Montag, 7. November 2022
Die Uno-Klimakonferenz COP27 ist am Sonntag im ägyptischen Sharm al-Sheikh eröffnet worden. Was wird verhandelt? Wir halten Sie auf dem Laufenden.
In den nächsten zwei Wochen wird es an der Klimakonferenz COP27 vor allem um Finanzen gehen: Schaffen es die reichen Industrienationen, die längst versprochenen Gelder zu mobilisieren? Um damit arme, von der Klimakrise besonders betroffene Länder zu unterstützen? Vor einem Jahr habe ich nach der Konferenz in Glasgow aufgeschrieben, was bei der internationalen Klimafinanzierung alles im Argen liegt und welche unrühmliche Rolle die Schweiz dabei spielt. Damals hiess es, die Konferenz 2022 in Ägypten müsse ein radikaler Wendepunkt werden. Jetzt aber sind die Hoffnungen auf einen Verhandlungserfolg äusserst gering. Der Krieg in der Ukraine und die Verwerfungen zwischen China und dem Westen erschweren die Kooperation. Dennoch, Klimakonferenzen kennen ihre eigenen Regeln. Vielleicht entwickelt sich plötzlich eine eigene Dynamik und werden Taten ermöglicht, von denen niemand zu träumen wagte.
In allen menschlichen Kulturen spielen familiäre Bindungen eine Rolle. Trotzdem stellt sich manchmal die Frage: Wird Familie überbewertet?
In drei Wochen beginnt der Advent; die Zeit der Heimeligkeit, des vertrauten Miteinanders. Will sagen: der potenziell toxischen Familiengespräche unterm Weihnachtsbaum. Ganz ehrlich, müssen wir die tumben politischen Parolen von Tante Emilia auch dieses Jahr aushalten? Die Antwort lautet für viele Amerikaner: Nein. 27 Prozent von ihnen haben laut dem Podcast «No Stupid Questions» den Kontakt zu mindestens einem Familienmitglied gekappt. Überdurchschnittlich häufig entscheiden sich Anhängerinnen der Demokraten zu diesem Schritt. Dies bestätigt: Das Politische ist privat. Und zeigt zugleich die Zerrüttung der politischen Landschaft in den USA, an der das Ergebnis der midterms wenig ändern wird. Für andere Themen dagegen bedeutet deren Ausgang enorm viel.
Was droht, falls die Republikaner die Zwischenwahlen gewinnen, lesen Sie hier. Die Lesezeit beträgt 15 Minuten.
Familiäre Bande spielen auch bei der Suche nach den Nachfolgerinnen für Simonetta Sommaruga und Ueli Maurer eine Rolle. Schnell dreht die Debatte über den künftigen Bundesrat in eine altbekannte Richtung.
Flavia Wasserfallen ist Politologin, Verwaltungsrätin, Gründerin. Seit 20 Jahren politisiert sie für die SP, als Co-Generalsekretärin, als Nationalrätin. Aber die «NZZ am Sonntag» framt Wasserfallen in ihrer Titelgeschichte als «junge Mutter», die als solche Chancen auf den Bundesrat hat. Sorgen doch derzeit «linke Mütter als Politikerinnen für Furore», etwa die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin. Chefredaktor Jonas Projer kommentiert auch umgehend: Sommarugas Rücktritt aus privaten Gründen widerlege den «Irrtum der Gegenwart», Vereinbarkeit sei möglich. Seltsam nur (not!), dass diese Sorge jetzt in den Vordergrund tritt, wo eine Bundesrätin gesucht wird. Bei Alain Berset etwa – bei Amtsantritt Vater junger Kinder – war das offenbar kein Problem.
Wie die gesellschaftliche Haltung gegenüber Müttern das System prägt, dazu mehr hier: «Mama verdient Geld».
Vielleicht haben Sie es bereits gelesen: Unser Datenbriefing «Auf lange Sicht» erscheint heute zum vorerst letzten Mal. Wir haben deshalb im Archiv gestöbert und drei Beiträge ausgegraben, die Ihnen in den kommenden Wochen und Monaten nützlich sein könnten.
Und noch einmal zurück zur Bundespolitik. Falls Sie etwas ganz anderes beschäftigt als die Suche nach der nächsten Bundesrätin:
Sie kennen das Spiel: Schreiben Sie uns, was Sie rund um den Schweizer Politikbetrieb wissen möchten. Ihr Wunsch sei unser Befehl (respektive unseres Bundeshaus-Teams Befehl). Antworten auf Ihre Fragen lesen Sie jeweils am Mittwoch im Journal.
Ihre Crew der Republik
Republik AG
Sihlhallenstrasse 1
8004 Zürich
Schweiz