Ihre Nachbarin denkt anders als Sie? Treffen Sie sich zum Gespräch!

Adoption für Homosexuelle? Mehr oder weniger EU? Das sind Fragen, die dieses Land spalten. Reden Sie mit jemandem, der die Welt anders sieht. Werden Sie Teil von «Die Schweiz spricht».

Von Ihrem Expeditionsteam (Text) und Grafilu (Illustration), 15.08.2018

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Die Anmeldephase für «Die Schweiz spricht» ist nun zu Ende.

«Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern»: So schworen es einst drei tapfere Eidgenossen auf dem Rütli. Oder auch nicht. Schon der Gründungsmythos spaltet die Schweiz. Und die Gräben sind eher breiter und tiefer geworden mit den Jahren. Stadtzürcherinnen gegen Waadtländer, urchig gegen urban, Prekäre gegen Patrons.

Die Masseneinwanderungsinitiative, das Bundesgesetz über Radio und Fernsehen, der biometrische Pass: Alle Abstimmungen gingen denkbar knapp aus, provozierten lauten Streit und spalteten das Stimmvolk fast genau in der Mitte. Auch die Bundesräte streiten, in einem Jahr wird gewählt. Was hält die Schweiz eigentlich noch zusammen?

Ein guter Moment, miteinander zu reden. Treffen Sie jemanden von der anderen Seite des Grabens. Jemanden, mit dem Sie sich eher nicht einig sind. Diskutieren Sie gemeinsam darüber, warum das so ist.

Auch wir haben uns zusammengetan. Mit SRF und RTS, mit Tamedia und der WOZ, mit «Watson» und der Schweizer Ausgabe von «Die Zeit» starten wir heute die Aktion «Die Schweiz spricht / La Suisse parle».

Das Konzept haben sich die Kollegen von «Zeit online» ausgedacht, sie sind damit vor rund einem Jahr in Deutschland gestartet. Damals war dort Bundestagswahlkampf – und die Gräben waren genauso tief, der Redebedarf mindestens genauso hoch wie hierzulande.

Am Schluss dieses Textes stellen wir Ihnen sechs Fragen, in den kommenden Wochen werden diese Fragen auch immer wieder in Artikeln zu finden sein. Die gleichen Fragen stellen unsere Medienpartner ihrem Publikum. Sechs Wochen lang sollen so potenzielle Gesprächsteilnehmer zusammenkommen. Und am Ende entscheidet ein Algorithmus, wer wen trifft.

Wenn alles klappt, treffen Sie einen Menschen, der viele Fragen anders beantwortet hat – und in Ihrer Nähe wohnt. Wobei es sein kann, dass der Algorithmus kein passendes Gegenüber für Sie findet.

Am Sonntag, 21. Oktober 2018, spricht dann die Schweiz. In Dörfern und Städten, in Cafés und Parks werden sich Menschen zum Vieraugengespräch treffen. Darunter sind hoffentlich auch Sie.

Ob Sie dabei den einen oder anderen Graben zuschütten?

Datenschutz und Co.: Das müssen Sie zu «Die Schweiz spricht» wissen.

Sie sind skeptisch? Gut so. Nachfolgend ein paar Antworten auf berechtigte Fragen und Einwände.

Ihre Frage ist nicht dabei? Schreiben Sie uns: dieschweizspricht@republik.ch

1. Wer bekommt meine persönlichen Daten? Das Fragetool erfasst drei Arten von Daten: Ihre Identifikationsdaten (Vor- und Nachname, Postleitzahl, Alter und Geschlecht), Ihre Kontaktdaten (Telefonnummer und E-Mail) und Ihre Antworten. Das Tool wird von den Kollegen von «Zeit online» entwickelt und betrieben. Theoretisch sind für «Zeit online» alle Daten einsehbar. Darum haben sich alle Partnermedien verpflichtet, mit Ihren Daten keinen Unfug zu betreiben (Abowerbung und Ähnliches) und alle personalisierten Daten nach Ablauf der Aktion «Die Schweiz spricht» zu löschen. Wir sehen ebenfalls alle Daten, damit wir sicherstellen können, dass Sie echt sind. Wenn Sie mit der Teilnehmerin eines Partnermediums verbunden werden, sieht dieses Medium Ihren vollen Namen und Ihre Antworten. Und Ihr Gesprächspartner sieht Ihren vollen Namen, Ihre E-Mail (nicht aber Ihre Telefonnummer) und Ihre Antworten, wenn Sie beide Ihr Einverständnis für ein Treffen gegeben haben.

2. Warum wollt ihr meine Telefonnummer? Geht das nicht per E-Mail? Eine Telefonnummer erhöht die Chance, dass Sie echt sind. Jeder volljährige Schweizer Einwohner kann teilnehmen. Eine E-Mail ist schnell angelegt, eine SMS-Verifikation ist schwieriger auszutricksen. Denn ohne Ausweis kommt man in der Schweiz nur schwer an eine Telefonnummer.

3. Was sehen eure Partnermedien von mir? Nur Ihren Namen und Ihre Antworten, wenn der Algorithmus Sie mit einem Gesprächspartner verbindet, der dort die Fragen beantwortet hat. Jedes Medium verpflichtet sich, alle Bewerbungen zu prüfen, die bei ihm eintreffen. Wir kommen also nicht an die Telefonnummer einer «Watson»-Leserin heran. Und die WOZ weiss umgekehrt nicht, wo Sie wohnen.

4. Ist es nicht gefährlich, einen wildfremden Menschen zu treffen? Ein bisschen Risiko ist schon dabei. Allerdings nicht mehr als bei einem Blind Date. Deshalb raten wir Ihnen ähnliche Vorkehrungen: Treffen Sie sich an einem öffentlichen Ort und verraten Sie Ihre Wohnadresse nicht. Die Kollegen von «Zeit online» haben vor einem Jahr mit «Deutschland spricht» gute Erfahrungen gemacht. Es gab bei den Hunderten von Treffen keinen einzigen nennenswerten Zwischenfall.

5. Kann ich ausschliesslich eine andere Verlegerin der Republik treffen? Nein. Das Schöne an «Schweiz spricht» ist, dass es besser funktioniert, je mehr Konsumenten unterschiedlicher Medien mitmachen. Je breiter das Meinungsspektrum, desto interessantere Gespräche.

6. Was passiert, wenn ich mich in der Bewerbungsphase umentscheide? Das können Sie während des ganzen Prozesses mehrmals tun. Wir werden Sie kontaktieren und Sie nach der Sammelphase fragen, ob Sie noch dabei sind. Dann werden wir Sie fragen, ob wir den Kontakt zu Ihrer Diskussionspartnerin einleiten dürfen. Und Ihre Partnerin wird sich schliesslich mit Ihnen verabreden wollen. Wenn Sie aussteigen möchten, können Sie das in jeder Phase tun. Nach dem 21. Oktober werden alle Ihre persönlichen Daten gelöscht.

7. Bis wann kann ich die Fragen beantworten? Die Anmeldefrist läuft bis zum 28. September 2018. Am 30. September vermitteln wir Ihnen Ihre Gesprächspartnerin – wenn der Algorithmus jemanden gefunden hat.

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