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Anfang der Achtziger Jahre, als Sympathisantin der GSoA - ja, auch ich habe Unterschriften gesammelt - habe ich mich zu einem Schritt entschlossen, den ich zwischenzeitlich manchmal selber nicht mehr so recht verstand und meist als naiv abgetan hatte. Ich habe mich zum Militärdienst gemeldet, als überzeugte Demokratin und Pazifistin. Aus der Überlegung, dass eine Milizarmee auch die Gegnerinnen einschliessen müsse, zur Kontrolle und aus Gründen der Repräsentanz, und selbstverständlich, aus dem wichtigen Grund der Gleichstellung der Geschlechter.
Nur soviel: es war eine harte, aber auch aufschlussreiche Milieustudie, ich habe mich selten so einsam gefühlt wie im Militär, dort aber auch Aspekte der Schweiz kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre. Zum Beispiel Bäuerinnen, für die der Militärdienst die einzige Möglichkeit war, von ihren abgelegenen Höfen wegzukommen - eine Art "Ferien". Auch die Frage des Gehorsams, des unbedingten Gehorsams, war und ist ein Thema.
Nach einigen Jahren und WKs habe ich den Dienst verweigert, mein Unterfangen schien mir sinnlos oder mindestens habe ich meine Zeit anderswo und sinnvoller einsetzen wollen.
Am 24. Februar 2022 ist mir die ganze, längst vergangene Militärerfahrung wieder hochgekommen. Ich weiss nicht, ob ich, im Unterschied zum damaligen waffenlosen Dienst, zur Waffe gegriffen hätte, oder mehr im Hintergrund geblieben wäre.
Aber Eines ist mir klar seit damals: unsere schweizerische Art Militärdienst ist ein patriarchaler Trachtenverein, und somit nur als Disziplinierungsmaschine gegen die eigenen Männer wirksam, eine Art Ballenbergisierung der Männerkultur. Die Wirksamkeit gegen aussen wage ich zu bezweifeln. Da helfen auch auf zweifelhafte Art angeschaffte teure Flugspielzeuge nicht weiter, sonden nur eine demokratische Diskussion über Ziel und Zweck einer Schweizer Armee, und zwar im Kontext einer Integration und Zusammenarbeit mit unsern Nachbarn, der EU.

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Betroffener
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finde ich echt geil: schweizerische Art des Militärdienstes gleich Ballenbergisierung der Männerkultur.
Mit den Milliarden für unsere Luftwaffe könnten wir unsere Gesundheitsversorgung und die Hilfeleistungen in Krisengebieten (wie z.B jetzt in der winterlichen Ukraine) locker auf ein unserem Lebensstandart gebührendes Niveau heben

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Einverstanden, es gäbe noch in zahllose andere sinnvolle und friedensfördernde Hilfeleistungen zu investieren: zum Wohl Anderer aber auch der Schweiz.

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Politologin
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Danke für diese wertvollen Gedanken!

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Johanna Wunderle
Unity in Diversity
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Auch meinen Dank Frau L. Was Sie schreiben macht Sinn.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke für die wertvolle Ergänzung. Sehr spannend.

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Ihre Überlegung, sich freiwillig als Pazifistin zum Dienst zu melden, finde ich spannend. Fast so unnachvollziehbar wie meine spontane Entscheidung, doch weiter zu machen, nachdem ich dem Instruktor den Unsinn dieses Dienstes erklärt hatte :-) Die Vorstellung, dass die anderen „Militärfreunde“ meine Vorgesetzten sein sollten, hat mich zur Unteroffiziersschule motiviert - und ich muss sagen, dass etwas Action durchaus einen Reiz hat. Wäre da nicht das Gewissen.

Nach über 300 Diensttagen habe ich die Gewissensprüfung erfolgreich bestanden, mit den Argumenten:

  1. Unterrichtet wird das Töten - ohne dies und dessen psychologische Konsequenz auch nur ansatzweise zu thematisieren

  2. Weil eine fragwürdige Männerkultur zelebriert wird: Wer ohne schlechtes Gewissen Alkohol, Pornographie und Tabakkonsum kennenlernen möchte, ist in der Armee richtig.

  3. Ressourcen- und Geldverschwendung.

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Bewaffnete Konflikte beginnen meist Jahre oder Jahrzehnte bevor die ersten Waffen abgefeuert werden. Die Schweiz könnte zu diesem Aspekt deutlich mehr beitragen. Dazu gehören Themen wie Entwicklungshilfe versus Flüchtlingspolitik bis hin zur Europafrage. Wenig hört man etwas zu Konflikt- und Friedensforschung.
Sind die Panzer dann erst einmal da, ist es zu spät. Die Armee bereitet sich aber nur auf diesen Fall vor.
Für mich als Kriegsdienstverweigerer ging und geht es immer noch hauptsächlich um den Aspekt der Konfliktvermeidung, für den mehr getan werden müsste. Die Abschaffung der Gewissensprüfung ist ein noch viel zu kleiner Schritt in diese Richtung, obwohl Zivildiensteinsätze im Bereich der Flüchtlingsbetreuung oder gar Auslandeinsätze ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur Völkerverständigung sind.

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Ein guter Artikel, der anregt und mir aus dem Herzen spricht. Aber nicht zu vergessen sind all die möglichen Massnahmen zur Kriegsvermeidung, die noch viel zu wenig bezw. kaum umgesetzt werden. Dazu gehören konsequent auf die Menschenrechte ausgerichtete Wirtschaft, Handel auf Augenhöhe.... und nicht nur auf noch mehr Geld getrimmtes Handeln. Das fängt schon im Inland an. Die aktuelle Politik auf Stufe Nationalrat und Ständerat geht leider in die andere Richtung. Politische Massnahmen sollten auf Ausgleich ausgerichtet sein.

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Politologin
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Genau das!

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Einverstanden. Danke für die Ergänzung.

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· editiert

Guten Tag Herr Blülle
Danke für den Artikel. Ich kann Sie gut verstehen. Meine Rekrutenschule absolvierte ich 1988 - mein Leutnant damals fragte mich, ob ich eigentlich nur gegen die Armee sei oder auch gegen die Schweiz. Kollektivstrafen waren verboten, wurden aber konsequent eingesetzt. Trotzdem blieb ich und schaffte es sogar noch zu einer ehrenhaften Entlassung 2004. Meine Gründe dazu waren:
Ich hatte immer das Gefühl, dass ein Staat, der mir eine automatische Waffe mit Munition anvertraut, es wert ist, für das, was eben diesen Staat ausmacht, einzustehen. Geschossen habe ich nie gerne.
Ich wollte das Feld "Armee" nicht den Militärbegeisterten überlassen.
Der Pazifismus vermochte mich nie zu überzeugen, da ein grundsätzlicher Wille des Menschen zum Frieden vorausgesetzt wird - was ich für eine sehr optimistische Annahme halte.
Und was hat mich die Armee gelehrt:
Körperliche Anstrengung ist besser als angeschnauzt werden.
Befehi ist Befehl - aber es gibt immer einen Ermessensspielraum und die Verantwortung kann man nie abgeben.
Ich war mit Leuten zusammen, mit denen ich sonst nie was hätte zu tun haben wollen.
Ich lernte, wie leicht Menschen durch Macht zu verführen sind. Fand ich mit 20 eine ziemich wertvolle Erkenntnis.
Ich lernte, wie totale Organisationen funktionieren und wie schnell sich Menschen zu Gehorsam verpflichten lassen - da schliesse ich mich selber nicht aus.
Mein ethisches Dilemma konnte ich nie lösen - ich blendete es einfach aus.
Ich war übrigens Funker bei der Infanterie.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Danke für Ihre Gedanken.

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Danke für den persönlichen Beitrag. Ich kann mich gut in Sie hinein versetzen.

Ich gehöre zu denjenigen, die noch die 'Gewissensprüfung' über sich ergehen lassen mussten. Um sie zu bestehen, musste ich lügen, denn ich hatte eigentlich kein Gewissensproblem mit der Armee, sondern ein politisches. Vielleicht muss man genauer sein, und sagen: Mit DIESER Armee. Denn meine Abkehr von naivem oder kindlichem Pazifismus war zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen oder jedenfalls weit fortgeschritten. Es war nicht die Auseinandersetzung mit einem aktuellen Konflikt (Heute Ukraine, damals Jugoslawien) sondern die Beschäftigung mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die für diese Entwicklung verantwortlich war.

Die Erkenntnis, dass ein friedliche Welt zwar erstrebenswert aber angesichts der zahllosen Psychopathen, die den Planeten bevölkern und im dümmsten Fall auch irgendwo an den Schalthebeln sitzen, leider für lange Zeit unrealistisch bleiben wird, ist eine bittere Pille. Pazifismus im Sinne der Ablehnung jeglicher Gewaltanwendung als Mittel der Auseinandersetzung - vermeintlicher "Moral Highground" - leistet man sich aber nur um den Preis der Ignoranz gegenüber der Geschichte und letztlich der Realität und dem Rückzug aus der Debatte um eine sachgerechte Sicherheitspolitik.

Dieser Rückzug führt dazu, dass man den Militaristen, den Nationalisten und Männerbündlern das Feld überlässt und so in der Konsequenz zu der der Armee, die wir heute haben und dazu, dass die bisher einzigen Reaktionen auf den Überfall Russlands die widerwillige Übernahme der Sanktionen und die unspezifische Erhöhung der Militäretats waren.

Dabei wäre es längst überfällig eine breite Debatte darüber zu führen, wie eine moderne Sicherheitspolitik aussehen müsste:

  • Längst ist klar, dass wir von unseren europäischen Nachbarn in absehbarer Zukunft nichts zu befürchten haben, sondern ganz im Gegenteil, bei einem wie auch immer gearteten Überfall auf Europa von deren Verteidigungsbereitschaft profitieren würden.

