Theater­machen geht auch undespotisch

Jörg Pohl gehört zu den heraus­ragenden Schauspielern im deutsch­sprachigen Raum. Als Co-Leiter in Basel zeigt er gerade aber etwas Grundsätzlicheres: wie gutes Theater ohne Druck und Angst entstehen kann.

Von Valeria Heintges, 27.03.2024

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Vorgelesen von Jonas Gygax
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Grossartig, cool und ohne Allüren: Jörg Pohl, Künstler am Theater Basel. Armin Smailovic

Jörg Pohl ist gerade «ein bisschen erschöpft», sagt er. Weil er den Odysseus im Zweipersonen­stück «Achilles – ein Stück mit Fersen» spielt, das Mitte März Premiere hatte. Jörg Pohl ist auch «ein bisschen erschöpft», weil er Teil des Vierer-Leitungsteams Schauspiel am Theater Basel ist, zusammen mit den Dramaturginnen Anja Dirks, Inga Schonlau und dem Regisseur Antú Romero Nunes. Diese Menschen haben so viele Missstände hinter der Bühne erlebt, dass sie am Theater Basel zeigen wollen, «wie man auch ohne Angst und Unter­drückung Kunst machen kann. Vielleicht sogar gute», schreibt Jörg Pohl in seiner Vita auf der Website des Theaters Basel.

Die vier wissen jetzt: Das kann man schaffen. Aber sie wissen auch: Es ist anstrengend.

Jörg Pohl ist zudem «ein bisschen erschöpft», weil er in Bensheim den Gertrud-Eysoldt-Ring erhalten hat und zum Zeitpunkt des Gesprächs seine Dankesrede noch nicht beisammen hatte. Wer mit dem Ring ausgezeichnet wird, steht in einer Reihe mit Klaus Maria Brandauer, Sandra Hüller, Angela Winkler oder Michael Maertens – den ganz Grossen eben.

Jörg Pohl weiss, dass er ein guter Schauspieler ist. Das hat dem 45-Jährigen Selbst­bewusstsein gegeben; arrogant hat es ihn aber nicht gemacht, sorglos auch nicht.

Zum Gespräch kommt er mit einem Zettel, auf dem er sich notiert hat, was er sagen will. Im Computer geschrieben, ausgedruckt und später farblich gekennzeichnet. «Bevor ich ins Schwurbeln oder ins Ungefähre gerate», erklärt er.

Es ist typisch für Jörg Pohl, dass es diesen Zettel gibt, aber auch, dass er ihn dann mehrfach gefaltet einfach in der Jacken­tasche verschwinden lässt. Jörg Pohl ist gut, er ist bedacht. Und er ist cool.

Leichtes Spiel voller Kraft

Wer Jörg Pohl auf der Bühne erlebt, sieht das. Einen grossartigen, coolen und sehr genau spielenden Darsteller. Sein Spiel wirkt leicht und gleichzeitig sehr körperlich, voller Kraft. Aber er ist auch in jedem Moment ganz bei sich, sehr überlegt. Er baut sich, sagt er, einen Parcours durch die Stücke. Zerlegt dafür die Texte in ganz kleine Abschnitte, «bis jeder einzelne Gedanke eine einzelne Haltung ist oder eine Form». In den Inszenierungen folgt er diesem Parcours – und kann sich dann «langsam reintanzen», in die Verausgabung, die Ekstase.

«Jörg Pohl ist ohne Allüren», sagt Regisseur Nunes, «nur an der Sache interessiert. So probt er und kommt dann zu schauspielerisch wilden und einzigartigen Ergebnissen.»

Die sieht man in «Moby Dick», das in der Corona-Pandemie von einem Acht-Mann-Stück auf ein Jörg-Pohl-Solo schrumpfte oder wuchs, je nach Sichtweise. Denn was Pohl da abliefert, ist atemberaubend. Allein auf der riesigen Bühne spielt er den Menschen im Kampf mit der Natur, aber auch mit seinem übergrossen Ego, seiner Hybris. Pohl braucht dafür in der Regie von Antú Romero Nunes nur ein paar Wind­maschinen und sehr viele Wasser­flaschen, gefüllt mit Wasser oder blutroter Flüssigkeit. Deren Inhalt spritzt sich Pohl ins Gesicht, spielt so wilde See und hohe Wogen. Und nach geglücktem Walfang die brutale und brutal anstrengende Arbeit, das Riesentier zu zerlegen.

