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(durch User zurückgezogen)

Klar, hätte das Unterhaus auch einfach den Hard Brexit durchziehen können. Aber dann hätte es eben nicht nur gegenüber der EU einen Status gehabt, wie z.B. Ghana - es hätte vor allem eine inner-irische Grenze gehabt. Das könnte eben tatsächlich ein grosses Problem fürs UK werden. Zudem wären die Beziehungen zu allen anderen Staaten - ausser der Schweiz, den Färöer und ein paar anderen Kleinstaaten - nur noch nach WTO-Regeln zu führen (gewesen). Denn das UK hatte es ja in den drei Jahren seit dem Referendum nicht geschafft, auch nur mit einem grossen Handelspartner einen neuen Vertrag zu schliessen (das UK hatte von der EU die Zustimmung zu solchen Verhandlungen). Das alles wäre für die heimische Industrie und das Dienstleistungsgewerbe nicht problemlos - und das hat wohl die Parlamentsmehrheit dazu gebracht, k e i n e n ungeregelten Austritt zu wollen. Blöd, dass das Unterhaus aber nicht weiss, was es denn statt dessen will.

Da das UK mit dem Euro nichts zu tun hat, ist dort der Ruf" scheitert der Euro, scheitert Europa" kein Thema.

Das Volk des UK wiederum wurde nicht gefragt, wie es denn die EU verlassen wolle, sondern nur, ob es sie verlassen wolle. Niemand weiss, ob das "Volk" einen ungeregelten Brexit wollte oder will. Das ganze "Volk" will den Brexit ja sowieso nicht, sondern nur etwas mehr als die Hälfte. Und die Mehrheit in Schottland, Nordiralnd und in den Grossstädten wollte ihn auch nicht. Da scheint es nur normal, nach einem Kompromiss zu suchen - also nach einem Brexit, der die heimische Volkswirtschaft nicht gerade vor die Wand fährt.
Noch ein Wort zu BoJo: Ja, er tut so, als ob er der weitaus bessere PM wäre und er das mit der EU viel besser hinbrächte. Stellt sich doch nur die Frage, warum er am 30. Juni 2016 mitteilte, er kandidiere nicht als PM, obwohl er damals als heissester Anwärter auf den Posten gehandelt wurde - und er ja dann (theoretisch) am Ziel seiner Wünsche gewesen wäre. Aber vermutlich war ihm die Arbeit, einen Austrittsvertrag aushandeln zu müssen, zu anstrengend...

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anonymous >so einfach ist es nicht.

  1. die idee aus der eu auszutreten liegt völlig quer in der landschaft.

  2. was wird für uk besser nach einem austritt, egal welche version?

  3. die beziehungsregelungen der drittstaaten ist sehr aufwendig (siehe schweiz).

  4. die eu-politik ist nicht schlechter als die politik der einzelnen staaten.

  5. die freakshows laufen in diversen einzelnen staaten.

  6. es gäbe noch viel zu sagen, aber jetzt reichts mir.

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Tja, wenn ich auch in keinem anderen Punkt zustimme, beim ersten tue ich das absolut: es wäre so einfach gewesen, wenn die Fantasie der Realität entsprochen hätte...
Obwohl ich tatsächlich auch der Ansicht bin: der no deal brexit hätte durchgezogen werden müssen. Demokratie bedeutet eben auch, dass sich das Stimmvolk mal so richtig in die Nesseln setzen darf. Kleiner (grösserer) heilsamer schock und so... vielleicht sogar für anonymitäten wie sie.

