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Kräuterhexe unverbrannt
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Die Gesellschaft bestimmt, was eine Krankheit ist, und wie sie beschrieben werden kann. Nein, die Mächtigen der Gesellschaft bestimmen es, pardon. Tolles Zitat, da ganz oben. Da stehen die Kranken dieser Gesellschaft wohl vor einem Dilemma. Dem weiche ich seit vielen Jahren aus, und fühle mich seither viel gesünder. Ich steh auf ganzheitliche Medizin und Therapien, denn ICD und DSM haben mich schon mehrmals arg verwundert und enttäuscht, sogar empört. Sehr gut fühle ich hingegen selbst, wenn ich krank bin, und bin damit nicht allein. In Russland gibt es ein Sprichwort: Wer mit vierzig nicht sein eigener Arzt ist, ist ein Narr. Das Bedürfnis vieler Menschen, den Körper in seine Teile zu zerlegen, das Unwohlsein des Teils zu definieren und einem Spezialisten zu überlassen hat in der Industriegesellschaft seltsame Blüten getrieben. Diese Menschen geben den Mächtigen ein Instrument mehr in die Hand, uns zu beherrschen.

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Wer oben richtig lesen würde, der würde lesen, dass sich dieses System immer wieder erneuert und in den wesentlichen Umständen und Definitionen reflektiert und anhand wissenschaftlicher Methoden überprüft werden kann und wird. Warum Menschen, die nicht willens oder fähig sind, ihren Standpunkt anhand wissenschaftlicher Fakten abzusichern und stattdessen dubiosen Heilsversprechen oder irrwitzigen Logiken aufsitzen, das ist wohl ein komplexeres Thema und kann ganz sicher nicht alleine diesen Menschen aufgebürdet werden.

Die Epistemisierung der menschlichen Lebenswelt ist zwar auch meiner Ansicht nach nicht das einzige Mittel, um dem Menschen insgesamt und in allen seinen menschlichen Aspekten gerecht zu werden, aber auf die Fortschritte und Erkenntnisse der Medizin zu verzichten, das ist nur noch unvernünftig und wirkt teilweise destruktiv.

Der Verweis auf dubiose Eliten, die im Hintergrund die Fäden ziehen, mit dem sollte man eher auf so viele "alternative" und als dubios erscheinende Methoden und ihre Heilsbringer zeigen, die sich keiner transparenten Methodik und Überprüfbarkeit unterwerfen. Die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Medizin jedenfalls, sie stellen sich öffentlich einer Falsifizierbarkeit und nicht von irgendwelchen dubiosen Eliten gelenkt, die in dunklen Hinterzimmern über unser Schicksal bestimmen.

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Kräuterhexe unverbrannt
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auf die Fortschritte und Erkenntnisse der Medizin zu verzichten, das ist nur noch unvernünftig.

Richtig. Wir sind einer Meinung, Herr M. Setzen einfach auf unterschiedliche Therapien.

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Ich denke es geht hier gerade nicht darum, Propaganda für alternative Medizin zu betreiben.

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Das sehe ich genau so. Danke für ihren Kommentar. Ich freue mich jedes mal, etwas von ihnen zu lesen.

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Kräuterhexe unverbrannt
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Danke für Ihr Kompliment!

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Abstraktionsnomade
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Zerteilen und unter bestimmten Absichten zu einem neuen Ganzen zusammenfügen. Ich sehe die Möglichkeit für generative Effekte, welche im Zusammengesetzten Beobachtungen erlauben und auf mögliche Zusammenhänge schliessen lassen. Diese sind im ursprünglichen System vielleicht gar nicht vorhanden.

Denke da auch an überprozessierte Nahrungsmittel. Hm, vielleicht gerade etwas gar abstrakt.

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Long Covid Betroffener
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Eine offizielle Definition von Long Covid ist „nur“ deshalb so wichtig, weil sich unser Gesundheitssystem an der Krankheit orientiert - und nicht am Patienten oder der Patientin. Etwas überspitzt gesagt: Viele Ärztinnen und Ärzte sind nur handlungsfähig nach einer präzis diagnostizierte Krankheit, und wenn nichts diagnostizierbar ist, sehen sie auch nichts. Diese Denke spiegelt sich auch ein wenig in dem Artikel wider - warum kommen darin keine Stimmen von Long Covid Patientinnen vor?

Mir als Betroffener ist es eigentlich relativ egal, ob Long Covid nun in den ICD-11 aufgenommen wird oder nicht. Ich weiss, dass ich krank bin: Ich hatte Covid, und die Symptome gingen seit dem nicht mehr weg. So einfach ist die Selbstdiagnose. Und ich weiss, dass ich bei weitem nicht der einzige bin. Für spitzfindige Diskussionen haben wir Betroffenen keine Zeit. Unsere Lebenszeit und unsere Energie schwimmt uns davon. Wir wollen, dass endlich in Ursachenforschung und Therapien investiert wird. Dazu hat heute der Verein Long Covid Schweiz übrigens einen offenen Brief an den Bundesrat veröffentlicht.

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Lieber Herr W., Ihr folgender Satz hat mich bewogen, Stellung für meine Kolleginnen zu beziehen: „Viele Ärztinnen und Ärzte sind nur handlungsfähig nach einer präzis diagnostizierte Krankheit, und wenn nichts diagnostizierbar ist, sehen sie auch nichts.“ Insbesondere für Hausärzte, aber nicht nur für die, ist es das täglich Brot, ohne klare Diagnose auskommen zu müssen. Wären sie dann handlungsunfähig, sähe die ambulante Versorgung wohl schlecht aus.