Zwei Stunden dauert das Solo, danach springt das Publikum auf und klatscht begeistert Beifall. Und man kann dem strahlend lächelnden Jörg Pohl anmerken, dass ihm vor Erleichterung ein Stein vom Herzen fällt.

Eine Beschreibung von Pohls Spiel ist nur vollständig, wenn man erwähnt, wie ungeheuer komisch er sein kann, bis an die Grenzen des guten Geschmacks und darüber hinaus. Das macht ihm auch Spass, natürlich macht es das. Aber er spielt den Slapstick, die Clownerie, das Narrentum nicht aus Selbstzweck.

Nehmen wir den Molière; für die Titelrolle in «Molière – der eingebildete Tote» bekam er jetzt den Eysoldt-Ring an den Finger. In dem Spiel um den berühmten Autor und Theater­macher, der in seinem eigenen Stück «Der eingebildete Kranke» stirbt und dann zusehen muss, wie sein Theatererbe gefleddert wird, lässt es Jörg Pohl ordentlich krachen. Zu Molières Zeiten, so teilt es das Basler Programmheft vorsorglich mit, «war das Verhältnis zu Fäkalien ein anderes als heute». Medizinische Behandlungen seien «unvorstellbar drastisch und oft schädlicher als die eigentliche Krankheit gewesen». Überschrift des Textes: «Kot, Krankheit und Tod».

Pohl als Molière als eingebildeter Kranker scheisst (sorry!) in dieser Szene. Laut. Lange, beinahe endlos. Unter Zuhilfe­nahme aller möglichen Mittelchen, Arzneien, Einläufe und Klistiere. Am Ende landet der letzte Rest, eine braune Suppe, an der feinen, blau-weiss-rot-weiss gemusterten Tapete.

Schade um die schöne Tapete: Pohl als Molière. Lucia Hunziger/Theater Basel

Jörg Pohl gebe den Molière «mit einer Theater­besessenheit, die alle Grenzen sprengt, die ästhetischen wie auch die moralischen», schreibt die Jury, die den Preisträger des Eysoldt-Ringes bestimmt. Pohl spiele «furios, grell und schamlos». In der Figur des Theater­leiters Molière spiele er seine Mitverantwortung als Theater­leiter immer mit. Denn auch wenn dieser «eingebildete Tote» längst im Sarg und unter der Erde liegt, sorgt er sich als Geist noch immer um seine Truppe, um seine Schauspieler, um die Kunst.

Jörg Pohl weiss auf der Bühne und als Teil des Leitungs­teams genau, was er tut und warum. Aber er will nicht allein glänzen. Theater sei eine ensemble­basierte Kunst, sagt er. Es sei gar nicht einfach, als Schauspieler ohne Ellenbogen gesehen zu werden, sagt Antú Romero Nunes. Aber Pohl «ist einer der wenigen, die die ellenbogen­losen Schauspieler beschützen und ihnen einen Raum zum Arbeiten geben. Das ist für das Theater von unschätzbarem Wert.»

Auch Gala Othero Winter, mit der Pohl etwa im Zweipersonen­stück «Achilles – ein Stück mit Fersen» auf der Bühne steht, lobt diese Fähigkeit, anderen Raum zu geben. Sie schreibt euphorisch: «In Jörg Pohl vereint sich die Lust am Theoretischen mit emotionaler Intelligenz auf unverschämte Weise. Er ist Schmierfett wie Katalysator jedweder Begegnung von Menschen, Ideen und erprobter Praxis. Seine Phantasie eröffnet Räume, in die wir dann alle einfallen dürfen. Er ist der herzlichste, nervigste, offenste, scharf­sinnigste, mut­machendste, gummi­hafteste, schönste, witzigste, dramatischste, tollkühnste Spieler, mit dem ich je sein durfte.»

