Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Ich bin jetzt mal ehrlich. Ich bin ein Hedonist. Ich möchte mich nicht einschränken für den Klimaschutz. Ich bin unverschuldet in diese Welt geboren worden und mit meinem Lebensstandard großgeworden. So wie ich denken viele, trauen sich das nur nicht zu sagen.
Ich erwarte intelligente Lösungen von der Industrie und den Politikern. Lösungen, die meinen Lebensstil erhalten und die nötigen sich zu bewegen, die die Hauptverursacher der Probleme sind w.z.B. die Autoindustrie, die Starbucks, Amazons, die Energiekonzerne etc. DIE müssen mir als Konsument Produkte anbieten, die wirklich nachhaltig sind und nicht nur grün angestrichen.

16
/
21

Sie schreiben anonym „So wie ich denken viele, trauen es sich aber nicht zu sagen“. Sie also auch nicht? Schade - ist doch eine legitime Sicht:

Ich möchte mich nicht einschränken für den Klimaschutz. Ich bin unverschuldet in diese Welt geboren worden und mit meinem Lebensstandard großgeworden.

Und nach Ihnen die Sintflut …

7
/
1
advocatus naturae
·
· editiert

Wie viele Kinder haben Sie, Herr Leihener und Herr Moser?

5
/
3

Legitim ja. Aber heute nicht mehr politisch korrekt. Und diese Meinung laut zu vertreten, ist bei diesem Umweltdiktat nicht mehr möglich.

Ich bin nur ein kleiner Endverbraucher. Die Sintflut haben andere verursacht und auch abzuwenden.

Und fahren Sie nur mal nach Italien oder Frankreich. Da ist der Umweltgedanke noch gar nicht angekommen. Viele pools und essen vom Plastikbesteck und Teller.

3
/
14

Ernst gemeinte Frage aus Interesse: würden Sie Ihren Lebensstil unter keinen Umständen verändern wollen, oder eventuell doch wenn alle anderen auch mitziehen?

5
/
0

Ich trenne meinen Müll, weil das wenig Aufwand ist. Und benutze Taschen statt Plastiktüten. Das ist alles einfach.
Ich würde nicht auf Flüge oder mein Auto verzichten. Mein Komfort und meine Freiheit sind mir heilig.
Und wenn der Umweltschutz zu teuer wird bin ich auch dagegen. E- Autos müssen bezahlbar sein. Egal wie. Notfalls muss der Staat sie subventionieren. Wenn zu wenig E- Tankstellen da sind und ich Gefahr laufe nicht weiter zu kommen, dann kauf ich so ein Auto nicht, sondern kaufe wieder einen Benziner.

5
/
21
· editiert

Nachhaltige Produkte anbieten ist das Eine. Wenn der Markt aber billigst verlangt ?

2
/
1

Dann müssen sie bei der Mehrwertsteuer begünstigt werden. Dann ist der Endpreis für den Verbraucher billiger.

2
/
0
Ökonom
·

Mit dieser Haltung dürften Sie bei weitem nicht alleine sein, wenn nicht gar zur Mehrheit gehören. Und diese ist nur allzu menschlich. Die Lösungen, die sie fordern, sind wichtig. Nur werden sie nicht ausreichen. Weil wir ja jetzt schon die Ressourcen übernutzen und jede Optimierung Grenzen hat.
Was mich aber interessieren würde, ist, wie Sie sich als Wähler verhalten: Befürworten Sie Gesetzesvorhaben, die diesen Druck auf die Unternehmen erzeugen? Als Konsument tun Sie das ja offensichtlich nicht.

14
/
0
Theologe & Religionspädagoge
·

Und ich schränke mich ein, seit ich an eine Maturitätsschule ging. Trotzdem habe ich vieles in meinem bisherigen Leben sehr genossen. Bin also ganz anderer Ansicht.
Trotzdem finde ich toll, dass Sie das hier so schreiben. Ich glaube nicht, dass Sie mit Hassmails zugespammt würden, wenn Sie das unter Ihrem Namen getan hätten.

3
/
0
Ralph Moser
Grundeinkommens-Aktivist
·
· editiert

Kurz, die anderen sollen es bitte schön richten. Wenigstens sind sie ehrlich, wenn auch anonym.

22
/
1
Advocatus diaboli
·
· editiert

Das vermeintliche Klischee vom besserverdienenden, grünen Bürgertum, welches mit dem SUV zum Bio-Laden fährt und häufiger mit dem Flugzeug in der Welt herumfliegt als jede andere Wählergruppe, ist für Grünwähler in Deutschland längst bestätigt. In einer Studie des Bundesumweltamtes heisst es: «Hohe Ressourcenverbräuche und Treibhausgasemissionen finden sich gerade in den sozialen Milieus, die sich verbal zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bekennen.» In der Schweiz mit der höchsten Tesladichte weltweit dürfte dies nicht anders sein.

20
/
8
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Lieber Herr H., würden Sie uns die zitierte Studie noch verlinken? Dann können wir besser nachvollziehen, in welchem Kontext das Zitat steht. Gerade bei Klischees ist es wichtig genau hinzuschauen. Merci!

13
/
1

Ich bin nicht A. H., aber hier der Link

3
/
0
Advocatus diaboli
·

Für Sie sicher ein weiteres Klischee, aber schauen Sie sich mal an einem Samstag den Wagenpark vor dem Spargelhof in Rafz an: Kleinwagen werden Sie dort kaum sehen, Fahrradfahrer schon gar nicht. Dafür gutbetuchte Kunden, die in ihren Limousinen und SUVs vorfahren und sich mit gutem Gewissen mit Bioprodukten für die Woche eindecken.

3
/
1
Janik von Rotz
Mensch
·
· editiert

Ich bin seit langem der Überzeugung, dass man als Konsument nichts an der Umwelt verändern kann. Es braucht mehr "Produzenten", also Menschen, die verstehen, dass man durch entschiedenes Produzieren und mit mutigen Entscheiden sehr wohl etwas bewegen kann.

In diesem Zusammenhang spreche ich auch von einer zweiten Mündigkeit. Statt sich dem Konsumwahn zu ergeben, versucht man die Ideologie der Angebote zu verstehen und in den erweiterten Kontext zu setzen (auch wenn das kognitiv viel Energie kostet).

1
/
0
interessierter Leser
·

Produzenten produzieren, was nachgefragt wird. Was wir nicht wollen wird nicht hergestellt, es sei denn mit massivem Werbedruck. Kaufzwang gibt es meines Wissens nicht. Die Konsumgütermärkte sind Nachfragemärkte. Das merke ich, wenn ich als Deutscher in der Schweiz Güter kaufen will, die hier mangels Nachfrage nicht angeboten werden, ennet der Grenze aber Regalmeter im Supermarkt füllen. Antwort eines Herstellers: Aufgrund der geringen Nachfrage in der Schweiz wurden Import und Produktion in Inland eingestellt.
Es bestimmt also der Kunde, was es gibt. Bei Autos und Gebäudeheizungen auch noch die Politik mit Zulassungsbeschränkungen und Subventionen. Aber die grosse Masse (Reiseangebote, Flüge, die Grösse und Leistung von Pkw etc.) haben wir in der Hand.

0
/
0

Ich spreche hier nicht von Volkswirtschaft nach Brunetti. Es geht mir vielmehr um eine Abstrakte Definition der Selbstwahrnehmung. Nehme ich mich als willenloser und eingeschränkter Konsument wahr, der Recht fordert, aber von Pflichten nichts weiss. Oder bin ich ein selbstwirksamer und mündiger Produzent, der sich als Variable und nicht als Konstante in der Gesellschaft sieht.

Natürlich ist man nicht entweder oder, sondern bewegt sich steht auf eine Spektrum. Als Unternehmer ist man nicht nur Produzent, sondern stehts auch Konsument.

Können sie mir folgen? Wie nehmen sie sich wahr?

0
/
0
· editiert

"Ich bin seit langem der Überzeugung, dass man als Konsument nichts an der Umwelt verändern kann."

Das verstehe ich nicht. Wenn es diese Produzenten gibt, die aus Überzeugung etwas für die Umwelt tun, dann sind die doch auf Konsumenten angewiesen, welche dann deswegen ihre Produkte wählen? Dann haben sie Erfolg und verdrängen die Ewiggestrigen. Wie soll das sonst gehen?

Ich verstehe die Abscheu gegen diese alltägliche "Demokratie mit dem Portemonnaie" nicht. Ist das nicht eher eine Ausrede?

Selbst wenn man (zu Recht) die hohen Margen etwa der Grossverteiler kritisiert: Was hilft dagegen? Mehr Wettbewerb! Seit Lidl und Aldi das Bio Sortiment massiv ausbauen, purzeln jetzt plötzlich die Margen [k-tipp nr. 10].

Man kann mit diesen Mechanismen nicht alles lösen, aber es ist ein wertvoller Beitrag.

6
/
1

Da wird via intellektuellen Überbau sehr viel Verständnis für die Nein-Stimmer und eine bleierne Ohnmächtigkeit, ja sogar eine Sisyphos-Diagnose für alle Engagierten konstruiert.

Indes glaube ich nicht daran.

Die Neinsager waren ganz einfach ungebildet, kurzsichtig und/oder egoistisch. Es hilft nicht, ihre Motive zu rationalisieren. Die Klimakrise ist global, wir Schweizer sind Weltmeister im Trittbrettfahren, auch wenn das niemand so zugibt, die "Ausländer" werden das für uns lösen/bezahlen. Wir kommen durch damit, weil wir so klein und unscheinbar sind. Die kleine, blutsaugende Zecke. Für mich persönlich zum Ko*en, aber Tatsache.

Nicht alle Anstrengungen der Konzerne sind Greenwashing. Selbst wenn vieles vorerst noch oberflächlich oder gar unaufrichtig ist, es entsteht auch Druck und Wettbewerb zur echten Verbesserung. Irgendwann, wenn der Gegendruck abgenommen hat (oder durch den vorgespielten moralischen Anspruch nicht mehr opportun ist), wird das dann auch institutionalisiert und reguliert. Das ist auch nicht neu, die Weltgesellschaft hat schon stark von solchen moralischen Ansprüchen profitiert, auch gegen extrem mächtige Besitzstandshalter. Wenn dem nicht so wäre hätten wir immer noch durchgehend Oligarchie, Sklavenhandel, Kolonialismus, Verdingkinder, 1750 Verkehrstote pro Jahr, etc. pp. (dies im Bewusstsein, dass dieser Kampf nie abgeschlossen ist).

Das Wirtschafts-Bashing in Sachen Klimaschutz ist komplett kontraproduktiv, es braucht die Kombination aus Staat und Wirtschaft. Die grössten praktischen Erfolge zur Lösung von Klimaproblemen wurden staatlich angestossen, aber im freien Wettbewerb erarbeitet. Die Kosten für Photovoltaik bzw. Windkraft etc. sind allein in den letzten 10 Jahren um 90% bzw. 70% gesunken [1] und sie sinken weiter. Bis 2019 wurden jährliche Produktionskapazitäten von 1430 TWh Wind und 724 TWh Solar installiert (vgl. jährlichen CH-Verbrauch: 56 TWh). In vielen Bereichen braucht es den Staat jetzt finanziell bereits nicht mehr (regulativ aber schon). Auch hier: Mit unserem beschämenden Schlusslicht-Ausbau sind wir Trittbrettfahrer auf den Programmen im Ausland.

Also: Jetzt ja nicht die Hoffnung aufgeben und sich mit einer eingebildeten erlernten Hilflosigkeit arrangieren (... oder gar das nächste "Nein" damit rechtfertigen). Stattdessen die Schändlichkeit unseres schweizerischen Trittbrettfahrens immer wieder klar und deutlich anprangern!

[1] World Nuclear Industry Status Report | 2020, S. 269-272
https://www.worldnuclearreport.org/…-v2_hr.pdf

29
/
4
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Hm, ich interpretierte Strassbergs «intellektuellen Überbau» (was wäre das Gegenteil – «proletarische Basis»?) gerade nicht so, dass «sehr viel Verständnis für die Nein-Stimmer und eine bleierne Ohnmächtigkeit, ja sogar eine Sisyphos-Diagnose für alle Engagierten konstruiert» würde. Im Gegenteil zeigt er die Widersprüchlichkeit der Nein-Stimmer auf, die Scheinheiligkeit des grünen (moralischen Geltungs-)Konsums und ruft gegen den individualistischen Rückzug ins Private auf zu mehr politischem Engagement im öffentlichen Raum, welche bei Erreichen einer «kritischen Masse» Erfolge erzielen kann.

Um bei Sisyphos zu bleiben: Wir müssen ihn uns als glücklichen Menschen vorstellen, wie Camus sagte, der trotz allem das Leben bejaht und handelt. Denn: «Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.»

