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Selten, selten vermitteln mir Rezensionen diese leicht erregte, anregende Vor-dem-Lesen-Stimmung.
Dass selbst Paraphrasen ihre eigene Poesie entwickeln können, hier und heute erlebt.
Danke dafür, auch dafür, dass Übersetzer*innen explizit genannt und gewürdigt werden.
Gerne bald mal wieder, nicht erst zur Weihnachtszeit.

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Sehr herzlichen Dank, lieber Herr Brogli!

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Mary Ruefle "Mein Prifatbesitz" getütscht!
Serhij Zhadan "Antenne" getütscht!
Konnte ich unmöglich bis Ostern aufbewahren!
Danke schön.

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Besten Dank. Dann wünsche ich Ihnen viel Lesevergnügen bei Mary Ruefle und eine Lektüre mit Gewinn bei Serhij Zhadan, liebe Frau K.

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Lese fast alles.

"Natürlich hatte ich dieses Gefühl auch, damit mir das Ganze weniger unangenehm war – das ist das Komische an Gefühlen."
Die Schreiberin hat ein Gefühl, um "das Ganze" als weniger unangenehm zu empfinden. Sie hat das Gefühl also zu einem bestimmten Zweck. So etwas habe ich noch nie gehört, denn eigentlich ist es doch immer anders herum, werden Gefühle durch Vorkommnisse induziert. Und dass es "das Komische an Gefühlen" sein soll, dass man "das Ganze weniger unangenehm" empfindet (Gefühl als Mittel zum Fühlen...) scheint mir ziemlich abwegig.

"Ich bin der gelbe Fink, der eine Stunde, bevor sie starb, zu ihrem Futterspender kam. Ich war das letzte Lebendige, was sie sah, meine Verantwortung war gross. Und doch frass ich nur."
Ein Fink kommt zu einem Futterspender, um zu fressen. Eine Frau betrachtet ihn und stirbt eine Stunde später. So weit so gut. Aber: zwischen diesen beiden Ereignissen wird ein Zusammenhang hergestellt, und der Vogel soll bei diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. Im Ernst? Er soll sogar Verantwortung tragen, was voraussetzt, dass er irgendetwas anderes vermocht hätte als zu fressen. Völlig missratener Haiku.

"Es geht mir auf den Wecker, wenn Leute solche Sachen sagen wie: «So ist das Leben» oder (…) «Wo es bergab geht, geht es auch wieder bergauf». Diese Redens­arten erwecken den Eindruck (…), als müssten wir es einfach ertragen."
Nein, so ist das Leben tatsächlich. Aber das heisst mitnichten, dass man es "einfach ertragen" solle. Das Leben ist nicht nur ungerecht, es ist sogar lebensgefährlich. Aber man kann trotzdem aufstehen, Unbilden ertragen und sich dann durchsetzen. Man kann das nicht nur, man muss es, denn geschenkt wird nichts. Und wir anderen, denen es besser geht, haben die Pflicht, die Tapferen zu unterstützen.
Was mich hier irritiert, sind nicht Denkfehler, sondern die implizite Schuldzuweisung an Dritte für das eigene Leben.

"Georges’ kleines Zimmer (…) riecht nach den weiss­glühenden Bügeleisen, die seine Mutter oder Amélie über Leinenzeug gleiten lassen, wobei ..."
Nein, das Zimmer roch garantiert nicht bloss nach Bügeleisen, denn wenn man mit einem bzw. wie in der Geschichte sogar gleich mit zwei weissglühenden Bügeleisen (es heisst "Mutter oder Amélie" und nicht "Mutter und Amélie") über Leinenzeug fährt, dann riecht es nicht nur und fallen dem Betrachter gewiss nicht noch die Bewegungen der Plätterin auf, sondern dann brennen Stoff und Unterlage lichterloh. Übrigens habe ich früher gebügelt. Dazu habe ich stets ein starkes Tuch zwischen Bügeleisen und Stoff gelegt und das Tuch mit Wasser besprüht....