Der ganze Brecht stand zu Hause herum

Jörg Pohl wuchs im Ruhrgebiet auf. Bei den Eltern, beide Lehrer, war er von Literatur umgeben, «der ganze Brecht stand da herum», wie er erzählt. Er spielte Theater in der Schule, fuhr mit der Klasse auch mal zu den Ruhr­festspielen, sah also Stücke auf hohem Niveau. «Es gab Klassiker wie ‹Minna von Barnhelm› – das erduldet man.» Den Zivildienst verbrachte er in einer Einrichtung, in der psychisch Kranke betreut wurden. Einige der Patientinnen dort waren Theaterleute, «mit diesen lustigen und tragischen Vögeln habe ich dann meine Zeit verbracht». Die Überzeugung wuchs, dass die Schauspielerei das Richtige für ihn sein könnte.

Als Jörg Pohl als Co-Leiter nach Basel kam, hatte er bereits eine höchst erfolgreiche Schauspieler­karriere hinter sich. Für seine Ausbildung an der renommierten Folkwang-Hochschule in Bochum blieb er im Ruhrgebiet, kam 2005 mit dem Intendanten Matthias Hartmann ans Schauspielhaus Zürich. Er spielte viel, etwa den Alex in Anthony Burgess’ «Clockwork Orange» oder die Titelfigur in Dostojewskis «Der Idiot».

Er hatte Erfolg. Ging nach vier Jahren ans Thalia Theater Hamburg, eine der besten Adressen für grossartige Schauspiel­kunst. «Dort hat sich heraus­gebildet, wie ich auf Theater gucke», sagt er heute. Dort traf er auch auf Nunes, mit dem er in der Basler Schauspiel­leitung sitzt. «Antú und ich sind aneinander entstanden und gewachsen.»

Pohl erinnert sich noch an ihre erste gemeinsame Arbeit: «Merlin», nach Tankred Dorst. «Damals habe ich es noch gehasst, zu improvisieren. Auf der Probe machten alle irgendwas, spielten mit Plastik­hummern und angeklebten Bärten irgendeinen Quatsch.» Er verstand das nicht. «Also ging ich während des Spiels runter und sagte zu Antú: ‹Willst du da nicht eingreifen? Das führt doch nirgendwohin.› Und da meinte Antú: ‹Wieso? Die spielen doch!›»

Das spielt! Pohl (Mitte) in der «Dreigroschenoper». Armin Smailovic

Der Satz wurde zu einem feststehenden Ausdruck für die beiden. «Das spielt nicht» bedeutet so viel wie «Die sind nicht beieinander, nicht bei sich und nicht mit den Leuten. Die verhandeln irgendetwas Ausgedachtes, das nicht real ist».

Elf Jahre war Jörg Pohl am Thalia Theater. Er liebte viel von dem, was auf der Bühne zu sehen war. Aber wenig von dem, was er dahinter erlebte. «In Zürich und Hamburg habe ich gemerkt, wie man mit Schau­spielerinnen umgeht. Stichwort: Theater als letzte Bastion des Feudalismus.»

Schon sein Zürcher Intendant Matthias Hartmann hat einen schlechten Ruf in der Branche. «Ja», sagt Jörg Pohl dazu nur. «Jaja. Allerdings.» In Hamburg, unter Intendant Joachim Lux, habe es wenigstens Bestrebungen gegeben, in den hierarchisch aufgebauten Betrieb Momente von Mitbestimmung zu implementieren. «Aber das hat null funktioniert. Das ist wie auf der Autobahn wenden oder den Motor von Diesel auf Elektro umbauen. Das geht nicht. Du brauchst irgendeine Art von Neustart.»

Grosses Nein zu Kleindespotien

Dann fragte Basels Intendant Benedikt von Peter bei Nunes und Pohl an, ob sie nicht ab der Spielzeit 2019/20 das Schauspiel des Theaters Basel übernehmen wollten. Sie wollten. Und sie wollten alles anders machen. Besser.

