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Hat «Boy meets girl» ausgedient?

Es gibt nicht nur die hetero­normative Liebes­erzählung: Drei aktuelle Romane stellen die Beziehung von zwei Frauen ins Zentrum. Und das Uneindeutige.

Von Nina Hurni, 19.12.2023

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Vorgelesen von Dominique Barth
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Kein Thema wird in der Literatur, in der Musik oder in Filmen so oft verhandelt wie die Liebe. Wobei das über Jahrhunderte vor allem hiess: die hetero­sexuelle Liebe.

Als Geschichten von boy meets girl, Frau trifft Mann, prasseln diese Erzählungen schon in Kindheit und Jugend auf allen Kanälen auf uns ein, und darüber, wie sie unsere Vorstellung von Beziehungen prägen, ist zuletzt viel nachgedacht worden: von Eva Illouz, Sophie Passmann, Liv Strömquist.

Nicht selten wird in diesen Erzählungen Toxisches als Romantik verkauft – denken wir an Romane wie die «Twilight»-Serie, aber auch an das normalisierte Macht­gefälle vieler Beziehungen in sogenannter Höhenkamm­literatur. Es gibt in diesen Geschichten dann zwar ein Hindernis zwischen den Haupt­figuren: Sie gehört einer anderen Gang an, er ist verheiratet, sie ist die Praktikantin, er ist Vampir … aber die Tatsache, dass sie Mann und Frau sind, bringt immer schon genügend Potenzial mit, dass sich daraus eine Anziehung entwickelt. Diese Anziehung äussert sich dann meist auf allen möglichen Ebenen (auf romantischer, sexueller, intellektueller) und kann selbst­verständlich alle Hindernisse überwinden, auch wenn diese noch so problematische Verhältnisse mit sich bringen.

Seit geraumer Zeit aber sind Beziehungs­modelle zum Gegenstand gesellschaftlicher Auseinander­setzungen geworden – sowohl was Geschlecht und sexuelle Orientierung anbelangt, als auch bei der Frage, wie wir über Beziehungs­formen nachdenken. Die traditionellen Muster werden unverbindlicher, Abläufe verhandelbarer und die Frage nach der Grenze zwischen Freundschaft und Liebe wird komplexer – oder vielleicht einfach überflüssig.

Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in der Literatur.

Die Ablösung von x-fach vorerzählten Geschichten bedeutet mehr Freiheit, aber fordert auch neue Aushandlung – und die Suche nach neuen Erzählungen.

Die Autorinnen der Gegenwart weichen immer häufiger von der klassischen Beziehungs­geschichte ab, und zwar in mindestens zwei Richtungen: Es geht nicht mehr traditionell um Frau und Mann. Und an die Stelle der herkömmlichen Liebes­geschichte treten weniger eindeutige Verbindungen: Beziehungen, die sich nicht klar in die Kategorien von Liebe oder Freundschaft fassen lassen.

Drei Schweizer Gegenwarts­romane führen beispielhaft vor, wie diese Abkehr vom klassischen Plot auch eine Suche nach Erzähl­weisen einschliesst, welche der Uneindeutigkeit und Komplexität dieser Beziehungen gerecht werden können.

Die Geschichten, die dabei entstehen, sind Erzählungen des Ausbruchs. Ihnen haftet etwas Rebellisches, etwas Subversives an, ohne dabei in neue Verklärungen zu verfallen. Denn wann Grenzen aufgelöst und wann überschritten werden, ist auch hier nicht immer so einfach zu bestimmen.

1. Von Flug und Fall: Saskia Winkelmann

Das ist keine Geschichte, wie sie alle hören wollen, es gibt nichts zu verstehen. Nun, der Tag begann so, der Tag, über den alle etwas hören wollen: Als ich aufwache, weiss ich nichts. Nicht, wo ich bin. Nicht, wer ich bin. Es fühlt sich nicht unangenehm an.

