Sommerfragebogen

«Ein unkastrierter Kater in einem Städtchen der Provence»

Glaubt Karpi, dass Pflanzen eine Seele haben? Gibt es das Böse? Wir haben den Witzenschaftler gefragt.

Von Patrick Karpiczenko (Antworten) und David Leutert (Illustration), 23.07.2022

Synthetische Stimme
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Die Sonne scheint, es ist warm, vielleicht nicht gerade die ideale Zeit für lange, komplexe Beiträge. Aber die Gedanken schweifen, etwas unkontrolliert, also vom Gestern übers Heute bis ins Morgen. Was uns da alles in den Sinn kommt! Und deshalb haben wir einen Fragebogen entworfen, der sich um möglichst vieles dreht. Also geniessen Sie den Sommer und die Antworten der Prominenz, die wir angefragt haben. Wie zum Beispiel die von Komiker, Regisseur und Autor Patrick Karpiczenko, bekannt als Karpi.

Was wären Sie als Kind gerne geworden?
Gemäss dem Freunde­buch meiner Mitschülerin Stephanie wollte ich «Witzen­schaftler» werden.

Karpi

Warum haben Sie Ihre Meinung später geändert (falls Sie das taten)?
Da ich heute als Komiker, Regisseur und Allzweck-Nerd arbeite – trifft «Witzen­schaftler» meine Tätigkeit erstaunlich genau.

Was wäre der in Ihren Augen unpassendste Name für ein Haustier?
Der Katzen­name MIAU TSE-TUNG wäre unglaublich pietätlos.

Realitätscheck: Welches Haustier wären Sie gerne nach Ihrer Wiedergeburt?
Ein unkastrierter Kater in einem Städtchen der Provence.

Seit Putin die Ukraine überfallen hat, haben Sie eine tiefe Über­zeugung infrage gestellt? (Etwa: das Modell Schweiz, die Rolle der USA in der Welt, den Pazifismus …?)
Nein. Als Zyniker gehe ich grund­sätzlich vom Schlimmsten aus.

Würden Sie gerne 10 IQ-Punkte mehr haben, wenn der Preis dafür 10 Warzen auf der Nase wären?
Niemals. Aber ginge die Rechnung auch umgekehrt? Wie viele IQ-Punkte müsste ich abgeben für ein markanteres Kinn? Einen definierteren Po? Einen gesünderen Hautton?

Füllen auch Sie den Fragebogen aus!

Sie finden Karpis Antworten inspirierend? Dann laden wir Sie herzlich ein, den Fragebogen ganz nach Ihren Ideen, Ihren Wünschen, Ihren Erfahrungen selbst auszufüllen.

Gibt es das Böse?
Nein. Nur ein Spektrum an alltäglichen Sauereien.

Falls ja: Was kann man dagegen tun? Falls nein: Wie haben Sie die Welt zuletzt ein bisschen aufregender gemacht?
Ich bin vor anderthalb Jahren Vater geworden. Das macht die Welt genug aufregend.

Was fällt Ihnen als Erstes zu Angela Merkel ein?
Ruhestand.

Welche wissen­schaftliche oder technische Entdeckung hat Sie am meisten beeindruckt?
Die Sprache. Immer wieder die Sprache.

Und welche unwissen­schaftliche Entdeckung?
Die Entdeckung/Erfindung des Kartoffelsalates.

Welches Natur­gesetz würden Sie gerne einführen?
Ein Geschwindigkeits­limit für schlechte Nachrichten.

Haben Pflanzen eine Seele?
Hoffentlich nicht. Sonst wäre ich Massen­mörder.

Welches Zitat aus Literatur, Film, Musik oder Geschichte hätten Sie gerne selber zuerst gesagt?
«I used to think the worst thing in life was to end up all alone. It’s not. The worst thing in life is ending up with people who make you feel all alone.» – Aus «World’s Greatest Dad» von Bobcat Goldthwait

Welche Leistung eines Ihnen unsympathischen Menschen bewundern Sie? (Und wer wars?)
Donald Trump kann saugut Reden improvisieren. Ich wünschte, ich könnte mein Publikum nur halb so gut spüren wie er seines. Trump ist der geborene Bühnen­mensch. Für alles andere gehört er weggesperrt.

Würden Sie die Republik auch dann lesen, wenn exakt dieselben Artikel bis hierhin alle von einem Roboter mit künstlicher Intelligenz verfasst worden wären?
Ja – aber der Abopreis wär dann definitiv zu hoch.

Sie sind Meisterin der Hypnose und haben den Gesamt­bundesrat in Ihre Gewalt gebracht. Ihr erster Befehl?
Zuerst würde ich eine Orgie verordnen. Um die Konkordanz zu ölen. Und dann absolute Transparenz und Offenheit befehlen.

Was würden Sie mit Geldstrafe verbieten?
Mittelmass. Und schlechten Kartoffelsalat.

Angeblich ist Ihr Ich eine Illusion Ihres Gehirns. Glauben Sie das?
Kann gut sein, wär aber nicht tragisch. Als Autor und Regisseur sehe ich zwischen der Realität und einer glaubhaften Illusion keinen Unterschied. Zumindest keinen wichtigen.

Welcher Club würde deutlich an Niveau verlieren, wenn Sie dort Mitglied wären?
Die Redaktion der Republik.

Was werden Ihre tatsächlichen oder zukünftigen Kinder einmal an Ihnen sehr peinlich finden?
Meinen Humor. Und die Antworten auf diesen Fragebogen.

Was überzeugte Sie an Ihren Eltern?
Bedingungslose Liebe und ein Haus voller Technik und Instrumente. ★★★★☆ Would recommend.

Was war ein echtes Risiko, das Sie eingingen?
Sendungen fürs Schweizer Fernsehen zu erfinden.

Realitätscheck: Würden Sie es wieder tun?
*seufz* Ja.

Eine Zeitmaschine – wo reisen Sie als Erstes hin?
Ich würd die Zeit­maschine nur brauchen, um Deadlines zu strecken. Kurz vor der Abgabe hüpfe ich ein paar Stunden in die Vergangenheit und kann somit weiter grübeln. Ad infinitum.

Kennen Sie wenigstens einen guten Schweizer Witz? Welchen?
Jedes Mal, wenn der Bundesrat von Neutralität spricht, muss ich lachen.

Was wird von den meisten Menschen unterschätzt?
Die Kraft der Lange­weile. Poesie. Und Kartoffelsalat.

Was war Ihr letzter grosser Irrtum?
Ich unter­schätzte die Angst von Männern im mittleren Alter.

Hat Gott Ihrer Meinung nach
a) Dank
b) ein Gerichts­verfahren oder
c) Mitleid verdient? (mehrere Antworten möglich)

a) Dank

Zur Person

Patrick Karpiczenko, bekannt als Karpi, ist Autor und Komiker und macht Regie für Film, Fernsehen, Radio und Games. Er lebt mit seiner Partnerin und einer Tochter in Zürich.

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