Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Interessant: Es geht um ungesunde Hierarchien, aber Frau Roig wehrt sich nicht dagegen als Frau Doktorin angesprochen zu werden, was für viele Leute aber eine klare Hierarchie ist, die besagt, ich habe einen Doktor (in was auch immer); was bedeutet, dass ich mehr weiss und kann als du (Ich habe bewiesen, dass mein Hirn besser arbeiten kann als deines, also lege dich gefälligst ohne mindestens auch über eine Promotion zu verfügen, nicht mit mir an. Ich weiss und kann alles besser.).
So empfinde ich auch die Interviewstruktur: Der wohl nicht promovierte Journalist fragt und die Frau Doktorin erklärt dem minderbemittelten dann, wie es ist.

(von einem weissen Mittelschichtsmann mit Frau (40% Erwerbstätigkeit), die die Hauptlast der Haushalts- und Kinderbetreuungsarbeit leistet und Kind, der die Hauptlast der Erwerbsarbeit (100%) tragen muss, weil die Frauen (und Männer) in klassischen Frauenberufen massiv unterbezahlt werden)

4
/
13
· editiert

Erstens ist der "nicht promovierte Journalist" Sibylle Berg - wenn sie schon für den so armen Journi Partei ergreifen, dürften sie sich informieren, wer es ist - und zweitens ist es ziemlich frech, einer Doktorin für Intersektionalität zu unterstellen, ihr akademischer Titel diene ihr in erster Linie dazu, ihren Narzissmus zu bedienen, dass sie zusätzlich strukturblind und arrogant sei. Oder sind sie vielleicht einfach zu feige, direkt hinaus ihr Unbehagen darüber zu äussern, wer heutzutage Kluges zu welchen Themen zu sagen weiss?

13
/
0

Guten Tag Herr S.

Sie haben recht: Ich hätte nachschauen müssen, welches Geschlecht der Interviewer*in hat und möchte mich für dieses Versehen / Vorurteil in aller Form entschuldigen.
Auf der anderen Seite: Spielt es in diesem Zusammenhang eine Rolle?

Ich wollte eigentlich nicht ausdrücken, dass Frau Roig ihren Narzissmus bedient, aber ich wage zu behaupten, dass wohl nur die wenigsten Doktorinnen, die sich als solche anreden lassen, sich stets bewusst sind, dass es sich nur um eine andere Anrede handelt und in keiner Weise ausdrückt, dass die Person in irgendeiner Weise besser ist als ein WC Raumreingerin.

Ich wollte folgendes ausdrücken:
Frau Roig hat es sich zur Aufgabe gemacht ungesunde Hierarchien abzuschaffen, zementiert aber mit ihrem Doktorinnengehabe eben diese.

Inhaltlich bin ich mit Frau Roig in den meisten Punkten einverstanden, ausser vielleicht in dem Punkt, dass sie die Schuld für die Misere den weissen Mittelschichtsmännern (also mir) in die Schuhe schieben möchte, ich aber eher vermute, dass die Schuld beim Kapitalismus liegt, wo vor Allem jene mit viel Geld das Sagen haben (Wie viele Schweizer Parlamentarier*innen werden von Konzernen bezahlt?), also wenige Personen oder Familien und Grosskonzerne.

6
/
8
· editiert

Einen Punkt möchte ich herausgreifen. Sinngemäss sagt Frau Roig, Rassismus sei immer "weiss" (Zitat: "Es mag provokativ klingen, aber solange wir uns weigern, Rassismus als ein System zu verstehen, das auf der weissen Vorherrschaft basiert, werden wir nur einen Teil des Problems angehen können."). Nicht-weissen Rassismus gäbe es demnach nicht.

Ich bezweifle dies. Was ist mit dem Rassismus der Chinesen oder Japaner oder Thailänder gegenüber anderen Asiaten (und erst recht gegenüber Schwarzen)? Was ist mit dem Rassismus zwischen indischen Kasten? Was ist mit dem arabischen Rassismus gegenüber asiatischen Hilfsarbeitern (Stichwort "WM in Katar")? Was ist mit dem Rassismus verschiedener afrikanischer Stämme untereinander? Was ist mit dem Rassismus der Muslime gegenüber den Juden (und umgekehrt)? Was ist mit Rassismus in historischen Gesellschaften, z.B. zwischen verschiedenen indigenen Völkern Mittelamerikas? Ist das alles kein Rassismus, weil es nicht "auf der weissen Vorherrschaft basiert"?

Vielleicht ist das nicht der Rassismus, der Frau Roig interessiert. Und das ist auch okay. Aber das Phänomen Rassismus zu reduzieren auf "ein System, das auf weisser Vorherrschaft basiert", scheint mir eine arge Vereinfachung.