  • Längst ist klar, dass die wahren Herausforderung der Schweiz im Kriegsfall nicht bei der Abwehr feindlicher Panzerheere liegt, sondern in der Aufrechterhaltung der Infrastruktur, beispielsweise der Energieversorgung und der Unterbringung und Versorgung flüchtender Menschen.

  • Längst ist klar, dass der Boden für einen Krieg bereits lange vor der Eskalation zu einer bewaffneten Auseinandersetzung gelegt wird, mit Hilfe von Fake News, Desinformation und Mitteln der elektronischen und der wirtschaftlichen Kriegsführung.

Aber statt das wir uns mit unseren europäischen und amerikanischen Freunden verbünden und gemeinsam unsere Verteidigungsbereitschaft planen und hochhalten, klammern wir uns an die komplett aus der Zeit gefallene Doktrin der 'bewaffneten Neutralität', sprich: Wir mischen uns nirgends ein und wenn es hart auf hart kommt, verteidigen wir uns eben selbst (mit Hellebarden und Mistgabeln wenn es sein muss).

Statt dass wir unsere Infrastruktur stählen und kritische Versorgungsketten weniger angreifbar machen, verdoppeln wir, ohne irgendeine konkrete Zielvorgabe das Armeebudget. (Was nebenbei gesagt, ein Eingeständnis dessen ist, was Experten schon lange sagen: Dass die Schweizer Armee kaum kriegstauglich ist und nach zwei Wochen bereits am Ende wäre. An einem strukturellen Problem ändert auch mehr Geld nichts.)

Statt das wir die realistische Szenarien in den Fokus nehmen und beispielsweise endlich eine ernst zu nehmende, wirkungsvolle Cyberabwehr aufbauen, verpulvern wir Milliarden für eine Luftwaffe, die im Ernstfall kaum eingesetzt werden könnte und in ein paar Jahren sowieso bereits wieder veraltet sein wird.

Die Schweizer Sicherheitspolitik zukunftsfähig zu machen ist angesichts der Versäumnisse der letzten Jahrzehnte eine Mammutaufgabe und wird weitere Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Ein erster Schritt müsste sein, dass diejenigen Teile der Politik und der Bevölkerung, die bisher einen weiten Bogen um die Sicherheitspolitik gemacht haben, ihren (sehr, sehr verständlichen) Ekel überwinden und wir eine Vorstellung davon entwickeln wie eine moderne sicherheitspolitische Alternative zu dem trostlosen Trachtenverein a.k.a. 'besten Armee der Welt' aussehen könnte. Es ist nicht sehr beglückend, sich als Gewalt ablehnende Person (im Privaten sowieso) mit Waffensystemen und Militärstrategien und dem Tod und der Zerstörung, die sie bringen zu befassen, aber es bedeutet nicht, dass wir uns mit den gewaltverherrlichenden (kalten) Kriegern, geistigen Landesverteidigern, moralfreien Waffenhändlern und ähnlichem Gesindel in ein Bett legen müssen. Im Gegenteil, eine vernunftgeleitete, stabile Sicherheitsarchitektur kann eine wichtige Komponente bei der Vermeidung von Kriegen sein.

Frühestens wenn wir uns dieser Aufgabe stellen, wäre es für mich an der Zeit, die Opposition gegen Wehrpflicht und milliardenteure Rüstungsprojekte zu überdenken. Frühestens.

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Lieber Herr Schnyder Ich sehe das sehr ähnlich und kann Ihnen nur beipflichten.

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Auch ich lese die Lage ähnlich, auch wenn ich weiterhin lieber am Kulturwandel mitarbeite anstelle diesen nur zu fordern. Ein Lackmus-Test, ob die Schweiz zu solchen Debatten überhaupt fähig ist, wird die Debatte um den Atomwaffenverbotsvertrag. Ich bin gespannt, wie man hier den moralischen High Ground mit den Entwicklungen 2022 abwägen wird.

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Wie arbeiten Sie denn konkret am Kulturwandel mit?

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Die Erkenntnis: Wehrlose Länder werden von rücksichtslosen Ländern angegriffen, also muss man sich wehren können. Also, Militär ja, ABER ein Militär OHNE Militarismus, eine Landesverteidigung OHNE Nationalismus und ein Männerbund OHNE Männer mit toxischer Männlichkeit. Das ist die Aufgabe. Einfacher gesagt, als getan. Unmöglich? Wer weiss: Gab und gibt es ein solches Militär irgendwo? Wenn nirgendwo, dann bleibt die Utopie. (Womit wir wieder beim Idealismus wären.)

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Die Kriegstreiberei hat lange vor 2022 angefangen und die Tatsache dass der jetzige Konflikt mit Waffen ausgetragen, wird ist das Resultat verfehlter Friedens- und Rüstungspolitik. Kant hatte eben recht: stehende Heere sind der Anfang allen Übels.

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Vielen Dank für diesen Text Elia Blülle. Sie geben in Worten wieder was mir oft durch den Kopf ging in diesem Jahr, ich aber nie richtig fassen konnte. Vielen Dank.
Vor allem auch die Aussicht darauf, was mit der Armee passiert müsste, damit man wieder hinter ihr stehen kann, finde ich inspirierend. Wichtig bleibt, dem Zitat von Lincoln nah zu bleiben: «The best way to predict the future is to create it.»

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Ich finde trotz der aktuellen Lage nicht heraus aus der Schlaufe, dass Waffengewalt nur Verlierer produziert. Ja, genau:
Wer gewinnt eigentlich was genau in diesem spezifischen Krieg?
Und bitte: Denkt jetzt nicht an Demokratie und Freiheit. Das greift mir definitiv zu kurz, wenn ich hungernd in einem kaputten Haus bei -10 Grad Aussentempatur zu überleben versuche und die erwachsenen Kinder irgendwo unter Befehl an der Front involviert sind.
Für mich gibt es nie und nimmer einen Grund für einen Staat und eine Regierung sich zu sammeln und zur Waffe zu greifen.
Rückzug und Neubesinnung im engsten Kreis, einstellen auf die neue Situation, erlauben den Aufbau einer neuen Welt.

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Ich mache den Vergleich des Angriffskrieges mit einer Vergewaltigung (der Vergleich wurde auch von Historikerinnen und Sozialwissenschaftlern gemacht): mit Ihrer Strategie wehre ich mich während einer Vergewaltigung nicht, denn das verlängert sie nur und könnte mir zusätzliche Verletzungen einbringen. Anschliessend ziehe ich mich zurück und besinne mich neu. Und da es für den Vergewaltiger so einfach war, er nichts fürchten muss, kommt er zurück, vielleicht nicht allein.
Nein, nein und nochmals nein. Bei einem Angriff mit Waffen ist es legitim, sich mit Waffen zu wehren. Bei einer Vergewaltigung ist es legitim, sich zu wehren, während physisch und danach mit Recht und Justiz.

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Ja genau! Ich kann ihre Einstellung vollumfänglich unterstützen. Ich werde das genau gleich machen.

Was ich aber nie machen werde:
Für mich gibt es nie und nimmer einen Grund für einen Staat und eine Regierung sich zu sammeln und zur Waffe zu greifen.

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Lieber Elia Blülle, danke für Ihre Gedanken, die ich nachvollziehen kann. Nur, was in der Schweiz gerade geschieht, ist ein sinnloses Aufrüsten - siehe Aufstockung des Armeebudgets und Koppelung an das BIP. Basierend auf der Zustimmung und den "Abwehrreflexen" von weiten Teilen der Bevölkerung und des Parlaments nach dem Überfall der Russen auf die Ukraine. Ganz abgesehen von den demokratiepolitischen Unstimmigkeiten (die Republik hat ja dankenswerterweise ausführlich berichtet) bei der Abschaffung der F35-Kampfjets.

Für mich gehen die Schweiz den falschen Weg. Statt das Militär auf Effizienz, Empathie und neue Technologien zu trimmen (z. B. wie die Ukrainer/innen mit Drohnen zu arbeiten, Cyberabwehr, etc.), wird es künstlich aufgebläht. Und die alten Strukturen bleiben bestehen. Nur lassen sich mit alten Strukturen im Ernstfall keine Kriege gewinnen.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Einverstanden. Das sind alles wichtige Diskussionspunkte.

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Wenn frau den Text von Elia Blülle liest, könnte man denken, es hätte in den letzten 20, 30 Jahren nie irgendwo Krieg gegeben. Ex-Jugoslawien? Syrien? etc. etc. Welche Gedanken zur Rolle einer Armee gab es da? Keine, weil es einfach weit genug weg war? Ich kann vieles nachvollziehen, auch eine verstärkte Hinwendung zur Armee als eine der Möglichkeiten, Demokratie zu verteidigen. Aber diese - aktuell etwas inflationären - Wandlungen scheinen mir schon sehr - Ja was eigentlich? naiv? gedankenlos? heuchlerisch? Darüber muss ich noch etwas nachdenken. Ich bin froh, dass die Republik mit dem Dialogforum auch dazu Beiträge liefert.

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"Das Urvertrauen von Millennials, den Kindern des Neo­liberalismus. Uns wurde erzählt: Du kannst alles werden und alles wird immer besser." bezog sich offensichtlich nur auf die wohlbehüteten Kinder in der rundum von Nato-Ländern und vom Weltpolizist USA beschützten Schweiz, die nicht über den vollen Tellerrand schauen, sondern nur auf ihren eigenen Bauchnabel. Das ist nicht mal mehr ein Eurozentrismus, sondern ein - ja was? Ein Helvetiozentrismus?