16
/
3
· editiert

Wahrscheinlich wurde ich irgendwo im intellektuellen Überbau (damit meine die mentalen Langstreckenflüge zu Dostojewskis, Marx, Marcuse etc.) als eher der mentale Velofahrer abgehängt, aber für mich lag die Kernthese dieses Artikels hierin:

"Doch vielleicht, dachte ich mit der Zeit, liegt darin gar kein Widerspruch. Vielleicht ist im Gegenteil die Müll­trennung sogar die Bedingung dafür, dass viele beruhigten Gewissens gegen das CO2-Gesetz stimmen konnten."

Darauf habe ich mich bezogen. Mich stört vor allem, wie pauschal auch alles Sinnvolle, wie "Ferien in der Schweiz, Fahrrad­fahren" etc. durch den (ebenfalls erwähnten) Kakao gezogen wird. Wenn man das als "grünen (moralischen Geltungs-)Konsum" bezeichnet, dann geht das für mich in Richtung eines "Gutmenschen"-Verunglimpfens à la Rechts-Rhetorik. Es ist genau diese Art spöttischen Neusprechs, die einen tatsächlich vom schlechten Gewissen absolvieren soll.

Den "Druck der Strasse" habe ich nicht als Aufruf aufgefasst, sondern als ein Zurücklehnen und Warten auf die Jungen, die es richten sollen. Denn nach dem abgehobenen Sinnieren mit Dostojewskis und Marcuse geht man doch kaum mit dem "Fuck de Planet" Plakat auf die Strasse... aber vielleicht habe ich das ja falsch verstanden. ;-)

8
/
3
Ralph Moser
Grundeinkommens-Aktivist
·

Genau. Wir sehen zwar auf den ersten Blick bei den Emissionen nicht schlecht aus, gehören pro Kopf aber trotzdem zu den Hauptverursachern der Klimakrise, weil wir die Emissionen unseres Lebensstils exportieren. Wir haben aber das Geld, das zu ändern und sind wirtschaftlich innovativ. Unser Motto muss also lauten "Wenn nicht wir, wer dann sonst?"

25
/
0

Fluffig geschrieben, vieles drin. Und trotzdem werde ich nicht warm mit dem Text. Vermutlich aus zwei Gründen.

Der eine hat mit einem Buch auf meinem Nachttisch zu tun: Fritz Stern, Kulturpessimismus als politische Gefahr. Stern, 2016 gestorben, war US-Historiker deutscher Herkunft. Sein Buch handelt vom Gegrummel völkischer Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts. Bei den betrachteten Autoren geht es zum Beispiel um "Sammlung". Mitglied könne keiner werden, dem auch nur einer Misstrauen entgegenbringe. So würden "alle Ängstlinge ferngehalten, alle Kompromissnaturen und geistigen Schieber" (Moeller van den Bruck). Und es geht um das Gewissen als solches und als gleichnamige Zeitschrift. Gewissenlosigkeit sei das hervorstechendste Merkmal der Zeit. Stern schreibt:

Wie es in der Weimarer Zeit üblich war, übertrieb Das Gewissen die Mängel und Schwächen der Demokratie, war aber andererseits weder scharfsichtig noch ehrlich genug, die Gefahren zu erkennen, die mit den von der Zeitschrift vorgebrachten, reichlich vagen Plänen für eine 'aristokratische Führung' und eine 'Regierung der Elite' verbunden waren.

Reichlich vage sind auch die Hoffnungen, die Strassberg mit der Straße verbindet. Wenn ihn die Demokratie der Abstimmungen frustriert, bleibt dann nicht nur eine Öko-Diktatur der aufgeklärten Eliten? Und wer sollen diese sein? Die Bill-Gates-Stiftung? Silicon Valley? Die Weltraum-Milliardäre? Ein Komitee aus Friedensnobelpreisträgern? Die schon wissen, was gut für die Menschen und den Planeten ist?

Ich halte es mit der Revolution der Beatles: "Und wenn du Bilder schwenkst vom Steuerman Mao, schaffst du's nie oder sonst da wo." Und: "Du sagst, es seien die Institutionen. Ach weißte, befrei doch lieber mal dein eignes Hirn."

Persönliches Verhalten, so manipuliert und eingepreist es im Interesse des Shareholder Values auch sein mag, ist nie belanglos.

Womit ich beim zweiten Grund anlange. Der alarmistische Text reiht sich ein in ein Zeitalter des Alarmismus, in denen Menschen von sich moralisch höherstehend dünkenden Menschen gesagt bekommen, wie sie zu wählen haben, welche Wörter sie nicht mehr verwenden dürfen, welche Urlaubsziele okay sind und wieso der Verstoß gegen Corona-Maßnahmen bei einer, der politisch genehmen, Demonstration verzeihlich ist und bei einer anderen ein Beleg für schuftigen Charakter. Die berechtigte Sorge ums Klima wird begleitet vom ständigen Fingerzeigen auf andere aus allerlei anderen Themen.

So geht der Gesellschaft das Maß der Mitte verloren, so geht Gemeinschaft verloren und so geht Kompromissfähigkeit verloren. Wer vom Standpunkt der Moral aus argumentiert, hat schließlich immer Recht. Und jeder Kompromiss wird zum Verrat. Und auch die Straße bietet dann keinen Ausweg, wenn ein Teil der Demonstranten als oberstes Ziel hat, Gegendemonstranten zusammenzuschlagen. Selbstverständlich immer aus Gründen der Moral.

Das Wort führen die mit der lautesten Moral. Dadurch scheinen Minderheiten Mehrheiten. Weil die Leute mit anderer Meinung schweigen. Korrigiert wird das Bild dann bei den Abstimmungen (wenn auch nicht in der Republik, hier ist die Voting-Tendenz gut vorhersehbar).

In den Kommentaren listen viele Leser auf, was sie persönlich schon alles für die Rettung des Klimas tun. Kein Auto oder allenfalls Hybrid, Urlaub in der Schweiz, nur Bio etc. Wirklich? Fliegt keiner der Republikaner mehr in den Urlaub oder auf Geschäftsreise oder zum Kongress? Kein einziger, nie und nirgends?

Um es mit Dostojewski zu sagen: "Am Ende werden sie uns ihre Freiheit zu Füßen legen und zu uns sagen 'Macht uns zu euren Sklaven, aber füttert uns.'" Womit sich der Kreis schließt zur Demokratie-Skepsis, zum Kulturpessimismus und zu den philantropischen oder -subtropischen Tech-Milliardären.

9
/
13
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Ich lese in Srassbergs Beitrag weder einen «völkischen» Kulturpessimismus – der, wie das Adjektiv bereits andeutet, prominent von «rechter» Seite kommt – noch einen Demokratieverdruss. Im Gegenteil: Der Aufruf, nicht mehr allein auf individualistisches privates Handeln zu vertrauen oder sich auf solches zurückzuziehen, sondern sich mit solidarischem politischem Handeln zu engagieren, ist wohl das demokratischste Plädoyer, das es geben kann.

Dass die Alternative zur «Demokratie der Abstimmungen» eine «Öko-Diktatur der aufgeklärten Eliten» sein soll, ist ein Fehlschluss ihrerseits, nämlich ein «Falsches Dilemma». Alle weiteren Ausführungen werden damit obsolet.

Die Tatsache, dass es Strassberg nicht um die Moral des guten Lebens geht, sondern um die Politik einer (klima-)gerechten Gesellschaft, entzieht auch ihrem Vorwurf des alarmistischen Moralismus' den Boden.

Interessant ist dabei, dass Sie den Zusammenhang zwischen libertärem Individualismus und ostentativem Moralismus, den Sie selbst in ihrem Kommentar aufführen, nicht sehen. Der libertäre Individualismus, für den Sie einstehen, in dem man sich allein im Privaten um das eigene gute Leben kümmert, hat gerade zur Folge, dass kaum mehr politisch gehandelt wird – weil es ja angeblich keine Alternative gibt und auch keine solidarische Gesellschaft – sondern dass nur noch das eigene angeblich «bessere» Leben anderen angeblich «schlechteren» Leben entgegengehalten wird.

Dass man angesichts der fortschreitenden und intensiveren Manifestationen der «langsamen Gewalt» der Klima-Katastrophe bei gleichzeitiger Inaktivität und Ineffizienz der Klimapolitik pessimistisch gestimmt sein kann, erscheint mir nun nicht sehr ungewöhnlich. Im Gegenteil erscheint der Optimismus hier und jetzt als die naive Option.

Womöglich passt in dieser Situation am besten Gramscis Devise: «Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Herzens/Willens»».

26
/
0

Ich habe nicht behauptet, dass Strassberg völkischen Kulturpessimismus verbreitet. Das wäre auch absurd. Sein Frust über die Abstimmungen und damit über die Demokratie und die vage Lust auf die Straße, ohne dass er erklärt, was er damit meint, rufen jedoch Geister, die er dann womöglich nicht gerufen haben möchte. Das hat meine Gedanken mit dem Buch verbunden, das ich gerade lese. Deshalb finde ich auch nicht, dass meine Meinung mit einem Link zu Wikipedia widerlegt wäre.

Und Sie unterstellen mir da etwas. Sich im Privaten zu kümmern, heißt nicht, sich nur um das eigene gute Leben zu kümmern. Natürlich braucht es gemeinsame Aktionen. Damit die Menschen nicht als Selbstausbeuter am Existenzminimum auf Plattformen enden. Und an ihrem Scheitern nur sich selbst die Schuld geben: halt nicht genügend angestrengt und nicht genug Likes bekommen. Siehe die Streiks der Gorilla-Fahrer in Berlin (Gorilla ist ein Lieferdienst per Fahrrad in den hippen Vierteln, der unter 10 Minuten bleiben muss. Very start-up und mit Risikokapital gefördert).

Gemeinsamen Aktionen in der Öffentlichkeit oder einem Erfolg in Wahlkabinen ist aber abträglich, wenn potentielle Verbündete niedergemacht werden. Ich zum Beispiel bin in drei eher linken Organisationen. Wenn meine Äußerungen hier ausreichen, dass Mitforisten mich unter Beifall dem rechten Rand zuschlagen, dann empfinde ich das als denunzierend und unredlich.

Und das was hier passiert, das passiert ja laufend und in weit gröberer Form in den Unsozialen Medien. Die solcherart Abgewatschten schließen sich dann sicherlich nur im Ausnahmefall dem tatsächlichen rechten Rand an (dessen Markenkern ja nun auch nicht gerade Ausgewogenheit ist). Sie bleiben eher zu Hause, bei der Demo oder der Abstimmung. Oder sie kreuzen in der Wahlkabine nicht ausgerechnet diejenigen an, von deren Meinungsgenossen sie eben noch beschimpft worden sind. Was dazu führt, dass auch die nächste Abstimmung in die Hose geht. Und die große Stadt einen großen Bogen um die Demonstranten mit der Großen Meinung macht.

5
/
3
Künstler und Buschauffeur
·

Das lauteste Wort, aber ohne Moral: Ökodiktatur, Cancel Culture, Genderwahn, Arroganz der links-grün versifften Städter, Doppelmoral der Gutmenschen: Das ganze Programm vom rechten Rand halt.

7
/
4
Theologe & Religionspädagoge
·

Schlüsselfrage: Wie trete ich als linker Schmarotzer nachhaltig in Beziehung zu veräppelten, übertrumpten und vermatterten Menschen ausserhalb der Städte, egal wovon sie leben?

8
/
0

Seien Sie sympatisch und charismatisch. Viele dieser Menschen sind sehr durch Emotionen gesteuert und wenn sie Sie mögen, fällt es Ihnen schwerer Sie als linker Schmarotzer abzutun. Es ist einfach, wenn man eh niemanden kennt, der/die so ist, total verständnislos zu sein. Es wird viel schwieriger, wenn man mit solchen Leuten zu tun hat (gilt übrigens auch für Städter, die alle Landbewohner als Trumper abtun).

13
/
1
Theologe & Religionspädagoge
·

Klar, trotzdem ist das nicht einfach eine Spassfrage. Mit allem Charisma und Charme bleibe ich bei Menschen, die daran festhalten, dass sie allein für ihr eigenes Wohl und Verderben zuständig sind und man dies schon immer so gemacht habe, bloss an der Oberfläche, solange ich es nicht schaffe, auch meine eigene Unsicherheit und Verletzlichkeit zu zeigen und damit die Möglichkeit eröffne, dass andere dies auch tun könnten.

3
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Als einer, der vom Land kommt – ja vom «Hinterland» gar – und weiss, wie es ist, als «Roter» und «Grüner» überhaupt nicht vertreten zu sein, möcht' ich sagen: Das ist eine Fangfrage. Wir alle sollten nicht in deren Falle tappen und dieses faschistische framing übernehmen. Etwa indem nun reflexartig angeblich «linke» Städter:innen auf die angeblich «rechten» Landbewohner:innen zeigen und als eigentliche «Schmarotzer:innen» denunzieren.