Jörg Pohl, starker Raucher und immer mit Wollmütze, die er auch bei Sonnen­schein nicht abzieht, mag ein bisschen wie ein Revoluzzer wirken. Nicht umsonst hat er sich das – dicke Tränen weinende – Gespenst des Kommunismus auf den rechten Oberarm tätowieren lassen. Aber er weiss, dass Veränderungen irgendwo anfangen müssen.

«Bis auf seltene Ausnahmen waren und sind die Stadttheater vormoderne Klein­despotien, in denen eine:r das Kommando hat und die anderen jede Menge fremdbestimmte Arbeit», heisst es auf dem Blog der Basler Compagnie. Und weiter: «Wir sind Künstler:innen. Wir wollen Grausamkeit. Exzess. Raserei. Grenz­überschreitung. Ausnahme­zustand. Krise. Im Spiel auf der Bühne. Jenseits dessen hätten wir gerne keine stress­bedingten Magen­geschwüre, einen Kontostand, der keine Depressionen erzeugt, nicht die Hände vom Chef am Arsch und Zeit für die Kinder, den Geburtstag von Papa und ein spiessiges Hobby.»

Und wie setzt man das um, Jörg Pohl?

«Wir sind hier angekommen mit einem grossen Nein zu allem Möglichen und vielen schwammigen Jas, wie man es machen könnte.» Klar war: Sie wollten einen partizipativen Ansatz, wollten das Theater von den Spielenden, dem Ensemble aus denken.

Die Grundpfeiler: eine kollektive Viererleitung, Einheits­lohn und Mitbestimmung.

Die Leitung mit zwei Dramaturginnen, eine davon geschäfts­führend, einem Regisseur, einem Schauspieler. Zu viert sein habe Vorteile, man könne sich gegenseitig stützen, den Rücken freihalten, sagt Pohl. Natürlich streite man bisweilen. Aber meist bleibt der Gedanke: «Gottlob sind wir nicht allein.»

Der Lohn wird gestaffelt nach Alter, mit Aufschlägen je nach Familien­situation. Zwei Gagenmodelle mit 70 oder 100 Prozent, die allen Spielenden die Möglichkeit lassen, neben dem Theater Filmrollen anzunehmen. Das ist nicht selbst­verständlich und an vielen Theatern für Festengagierte ein Wunschtraum.

Schliesslich die Mitbestimmung. Sie zieht sich durch die gesamte Struktur. «In der Basler Compagnie gilt die Prämisse: Niemand muss etwas machen, was sie:er aus künstlerischen Gründen nicht machen will», heisst es auf der Website. Die Spielenden erfahren nicht erst kurz vor der Presse, was gespielt werden wird – wie allgemein üblich –, sondern sind mit Vertreterinnen im Spielplan­gremium vertreten und müssen mitentscheiden.

Natürlich gibt es Zwänge, das hat Jörg Pohl, jetzt «auf der anderen Seite der Barrikade», längst gemerkt. «Aber es tut gut, den Leuten zu sagen: Wir müssen jetzt eine Cashcow machen.» Die Transparenz schaffe eine hohe Bindung an den Spielplan. Heute kann er sich das gar nicht mehr anders vorstellen.

Wenn der Spielplan steht, müssen alle ihre Voten abgeben: Mit wem wollen sie spielen, mit wem nicht. Dazu Vor- und Nachgespräche zu den Produktionen, monatliche Gespräche, einmal jährlich stattfindende General­versammlungen. Das gebe es so nirgends. Jörg Pohl lacht. «Aus gutem Grund! Weil: Das ist echt anstrengend.» Aber es lohnt sich, «den krassen Unterschied zwischen Protagonisten und Steigbügel­haltern haben wir ganz gut aus der Welt geschafft».

«Jörg leitet durch Machen», sagt sein Co-Leiter Nunes über ihn. Wie er seine Arbeit mache, sei oft ein Vorbild, an das andere sich instinktiv halten. Er versuche schon lange, sich das abzuschauen: andere stattfinden lassen und trotzdem das Eigene geben. Nunes weiter: «Die eigenen Ideen für sich sprechen zu lassen, anstatt viel zu sprechen. Anderen zuschauen und zuhören. Immer lernen. Sich viel irren und das lustig finden.»

