre Zwecke zu missbrauchen.
Es ist unmöglich etwas oder jemanden zu lieben, von dem/der wir uns fürchten. Wir können auch einen Gott nicht lieben, vor dem wir uns fürchten. Das schränkt automatisch unsere Empathie oder unser Mitgefühl ein, denn wir ziehen ständig Grenzen zwischen dem, was wir mögen und dem, was wir nicht mögen, weil es uns bedrohen könnte.
Der Verlust an Empathie, für die jenseits der Grenze, führt zu einer „erlaubten“ Entmenschlichung der Andren und öffnet der Grausamkeit Tür und Tor (es handelt sich ja nur um minderwertige Kreaturen, um Ungeziefer, das mit der Fliegenklatsche bekämpft werden muss).
Wenn unser fragiles Raumschiff zu einem heileren Ort werden soll, müssen wir wahrscheinlich zuerst bei diesen Mechanismen ansetzen.

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Mensch!
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Sie schreiben das sehr eindrücklich. In eine ähnliche Richtung versuchte ich vor vier Tagen zum Interview mit Frank Sauer zu schreiben. Ist nicht so geglückt wie Ihr Versuch. Danke!

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Zitat aus dem andern heutigen Beitrag über Elizabeth Duval: " ... für eine Politik, die mehr Brücken baut als Schlachten führt."
Darum geht es doch, und nicht um Macht und Herrschaft, Religion oder Geschlecht. Mir fällt auf, und macht mich traurig, dass aus Diskussionen und Stellungnahmen zum Krieg in Israel/Palästina sofort ein verbaler Stellungskrieg wird, Worte vergiftet durch den Krieg auch in unseren Köpfen.

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Daniel Binswanger
Co-Chefredaktor
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Liebe S. L., vielen Dank für diesen Kommentar! Mir scheint, dass man es verstehen muss, wenn die Debatte extrem aufgeladen un emotional ist. Es geht um Leben und Tod und unermessliches Leid: Wer könnte es verurteilen, dass die Menschen mit aller Leidenschaft Partei ergreifen. Aber Sie bringen das Grundproblem perfekt auf den Punkt: Wir müssen den "verbalen Stellungskrieg" vermeiden. Wir müssen uns um ein vernünftiges Gespräch bemühen. Und nicht auch noch "Krieg in unseren Köpfen" führen. Herzlich, DB

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Da bin ich sehr einverstanden, dass wir uns respektvoll zuhören.
Ich hätte allerdings von vielen Medien, Kanälen, Politiker:innen viel viel früher erwartet, dass sie sich zu Wort melden und auch die Kriegsverbrechen Israels aufs Schärfste anklagen (viele schweigen od. relativieren weiterhin). Das hinterlässt bei mir eine Verunsicherung gegenüber Stimmen, von denen ich sonst viel halte. Die allgemeinen Menschenrechte schienen monatelang nur halbwegs zu gelten für die Zivilbevölkerung in Gaza, während wir sie sonst in unseren westlichen Ländern eben als allgemeingültig und unumstösslich hochhalten.

(Danke also für diesen Artikel!)

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Lieber Daniel Binswanger - gerade die Republik und ihre Kultur der Rede und Gegenrede ist ein wichtiges Instrument gegen das Gift in Worten und für das friedliche Zusammenleben in Zukunft. Ich wünsche Ihnen und der ganzen Republik samt der Leserschaft eine schöne und heitere Woche, herzliche Grüsse S.L.

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„Jedes 3. K. im Gazastreifen ist vom Hungertod bedroht.“
Tagesschau von heute.

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· editiert

Ja, es braucht einen Waffenstillstand, jetzt!
Ja, dringend muss die Zivilbevölkerung in Gaza sofort mit dem Notwendigen versorgt werden.
Das ist, was jetzt getan werden muss!
Bereits bei den Fragen der Umsetzung wird es leider komplexer…
…was NICHTS relativieren soll!
Praktisch müsste dann das Vertrauen auf beiden Seiten in die Hilfsaktionen vorhanden sein. oder es müssten BEIDE Seiten zu einer Zusammenarbeit mit einem auch für Israel vertrauenswürdig erscheinenden Organisation „gezwungen“ werden - wie soll das gehen?
Um einen pragmatischen Weg wird seit dem 7. Oktober intensivstens auf allen Ebenen gerungen von denen die guten Willens sind. Ich bin dankbar für die unermüdlichen diplomatischen und praktischen Bemühungen der internationalen Organisationen und der demokratischen Staaten, allen voran die UNO und die USA unter J.Biden, die hier von der ersten Stunde an für Völkerrecht und Masshalten eingestanden sind… (trotz andauerndem Kolonialismusbashing etc etc.)
Und
AUCH für die israelische Bevölkerung hoffe ich, dass Netanjahu und seine rechtsextremen Unterstützer so rasch wie nur möglich so gestoppt werden können!
Nur
Wer bändigt eigentlich die Hamas, wo ist ein ähnliches breites Bemühen von der arabischen Seite? Ägypten vielleicht? Katar? Die Saudis? … ich weiss es nicht…
Und
Ja, Extremisten auf beiden Seiten müssten endlich Gerichten zugeführt werden… das sagt unser aller Gerechtigkeitsempfinden! Die Siedler im Westjordanland, die terroristisch agierenden Organisationen in Gaza, im Libanon, in Ägypten, Jordanien und in Syrien um nur die direkten Angrenzerstaaten an Israel zu nennen…bleibt der Iran als Hauptaufpeitscher, Hetzer und Zulieferer für terroristische Aktionen, Jemen, ….
Wo sind die Richter, die endlich ALLE Mitverantwortlichen dazu bringen minimalste Grundrechte zu befolgen?
Kann man diese Befolgung deshalb „nur“ von Israel verlangen, weil nur Israel (noch) ein Rechtsstaat ist?
Und ich möchte folgendes betonen: Ja, auch ich finde es richtig, die israelische Regierung da in die Pflicht zu nehmen. Unbedingt!
Das Dilemma bleibt: Wer nimmt die andere Konfliktpartei in die Pflicht?
… und das ist keine Relativierung - sondern das Dilemma eines Konfliktes in dem gerade auf beiden Seiten Politiker Macht haben, deren Ideologie eine gleichgeschaltete Welt ist, in der der „andere“ vertrieben ja vernichtet werden soll. Es steht in allen rechtsextremen Ideologien, es steht in heiligen Büchern, viele Religionen zelebrieren diese Abwertung bis zu Aufforderungen zur Ermordung der „andern“, alle autoritären Herrscher polarisieren auf dieser Klaviatur…
Und ich bleibe hier ohnmächtig. Ich kann nichts tun für die [zivilbevölkerung in gaza], Frauen (und ihre Männer) im Iran, die Dissident*innen in Russland, die Uigur*innen, Tibeter*innen und diejenigen die guten Willens sind in China, oder Syrien oder oder… Ein Staat nach dem andern kippt in extremistisch bestimmte Machtsysteme oder war noch nie etwas anderes und ich kann gerade nur ohnmächtig zuschauen)
Vielleicht ist ja Israels Demokratie stabil genug, dass Netanjahu und die rechtsextreme Chas bezwungen werden können. Das wäre eine grosse Hoffnung für uns alle…
Aber: ja, es braucht einen Waffenstillstand, jetzt!
Ja, dringend muss die Zivilbevölkerung in Gaza sofort mit dem Notwendigen versorgt werden.
Das ist, was jetzt getan werden muss!

