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Es wird hier die Häme beklagt. Häme zielt auf die Person und ist boshaft. Ironie nicht. Nach meinem Empfinden ist Ironie hier sogar noch zu harmlos; mein Kommentar klänge da sehr viel schärfer. Wäre Nathalie Rickli ein gewöhnliches SVP-Parteimitglied, könnte man über ihre "Verwirrung" ja noch hinwegsehen (als Frau kann ich es allerdings nicht). Aber Frau Rickli ist eine öffentliche Person und will in den Regierungsrat. Offenbar hat sie als Begründung für ihren Kirchenaustritt geschrieben, ihr christliches Empfinden erlaube ihr nicht, weiter einer Institution anzugehören, die ausgrenze. Das sagt ausgerechnet sie, die einer Partei angehört, die genau das tut. Das sagt ausgerechnet jemand, der jetzt in den vollen Topf eines totalitären Kirchenfürsten spendet, der so ziemlich alle ausgrenzt, die nicht auf seiner Linie spuren. Und selbst, wenn Rickli mit ihrem politisch allzu durchsichtigen Austritt nur einem Parteidiktat gefolgt ist: ich möchte solche Leute nicht im Regierungsrat. Egal aus welcher Partei. Dieser Preis ist hoch verdient…

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Eine hervorragende Preisrede! Als Reformierte muss ich jedoch etwas präzisieren: Das sogenannte duale System gilt nur für die römisch-katholische Kirche, nicht für die reformierte. Sie beziehen sich auf Gregor Rutz „In seinem Buch findet Herr Rutz noch lobende Worte für das duale System der staatlich anerkannten Religions­gemeinschaften.“ Das sogenannte duale System war 1963 ein Kunstgriff um die öffentlich-rechtliche Anerkennung der römisch-katholischen Kirche zu ermöglichen. Das duale System unterscheidet zwischen dem Bistum, in dem in den patriarchal-hierarchischen Strukturen die theologisch-pastoralen Entscheide gefällt werden und der öffentlich-rechtlichen Körperschaft, in der in demokratischen Strukturen die Steuergelder verteilt werden. Die Reformierte Kirche hat nur eine Organisation: die öffentlich-rechtlich anerkannte Kirche. Sie ist demokratisch aufgebaut, das reformierte Parlament (Synode) fällt alle Entscheide, sowohl die theologisch-pastoralen wie auch die finanziellen. Als Mitglied der reformierten Kirche kann ich so mitentscheiden, ob beispielsweise Frauen zum Pfarrdienst zugelassen werden können, und was in der Kirchenordnung über beispielsweise unsere Sakramente die Taufe oder das Abendmahl geregelt werden soll. Dieser Unterschied ist wesentlich und hat viele Erneuerungen in der reformierten Kirche ermöglicht.

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ja liebe R. F., das war ein super aufklärender Kommentar.
Ich bin Katholikin und warte auf eine Synode, die so weiterhelfen kann. ihre Worte:

"...Sie ist demokratisch aufgebaut, das reformierte Parlament (Synode) fällt alle Entscheide, sowohl die theologisch-pastoralen wie auch die finanziellen. Als Mitglied der reformierten Kirche kann ich so mit entscheiden, ob beispielsweise Frauen zum Pfarrdienst zugelassen werden können, und was in der Kirchenordnung über beispielsweise unsere Sakramente die Taufe oder das Abendmahl geregelt werden soll...."
Aber darf ich Sie trotzdem fragen, ob Sie den Bericht zur Preisverteilung echt toll fanden?

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· editiert

Ich finde den Bericht deshalb gut, weil er gerade das Problematische dieses dualen Systems aufzeigt. (Zur Zeit laufen Überlegungen, ob bei den Muslimen dies auch eine Option sein könnte.) Es ermöglicht eine öffentlich-rechtliche Anerkennung, ohne dass die rechtsstaatlichen Voraussetzungen eingehalten werden müssen: demokratischer Aufbau, transparente Finanzen, Gleichberechtigung. Der Fall Rickli und Martullo legt dies offen und dies zeigt der Artikel spritzig und frech. (Und ausserdem wird klar, wie konservativ die Regierungstatskandidatin ist, sie tritt eben gerade nicht aus der Kirche aus, sondern nur aus der Körperschaft. Sie bleibt dem Bischof von Chur treu und zahlt in eine intransparente Stiftung ein: Die katholischen Stiftungen sind ausgenommen vom Stifungsgesetz, wie Doris Fiala neulich aufgezeigt hat.)

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Informativ und unterhaltsam - das gehört auch in die REPUBLIK. Häme ist das meines Erachtens nicht - nur gut recherchiert.

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Super...Leute!!! An Anonymous: (Warum eigentlich dieser verdeckte Namen?) Und: Mit dieser Preisverleihung für Nathalie wird überhaupt nicht in "Wir sind die Guten - Die sind die bösen" eingeteilt. Die Wertung, wer auf welcher Seite steht, vollbringt der Leser A selber. Ich applaudiere der Preisverleihung nicht aus Häme zu, sondern weil sie inhaltlich begründet ist. Zudem liebe ich auf den Punkt gebrachte kluge und pointierte Politsatire. Die Wahrheit verbirgt sich hinter dem Lachen.