Der Artikel befasst sich mit der objektiven bzw. objektivierbaren Diagnosestellung. Genauso wichtig oder aus meiner Sicht noch viel wichtiger ist, wie Sie richtig schreiben, die subjektive, also die Sicht des Patienten. Denn das ist ja das, worunter der Patient leidet. Ärzte, die nach einer Reihe unauffälliger Untersuchungen dem Patienten erklären, dass er oder sie nicht krank sei, weil „nichts gefunden“ wurde, gehören hoffentlich bald mal der Vergangenheit an. Wobei ich zur Verteidigung meiner Kolleginnen auch sagen möchte, dass es manchmal einfach nur so beim Patienten ankommt und dem Arzt klar ist, dass der Patient trotzdem seine Beschwerden hat. Dass beispielsweise trotz unauffälligem MRI der Wirbelsäule heftige Rückenschmerzen bestehen können, ist ja völlig klar. Die Beschwerden der Patienten sind real und sind absolut ernst zu nehmen. Leider ist es aber so, dass diese nicht so selten nicht klar zugeordnet bzw. objektiviert werden können. Und man darf auch nicht unterschätzen, welche verschiedensten körperlichen Symptome die Psyche hervorbringen kann. Aufgrund der weiterhin bestehenden tendenziellen Stigmatisierung psychischer Leiden hören manche Patienten diese Erklärung jedoch nicht gern oder können sich das überhaupt nicht vorstellen.

Es ist auch wirklich so, dass die objektive Diagnose in vielen Fällen in der Praxis nebensächlich ist. Sowohl für den Patienten als auch für den Arzt. Beide möchten ja eigentlich „nur“ ein Problem lösen. Ob es nun nach ICD-10 eine „Anpassungsstörung mit reaktiver Depression“ oder eine „depressive Episode“ ist, für den Patienten kann sich das genau gleich anfühlen. Es kommt noch hinzu, dass man sich als Patient so fühlen kann, als werde man durch die Diagnose in eine Schublade gesteckt und der Arzt oder die Ärztin sehe einen nicht mehr als Menschen bzw. nicht mehr als Individuum.

Allerdings ist es zu Durchführung von Studien und somit zur Entwicklung evidenzbasierter Therapien eben doch wichtig eine klar definierte Patientengruppe untersuchen zu können. Denn diese Forschungsergebnisse kommen dann wiederum den Patienten in Form evidenzbasierter Therapien zugute. Von daher sind das aus meiner Sicht nicht nur spitzfindige Diskussionen.

Noch eine Anmerkung: dies sind alles allgemeine Überlegungen, die sich nicht nur auf Long Covid beziehen. Im Übrigen bin ich auch wie Sie davon überzeugt, dass Long Covid real ist. Ich habe bereits mehrere in der Praxis gesehen.

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Chefredaktion
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Vielen Dank Herr W. und Ihnen, anonymer Arzt, für Ihre Ausführungen (und Ihnen, Herr W. hoffentlich baldige Genesung).

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Long Covid Betroffener
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Lieber anonymer Arzt, besten Dank für Ihre Ausführungen. Meine Formulierung war ein bisschen ein Schnellschuss. Ich weiss, dass es viele in Ihrem Fachbereich gibt - und gerade auch Hausärzt*innen - die den Menschen ins Zentrum stellen. Und dennoch gibt innerhalb des Gesundheitssystems eine starke Tendenz, nach dem Modus "Diagnose -> Therapie" zu arbeiten. Und wenn dann keine klare Diagnose möglich ist, hakt es im System.

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Phänomen, das uns derzeit fast täglich begegnet: Long Covid.

Diese Formulierung im Artikel halte ich allerdings für eine Übertreibung.

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Hallo, danke für diesen interessanten Einblick in den Alltag und Ihre Einschätzung.

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Hallo Herr W.,
Und danke für Ihr Feedback.
Einen stärkeren Fokus auf Betroffene und deren Stimmen hatten wir in diesem Artikel meines Kollegen Elia Blülle. Falls Sie mehr dazu lesen möchten, interessiert Sie vielleicht auch dieses aktuelle Atlantic-Stück.
Im vorliegenden Artikel wollten wir bewusst diese Definitionsmacht — ihre Vor- und auch ihre Nachtiele, die Sie ja ansprechen— ins Zentrum rücken.

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Viele Ärztinnen und Ärzte sind nur handlungsfähig nach einer präzis diagnostizierte Krankheit

Ich glaube, die Erklärung greift ein bisschen zu kurz. Ja, es mag dieses Problem geben. Aber die Medizin ist heute zu einem grossen Teil auch Forschung und "Up to Date"-Bleiben, dafür benötigen wir eine gemeinsame Sprache für die gesehenen "Probleme", eben "Diagnosen".

Natürlich kann Leid ohne genaue Diagnose existieren, das sehen wir hier sehr gut. Die jeweilige Medizinperson mag dies (hoffentlich!) auch anerkennen, nur klärt dies für sie noch nicht, wie das Gegenüber denn nun behandelt werden sollte. Das ist nicht per se "Handlungsunfähigkeit".
Wir sehen das auch aktuell bei Covid selbst - die wenigsten Behandlungen mit etablierten Medikamenten waren wirklich wirksam. Bis diese gefunden oder Therapien entwickelt sind, wird es auch beim Post-Covid noch dauern...

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Zusätzlich hat Herr Romanens, finde ich, einen wichtigen Punkt in die Diskussion gebracht, den ich bestätigen würde:

Es ist aber im Sinne der Assekuranz und der [ihr zu diensten stehenden] Rechtsprechung, alle Symptome, die nicht unmittelbar beweisbar sind (z.B. mit einem Röntgenbild) als zweifelhaft zu bezeichnen.

Eine Diagnose ist nicht nur behandlungsleitend, sondern kann im Fall einer längerdauernden Krankschreibung oder schlimmstenfalls Invalidisierung auch von eminent wirtschaftlicher Bedeutung sein. Von daher ist mir die Aussage auch etwas zu salopp, sog. Schleudertrauma seien früher häufig gewesen und mittlerweile fast verschwunden. Das hat Gründe, die ausserhalb des Medizinischen liegen. Und das Leiden an diesen und ähnlichen unklaren, häufig organisch nicht fassbaren Beschwerden ist deswegen noch lange nicht verschwunden.