Nehmen wir "nur" die Kriege zwischen 1990–2021 (hervorgehoben die auf dem europäischen Kontinent und die internationalen Kriege, über die auch in der Schweiz medial gross berichtet worden sind), dann erhalten wir:

1990–1991 Zweiter Golfkrieg (UN-Koalition-Irak)
1990–1994 Bürgerkrieg in Ruanda
1991–1994 Dschibutischer Bürgerkrieg
1991–2001 Jugoslawienkriege
1991 10-Tage-Krieg in Slowenien
1991–1995 Kroatienkrieg
1992–1995 Bosnienkrieg
1999 Kosovokrieg
2001 Mazedonienkrieg
1991–2002 Bürgerkrieg in Sierra Leone
1991–1992 Georgisch-Südossetischer Krieg
1992 Transnistrien-Konflikt
1992–1997 Tadschikischer Bürgerkrieg
1992–1993 Abchasienkrieg
1992–1994 Krieg um Bergkarabach
seit 1994 Belutschistankonflikt
seit 1994 erster Jemen Konflikt
1994–1996 Erster Tschetschenienkrieg
1994–2006 Bürgerkrieg in Nepal
1996–1997 Erster Kongokrieg
1998–2000 Eritrea-Äthiopien-Krieg
1998–2003 Zweiter Kongokrieg
1999 Kargil-Krieg
1999 Dagestankrieg
1999–2009 Zweiter Tschetschenienkrieg
2000–2005 Zweite Intifada
2001–2021 Krieg in Afghanistan 2001–2021
2002–2007 Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste
2003–2011 Irakkrieg
2003–2009 Darfur-Konflikt
seit 2004 Südossetienkonflikt
seit 2004 Unabhängigkeitskampf südossetischer Rebellen
2008 Eskalation im Sommer 2008
seit 2004 Huthi-Konflikt im Jemen
seit 2015 „Sturm der Entschlossenheit“, Offensive von Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Katar, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jordanien, Marokko, Sudan und Pakistan gegen die Huthi-Miliz im Jemen
2005–2010 Bürgerkrieg im Tschad
seit 2006 Drogenkrieg in Mexiko
2006 Libanonkrieg 2006
seit 2006 Fatah-Hamas-Konflikt
2006–2009 Dritter Kongokrieg
seit 2015: Wiederaufnahme des dritten Kongokrieges
2008 Eritreisch-dschibutischer Grenzkonflikt
2008–2009 Operation Gegossenes Blei Gaza (Hamas)/Israel
seit 2009 Krieg gegen die Taliban in Pakistan
2010–2011 Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste
2011 Bürgerkrieg in Libyen
2011 Internationaler Militäreinsatz in Libyen 2011
seit 2011 Aufstand im Irak (nach US-Rückzug)
seit 2014 Irakkrise
seit 2014 Krieg gegen den Islamischen Staat
seit 2011 Bürgerkrieg in Syrien
seit 2014 Krieg gegen den Islamischen Staat
seit 2012 Rebellion der Bewegung 23. März
seit 2012 Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik
seit 2012 Konflikt in Mali
2013–2014 Opération Serval
2013–2018 Bürgerkrieg im Südsudan
seit 2014 Krieg in der Ostukraine
seit 2014 Krieg gegen den Islamischen Staat
seit 2014 Operation Inherent Resolve
seit 2015 Operation Counter Daesh
2014 Krieg in Gaza
seit 2015 Jemenkrieg
seit 2016 Rohingya-Konflikt
seit 2016 Drogenkrieg auf den Philippinen
2020 Bergkarabachkonflikt 2020
seit 2020 Bürgerkrieg in Tigray

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An dem Satz bin ich auch kurz hängen geblieben. Ich bin technisch gesehen auch noch Millennial. Meine frühste politische Erinnerung sind Videos vom 11. September, seither ist es gefühlsmässig mit der Welt konstant Bergab gegangen, egal ob (sicherheits-)politisch, wirtschaftlich oder gesundheitlich. Da fragt ich mich schon, in was für einer Blase der Autor aufgewachsen ist, dass sie erst dieses Jahr geplatzt ist.

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ichfürchte...
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Lieber Herr Blülle, sie schreiben auch mir aus der Seele... Was bei mir für die persönliche Meinungsänderung fast noch wichtiger war, noch vor dem Ukraine Krieg: ein Zeitungsartikel über einen Forscher, der vor vielen, vielen Jahren indigene Stämme im Amazonas besuchte. Er wertete dabei die Stammesfehden akribisch aus und stellte fest, dass die friedlichsten Stammeskulturen mit Abstand am häufigsten Raubüberfälle erdulden mussten. Dabei ging es nicht um Ressourcen, denn Nahrung und Platz gab es im Wald damals noch genug für alle Stämme, sondern einzig um Macht und Stammeskultur. Ich schloss daraus, dass Gewalt und ihre Verherrlichung wohl so tief in unseren Kulturen drinn sind, dass mir mein Pazifismus plötzlich sinnlos schien.
(Leider weiss ich nicht mehr, wo ich das gelesen hatte oder wie der Forscher hiess)

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Nadja Schnetzler
Mitgründerin Republik (she/they) 🌈
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· editiert

Diese Format-Idee gefällt mir sehr und ich freue mich auf die anderen Beiträge. «Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann!» (Das Zitat stammt soviel ich weiss von Francis Picabia)

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Oliver Fuchs
Chefredaktor a.i.
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Jippee.

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Millenial
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Ein gelungener Auftakt zu einer vielversprechenden Serie. Was für ein spannender Ansatz. Ich freue mich auf die weiteren Texte und bin ebenso gespannt auf die Diskussionen.

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Der Glaube an den Pazifismus („Friede den Menschen, die guten Willens sind „) hat mich schon während der Jugoslawien Kriege verlassen: zum einen während der Belagerung von Sarajevo, zum andern wegen des Massakers von Srebrenica. Beides Verbrechen, welche mit kalter Grausamkeit an Zivilpersonen oder Kriegsgefangenen verübt wurden. Die bosnischen Gefangenen und ihre Angehörigen hofften nach dem serbischen Sieg verzweifelt auf die Kampfjets der NATO, welche den Feind zum Rückzug zwingen würde.
Aber keine Flugzeuge griffen ein und die kleine holländischen NATO Truppe fürchtete um ihr eigenes Leben, wenn sie den übermächtigen Serben offen Widerstand leisten würden.
Die Verhandlungen verkamen zwischen Slibovic-Flasche und dem Griff zur geladenen Pistole rasch zur Farce: berufsmässige Killer mit unverhohlen mörderischen Absichten spielten mit eingeschüchterten Leichtgläubigen guten Willens. Der Ausgang der
angeblichen Verhandlungen: fast sieben Tausend ermordete bosnische Kriegsgefangene. Seither habe ich mir vor Verhandlungen angewöhnt, mir auch die eigene rote Linie klar vorzustellen; es muss ja nicht gleich die geladene Knarre sein.

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Schon die Deutsche Film-Doku "Es begann mit einer Lüge" geschaut?
https://www.youtube.com/watch?v=ZtkQYRlXMNU
Oder die Frage beantwortet, warum die USA in Jugoslawien (in unserem Europa) tonnenweise DU-Munition verwendete (Kinofilm: Deadly Dust)?
Oder Beiträge von Kennern (wie etwa Dirk Pohlmann), die früher für "Etablierte" wie ARTE arbeiten durften (was sich inzwischen beides - Mainstream und Arbeitendürfen - leider ins ziemliche Gegenteil verkehrte)?
All das Genannte samt mein Wissen widerspricht Ihrem Narrativ.

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Souri Thalong
Community-Support
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Guten Abend, auch hier posten Sie ein Video ohne Einordnung. Bitte liefern sie diese nach.

Und gehen Sie doch lieber direkt auf Punkte des Vorredners ein. Oder bennenen Sie konkreter, weshalb Sie es hier für wichtig erachten, dass wir den Film oder die Beiträge anschauen sollen. Ansonsten kommt wohl kaum ein konstruktiver Austausch zustande. Danke.

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Betroffen wie alle
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Also erstmal darf man festhalten, dass die Schweiz derzeit kein NATO-Mitglied ist, auf Grund ihrer Lage also durch freundliche Nachbarn geschützt wird. Sie leistet - bewusst und aus Gründen - keinen militärischen Beitrag zur europäischen Sicherheit. Ich sehe auch nicht, dass die Schweiz z. B. Österreich zu Hilfe käme, wenn - na, wer auch immer - dort einfach einmarschiert. Hatten wir schon, den Fall.
So gesehen, ist das Land ein bisschen überausgerüstet. Dank der guten Wartungsmentalität hat es hierzulande z. B. mehr moderne und f u n k t i o n i e r e n d e. Kampfpanzer als in praktisch jedem NATO-Land. Die kommende Ausrüstung der Luftwaffe mit Stealth-fähigen Kampfflugzeugen ist wohl kaum als defensiv zu bezeichnen. Und die Grösse der Milizarmee im Verhältnis zur Zahl der Wahlberechtigten erinnert eher an Nordkorea.
Eine moderne, in der Gesellschaft angesehene Armee nach israelischem Vorbild wäre sicherlich ein gutes Projekt für die Zukunft. Die Fixierung auf die preussischen Militärkonzepte und die grenzdebile Männerbündelei braucht es nicht, um Land und Leute sicherer zu machen.
Unter solchen Parametern wird der Dienst in der Armee als soziale Pflichtzeit, mit Alternativen in anderen gesellschaftlichen Aufgaben, seine angemessene Proportion finden. Dass moderne Waffensysteme teilweise mehrjährige Ausbildung brauchen um effektiv einseetzbar zu werden und zu bleiben bedingt zusätzlich sowieso ein unvermeidliches Mass an permanent eingesetzten Beschäftigten.