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Der Nährboden des Terrorismus der Hamas ist dass es kein Angebot für einen gerechten Frieden gibt. Weder für eine Zweistaaten- noch für eine Einstaatenlösung ist Israels Bevölkerung und Politik auch nur ansatzweise bereit. Der Terror wird also weitergehen, bis ein Umdenken in der Terrorbekämpfung stattfindet und ein Angebot für einen fairen Frieden auf den Tisch kommt. Ich sehe keinerlei Anzeichen, dass dies ohne äusseren Druck zu Stande kommen kann.

Ich sehe auch nicht, wo Sie eine unabhängige in Gaza aktive Gruppe sehen würden, denen Israel auch nur ansatzweise vertrauen würde. Israel hat die UNO und sämtlichen dort tätigen NGOs massiv des Antisemitismus und der Unterstützung der Hamas bezichtigt. Ich teile leider den Verdacht des ICJ, dass Israel in Tat und Wahrheit genozidale Absichten in Gaza verfolgt und deshalb auch zu keinerlei Zusammenarbeit bereit ist. Dies zeigt nur schon die absurde Situation an der Grenze, wo ganze Lastwagen mit Hilfsgütern wegen Geräten zur Trinkwasseraufbereitung als Dualuse Kriegsgerät abgelehnt werden. Die anderen Lastwagen werden von radikalen Israelis blockiert, ohne dass der Staat in irgendeiner Weise eingreifen würde.

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Ich verzichte auf diese Diskussion mit ihnen Hr.Schmid. Diese wurde nämlich ausgiebig in vielen andern threads mit ihnen geführt. Dort können und sollen sie auch weitergeführt werden (vgl weiter unten ihre Kommentare und Stellungnahmen) Mir geht es um andere Fragen.

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Hr. S., da machen Sie es sich zu einfach. Der Osloer Friedensprozess strebte eine Zweistaatenlösung an. Nach dem Mord an Jizchak Rabin durch einen israelischen Rechtsextremisten wurde Shimon Peres Premierminister, der Architekt des Friedensplans. Er rief Neuwahlen aus, worauf die Hamas umgehend zu brutalen Selbstmordattentaten auf Busse und sonstige öffentliche Einrichtungen Schritt, mit Duzenden von israelischen Toten. Die Hamas erreichte ihr Ziel, nämlich Oppositionsführer Benjamin Netanjahu an die Macht zu bringen. Mit ihm drohte kein Frieden, der der Hamas ihre Existenzberechtigung genommen hätte.

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JETZT Frau B. geht es darum, dass ENDLICH das schnelle und das langsame Morden von Netanyahu SOFORT aufhört.
Manchmal ist entschiedener Widerstand von allen Seiten notwendig.
Auf Differenzierungen hat noch kein Diktator angesprochen.

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Ja, Fr. Wunderle, es muss rasch Hilfe möglich werden. Dafür ist mit allen Kräften EINZUSTEHEN.
Entschieden Widerstand leisten gegen Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen können entsprechende internationale Organisationen, indem sie Recht auf beiden Seiten einfordern.
Ich sehe es in diesem Sinne auch als meine Pflicht als schweizer Bürgerin hier bei uns entgegenzuhalten, wenn einseitige Zuschreibungen erfolgen, diffamiert wird oder sogar gehetzt, Fakten verquert werden oder einseitige Propaganda verbreitet wird, also wenn Integritätsgrenzen überschritten werden und Mitmenschen durch Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung, Diskriminierung bei uns verletzt werden.
Und
ich kann dafür einstehen, dass wir miteinander respektvoll umgehen, Integritätsgrenzen wahren, Hatespeech vermeiden, uns zuhören und aufeinander eingehen.
Das ist ein Teil der Antwort, die ich ihnen noch schuldig gewesen bin 😉
[edit: rechtschreibung]

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Differenzierung tut immer not. Pauschalisierungen und Ausblendungen führen immer zu noch mehr Vorurteilen, Ausschliessungen und Konflikten.