«Höhenangst», das Debüt der Berner Autorin Saskia Winkelmann, könnte anfangs nach einem voraussehbaren Coming-of-Age-Roman aussehen (abgesehen von der Einleitung, in der ein toter Körper in einem Wald liegt). Eine junge, namenlose Aussen­seiterin, in ihrer Schul­klasse akzeptiert, wenn auch nicht beliebt, möchte gerne etwas «normaler» sein. Sie flüchtet sich für ruhige Momente ins Mittelmeer­haus des botanischen Gartens zum Feigen­baum, dessen Früchte sie an Hoden erinnern. Sie gibt sich ein bisschen Mühe, in Tamer verliebt zu sein, weil mensch halt in diesem Alter in einen anderen Menschen – idealerweise des anderen Geschlechts – verliebt sein sollte.

Als dann Jo in ihre Klasse kommt, bahnt sich zwischen beiden eine Freundschaft an. Jo, im Roman das von der Protagonistin angesprochene Du, ist natürlich mysteriös und cool und die Protagonistin fasziniert von ihr.

Winkelmann spielt schwindelfrei mit Motiven, die wir aus klassischen Teenager-Liebes­geschichten kennen: Herzklopfen und Aufregung, Annäherung und Entziehung, Selbst­zweifel und Herz­ausschüttungen. In «Höhenangst» dient dieses Spiel aber nur als Auftakt, bevor das Ganze dann nach und nach vollständig abdriftet: Jo will die Kontrolliertheit der Ich-Erzählerin brechen, und bald taumeln die beiden berauscht durch Untergrund­klubs, fliegen auf Pilzen über Wiesen bei der Waldhütte, verlieren mehr und mehr die Grenze zwischen dem Ich und dem Du, bis sich die Unter­scheidbarkeit vollständig auflöst.

Von hier an wird die ganze Erzählung zum rauschhaften Sog. Die Zeit­ebenen überlagern einander, die Realität verliert sich in der Halluzination, und alle Kontrolle entgleitet. In strudelnden Satzfetzen lässt Winkelmann die Geschichte auf die Lesenden herabstürzen, bis sie der Schwindel erfasst. Die Gewissheiten rutschen unter uns plötzlich weg wie Geröll, bis schliesslich nicht mehr klar ist, welches Ich denn nun diese Geschichte welchem Du erzählt.

Ich steige mit dem linken Fuss zuerst in deine Haut wie in einen Taucher­anzug. Durch mich wird sie wieder lebendig. Ich werde Jo.

Ab da ist es einfach. Und weil ich nun bin wie du, habe ich keine Angst mehr.

Ich sitze im Gras und alles ist gut. Das Gute fühlt sich sehr still an. Das überrascht mich und ich misstraue der Stille.

Winkelmann ruft die Erwartungen an Liebes­geschichten über Teenager auf, nur um sie dann ins unwirklich Rauschhafte hochfliegen (und stürzen) zu lassen. Dabei zeigt sie auch, wie Liebes­beziehungen und Erzählungen von Anfang an miteinander zusammen­hängen: Die Vorstellungen aus Filmen und Büchern ziehen sich als vorgelebte Scripts in die Realität hinein.

Aber: Die Beziehung von Ich und Du, der namenlosen Protagonistin und Jo, lässt sich nicht in diese vorgelebte Hetero­normalität einpassen, und so verliert sich auch die Erzähl­weise in Höhenflug und Absturz. Was als schöne Symbiose beginnt, verhakt sich zu etwas Toxischem, wie der Rausch, der im nächsten Moment zum Horrortrip werden kann. Denn während die beiden ständig über das Leben und die Welt philosophieren, scheinen ihnen die Worte für das, was zwischen ihnen passiert, zu fehlen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Liebes­geschichte, in der nicht über die Beziehung geredet werden muss, weil alles ja klar ist (und Liebe per se unerklärlich), zeigt Winkelmann, dass uns für weniger eindeutige zwischen­menschliche Verhältnisse oft die Worte fehlen.

Bald mischen sich Eifersucht und Manipulation in die unausgesprochene Anziehung.

Und doch antwortet die Protagonistin später auf die Frage, ob es in ihrem Leben eine Zeit ohne Übelkeit gegeben habe: «Die Zeit mit Jo.»