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Politologin
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Danke. „ Bevor mich Militär­fans nun als geläuterten Zivi instrumentalisieren: Der Krieg in der Ukraine ändert nichts am Wider­stand gegen Militarismus, kriegs­positive Erzählungen und nationalistische Männer­fantasien.“ das ist der Schlüsselsatz. Um dem etwas entgegenzuwirken, muss eine kritische Selbstreflexion stattfinden innerhalb der Institution Armee, aber auch weiterhin von aussen. Und auch wenn meine Überzeugungen bröckelten am 24. Februar so bleibe ich fest bei zwei Punkten: 1. zum Militarismus gehört die unhinterfragte Erhöhung von Militärbudgets. 2021 erwirtschafteten die grössten Rüstungskonzerne über 2Bio. Das ist erneuter Rekord. Und das trotz einer Pandemie und Lieferkettenprobleme. Wenn wir Demokratien wehrhaft machen wollen, müssen wir unbedingt ganzheitlich in Sicherheit investieren und diese eben nicht nur als Landesverteidigung definieren. 2. keine Wehrpflicht für Frauen. Es kann nicht sein, dass Militärbudgets erhöht werden, die Löhne und Bedingungen in der Pflege aber nach wie vor Menschen aus dem Beruf und in die Erschöpfung bleiben. Ganz allgemein ist unser System nach wie vor auf der unter und unbezahlten Frauenarbeit aufgebaut. Solange das nicht korrigiert wird, ist eine Wehrpficht für Frauen der absolute Hohn. Das bedeutet aber nicht, dass wir bereits jetzt solidarisch mit Frauen in der Armee sein sollten wenn sie Diskriminierung erleben. Wer sich dafür entscheidet, soll die gleichen Möglichkeiten haben und sich sicher entfalten können.

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Ein "nicht" zuviel am Ende? Wie sehen Sie einen obligatorischen "Service citoyen*ne", bei dem frei gewählt werden könnte, ob man Militärdienst, Zivildienst, Zivilschutz machen will? Diese Dienste müssten aber umfassend neu überdacht und arbeitnehmerInnenfreundlich gestaltet werden. Und was meinen Sie mit "ganzheitlich in Sicherheit investieren"?

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Pazifismus ist kein Glaubenssystem, sondern eine Haltung. Diese fordert, jeden Konflikt mit der geringsten (im Idealfall ohne) Gewaltanwendung zu lösen. Diese Grundeinstellung ist sinnvoll, in Kriegs- und Friedenszeiten.

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Deshalb sage ich von mir lieber, ich bin pazifistisch, als ich bin Pazifistin. Das ist lebendiger, hat mit dem Alltag und mit dem konkreten Tun und - eben - mit einer Lebenshaltung zu tun. Also, um ganz ehrlich zu sein: ich versuch's, oft scheitere ich, ich versuch's wieder.

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Warum die weisse Fahne? Damit niemand sich "Pazifismus" draufschreiben kann.

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Weltenbürger (du/er)
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Ich sehe den Gedankengang von Elia Blülle und warum er seine Meinung geändert hat. Ich bin auch froh, gibt es «Panzer und Kampf­flieger in Europas Demokratien». Putin hat klar gezeigt, was auch auf dem Schulhof gilt: einem Schlägertypen kommt man nicht mit netten Worten bei. Auch ich musste meine Meinung zu Waffengewalt überdenken. Es ist völlig legitim, wie die Ukraine sich wehrt und dabei spielen auch die Waffenlieferungen eine zentrale Rolle.

In der Schweiz haben sich meine Fragezeichen bezüglich der Armee aber noch nicht geändert. Was ist ihre Aufgabe, Daseinsberechtigung? In welchem Szenario werden wir froh darum sein? Ich bin kein Militärstratege, deshalb klärt mich auf ­– ich kann mir das nicht wirklich vorstellen. Ohne Unterstützung unserer grossen Nachbarländer wird die Schweizer Armee wohl trotzdem nicht viel zu bieten haben. Und mit Unterstützung... sind wir eine kleine Insel im befestigten Europa (?) und wohl auch geschützt ohne eigene Armee.

  • Die Ukraine hat ihre Armee in den letzten 10 Jahren aufgrund einer ganz konkreten Bedrohung modernisiert und aufgerüstet. Das ist in meinen Augen legitim. Was ist unsere Bedrohung?

  • Soldaten stellen für eine «Europa-Armee» fände ich akzeptabel und angemessen als Beteiligung am Projekt Europa. Nicht aber in Form einer Wehrpflicht.

  • Nicht zu vergessen sind die Opportunitätskosten: was gewinnen wir durch die Milliarden, die in die Armee investiert werden? Was verlieren wir, weil wir die Milliarden nicht besser anders investieren können?

Ich bin immer noch Armeegegner.

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Danke, Sie haben die richtigen Fragen gestellt. Wir sind mitten in Europa, umgeben von Freunden welche das gleiche Demokratieverständnis haben. Da wäre es echt gescheiter, wenn wir uns einem gemeinsamen Bündnis anschliessen würden. Das würde uns Einiges weniger kosten. Oder wir könnten uns unter einen Schutzschirm der EU stellen, ohne eigene Armee. Es ist einfach illusorisch zu meinen, wir könnten eine fremde Armee aufhalten. Trotz unseren paar "Flügerli" werden wir in ein paar Wochen platt gemacht. Die Schweiz hat den 2. Weltkrieg nicht wegen ihrer Armee überlebt, sondern weil sie allen Kriegsparteien als sogenannter "neutraler" Staat nützlich war. Wobei das Wort "Neutral" sträflich missbraucht wurde. Die Schweiz war nie "Neutral". Das soll man endlich einmal anerkennen. Vielleicht ist der Ausdruck besser: Die Schweiz hat sich clever verkauft und strategisch die richtigen Entscheide gefällt.

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Soldaten & Soldatinnen stellen für eine Europa Armee finde ich auch akzeptabel und wohl auch notwendig, denn wir sind keine Insel - auch wenn wir uns so benehmen.
In Bezug auf die Schweizer Armee bin ich auch zur Gegnerin geworden, siehe unten.
Es gibt viel zu tun auf dem Gebiet der Vermeidung von bewaffneten Konflikten: Gerechtigkeit ist das Stichwort und vor allem gelebte Solidarität.
Das beginnt bei der Besteuerung und hört bei der Bewertung von händischer Arbeit, von Frauen und Männern geleistet, auf. Mehr Sorgfalt gegenüber der Natur, gegenüber Allem und Allen.

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Vielen Dank für diese inspirierende Geschichte. Ich musste eine Weile überlegen worin ich mich grundsätzlich irrte. Plötzlich blitzte es in mir auf und ich realisierte, dass ich beinahe die konträre Entwicklung von Elia Blülle durchmachte.
Im Jahr, als in Berlin die Mauer fiel, ging ich in Thun in die Rekrutenschule. Ich war jung, formbar, naiv, manipulierbar und hungrig aufs Leben. Es war die Zeit, als ich glaubte, dass die demokratisch gewählten Politikerinnen - primär - das Beste für das eigene Land wollten, ehrlich und aufrichtig, zumindest im freien Westen. Propaganda gab es, die war jedoch in Deutschland im zweiten Weltkrieg oder eben im Ostblock, es gab doch keine eigene, hausgemachte.
In der RS musste ich, all die Kampfpanzer und Schützenpanzer des Ostblocks auswendig lernen, die, welche heute in der Ukraine im Einsatz stehen.

Nach Jahrzehnten der Reifung und Ent-täuschung, komme ich zum Schluss, dass das verrückte Aufrüsten weltweit, uns nicht sicherer macht. Im Gegenteil, wir schaufeln nur mehr Pulver ins Pulverfass. Das verspricht nichts Gutes. Seit Jahren ist mir klar, dass die Schweizer Armee, aus meiner Sicht, unglücklich und nicht zeitgemäß aufgestellt ist. Die Debatte darüber wird leider nicht geführt. Der bestehende Status Quo der Armee wird einfach aufgestockt, siehe die Beschaffung des F-35 Kampfjet. Dieses Projekt macht höchstens Sinn, wenn man der NATO beitreten will, ansonsten nicht.

Uns wurde erzählt: Du kannst alles werden und alles wird immer besser (Elia Blülle).
Als ich diesen Satz las, fragte ich mich, was haben wir für ein Bildungssystem? Es gab unmissverständliche Anzeichen, dass dem nicht so ist. 2007/2008 pipste der Wecker bereits, die Finanzkrise war da. Schon damals war es offensichtlich, dass es nicht wie gewohnt weiter geht. Die Probleme wurden schlicht aufgeschoben. Das Finanzsystem ist wie ein Flickenteppich, der sich langsam auflöst und sich zu reparieren nicht lohnt.

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Genau, sehr geehrter Urs K., ich hatte - damals auf der anderen Seite, hinter dem eisernen Vorhang - eine Kanone geputzt, die in ihre Richtung gerichtet war.
Damals hatten wir eine Diskussion, dass alle Mitglieder von Regierungen und Parlamenten, welche Krieg beschließen / befehlen und ihre Jugend dahin schicken, als erstes ausgerüstet werden müssen, die ersten Schützengräben ausheben und an vorderster Front den Kampf führen, natürlich unter Befehl des Militärs.
Nun ja, ich war damals jung, aber hilflos wie heute, was Krieg betrifft.

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Im Jahr 1989, als die Initiative zur Abschaffung der Armee an die Urne kam, war ich in der RS. Nach diesem Erlebnis legte ich ein begeistertes Ja ein.
Die Offiziere damals hatten keine Ahnung davon, wie sie uns Rekruten vom Sinn dieses Dienstes hätten überzeugen können. Stattdessen ging es ihnen
darum, uns zeigen zu können, wer am längeren Hebel ist. Ein idiotisches patriarchales System, in welchem man zu gehorchen hatte ohne Fragen zu stellen.

Ich weiss nicht, welcher Führungsstil heute in der Armee vorherrscht. Aber sollte sich daran nichts geändert haben, könnte man sie auch heute
noch getrost abschaffen. Eine solche Organisation hat keine Chance, ihre Mitglieder zu motivieren oder intelligente Strategien zu entwickeln. Sie
produziert lediglich Kanonenfutter.

Trotz all dem bin ich schon lange vor dem Krieg in der Ukraine zur Überzeugung gekommen, dass sich Demokratien mit militärischen Mitteln verteidigen
können sollten, so lange es Typen gibt wie Putin und Co.