Stört hier ein Besserwisser? Finde ich nicht: wenn eine Geschichte, ein Gedanke (die gibt es auch als Text bzw. sollte es...) fehlerhaft sind, dann wirkt das wie eine schlechte Schiene: der Gedankenzug des Lesers entgleist. Gutmütig hebt er den Zug wieder aufs Gleis, verliert aber die Lust, wenn weiter vorne auch die Weiche kaputt ist. In den angeführten Beispielen kann man das nicht einfach ignorieren; meinten die Verfasser wirklich, was sie schrieben?

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Lieber Herr O., vielen Dank für die intensive Beschäftigung mit den hier vorgestellten Texten. Ich finde detailgenaue und kritische Sprach- und Stilanalyse natürlich grundsätzlich wunderbar, glaube aber im konkreten Fall: Wenn Sie das, was Ihnen seltsam vorkommt, als Ausgangspunkt für Lesarten nehmen, die nicht an literarische Figurenrede und -perspektive die Gesetze eines formallogischen Traktats anlegen, geht Ihre Einschätzung der Bücher vielleicht anders aus – und Sie haben von den Texten höchstwahrscheinlich grösseren Gewinn. Ihre Frage, ob «die Verfasser» wirklich meinen, was sie schreiben, scheint mir da schon der Schlüssel. Mit den politischen Ausführungen zum Roman von Annika Büsing rennen Sie bei der Autorin übrigens offene Türen ein. Besten Dank nochmals fürs Lesen.

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Vielen Dank, dass Sie meinen Kommentar gelesen und ihn beantwortet haben. Sie mögen rech thaben; ich mag nicht streiten. Die Idee, Verständnis zu haben mit den Figuren und ihren Problemen, sich vernünftig auszudrücken, ist schon eine Herausforderung. Morgen schaue ich mir den Artikel noch einmal an.

Für mich muss auch Poesie logisch sein. Das geht problemlos. Und wenn junge Leute ihre junge Weltsicht im Brustton der Überzeugung vortragen - wie vor Jahrzehnten auch ich - dann läuft es mir wie beim Kreischen einer Kreide auf der Wandtafel über den Rücken, wenn die Überzeugung in dem Sinne fehlerhaft ist, dass daraus nie etwas Grösseres entstehen kann. Die blosse Klage über die Welt ist langweilig. Aber vielleicht entwickeln sich die Personen ja noch.

Aber die Frage, ob gemeint ist, was das steht, stellt sich schon, wenn von zwei Frauen geschrieben wird, die alternativ mit weissglühenden Bügeleisen bügeln - einmal die Mutter, ein andermal Amélie. Und wenn das Zimmer dann trotzdem nach beiden Eisen riechen soll und nicht nach den immer wieder verbrennenden Stoffen. Daran sind aber nicht die Frauen schuld, sondern die Verfasserin, der einen Moment lang nicht bewusst war, wie die Bügeleisen zu Beginn des 20. Jahrhunderts funktionierten und wie man bügelt. Das Problem, denke ich, liegt hier bei den verflixten Adjektiven, die so wohlfeil sind und sich so gerne verselbständigen und auf einmal quer zur Geschichte stehen, die man erzählen möchte.

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Rudolf Weiler
Enthusiast und Feedbäcker
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Positiv: neben Romandebüts werden auch Neuerscheinungen von Lyrikern und ganz rar: Kurzprosa Schreibenden besprochen. Warum aber Literatur zu Festtagsgeschenken degradieren? Quere Literatur kennt keine Saison, braucht keinen Anlass. We want more!

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So ist es, lieber Herr Weiler, deshalb besprechen wir ja auch ganzjährig Bücher. Mehr ist in Arbeit ;-)

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S. Bachmann
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Meins - Deins - Keins ... die Spielerei gefällt mir!

Und für Bücherwürmer, die sich auch an schwermütigere Kost wagen:

Graue Bienen, Diogenes Verlag

Eine Geschichte über den Bienenzüchert Sergejitsch zwischen den Fronten des seit 2014 herrschenden Krieges im Donbass

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Herzlichen Dank, liebe Frau B. Andrej Kurkow ist sicher aktuell eine der besonders interessanten Stimmen, auch über das Literarische hinaus.

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