In Carl Schmitt'scher Manier wollen sie nämlich mit dieser «Freund-Feind-Unterscheidung» alles – sowohl die Stadt-Land-Frage als auch die Klimafrage – in ein partisan issue verwandeln. Um so natürlich mehr Wähler:innen zu gewinnen und letztlich mehr Sitze und Posten. Aber auch um eine progressive strukturelle Transformation zu verhindern.

Dies gilt es zu vermeiden. Etwa indem die Aufmerksamkeit von propagandistischen Parolen und Platitüden auf die tatsächlichen gemeinsamen Interessen gelenkt wird. Denn diese gibt es sehr wohl. Man bedenke etwa, dass es die Bäuer:innen sind, die mitunter am stärksten von ungewöhnlich langen Trocken- und Regenperioden direkt betroffen sind.

Wir müssen zeigen, dass es weniger um kulturelle Unterschiede geht, als um infrastrukturelle Notwendigkeiten. Denn wenn die Corona-Krise, aber auch die Klima-Katastrophe etwas lehrt, dann das, dass wir alle über die Speziesgrenze hinaus – mal mehr, mal weniger – vulnerabel sind und aufeinander angewiesen sind.

24
/
0
· editiert

Und woher soll denn die Haltung kommen, die man auf die Strasse bringen soll? Es braucht Leute, die durch konkretes Handeln zeigen, dass ‘Weniger’ und ‘Anders’ möglich sind ohne dass die Lebensqualität leidet. Ohne Verzicht wird es nicht gehen.

30
/
1

Wie wollen Sie Leute davon überzeugen, dass die Lebensqualität durch Verzicht und "weniger" (qm Wohnfläche, Fleisch, Autos, Flugreisen etc.) nicht leidet, wenn diese ihre Lebensqualität genau an solchen Dingen festmachen? Ich sehe da ein grosses Problem.

3
/
0

das ist eine gute Frage und es geht wohl nur durch ausprobieren. ich beispielsweise tanze neuerdings gerne, da kann ich mit dem Velo hin, es ist ein brillianter Genuss und ich brauche praktisch keine Energie, nix CO2 etc. Ich gehe auch an Blockaden und Demos, ich schränke mich zwar schon ein aber versuche das Leben maximal zu geniessen und mich auch bei Aktionen wohlzufühlen, Spass zu haben. "Sei der Wandel den du anstrebst!", ist ein gutes Motto.

3
/
0
· editiert

Es gibt dazu sehr konkrete Vorschläge, z.B. von Maja Göpel („Wir können auch anders“), die auch explizit auf die UN-Nachhaltigkeitsziele Bezug nehmen.

6
/
0

In einem Interview, welches Romney Wheeler mit dem britischen Mathematiker und Philosophen Sir Bertrand Russell im Jahre 1952(!) führte, bringt es Bertrand Russel auf den Punkt. Neben vielem anderem stellt Romney Wheeler an Russel die Frage: "Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen für ein gutes Leben der Menschheit in der Zukunft?" gibt Russel zusammengefasst folgende Anwort: Es sind seiner Meinung nach drei Dinge:

  1. Eine Weltregierung, welche alle Waffen kontrolliert

  2. Ungefähre ökonomische Gleichheit weltweit

  3. Eine mehr oder weniger zahlenmässig gleich bleibende Weltbevölkerung.

Bis heute haben wir diese Punkte verfehlt. Ganz klar verfehlt sind Punkt 1 (UNO zahnlos) und 2 (Kapitalismus hat ein ganz anderes Ziel).

Der Punkt 3 ist aus Sicht des Druckes auf die planetaren Ressourcen, auf das Klima etc. der entscheidende Punkt. Und da ging es gar nicht nach Russels Idee. Weltbevölkerung 1952: ca. 2.6 Mia, Weltbevölkerung 2020: ca. 7.8, also dreimal so viele Menschen auf dem Planeten (Quelle: statista.com)
Auch in der Schweiz ist die Tendenz klar, wenn auch nicht so drastisch: 1952: 4.7 Mio. , 2020: 8.6 Mio. (Quelle Bundesamt für Statistik), Wohlstand bremst die Geburtenrate, das ist bekannt..

Russel führt die drei Punkte dann noch im Detail aus, hochinteressant (Link siehe unten).

Nun ist es halt so: Dreimal so viele Leute brauchen (mindestens) dreimal so viel Platz, brauchen dreimal so viel Nahrung (=wiederum Platz), Energie, Bodenschätze, Wasser, etc. und produzieren (mindestens) dreimal so viel Dreck inklusive Treibhausgase. Das darf uns eigentlich nicht erstaunen.

Somit werden wir eben in Zukunft - wie Bertrand Russel sagt - nicht viel länger unser gutes Leben führen, sondern mit den Folgen von Klimaveränderung, Umweltverdreckung und den daraus resultierenden Migrationsströmen und Verteilungskämpfen leben müssen.
Da die Auswirkungen des Einflusses des Menschen auf die Umwelt verzögert eintreffen, können wir uns auf einiges gefasst machen, da können wir noch so viel mit dem Tesla herumfahren und die leeren Flaschen zur Sammelstelle tragen, denn gemäss Prognosen soll die Weltbevölkerung bis 2060 auf ca. 10.2 Mia anwachsen (Quelle: statista.com), das wäre dann der Faktor 4 gegenüber 1952. Es werden dann halt noch mehr Flaschen zum Container getragen...

So sind alle Bemühungen des Einzelnen zwar nicht sinn-, zweck- oder nutzlos, aber letzten Endes macht der Bevölkerungszuwachs alle Anstrengungen mehr als wett. Es beruhigt unser Gewissen ein wenig, speziell die CO2 Kompensation, welche man mindestens teilweise als Nachfolger des Sündenablasses sehen kann.

Tönt defätistisch, ist aber wohl nicht so weit von den Tatsachen weg. Jede Anstrengung, unseren Planeten und damit unsere Lebensgrundlage zu schützen ist wichtig und richtig. Wenn wir aber den Planeten 'übersiedeln', verpuffen diese Anstrengungen.

P.S. Das Interview von Romney Wheeler mit Sir Bertrand Russell wurde aufgezeichnet und kann hier nachgehört werden: https://www.youtube.com/watch?v=xL_sMXfzzyA, die oben erwähnte Antwort gibt er hier: https://www.youtube.com/watch?v=xL_…yA&t=1234s

18
/
0

Das ist ja alles bekannt. Doch was ist zu tun?

In den meisten Ländern wird die Bevölkerung schon lange vor 2050 zu schrumpfen beginnen. Allen voran China, aber auch in Indien dreht sich das Wachstum.
Das Problem ist Afrika, wo mit weiteren 2 Milliarden gerechnet werden muss.
Konsequenz: Wir müssen endlich Afrika eine faire Chance geben, sich gut entwickeln zu können. Mehr Wohlstand verbraucht zwar mehr Ressourcen, dafür hört aber das Wachstum der Bevölkerung auf. Zudem hätte Afrika die Chance, es "gleich richtig" zu machen.
Dazu wäre aber unser Vorbild äusserst wichtig und es ist entscheidend, dass wir hier einen Lebensstil entwickeln, der für 10 Mia. Menschen umsetzbar ist. Hier sehr anschaulich erklärt von H. Rosling.

12
/
0

Sie sagen: ' Wir müssen endlich Afrika eine faire Chance geben, sich gut entwickeln zu können.' Einverstanden (auch das ist schon länger bekannt, das ist nämlich der Punkt 2, mit dem Bertrand Russel ökonomische Gleichheit verlangt). Es ist klar, dass Wohlstand das Bevölkerungswachstum bremst. Bis jetzt sehe ich jedoch keine Anzeichen, dass die Industrieländer auch nur das geringste tun, damit das passiert, denn das wäre kein Geschäft, welches im nächsten Quartal Gewinn abwerfen würde. Wir beuten die Bodenschätze in Afrika aus, das schon, das rentiert natürlich, neuestes Beispiel sind die fast schon gesicherten Ölvorkommen in Namibia, https://www.tagesschau.de/wirtschaf…n-101.html . Falls gefördert wird, gehen 90% des Gewinnes an die kanadische Firma ReconAfrica (https://reconafrica.com/about/company-profile/), 10% an den Staat Namibia. Das verschmutzte Wasser und die vergifteten Böden gehören dann wohl zu 100% dem Staate Namibia. Ich habe da so meine Mühe, hier eine faire Chance für Afrika zu entdecken.
Das Problem ist das 'wir'. Ich investiere als Privater nicht in solche Unterfangen, aber Ihr und auch mein Alterskapital wird natürlich von Pensionskassen angelegt, das wären die grossen Hebel um etwas zu bewegen. Es kann durchaus sein, dass unser beider Geld nicht die Chance für Afrika bedeuten sondern solche Machenschaften fördert. Und: Ich, und vermutlich auch Sie, können das nicht beeinflussen.
Die Polizeit hat grad letzthin Jugendliche von den Bankeneingängen in Zürich weggetragen, welche genau diese Investitions-Politik beeinflussen wollten.

18
/
0

Ich möchte noch zwei Dinge anmerken:

  1. Ich war gegen das CO2-Gesetz wegen der Abgaben im Luftverkehr. Das schränkt die Mobilität der Ärmeren unverhältnismässig und extrem stark ein, und besonders die Nachtzüge in Europa, die seit 2008 reihenweise eingestellt wurden, tragen auch dazu bei. Ausserdem ist der Flugverkehr CO2-effizienter als eine Autofahrt pro km.

  2. Die Hybridautos sind nicht für das Gewissen. Sie sind pur wirtschaftlich bessere Autos, darum haben auch alle Taxifahrer einen Hybriden: die Unterhaltskosten sind stark niedriger und es bleibt viel mehr Geld beim Taxifahrer übrig als für Treibstoff ausgegeben hätte müssen.

2
/
36
· editiert
  1. Mit Rückgabe der Lenkungsabgabe fährt der Arme sogar besser, weil er weniger fliegt.

  2. Ein Hybrid fährt halt einfach noch zusätzliche 300 kg an Batterien durch die Gegend. Auch egal, wenn der SUV schon 2 to wiegt.

7
/
0

Es spielt keine Rolle ob "arm" oder "reich" den Schaden an der Umwelt verursacht. Eine höhere Abgabe auf Flugkilometer/Flugbenzin wäre nur richtig. Verursacherprinzip, einpreisung von Folgekosten, usw, wird doch immer gepredigt. Flugbenzin ist heutzutage quasi steuerfrei.

Abgesehen davon: mit einem Auto würden Sie solche Distanzen eben gar nicht erst dran denken zurückzulegen.

Dem Unterschied zwischen Arm und Reich lässt sich dagegen am besten durch ein progressiveres Steuersystem beikommen.

26
/
0

Der Kommentar von Herr Strassberg ist aus mehreren Gründen eine Katastrophe.

  1. Das Verhalten jedes Einzelnen trägt in der Summe mit dem Verhalten vieler anderer Menschen zum Klimawandel bei. Wenn tausende Tonnen Fleisch konsumiert werden, ist das ja auch das Ergebnis aus dem Konsum vieler Menschen. Deshalb ist es natürlich umgekehrt genauso, d.h. der Beitrag jedes Einzelnen hilft in der Summe mit dem Verhalten vieler anderer Menschen beim Kampf gegen den Klimawandel.

  2. Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Erst wer den Klimawandel als Problem erkannt hat, wird auch verstehen, dass man etwas gegen den Klimawandel tun muß. D.h., dass die Menschen, die, wenn auch nur kleine, Beiträge leisten, das Problem des Klimawandel erkannt haben.

  3. Auf Grund dieser Erkenntnis, werden diese Menschen, nicht mit eigenen kleinen Beiträgen, die Maßnahmen von grösseren Bürger-Einheiten ( Städte, Bezirke, Länder, Parteien ) beim Kampf gegen den Klimawandel verstehen und unterstützen.
    Die Menschen, die den Klimawandel nicht als Problem erkannt haben und nicht einmal kleine Beiträge beim Kampf gegen den Klimawandel leisten wollen, haben wahrscheinlich auch kein größtes Verständnis für staatliche Einschränkungen beim Kampf gegen den Klimawandel, es sei denn ihr Leben wird weder finanziell noch in anderer Weise durch die staatlichen Maßnahmen betroffen.