Eine mit intelligenter Organisation ausgestattete Schweizer Armee müsste sich in ein europäisches Verteidigungssystem einbinden lassen, und ihren Beitrag dazu leisten.

Das alles drehte sich jetzt nur um die militärische Seite. Am allerwichtigsten scheint mir aber immer noch, der Entstehung von militärischen Konflikten auf politischer,
wirtschaftlicher und kultureller Ebene entgegenzuwirken.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Einverstanden.

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Danke Elia Blülle für diesen Einblick. Als Armeeangehöriger und Offizier, der an sich selbst den Anspruch stellt, kritisch zu denken, kommt dieser richtige Geisteswandel leider spät. Die politische Linke hat sich weitgehend aus der Sicherheitspolitik als Thema und dem Militär als Institution verabschiedet. Umso wichtiger scheint es ihr Aufruf, dass junge Männer und Frauen genau hinschauen und sich bewusst dafür entscheiden, auf den "langen Weg durch die Institution" machen. Ich sehe durchaus auch Bestrebungen, diesen Pfad attraktiver zu machen (z.B. die Anpassungen, die das VBS diese Woche an den Rechtsgrundlagen der Friedensförderung gemacht hat).

Ein wichtiger Schritt um den Kulturwandel zu schaffen, den Sie und ich uns wünschen, sollte die Reform der Wehrpflicht sein. Es stört mich als Mann, der den Gleichstellungsthemen bei weitem nicht abgeneigt ist, dass in dieser Frage von links lediglich Fundamentalopposition kommt. Es muss darum gehen, die Lasten der Sicherheit und des notwendigen Übels Armee fair und breit in der Gesellschaft zu verteilen, und damit auch ein Minimum an demokratischer Kontrolle über das Gewaltinstrument Armee sicherzustellen. In der Wirkung erweitert sich dadurch die Rekrutierungsbasis für die Berufsleute im VBS, wo derzeit die Geschlechterungleichheit schmerzt, aber aufgrund der fehlenden Erfahrungen und Vernetzung teilweise nachvollziehbar ist.

Bezüglich dem Abschlussgedanken möchte ich anregen, keine falsche Romantik zu führen: Eine Armee ist und bleibt ein Instrument der Gewaltanwendung, und gerade 2022 geht als Jahr der Renaissance der Abschreckung in die Geschichte ein. Es muss deshalb weiter darum gehen, der Schweiz eine (in dieser Reihenfolge) effektive, ethische und effiziente Streitkraft zu schaffen. Das umfasst auch neue Aspekte (Drohnen, Cyber, Informationssphäre), baut aber auf der Fähigkeit auf, den Kampf der verbundenen Waffen führen zu können - also konventionelle Landkriegsführung mit entsprechend fähigen Panzern, Infanterie und Artillerie.

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Kritischer Leser
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In diesem Text stossen mir zwei Stellen auf.
Die erste: Schweizer mit Penis. Die zweite: Pferde haben Scheuklappen. Dermassen miese und bescheuerte (en détail) Texte will ich mir nicht antun. Aber freundliche Grüsse, Anstand muss sein .

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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· editiert

In diesem Kommentar stossen mir zwei Stellen auf. Die erste: Anstand. Die zweite: Anstand. Dermassen gehässige Kommentare (en détail) haben nichts mit Anstand zu tun. Aber freundliche Grüsse, Elia ❤️

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Kritischer Leser
·

Alles paletti? Stellen Sie sich vor ich wär ein Pferd. Stellen Sie sich vor ich wär ein Schweizer, der gemerkt hat dass er eine Schweizerin ist (wobei ich diese Probleme nicht habe: ich bin weder ein Pferd noch queer). Würden Sie Ihren Text ebenso schmissig hinschreiben, à la République? Aber: immer freundlich, ganz bestimmt. Ohne Häme, aber mit wachem Verstand. Hätten Sie wirklich dummdunpfe LeserInnen? Guten Abend.

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Friedrich Beust, ein überzeugter Demokrat, der aufgrund der Niederschlagung der Deutschen Revolution 1848/1849 nach Zürich floh, veröffentlichte 1876 im Verlags-Magazin das Buch Grundzüge der Organisation eines Volksheeres. Er schreibt: "Das bewaffnete Volk, organisiert in dem Volksheer, ist allein im Stande, den Staat und das Volk gegen Vergewaltigung zu schützen." usw. (alle Links auf Wikipedia). Er argumentiert, dass, wenn alle sowohl das Recht als auch die Pflicht haben, die eigenen kollektiven Interessen zu verteidigen, kein selbsternannter Kaiser dagegen ankommt. Das ist doch sehr aktuell, oder nicht? Oder ist es naiv?

Ich bin trotzdem ein überzeugter Verfechter des Zivildienstes. Gerade in der Ukraine sieht man, wie wichtig es ist, dass Leute die Infrastruktur reparieren, die Alten und die Unselbständigen unterstützen, usw.

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Beusts Vorstellung von einem "Volksheer", das den Staat und das Volk gegen Vergewaltigung schützt, ist einerseits sehr idealistisch und andererseits ein bisschen naiv. Sie scheitert daran, dass das "Volk" kein erratischer Block ist, in dem alle die gleichen Interessen und Vorstellungen haben.
Das "Volksheer" wird also den Staat schützen - notfalls auch vor den eigenen Bürgern. Dazu trägt bei, dass alle Armeen hierarchisch organisiert sind. Das bedeutet aber auch, dass das "Fussvolk" in diesem "Volksheer" Befehlen folgt/folgen muss. Und die Heeresspitze wird und muss dafür sorgen, dass ihre Befehle befolgt werden. Armeen unterstehen auch "selbsternannten Kaisern", wie unsere Nachbarländer erfahren mussten. Sie wenden sich nur in Ausnahmefällen gegen solche (Matrosenaufstand 1918 in Deutschland).
Dass auch ein "Volksheer" das Volk angreifen, gefährden kann, weiss man in der Schweiz spätestens seit die Armee beim Generalstreik auf die Streikenden schoss. Da standen sich eben zwei Teile des Volkes gegenüber: Der Staat, der streikende Arbeiter als Gefahr empfand - und die Arbeiter, die den Staat bzw. die Wirtschaftsführer als Gefahr empfanden. Solche Konflikte kann keine Armee lösen - sie müssen politisch gelöst werden. Weshalb der Einsatz einer Armee - auch einer, die aus dem "bewaffneten Volk" besteht - niemals im Staat, gegen die eigene Bevölkerung erfolgen darf.

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Ich wurde gerade "Mitglied". Wenn Beiträge wie der Vorliegend die Norm sind, wäre es ein Fehlgriff. So etwas würde ich nicht mal geschenkt lesen wollen.
Bloss zwei Textbeispiele (nach Querlesen), mehr ist es mir nicht wert:

  1. Panzer und Kampfflieger für Europa seien gut. Meine Meinung: Erstens bräuchte es heute andere Waffen, um sich zu verteidigen, und zweitens nützen alle Waffen nichts, wenn man den Feind/Ursache nicht erkennt bzw. falsch diagnostiziert (vergleiche Medizin).

  2. Demokratie sei das Allheilmittel gegen Krieg. Meine Meinung: Beispiel USA: Entweder ist das eine Demokratie, aber warum sind die dann (seit über 100 Jahren) weltweit mit um Welten Abstand Weltmeister in Machtergreifung und Zerstörung? Oder das ist keine Demokratie (wie Ex-Präsident Jimmy Carter in markanten Worten dokumentierte) und wie es jedem politisch versierten Normalbürger längst einleuchten dürfte, dann aber müsste Schweiz/Europa ganz andere (vor allem: konträre) Massnahmen vollziehen.
    Siehe meinen Kommentar:
    https://www.infosperber.ch/politik/…hlausgang/
    Fazit: Beim Republik-Artikel finde ich den Gaul nicht nur falsch aufgezäumt. Es ist auch noch das falsche Pferd.

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Wirtschaftshistoriker
·

"So etwas würde ich nicht mal geschenkt lesen".
Und habe es nur quergelesen, mehr ist es mir nicht wert.

  1. Wieso gehen Sie denn darauf ein?

  2. Sie liefern ungewollt ein mögliches Motiv (unter vielen anderen) für den Grundstein einer Auseinandersetzung, die das Potential hat,
    in Gewalt auszuarten, nämlich die deutliche und verbal-aggressive Abwertung von Aussagen und Meinungen von anderen. Ohne den ungeliebten Artikel genau gelesen zu haben. 😇😏

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Betreffend Ihrem zweiten Punkt: Möglicherweise hätte der Autor diesen noch etwas weiter ausführen sollen, denn es ist in der Tat ein interessanter Punkt aus dem Studium internationaler Beziehungen: Nie haben zwei funktionierende Demokratien Krieg gegeneinander geführt! In einer Welt der Demokratien gäbe es - so weit zumindest die Empirie, welche wir haben - keinen Krieg.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Herr R.

Ich sage nicht, dass sie gut sind. Sondern ich sage, dass ich froh bin, dass es sie gibt.

Ich sage auch nicht, dass Demokratien ein «Allheilmittel» gegen Krieg sind. Sondern, dass sie als einzige Staatsform Kriege nachhaltig zu verhindern wissen. Der Fall der USA muss man dabei separat debattieren und da fühle ich mich auch nicht imstande ein cleveres Urteil abzugeben.

Das hier ist ein Diskussionsbeitrag. Ich beschreibe, wie es mir geht, wieso ich meine Meinung geändert habe. Alle weitere Fragen, die Sie in Ihrem Kommentar stellen, führen darüber hinaus und sind spannend.