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Even Meier
(ex | they)
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Mit HWS habe ich mich beruflich intensiv auseinandergesetzt und die Parallelen sind frappant. Googeln der beiden Begriffe zeigt zahlreiche Gruppen, die die Themen gemeinsam untersuchen.

Wie Alex Turk gut erklärt hat - eine Gratwanderung, sozusagen on-the-fly eine Krankheit zu definieren. Eine Prognose, ob Long Covid wie HWS praktisch verschwinden wird oder wie CFS anerkannt, würde ich nicht wagen. Da werden wir in 10, 20 Jahren in der Republik ein "Auf lange Sicht" dazu lesen.

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HWS, CFS? Bitte ausführen.

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Even Meier
(ex | they)
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Halswirbelsäulentrauma - aka. Schleudertrauma
Cronique Fatigue Syndrome

Danke für den Hinweis. Déformation professionelle.

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Hie & Leser, Verleger
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Ich finde es mühsam, wie gewisse Leute nur so mit Abkürzungen um sich werfen. Das hier ist eine Zeitung für Leute wie "du & ich", es ist kein Fachkolloqium!

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Danke für diesen sehr wichtigen Artikel. Leider wird dieses Thema wegen der unklaren Datenlage in der öffentlichen Debatte vernachlässigt. Mein Vater (Ich weiss nicht ob das zu Long-Covid gilt) ist im Januar 2021 an Corona erkrankt. Nach einem eigentlichen eher leichten Verlauf, begann sich die Erschöpfung stark zu verstärken. Innerhalb von zwei Tagen wurde er quasi zum Pflegefall. Er konnte kaum vom Bett aufstehen. Für den Weg zur Toilette brauchte er Unterstützung. Er lag ca. 23 Stunden am Tag und schlief davon ca. 16-20 Stunden. Je mehr er sich am Tag bewegte, desto mehr Schlaf brauchte er, um sich davon zu erholen. Er sagte mehrmals, dass er nicht wisse, was mit seinem Körper los ist. Schnell bemerkten wir, dass er nicht nur physisch, sondern auch psychisch beeinträchtigt war. Er begann wirre Sätze, die er nicht zu Ende aussprach. Er war kaum fähig, mit uns ein richtiges Gespräch zu führen. Wir waren immer froh, wenn er wenigstens 1-2 Sätze sagen konnte. In der Nacht hatte er regelmässig Albträume. Wir mussten tagsüber immer schauen, dass jemand zuhause war, um auf ihn zu aufzupassen. Die ganze Situation hat uns als Familie stark belastet. Wir fühlten uns allein gelassen und die Ungewissheit, wie lange diese Situation andauert, oder ob sich die Situation überhaupt verbessert, war das absolut Schlimmste. Nach ca. fünf Wochen ohne Verbesserung begann auf einmal die Kehrtwende. Innerhalb von drei Tagen konnte er bereits wieder raus gehen und ca. 500 Meter laufen. Das war davor unmöglich. Wir konnten auch wieder normale Gespräche mit ihm führen. Heute hat er sich vollständig erholt.
Ich wünsche allen, die an Long Covid leiden eine gute Besserung! Sprecht über eure Ängste und gebt die Hoffnung nicht auf.
Leider fehlen mir jegliche Fachkenntnisse, um Anderen einen hilfreichen Rat zu geben. Zurzeit können wir nur darüber sprechen und so den Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Besonders die Verharmlosung von Long-Covid sollte sich kein Betroffener anhören müssen!

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Abstraktionsnomade
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und Orientierung bringt gedankliche Ruhe

Das hebe ich gerne hervor und möchte die Republik und alle Anderen anspornen, stets die Balance zwischen Ruhe und Unordnung neu zu finden.

Und wirklich - die Ruhe nicht vergessen.

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Zur Einordnung der Pandemie kann ich die Video von Marcel Barz Informatiker empfehlen, er arbeitet mit den Rohdaten.

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Da Sie dieses, in Querdenker-Kreisen hoch gepriesene, hier https://vimeo.com/591741693 abrufbare Video fast kommentarlos empfehlen, möchte ich hinzufügen, dass er mit seinem Vortrag aus seiner Sicht - zumindest statistisch - "nachweist", dass es (in Deutschland) keine Pandemie gibt ...

Seine mathematischen Schlüsse scheinen vorderhand (genau kann ich das nicht bewerten, auch nicht, ob er seriös mit den Rohdaten umgegangen ist) stringent, aus meiner Sicht gibt es dennoch wichtige Diskussionspunkte:

  • bezüglich der relativierten Zahlen zu den Sterblichkeiten müssen vermutlich diverse Wechselwirkungen durch die Massnahmen berücksichtigt werden, die sich in seinen Darstellungen nicht abbilden, ausserdem tut da ein Blick in die ganze Welt Not, noch dazu auch die Beurteilung des Jahres 2021 bis jetzt ...

  • die Ausführungen zu den relativierten Intensivbettenbelgungen sind sicher richtige Fingerzeige auf einen unseriösen Umgang einzelner Kliniken mit in Aussicht gestellten Zuschüssen, bilden aber andererseits vermutlich ebenfalls viel zu wenig (bzw. gar nicht) diverse Wechselwirkungseffekte ab, die zusätzlich zu berücksichtigen sind.

  • sein disqualifizierendes Fazit zum Wert des PCR-Test ist keine statistische Aussage und steht im Widerspruch zu anders lautenden wissenschaftlichen Bewertungen, denen ich vertraue.