Wenn man Herrn Strassberg folgt, braucht der einzelne Bürger immer erst dann etwas tun, wenn alle anderen das Gleiche tun. Denn das Handeln des Einzelnen hat ja keine
Wirkung. Also muß man auch nicht zur Wahl gehen, denn eine einzelne Stimme zählt ja nicht. Man muß auch bei Katastrophen nicht spenden, denn was macht eine Spenden von 50,00 € schon aus. Und Einstein hätte sich seine Relativitätstheorie auch sparen können. Denn die war ja auch nur das Ergebnis des Handeln eines Einzelnen.

Fazit: Jeder einzelne Bürger kann einen Beitrag leisten. Eine größere Bürger-Einheit kann mehr leisten. Ganze Nationen können noch mehr leisten. Handeln hilft. Nichts-tun nicht.

4
/
4
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Wie viele andere vor Ihnen, haben auch Sie Strassbergs Kommentar missverstanden. Es geht nicht um ein Entweder-Oder, sondern um ein Sowohl-als-auch. Strassberg ging es vor allem darum, dass der individuelle «grüne» Konsum alleine nicht ausreicht – erst recht nicht innert nützlicher Frist. Und dass «ökologische» Politik durch eine mindestens «kritische Masse» von Bürger:innen (also nicht bloss ökonomistisch «Konsument:innen» und «Produzent:innen») not tut.

Die Individualisierung der Verantwortung für ein globales Problem, sei es aus neoliberaler Marktgläubigkeit oder ohnmächtiger Gewissensberuhigung, ist schlichtweg ungenügend effektiv. Es bedarf der Regulierung der Wirtschaft und Gesellschaft durch die Politik, am besten natürlich getragen durch eine möglichst grosse Mehrheit derselben Wirtschaft und Gesellschaft – möchte man das Schlimmste noch vermeiden (für Schlimmes ist es wohl bereits zu spät).

Das beste instruktive Beispiel dazu ist vielleicht die (nicht allzu) alte Geschichte vom Ozonloch und dem globalen FCKW-Verbot. In den 70er Jahren warnten Chemiker und Meteorologen – darunter Paul Crutzen, der auch den Begriff des «Anthropozän» prägte – vor den schädlichen Auswirkungen der FCKW. Anfang der 80er trat dann das «Ozonloch» jährlich auf – ich erinnere mich noch, wie dick uns Kinder Sonnencrème aufgetragen worden ist und dass sie immer einen höheren Faktor bekamen.

Doch die freiwillige Einschränkung der Produzenten, FCKW in Kältemittel in Kältemaschinen, als Treibgas für Sprühdosen, als Treibmittel für Schaumstoffe, als Reinigungs- und Lösungsmittel usw. zu benutzen sowie der Konsumenten entsprechende Produkte zu kaufen, waren ungenügend.

Erst «[d]ie dramatische Entwicklung und die zweifelsfreien wissenschaftlichen Beweise der Ursachen führten schnell zu einem weltweiten Verbot von FCKW.» (Quelle)

«Der US-Präsident Ronald Reagan und die britische Premierministerin Margaret Thatcher» – also die Fackelträger des Neoliberalismus – «unterstützten 1987 die Einberufung einer internationalen Konferenz, auf der ein stufenweiser Abbau mehrerer industriell genutzter Chemikalien ausgehandelt und im Montrealer Protokoll verabschiedet wurde». (ebd.)

Das [montrealer protokoll]((https://de.wikipedia.org/wiki/Montreal-Protokoll) – das auf dem Vorsorgeprinzip beruht und ein Meilenstein im Umwelt-Völkerrecht ist – trat 1989 in Kraft. Erst 2012 stellte man am Südpol zum ersten Mal eine Trendumkehr fest, was als Folge des weltweiten Verbots von FCKW – die auch hochwirksame Treibhausgase sind – zurückgeführt wurde. Doch erst 2050 werde das «Ozonloch» – bei gleichbleibendem Trend – kein Thema mehr sein.

Um einen Satz von Ihnen entsprechend zu variieren: Die Menschen, die [das Ozonloch] nicht als Problem erkannt haben und nicht einmal kleine Beiträge beim Kampf gegen [das Ozonloch] leisten wollen, haben wahrscheinlich auch kein größtes Verständnis für staatliche Einschränkungen beim Kampf gegen [das Ozonloch].

Aber ob sie nun Verständnis dafür haben oder nicht, ist egal, denn ans Verbot müssen sie sich nun so oder so halten. Wie bei Verkehrsregeln, Gurtenpflicht, FCKW-Verbot, Katalysator-Pflicht und eben entsprechende Klima-Verbote und -Gebote. Denn Vorsicht ist besser als Nachsicht. Denn wie der Philosoph Hans Jonas schrieb:

Der schlechten Prognose den Vorrang zu geben gegenüber der guten, ist verantwortungsbewußtes Handeln im Hinblick auf zukünftige Generationen.

Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.

9
/
2

Jede Subkultur wird kommodifiziert. Dagegen kann man nichts machen. Greenwashing nervt ohne Ende. Abstimmen frustriert weil gefühlt nur reaktionäre Boomer Abstimmungen gewinnen.
Nun kommt her Strassberg daher und hat das Gefühl er muss Leuten, die bewusst auf Wohnraum, Hybridautos (Elektroautos sind sowieso nur ein Märchen, dass den absolut idiotischen Individualverkehr am Leben halten soll) und Kinder verzichten, weil sie wissen, dass der beste Konsum der ist, der nicht stattfindet erklären, dass unser individuelles (Nicht-) Konsumverhalten den Planeten alleine nicht retten kann. Wow welch Erkenntnis.
Dabei wissen wir das auch, und zwar schon lange. Aber jemand muss den Mitmenschen doch aufzeigen, dass man gut ohne Auto und auf weniger Fläche leben kann. Das Verzicht auf materiellen Schnick Schnack auch etwas befreiendes hat. Und wenn ich damit nur ein paar Mitmenschen dazu bringe ihren eigenen Konsum zu hinterfragen ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung.
Und natürlich reicht das allein nicht aus. Politisches Engagement gehört logischerweise dazu. Es sind zwei Seiten der gleichen Medaille.
Aber ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht zu der Zielgruppe des Artikels gehöre. Mir scheint es als wäre er für jene Menschen geschrieben, die nichts am Status quo ändern wollen und um Himmels Willen auf nichts verzichten, denn das Individuum hat ja gar keinen Einfluss. Das ist Bullshit erster Güte.
Ja die Welt ist fucked weil wir die riesen Hypothek des Boomer good life abbezahlen dürfen, ob wir das wollen oder nicht. Der Mut sitzt tief und der Weg ist weit aber wir müssen weiter. Es geht eben darum trotz der überwältigenden Ohnmacht angesichts der Klimakatastrophe und im Bewusstsein, dass wir nicht den Planeten retten können für einen Systemwechsel zu kämpfen. Beim Konsum, an der Urne und auf der Strasse.

17
/
7

Eine etwas differenziertere Wahrnehmung der Boomer wäre wünschenswert (es haben ja auch nicht alle aus Ihrer Generation ein politisches Bewusstsein). Als Boomer war ich schon in meiner Jugend aktiv gegen AKWs - und (damals) nicht primär aus Angst vor der unkontrollierbaren Radioaktivität, sondern in erster Linie, weil ich darin einen mehr oder weniger brachialen Weg sah, den konsumwütigen way of life zu perpetuieren, koste es, was es wolle.
Ich habe Strassberg auch nicht so verstanden, wie Sie. Ich bin durchaus Ihrer Meinung: dass es sowohl individuellen Verzicht als auch politische Aktion braucht. Aber für mich hat Strassburg sehr treffend analysiert, wie écogestes Millionen von Menschen hier einen billigen Vorwand liefern, gesellschaftliche Massnahmen zu sabotieren oder abzulehnen.

16
/
0
Nichtakademischer Pragmatiker
·
· editiert

Mir fehlt bei dem Artikel die Antwort auf die Frage „warum es denn nichts bringt im Einzelnen nachaltig zu sein?“.

Als einzige Erklärung finde ich diesen Absatz am Schluss.

Aber der Kampf um die Rettung des Planeten entscheidet sich nicht samstags in der Kompost­gruppe, sondern auf der Strasse. Nur wenn der Druck der Strasse eine kritische Masse erreicht, lassen sich strukturelle politische Veränderungen durchsetzen, die vielleicht die Katastrophe im letzten Moment noch abwenden können.

Danach war ich enttäuscht, dass ich schon am Ende angekommen bin. Oder ist die Antwort tatsächlich, philosophisch verpack, in einem Satz beschrieben? Oder habe ich etwas übersehen?

6
/
0
Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
·

warum es denn nichts bringt im Einzelnen nachaltig zu sein?

Ja, eine klare Antwort auf die Frage wäre hilfreich gewesen. Angedeutet ist es schon: "Glencore setzt in Zukunft vermehrt auf Nach­haltigkeit." Greenwasching ist nicht Green.

Es nützt nicht viel, wenn man Vegan wird, aber Tomaten aus dem beheizten Gewächshaus kauft, was man leider nicht wusste. Ich nerve des öfteren die Verkäufer, indem ich nach der CO2-Bilanz der Produkte frage, die noch nicht in eaternity.org oder openfoodfacts.org sind.

6
/
2

Guter Versuch, stimmt aber nicht. Tomaten im geheizten Gewächshaus: -0.7 bis 4 kg CO2eq pro kg; Rind 20 bis 60 kg CO2eq pro kg.
Individuelle Entscheidung hin oder her.. Produkte aus Tierproduktion müssen teuerer werden und die Übersubventionierung dieser Produkte müsste aufhören.

9
/
1

Ideengeschichtlich hübsch, aber faktisch etwas zu kurz gegriffen. Da kann man philosophisch dran rumdrucksen wie man will, aber mit Tierprodukt-, Auto- und Flugverzicht kann man auch individuell einen phänomenalen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Gerne wird das aber mit genau so Artikeln wie diesen (philosophischer Tiefgang, ethischer Defätismus) verwuselt (im S. von: "Lässt sich ja doch nix machen!" Shrug Emoji....mit Verweis auf tatsächlich nicht sonderlich nachhaltige Praktiken zu denen man sich koketierend selbst bekennen kann).
Tja: Der Geist ist schön, aber das Fleisch, im w. Sinne d. W., ist schwach. Und die Rhetorik? Nett zu lesen aber inhaltlich gefailt.

p.s.: Und ja, es ist tatsächlich eine Frage der Moral. Aber heutzutage (wahrscheinlich schon lange) ist es eine Todsünde zu sagen, dass irgendjemand irgendwas besser tut oder kann als jemand anders.

20
/
11

Die Frage ist denke ich nicht, ob individuell nicht doch ein kleiner Beitrag erreicht werden kann (natürlich, jedes kg CO2 weniger ist gut), sondern ob das Propagieren der Strategie dieses individuellen Beitrags nicht die echte Veränderung, diejenige, welche es eben sowieso braucht, egal wie viel Individualbeiträge erreicht werden können, verlangsamt (oder gar verhindert?).
Und da tuts mir Leid für alle, die mit naturwissenschaftlichen "Fakten" zu frieden sind, denn um dies zu verstehen, braucht es philosophische Diskurse.

Wie gesagt, nichts gegen weniger Fliegen, weniger Tierprodukte und weniger Motoren. Ich will aber hoffen, Sie gehen genauso eifrig an Demos und stehen im Alltag für echte Veränderung ein, statt doch nur Moralapostel zu spielen.

9
/
2
· editiert

A - Wie gesagt, hübsche, schöngeistige Spekulation, als These eher unwahrscheinlich (wer ein nachhaltiges Bewusstsein entwickelt hat, tendiert wohl eher dazu auch auf die glorifizierte Strasse zu gehen, um die Slogans zu skandieren, welche sich Bundesbern postwendend aufs Banner schreibt) und letzten Endes müssig, da das ändern unserer Konsumgewohnheiten unerlässlich ist.

B - Pseudohöfliche Ad Hominems unter dem Deckmantel der Anonymität darf man sich eigentlich sparen, lieber Anonym 8. Amüsant aber durchschaubar. Il faut cultiver son jardin.

3
/
5
Claudia Suter
Aktivierungsfrau
·

Dieser Artikel hat mich betroffen gemacht und zum Nachdenken bewegt.
Folgende Punkte:

  • Ein persönlicher nachhaltiger Lebensstil genügt zwar nicht, ist aber unbedingt notwendig. Ohne ihn wird jedes politische Engagement unglaubwürdig und damit kontrapruktiv, denn es liefert den Gegnern oekologischer Veränderung (berechtigte) Ausreden nichts tun zu üssen.

  • Ich bezweifle, dass "auf die Strasse gehen" der richtige geschweige denn der einzige Weg ist, etwas zu verändern. Mir behagt der neue politische Stil, für alles und jedes zu demonstrieren überhaupt nicht (nicht nur zu Pandemiezeiten, aber da ganz besonders). Er bewirkt eher, dass ich mich politisch zurückziehe.