2. Wilde Erzähl­manöver: Judith Keller

Vera Savakis und Peli Rouge, zwei arbeitslose Freundinnen mit Gläubigern am Hals, beschliessen in Judith Kellers Roman «Wilde Manöver», etwas Neues anzufangen, und brechen auf:

Die Strassen verfolgten ihre Ziele und eine Weile taten wir, als hätten wir dieselben und sassen ihnen auf.

So schwammig dieses Neue bleibt, so verworren ist auch die Geschichte, die Vera später in der Vernehmung bei Herrn Lombardi erzählt. Sie und Peli werden beschuldigt, ein Auto gestohlen zu haben. Doch bei der Erzählung, mit der Vera den Ermittler überflutet, kommt noch eine ganze Reihe anderer Verbrechen zum Vorschein: Versenkte Garten­statuen, Pferde­diebstahl, Brand­stiftung, eine Menge Koks und Cannabis sind auch im Spiel. Was der Ermittler als Drogen­diebstahl betrachtet, ist in der Erzählung von Vera bloss eine Reihe von unglücklichen Schicksals­zufällen. Dabei wurde von den beiden eigenwilligen Freundinnen in dieser Nacht nichts weniger als die Veränderung der Welt angestossen.

Während beim Erzählen das Ziel doch eigentlich ist, dass kausale, aufeinander­folgende Ereignisse als kausal und aufeinander­folgend berichtet werden, so ist in dieser Geschichte ständig Unzusammen­hängendes verknüpft. Vera und Peli sehen Zeichen in allem, sie deuten die Stellung der Kräne, die Muster von Fahrrädern und erzeugen selbst Zeichen für das Neue, das dann kommen wird, auf das sich die Erzählung zubewegt, ohne es jemals zu enthüllen. Ein wildes Manöver in Erzählung und Geschichte und eine nächtliche Irrfahrt durch die Vorstädte Zürichs. Die einzige Logik entspringt aus ihnen selbst, aus den Partnerinnen in crime, die sich so schnell von nichts verunsichern lassen und sich auch ohne Worte verstehen: «Wir spürten ganz deutlich, dass wir etwas vorhatten. Wir wussten nur noch nicht, was.»

Im Laufe der Erzählung streiten sich Vera und Peli immer mal wieder und verlieren einander, treffen sich aber immer wieder auf rätsel- oder schicksal­hafte Art und Weise, ohne einen Treffpunkt vereinbart zu haben. Eine seltsame Verbindung der Intuition scheint sie zusammen­zuhalten. Und wenn sie getrennt sind, auch eine Sehnsucht: «Ich vermisste sie. Ich vermisste sie so sehr, alles zog mich zu ihr hin, aber ich musste ja auch allein klar­kommen, jeder muss ja anscheinend auch allein klar­kommen, das war ja klar.» Jeglicher Anflug von Kitsch wird aber gleich darauf gebrochen.

Peli war wieder dauernd am Handy und sagte nicht, wem sie schrieb. Dennoch hätte es sehr schön sein können. Warum sind wir nicht einfach auf diesem warmen Dach geblieben, auf dem Rücken liegend, der Sternen­himmel über uns. Dort oben gab es eine grosse Ruhe. Klar, irgendwo flog Abfall durchs All, aber das war weit weg.

Peli und Vera lassen sich von der abstrakten, unübersichtlichen Gegenwart der vorstädtischen Beton­wüste nicht aus der Ruhe bringen. Wenn sie nicht mehr wissen, was sie deuten können, deuten sie kurzum alles.

Judith Keller schafft es, unsere Verlorenheit gegenüber der überbordenden Komplexität unserer Welt als etwas Rebellisches, Frisches und Hoffnungs­volles zu erzählen. Ihre Sprache ist ein einziges Fest der Skurrilität, aus dem ein hoch­aufgelöstes Wimmelbild entsteht.

Der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ist der Zusammenhalt von Peli und Vera. Indem sie durch ihre rätselhafte Intuition verbunden sind, stossen sie erst die Ausbrüche aus dem Gewohnten und im Roman erst eigentlich die Handlung an. Erst ihre Verbindung macht die Veränderung möglich.