  • sein Statement zum Jugoslawienkrieg am Ende (dessen Validität ich nicht bewerten kann) lässt Zweifel aufkommen, ob er tatsächlich so „gutgläubig“ an die Sache herangegangen ist, wie er anfangs suggeriert - eigentlich sollte er mit dieser seiner geschilderten Erfahrung ja grundsätzlich viel misstrauischer gewesen sein …

  • bzgl. der von ihm dargestellte nur relativen Wirksamkeit der Impfstoffe von 95%, die absolut 80% ist, scheint dies die gängige Form der Angabe zu sein, die man mit Recht hinterfragen kann …

  • was es mit den von ihm gezeigten Kurven zu den Impfnebenwirkungen und Sterbefällen nach Impfung auf sich hat und wie das - vor allem statistisch - zu bewerten ist, bleibt abzuwarten, seine Bemerkungen dazu lassen allerdings vermuten, dass er das Ziel verfolgt, etwas zu widerlegen, nicht nur etwas objektiv darzustellen …

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Als Zahlenmensch rate ich Ihnen zur Vorsicht, einfach dem „statistischen Nachweis“ im Video zu glauben. Er benutzt mehrere Transformationen (z.B. Altersgruppen und Prozentzahlen), welche zwar helfen, einige Fehlerquellen zu beheben, jedoch ihre eigenen möglichen Fehlerquellen mitnehmen. So ist die Aussage zur Übersterblichkeit womöglich getrieben durch die fehlende Berücksichtigung der geänderten Lebenserwartung und der demographischen Struktur.

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Danke, solche Berichte dienen der Versachlichung von schwierigen Themen.

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Freut uns, merci!

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Sie sagen zwar richtig, dass Krankenkassen auch die Behandlung von nicht ICD-definierten Krankheiten übernehmen, aber man muss hier auch realistisch die Position der heutigen Ärzteschaft sehen, die ihre Patienten nach dem Fallpauschalen-Prinzip durch möglichst standardisierte Diagnose und Behandlungsverfahren schicken muss.

Da bleibt wenig Zeit und Effort für neuartige (oder altbekannte, aber schlecht definierbare) Krankheiten, welche man nach dem "Dr. House" Prinzip mit detektivischem Gespür und Einbezug verschiedenster Spezialisten, Einzelfall für Einzelfall, behandeln müsste.

Bei Long-COVID besteht sogar die Gefahr, dass Ärzte, um ihre Fallpauschalen nicht zu überschreiten, mit den Schultern zucken und die Patienten mit einem "Ja ja, das ist halt Long-COVID, da gibt es bislang noch wenig Behandlungsmöglichkeiten" abfertigen. Denn ein höherer Aufwand, mit dem man auch mehr Erfahrung gewinnen würde, lässt sich in einem Fallpauschalen-Gesundheitssystem gegenüber den Krankenkassen nicht rechtfertigen. Ärzte, die sich in dieser Situation trotzdem auf eine detektivische Vorgehensweise einlassen, setzen sich einem massiven Risiko aus, von den Krankenkassen im Nachhinein zur Kasse gebeten zu werden.

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Sehr geehrter Herr M., danke für den Beitrag. Das mit den Fallpauschalen ist tatsächlich ein interessanter Aspekt. War mir nicht bewusst, dass die Ärzte und Ärztinnen da in ein Risiko geraten können. Es gibt ja auch sehr viele Long-Covid-Sprechstunden wo auch so abgerechnet wird. Wie ist es da mit dem Risiko, frage ich mich?

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· editiert

Die Spitäler, welche Long-COVID Sprechstunden anbieten, werden das wohl bei den Krankenkassen durchboxen können. Generell gilt, dass Krankenkassen Rückforderungen gegenüber Ärzten geltend machen können, welche bei einem Patient mehr Aufwand betreiben, als in der Fallpauschale festgelegt. In der Regel wird dies vor allem dann zum Problem, wenn dies bei einem Arzt wiederholt auftritt. Der Arzt ist in der unangenehmen Situation, dass er bei einem Prozess mit der Krankenkasse beweispflichtig ist. So wird zum Beispiel ein erfahrener Psychiater, der vor allem schwerere Fälle zugewiesen bekommt, "beweisen" müssen, dass seine Depressions-Behandlungen eben deswegen über den Fallpauschalen lagen, weil er überdurchschnittlich schwere Fälle behandelte. Das Fallpauschalen System bestraft überdurchschnittlich erfahrene und fähige Ärzte, welche bereit sind, sich auf Patienten mit überdurchschnittlich komplexe Krankheitsmanifestationen einzulassen.

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Falsch. Das Long Covid Syndrom wird durch ICD abgedeckt, der ganze Artikel gründet auf nebulösen Prämissen. https://www.icd10data.com/ICD10CM/C…G93-/G93.3

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Wie ich oben schrieb, die Prämisse ist eindeutig. Es gibt keine einheitliche Definition in einem organspezifischen Kapitel der ICD. Es gibt eine Notfallschlüsselnummer, mit der dokumentiert und geforscht werden kann. Und auch das WHO-Kooperationszentrum hat mir bestätigt und wird so auch zitiert, dass eine einheitliche Definition und eine eindeutige Krankheitsklassifikation in der ICD derzeit schwierig ist und diskutiert wird. Wie Sie darauf kommen, es handele sich um ein "nebulöse Prämisse" ist mir schleierhaft.

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"Es gilt das Vertrauens­prinzip: Wenn Ärztinnen eine Behandlung durchführen oder verschreiben, so wird diese in der Regel auch bezahlt. "

Als Lipödem-Betroffene erlebe ich leider selbst, dass das nicht stimmt. Obwohl die Krankheit immer wieder offiziell diagnostiziert wird, wird die Behandlung nicht bzw. nur höchst selten von den Krankenkassen übernommen. Grund? Es ist eine Frauen-Krankheit und dem entsprechend noch "zu wenig" erforscht. Die OPs werden als "Schönheits-OPs" abgetan, weil da Fett abgesaugt wird. Dass die Beine nachher schlimmer aussehen als vorher (Dellen, Hautverfärbung, Narben) interessiert die Krankenkasssn nicht. Schmerzen habe ich aber trotzdem unerträgliche. Das führt dazu, dass ich im Alter von 26 Operationen in der Höhe von über 22'000 Franken selbst bezahle. Fair ist das System also sicher nicht.