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Daniel Binswanger
Co-Chefredaktor
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Liebe Frau B., herzlichen Dank für Ihren Kommentar, der von Empathie und Gerechtigkeitsempfinden zeugt. Ihrem Aufruf, dass ALLE Parteien in die Pflicht genommen werden müssen, kann ich nur Zustimmen. Herzlich, DB

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Ich möchte mich bei der Republik und insbesondere bei ihnen Hr. Binswanger bedanken für die vorsichtige, umsichtige und verantwortungsbewusste Berichterstattung zum Nahost-Konflikt und den damit immer wieder weltweit explodierenden Hass gegen jüdische Menschen. Es ist sehr verstörend, wie einzelne Personen seit dem 7. Oktober hier die Kommentare mit ihrer seitenlangen Propaganda fluten und versuchen, andere Stimmen mit Zuschreibungen und Verkehrungen zum Schweigen zu bringen. Ihr Feedback hat mir Mut gemacht, nicht mundtod zu verzweifeln.

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Fotografin
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Diese Ergänzungen sind wichtig! Danke!

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Fausta Borsani
Geschäftsführerin
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Danke. Sehr einleuchtend.

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Was spricht gegen die ueblichen Sanktionen gegen Kriegsverbrecher ? Blockieren der Gelder, internationale Haftbefehle gegen die Fuehrung, Stopp mit dem Technologietransfer, abkoppeln vom Waehrungsystem ..
Die Transition von den Guten zu den Boesen, in den Augen der Betrachter, ging vielleicht etwas schnell, ist aber trotzdem Tatsache. Russland hat's ja auch innerhalb weniger Monate geschafft.

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Dieser Krieg ist nur eine weitere Etappe in der vollständigen Eroberung von Palästina durch Isreal. Isreal ist eine typische Kolonialmacht und Israel wird nicht stoppen bevor nicht alles was einmal als palästinensischer Staat definiert wurde, plus der Golan und der Südlibanon zu Israel gehören. Die dort lebenden arabischen Menschen werden entweder vertrieben oder in Israel ein Leben als Bürger zweiter Klasse führen dürfen.
Stoppen könnten diesen israelischen Kolonialismus nur die USA und sie wurden es nur dann tun, wenn die Stimmen der Bürger mit Bezug zu den arabischen Ländern bei der Präsidentschaftswahl wichtiger wären als die der Bürger mit Bezug zu Israel. Dies ist aber noch lange nicht der Fall.
Europa könnte auch einen Beitrag leisten.
Was wurde uns beim Ukraine-Krieg gelehrt. Verstöße gegen das Völkerrecht sind mit Sanktionen zu bestrafen. Wo bleiben die Sanktionen gegen Israel?
So bleibt einem nur die Fortführung der persönlichen Sanktionen, BDS!

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Israel pauschal als Kolonialmacht zu bezeichnen, wie übrigens auch BDS, delegitimiert Israel, spricht ihr also ihr Existenzrecht ab, was auf einen israelbezogenen Antisemitismus hinausliefe.

Yves Kugelmann, Chefredakteur des Tachles, der kürzlich auch in der Republik einen Artikel publizierte, schrieb zur Frage "Ist Israel ein Kolonialstaat?":

Die Besatzungspolitik Israels ist ein Fehler, aber kein Kolonialismus. Sie ist keine Konsequenz aus dem Holocaust, und ihre Beendigung auch nicht. Die Dialektik des Postkolonialismus scheitert an der Existenz Israels. Denn Israels Kolonialismus ist keiner. Israel war nie eine jüdische Kolonie, nicht mal eine deutsche oder europäische in der Konsequenz der Uno-Entscheidung. Man mag Israel ablehnen, Israels Politik verabscheuen – aber muss man dies im vermeintlichen Gegenteil kaschieren? Die Relativierung Israels durch intellektuelle Konstruktionen bleibt ein Phänomen zwischen berechtigter Kausalität und einem chiffrierten Judenhass ebenso wie die Negation der Palästinenser durch Israel und jüdische Extremisten eine Lösung des Palästinakonflikts blockiert.

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Schlicht falsch. Israel hat ein Existenzrecht und zwar in dem ihm 1947 zugestandenen Grenzen. Alles darüber hinaus hat Israel sich unrechtmäßig angeeignet unter Vertreibung der dort lebende Bevölkerung.
Drehen wir die Frage mal um. In welchen Punkten unterscheidet sich das israelische Vorgehen von der Eroberung der USA durch die damaligen Kolonialisten?

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Netanyahu ist ein böser Mensch, wie viele andere auch...!

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Danke, absolut einverstanden!

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Besten Dank Herr Binswanger für Ihren Artikel.
In den unterdessen über 100 Kommentaren kommt vieles zum Ausdruck, leider auch sehr Betrübliches und wie es auch kommentiert wird, Antisemitisches. Davon ausgehend, dass der Nahost Konflikt auch bei den meisten anderen Lesern im Geschichtsunterricht kein Thema war, die entsprechende geopolitischen Gegebeneheiten und deren Entwicklung schon gar nicht, beschränke ich mich darauf, folgenden kleinen Band aus der bekannten Serie "Que sais-je?" (PUF) wärmstens zu empfehlen. Er wurde ein Jahr vor den (auch hier kaum erwähnten) Massakern publiziert und ist leider noch nicht auf Deutsch erhältlich:
Georges Bensoussan: "Les Origines du conflit israélo-arabe (1870-1950)".
Auch über Kriegskunst liesse sich einiges zu den aufgeführten Kommentaren ergänzen und korrigieren, doch das ist eine andere Sache.