15
/
2

Es gibt Rassismus, und es gibt Diskriminierungen. Das ist historisch bedingt, ein Begriff entwickelt sich. Gut möglich, dass dieser Begriff einmal etwas anderes bedeuten wird, vor allem wenn er so breit benutzt wird wie teilweise heute. Die Diskriminierung unter Schwarzen Menschen aufgrund von Hautton-Typen nennt man auf Englisch colorism und ist ein weit verbreitetes Problem . Für mich ist es wichtig, dass man Begriffe genau benutzt. Das hilft, spezifisch etwas benennen zu können und entsprechend zu lösen versuchen. Wenn wir das nicht wollen, und wahllos alle Formen der Diskriminierung unter einen Hut schieben, verwässert das die Debatte. Sonst könnte man da auch noch weiter gehen und alles nicht nur Rassisumus, Colorism oder andere Formen der Diskriminierung unter Religionen nennen, sondern einfach von Dummheit oder Ignoranz reden. Das Wort provoziert, weil es viel mehr Raum in uns einnimmt als bis anhin gesellschaftlich angenommen. Das ist auch gut so.

3
/
1
sirius
·

liebe frau berg, ich hoffe, sie bleiben der republik in der einen oder anderen funktion als schreibende erhalten... ihre beiträge mit und zu nerds empfand ich als erhellend, provokant und sehr erfrischend...

13
/
1
Chefredaktion
·

Wie erwähnt bleibt Sibylle Berg Kolumnistin der Republik. Was ändern wird ist das Format. LG

5
/
0
sirius
·

den feed zu ende lesen... danke herr M.

1
/
0

Danke Frau Berg für diesen anregenden Text, der mir mehrere Aha-Erlebnisse bescherte.

5
/
0

Grossartiger Anfang mit dem Zitat im Portemonnaie und optimistischer Schluss! Dazwischen ein wenig Kopf lastig. Ein gutes Mittel gegen Rassismus und Vorurteile sind bunt gemischte Teams, wo alle mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. Diversität wird gewinnen.

5
/
0

der Begriff Rassismus definiert sich per se als Synonym für weisse Vorherrschaft? Ab da kann ich das gut gemeinte Interview wirklich nicht mehr ernstnehmen.

5
/
4
· editiert

Ich habe mich nie mit dem 'wissenschaftlichen' Verständnis von Rassismus befasst, lese nun aber Spannendes in der Wikipedia (Auszug):

Naturforscher wie Carl von Linné, Georges-Louis Leclerc de Buffon, Johann Friedrich Blumenbach, Immanuel Kant und viele andere katalogisierten und klassifizierten Tier- und Pflanzenreich, aber auch die damals bekannte Menschheit und schufen so die Grundlagen der „Naturgeschichte des Menschen“, der Anthropologie. Doch war deren Arbeit von Anfang an durch überlieferte Mythen und Vorurteile belastet. Besonders die von der mittelalterlichen Theologie überlieferte und in die säkulare neuzeitliche Wissenschaft übernommene Scala Naturae, die »Stufenleiter der Wesen«, spielte dabei eine gewichtige Rolle. Diese Vorstellung ordnete allem Leben einen festen Platz in einer Hierarchie »niederer« und »höherer« Wesen zu. Sie trug einerseits zur Bildung von Theorien über Evolution und Höherentwicklung bei, führte jedoch andererseits, übertragen auf den Menschen, zur Unterscheidung älterer und jüngerer »Rassenschichten«, die mit »primitiv« und »fortschrittlich« gleichgesetzt wurden.[16] So wurde die Gattung Homo 1758 von Carl von Linné in der 10. Auflage von Systema Naturae eingeführt.[17] Schon zuvor hatte er vier räumlich getrennt lebende Varianten des anatomisch modernen Menschen anhand ihrer Hautfarbe unterschieden, nun aber erweiterte er die Charakterisierung dieser vier geografischen Varietäten des Menschen um die Merkmale Temperament und Körperhaltung: Die Europäer unterschieden sich ihm zufolge von den anderen menschlichen Varietäten durch die Merkmale weiß, sanguinisch, muskulös („albus, sanguineus, torosus“), die Amerikaner durch die Merkmale rot, cholerisch, aufrecht, („rufus, cholericus, rectus“), die Asiaten durch die Merkmale gelb, melancholisch, steif („luridus, melancholicus, rigidus“) und die Afrikaner durch die Merkmale schwarz, phlegmatisch, schlaff („niger, phlegmaticus, laxus“). „ Hätten sich die Anthropologen darauf beschränkt, die Menschengruppen nach ihren physischen Merkmalen zu gliedern und daraus keine weiteren Schlüsse zu ziehen, wäre ihre Arbeit so harmlos wie die des Botanikers oder Zoologen und lediglich deren Fortsetzung gewesen. Doch stellte sich schon gleich zu Beginn heraus, daß diejenigen, die die Klassifikationen vornahmen, sich das Recht anmaßten, über die Eigenschaften der Menschengruppen, die sie definierten, zu Gericht zu sitzen: indem sie von den physischen Merkmalen Extrapolationen auf geistige oder moralische vornahmen, stellten sie Hierarchien von Rassen auf.“[18] „Was immer Linné, Blumenbach und andere Ethnologen des 18. Jahrhunderts beabsichtigt hatten – sie waren jedenfalls die Wegbereiter für einen säkularen beziehungsweise „wissenschaftlichen“ Rassismus“ (Fredrickson, S. 59).[6]