  • Ebenso kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass jene die sich im persönlichen Umfeld (möglichst) umweltbewusst verhalten, dieselben sind, welche gegen das CO2 Gesetz gestimmt haben. Vielmehr solche, die eben selber keinen Beitrag leisten wollen. (mehr bezahlen für Benzin, Fliegen oder wegen des höheren Preises dessen Konsum zu reduzieren.)

  • Vielversprechender scheint mir eine solide, sachlich politische Hintergrundarbeit mit unseren demokratischen Mitteln Initiative, Referendum, etc. Dass Vorstösse mit bestem Ziel so viel Mängel und Nachteile aufweisen wie die Trinkwasser und Pestizidinitiative und dadurch keine Chance haben (sogar von Bio Suisse abglehnt), das darf einfach nicht passieren, das schadet der ganzen Sache enorm.

  • Wirtschaftspolitisch wünschte ich mir, dass die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens endlich wieder stärker vorangetrieben wird. Wenn es gelingen würde, dies vielen Menschen auf einfache Weise verständlich zu machen, könnte auf vielen Ebenen enorm viel verbessert werden (z.Bsp. bezüglich Konsum, Sachzwang Wirtschaftswachstum, Lohnungleichheit, Arbeitszeitreduktion etc)

20
/
2

Wer genau sollte diese "solide, sachlich politische Hintergrundarbeit" machen und inwiefern war sie beim Referendum des CO2-Gesetzes nicht vorhanden? Oder anders gefragt: warum glauben Sie ist das CO2-Gesetz abgelehnt worden, wenn nicht aus den Gründen die der Artikel erwähnt.

6
/
1
Claudia Suter
Aktivierungsfrau
·

soweit ich dies als Laiin beurteilen kann wurde diese Arbeit beim CO2 Gesetz gemacht, vielleicht die Kampagne gegen Ende nicht stark genug, weil man sich des Erfolgs sicher war. Jedoch bei den 2 Agrarinitiativen hat es gefehlt, diese so auszuarbeiten, dass sie die hauptkritikpunkte insbesondere der Biobauern berücksichtigt und korrigiert hätten. Ich denke auch, dass die Zeitgleichheit mit den Initiativen das CO2 Gesetz zu Fall gebracht hat. Und um bei meinen Überlegungen zu bleiben, es wäre wohl kaum durchgekommen, wenn mehr Menschen dafür auf die Strasse gegangen wären, oder?

4
/
0
Leser
·

"Die Massen werden durch ungehemmten Konsum ruhiggestellt." Wenn ich die Kommentare durchlese fehlt mir ein Hinweis auf die wohl wirksamste Massnahme, die klima- und systemrelevant ist: Konsumreduktion.
Da Konsum Suchtpotential hat, nicht ganz einfach zum durchführen; doch nach dem Entzug kann sich die Lebensqualität verbessern. Das wäre dann eine win-win-Situation ;)

35
/
0
Ökonom
·

Sie haben prinzipiell natürlich recht. Nur: Wieviel Prozent der Bevölkerung wollen das freiwillig? Konrad Adenauer hat es auf den Punkt gebracht: "Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt's nicht."

6
/
0
Leser
·

Einverstanden. Doch meine Hoffnung stirbt zuletzt, dass unser Verstand doch auch über z.B. gesetzliche Massnahmen den Konsum einschränkt. Irgendwann sollte es doch möglich werden, Vernünftiges durchzusetzten, war ja auch bei anderem möglich (Abschaffung Sklaventum, Gleichstellung Frau, Sozialversicherungen, Bundesverfassung etc. etc.).

3
/
0
Informatik-Ingenieur und Ökonom
·

“Nur wenn der Druck der Strasse eine kritische Masse erreicht, lassen sich strukturelle politische Veränderungen durchsetzen, die vielleicht die Katastrophe im letzten Moment noch abwenden können.“

Wie sollten denn diese strukturellen Veränderungen aussehen? Weg mit dem Kapitalismus? In der Vergangenheit haben sozialistische Länder nicht gerade mit Umweltschutz geglänzt…

6
/
18

Wenn Sie nicht mehr Fantasie haben, wird es tatsächlich schwierig. Vielleicht würde es helfen, wenn Sie sich vom Kalten Krieg verabschieden würden. Vielleicht müssten Sie einen Feldversuch wagen und einfach mal an eine Demo gehen (und sei es als Zaungast) : Sie würden feststellen, dass die wenigsten KlimaaktivistInnen Porträts von Stalin vor sich hertragen.

9
/
1
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·
· editiert

Ölstaaten wie Russland und Saudi-Arabien sowie mächtige Energiekonzerne [nutzen] ihren Einfluss auf Politik und Medien [...], um von großen, systemverändernden Lösungen der Klimakrise abzulenken, «indem sie den Fokus auf unser individuelles Verhalten richten. Als ob es auf Einzelpersonen ankäme.» Die Relationen bei den globalen Treibhausgasemissionen stellten sich hingegen so dar, dass auf den gesamten Flugverkehr lediglich drei Prozent entfielen, auf den Rindfleischverzehr sechs Prozent, auf etwa einhundert Kohle-, Öl- und Gaskonzerne aber 70 Prozent. Zwar sei es vernünftig, die Umwelt auch durch individuelles Verhalten zu schützen. «Aber wir dürfen nicht zulassen, dass uns das als Lösung für die Klimakrise verkauft wird.» (Quelle)

Dies sagt nicht irgendwer, sondern – in Übereinstimmung mit Daniel Strassberg – Michael E. Mann, Klimatologe und einer der Hauptautoren des 2001 erschienenen dritten Sachstandsberichtes des IPCC, der u. a. das «Hockeyschläger-Diagramm» popularisierte, in einem Interview mit der Zeit zu seinem neuen Buch «Propagandaschlacht ums Klima. Wie wir die Anstifter klimapolitischer Untätigkeit besiegen» (2021).

Augenöffnend für den (Selbst-)Betrug des Grünen Konsums sind auch die Bücher von Kathrin Hartmann wie etwa «Die grüne Lüge: Weltrettung als profitables Geschäftsmodell» (2018).

Betrüblich, dass manche, nur um ihr gutes Gewissen zu bewahren, lieber in ihrer wohlig warmen Höhle des (Selbst-)Betrugs bleiben wollen, als der unbequemen Wahrheit ins Auge zu schauen und aufgeklärt zur Tat zu schreiten.

Angesichts von Urteilen, welche die Kolumne als «gefährlich und kontraproduktiv», ja gar als Ausdruck von «Defätismus» bezeichnen und den Autoren als «Nestbeschmutzer» und «Intellektuellen»(!), kann man konstatieren, dass Strassberg seiner Rolle als Philosophen, der nach Sokrates wie eine Bremse ein edles, aber träges Pferd beisse und aufreize, gerecht wird.

10
/
4

Lieber Herr Rebosura
Ich bin nun 40 Jahre im Ressourcenentschwendungsgeschäft. Wir haben bei bekannten Unternehmen den fossilen Energieverbrauch um 90%, den Stromverbrauch um 30% gesenkt und die Versorgungsicherheit mit Energie sichergestellt. Das gleiche gilt für Schuläuser, Wohnbauten und Geschäftshäuser.
In all diesen Jahren waren es nie die Russen, die Saudis oder mächtige Energiekonzerne, die uns bei unserer Arbeit behindert haben.
Eines der Hauptprobleme war, dass wir mit unseren Lösungen nie im Mainstream lagen und somit auch nicht intersannt für Medienschaffende.
Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass für die Schweiz das zentrale Problem nicht das CO2 ist, sondern die Ressourcenversorgungssicherheit z.B. mit Energie.
Inzwischen ist das grösste Risiko der Schweiz gemäss Bundesamt für Bevölkerungschutz eine lang andauernde Strommangellage. Auch dies eine Folge einer nicht konsequent verfolgten Ressourcenentschwendung (in diesem Fall Strom). Versorgungssicherheit lässt sich nachhaltig nur erreichen, durch Ressourcenentschwendung.
Dass dabei der CO2 Ausstoss massiv gesenkt wird, ist ein guter Nebeneffekt, jedoch nicht das Ziel.
Ich denke es wäre wesentlich effektiver über die Möglichkeit der Ressourcenentschwendung zu berichten, als irgendwelche Schuldige zu definiern und damit von der eigenen Verantwortung abzulenken.
Aktuell bearbeite ich hier in Deutschland, das Projekt 1000 klimaneutrale Gebäude (Bestandbauten). Wir suchen zur Zeit das Gespräch mit grossen Konzernen, die Sie als Gegner eines Wandels bezeichnen. Vieleicht helfen Sie uns die richtigen Ansprechpartner zu finden. Dies um das Problem zu lösen und vielleicht auch um ihre Meinung zu revidieren.
Mit nachhaltigen Grüssen

4
/
3
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Mit Verlaub ist wohl uns allen hier in diesem Dialog ihr Monothema «Strommangellage und Entschwendung» mittlerweile bekannt – sowie die dazugehörige Bewerbung ihrer eigenen politischen und vor allem unternehmerischen Projekte.

Es ist natürlich erfreulich für Sie, dass Sie mit diesen auf ein freundliches, wenn auch nischiges Umfeld stossen und Sie niemand bei der Arbeit behindert hat. Doch ist der Vergleich mit Michael E. Mann und «großen, systemverändernden Lösungen der Klimakrise» wohl etwas gewagt. Ersterer hatte aufgrund des IPCC-Berichts, des Hockeschläger-Diagramms und seines klimapolitischen Engagements u. a. mit Hackerangriffen, Klagen und Diffamierungskampagnen zu kämpfen.

Und wie der Hinweis auf Tatsachen, wie etwa jene, dass 71 Prozent der weltweiten industriellen Treibhausgase[...] von nur 100 Unternehmen [stammen]» (alles fossile Energie- und Rohstoffkonzerne), von der eigenen Verantwortung ablenken soll, bleibt mir schleierhaft.

Item. Nach Ihnen scheint ja sowieso alles, was nicht mit ihrer Vorstellung von «Ressourcenntschwendung» zu tun hat, als Zeitverschwendung. Ob Sie mit dieser Haltung mehr Unterstützer:innen erreichen? Viel Glück dabei!

6
/
3
Leserin, Mitdenkerin
·

Auch mir fehlt im sonst äusserst lesenswerten Beitrag von Herrn Strassberg die Quintessenz. Was kann ich noch tun ausser konsumkritisch auf ein privates Auto ganz zu verzichten, wenig bis kein Fleisch zu verzehren, bei Kleidern, Möbeln und übrigen Anschaffungen quasi den Beipackzettel zu studieren und mich so biologisch als möglich (und so weit es mein Portemonnaie zulässt) auszurichten? Abstimmen gehe ich auch, mit dem selben Effekt, den Herr Strassberg beschreibt: Leer schlucken am Sonntagabend, es kaum fassen können.
Was also noch? Ich glaube trotz allem - gerade in einer Demokratie- an die Kraft des Einzelnen, wobei ich an der Selbstverantwortung der Masse ständig wachsende Zweifel hege.

30
/
2

Das wäre auch meine Frage. Ich verhalte mich (nach Möglichkeit, meistens, soweit es geht) ökologisch und nachhaltig, esse Bio, fliege seit Jahren nicht mehr, kaufe nur second-hand-Kleider, etc. Es ist mir aber jeden Tag schmerzlich bewusst, dass das bei weitem nicht reicht, dass es zwar in die richtige Richtung geht, aber eben nur ein kleiner Teil dessen ist, was eigentlich nötig wäre (Kohleausstieg, Fracking verbieten, internationalen Verkehr und Handel massiv reduzieren, Konsum reduzieren). Diese grossen Veränderungen weltweit herbeizuführen, liegt aber komplett ausserhalb meiner Macht, auch wenn ich noch so oft auf die Strasse gehe und mich auf alle möglichen Arten politisch engagiere. (Allzuoft endet das mit dem im Artikel beschriebenen Schlag in die Magengrube.)

14
/
0
Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
·

Vor vielen Jahren habe ich mal versucht auf einem Marktstand im Auftrag der Gemeinde die Bürger von energiesparenden LED Leuchtmittel zu überzeugen. Der Austausch einer damals üblichen Halogenbirne durch LED hat sich aus Klimasicht innerhalb von 4 Monaten gelohnt. Inklusive den Emissionen durch Produktion und Transport. Ich habe dann lange mit einer Frau diskutiert, ob der Austausch einer Energiesparlampe durch eine LED sinnvoll ist. Wir sind zu keinem schlüssigen Ergebnis gekommen. Danach kam ein Herr an den Stand und hat sich die LED Lampen angesehen. Ich habe ihn gefragt, ob er noch die üblichen 50 Watt Halogenbirnen hat. Er hat gesagt, ja. 5 über dem Esstisch, 10 in der Küche und sicher nochmal 20 im restlichen Haus. Und, ach ja, 30 im Pool, der Abends nur immer so schön leuchtet. Auf meiner Frage, was er denn für eine Stromrechnung habe, sagte er, er wisse es nicht, aber viel Geld sei das nicht und daher sei fraglich, ob sich der Aufwand für den Austausch lohnt.