Freundlicher Gruss

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Beobachter
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Sie haben mich auf Sperber aufmerksam gemacht, habe da reingeschaut, danke interessant, scheint auf den ersten Blick auch Ok.
Ich bin hier erst seit einem Jahr ein kritisches Mitglied. Ich mache grundsätzlich keine "down likings" aber erlaube mir ein Kommentar.
Ich denke das der Ton massgeblich zur Musik beiträgt somit empfinde ich obige Töne gehen in Richtung free Jazz oder in eine andere Nische, was aber nicht immer Jedermanns Sache ist.

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System Engineer
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· editiert

Der Service Citoyen würde es wohl erlauben, dass alle Armeedienst machen können.

Bezüglich Armee als solches. Ich bin nicht mehr wirklich dafür, dafür hat sie selbst gesorgt.
Wenn wir allerdings eine haben, soll man es wenigstens richtig machen.
Die meisten welche in die Armee kommen sind wohl durchaus clevere Menschen. Einfach nur stumpfsinniges zu machen ist doch verschwendetes Potential.
Behandelt die Leute wie denkende Wesen und macht euch das zu nutzen.
In der Ukraine sieht man sehr gut was eine innovative Armee leisten kann.
Hinzu kommt noch die Ausrüstung, wenn die immer noch das selbe Zeug wie vor 10 Jahren haben wird das nichts. Gerade die persönliche Ausrüstung ist enorm unbequem für etwas, was man den ganzen Tag tragen soll.

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Ich habe in diesem Jahr ungefähr den selben Sinneswandel durchlaufen. Vom Dienstuntauglichen Zivilschützer und Pazifist, zu einem der die Notwendigkeit einer modernen, "gesunden" Armee begreift.

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Am härtesten empfinde ich den Diskurs mit Freunden, Kollegen und in der Familie, ob der Krieg eines freiheitlichen Rechtsstaates der bessere, gerechtere oder sonst etwas anderes ist, als der eines diktatorisch / autokratischen Staates.

Zu meiner Lebenszeit musste ich den Vietnamkrieg, den Überfall der Sowjetunion auf Afghanistan, den Afghanistankrieg infolge 09/11, die Lügen des Angriffskrieges auf den Irak, den Syrienkrieg inkl. russischer Intervention zur Kenntnis nehmen resp. in den Medien verfolgen. Ich kenne die militärische Intervention in Jugoslawien (auch ein europäischer Krieg) und leider noch einige mehr. Von früherer Geschichtsschreibung ganz zu schweigen.
Ich bin überzeugt und ich habe es von Menschen erfahren die selbst während und nach Kriegen leiden mussten, dass es keine Sieger in irgendeinem Krieg je gab und je geben wird. Auch die Ukraine wird nicht als Siegerin aus diesem unsäglichen Angriffskrieg der Russen hervorgehen. Auch dann nicht, wenn alle besetzten Gebiete, inkl. der Halbinsel Krim, zurückerobert würden.

Es gibt da diesen Spruch von C. von Clausewitz: "Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln". Den empfinde ich immer unerträglicher, weil er letztendlich verklärt, dass Krieg das Versagen von Politik ist. Denn auch dann, wenn Politik versagt, gibt es keine Rechtfertigung sie - die Politik - als Krieg fortzusetzen.
Dann gab es, für mich auch im Jahr 2022, das Buch "Im Grunde gut" von Rutger Bregman und ich zweifle zwischen Hoffnung und Ratlosigkeit.

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Was für eine Enttäuschung. Zwar kommt dieser Text nicht besonders überraschend, denn die Entwicklung ist ja allgemein spürbar (zum Beispiel auch am Aufwind der FDP). Und trotzdem bin ich vom ersten Artikel dieser spannenden neuen Rubrik eben dies: enttäuscht. Von der Realität, dass ein vormals überzeugter Armeegegner, wohl nicht als einziger, plötzlich umschwenkt, ausgelöst von der Angst. Auch ich bin zwar der Meinung dass sich die Ukraine wehren soll. Und trotzdem wehre ich mich nach wie vor mit Überzeugung gegen Kampfjet-Käufe und Armeebudget-Aufstockungen. Schade um die verlorenen Milliarden (die die Schweiz zwar locker mit dreckigen Geschäften wieder reinholt...).

Ich gehöre zur Generation Gewissensprüfung, habe aber auch eigene Erfahrungen in der Armee gemacht – immerhin mit dem Privileg einer 6-wöchigen Sport-RS. Und trotzdem zähle ich die Entscheidung für den Militärdienst zu den grössten Fehlern in meinem Leben. Nie wieder würde ich dies tun oder jemandem empfehlen! Nach zwei WKs als Sportleiter habe ich mich dann endlich für den Zivildienst entschieden, und da mit guten Menschen tolle Erlebnisse gemacht. (Unter anderem habe ich in einer Kinemathek gelernt, alte Geräte zu flicken, was zu einer grossen Leidenschaft wurde.)

Aus dem Militär hingegen habe ich keinen einzigen sozialen Kontakt, den ich pflegen könnte. Die «Kameradschaft» habe ich nie erlebt. Was geblieben ist, sind die Strapazen, Erniedrigungen und Entmündigungen. Gebracht haben mir die 15+6 Wochen: nichts. Nie wurde Wert auf persönliche Ressourcen oder individuelle Fähigkeiten gelegt. Ganz gemäss dem Zitat von William Stern.

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(von der Moderation verborgen)

Möchten sie kurz einordnen, inwiefern das "legendär" ist? Ein Video mit der Kurzbeschreibung

Auf seiner Jahrespressekonferenz antwortete Präsident Putin auf die Frage eines Journalisten des britischen Propagandasenders BBC, bei der es hauptsächlich um die Beziehungen ging zwischen Russland und dem Westen. Bei der Widerlegung der gegnerischen Argumente zerstörte Putin nicht nur den Journalist, sondern auch die gesamte westliche Propaganda der letzten Jahre innerhalb von weniger als 10 Minuten.
Auch ging es dort um Themen wie die angebliche "Annexion der Krim", Navalny etc.

scheint mir nicht gerade ausgewogene Berichterstattung?

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Schweizer Qualitätsjournalismus, Beispiel (es macht mich jedesmal von neuem fassungslos, dass solche US-Kampagnen, "eigentlich Durchschaubares", von der Leserschaft offenbar geschluckt wird):
https://www.bluewin.ch/de/news/inte…28780.html

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Und so nach und nach wurden auch die Millenials zu den gleichen Rote Angst Paranoiden wie ihre Eltern.

Zumindest hatten Boomer einen guten sozioökonomischen Grund dafür. Millenials bekommen nichts daraus, ihre Seele an den militärisch-industriellen NATO Komplex zu verkaufen und können es trotzdem kaum abwarten.

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Was soll das heissen 'bekommen nichts daraus'? Meine jüngeren Cousins waren erst kürzlich beim Verbindungsoffizier des militärisch-industriellen NATO Komplex, haben ihre Seele verkauft und jeder 1000.- bar auf die Hand bekommen. Ungelogen.

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Multifunktional
·

Nur 1000.-?! Ist ja schon ziemlich mickrig. Nicht einmal die Rolle des ultimativen Bösewichts bekommt die NATO richtig hin. Da lob ich mir den Teufel - der bezahlte früher zumindest noch anständig mit ein paar Goldklumpen für eine Seele!

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Wo sind denn die roten? Wenn du Russland meinst, muss ich lachen.

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Zauberer der Unwahres, wahr macht.
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Die pazifistische Utopie ist erst wirksam, wenn alle Menschen jede Waffe ablehnen, um direkt eine bessere Politik zu fordern.
Jede Führung, die zur Aggression aufruft, verliert direkt ihre Legitimation.
Ohne Kriegsbereitschaft, logisch, kein Krieg.
"War is Over, if we want it", so Lenon... soweit die Utopie.
Die Realität ist aktuell anders. Unübersichtlich, barbarisch, weit vom Frieden entfernt.
Ohne das Festhalten, an eine friedliche und pazifistische Ordnung, wird sich auch nie etwas ändern. Langfristig muss die Utopie das Ziel bleiben. Alle müssten das wollen.

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"Physiker"
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"Heute bin ich froh um Panzer und Kampf­flieger in Europas Demokratien."

Ich kann Sie verstehen, aber ich bin dennoch nicht froh. Es kommt für mich sehr darauf an, was für Waffen es sind. Über Panzer weiss ich zu wenig Bescheid, aber Kampfflieger, besonders solche wie die gerade bestellten F-35 in der Schweiz und in Deutschland, sind praktisch reine Mordmaschinen pilotiert von Offizieren, die bereit sind Bomben und Raketen auf unbekannte teils menschliche Ziele loszulassen. Keine Defensivwaffen ausser innerhalb eines grossen Kontexts. Ich bin in der Armee sogar zur Flugabwehr gegangen, als unbewaffneter Sanitäter oder Elektroniker nicht ging, weil ich keine Skrupel hätte, feindliche Kampfflieger abzuschiessen. Sonst hätte ich wohl verweigert.
Gerade der Ukrainekrieg scheint mir auch zu zeigen, wie nutzlos Kampfflieger sind, auch weil sie Mittel binden, die besser in die Luftraumverteidigung investiert würden. Die Kampfflieger sind aber nutzlos gegen Drohnen und Raketen und die Schweiz hat kaum Mittel gegen diese und wird sie laut kürzlichen Pressberichten noch lange nicht bekommen.
Wenn jedes Land eine bessere Luftraum-Verteidigung als Offensivwaffen hätte, wären moderne Kriege weniger schlimm. In einer Welt, welche das pure Gegenteil, die Atombombe, zulässt, ist das noch lange eine Illusion. Bevor es der Uno nicht gelingt, das Vetorecht der Atommächten abzuschaffen kommen wir nicht weiter.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Natürlich, über all diese Fragen müssen und sollten wir streiten. Das ist ja eine der Kernaussagen meines Textes.

