«Wir sind alle dem Untergang geweiht, wir, unsere Kinder, unsere Enkel­kinder»

Die Geschichte von Rosemary Cordova.

Von Joshua Wheeler (Text), Marguerite Meyer (Übersetzung) und Reto Sterchi (Bild), 16.10.2021

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Rosemary Cordova.

Rosemary war 5 Monate alt. Ihre Familie lebte einige hundert Meilen entfernt, im texanischen Pampa. Sie selber hat keinen Krebs entwickelt –wohl wegen der grösseren Entfernung. Doch sie nimmt Medikamente für die Schild­drüse. «Aber», sagt Rosemary, «Krebs hat unsere Familie heimgesucht, und es fällt schwer, sich an jeden Einzelnen von ihnen zu erinnern.»

Ihr Grossvater hatte eine Farm in der Nähe von Trinity. Viele seiner Kinder lebten dort. «Tante Nellie starb an Magen­krebs, Tante Lorena an Eierstock­krebs. Bei Onkel Juan Jay wurde Brust­krebs diagnostiziert. Onkel George starb während des Zweiten Weltkriegs in einem Gefangenen­lager auf den Philippinen. Es war also nicht die Bombe, aber wir haben ihn trotzdem durch den Krieg verloren.» Rosemarys Mutter zog nach dem Test zurück auf die Ranch. Fast 10 Jahre später wurde bei ihr ein Hirn­tumor diagnostiziert, sie starb kurz darauf.

«Krebs ist wie ein Zweig des Stamm­baums, der sich immer weiter verzweigt», sagt sie. «Jeder hier in der Gegend stirbt an Krebs. (...) Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, dass wir Versuchs­kaninchen waren.»

Rosemary lebt mit ihrem Sohn immer noch in Tularosa, er leidet an Komplikationen wegen eines Gehirn­tumors. «Wir sind alle dem Unter­gang geweiht, wir, unsere Kinder, unsere Enkel­kinder. Ich bete, dass unsere Regierung eines Tages das tut, was schon lange hätte getan werden müssen.»

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