11
/
0

Eine ziemlich nahrhafte Kolumne, die mich nicht nur an-, sondern stellenweise auch aufgeregt hat. Genauso wie manche Kommentare dazu. Schlussendlich habe ich gemerkt, dass ich, um damit ins Reine zu kommen, ein einziges Wort umschreiben möchte. Statt:

Das bedeutet keineswegs, dass man auf Müll­trennung, Biofleisch oder Elektro­autos verzichten sollte. Aber man soll sich doch bitte nicht vormachen, damit einen wichtigen Beitrag zum Umwelt­schutz zu leisten.

müsste aus meiner Sicht stehen:

[...] Aber man soll sich doch bitte nicht vormachen, damit einen ausreichenden Beitrag zum Umwelt­schutz zu leisten.

Denn selbstverständlich ist jeder Beitrag wichtig, auch der kleine. Nur reichen die individuellen Möglichkeiten nicht für den grossen Schwenk. Persönlich kenne ich aber auch niemanden, der/die das glaubt oder je geglaubt hätte.
Vor daher lässt mich das Ganze etwas ratlos zurück: die ideologische Gegenüberstellung von Postmarxisten, resp. -Strukturalistinnen und Neoliberalismus ist zwar interessant, allein mir fehlt der Glaube, dass Parolen das Klima retten können, weder die der einen noch die der anderen Seite. Ich meine, da brauche es Handfesteres: Gesetzesänderungen und Verzicht. Zu ersterem hilft - vielleicht - der Druck der Strasse. Die Akzeptanz des zweiten wird mE immer eine individuelle Leistung bleiben.

22
/
0
Johanna Wunderle
Muttersprache NL
·
· editiert

Danke für diese klare Richtigstellung Frau J.
Meiner Ansicht nach der beste Kommentar von 225!

1
/
0

Danke für das Kompliment, Frau Wunderle. Auch wenn ich mit Ihrer Wertung meines Kommentars nicht übereinstimme.

0
/
0

Dass wir uns individuell für den Klimawandel schuldig fühlen, ist kein Zufall, sondern eine absichtliche Lobbytaktik der Ölindustrie.

30
/
0

Kürzlich gesehen, dass Shell jetzt anbietet, für zusätzlich 1 Rp./l die Emissionen durch das getankte Benzin zu kompensieren. Bezeichnend, dass diese Kosten und Verantwortung jetzt auf die Konsumenten abgewälzt werden, nachdem sich die Firma jahrzehntelang gegen ökologischere Alternativen gestellt hat. Ablassbriefe fürs Volk, Greenwashing für die Konzerne.

25
/
0

Meine erste Reaktion auf den Beitrag war volle Zustimmung da er ins Schwarze trifft. Nach dem lesen der Kommentare möchte ich jedoch auch Gedanken zum Umweltschutz loswerden die sich nicht direkt auf den Inhalt des Beitrags beziehen sondern eher auf die bisher verfassten Kommentare zum Beitrag.

Eine große Falle ist, in meinen Augen, wie in fast allen Lebenslagen ein Schwarz-Weiß (ein entweder - oder) Denken. Bei der Thematik des Umweltschutzes heißt dies, entweder wir halten den Klimawandel auf und es geht uns allen gut oder der Klimawandel schreitet voran und wir werden alle sterben. Die Realität sieht jedoch gänzlich anders aus:

  1. Der Klimawandel ist ein globales Phänomen aber nicht die ganze Welt wird die gleichen Auswirkungen zu spüren bekommen. Selbst in Europa gibt es verschiedene Klimazonen die stark unterschiedlich vom Klimawandel betroffen sind. Auch macht es Unterschiede ob eine Region ein Flachland oder bergig ist. In den Alpen wird es z.B. zu einer Temperaturerhöhung von durchschnittlich nicht 1,5 Grad sondern ca. 5-7 Grad kommen. Allgemein sind jedoch Länder nahe des Äquators oder in der Nähe von Meeren vom Klimawandel viel stärker betroffen als wir es sind (und sein werden). Auch haben wir gute Voraussetzungen uns technologisch an den Klimawandel anzupassen (wir haben als Volkswirtschaft genau wie Europa und USA einfach genügend Geld für Innovation und die Umsetzung eben dieser). Die Bekämpfung des Klimawandels aus Sicht der Schweiz ist ganz einfach eine Solidaritätsbekundung mit anderen Ländern der Welt obwohl wir also so kleines Land sowieso keinen Einfluss auf das Weltklima haben.

  2. Auch bei den Maßnahmen die gegen den Klimawandel helfen gibt es in unterschiedlichen Regionen der Welt große Unterschiede. So ist etwa der Fleischverzicht z.b. in der Schweiz und in Australien nicht zielführend und ist wenn die ganze Bevölkerung auf eine vegetarische Ernährung umstellen würde sogar kontraproduktiv und würde zu mehr Co2 Ausstoß führen als bei Fleischkonsum (ausgenommen ist der Konsum von Hühnerfleisch). Dies kommt ganz einfach daher, dass in der Schweiz viel Fleisch auf natürlichen Weideflächen gehalten wird und eine künstliche Bewirtschaftung die bei einer vegetarischen Ernährung von Nöten wäre viel mehr künstliches Wasser verbrauchen würde, zu Monokulturen führen würde und die Schweiz gar nicht die Fläche für so einen Anbau hätte. Dieser Umstand würde zu mehr Importen führen und somit auch zu einer größeren Umweltbelastung. Dasselbe gilt auch für Australien. Wenn man Schweizer (Bio-) Fleisch isst, braucht man, vom zugefügten Tierleid abgesehen, keine Gewissensbisse ob einer Umweltverschmutzung haben. Es gibt (im Moment) einfach keine umweltfreundlichere Alternative so viele Menschen zu ernähren.

Aus diesen beiden Gründen denke ich, dass es individueller Lösungen benötigt um die lokale Lebensqualität zu erhöhen (bzw. zu maximieren) und man nicht alle Länder über einen Kamm scheren darf. Es gibt nicht die globale Lösung für diese menschengemachte Veränderung die uns alle betreffen wird. Ohne einen weltweiten "Systemumsturz" zum Konsumstopp kann die Umweltkatastrophe nicht verhindert werden. Da dies nicht passieren wird, kann die Umweltkatastrophe höchstens etwas abgeschwächt werden. Meine persönliche Meinung ist daher, dass wir uns alle auf die Anpassung an die kommenden Veränderungen konzentrieren sollten, da der Wandel nicht mehr aufzuhalten ist.

3
/
5
Pragmatisch vegetarisch
·
· editiert

Ich sehe das Problem darin, dass der “gemeinsame Feind” schwer definierbar ist: die Fleischindustrie? Zement? Erdöl? Die Fliegerei? (Dann geht es dann auch gleich noch um Artenschwund und Pestizide, was auch wichtig ist aber weniger fürs CO2). Alles gleichzeitig zu bekämpfen führt immer zu Whatsboutism. Wenn es eine nagelfeste Statistik mit Reihenfolge gäbe, was das grösste Problem beim CO2 ist, wären die Medien in der Pflicht, das zu thematisieren. Dann würden wir Engagierte auch Wege finden, dagegen anzugehen - legale, illegale, individuelle und organisierte.

1
/
0
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Hierzu gibt es eine «Auf lange Sicht» der Republik: «Unsere Klima­bilanz, zerlegt in Einzelteile» (22.02.2021). Diese berücksichtigt auch die «grauen Emissionen», also jene, welche durch Produktion und Import im Ausland ausgestossen werden. Die Rangliste lautet: Mobilität, Heizung, Fleisch, Metalle, Baustoffe, Textilien, Elektronik, Kunststoffe, Chemische Grundstoffe.

Weltweit bestehen analog zum Vermögen grosse Ungleichheiten, was die klimaschädlichen Emissionen anbelangt:

Die reichsten 10 Prozent (630 Millionen Menschen) sind für über die Hälfte (52 Prozent) der CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2015 verantwortlich. Das reichste 1 Prozent alleine für 15 Prozent, die ärmere Hälfte der Menschheit nur für 7 Prozent.

Für die Schweiz gilt ähnliches:

Der Vergleich der Gruppen der jeweils 10 Prozent mit dem höchsten und dem niedrigsten Einkommen ergab, dass die Gruppe mit den höchsten Einkommen etwa 1,8-​mal mehr Treibhausgase verursacht.

Der «Carbon Majors Report» macht eine Rangliste für einzelne Unternehmen:

71 Prozent der weltweiten industriellen Treibhausgase stammen von nur 100 Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Industrie-Emissionen kann demnach auf 25 Firmen zurückgeführt werden.

Wenn weiterhin fossile Brennstoffe in derselben Rate wie zwischen 1988 und 2017 abgebaut und verbrannt werden, würde die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um vier Grad steigen – so die Bilanz des «Carbon Majors Report».

Der «gemeinsame Feind» – wenn man so reden will – ist im Grunde aber kein «äusserer», sondern ein «innerer»: Unser System und unser entsprechend sozialisiertes und habitualisiertes Selbst. Das macht es vielen auch so schwer.

7
/
0
· editiert

Viele Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen handeln, träumen von aufgetautem Permafrostboden und aufgetautem Eis der Arktis, um an das Reichtum der fossilen Brennstoffe heranzukommen. Nach der ökologischen Katastrophe in Sibirien werden sie sich unweigerlich, ob es ihnen passt oder nicht, dem Gedanken stellen müssen, dass die eingetretene Klimaerwärmung zum Nachteil für alle geworden ist, und dass auch sie umdenken müssen. Das gleiche betrifft die Banken, die die Förderung der fossilen Brennstoffe mit grossen Summen finanzieren. Europäische Wissenschaftler sind noch zurückhaltend und wollen mehr wissen, dagegen russische Presse erwähnt bereits, dass das aus dem aufgetauten Permafrostboden in Sibirien in grossen Mengen strömende Methan-Gas unter Umständen das globale Klima noch Jahre und Jahrzehnte zusätzlich beeinflussen kann. Das Problem ist 2020 nach verheerenden Bränden in Sibirien aufgetreten. Die Klimalage wird womöglich noch ungemütlicher als man bereits meinte.
TA: Hitze in Sibirien - Russen bricht Boden weg - Verheerende Folgen fürs Klima
https://www.tagesanzeiger.ch/hitze-…3624715151

5
/
0
interessierter Leser
·

Von aufgetautem Permafrost-Boden träumt bestimmt niemand, denn nur der sorgte bisher dafür, dass Strassen, Bahntrassen und Pipelines einen stabilen Untergrund hatten, dass man Förderanlagen fest aufstellen konnte.
Womit Sie Recht haben ist der Wunsch nach einem eisfreien Polarmeer, das würde Handelswege drastisch verkürzen, damit die Umlaufzeiten für Frachtschiffe, weniger Treibstoffeinsatz, mehr Transportkapazität bei gleicher Anzahl von Schiffen (da diese nicht mehr so lange unterwegs sind), keine kritischen Passagen wie den Suez-Kanal oder die von China beanspruchten Seegebiete. Nur leider wird man nicht das eine (eisfreie Seewege im Norden) bekommen ohne dass das andere (aufgetauter Permafrost-Boden) eintritt.

1
/
0
· editiert

Diese IST-Analyse ist grossartig, was zu tun ist jedoch nur angedeutet. Wenn wir wollen, dass sich die Stimmung, die Politik ändert, müssen wir uns intensiver damit beschäftigen, in welche Richtung das sein soll.

Meiner Ansicht nach gehören hier Verbote und Gebote dazu. Denn der Einzelne sieht sich schnell benachteiligt, wenn er sich umweltfreundlich zu verhalten versucht, aber viele andere sich nicht weiter kümmern, denn "es ist ja erlaubt".

Ein noch wichtigerer Grund für Verbote und Gebote ist, dass die einzelne Person die wirklich wirksamen Massnahmen gar nicht umsetzen kann. Sie kann keine Fussgängerzonen oder Radwege planen oder eine 25-Stundenwoche einführen, oder kurz, das System ändern. Systemänderungen haben aber viel den grösseren Einfluss wie das Verhalten von Einzelnen.

