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Was in diesem spannenden Interview nur angedeutet wird, ist die weit zurück reichende Tradition gewalttätiger und Menschen verachtender zentralistischer Machtverhältnisse in Russland. Von der Zarenzeit mit ihrer korrupten Feudalherrschaft und ihrer Leibeigenschaft über die kommunistische Revolution, die, so berechtigt ihre Anliegen waren, sehr bald in eine autoritäre Gewaltherrschaft überging und schliesslich in der Katastrophe der Stalin-Diktatur endete bis hin zur aktuellen nationalistisch-reaktonär aufgeladenen Putin-Autokratie sind dieselben uralten Macht- und Gewaltstrukturen zu finden. Eine Auseinandersetzung mit diesem Fluch, der über der russischen Geschichte liegt, fand und findet nur ansatzweise statt und ist wohl auf einen eher kleinen Teil der Bevölkerung beschränkt. Die grosse Mehrheit der Menschen in Russland ist mit ihrem alltäglichen Überlebenskampf beschäftigt und sieht für sich nur die Wahl zwischen revolutionärem Chaos oder einer ansatzweise berechenbaren (solange man sich angepasst verhält) Diktatur. Da liegt es auf der Hand, dass eher letzteres als kleineres von zwei Übeln gewählt wird.

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Es handelt sich hier um einen Roman, um ein Narrativ zu Anschlägen, die dem «Kreml» zugeordnet, aber nie bewiesen wurden. Der Autor ist ein im Westen lebender Russe, der nur leben kann, wenn er westliche Sichtweisen vertritt.
Deshalb irritiert mich der reisserische Titel, der für einen Roman eine faktische Wirklichkeit schafft. Er ist einer Republik unwürdig.
Den Beteiligten empfehle ich zur Lektüre «Die letzten Zeugen. Kinder im Zweiten Weltkrieg» von Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch und «Der Neue West-Ost-Konflikt» von Wolfgang Bittner, um sie in die historische und politische Realität zurückzuholen.
Ich leitete vor Jahren ein Seminar mit jungen Russeninnen und Belorusseninnen, die im Rahmen der Organisation Kinder von Tschernobyl, die Gruppen in einem Ferienlager leiten sollten. Jede Kultur stellt sich in einem kleine Sketch vor: Eine Belorussin stellte sich zwischen einen Russen und einen Deutschen. Der Deutsche winkte mit einem 100 DM Schein und der Russe sprach von slawischer Bruderschaft. Sie wankte hin- und her. Darauf entstand ein heftige Diskussion. Die Russen meinten die slawische Bruderschaft sei stärker als alles andere und die Belorussen meinten: «Wieso, wir sind die Brücke zum Westen». Diese Chance hat der Westen mit seiner Einmischung gründlich verpasst.

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Der "reisserische Titel" (Haller) "Das grosse Problem ist ja weniger, dass Putins Hände voller Geld sind. Sondern voller Blut" ist direkt aus dem Interview mit Lebedew zitiert und wird als solches gekennzeichnet.
Sie verbreiten hier zwei Narrative von RT, offenbar ohne das Interview gelesen zu haben. Das ist interkultureller Arbeit unwürdig.

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Der Autor ist ein im Westen lebender Russe, der nur leben kann, wenn er westliche Sichtweisen vertritt.

Gerne frage ich Sie: wie meinen Sie das konkret?

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Im Umkehrschluss heisst dies für mich, dass er für ein breites Publikum weniger interessant wäre, wenn er die Situation in Russland differenzierter darstellen würde. Da es sich um einen Roman, seine Kultur und seine politische Einstellung handelt, hat er sämtliche Freiheiten. Dabei sollte es auch bleiben. Daraus eine Realität zu schaffen, hilft dem Vertiefen von Vorurteilen und Feindbildern.

