Mittwoch, 28. September 2022

Guten Abend.

Ein Online­magazin ist immer nur so gut wie sein Korrektorat. Es bewahrt die Republik nicht nur vor einer ganzen Menge Fehler. Es ist auch immer wieder ein Quell an Inspiration.

Aus dem Korrektorat

Perlen unter Staub

Man muss es realistisch sehen: Der Duden hat keine über­ragenden Beliebtheits­werte. Obwohl er schon viel Unfug verhindert hat und in vielen Regalen steht, hat er dort wohl vor allem einen Job: Staub ansetzen. Ja, der Plot lässt zu wünschen übrig, es hat eindeutig zu viele Füll­wörter. Aber welchem Sprach­freund schlägt nicht das Herz höher, wenn er Perlen entdeckt wie «Hüft­gold», «verkase­matuckeln» oder «Ratze­fummel»? Neu ist im Online-Duden ein ganz schnuckeliges Tier zu finden, erfunden von Otto Waalkes: der Ottifant. Eine klare Aufforderung: Lassen Sie sich anregen und verleihen Sie Ihren Texten ein bisschen Pep!

Gestern wollten wir mal wieder von Ihnen wissen, wie Sie unsere lavendelige Spiel­wiese hier eigentlich finden. Ein Votum einer Verlegerin hat uns besonders gefreut. Und auch ein bisschen hungrig gemacht.

Das Journal hat das Potenzial, mein Bio­brötli vom Lädeli um die Ecke zu sein: fein und mit leichteren Zutaten als die übliche, meist mehrgängige Republik-Kost.

In der Schweiz zu produzieren, ist zu teuer. Also produzieren wir in China. Das alte Offshoring-Mantra in der Betriebs­welt kommt langsam an seine Grenzen – und das nicht nur wegen Corona oder Taiwan.

republik redux

Warum eine Produktion in China oft teurer ist als gedacht

  • Der Mindest­lohn in China hat sich in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt. Die Lohn­kosten machen nicht mehr wie früher ein Zehntel, sondern ein Drittel der hiesigen aus.
  • Zoll, Transport, Versicherung und Über­setzung kosten. Und zwar oft mehr als erwartet.
  • Schweizer Firmen sind den chinesischen Behörden ausgeliefert. Wenn Produktions­stätten geschlossen werden, können sie nur zuschauen.
  • Know-how wandert ab. Denn wo produziert wird, wird meist auch innoviert.
  • Wo produziert wird, wird gerne auch kopiert – und das geistige Eigentum wird plötzlich zur Verhandlungs­sache.

Wie sich eine in ferne Länder ausgelagerte Produktion in die Schweiz zurück­holen lässt, lesen Sie heute im Magazin.

Auf Französisch klingt alles einfach schöner (mal abgesehen von Unflätigkeiten wie «grossesse»). Einer unserer Korrespon­denten in Bern hat heraus­gefunden, wieso.

Frage an Bern

Warum heisst die Wandel­halle «la salle des pas perdus»?

In der Wandelhalle tauschen sich Politikerinnen mit Lobbyisten aus. Auf Französisch heisst der lang gezogene Raum an der Südseite des Nationalrats­saals – fast schon poetisch – «la salle des pas perdus». Um verlorene Schritte geht es allerdings nicht. Der Begriff geht zurück auf das politisch zerstrittene Frankreich des frühen 19. Jahr­hunderts, in dem sich Parteien in einem Tempo an der Macht ablösten, wie man es heute nur noch aus Italien kennt. Wer das Vertrauen des Volkes verlor, konnte hoffen, schon wenige Monate später wiedergewählt zu werden – und wartete quasi im Vorzimmer der Macht. König Louis XVIII nannte die Wartenden «les pas perdus»: «die Nicht­verlorenen».

Ausserdem: Wie uns ein Schweizer (mithilfe von vielen anderen Leuten) davor bewahrt, von einem Asteroiden getötet zu werden.

Das Beste der anderen

Wie Sie die Nasa managen (und die Welt retten)

In der Nacht auf Dienstag krachte die Dart-Sonde 10 Monate nach ihrem Start mit 22’000 km/h in den Asteroiden Dimorphos. Ein Versuch, um zu überprüfen, ob es uns Menschen gelingt, einen Asteroiden auf Kollisions­kurs mit der Erde aufzuhalten.

Was Sie dazu verführen könnte, heute Nacht fünf grossartige Stunden Ihres Lebens in ein Monster­interview mit Thomas Zurbuchen zu investieren, dem Schweizer Nasa-Forschungs­chef. Nur schon, weil Sie dort mehr über Management lernen als in fünf Jahren an der Uni St. Gallen. Zurbuchen hat zum Beispiel eine Person im Team, deren einzige Aufgabe es ist, ihm zu widersprechen.

Bis morgen.

Ihr Biobrötli der Republik