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Stellen Sie nicht pauschale Vorwürfe in den Raum ohne konkret auf die Kommentare Bezug zu nehmen. Ansonsten sollten Sie die Kommentare melden. Es gibt hier keinen Platz für Antisemitimus. Genauso sollte es keinen Raum für diffuse Vorwürfe, mit dem Ziel die Diskussionsteilnehmer:innen zu diskreditieren, geben.

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Ich zitiere eine Ihrer Aussagen hier im Dialog, Herr S.: "Sie sind nicht gezwungen, hier zu lesen und schreiben und tun dies völlig freiwillig". - Dann halten Sie sich doch selber an Ihre eigenen Aussagen und lesen Sie nicht, wenn Ihnen dieser Kommentar nicht passt. Ansonsten könnten Sie Kommentare melden...
Ihre eigenen Widersprüche sind schon frappant.

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Vielen Dank Hr. Z. für den Hinweis. Ich habe mir das Buch bestellt. Man muss auch tief in die Erinnerungsgeschichten schauen um die Dimensionen dieses so katastrophal eskalierten Konflikts selbst als Betrachtende noch verstoffwechseln zu können. Soviel Existenz-Angst, soviel Verrat, soviel Gewalt, soviel Leid, soviel zerschlagene Hoffnung für alle in der Region lebenden Menschen, ob „palästinensisch“ oder „israelisch“.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Hab separat darauf geantwortet, SZ. Hier gehts grad nicht mehr.

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(durch User zurückgezogen)
der Andere wieder/ Leser
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Ja, aber....

Ich vermute, alle Parteien sollen daran erinnert werden, die internationalen Vereinbarungen einzuhalten. Genau gleich, wie die Israelis aufhören sollten, sie wie ein Fuchs im Hühnerstall zu benehmen (und alle internationale Vereinbarungen in die Tonne zu treten), sollte unaufhörlich die Hamas daran erinnert werden, dass sie ihre menschenverachtende Strategie stoppen sollten und ihrer eigenen Leute zuliebe (gegen entsprechende Garantien) etwa die Geiseln freilassen oder die Waffen ruhen zu lassen.

Und auch die anderen Konflikte sollten nicht vergessen werden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste…_Konflikte

Lasst endlich die Waffen ruhen. Bitte.

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das war doch schon kurz nach israels vergeltungsstart klar. als wir da ceasefire verlangten, wurden wir abgemahnt, wie weltfremd wir seien.
jetzt, nach xtausend toten palästerinnen mehr und wenn die bedrohung der jüdinnen grausig offenliegt, schreien alle danach.
gehts eigentlich noch?!

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· editiert

Besser spät als nie. Aber Du hast natürlich absolut recht. Das einzige was sich seit November geändert hat, ist dass es nicht gelungen ist die Sache bis heute zu ende zu bringen und unter den Teppich zu kehren. Nun stehen Wahlen an und die USA und EU hat ein "major major major generational problem" und die Demokraten und sonstige Politiker in der EU merken, dass sie in einem neuen als dem gewohnten Ausmass am Volk vorbei politisieren und sehen ihre Felle davon schwimmen.

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was sagen die downvotes inhaltlich?!

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ich habe nicht gedown-voted, doch ich empfinde den post als besserwisserisch, "ich wusste es schon lange und jetzt sollten alle andern schweigen" (stark zugespitzt).

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Auch nur ein Mensch
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Hallo Anonym 1
Gehe absolut mit, dass die hiessige Diskussion am Anfang des Krieges fürchterlich war. Und auch, dass der Begriff des Antisemitismus misbraucht wurde, um Kritik an Israels Vorgehen zu stoppen. Kann mir auch gut vorstellen, dass manche die Gelegenheit nur zu gerne nutzten, um z.B. Fridays for Future zu diffarmieren, weil sie sich für einen Waffenstillstand einsetzte. Hier in der Schweiz gab es glaub auch Medien, die damals kritisch über das israelische Vorgehen berichteten, und ihnen deshalb Fördergelder gestrichen wurden. Im Nachhinein sieht das doch aus wie ein Missbrauch der Diskussion.

Vorsichtig wäre ich bei Voraussagen. Jetzt ist das Motiv Netanyahus offensichtlich, aber damals war das noch nicht so klar. Jetzt habt 'ihr' recht, aber es hätte doch auch sein können, dass der Krieg nach einem Monat schon wieder vorbei wäre? Zumindest für mich war das alles andere als offensichtlich, wie lange das dauert. Und auch von Seiten der Hamas gab/gibt es viel Propaganda. Zumindest eine Skepsis ist doch nachvollziehbar?

Also kann ich nachvollziehen, warum damals nicht alle Menschen 'euch' zugestimmt haben. Aber was gar nicht ging, war das viele Schlechtreden. Das ist eine wichtige Lehre, deshalb danke fürs darauf aufmerksam machen. Beim nächsten Angriff auf z.B. Fridays for Future kann sich dieses hinstellen und sagen: "Beim Gaza-Krieg haben anfangs viele unsere Position nicht verstanden und uns deshalb angegriffen. Schlussendlich hatten wir aber Recht. Seid besser vorsichtig, wenn ihr versucht, uns schlechtzureden."