Ob das nun gefällt oder nicht, Carl von Linné, Immanuel Kant et al. waren ohne Zweifel weisse Europäer. Ihre Arbeit diente dann zur Rechtfertigung von Kolonialisierung, Unterdrückung und Ausbeutung.

4
/
0

Ja klar, das definiert sehr schön und sauber den Begriff von Rassismus, wie er im Artikel gemeint ist. Nur gab es vorher schon paar Jahrzehntausemde Menschheitsgeschichte. Und die waren alles andere als frei von Rassismus. Rassismus ist eine Konstante im mentalen Repertoire des Homo Sapiens. Je mehr wir seine Geschichte und seine Funktionen kennen und ausbalancieren lernen, desto niedriger die negativen Auswirkungen. Die Motivationen und Funktionen ideologisch aufzuladen gehört vor allem zum gefährlichen Weg.

2
/
3

Als Linker finde ich den Frame INTERSEKTIONALITÄT unverzichtbar. Er macht die öden Redeschlachten über vermeintliche HAUPT- gegen NEBENwidersprüche obsolet. Eine historische Situation ist immer eine Kombination von Problemen und Identitäten sind immer mehrfach geprägt. Vielleicht taten es früher die Begriffe Vlksfront oder Regenbogenkoalition auch, aber das klang immer nach Kuhhandel.

2
/
0

Ich finde die Idee der Serie gut, aber die Umsetzung fand ich praktisch immer mühsam zu lesen. Frau Berg scheint immer sehr gut vorbereitet, aber ich finde es wird zu wenig aufs Wesentliche beschränkt.

Zum Beispiel stört es meinen Lesefluss, wenn die Interviewerin mehrere Fragen gleichzeitig stellt. Häufig ist mir nachher unklar, auf welche Frage sich die Antwort bezieht. Zudem sind die Antworten immer sehr lang und verlieren sich in Details. Vermutlich geben „Nerds“ gerne lange Antworten, aber ich sehe die Journalistin in der Pflicht das etwas verdaulicher aufzubereiten.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, was die gängige Praxis bezüglich Nachbearbeitung von Interviews ist. Darf man ausschweifende Antworten auf das Essentielle eindampfen? Jedenfalls würde ich mir wünschen, dass dir Texte kondensierter sind. Mag aber auch sein, dass mir einfach die Konzentration für die komplexen Diskussionen fehlt oder ich den Grund für mein unangenehmes Leseerlebnis nicht richtig interpretiere.

4
/
4

Die Serie heisst ja auch "Nerds retten die Welt" und nicht "Nerds erklären die Welt".
Für mich besteht der Reiz und die Faszination dieser Gespräche nicht darin, dass ich danach das jeweilige Fachgebiet tatsächlich komplett verstehe, sondern, dass ich dank den immer klugen und oft humorvollen (oder schlicht geistreichen) Fragen von Frau Berg einen kleinen Einblick bekommen durfte in das jeweilige Spezialgebiet und die komplexen Themen, mit denen sich diese Menschen tagtäglich auseinandersetzen.
Gerade als Nicht-Akademikerin war das für mich spannend und dass die Antworten komplex und eben nicht leichtverständlich eingedampft wurden, finde ich ganz wichtig. Es wird überall Komplexität reduziert auf Kosten der Wahrheit. Wie gut, dass die Wissenschaft da dagegen hält und dazu steht, dass es schlicht keine einfachen Antworten gibt.

Werde die "Nerds" vermissen, bin aber glücklich, dass Frau Berg weiter schreibt.

13
/
1

Liebe Frau Berg - Guten Morgen - darf ich Sie um Ihre Meinung zur Covidgesetzabstimmung am 28.11.2021 bitten? Schreiben Sie dazu wiedereinmal eine Kolumne? Das würde mich seeeehr interessieren wie Sie darüber denken?

0
/
0
Chefredaktion
·

Hallo Frau Zwinggi, die Kolumne ist ausgelaufen. Wir stehen mit Frau Berg für ein längeres Gespräch zum Thema in Kontakt. Freundliche Grüsse!

0
/
0

Danke Danke lieber Herr M. - dann warte ich gespannt auf den Gastbeitrag von Frau Berg beste Grüße

0
/
0