Der nächste Schritt ist dann, dass wir auch anders über die Sachverhalte nachdenken. Beispielsweise wird uns immer noch eingeredet, dass der bezahlte Arbeitsplatz das wichtigste Ziel jedes Einzelnen sei, quasi Voraussetzung für des individuellen Glückes Schmied. Bei genauerem Hinsehen brauchen wir zwar (heute) eine bezahlte Arbeit, um einkaufen zu können, damit wir so unser Auskommen organisieren können. In Wirklichkeit brauchen wir also ein Auskommen und nicht ein Einkommen, um überleben zu können. Das ist im Zeitalter, wo hauptsächlich Maschinen unsere tägliche Versorgung bereitstellen, etwas ganz anderes und lässt sich ganz anders und ökologischer organisieren wie mit einem Arbeitsplatz, der im schlimmsten Fall nur umweltschädliche Bullshit-Arbeit bereit hält. Das Narrativ des Arbeitsplatzes ist genauso ein Betrug wie der im Artikel genannte Konsum.

26
/
1

danke für den guten artikel!
aber auch mir fehlt, was zu tun wäre - anstatt unserer wohlgeübten pflästerlipolitik. ich denke, es ist wichtig, sich daneben auch um die theoretische auseinandersetzung zu bemühen. hilfreich dazu: ernst schmitter 'sackgasse wirtschaft. einführung in die wertkritik'

4
/
0

Ich finde, die Ansage im Artikel ist klar: wir müssen auf die Strasse.
Dass wir es einfach bequem den FFF oder dem Klimastreik überlassen, Druck zu machen, geht nicht.

11
/
0
Timon Zielonka
Sales @ zukunft.com
·

jede Bürgerin ruhigen Gewissens schlafen – sie haben ihren Beitrag ja geleistet.

Ich leiste zwar auch "meinen Beitrag", aber ich weiss, dass das bei weitem nicht reicht. Bei keinem Klimarechner komme ich unter 3t CO2-eq pro Jahr. Der Grund ist einfach: die sind viel zu ungenau. Dies ganzen Diskussionen nützen gar nicht, wenn man nicht genau rechnet, denn mit dem Klima kann man nicht verhandeln. Das ist einfach Physik (und Chemie).

6
/
3

Schweiz pro Person im Jahr 2015 Inlandsemissionen pro Einwohner von 5,8 t CO2-eq

Schweiz pro Person konsumbedingte Emissionen (welche die durch internationalen Handel importierten und exportierten Treibhausgasemissionen eines Landes berücksichtigen) sind mit 14,0 t CO2-eq ca. 2,5 mal so hoch.

Wenn man weiss, dass man deutlich reduzieren muss, ist es m.M.n. nicht zielführend Energie in die genaue Berechnung zu investieren…

6
/
0

Wir sind nicht unmittelbar an Leib und Leben bedroht. Deshalb interessiert es viele nicht wirklich. Zumindest nicht so, dass die Mehrheit der Menschen wirklich gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen, wirklich wirksam gegen die Klimaerwärmung vorgeht.

Würden unsere Nächsten, Verwandte an Hitze sterben, krank werden, ja dann wären wir betroffen. Nur: dann ist es längst zu spät. Schon jetzt ist fraglich, ob wir das Klima kehren können. Die Prozesse dauern x Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.

12
/
0
Theologe & Religionspädagoge
·
· editiert

Wir müssen nicht dies oder das tun, sondern aufwachen aus der gigantischen Blase der Übersetzungsmaschine (Anna Lowenhaupt Tsing), die uns vorgaukelt, alles womit wir zu tun haben, seien Waren, die beliebig rund um den Globus verschoben werden können.
Dann müssen wir diese Maschine so umgestalten, dass sie lebendig und lebensfreundlich wird, d.h. dass sie auf Lebensgeschichten aller Beteiligten reagiert, statt die Masse zu anonymisieren, und sich dank vielfältiger Feedbackschleifen und Rückkoppelungen organisch passend zur Umwelt weiterentwickelt.
Dazu müssen wir kreativ alles nur Mögliche tun, auf der Strasse, im Garten, im Bekanntenkreis, im Geheimen, auf der Bühne und vordringlich im Finanzsektor.

13
/
1

Sie können es uns wohl nicht verraten, dann wäre es ja nicht mehr geheim, aber ich muss gestehen, meine Neugier ist gross, was Sie kreativ im Geheimen tun :) (Es ist so ein wirkungsvoller Ausdruck.)

6
/
1

Mir ging es ähnlich wie einigen der anderen Schreibenden hier:
Es fehlen die Konsequenzen.
Ein paar resignierte Zeilen von Kästner... Ist das alles?
Es fiel mir ein anderes Zitat ein. Karl Marx schrieb schon 1845 in den 'Thesen über Feuerbach': "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern."

Natürlich werde ich in einem kleinen Diskussionsbeitrag nicht die notwendigen Antworten geben können. Aber ich möchte einige Punkte anreissen, die hoffentlich Gedankenanstösse geben. Kein Problem kann gelöst werden, bevor die Ursachen nicht klar geworden worden sind :

In den USA war die Bevölkerung im ersten Weltkrieg gegen einen Kriegseintritt ihres Landes. Nur mit Hilfe einer massiven Kampagne der Massenbeeinflussung konnte der Präsident W. Wilson diesen 1917 doch noch durchsetzen...
Eine ganze Reihe von Figuren standen hinter dieser erfolgreichen Propaganda. In den Jahrzehnten danach wurde "Propaganda" zu einer differenzierten Manipulationsmethode, die an den Universitäten erforscht und gelehrt wurde. Unter dem Eindruck der menschenverachtenden Methoden der Faschisten gab man dem Kind später einen neuen, unverfänglicheren Namen:
"Public Relations".
Ich möchte hier nur einen Namen nennen: Edward Bernays; sein Buch 'Propaganda' von 1928 ist auch heute lesenswert.
Zitat: «Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie.»
Die NZZ fasste in einem Artikel Bernays Methoden so zusammen:
"Die Massen seien umstürzlerisch gesinnt, aber zum Glück leicht zu manipulieren. Für Bernays dient Propaganda in der modernen Gesellschaft denn auch dazu, zwischen Elite und Masse einen Konsens herzustellen und so Ordnung zu schaffen."
https://www.nzz.ch/gesellschaft/der…ld.1403103

Bernays verdoppelte den Umsatz der Tabakindustrie, indem er Zigaretten als "Fackeln der Freiheit" verkaufte und Frauen so zu Rauchen animierte. Weiter heisst es im NZZ-Artikel:
"Die Warnung, dass Rauchen ... Krebs auslösen kann, kontert er im Auftrag eines Tabakkonzerns mit «neutralen Experten», welche die gesundheitlichen Vorteile des Zigarettenkonsums «belegen». Gleichzeitig versucht er, seiner Ehefrau das schädliche Rauchen abzugewöhnen."
Weiter beriet er mehrere US-Präsidenten bei erfolgreichen Wahlkampagnen. Ein "Meisterstück" lieferte er mit einer Kampagne gegen die demokratisch gewählte Regierung unter Arbenz in Guatemala 1951, die dann in einem CIA-Putsch gestürzt wurde.

Die Tabakindustrie war ja über Jahrzehnte hinweg durchaus erfolgreich mit ihren Verwirrungs- und Ablenkungstaktiken. In der Schweiz ist sie es auch heute noch...

Ab 2015 kam scheibchenweise ans Licht, dass die grossen Öl- und Energiekonzerne schon seit den 1960er Jahren Forschungen zu den Auswirkungen ihrer Produkte auf die Umwelt betrieben hatten.
Einer dieser Forscher, Martin Hoffert, sagte 1980 eine Erwärmung des Planeten wegen steigender CO2-Werte um 1°C bis 2020. voraus. Als er vor einigen Jahren in einer Anhörung des US-Kongresses gefragt wurde, wie das möglich gewesen sei, war seine Antwort : "Wir waren Wissenschaftler und haben seriöse Arbeit gemacht!" Ein anderer war M. Stanley Whittingham, der mit zwei anderen die Lithium-Ionen-Batterie entwickelte, als er bei ExxonMobil forschte. Dafür erhielt er 2019 den Nobelpreis in Chemie....
https://insideclimatenews.org/news/…-vehicles/

Was machten nun die Topmanager der Ölkonzerne mit den beunruhigenden Erkenntnissen ihrer Forschungsabteilungen?

Tusch!

Sie stellten diese Arbeiten ein, feuerten die Wissenschaftler und steckten Dutzende Millionen in eine Kampagne, die bis vor kurzem den Klimawandel rundweg leugnete. Wegen der weltweiten Medienkonzentration war das leicht zu bewerkstelligen: Der australische Murdoch-Konzern und die amerikanischen Koch-Brüder mit ihren jeweiligen Medienkonzernen waren die perfekten Sprachrohre...
Heute, wo die regionalen Klimakatastrophen immer mehr zunehmen, gibt es hier zwar einen Taktikwechsel. Auf kann ich hier in diesem Beitrag aber nicht eingehen.

Der englische Guardian fasste 2019 dieses Vorgehen der Ölkonzerne so zusammen:
"...skizzierte die Vision einer umfassenden, internationalen Kampagne, um die öffentliche Meinung über die Klimakrise zu ändern, indem sie die wissenschaftliche Forschung ... als unzuverlässig darstellte, obwohl die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftler zu einem Konsens gelangt war.
Der Plan sah vor, sympathisierende Wissenschaftler zu finden und Thinktanks zu finanzieren, die nützliche Berichte erstellen würden. Vermeintliche 'Grassroots'-Gruppen sollten Debatten lostreten, die den Konsens über die globale Erwärmung in Frage stellten. Ausserdem sollte ein ständige Strom von Medieninformationen Unsicherheit erzeugen.
Der Plan klang sehr nach einer PR-Kampagne der Tabakindustrie der 1960er Jahre, die die wissenschaftliche Erkenntnis, dass Rauchen tödlich ist, in Frage gestellt hatte. Einige der beteiligten Personen waren tatsächlich auch schon Veteranen dieser Tabakkampagne gewesen."
https://www.theguardian.com/environ…fuel-lobby

Konkret stecken 20 Energie- und Ölkonzerne hinter einem Drittel des weltweiten CO2-Ausstosses; 100 Konzerne verursachen mehr als 70%.
Quellen, z.B.:
https://www.theguardian.com/environ…-emissions
https://www.theguardian.com/sustain…ate-change

Um nur ein Beispiel für das konkrete Vorgehen dieser Konzerne zu nennen:
Der "ökologische Fussabdruck", der zeigen soll, wie viele Erden jeder Einzelne verbraucht, ist eine 'Erfindung' von BP!

Inzwischen ist ausführlich dokumentiert, wie diese Methoden im Detail umgesetzt wurden.
Der US-amerikanische Klimatologe Michael E. Mann z.B. (von ihm stammt u.a. die "Hockeystick"-Grafik, die anschaulich die historische Entwicklung des CO2-Anstiegs zeigt); dieser Wissenschaftler hat in zweien, u.a. ins Deutsche übersetzten, Büchern sehr bildhaft und detailliert die Dreck- und Lügenkampagnen beschrieben, mit denen diese Konzerne gegen seriöse Wissenschaftler wie ihn vorgegangen sind!
Genauso konkret, aber leider noch nicht auf Deutsch, ist z.B.:
"Horsemen of the Apocalypse - The Men Who Are Destroying Life on Earth - And What It Means for Our Children" von Dick Russell u. Robert F. Kennedy Jr.

Kurz gesagt, wird uns jetzt seit Jahrzehnten einzureden versucht, dass in einem begrenzten, endlichen System wie dem Planeten Erde ein unendliches, unbegrenztes Wachstum (v.a. der Profite) möglich sei.
In nur wenigen Generationen hat sich diese Aussage als Riesenlüge entlarvt! Wir haben jetzt vielleicht noch eine Generation lang Zeit - wahrscheinlich eher weniger, um diesen selbstzerstörerischen Kurs entscheidend zu korrigieren.

In einem Diskussionsbeitrag hiess es, "Kapitalismus und Sozialismus seien beide gescheitert".
Ich bin da anderer Meinung:
Von den ersten Keimformen bei den Kaufleuten der Hanse oder den italienischen Stadtstaaten des 12. Jahrhunderts brauchte der Kapitalismus über 600 Jahre, bis er sich durch alle Niederlagen und über alle Hindernisse hinweg in den Revolutionen 1789 - 1848 durchsetzte. Er war erfolgreich, als alle Voraussetzungen geschaffen waren! Heute führt er sich selbst ad absurdum.
Seit 100 Jahren sind die Versuche, den Sozialismus aufzubauen, gescheitert! Auch das ist richtig. Die gemachten Fehler müssen auf den Tisch und aus ihnen gelernt werden!
Die KP Chinas z.B. ist heute eine Partei von Milliardären. Dass uns China immer noch als "Kommunismus" verkauft werden soll, ist nur eine weitere Lügenkampagne nach dem bewährten Strickmuster der Bernays&Co.