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Die Situation hat sich seit dem November eigentlich nur unwesentlich geändert. Die meisten Toten gab es Aufgrund der Flächenbombardements in Nordgaza zu Beginn des Krieges. Seither wurde hunderte Kriegsverbrechen, darunter die Zerstörung der zivilen Infrastruktur wie Spitäler und Universitäten, gezielte Erschiessung von Zivilisten, ja selbst die versehentliche Tötung der Geiseln dokumentiert. Meistens war dies in unseren Medien eine Randnotiz. Hat man darauf hingewiesen, war das antisemitisch oder Fakenews. Im deutschsprachigen Raum musste man weit suchen um an entsprechende News zu kommen. Ich bin nur durch Tiktok überhaupt auf viele Artikel z.B. in der Washington Post, in Haaretz, Jersusalem Post, der BBC etc. aufmerksam geworden. Bei uns wurde das Thema weitestgehend unter den Teppich gekehrt. Dank Tiktok blieb der Konflikt aber im Fokus und die Stimmung kippte. Was ist nun die Reaktion darauf? In den USA wurde vorgestern Tiktok verboten, sollte eine Übernahme durch Amerikanische Oligarchen nicht erfolgreich sein. Offiziell wird es mit der Einflussnahme Chinas begründet. In Wirklichkeit ist es aber relativ klar, dass nicht die Einflussnahme und die Steuerung des Narrativs das Problem ist, sondern dass sich auf Tiktok das Narrativ nicht im Sinne der USA und Israels steuern lässt.

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Vorsicht: Tiktok wird seit dem 7. Oktober mit antiisraelischer Propaganda überflutet. Siehe "Algorithmischer Antisemitismus".

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Natürlich ist das so. Genauso wie diese Plattformen von Israelischer Propaganda überflutet werden (z.B. von Eylon Levi, Noa Tishby, Amy Schumer, Mayim Bialik, ...). Das ist aber auf Reddit, Twitter, Instagram und Facebook nicht anders. Die meisten Beiträge lassen sich bestens Factschecken oder sind bereits bestens mit Quellen zu den primären Newsartikeln, welche aus grossmehrheitlich westlichen und Israelischen Medien stammen untermauert. Der Tiktok Algorithmus zeigt was man sehen will. Ist es offensichtlich antisemitisch swiped man es weiter und kriegt solche Beiträge auch nicht mehr zu sehen. Die Videos können gemeldet werden und werden bei Verstössen gelöscht und shadow banned. Was falsch ist, ist der Vorwurf der Einflussnahme. Die Leute glauben Israelische Propaganda nicht mehr und wollen diese auch nicht sehen, weshalb diese durch den Algorithmus keine Reichweite erhält. Dies ganz im Gegensatz zu den amerikanischen Plattformen in denen man sich Reichweite kaufen kann, was Israelische Lobbyorganisationen auch rege nutzen.

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Multifunktional
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· editiert

