Mittwoch, 22. Februar 2023

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Am vergangenen Samstag berichtete die Republik ausführlich über strukturelle Probleme mit Mobbing und Sexismus beim Medien­verlag Tamedia und beleuchtete dabei erstmals die Rolle des «Super-Chef­redaktors» Arthur Rutishauser. Nun wird der 57-Jährige degradiert.

Paukenschlag bei Tamedia

Pietro Supino, Verwaltungsrats­präsident des grössten Schweizer Medien­verlags TX Group, wechselt seine oberste publizistische Führung aus: Arthur Rutishauser, seit 2016 oberster Verantwortlicher aller Deutsch­schweizer Tamedia-Publikationen, wird zurückgestuft und verantwortet neu die Weiter­entwicklung der «SonntagsZeitung». Dies erfuhr die Republik heute Nachmittag, später informierte Tamedia auch die Öffentlichkeit. Ersetzt wird Rutishauser durch die bisherige Inland­chefin Raphaela Birrer, die der Tamedia-Chef­redaktion seit Februar 2022 angehört. Sie steht künftig an der Spitze des «Tages-Anzeigers», der neu auch die bisherige Tamedia-Mantel­redaktion beinhaltet. Mit dieser Umstrukturierung wolle man die «Positionierung des ‹Tages-Anzeigers› als führende nationale Marke stärken», teilt der Verlag mit. Mit der Degradierung Rutishausers markiert Supino Distanz zu einem seiner engsten Verbündeten. Einem Mann, der im Deutsch­schweizer Journalismus der letzten Jahre die wahrscheinlich wichtigste Rolle spielte, bestimmte er als «Super-Chefredaktor» doch den Kurs diverser bedeutender Tages­zeitungen. Einem Mann aber auch, der in letzter Zeit immer stärker in die Kritik geriet. Und der noch vor knapp zwei Jahren behauptete: «Wir haben sicher kein strukturelles Problem mit Sexismus.»

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Damit zurück zu uns. Mit ihren Gedanken zur Neutralität der Schweiz im heutigen Republik-Interview sorgt Alt-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey für differenzierte Reaktionen im Dialog. Für Kontroversen sorgte die SP-Aussen­ministerin schon während ihrer Amtszeit immer mal wieder. Eine staats­politische Quizfrage.

Hauptsache, gewählt

Micheline Calmy-Rey war bis Ende 2011 neun Jahre lang Schweizer Aussen­ministerin. In ihrem letzten Amtsjahr war sie zudem turnusgemäss zum zweiten Mal Bundes­präsidentin. Allerdings: Mit bloss 106 Stimmen erzielte sie das bis dahin schlechteste Resultat – zahlreiche Bürgerliche wählten sie nicht, unter anderem wegen ihrer Rolle in der Libyen-Affäre. Wer hat ihren Negativ­rekord seither gebrochen?

Wir bleiben in Bundes­bern. Kommenden Montag beginnt die Frühjahrs­session des eidgenössischen Parlaments. Während der Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer vom Stadt­quartier Marzili zu Fuss keine fünf Minuten bis zum Bundes­haus braucht, reisen andere stundenlang an, um über die Politik des Landes zu bestimmen.

Frage an bern

Welche Parlamentarierin hat den längsten Anfahrtsweg?

Die Parlaments­dienste führen ein Adress­verzeichnis, aber die Mitglieder des Parlaments sind nicht verpflichtet, ihren Wohnort anzugeben. Geografisch kommen zwei Kantone infrage: Graubünden und das Tessin. Von Lugano aus ist das Bundeshaus in etwas mehr als drei Stunden zu erreichen. Und selbst wer ländlicher wohnt im Tessin, wird die Vier-Stunden-Grenze kaum überschreiten. Die mit Abstand längste Anfahrt hat eine Nationalrätin aus Graubünden: Anna Giacometti, die frühere Präsidentin der Gemeinde Bregaglia, zu der auch das Dorf Bondo gehört. Giacometti wohnt im Dorf Stampa und sässe von dort aus ungefähr sechs Stunden im Postauto und Zug bis nach Bern. «Um die Reise etwas zu verkürzen, fahre ich mit dem Auto bis Chur, parkiere beim Bahnhof und nehme dann den Zug», schreibt die FDP-National­rätin der Republik. Sie rechne mit 4,5 Stunden pro Weg. «Wenn die Strassen schnee­bedeckt sind, brauche ich etwas länger.»

Schweizweit bekannt wurde Anna Giacometti im August 2017, als sich in Bondo ein verheerender Bergsturz ereignete, der acht Menschen­leben forderte.

Schauen wir zum Schluss noch einmal zurück auf den Bergsturz in Bondo.

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Wach­gerüttelt

3,15 Millionen Kubikmeter Fels lösten sich am Morgen des 23. August 2017 am Piz Cengalo, donnerten – vermischt mit Gletscherwasser – ins Tal, verschütteten acht Wanderinnen und beschädigten 99 Häuser. Ein Jahr nach dem Bergsturz machten sich Republik-Reporterinnen auf nach Bondo. Sie erfuhren, wie der Bergsturz die Menschen im Bergell einander nähergebracht hat. Ihr Fazit damals: «Ja, der Donner des Cengalo hat sie alle durch­gerüttelt, die Frauen und Männer der Bregaglia. Vielleicht auch wachgerüttelt. Gerade genug, um mit den Problemen fertigzuwerden, die hinter dem Berg schon auf sie warten.» Die juristische Aufarbeitung des Bergsturzes dauert derweil bis heute an.

Ein Tal bewegt sich

Der Bergsturz von Bondo war auch ein Weckruf für das Bergell. Lesen Sie den Text von 2018 oder hören Sie ihn sich an – es dauert 24 Minuten.

Danke fürs Interesse, bis später wieder.

Ihre Crew der Republik