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Da gebe ich Ihnen absolut recht. Ist mir auch unverständlich, dass da nichts bezahlt wird.

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System Engineer
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Ich finde es super, dass der Mediziner Turk heisst.
Zwar nicht Christopher aber immerhin 😁.

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Scrubs ist genial!

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System Engineer
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Dachte schon ich sei der Einzige der den Witz versteht 😁

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Turk Turkelton

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Einmal mehr die perfekte Illustration. Danke, Lisa Rock.

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Danke, lieber S. H.. Das Lob geben wir sehr gerne an Lisa Rock weiter!

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Wie im früheren Beitrag von mir erwähnt, handelt es sich bei Long Covid um ein Krankheitssyndrom im Rahmen einer postviralen Erkrankung, "post viral syndrome", mit ICD billable CODE https://www.icd10data.com/ICD10CM/C…G93-/G93.3. Die Organschäden nach COVID-19 betreffen viele Organe, Lungen, Herz, Hirn, Darm ecc. , welche die postviralen Symptome so vielgestaltig machen und selbstverständlich durch die Assekuranz im Versorgungsfall uneingeschränkt zu bezahlen sind.

Mitunter können auch Organschäden direkt nachgewiesen werden, z.B. im Labor mit Troponin und Nt-proBNP Messungen oder mit Bildgebung des Herzens durch "late gadolinium enhancement" oder durch T1 oder T2 mapping, Bestimmung extrazellulärer Flüssigkeitsvolumina in der "cardiovascular magnetic resonance" Untersuchung an unserem Institut. Literaturbeispiel: https://jcmr-online.biomedcentral.c…21-00792-7.

Ich möchte nochmals mit allem Nachdruck darauf hinweisen, dass Äusserungen zu Fragen der Gesundheit und Krankheit wasserdicht sein müssen. Aktuell wird ein unglaubliches Geschwätz auf unser Gesundheitswesen losgelassen, was jedoch strafbar sein kann, wie der Gesundheitstipp kürzlich mit einer Busse von 50'000 Fr erfahren musste: https://www.persoenlich.com/medien/…iver-busse.

Es ist sicher sinnvoll, dass sich auch das Republik Magazin mit Fragen um das Gesundheitswesen befasst. Allerdings muss dann die Qualität der Recherchen schon maximale Standards erfüllen. Das kontinuierliche Bashing des Gesundheitswesens durch die Narrative der Assekuranz und der Politik, z.B. betreffend Kosteneffektivität muss in der Republik kritisch beleuchtet werden. Die Tageswoche hatten wir ja schon.

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Wie bereits unten erwähnt, kann ich Ihre Lesart des Beitrags nicht nachvollziehen und es steht auch im Artikel, dass es eine ICD Notfallschlüsselnummer gibt.

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Besten Dank für die zahlreichen Rückmeldungen, welche mehrheitlich ein Unverständnis für meine Äusserungen beinhalten. Covid-19 ist eine Krankheit, welche durch das Virus ausgelöst wird. Long Covid beinhaltet assoziierte Symptome ab 4. Woche nach Krankheitsbeginn, Post Covid bezeichnet assoziierte Symptome ab 12. Woche nach Krankheitsbeginn. Diese Symptome sind somit einem postviralen Syndrom als Folge der Viruserkrankung zu interpretieren und keine EIGENSTAENDIGE Krankheit. Wenn schon müsste man von Post Covid sprechen und nicht von Long Covid, wenn ich den Artikel richtig interpretiere. Und es braucht keine Notfall - ICD: https://www.icd10data.com/ICD10CM/C…G93-/G93.3 deckt solche postviralen Syndrome ab.

Der im Artikel betriebene Relativismus der Medizin ist für mich als Internist und Kardiologe mit bald 40- jähriger klinischer Erfahrung nicht akzeptabel. Der VEMS wird deshalb zum "wording" dieses Artikels und den damit verbundenen Implikationen und Standpunkten eine detaillierte Analyse erarbeiten.

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Mit der Frage der Deutungshoheit bezüglich der Akzeptanz einer Krankheit und eines Syndroms spricht Frau Eisenach bezüglich Long-COVID durchaus einen wichtigen Punkt an, der weit über die blosse ICD Klassifizierung hinausgeht.

Vor gar nicht so langer Zeit entschied das Bundesgericht zum Beispiel noch gegen Rentenbezüge von Chronic Fatigue Syndrom Patienten, obwohl die Krankenkassen die Behandlungen bezahlten. Und auch jetzt, nachdem diese Praxis geändert wurde, liegt die Beweislast für eine Beeinträchtigung beim Patienten, und es reicht ein durch die Versicherung erhobenes medizinisches Gutachten, um dem Patienten die Versicherungsleistung zu verweigern, auch wenn die behandelnden Ärzte eine klare Diagnose erteilt haben.

Wenn bei Long Covid die Sonntagszeitung auf der ersten Seite titelt "Wird Long Covid zur Modediagnose?" (Ausgabe vom 14. März 2021), und im Artikel Ärzte aufführt, die vor einer Modediagnose warnen, dann zeigt das ja, wie viel Zündstoff bezüglich der Deutungshoheit um Long Covid in der Luft liegt.

Wenn die in der SonntagsZeitung aufgeführten Ärzte nebenbei auch Gutachten für Versicherungen abfassen, kann man als Long Covid Patient nur beten, dass man beim richtigen Gutachter landet...

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G93.3 deckt nur postvirale Fatigue ab. Also nicht das ganze Spektrum der durch dieses systemische Virus bedingten Organschäden.

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Das postvirale Syndrom enthält mehr als Fatigue, die Fatigue ist nur das Epiphänomen der zugrunde liegenden pathologischen Vorgänge, sei es durch direkte Organschädigung oder immunologische Vorgänge. R&D ist hier der Key Player, um mehr Licht in diese noch jungen Vorgänge zu bringen, die bisherigen Leistungen zu Covid-19 von R&D verdienen allen Respekt und Unterstützung in dieser Pandemie.