Dieser Dialog und auch der Dialog von letzter Woche zum Thema Antisemitismus beschäftigen mich immer noch sehr. Ich bin traurig und empört, dass ich und andere von verschiedenen Dialogteilnehmern des Antisemitismus beschuldigt werden, ohne dass diese Anschuldigungen in irgendeiner Form belegt werden geschweige denn, den Tatsachen entsprechen. Es enttäuscht mich sehr, dass in keinem dieser Fälle die Moderation eingeschritten ist und diesen persönlichen Diffamierungen Einhalt geboten hat.
Wie kann es sein, dass es genügt, die Mitverantwortung der israelischen Politik/Regierung an den Eskalationen im Konflikt Israel/Palästina zu thematisieren und darauf hinzuweisen, dass durch den unmenschlichen Krieg, der die israelische Armee in Gaza führt, der Antisemitismus speziell in der arabisch-muslimischen Welt aber auch anderswo zunimmt, um als antisemitisch geframet zu werden. Es bedeutet doch nicht, dass ich selber denke, „die Juden“ seien schuld um zu analysieren, wie und warum andere zu diesen Schlüssen kommen. Es trifft mich sehr, dass mir antisemitische Gedanken unterstellt werden. Noch nie habe ich einem Menschen bestimmte negative oder positive Eigenschaften aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit zugeschrieben, in die er hineingeboren wurde. Jeder Mensch ist ein Individuum mit individuellen Eigenschaften, Stärken und Schwächen. Die Religion, in die man hineingeboren wird, hat darauf doch keinen Einfluss! Ich begegne jedem Menschen grundsätzlich offen und lasse mich beim näher Kennenlernen überraschen, was dies für eine Person ist. Ich verabscheue Pauschalisierungen jeglicher Art und habe mich hier im Dialog auch schon des öftern geärgert und dagegen argumentiert, wenn irgendeiner Gruppe pauschal ein bestimmtes Verhalten unterstellt wurde - seien dies Bauern, Männer, Frauen, Muslime, Landbewohner, Stadtbewohner und würde dies genauso tun, wenn es um unsere jüdischen Mitbewohner gehen würde.
Wenn ich die Politik Israels kritisiere, dann tue ich dies nicht, weil deren Regierungschef Jude ist, sondern weil er ein machthungriger Opportunist und Rassist ist. Wenn ich darauf hinweise, dass die Politik Israels den jüdischen Menschen weltweit schadet und den Antisemitismus fördert, dann nicht, weil ich diese Sicht teile, sondern weil ich besorgt bin über die Zunahme von Antisemitismus und diesen entschieden bekämpfen möchte. Dafür ist es meiner Meinung nach entscheidend, dass die Unterdrückung der Palästinenser aufhört, da ich dort die Hauptursache für die Zunahme des Antisemitismus verorte. Man kann mit dieser Analyse von mir nicht einverstanden sein und Argumente vorbringen, warum jemand denkt, dass der Konflikt Israel-Palästina nicht zu relevant mehr Gewalt gegen Juden weltweit führt und warum jemand denkt, dass diese mehr mit fiktiven Geschichten aus dem Mittelalter über Brunnenvergiftungen zu tun hat als mit realen Bildern von gedemütigten, verletzten und getöteren Palästinensern. Das wäre dann ein konstruktiver und sachlicher Austausch, wie ich ihn von der Republik gewohnt bin. Aber dem Absender an der Kritik an der Regierungspolitik eines Präsidenten eines demokratischen Staates einfach „Antisemit“ zuzurufen, ohne sich inhaltlich mit der sachlich vorgebrachten Kritik, welche nur auf Handlungen von Personen abzielt und in keinem Fall mit der Gruppenzugehörigkeit der Person begründet wird (das wäre dann rassistisch/antisemitisch), empfinde ich als erbärmlich.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Lieber S. Z.
Weshalb Kriegskunst? Dieses Wort tschudderet mich angesichts der Realität ein wenig. Auch was die Klammerbemerkung angeht, die "(auch hier kaum erwähnten)" Massaker ... ich glaube, das Problem hierbei ist inzwischen doch relativ offensichtlich ... die damaligen Grausamkeiten fanden an einem einzigen Tag statt, vor über 5 Monaten; und werden seither jeden einzelnen Tag von mindestens genauso grauenhaften Bildern überlagert, die N. und die israelische Ultrarechte zu verantworten haben ... und die Fotos der effektiv komplett aufs Skelett ausgehungerten (und von der israelischen Regierung bewusst (könnten inzwischen wohl auch sagen, gezielt) ausgehungerten Kinder, vor allem Kinder, erinnern mich einfach nur noch an eines: die Fotos der Skelette in den Konzentrationslagern der Nazis in Deutschland im Holocaust, oder übersetzt, der Shoah. Und was ist noch (oder war schon lange) der Unterschied der praktisch kompletten Abriegelung des gesamten Gazastreifens, zum geschlossenen Ghetto von damals? Wie rechtfertift sich permanent gebrochenes Völkerrecht (Siedlungen), das gezielte Abgraben bzw all die auf israelisches Gebiet umgemauerten Wasserquellen, schon viel früher? Wie kann es sein, dass ein Staat –– ich rede vom Staat, von der Staatsführung, nicht von den ebenfalls zur Mehrheit schockierten Menschen in Israel, geschweige denn einer wie auch immer gearteten Gesamtheit jüdischer Menschen irgendwo auf der Welt –– dass ein Staat, der Menschen umfasst und schützen soll, die mit dem Horror der Shoah im Rücken oder vielleicht eher bis in die Knochen, mit diesem riesigen Dreissigerjahre-Trauma angekommen waren, nur zwei Generationen später die exakt gleichen Bilder des Grauens jetzt im Ghetto des Gazastreifens anrichtet.
Ohne jegliche Rücksichtnahme oder erkennbare menschliche Gefühle, geschweige denn Empathie, irgendeiner Art von Anteilnahme oder auch nur wenigstens völkerrechtliche Verpflichtung zu beachten.
Ausgehend von einem Mann wiedermal, um nicht zu sagen (Staats)Führer, den nur, aber wirklich nur, die eigenen Notwendigkeiten (Wenigkeiten) interessieren inkl. dem Lavieren und Aufrechterhalten der bzw seiner (und seiner "Regierung") prekären Macht in diesem Staat und dieser Regiom –– und sonst nichts und niemand.
Auch nicht die eigenen Bürgerinnen; geschweige denn seine jüdischen Mitmenschen anderswo verstreut über diese ganze Erdkugel ... und die jetzt wieder massivstens angegriffen werden. Nicht seit dem Überfall der Hamas, wie es immer heisst ... sondern seit N.s nicht nur unmenschlicher, sondern auch sehr blinder Reaktion darauf. Eine Reaktion, die inzwischen (jedenfalls in mir seither) alles geflutet hat, was vorher war.
Weshalb nur schon war nicht die allererste Reaktion die Frage: wie können wir unsere Brüder, Schestern, Alten und Kinder, gar Babies, so schnell als irgend nur möglich zurückholen?!?
Indem flächendeckend das Gebiet bombardiert wurde, in das sie gebracht worden waren, die Tunnel geflutet, wo Verstecke lagen? Leben diese fast hundert immer noch grfangenen Geiseln überhaupt noch?
Weshalb nicht genau umgekehrt: mit der selben UNRWA, die so schnell und soweit ich sehe nach wie vor beweislos verschrieen wurde von Natanyahu, als erstes mal ganz einfach bereits Kriegspropaganda, weshalb nicht stattdessen mithilfe genau dieser Organisation (zum Bsp. über die UNO, sollte es diese Kontakte sonst nicht geben) in dem so überfüllten und damit sicher auch innerhalb eher gut beobachteten und vernetzten Gazastreifen, die Geiseln zuerst mal finden, rausschmuggeln, verdeckte Kriegsführung, staatliche Guerillataktik quasi, was auch immer –– einfach alles ausser diesem verheerenden flächendeckenden ... und ausserdem absolut sinnlosen, da unmöglich zielführenden Krieg (es sei den man sähe Vernichtung von Menschenleben als Ziel an und für sich an, ja dieses Ziel würde sicher erfüllt durch den Krieg).
Konnte nicht in dem deinem Post folgenden Thread anschliessen, hab das stattdessen hier separat in neuem Post gemacht.
Was genau diese geopolitische Entwicklung ist, wäre interessant zu erfahren, allerdings dürfte das allerhöchstens mündlich und face to face, nicht über wifi noch Äther möglich sein. Die Buchreihe kenne ich auch nicht, habs mir zum Reinschauen notiert.
Es wäre wohl tatsächlich an der Zeit, später, nach dem so verdammt dringend notwendigen Kriegsabbruch, tatsächlich die ganzen Entwicklungen und Ereignisse rund um das Gebiet Palästina, heute Isreal und palästinensische Gebietsreste, auf den Tisch zu legen. Allerdings ist leider auch klar, dass dabei für die heutige Situation –– und letztlich eben bei aller Notwendigkeit, auch Ursprünge mit zu analysieren, nicht die Ursprünge, und auch nicht für 19./20. Jahrhundert noch eine Lösung gefunden werden muss oder auch nur kann; sondern eben für heute. Und für eine Zukunft. Und wenn es eine Zukunft geben soll, dann kann diese nur über einen ganz grundlegenden Ausgleich und Grenzen und Rechtsstaatlichkeit für alle, die von allen Beteiligten (ausser Netanyahu, da er dann gerade stehen muss) so sehr benötigte, gesuchte, ersehnte Sicherheit bringen. Das geht nur durch Frieden. Und das heisst auch Kriegsstopp. Jetzt. Was natürlich heisst, so rasch die Menschen in Israel das ihrem Ministerpräsidenten unmissverständlich klarmachen.
Es wäre allerhöchste Zeit, in noch sehr viel grösseren Protesten auf die Strassen zu gehen in Israel (diesmal geht das wohl nur noch dort). Und nachdem mir die weissblauen Fahnenmeere wieder im Auge auftauchen ... diesmal müsste jede, jeder einzelne Mensch zwei Fahnen in die Höhe halten ... oder zwei Fahnen direkt an der gleichen Stelle befestigt ... Palästinas und Israels Fahnen müssten sich zu einem riesigen Farbenmeer vermischen.
Tja. Träume viel. Da tauchen alle möglichen Bilder zwischendurch auf.
Und Bilder können vieles heilen. Genauso wie Aufbrechen in sanfte, bewusste Bewegung auch.
Die Schockstarre verlassen. Diese Starre, die gerade traumatisierte Familen und Menschengruppen schneller und heftiger erfassen als andere, verschontere; Gruppen bis hin zu ganzen Staaten ... sei es Isreal, seis die Ukraine, seien es die palästinensischen Menschen (vielleicht müssten gar russische Bürgerinnen hier mit gelistet werden) ... sie alle haben lange, lange, und wiederholte Traumatisierungserfahrungen.
In Israel dürfte ein Ausbrechen aus der unmittelbaren Traumaschockstarre in eine Frieden einfordernde Bewegung, ganz konkret, wie nur wenige Monate vorher, noch möglich sein.
In Russland hat die ganze Welt zugeschaut, wie die kleine Öffnung dort, bereits kurze Zeit später (ob schon mit oder erst nach Jelzin müssten andere beisteuern) mit dem nächsten und immer noch Machthaber und inzwischen wohl bis-zu-seinem-Tod-Machthaber, bereits wieder verschlossen wurde. Trotzdem gibt es auch da neben der ganzen Resignation (Trauma-Starre), doch die wenigstens innere Bewegung tatsächlich auch immer noch.
In Israel hingegen haben die Bürgerinnen und Bürger die Bewegung noch in sich und in den eifenen Händen. Und ausserdem vor Kurzem erst grad geübt. Dafür drücke ich mit einem inneren Toitoitoi die Daumen.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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· editiert