Ein genuin politischer Ort

Die Idee, ein Schauspiel­theater ganz nach den Bedürfnissen des Ensembles auszurichten, hat aber auch programmatische und ästhetische Folgen.

«Du kannst nicht proklamieren, dass alle gleich sind, und dann nur einzelne glänzen lassen», sagt Pohl. Und so stehen auf dem Spielplan starke Ensemble­stücke wie Shakespeares «Sommernachts­traum», Brechts «Dreigroschen­oper» oder Gorkis «Sommergäste». Viele Inszenierungen sind humorvoll, komisch, körperlich, fantasievoll, das schauspielerische Niveau durchweg hoch. Denn den Spielenden ist der Spass an der Sache anzumerken.

«Kunst oder Theater sind eine Domäne der Freiheit, das muss man auch verteidigen»: Jörg Pohl. Armin Smailovic

Natürlich lief nicht alles rund. Da war Corona, «desaströs in jeder Beziehung». Aber die letzte Spielzeit war künstlerisch erfolgreich, mit Einladungen zu Festivals in Deutschland wie dem Berliner Theater­treffen oder dem Heidelberger Stücke­markt, mit steigenden Zuschauer­zahlen und deutlich verjüngtem Publikum. Es muss noch mehr passieren, aber die aktuelle Saison stimmt zuversichtlich. Auch ortsspezifische Arbeiten laufen gut wie «Antigone» auf Schweizer­deutsch. Oder «Immer Ärger mit Bartleby», das in der Firma Boche spielt und sich gegen die moderne Arbeitswelt in Gross­konzernen richtet.

Man merkt im Gespräch, wie sehr Jörg Pohl das Angehen gegen Ungerechtigkeiten am Herzen liegt, und auch, wie überlegt er ist. Mit Feuer erzählt er von der Philosophie der Basler Compagnie, von der Theaterwelt und landet doch immer wieder bei der Weltpolitik, den Fragen, die die Gesellschaft bewegen. Für Pohl lässt sich das nicht trennen, das ist schnell klar. Er lacht zwar sehr gerne, sieht fast lausbuben­haft dabei aus, jedenfalls viel jünger als 45. Aber wenn er Gedanken­gebäude aufbaut, legt sich die Stirn in Falten, atmet das ganze Gesicht grosse Konzentration. Und Ernsthaftigkeit.

Er will nicht belehren, darum die leichten Mittel. Aber die Themen sind ernst, denn die Lage ist ernst. Es sei unnötig, die Klassiker als reaktionären Blödsinn wegzuschmeissen. Aber sie müssen bohrenden Fragen standhalten: etwa ob sie Herrschafts­verhältnisse, Geschlechts­ungleichheit reproduzieren oder Rassismen. Und wie heroisch der weisse Mann in der Geschichte dargestellt wird, wie überhaupt Männlichkeit gespielt wird. Und was getrost der Lächerlichkeit preisgegeben werden kann.

Es ist Jörg Pohl auch sehr ernst mit dem Kunst­gedanken. «Wenn wir schon diesen Riesenladen haben, dann muss man darauf beharren, dass es eine Autonomie der Kunst gibt.» Er will kein L’art pour l’art, keine Selbst­bespiegelung. Sondern: «dass in der Kunst etwas aufgehoben ist, das – pompös gesagt – einen Vorschein von einer anderen Welt aufbewahrt. Das will ich nicht diskreditiert sehen durch Blödsinn oder Befindlichkeit oder eine politische Proklamation. Das Theater ist ein genuin politischer Ort. Und Kunst oder Theater sind eine Domäne der Freiheit, das muss man auch verteidigen.»

Zu den Aufführungen

«Die Ilias / Achilles – ein Stück mit Fersen». Wieder am 4., 5. und 26. April.

«Molière – der eingebildete Tote». Nur noch am 19. April und 13. Mai.

«Moby Dick». In dieser Spielzeit nur noch am 18. Mai und 7. Juni.

Alle Aufführungen am Theater Basel, hier finden Sie weitere Informationen.

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