Unten bewegten sich die Gleispflanzen sanft im Wind. Wenn du die Zukunft wärst, fragte ich, wo würdest du anlegen? Peli überlegte kurz: im Moment beim Glattzentrum.

3. Die Gesellschaft als Archipel: Anna Stern

Da ist er nun also, der Corona-Roman. «in gewöhnlichen zeiten ist kein mensch eine insel», sagt der von Einsamkeit geplagte Lukas im neuen Roman «blau der wind, schwarz die nacht» von Anna Stern. Auch wenn Anspielungen auf die Pandemie immer wieder eingestreut sind und als krisenhafte Grund­stimmung den Text prägen, dient Corona für Stern nur als Anlass, um über die ganz normale Isolation zu schreiben, in der sich Menschen auch ohne Massnahmen befinden.

Hannahs Ehe mit Lukas ist gescheitert. Sie lebt ein stressvolles Leben zwischen ihrer Arbeit in der Psychiatrie und der Betreuung der Kinder. Derweil führt sie eine lose Beziehung mit Regina, die sie als «eine vorüber­gehende, in erster linie auf abgrenzung ausgerichtete verrücktheit» bezeichnet.

Wie bei Stern üblich, wird im Roman durchgehend alles klein­geschrieben. Zur Perspektive von Hannah kommen ausserdem viele weitere hinzu, die sich immer an irgendeinem Punkt berühren. Stern gelingt es, die vielen Sicht­weisen in jeweils unterschiedlichem Ton zu erzählen – mit viel düsteren Farben, aber auch einem feinen Gefühl für Witz. Nach einem abgesagten Kinder­ausflug etwa muss Lukas den ganzen tierförmigen Proviant – Regenbogen­raupen aus Früchten, Pinguine aus Oliven mit Karotten­schnäbeln und Mozzarella­bäuchen … – selber essen. Dabei versinkt er im Livestream aus einem alaskischen Nationalpark.

Am Anfang der vielschichtigen Erzählung trifft Hannah in der Psychiatrie auf die Patientin Alva – und nimmt sie bei sich im Haus auf. Von Beginn an ist diese Begegnung von einer rätselhaften Anziehung geprägt, die zu dieser Grenz­überschreitung führt:

es ist das erste mal, dass es ihr so schwerfällt, die grenzen aufrecht­zuerhalten. das ich. das du. wir gibt es hier nicht.

Von diesem Punkt aus lässt Anna Stern ein komplexes Gewebe entstehen: aus Gestalten, deren Leben sich überschneiden, verhaken und verknoten. Gescheiterte Ehen, sprachlose Beziehungen, verstorbene Kinder, Psychiatrien ohne Ende: Das Bild der Gesellschaft, das Stern zeichnet, ist alles andere als rosig. Und auch wenn die Figuren sämtlich miteinander verwoben sind, scheinen sie alle auf ihre ganz eigene Weise einsam und abgekoppelt zu sein.

Auch die Psychiatrie wird in Alvas eigener Sichtweise zur Insel, auf der ein Krieg herrscht. Während die psychisch Kranke die für sie verstörende Welt durch das Schreiben in ihr Notizbuch fassbar zu machen und dadurch den Sinn in den verwirrenden Vorgängen zu finden versucht, scheint das ganze Buch von Anna Stern ein Versuch, die Beziehungen, in der die Figuren zueinander stehen, erzählbar zu machen.

So denkt sich auch Hannah selbst, dass es vielleicht ein neues Wort brauche, um die Anziehung zu Alva zu beschreiben. «eine alvaslatente­unheimlichkeit­verstehen­wollende», schlägt sie vor. Oder «eine ichkennedich­schonimmer­ichhabe­keineahnung­werdubist­geartete anziehung».

Auch wenn es nie zu einer sexuellen Annäherung zwischen Hannah und Alva kommt, auch wenn Alva in Hannahs Familie Halt und Nähe findet: Es ist eine Grenz­überschreitung von Hannah, die Alva erst hierher­gebracht hat.