PS Und vielleicht wäre das Aufgabe der UNO, eine Untergruppe zu bilden, aus all den Staaten, die an einem umfassenden Frieden für den ganzen Planeten weiterhin interessiert sind, die, ausgehend von Isreal-Palästina wie gleichzeitig auch der Ukraine, beide Kriegszonen hängen ja dermassen offensichtlich zusammen, wie auch in einem nächsten Schritt, wenn nicht parallel dazu, der Kriegstreiberei, die den afrikanischen Gürtel erfasst hat, all die Analysen und Ursachenerhebungen ebenfalls auf den Tisch zu legen und aufzuarbeiten, immer mit dem Ziel, in all diesen Gebieten, mit all den Verknüpfungen dazwischen – die sich auf den tödlichen Willen letztlich einiger weniger Machthaber zurückführen lassen, momentan offensichtlicher denn je – einen dauerhaften Frieden zu erreichen. All die Erkenntnisse und Literatur zuhilfe zu nehmen, um Gesprächsmöglichkeiten und allseitigen Dialog erstmal, und in Ruhe, möglich zu machen.
Aufzeigen, was von wem ausgelöst und angetrieben, an Kriegen und Konflikten zusammenhängt auf dieser Welt, indigene Gruppierungen und Vordenker•innen und Vorlebende miteinbeziehend; in jedem Staat wird es doch Gruppierungen geben, die ebenfalls nur Frieden wollen und brauchen, sich letztlich einsetzend für den Erhalt unseres Planeten. Die Erde verträgt nicht nur nicht noch mehr Überhitzung; was sie am allerwenigsten noch verträgt, sind all die Kriege, die wohl tausendfache Emissionen sämtlicher Heizungen oder Kühlungen, ja gar Flugreisen, die uns, wenn auch um ein Vielfaches reduziert, doch auch verbinden und miteinander in Kontakt bringen können. Wollen wir als Menschheit auf der Erde überleben, müssen wir als Allererstes die Kriege stoppen.
Grenzen aufzeigen und setzen, diese respektieren, damit Frieden möglich wird. Kapieren, dass wir alle Gruppen und Individuen respektieren, andere fragen müssen, bevor wir ihren Raum betreten; Einladungen annehmen und dabei bleiben sollten, um auch Kontakte wirklich herstellen zu können; herausfinden, wie spielerisch-erfinderische Bewegung mit viel grösserer Ernsthaftigkeit und Achtung zusammen gelebt werden kann.
Es gibt so viel zukunftsgerichtetes, was wir noch nicht mal ansatzweise angefangen haben und anfangen konnten. Was nur geht mit Frieden auf dieser Welt. Das ist vielleicht die einzige Wahlmöglichkeit, die wir nicht wirklich (mehr) haben. Krieg geht nicht mehr. Dafür um so mehr, und auch hitzige Diskussionen. Wut gehört mit dazu, um das Erstarren aufzubrechen oder nach einem Schock und Trauma gar nicht erst voll einziehen zu lassen, doch sie gehört auf den Tisch, nicht darunter, auch nicht abgewürgt; gehört in Ausdruck übertragen. In Diskussionen, die in Dialoge münden können. Damit nicht in Krieg, sondern Frieden.
Was dafür abtreten muss, ist diese Dominanzhaltung der Macht.
Es kann nur durch Gleichwertigkeit gelingen.
edit: PPS: Und Vetorechte müssen offenbar auch dringendst abgeschafft werden. Die verhindern inzwischen jedeWendung hin zu mehr Frieden.