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Wirtschaftshistoriker
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Ist doch schön, wenn sich zwei (Reusser und Anonymus 6) gefunden haben, auch wenn beide mit nackten Zahlen zu den Rüstungsausgaben in Ost und West argumentieren, ohne jede Einordnung.
Die USA verfügen über 1.8 Millionen Soldaten, davon 1.4 aktive. Die NATO über 3.3 Millionen.
Der Grossteil der Ausgaben sind Personalausgaben, also Gehälter, diejenigen der Militärverwaltung (100 Tausende) kommen auch noch dazu. Ein Soldat der NATO verdient durchschnittlich um die 50000 Euro im Jahr, ein russischer oder chinesischer 8 bis 10 mal weniger.
Viel relevanter sind die Ausgaben für Waffen jederlei Art. Auch hier liegt die NATO vorne, nicht zuletzt der Korruption in Russland geschuldet, wo ein Grossteil des Militärbudgets in privaten Taschen ankommt.
Einer von euch schreibt, von Russland gehe keine Gefahr aus für Europa: gehört die Ukraine nicht zu Europa? Wenn nein, zu wem dann?

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A. S., sogar wenn Sie bloss Wirtschaftshistoriker sind, könnten Sie wenigsten so viel Respekt aufbringen, meinen Namen richtig zu schreiben, wenn Sie mich hier schon in einem Slang anmachen, der mir zuwider ist.
Liebes Publikum, AS schreibt auch sonst bloss Irreführendes, und ich soll nun hier deswegen Überstunden machen? Heute das letzte mal:
AS hat nicht aufgepasst. Die USA haben die ganze Nato unter sich. Die Kluft der Rüstungsausgaben zwischen USA & Co. sowie Russland (China) beträgt Welten, das Budget ist also nicht nur etwas kleiner in Russland (und das auch noch wegen angeblicher Korruption). Korruption müssten Sie eh erst beweisen. Beweisen Sie das.
Checken Sie lieber mal, was eine einzige der neuen USA-Nukes kostet (GPS-gesteuert praktisch zentimetergenau im Ziel und maliziöserweise sehr fallout-reduziert, warum wohl, MEINE Fantasie reicht längst für die Antwort) oder ein neuer Raider-Langstrecken-Bomber? Allein der Name beweist doch, dass das zur reinen defensiven Verteidigung dient, isn't it!
Und zuletzt noch der Evergreen der EUSA-Gemeinde: Zwar schon tausendmal argumentatorisch widerlegt, aber offensichtlich geht es vielen nicht um die Wahrheitsfindung, sondern uns Rechthaben.
Die USA hatten in der Türkei Raketen gegen die UdSSR aufgestellt, eine aggressive Angriffsvorbereitung. Als daraufhin die UdSSR als reine Kompensation dasselbe in Kuba tun wollten (jedes Land darf ja souverän über seine Verteidigung selbst entscheiden, hörte ich jedenfalls punkto Kiew), vollzogen die USA Schritte zum unmittelbaren Dritten Weltkrieg, beschrieben im meinem Kommentar im Infosperber:
https://www.infosperber.ch/politik/…ule-machen
https://www.infosperber.ch/politik/…lt-retten/

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Ich kann mich dieser Akzeptanz des Militärs als angeblich notwendiges Übel immer noch nicht anschließen. Die Geschichte, nehmen wir das Beispiel Indien, hat gezeigt, dass es andere weniger verlustreiche Mittel gibt, einen militärisch überlegenen Besatzer loszuwerden.
Was mir in aktuell rüstungsfreundlichen Stimmung auch völlig untergeht, sind die realen Zahlen. Die NATO hat 2020 1110 Milliarden für Rüstung ausgegeben, Russland 61.8 Milliarden und Chine 276 Milliarden. Wer muss nun vor wem Angst haben? Der Westen ist völlig überrüstet und sollte dringend abrüsten, stattdessen werden noch mehr Mittel für nutzlose und schädliche Rüstungsgüter verpulvert.

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Anonym 6 danke dass es Sie gibt (ich dachte schon, ich sei der einzige hier, der. . .). Betreffend den Begriff NATO finde ich es entscheidend wichtig, zu wissen, dass dieser Begriff in Wahrheit USA bedeutet, die USA haben den alleinigen Oberbefehl. Und bereits im ersten Bündnisfall der Geschichte der Nato getraute sich niemand auch nur zu hinterfragen, wie die Beweislage aussehe. Auch die Beweislage der schlimmer als Tiere Misshandelten in Guantanamo sowie Drohnenmord-Opfern sowie Julian Assange hinterfragte niemand wirksam. Und all das bei einem Akteur (Beispiel: Tonkin-Lüge, die zu millionenfachem Tod und Siechtum bis heute, Agent Orange führte), dessen Historie alias "Vitae" zu äusserster Vorsicht (Misstrauen) warnen müsste.

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Gerne, freue mich auch nicht alleine zu sein. Ja, darüber dass die USA den alleinigen Oberbefehl haben, spricht man auch wenig. Das Publikum sieht immer den durch und durch seriös wirkenden Herrn Stoltenberg, aber entschieden wird von einem 4-Sterne-General der USA. Mit 776 Milliarden geben die USA auch mit Abstand das meiste Geld in der NATO für Rüstung aus. Aber alleine D, F, UK und I geben gemeinsam schon das 3-fache von Russland aus. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass ein Angreifer eine 5-fache-Übermacht braucht, dann wird klar, dass die aktuelle Aufrüstung völlig unnötig ist und Russland militärisch keinerlei Gefahr für Europa darstellt.

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Ich finde es gefährlich, wie schnell in diesem Artikel die Frage geklärt wird, dass wir jetzt doch Kampfjets und Panzer brauchen. Natürlich will der Autor auch bisschen provozieren, aber für mich sind es immer noch zwei paar Schuhe, ob wir die Ukraine unterstützen oder ob wir im Inselstaat Schweiz Panzer oder Kampfjets brauchen. Mehr Geld für Kultur und Bildung überall kann unsere einzige Antwort auf patriarchale Diktatoren sein!

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Diese Frage habe ich im Artikel gar nicht gestellt. Ich habe nur gesagt, dass ich kein Armeegegner mehr bin. Wie die Armee dann letztlich aussieht, steht auf einem anderen Blatt Papier.

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Unsere Armee bleibt ein zu stark gewichteter Budgetpunkt; dass ist hierzulande nach wie vor das Hauptproblem. Da können noch so viele Leute Armee-Befürworter:Innen werden.....

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Schweiz 2021: sind 0,71% des BIP zuviel?
(Meine Hausratversicherung ist im Verhältnis zum Einkommen teurer).
Deutschland gab doppelt soviel aus und erkannte nun, dass dies völlig ungenügend ist. Die Einsparungen der sogenannten „Friedensdividende“ nach dem kalten Krieg haben zu einer kaum noch verteidigungsfähigen Armee geführt.

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✑ ✑ ✑ ✑ ✑
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Ich finde es bedauerlich, wenn der Schweizer Einsatz für den Frieden auf Eskalation und nicht auf Deeskalation setzt. Wenn in Bern mit glänzenden Augen schneidige US Jagdflugzeuge und polierte Bomben gekauft werden. Diese Haltung begünstigt eine Politik ohne Gewissen, den Krieg.
Bei der Gewissensprüfung des Dienstverweigerers ging es dem Militärgericht darum, herauszufinden ob da politische Gründe mitspielten. Darauf stand Gefängnis. Bezeichnenderweise sprach man der Politik das Gewissen ab (Politische Gründe zählten nicht als Gewissensgründe).
Ich bezweifle, dass Politik uns und dem Frieden so einen Weg zeigt, der Sinn ist.

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Sehr geehrter Herr Blülle

Dieser Artikel könnte ich geschrieben haben, wenn ich denn Journalist wäre.
Ich habe, wie Sie auch, in meiner Jugend alles was mit Waffen und Panzern zu tun hatte abschaffen wollen, weil es mir nicht mehr zeitgemäss erschien. Aussderdem fand ich die F35, bis zum Einmarsch Russlands in die Ukraine das falsche Flugzeug vom falschen Hersteller aus dem falschen Land.
Und heute? Heute würde ich wahrscheinlich einer Armeebudget erhöhung au 2 -3% des BIP zustimmen. Warum aber gefällt mir der "Verein" Armee nach wie vor nicht? Weil sich da Männer mit grossen Egos und nicht selten mit Selbstwertproblemen, zu profilieren versuchen und und so ihre Potenz zur Schau stellen wollen. Das macht mich heute noch hässig. Die ukrainische Armee nennt ihre Aufgabe "Arbeit" und genau dieses denken würde der Schweizer Armee auch gut tun. Würde die Schweizer Armee ihre Aufgabe auch als Arbeit verstehen, würde von sich aus eine neue Kultur entstehen, abseits von geprotze und Gewaltphantasien von hetero Cis-Männern der Boomergeneration, hin zu einer Kultur die auf Partizipation und echten Kompetenzen basiert. Das wird aber noch einige Jahre gehen.

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Danke für diesen wichtigen Beitrag. Ich fühle mich als Pazifist sehr angesprochen. Das militärische Gehabe ist mir fremd. Wie umgehen im Angesicht eines Krieges so nah vor der Haustür?
Wichtig wäre, moralische Unabhängigkeit zu erlangen. Ehrliche Politik, ehrliche Interessen, ehrliche Kommunikation.
Im diffusen Rauschen der Weltpolitik ist es naheliegend das Fernglas beiseite zu legen und die nächst gelegene Beere zu pflücken.
Und doch gibt es keinen anderen Weg als Demilitarisierung und Denationalisierung. Es gibt nur ein Erdengeschlecht und das ist der Mensch.
Schauen wir, dass wir zueinander finden.

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Die mächtigste "Demokratie" der Welt hat sich in den letzten 50 Jahren nicht gerade friedensfördernd gezeigt. Wie kommen Sie zu dem Schluss, dass "... jene Staats­form auf dem Spiel steht, die als einzige Kriege langfristig zu verhindern weiss"?