Es ist auch bei weitem nicht die einzige zwischen­menschliche Beziehung im Roman, die problematisch ist oder zu Verletzungen führt. Alle Figuren sind gezeichnet von schmerzhaften Erfahrungen und auch wegen ihnen abgekoppelt von den anderen.

Indem Anna Stern die unterschiedlichen Sichtweisen in formal getrennte Kapitel aufteilt, verdeutlicht sie die Einsamkeit der Figuren. Doch die feinen Fäden, die sie verbinden, deuten auf die gegenseitige Abhängigkeit hin: Die Beziehungen sind gleichzeitig das Übel und die Heilung. Verstehen ist nur durch Kommunikation möglich, doch gerade die ist das Problem. Denn was die Figuren alle voneinander trennt, ist ihre Wortlosigkeit: In einem Strudel von unvollständigen Sätzen verlieren sich die Figuren und finden nie das, was sie eigentlich sagen wollen.

Sterns Roman ist so immer auch ein Nachdenken über die Sprache, die unsere Beziehungen fasst und einordnet:

sprache ist macht. sagt wer. sagt das buch in ihrer hand, steht da so.

Wenn aber Sprache Macht hat und wir von den uns umgebenden Geschichten geprägt werden, dann ist es an der Zeit, Worte für die Komplexitäten, Uneindeutig­keiten und Ambiguitäten neuer Beziehungs­formen zu finden. Denn ohne Sprache, so sehen wir insbesondere bei Stern und Winkelmann, lassen sich Brüche nicht vermeiden und auch nicht überwinden.

Schlusspunkt

Die Romane von Saskia Winkelmann, Judith Keller und Anna Stern widmen sich Beziehungen, die sich nicht eindeutig in tradierten Kategorien fassen lassen. Entsprechend entwickeln sie sich auch nicht linear wie eine klassische Liebes­erzählung. Sie verweigern sich der hetero­normativen Umwelt und den vorherrschenden Vorstellungen von Anziehung und Liebe. Sie zeigen, wie sich dabei Grenzen verschieben, auflösen, wie sie überschritten werden. Und sie machen deutlich: Das Verzauberte im Entzauberten bleibt die Anziehung zu anderen Menschen.

Den drei Autorinnen gelingt es, solche Verbindungen jenseits der vorgefertigten Schemata einzufangen – und zwar ohne das Ganze in verschleiernden Kitsch zu tauchen. Denn trotz aller Bezauberung reissen Beziehungen immer wieder Wunden. Auch unter den Vorzeichen alternativer Liebes­entwürfe und neuer Beziehungs­konzepte ist die Möglichkeit des Missbrauchs nicht ausgeschlossen. Auch in unkonventionellen Konstellationen gibt es Macht­gefälle und Dominanz.

Und dennoch sind Menschen eben keine Inseln. Sie ziehen sich ständig gegenseitig an, auf welche Art und Weise auch immer.

Sie entdecken zusammen die Liebe zum Rausch, sie stossen gemeinsam Veränderungen an, sie hängen aneinander und sind abhängig voneinander. Und so bleibt die Verbindung zum Du, zur Anderen, zum Gegenüber ein Verhandlungs­feld, dem wir uns nicht entziehen können.

Zu den Büchern

Saskia Winkelmann: «Höhenangst». Roman. Verlag Die Brotsuppe, Biel 2023. 196 Seiten, ca. 29 Franken.

Judith Keller: «Wilde Manöver». Roman. Luchterhand, München 2023. 288 Seiten, ca. 33 Franken.

Anna Stern: «blau der wind, schwarz die nacht». Lectorbooks, Zürich 2023. 240 Seiten, ca. 32 Franken.

Zur Autorin

Nina Hurni, geboren 2000, lebt als freie Autorin und Kultur­vermittlerin in Basel. Texte von ihr sind in Anthologien, im Theaterverlag München und im Magazin «zwischentext» erschienen. Sie hat soeben ihr Studium in Deutscher Philologie und Politik­wissenschaften abgeschlossen.

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