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Action Anthropologist
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Der Gebrauch von Gewalt und Gift gegen "Schädlinge" beginnt schon da, wo wir uns unsere Nahrungsmittel erkämpfen: In der Landwirtschaft.
Alles, was nicht in unseren "Garten Eden" hinein passt, wird ausgejätet, weggehackt, niedergemäht, oder eben "modern" mit Giften besprüht, die aber -werbetechnisch geschickt- "Pflanzenschutzmittel" genannt werden...
Auf der anderen Seite stehen die züchterischen Bemühungen, mehr Fleischmasse, mehr Milchleistung und mehr Ertrag bei denen zu erreichen, die "auf der guten Seite der Geschichte" stehen: Kulturpflanzen, Haustiere, Hochleistungs-Streber, wie SpitzensportlerInnen, NobelpreisträgerInnen, "HeldInnen der Arbeit" (Sowjet-Sprech).
Die Zucht geschieht mittels Auswahl von Subjekten, welche dem Zuchtziel näher kommen und mittels Ausmerzen von Subjekten, welche das Zuchtziel verfehlen.
Wenn die Natur zu langsam ist, helfen WissenschaftlerInnen nach, mithilfe von Klonen und Gentechnologie.
Also: Die Grundlagen der Gewalt sind bereits in unserer sogenannten "Zivilisation" angelegt und werden mit dem Wachstum dieser Art Baum nicht verschwinden, sondern -im Gegenteil- grösser und dicker!
Auf der anderen Seite haben wir die sogenannten "Primitiven", die als Verlierer des Fortschritts und der Globalisierung aus ihren angestammten Urwäldern vertrieben und dabei noch massakriert und vergewaltigt werden, damit die Holzindustrie ihre Erträge steigern- und die Agrarindustrie neue Ländereien für ihre Tierfutter-Sojafelder und ihre Rinderherden gewinnen kann:
Wie bereits die Indianer mit ihren Pfeilbogen und ihren bunten Kriegsbemahlungen werden sie von der "Kultur des Weissen Mannes" überrollt, und die kümmerlichen Reste einst stolzer Stämme werden in enge Reservate der Traurigkeit gepfercht, wo Drogen wie Alkohol ihnen noch den Rest geben und des zivilisatorische Zerstörungswerk vollenden...
Russland war schon immer Teil des -äusserst kriegerischen und gewalttätigen- Europas und mischte in den Händeln, Intrigen, Allianzen und Kriegen der Oberschicht seit dem Feudalismus mit.
Heute haben wir die spezielle Situation, dass sich aus dem "siegreichen" westlichen Kapitalismus nach neoliberalen Deregulierungen eine Art "Techno-Feudalismus" herausgebildet hat, mit Techno-Königen, wie Gates, Bezos, Zuckerberg, Musk, usw., die mächtige Multinationale Konzerne anführen, kaum Steuern bezahlen und Nationalstaaten in einem ruinösen Standortwettbewerb um die Gunst dieser Grosskonzerne gegeneinander ausspielen und -mehr, oder weniger direkt- PolitikerInnen, JuristInnen, Medien und WählerInnen "kaufen".
Und wieder mischen russische Neureiche, Oligarchen und Parteibonzen kräftig mit!
Wer hat die einst stolze Sulzer aufgekauft und verscherbelt? Der russische Spekulant Weckelberg. (Nur ein Beispiel)
Ich glaube, so verführerisch es auch sein mag, Russland als "völlig anders" zu sehen, so ist es dem "Unseren" (leider) nur allzu ähnlich.
Und diesen "Whataboutismus" nützen Putin und seine Trolle auch weidlich aus.
Nach der gescheiterten Konzernverantwortungsinitiative und der gescheiterten CO2-Initiative ist insbesondere das Image des Schweizers wieder so klein, wie sein kleiner und kleinherziger Geist...

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Theologe & Religionspädagoge
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Wir sehen hier den Kampf zwischen zwei menschlichen Erfolgsmodellen. Das eine basiert auf Hierarchien, auf Trennung, Gehorsam und persönlichem Eigentum. Die Grundidee davon ist Krieg, und starke, egoistische Männer werden belohnt, Paläste und Mauern gebaut und Unliebsames bis zum Tod bekämpft oder totgeschwiegen.
Das andere basiert auf Netzwerken, auf Gemeinschaft, Kooperation und geteiltem Eigentum. Schwache werden gestärkt und die Stärken jedes einzelnen eingebunden. Oft stehen solche Netzwerke in weiblicher oder geteilter Verantwortung. Netzwerke aktualisieren sich laufend im Hinblick auf drängende Herausforderungen. Starre Machtgefüge brauchen dazu … Krieg.
Mit den heutigen Herausforderungen halte ich das Modell Netzwerke für einiges erfolgversprechender. Aber wie die Pyramiden zu knacken sind, wissen wohl nicht einmal die Götter.

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Das übergeordnete Problem ist der im zweitletzten Abschnitt genannte "quasi übernatürliche Anspruch auf die Macht". Alles andere - schreckliche - lässt sich daraus ableiten.

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Ich bin enttäuscht, dass die "Republik" bezüglich der Nowitschok-Anschläge ohne jegliche Distanz und Diskussion das Narrativ der amerikanischen und britischen Geheimdienste (die bekanntlich sehr sehr eng zusammenarbeiten) sowie der suspekten Quelle Bellingcat nachbetet. Das tun schon NZZ und Tamedia zum Ueberdruss, dafür braucht's Euch nicht.

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