Leben im Rhythmus der Extreme
Die sechste Folge der Bildkolumne «Panamericana» führt nach Guatemala. Manche Menschen bewegen sich hier viel zu schnell – andere setzen das Ticken der Uhren ausser Kraft.
Von Ana María Arévalo Gosen (Text und Bilder) und Nora Ströbel (Übersetzung und Bildredaktion), 31.01.2023
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Von den vielen Guatemalteken, die ich kenne, habe ich zu viele gesehen, die sich mit einer Geschwindigkeit «zwischen Schrecken und Zärtlichkeit» bewegen, mit der Kadenz eines Vogels der schlechten Vorzeichen, wo Leben und Tod beunruhigend nahe beieinander liegen.
Guatemala ist ein Ort, an dem die Menschen in sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten leben. Manche scheinen sich schneller bewegen zu wollen, als es ihr Umfeld und ihre Kapazität zulassen: Stadttiere, unfähig, die City zu verlassen, die sie geniessen, die sie erleiden. Polizisten und Kriminelle treten sich gegenseitig auf die Füsse, im Wissen, dass sie aufeinander angewiesen sind.
Andere, wie Eva Sosa, ehemalige Anklägerin einer nicht mehr existierenden, von der Uno geförderten Anti-Mafia-Kommission, wurden inhaftiert und leiden am meisten unter der verstimmten und gesonderten Geschwindigkeit des Justizsystems.
Zur Bildkolumne «Panamericana»
Der Pan-American Highway ist wie eine Arterie, welche die Länder in Nord- und Südamerika miteinander vernetzt. Die Strasse verband schon die ältesten Zivilisationen und befördert mehr als nur den Verkehr – sie ist auch Zeugin der Menschheitsgeschichte. Das Fotografinnenkollektiv Ayün Fotógrafas hat für die Republik die Panamericana als Leitmotiv genommen, um zwischen Texas und Chile das Leben der Menschen in acht Ländern zu dokumentieren.
Das andere Extrem sind die Menschen auf dem Lande. Leute mit einfachen Sitten und Gebräuchen, mit wenig mehr als einer tiefen Verbundenheit mit dem Land. Sie haben ein ausgeprägtes Gefühl der Zugehörigkeit zum Kosmos und eine innige Beziehung zu den Elementen der Natur. Sie leben in einer anderen Geschwindigkeit, einem anderen Rhythmus, zyklisch und nicht linear. Nicht mal während ihrer Gerichtsverhandlungen, in denen sie Probleme ungeachtet der Bürozeiten erörtern. Hier geht es nicht um das Ticken der Uhr, sondern um die Dauer, die es braucht, damit die Parteien Gehör finden und zu einer gemeinsamen Lösung kommen.
Texas
Karibisches Meer
Mexiko
Guatemala
Guatemala-Stadt
Venezuela
Ecuador
Peru
Chile
Südpazifik
Argentinien
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Karibisches Meer
Mexiko
Guatemala
Guatemala-Stadt
Venezuela
Ecuador
Peru
Chile
Argentinien
Südpazifik
Ana María Arévalo Gosen ist eine venezolanische Fotografin, die in Spanien und Lateinamerika lebt. Mit ihren Projekten, bei denen sie rigorose Forschung mit intimen Geschichten verbindet, möchte sie eine positive Wirkung erzielen. Ihr anspruchsvollstes Werk heisst «Der Sinn des Lebens», es ist die Geschichte des Kampfes ihres Mannes gegen Hodenkrebs. Sie hat zahlreiche Preise gewonnen, unter anderem den «Leica Oskar Barnack Award», und stellt international aus. Sie ist Mitglied von Ayün Fotógrafas.