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Natalie Ricklis Konfessionszugehörigkeit ist mir relativ egal. Was mich freut (und auch ehrlich freudig erstaunt) ist, dass sich die Jury implizit gegen die Privatisierung der Religion ausspricht ( oder habe ich das falsch verstanden?). Gegen eine Privatisierung von religiösen Institutionen, gegen Segmentierung und Entfremdung von Religiösem und Profanem, gegen unkontrollierte Radikalisierung, für eine staatliche Anerkennung (und damit für den Einbezug in eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung) aller Religionsgemeinschaften und ihrer Geistlichen, für einen Diskurs über Religion als kraftvolles gesellschaftliches Phänomen (es gibt weiss Gott noch viel irrationalere und vor allem sinnlosere öffentliche Debatten), für eine ressourcenorientierte Perspektive auf die religiöse und kirchenpolitische Schweiz (und die bisher verpasste aber nach wie vor intakte Chance gerade für die Linke, sich diese religiöse Landschaft mit ihrer vielgestaltigen Dialogkultur mal zu eigenem Behufe näher anzuschauen, das wurde vonseiten Republik zu meinem Entzücken ja schon andiskutiert, ein Grund wieso ich mein Abo sofort erneuert habe) versuchen wir mit unserer Innung seit langer Zeit einzustehen. Gegenwind kommt vor allem von Freikirchen znd Freidenkern (was dann mancherorts so abstruse Allianzen wie die zwischen EDU und Grünliberalen generiert), welchen die staatlich verfassten religiösen Institutionen ein Dorn im Auge sind.
Auch wenn es für die arbeitende Bevölkerung nicht gerade vitale Dringlichkeit besitzt: Schön, dass sich die Republik auch für die religiöse Kulturlandschaft Zeit nimmt, und das auf eine gebildet augenzwinkernde und durchaus wohltuend unpolemische Art. Für mich gerne mehr davon!

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Diese Replik und die Zusammenhänge in der Republik aufgezeigt tun gut.

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Brillanter Beitrag zum Thema, es gibt nichts Wesentliches beizufügen

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Ich finde allein schon den Titel genial!

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Ich bin der Meinung, Religion sei Privatsache. Dies gilt auch für die Rickli. Es gibt gottverdammtnochmal genügend andere Gründe, für ihre Nichtwahl in den Ständerat zu beten. Sucht euch bitte für die Zukunft bessere Argumente, sonst bleibe ich bis ans Ende meiner Tage Republiknichtleser.

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Religion ist schon Privatsache im Sinne von Glauben. Die Organisationsform der Religion greift weiter und ist schon eher auch politisch. Ein Kirchenaustritt öffentlich zu machen und die Steuer dahin um zu leiten, wo der eine Teil einer öffentlichen Spaltung ist, scheint mir eben doch politisch gewollt - also nicht mehr privat. Zudem bewirbt sich Frau Rickli eben nicht für den Ständerat sondern für den Regierungsrat. Da müsste doch gelebte Demokratie die Grundvoraussetzung sein.

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Bin ich dieder einzige, derdie den Preis der Republik nie zuende liest? Bei aller Unsympathie für die Geehrten: in einer Zeitung über Einzelpersonen kübelweise ironische Häme auszuschütten und ein gefälliges Wir-die-Guten, Ihr-die-Bösen zu verbreiten, das finde ich irgendwie.. Kindergarten. Interessiert mich einfach nicht. Ich fände es schöner, die Republik würde den Preis umdrehen und positive Handlungen ehren. Muss auch nicht seitenlang sein.

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(durch User zurückgezogen)
(durch User zurückgezogen)

Und wieder ein Beitrag, in welchem ein Medium den Transmissionsriemen der Rechten spielt. Ist mir in der Republik einfach zu billig. Kenne aus 30 Jahren Erfahrung in Sozial- und Marktforschung den Meccano: Mit der Zeit verblasst das Kritische einer Kritik (man vergisst Absender und Inhalt) - was in der Öffentlichkeit und in den Köpfen bleibt, ist die Bekanntheitswirkung zugunsten der thematisierten Person,

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das geht mir gleich, H. A.,
leider bekommt nicht nur Bischof Huonder einen ans Bein, sondern die derzeit laufende Mode, aus der Kirche aus zu treten und keine Kirchensteuer mehr zu zahlen wird voll bestätigt. In absehbarer Zeit wird es sowieso wieder einen neuen Bischof in Chur geben.
Ich fand es schon bei den kürzlich austretenden Luzerner Frauen nur eine halbe Heldentat. Deren Kritik war berechtigt, jedoch hätten gerade diese Frauen Macht genug gehabt, z.B. zusammen mit dem SKF Frauenbund, im Dialog etwas zu bewegen, man hätte konkret vorgelegte Forderungen zu den Reform Begehren viel professioneller und sachgemässer weiterleiten können, damit sie angehört werden müssen.
Wenn man zur Zeit wacker gegen die Kirche macht, bekommt man zumindest keine Abfuhr.
Das ist mir echt zu einfach, um die Probleme, die gerade in dieser Hinsicht laufen, zu lösen. Abgeschafft wird die Kirche damit kaum.
Ausserdem wäre die staatliche Anerkennung aller Religionsgemeinschaften in unserem Land eigentlich ein Thema, dass aufbauende und vermittelnde Dialoge starten würde und einen friedlicheren Austausch, als er gerade jetzt herrscht, bewirken würde.

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