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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· editiert

Ich sage nicht, dass Demokratien perfekt sind und in jedem Fall Kriege verhindern. Aber sie ist die einzige Staatsform, die sie nachhaltig eindämmen kann. Zur USA: Die Kriegsentscheidung war leider selten wirklich demokratisch. Und der Widerstand der Bevölkerung hat in allen Fällen mit unter dafür gesorgt, dass die Kriege beendet wurden.

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Krieg kann nie gerecht sein. Gewalt erzeugt immer Gegengewalt. Es gibt nur eine einzige Lösung Pazifismus nichts absolut nichts legitimiert Gewalt. Es gibt keinen gerechten Krieg. Krieg erzeugt nur Opfer. Dann sage Nein

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Republik-Leser
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Wenn Georgien, Kassachachstan, Lettland, Moldawien, Estland, Litauen aufrüsten wollen, kann ich das nachvollziehen. Das nun in der Schweiz ein solch grosser Aufschrei nach Aufrüstung schreit und Stärkung der Armee kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn ganz Europa aufrüstet wird diese Situation bestimmt nicht entspannter.
Zitat aus dem Text:

"Was bleibt vom Pazifismus übrig, wenn autoritäre Regimes ihre Nachbarn angreifen? Die Demokratie global erodiert? Also jene Staats­form auf dem Spiel steht, die als einzige Kriege langfristig zu verhindern weiss?"

Ein kitschiges Zitat. Zumal in Afghanistan 20 Jahre Krieg herschte und in einem Disaster endete. Verursacht durch die im Zitat erwähnten "Demokratien" und ihren Partnern.
Etliche zivile Ziele wurden unter Obamas Amtszeit bewusst in Kauf genommen. Krieg ist nie gerecht und wird nie fair geführt.

Die westlichen Moralpredigten in diesem Ukraine-Russland-Krieg stehen auf sehr schlechtem Fundament. Aber spannend wie die Schweizer Neutralität sich neu definieren muss. So wohl auch das Militär in der Schweiz.

Dieser Text hat eindeutig Qualität in der Weltwoche publiziert zu werden.

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In Afganistan herscht seit 1978 Krieg. Also seit mehr als vierzig Jahren und genau genommen ist er noch nicht zu Ende. Augenblicklich führt die "Regierung" Krieg gegen die eigene Bevölkerung.

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Elia Blülle
Journalist @Republik
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Uff... Da haben Sie aber sehr viel in meinen Text hineininterpretiert.

1.) Ich habe nichts von einer Stärkung der Armee oder Aufrüstung geschrieben, sondern dass ich die Armee nicht abschaffen will – und mir stattdessen eine Diskussion darüber wünschte, wie dann die Armee der Zukunft aussehen sollte.

2.) Ich schreibe nicht, dass Demokratien perfekt sind. Und vor allem, was die USA anbelangt, bin ich sehr skeptisch. Meine Kernaussagen: Ausgebaute Demokratien mit funktionierenden Zivilgesellschaften wirke in ihrer Anlage – und diese Ansicht teilen die allermeisten modernen Staatstheoretiker –  deeskalierend.

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Abschied vom (grünen) Wachstum - das Ende des Kapitalismus: Noch mehr als der Krieg und die Aufrüstung in der Ukraine (ähnlich wie bei Elia Blühe) hat mich dieses Buch von Ulrike Herrmann aufgerüttelt und zum Nach- und Umdenken angeregt.
Besonders interessant ist angesichts der Umwelt- und Klimakrise (die den ganzen Globus betrifft und nicht nur das europäische Staatengefüge), dass sie die britische Kriegswirtschaft in WWII (schmerzhafter Verzicht und Steuerung der Mittel durch den Staat - Umsetzung der wirtschaftlichen Massnahmen und Produktion durch den privaten Sektor) als erfolgreiches Bespiel erklärt und als Ausweg aus dem Kapitalismus (so grün er auch sei) empfiehlt. Ihr Buch hat bei mir eingeschlagen wie eine Gedankenbombe....

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Vielen Dank Elia Blülle, der Text spricht mir aus dem Herzen! Und wenn ich die bisherigen Kommentare lese, bin ich nicht die Einzige 😁

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Frieden gab's noch nie auf der ganzen Welt. Immer war irgendwo Krieg. Zur Möglichkeit der Ausbeutung der vielen von wenigen. Mit Nuancen. Kriege sind nicht nur nationalistisch. Aber auch. Und die Verteidigung des Friedens ist nicht der Frieden für alle. Gilt dito für Freiheit. Zurzeit scheint auch die demokratische Freiheit eher unfrei verteilt. Vielerorts.

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Also jene Staats­form (Demokratie) auf dem Spiel steht, die als einzige Kriege langfristig zu verhindern weiss

Diese Aussage ist ahistorisch und falsch.

Einerseits ist die Demokratie keine Staatsform, andererseits ist die Geschichte gesprenkelt mit Beispielen, in welchen demokratische Mächte als kriegstreibende Agitatorinnen auf der Weltbühne auftreten.

Ist eine autokratische Regierung, welche durch einen von einem westlich-demokratischen Geheimdienst gestützten Putsch an die Macht kam demokratisch oder autokratisch? Wurde der Putsch durch die Armee gestützt oder hat die Armee versucht die Demokratie zu verteidigen? Ist die Armee, sind die Putschisten, ist die westlich-demokratische Macht, deren Geheimdienst dahinter steckte, nun gut oder böse?

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Oh ja, bei mir sehr ähnliche Gedanken.

Das "Grösste Anzunehmende *loch" (GAA) im Einflussbereich bestimmt ganz offenbar, welche Armee wir brauchen. Dabei ist natürlich auch der ganze "Wandel durch Handel"- (Selbst-)Betrug aufgeflogen und das von in der Schweiz übervertretenen Drecksenergie-Dealern gesteuerte "Mach deinen Staat zum Junkie"-Komplott, mitsamt geschmierten und/oder hoffnungslos ahnungslosen Politikern. Ursache, warum der Typ so lange hofiert und sein Krieg finanziert wurde.

Die Begrifflichkeit des "Notwendigen Übels" hat für mich eine ganz neue Dimension erlangt. Ja, die Armee und die ganzen grässlichen Waffen etc. sind offenbar dringend notwendig, wir brauchen wohl sogar mehr davon.

Emotional ist das etwa so wie bei "Windeln im Alter".

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Ich glaube, “Wandel durch Handel“ war nicht einfach bloss (Selbst-)Betrug, sondern auch eine ernsthafte, aufrichtige und gar nicht so alberne Hoffnung, dass das wirklich funktionieren kann. Ist im Fall von Russland leider schief gelaufen, und vielleicht hätte man das ja tatsächlich schon viel früher erkennen können und müssen, wie uns jetzt plötzlich all die Neunmalklugen gerne belehren. Tatsache ist aber, dass es in Westeuropa kaum prominente Stimmen gab, die uns eindringlich vor Russland und dieser Besänftigungs- und Verbandelungspolitik gewarnt hätten. Warnungen kamen am ehesten aus Osteuropa und dem Baltikum, diese nahm hier aber kaum jemand ernst. Hierzulande fand man das paranoid, übertrieben aggressiv und irgendwie unreif, wie man es von historisch vorbelasteten Ländern halt vielleicht nicht anders erwarten konnte.

Ich glaube übrigens nicht, dass das Negativbeispiel von Russland jetzt zweifelsfrei beweist, dass “Wandel durch Handel“ grundsätzlich niemals funktionieren kann, und man dieses strategische Mittel für die Friedenserhaltung ab jetzt in allen Fällen kategorisch ausschliessen sollte. Und auch aus ideologischen Gründen (“profitieren tun skrupellose Grosskonzerne“) sollte man diese Strategie nicht allzu voreilig verwerfen. Die Realität ist zu komplex für zu simple Rezepte.

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Musikerin & Autorin
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Wenn Wandel durch Handel funktionieren soll, wäre es noch schlau, wenn man sich nicht von einzelnen Handelspartnern abhängig macht und ihnen damit zuviel Macht gibt.

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Die Vorstellung, dass sich durch Handel die Welt verbessern lässt ist schon verlockend (immer noch), aber hat 'Handel durch Wandel' denn je funktioniert? Konkret fallen mir nur zwei Staaten ein, Taiwan und Südkorea, bei denen das der Fall sein könnte. Aber für eine Bewertung fehlt mir die Kenntnis der genauen Umstände.

Ich glaube, das Hauptproblem dabei liegt, dass der zusätzlich entstehende Wohlstand im Land, das sich wandeln soll, dem jeweiligen Regime zugeschrieben wird, nicht dem demokratischen Rechtsstaaten die sich auf den Deal eingelassen haben (siehe China).

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Zentral ist für mich die Frage, was wir aus dem gescheiterten "Wandel durch Handel" für den Umgang mit China und den USA lernen sollten. Und wir sollten uns in dieser Sache realistisch als Kleinstaat in Europa einschätzen.

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@A. B.

Es ist ja jetzt einiges ans Tageslicht befördert worden, was man vorher nicht wusste. Vor allem in Deutschland wird das nun aufgearbeitet (bei uns natürlich wieder einmal nicht).

Das Versprechen von "Wandel durch Handel" war doch, dass dies gleichsam "automatisch" und "zwingend" funktioniere, verbunden mit der Behauptung, dass nur freiheitlich denkende, demokratisch gleichberechtigte Marktteilnehmer nachhaltig wirtschaftlichen Erfolg haben können, ganz nach der Ideologie "der Markt wird es richten".

Das wurde ja nun gründlich - auch gerade mit China - widerlegt.

Wenn stattdessen ein "Handel nur bei Wandel" Primat propagiert werden würde, wäre ich ganz gleicher Meinung. Bin als Unternehmer auch überhaupt kein Feind des freien wirtschaftlichen Wettbewerbs, wenn dieser seine externen Kosten deckt und sauber reguliert ist.

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