Die ICD Ausführungen legen sich nicht auf eine Ursache fest, sondern bleiben deskripitiv, jedoch weit über fatigue hinaus. Weiter unten das Zitat aus meinem Link, warum schreiben Sie, deckt nur postvirale Fatigue ab?

Die Deutungshoheit-Problematik ist ein Pseudoproblem von Frau Eisenach. Die Problematik der Versorgung postviraler Zustände im Gesundheitswesen ist courant normal. Man braucht das Long Covid Syndrom nicht zu missbrauchen, um Grundsatzfragen zum ordentlichen Funktionieren der Medizin zu stellen, sie funktioniert einwandfrei, wie meine Erfahrungen im Praxisalltag zeigen.

Der Beitrag in der Sonntagszeitung geht genau in die Richtung der Assekuranz-Falle. Man bezweifelt einfach die Symptome, der Patient wird zum Betrüger. Wir Erwachsenen-Mediziner haben genug davon. Das Gutachterwesen in der Schweiz wird von der Assekuranz kontrolliert und hat eines der grössten Skandale in der Medizin zu verantworten.

Richtige Gutachter? Träumen Sie weiter. Die gesetzlichen Grundlagen für eine Waffengleichheit zwischen Assekuranz und Patient existieren nicht. Wir hatten dazu in der SAeZ eine Gesetzesrevision vorgeschlagen, die Ihr Kollege Binswanger positiv kommentierte: https://saez.ch/article/doi/saez.2018.06884

Ich war eigentlich der Meinung, dass die Republik sich bemüht, die Werte-Ethik vertieft zu respektieren. https://www.republik.ch/dialog?t=ar…7248313383.

Freundliche Grüsse

Michel Romanens

Zitat ICD:
A condition lasting for more than 6 months in which a person feels tired most of the time and may have trouble concentrating and carrying out daily activities. Other symptoms include sore throat, fever, muscle weakness, headache, and joint pain.
A syndrome characterized by persistent or recurrent fatigue, diffuse musculoskeletal pain, sleep disturbances, and subjective cognitive impairment of 6 months duration or longer. Symptoms are not caused by ongoing exertion; are not relieved by rest; and result in a substantial reduction of previous levels of occupational, educational, social, or personal activities. Minor alterations of immune, neuroendocrine, and autonomic function may be associated with this syndrome. There is also considerable overlap between this condition and fibromyalgia. (from semin neurol 1998;18(2):237-42; ann intern med 1994 dec 15;121(12): 953-9)
A syndrome of unknown etiology. Chronic fatigue syndrome (cfs) is a clinical diagnosis characterized by an unexplained persistent or relapsing chronic fatigue that is of at least six months' duration, is not the result of ongoing exertion, is not substantially alleviated by rest, and results in substantial reduction of previous levels of occupational, educational, social, or personal activities. Common concurrent symptoms of at least six months duration include impairment of memory or concentration, diffuse pain, sore throat, tender lymph nodes, headaches of a new type, pattern, or severity, and nonrestorative sleep. The etiology of cfs may be viral or immunologic. Neurasthenia and fibromyalgia may represent related disorders. Also known as myalgic encephalomyelitis.
Chronic fatigue syndrome (cfs) is a disorder that causes extreme fatigue. This fatigue is not the kind of tired feeling that goes away after you rest. Instead, it lasts a long time and limits your ability to do ordinary daily activities. Symptoms of cfs include fatigue for 6 months or more and experiencing other problems such as muscle pain, memory problems, headaches, pain in multiple joints, sleep problems, sore throat and tender lymph nodes. Since other illnesses can cause similar symptoms, cfs is hard to diagnose.no one knows what causes cfs. It is most common in women in their 40s and 50s, but anyone can have it. It can last for years. There is no cure for cfs, so the goal of treatment is to improve symptoms. Medicines may treat pain, sleep disorders and other problems. Centers for Disease Control and Prevention.
Distinctive syndrome characterized by chronic fatigue, mild fever, lymphadenopathy, headache, myalgia, arthralgia, depression, and memory loss; candidate etiologic agents include epstein-barr and other herpesviruses.
Syndrome thought to be caused by a viral organism resulting in chronic fatigue, fever, pain, sore throat, and, in some cases, depression.

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"Im Moment bleibt uns aber nichts anderes übrig, als das Nichtwissen auszuhalten."

Vielen Dank Republik und Autorin Cornelia Eisenach für diesen informativen Beitrag. Diese Niveau brauchen wir, um einen möglichst gesunden Umgang mit Covid zu finden. Informationen und deren Einordnung - natürlich zu diskutieren, ständig lernen, um den Schaden und die Krankheitslast möglichst gering zu halten.

Ich hoffe es ist ein Zeichen, dass Polemik und Schuldzuweisungen langsam rationalen Informationen weichen können.

Nochmals danke und weiter so!

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Vielen Dank, Cornelia Eisenach, für das Aufzeigen der sozialen und diskursiven «Konstruiertheit» von «Long Covid» – wobei «Konstruktion», wie in anderen Bereichen, natürlich nicht bedeutet, dass nichts Reales zugrunde liegt.

Witzig auch die Erwähnung von Humpty Dumpty's Theory of Meaning, welche in der angelsächsisch geprägten Sprachphilosophie geradezu eine Trope ist. Wobei es dort einen wesentlichen Unterschied macht, ob es eine «Privatsprache» eines Individuums ist oder ein «Diskurs» einer Gesellschaft.

Die sozialen und diskursiven Prozesse bei «Long Covid» erinnern nun stark an jene, welche die historische Epistemologie, etwa eines Georges Canguilhem wie in «Das Normale und das Pathologische» (orig. 1943) oder diskursanalytisch erweitert Michel Foucault in «Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blicks» (orig. 1963).