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Liebe Frau Verena Goanna ich danke Ihnen für Ihre Überlegungen und Ihre Träume und dass Sie sich Zeit genommen haben, diese aufzuschreiben und mit uns zu teilen. Ich bin ganz bei Ihnen, was Ihre Analyse der Situation betrifft, die Idee eines Clubs der friedenssuchenden Staaten innerhalb der UNO gefällt mir sehr. Das von Herrn Z. besprochene Buch kann ich ebenfalls sehr empfehlen, zwar habe ich es noch nicht ganz fertiggelesen, kenne demnach nicht des Autors Schlussfolgerungen, habe aber bisher von der Darlegung der historischen Facts seit Mitte des 19. Jahrhunderts enorm in meinem Verständnis der Mechanismen profitiert, die zur heutigen Situation geführt haben. Kenntnis der Geschichte ist wichtig und hilft, ändert aber nichts daran, dass wir Hier und Jetzt Wege zu einander suchen und finden müssen : weltweit. Dies betrifft gerade auch uns in der Schweiz, die sich doch gerne ausnimmt aus der globalen, ja sogar europäischen Verantwortung.

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„Eine Reaktion, die inzwischen (jedenfalls in mir seither) alles geflutet hat, was vorher war.“ Danke für diese genauen Worte. Genau so erlebe ich es ebenfalls.

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Verena Goanna •in :)) Rothen
fotografie, texte, webpubl&lektorin
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Vielen Dank, Mari I.!

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(durch User zurückgezogen)

https://youtu.be/3xottY-7m3k (Palestine, 1:27h, english)
Das Video von Shaun, welches den aktuellen Krieg historisch einordnet finde ich immer noch die beste Analyse, welche ich zu dem Thema bis jetzt gesehen habe.

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Aktivistin aus humanitären Gründen
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Ein paar Korrektive und ergänzende Angaben:

Die revidierte Hamas Charta von 2017 spricht Israel ausdrücklich das Existenzrecht zu - neben einem gleichrangigen für die Palestinenser. Das zu verlangen ist recht und billig.

Immer wieder wird der Hamas vorgeworfen, Vorschläge zu einem Cease-fire abzulehnen. Dies ist indessen vollkommen verständlich, wenn man bedenkt, was Netanhahu’s Regierung anstellen würde , liesse die Hamas ihre Geiseln frei ohne die Gewähr eines permanenten Ende des Feuers und des vollständigen Rückzugs des israelischen Militärs aus Gaza. Alles beginne von vorne ohne jede Zurückhaltung.

Inzwischen hat die Hamas vor wenigen Tagen einen von den USA geförderten, dreistufigen Vorschlag angenommen, den Israel unterbreitet hat. Es ist Netanhahu, der - überrascht von dieser Entwicklung - den selbst eingereichten Vorschlag nun seinerseits blockt. Er will kein Ende des Krieges. Weil er weiss, es würde sein politisches Ende sein. Seine Partner wollen die Invasion Rafahs und die Auslöschung von Gaza um jeden Preis.

Was mir am Artikel auch fehlt, ist die Thematisierung der USA, die diesen monströsen Krieg mit genozidalen Merkmalen zwar endlich nicht (mehr) verbal, aber noch immer bedingungslos durch Taten, sprich: der ununterbrochenen Lieferungen von schweren Waffen und Logistik immer wieder von Neuem unterstützt. Ohne diese billiardenschwere Unterstützung wäre Israel nicht in der Lage, diesen einseitigen Krieg vornehmlich gegen eine wehrlose Zivilbevölkerung zu führen.

Weiter zeigen israelische Polls deutlich, dass nicht einfach Netanyahu und seine Kriegsgenossen das Problem betr. Frieden und Zusammenleben sind, sondern gegen 80% der Bevölkerung Netanhahu’s Vorgehensweise gegen Gaza gutheisst oder eine gar noch grausamere Kriegsführung wünscht. Die zionistische israelische Bevölkerung ist zutiefst rassistisch und will ein Israel ohne Araber. Gideon Levy thematisiert dies in der israelischen Tageszeitung Haaretz.

A propos Genozid: Es gibt viele Anzeichen, dass Israel dieses schlimmste aller Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht. Ein untrügliches ist, die Bevölkerung auszuhungern. Ein zweites, sichere Geburten zu verhindern (Zerstörung aller Spitäler). Ein drittes ist die Auslöschung der Zivilbevölkerung als Pauschalbestrafung durch flächendeckende Bombardierungen. Ein viertes die Vertreibung - die ethnische Säuberung ganzer Gebiete. Dies gilt auch für das Westjordanland inklusive Ostjerusalem. Und noch viel mehr. Südafrika hat sie aufgelistet und dokumentiert. Von dem vielfach von israelischen Politikern alles Ebenen ausgesprochenen „Intent of genocide“ ist berichtet worden.

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