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· editiert

Es ist nicht so einfach, wie das Anonymous beschreibt. Bezeichnungen wie 'Polit-Establishment' und 'Verachter und Unmündigerklärer des ungebildeten und patriotischen Volkes' dienen der Debatte nicht. Ganz im Gegenteil, populistische Tiraden gefährden die Demokratie und führen letztlich zum Aufstieg von Figuren wie Trump, Salvini, Farage und Le Pen. Der Brexit ist bisher daran gescheitert, dass sich das Parlament nicht auf eine bestimmte Form des Austritts einigen konnte. Das ist ein legitimer demokratischer Prozess gewählter VolksvertreterInnen. Dabei wäre es falsch zu behaupten, May's Austrittsabkommen sei von den Remainern im Parlament blockiert geworden. Es wurde ebenso von der ERG (den Hard Brexiters) und der DUP abgelehnt. Leider wird von vielen simplistischen Brexiters übersehen, dass das UK 1998 ein internationales Abkommen mit der Republik Irland geschlossen hat, das Good Friday Agreement, welches eine offene Grenze zwischen Nordirland und der Republik vorsieht, Garant für Frieden in Irland. Dies verunmöglicht faktisch einen Hard Brexit.

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Toller Artikel! Nur der etwas spitze Kommentar zu den Libdems als unliberal machte mich neugierig. Von der verlinkten Buzzfeed-Seite: "46% candidates are women [...] Of the 65 candidates selected in England and Wales, seven are BAME, eight are LGBT+, and five are disabled, BuzzFeed News understands." Gemäss Wikipedia sind 87% der UK weiss und ca. 2% LGBTQ - damit scheint die Kandidatenliste ziemlich repräsentativ. Oder verstehe ich da etwas falsch?

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Danke für das Kompliment und der Nachfrage. Die Kritik an den Liberaldemokraten muss vor mindestens zwei Hintergründen gelesen werden. Erstens waren sie mehrmals im Gespräch wegen ihrer unliberalen Haltung. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der ehemalige Parteivorsitzende, Tim Farron. Dieser konnte während den nationalen Wahlen 2017 bei einem Interview mit Channel 4 sich nicht dazu überwinden, Homosexualität nicht als Sünde zu bezeichnen. Zweitens und damit direkt verbunden, ja es haben sich Dinge getan. So spricht sich die Partei heute klar für die LGBTQ community aus und hat, wie Sie es selbst richtig festgestellt haben, eine sehr repräsentative Liste für die Europawahlen aufgestellt. Letzteres ist sehr begrüssenswert. Aber es ist nicht zufällig, sondern als direkte Reaktion auf die neu gegründete Women’s Equality Party, die die LibDems in Zugzwang bringt, zu interpretieren. Und zuletzt, und darum geht es im Artikel, macht diese Liste, die Drohung einer Diskriminierungsanklage vonseiten junger Männer keineswegs weniger bedenklich. Es ist dabei zu beachten, dass die Forderung der Parteileitung in Grossbritannien etablierte Praxis ist sowohl im öffentlichen Dienst wie auch in vielen Firmen. Sie ist daher alles andere als eine radikale Forderung. Wenn also eine Partei, die sich als liberal zu bezeichnet, sie so offenkundig infrage stellt, ist das bemerkenswert und inkonsequent. Ich hoffe damit ihre Frage geklärt zu haben.

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Danke für die rasche Antwort!

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... und täglich grüßt das Murmeltier. Letztlich musste es ja so enden. Zu viel hat sich in der britischen Volksseele angestaut, das sich jetzt Bahn bricht.
Schon Winston Churchill meinte einst, dass es irgendwann ein vereintes Europa geben würde, aber sein Land werde wohl nicht Teil davon sein.

Die Gesamtkonstellation ist furchtbar bitter - gar schon absurd. Wenn man sich nur einzelne Teile der Gemengelange anschaut bekommt man Sodbrennen. Die Palette reicht von gescheiterter Vergangenheitsbewältigung über persönliche Geltungssucht, Naivität, Hybris, Boshaftigkeit bis hin zu grenzenloser Ignoranz. Gerade heute habe ich gelesen, dass britische Parlamentarier mittlerweile bedroht werden und teilweise Morddrohungen erhalten.

Wie die Briten es auch drehen und wenden. Ihre Wirtschaft ist so extrem mit der EU verwachsen, dass eine abrupte Trennung wohl schon den sozialen Frieden gefährden würde. Kleines Beispiel anhand von Tomaten: https://www.dw.com/de/spanische-tom…v-47818401.

Vielleicht bin ich paranoid, aber für mich steht fest, dass ich meine Herbstferien heuer nicht in GB verbringen werde...vorsichtshalber.

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