Inhaltlich am ähnlichsten ist die Herausbildung des Krankheitbildes «Depression», wie es besonders eindrücklich Alain Ehrenberg in «Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart» (orig. 1998) nachgezeichnet hat – gerade das Zusammenspiel zwischen Allgemeinmedizin, (sich entwickelnder) Psychoanalyse und -therapie, Biochemie, Psychopharmakologie und ICD sowie DSM, aber alles auch im Kontext der modernen (kapitalistischen) Gesellschaft.

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(durch User zurückgezogen)
SoWi, Übersetzerin, Autorin, Bloggerin
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In diesem Zusammenhang wäre eine Einordnung der Ergebnisse von Dr. Aurélie Morand interessant, die LongCovid bei Kindern im PET Scan nachgewiesen hat: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34414470/

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PET ist Positronen-Emissions-Tomographie (https://de.wikipedia.org/wiki/Posit…omographie), wenn ich das richtig herausgesucht habe.

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Even Meier
(ex | they)
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Methods: Review of clinical examination and whole-brain voxel-based analysis of [18f]-FDG PET metabolism of the 7 children in comparison to 21 paediatric controls, 35 adult patients with long COVID and 44 healthy adult subjects.

Eine Probe von 7?! Und das bei einem bildgebenden Verfahren? Da kann schlicht alles herausgelesen werden. Von die Grösse der Kontroll- bzw. Vergleichsgruppen ganz zu schweigen.

Ich weiss, es ist verdammt schwierig, anständige Stichprobenzu bekommen. Nur: Bei einem Signifikanzniveau, das in Prozent angegeben wird, wäre eine Stichprobe von n = 100 schon noch nett, nicht?

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Zur groben Klärung der verwendeten Abkürzungen

PET/CT with 18F-2-fluoro-2-deoxy-d-glucose (18F-FDG)–a radiolabeled glucose analog–can be used to study brain activity.

Die Einordnung dessen, was die von Aurelie Morand et al. beschriebenen Befunde bedeuten, müsste ein Neurologe vornehmen. Vielleicht meldet sich hier ja eine*r, der fachlich kompetent ist, diese Aufgabe zu übernehmen. Grundsätzlich finde ich es fragwürdig, solche hoch spezialisierten Untersuchungsberichte aus der Hirnforschung in einem Laienforum zu präsentieren.
Die Arbeit weist bspw. nicht Long Covid bei Kindern nach, sondern 'nur', dass sich im PET Scan von Kindern mit umschriebenen Long Covid Symptomen ähnliche Muster von Glucose-Verarbeitung, i.e. von neuronaler Aktivität, zeigen wie in den Scans von Erwachsenen mit den gleichen, als Long Covid gefassten Symptomen. Ein Krankheitsbild, für das es, wie im Artikel beschrieben, noch keinen einheitlich definierten Kriterienkatalog gibt. Was die im Scan feststellbaren Auffälligkeiten also genau bedeuten, ist offen und müsste im Rahmen pädiatrischer Neurologie und Klinik eingeordnet werden. Ihre Schlussfolgerung ist in jedem Fall verkürzt.
Was in keiner Weise heissen soll, dass Betroffene nicht leiden.

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Long-Covid ist offensichtlich ein Syndrom. Da das Virus zahlreiche Organe befällt, resultieren auch mannigfaltige Spätfolgen, die diesem Multiorganbefall geschuldet sind. Die doch sehr gewagte Unterstellung in diesem Artikel, dass Ärztinnen nicht wüssten, ob Long Covid eine Krankheit ist, zusammen mit der Annäherung von Long Covid an angebliche Scheindiagnosen (Schleudertrauma, chronic fatigue syndrome) oder gar an Schizophrenie und die Irrungen dazu in der Medizin und der Gesellschaft (siehe auch die Erwähnung der Homosexualität als frühere Krankheit) lässt ausser Acht, dass die betroffenen Long Covid Patientinnen und Patienten krank sind. Da für diesen Krankheitszustand die Covid-19 Erkrankung als Auslöser gilt und die meisten sich vorher ja gesund fühlten, darf aus ärztlicher Sicht kein Zweifel an der Krankheit Long Covid und den damit verbunden Beschwerden und Symptomen bestehen.

Warum wird nun in diesem Artikel insinuiert, dass diese «Schein»-Krankheit eventuell vorübergehend sei und bald als Hirngespinst verschwinden würde? Diese Einstellung zum Problem ist nicht Sache des behandelnden Arztes, der im Auftragsrecht die Symptome ernst nehmen muss und bei Long Covid auch allen Grund dazu hat. Es ist aber im Sinne der Assekuranz und der ihr zu Diensten stehenden Rechtsprechung, alle Symptome, die nicht unmittelbar beweisbar sind (z.B. mit einem Röntgenbild) als zweifelhaft zu bezeichnen. Diese für die Patientinnen und Patienten äusserst entwürdigende Vorgehen ist leider der Normalfall, wenn es darum geht, Folgeschäden zu bezahlen. Ja, es geht um Geld und daraus folgende Narrative der Krankheitsabwehr aus finanziellen Gründen durch die Assekuranz.

Im Ergebnis ebnet dieser Artikel dem Umgang mit Long Covid im Sinne der Assekuranz den Weg und missachtet in unausgewogener Weise die rechtlichen und medizinischen Hintergründe und den entwürdigenden Umgang in unserer Gesellschaft mit a priori nicht unmittelbar beweisbaren Krankheiten. Frau Eisenbach ist in die Assekuranz-Falle getappt. Die Karikierung medizinischer Tätigkeiten in der Graphik passt zwangslos in diesen oberflächlichen Diskurs.

Dazu folgende Literatur:
http://www.denknetz.ch/wp-content/u…z_14-4.pdf
https://saez.ch/article/doi/saez.2019.06851
https://saez.ch/article/doi/saez.2018.06884
https://www.surprise.ngo/angebote/strassenmagazin/news/news/wie-kranke-zu-simulanten-werden/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=9f08f6f8f9ee071fd4a2b56957a4c987

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Sehr geehrter Herr Romanens,
ich habe sehr bewusst ganz am Anfang und sehr explizit geschrieben, dass es "keinen Zweifel" an diesen Spätfolgen gibt und darauf sagt dies explizit auch noch ein Experte. Es ist also nicht so, dass ich unterstellte, es sei ein Hirngespinst. Ich finde so ein Wort auch echt kontraproduktiv.
Dass es keine einheitliche Diagnose mit Kriterien in der ICD gibt, ist ein Fakt. Und anhand von Long Covid der Frage nachzugehen, wie Krankheitsdefinitionen entstehen und wer beteiligt ist, ist legitim und – wie mir scheint – für viele Leserinnen interessant.
Nur weil die Worte Schleudertrauma, Schizophrenie, Chronic fatigue syndrom und Homosexualität im Artikel vorkommen, heisst das nicht, dass sie alle in irgendeiner gleichen Beziehung zum Krankheitsbegriffs bei Long-Covid stehen. Ich nutzte sie, um verschiedene und unterschiedliche Probleme beim Prozess des Definierens von Krankheiten zu veranschaulichen.
Sie schreiben, «Symptome, die nicht unmittelbar beweisbar sind (z.B. mit einem Röntgenbild) als zweifelhaft zu bezeichnen». Im Gegenteil: Ich nutze Schizophrenie als Beispiel um zu zeigen, dass auch Krankheiten, die nicht über Röntgenbilder zu erkennen sind, zuverlässig diagnostiziert werden können und zwar dank der Kriterien in der ICD.
Was Sie mit Assekuranz-Falle meinen, müssten Sie näher erklären.

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Vielen Dank für diese Erläuterungen, Frau Eisenbach und Herr H. Herr Romanens, um Missverständnisse auszuschließen würde mich nun noch mehr interessieren, warum Sie den Beitrag so anders verstehen als ich.
Freut mich wenn Sie sich darauf einlassen.

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Herr Romanens
Haben wir denselben Artikel gelesen? Ich habe gelernt, dass Krankheiten durch die WHO im ICD 10 beschrieben und die nötigen Befunde festgehalten sind. Für LongCovid gilt das noch nicht und an Beispielen wie Homosexualität wird aufgezeigt wie das Ding lebt. Behandelt wird, was Behandlung braucht. Unabhängig von ICD10.

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Ich weiss nicht, wer Christian Kohler ist und was Sie vertreten.

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Ich verstehe diese Beurteilung von Herrn Präsident Romanens auch nicht. Der letzte Abschnitt auch als Fazit sollte doch genau in Sinne des VEMS sein. Als Praktizierender Grundversorger ist man täglich mit Zuständen konfrontiert, die sich nicht ICD codieren lassen. Die Patienten (Leidenden) ernst zu nehmen, ist die erste Maxime. Beim Versuch ihnen zu helfen ist allerdings eine wilde Diagnostik auf apparativer Ebene manchmal auch kontraproduktiv und ein ganzheitliches Vorgehen auf mehreren Schienen zielführender. (Selbstverständlich gehören kardio-respiratorische Symptome abgeklärt. Auch muss die ganz Differenzialdiagnose einfliessen. Mit Müdigkeit, Schwäche und fehlender Energie kann es aber schwierig bleiben.) Und gerade wenn keine anerkannte Methode vorhanden ist, das Leiden zu heilen, ist eine Haltung wichtig, die einen möglichst guten Umgang damit sucht. Erfahrungen mit Burn out, Schleudertrauma, Chronic fatigue und Folgen des Pfeifferschen Drüsenfiebers können nur helfen und was soll da die Assekuranz Falle sein? Es geht ja nicht primär um Geld, sondern um die Verbesserung der Lebensqualität.

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Der Artikel behauptet, es gäbe keinen ICD Code, falsch: Benign myalgic encephalomyelitis. https://www.icd10data.com/ICD10CM/C…G93-/G93.3. Im Invalidisierungsfall tritt die Assekuranzfalle auf. Die Literatur dazu habe ich schon erwähnt.

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Da müssten Sie sich wohl eher mit Ihrem Berufskollegen auseinandersetzen, von dem die auch aus meiner Sicht fragwürdig-ungeschickten Äusserungen stammen, als der Berichterstatterin an den Karren zu fahren. Ihr kann man höchstens vorhalten, dass sie hier hätte nachhaken müssen.

Alexander Turk, ärztlicher Vertreter des Schweizer Long-Covid-Netzwerks Altea und Chefarzt für Innere Medizin am Seespital Horgen, sagt: «Die Spät­folgen sind echt, da bin ich mir zu einhundert Prozent sicher.» Auch liesse sich der Zustand sehr gut von ähnlichen Krankheits­bildern wie dem Chronic-Fatigue-Syndrom abgrenzen. [...]
«Eine offizielle Definition der Diagnose wäre wichtig», sagt Mediziner Turk, «denn es gab in der Vergangenheit schon diffuse Krankheits­bilder, die sich dann später als nichts Handfestes herausstellten.» Als Beispiel nennt er das Schleuder­trauma, das früher häufig und heute kaum mehr diagnostiziert werde. Turk warnt: «Wir müssen aufpassen, dass wir keiner Mode­diagnose aufspringen, dass wir kein Krankheits­bild erfinden.»

Die Irrungen und Wirrungen, die Patient*innen mit unklaren, objektiv schwer fassbaren Beschwerdebildern im Kampf um Versicherungsleistungen manchmal durchmachen müssen, wären durchaus einen eigenen Artikel wert. In die Assekurranz-Falle getappt, wie Sie es nennen, ist hier wohl eher der Doktor Turk.

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Michel Romanens
Präsident www.vems.ch
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Das sehe ich auch so.

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Na ja in welchen Kreisen auch immer das Video kursiert, es ist bedenkenswert. Die Information der Virologen und Bundesämter nehme ich auch zur Kenntnis, und denke darüber nach, ob ich sie nachvollziehen kann. Persönlich geht es mir so, wenn nur eine Lösung die richtige ist, dann bin ich kritisch. Mal sehen…

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