In einer weltweiten Anstrengung und Zusammenarbeit wurden gerade in ein paar wenigen Monaten Impfstoffe gegen die grösste Pandemie seit 100 Jahren entwickelt!
Wieso soll es da dann nicht möglich sein, die Einheit von Mensch und Natur wiederherzustellen? Die objektiven Voraussetzungen dazu sind heute alle vorhanden; wir wissen auch, was zu tun ist: Fossile Energien durch Erneuerbare zu ersetzen.

Warum muss die gesellschaftliche Verteilung auch in Zukunft auf der Ausbeutung der grossen Mehrheit durch eine verschwindend kleine Minderheit beruhen und nicht auf dem Prinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung!"?
Warum sollen Völker und Nationen der Welt nicht überall gleichberechtigt zum gegenseitigen Nutzen zusammenarbeiten können? So, wie wir es 2020 bei den Impfstoffen erlebt haben!?

Bertold Brecht schrieb:

"Er ist vernünftig, jeder versteht ihn. Er ist leicht.
Du bist doch kein Ausbeuter, du kannst ihn begreifen.
Er ist gut für dich, erkundige dich nach ihm.
Die Dummköpfe nennen ihn dumm, und die Schmutzigen nennen ihn schmutzig.
Er ist gegen den Schmutz und gegen die Dummheit.
Die Ausbeuter nennen ihn ein Verbrechen.
Aber wir wissen: Er ist das Ende der Verbrechen.
Er ist keine Tollheit.
Er ist nicht das Chaos, sondern die Ordnung.

Er ist das Einfache, das schwer zu machen ist."

Das Gedicht heisst: Lob des Kommunismus

22
/
2

Danke für diesen spannenden Beitrag. Klar, alles auf das einzelne Individuum abzuwälzen, ist nicht zielführend. Es braucht such strukturelle Veränderungen. Das eine tun und das andere nicht lassen, ist da meine Haltung. Da Herr Strassberg in seinem Beitrag geschrieben hat, wie er es privat handhabt (Hybridauto, wenig Fleisch etc), würde mich interessieren, wie er sich engagiert, um den Druck auf der Strasse zu erhöhen.

23
/
0

Sehr geehrter Herr Rebosura,

falls ich, ebenso wie offensichtlich viele andere, den Artikel von Herrn Strassberg, mißverstanden haben sollte, dann hat Herr Strassberg seinen Artikel möglicherweise einfach mißverständlich geschrieben. Bei der Vielzahl der Mißverstehenden, läge dass dann aber wohl am Autor.
Wenn Herr Strasberg ferner unterstellen sollte, dass z.B. der oder die mülltrennenden Bürger, nicht in der Lage sein sollte/n, zu verstehen, dass mit seiner Mülltrennung allein, ohne zusätzliche, tiefgreifende staatliche Maßnahmen, weder das Klima noch die Umwelt gerettet werden können, und zwar weder schnell noch langsam, dann finde ich diese Unterstellung überheblich.
Auch ist mir bei Ihrer Antwort ( am Ende ) nicht ganz klar, warum es richtig sein sollte bzw. gleichgültig sein sollte , ob staatliches Handeln, z.B. die Gesetzgebung, das Verständnis bzw. das Verstehen der Bürger für dieses Handeln berücksichtigt oder nicht berücksichtigt.
Das heißt doch nichts anderes, als dass der Staat, der ja nur Vertreter seiner Bürger ist, bei seinem Handeln die Vorstellungen seiner , von ihm vertretenen, Bürger, ganz nach seinem Belieben, auch völlig unbeachtet lassen kann.

2
/
2
Köchin
·

Touché. Eigentlich rennen wir alle einer Lösung hinterher. Die wir, so lese ich Ihre Zeilen, nicht beeinflussen können. Doch, wir sind die Menschen, die auf diesem Planeten leben. Und versuchen unseren Beitrag zu leisten. Aus der comfort zone. Gestern, auf einem Spaziergang in der Uetliberg Region; wo der kurze gewaltige Sturm unvorstellbare Schäden angerichtet hat; bin ich in einen Gesprächsaustausch gekommen. Wetter, Corona und vieles mehr. Eine Gesprächspartnerin meinte: was machen wir, wenn uns das Wasser ausgeht?

6
/
0
Produzentin, Lektorin, Texterin
·
· editiert

Eloquent, scharfsinnig, pointiert – ein Lesevergnügen.
Der Irrsinn und die Dialektik von «Lebe nachhaltig»-(Kauf-)Botschaften besteht ja tatsächlich darin, dass sie ihrerseits zum ideologischen Mantra geraten, das wiederum einen entsprechenden – moralisch verbrämten – Konsumismus befeuert.

24
/
0

Wieviel genau sind denn ein paar kümmerliche Liter, ausgedrückt in einer nicht reisserischen Einheit, sondern in einer physikalischen?

Mir ergeht es ähnlich wie dem Autor mit den Abstimmungsresultaten, dann nämlich, wenn ich die zustimmenden und die ablehnenden Einträge der Kommentare zu diesem Artikel betrachte. Auch ich gehöre in diesem Fall zu den Verlierern und bei manchen Kommentaren fühlt sich die Niederlage wie ein Schlag in die Magengrube. Wie lässt sich der Widerspruch erklären, dass im März 2021 eine Mehrheit der Schweizerinnen den Umweltschutz (59 Prozent) und den Klimawandel (54 Prozent) zu ihren größten Sorgen zählte – und jetzt applaudieren, wenn sie lesen, ihr Beitrag sei nichtig?

Gestern noch kam der Artikel für mich einfach phantasielos daher, nachdem ich nun «darüber geschlafen» habe, finde ich ihn dazu noch gefährlich und kontraproduktiv. Bei den Mülltrennern hinterlässt der Artikel mehr Fragezeichen als Antworten, bei den Nicht-Mülltrennern ist bestätigendes Schulterklopfen sicher, mit der Bemerkung: Endlich habt auch ihr es begriffen. Ja und jetzt? Soll ich nun recyclen oder nicht? Was konkret ist die Antwort? Wenn ja, wieso dann dieser Artikel. Wenn nein, wieso dann Platzierung in dieser Zeitung und nicht in einer Einschlägigeren?

Gehen sie mal davon aus, dass ich materiell ähnlich «gestrickt» bin, so wie der Autor sich selbst beschreibt. Aber nie war ich so naiv und habe mir vorgemacht, damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Und die Mehrheit der Republikleser wird das ähnlich sehen, so meine Einschätzung. Die Vielen, die beruhigten Gewissens gegen das CO2-Gesetz stimmen konnten und zugleich Mülltrenner sind, können vermutlich unter den Republiklesern an einer Hand abgezählt werden. Dass diese Spezies aber gesamthaft betrachtet in großer Zahl vorhanden sind, liegt auf der Hand.

Dem Artikel entnehme ich, dass gegen die darin angeprangerte Lebensform eigentlich gar nichts einzuwenden sei (solange es nicht weh tut), um dann aber doch noch einen einschneidenden Verlust einer Genuss-Komponente auszuschließen (vegetarische Grillparty). Und in der Folge wird auf den springenden Punkt verwiesen, dass man nicht vergessen soll, zu fragen, wieviel die Maßnahmen beitragen.

Nehmen wir mal an, mülltrennen sei mit Genuss verbunden, an sich absurd. Aber in dieser Liste der Weichmacher sind ja auch noch die Elektroautos, und da sieht die Sache dann ganz anders aus, wobei wir wieder bei meiner eingangs gestellten Frage angelangt wären.

Als Lösung empfiehlt der Artikel, auf die Straße zu gehen (solange das ein Elektroauto ist, ist dagegen nichts einzuwenden 😊). Ich sehe noch andere Wege und möchte all denen, die sich nach der Lektüre etwas albern vorkamen (so wie ich), auf die Mächtigkeit des Schwarmverhaltens hinweisen (wen wunderts: im Guten wie im Bösen). Ein Wissenschaftszweig, der momentan intensiv erforscht wird und letzten Endes zeigt, dass ihr persönlicher Beitrag zur Mülltrennung (stellvertretend) eben doch sinnvoll ist, unabhängig davon, ob sie glauben, die Welt zu retten oder eben nicht. Für nicht Eingeweihte sei der Vergleich mit einem Starenschwarm erlaubt. Das einzelne Tier ist innerhalb des Schwarmes vordergründig bedeutungslos. Wenn man aber den Schwarm betrachtet, mit welcher Eleganz er sich fortbewegt, und je nach Formation und Richtung der Fortbewegung in Sekundenschnelle ein anderes Tier den Lead übernimmt, ist das schon beeindruckend. Und etwas wird ganz klar gezeigt: Die Wichtigkeit des Individuums und die Konsequenzen seines Handelns.
Anmerkung: Das gilt natürlich auch für diejenigen, die den Protest auf die Straße tragen wollen, hier geht es mir aber um die Nützlichkeit des Schwarmverhaltens bei eigenem verantwortungsvollem Handeln.

Und die Aussage, soeben im Blog reingekommen, dass ich allein aufgrund meines roten Passes keine Hebelwirkung mehr besitze, ist mehr als abenteuerlich.

Abschließend noch eine kritische Bemerkung zur Unterstellung, aus der der Artikel seine Legitimation holt, gemessen an den kümmerlichen Litern, Zitat:

"Aber man soll sich doch bitte nicht vormachen, damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten".

Der Umkehrschluss ist bedenklich und besagt letztendlich, dass meine paar Tropfen fossilen Treibstoffes nicht matchentscheidend sind, und ich mich hemmungslos mit so viel bedienen kann, wie mir beliebt. Wetten, dass wir viele finden, die das so interpretieren?

12
/
7

Herzlichen Dank für diesen Artikel und die wunderbaren Zitate. Ich werde mich jetzt von der Unruhe erfassen lassen. Wir sehen uns hoffentlich alle auf der Strasse.

17
/
0

Sehr schön geschrieben, danke!

Ich habe mich gefragt, ob wir wirklich die Weltmeister im Recyceln sind oder wir es uns einreden, damit wir weiterhin mit guten Gewissen konsumieren können. Mit einem Abfallaufkommen von über 700 kg pro Person und Jahr (*) gehören wir zur weltweiten Spitze. Eine zweifelhafte Errungenschaft, die aber verpflichtet. Für nachhaltiges Palmöl müssen wir ja auch zuerst den Regenwald opfern.

(*Quelle: https://www.eda.admin.ch / Stand: 18.02.2021)

12
/
0

Ich wehre mich gegen eine solche Geringschätzung eines "grünen" Lebenswandels - womit viele Konsumprodukte einfach nichts zu tun haben, egal wie grün ihr Marketing. Ich finde, Herr Strassberg macht da einen Logikfehler in seinem Artikel. Das CO2-Gesetz wurde hauptsächlich von der Landbevölkerung gebodigt. Die vorherige Ablehnung des Jagdgesetzes sowie die beiden Agrarinitiativen - beide mit grossen Konstruktionsfehlern - erzeugten dort ein Gefühl von An-die-Wand-gedrückt-werden. Deshalb hat es insgesamt knapp nicht gereicht. Dass es in Abstimmungskampagnen einfacher ist, niedrige Instinkte anzusprechen, ist ja bekannt. Jetzt "alles" schlecht reden bringt wenig.

16
/
3
· editiert

Die Sache ist doch, dass Herr Strassberg und andere Menschen, die, wie er es beschreibt, versuchen einen nachhaltigen Lebensstil zu führen, in aller Regel für das CO2-Gesetz gestimmt haben. Daher bin ich etwas ratlos, was die Schlussfolgerung für mich ist. Mitgenommen habe ich, dass wir mehr auf die Strasse gehen, also demonstrieren, und weniger die Nase über den Nachbarn rümpfen sollen. Das ist sicherlich gut. Am Ende bin ich immer noch überzeugt, dass es an uns oder, wenn man so will, an jedem Einzelnen von uns liegt. Was dabei rauskommt, wird man sehen.

14
/
0
Wissenschaftler
·

Danke für diese wichtigen Gedanken und den spannenden Diskurs hier im Forum.
Mir scheint ein Aspekt in diesem Zusammenhang wichtig: An welchen Narrativen orientieren wir uns? Welche sind diese "uns leitenden Geschichten", die darüber bestimmen, was wir für gut oder schlecht halten, oder welchen Status wir interpretieren, welchen Respekt wir einer Person entgegen bringen, welche Vorbildfunktion wir gewähren, etc.? Im abgeschlossenen Kreis der engen Familie sind viele Verhaltensänderungen schnell umgesetzt, aber im Kontext der Gesellschaft dominiert das aktuelle Narrativ, das unsere Ansichten eint. Ängste kommen zu Tage, aufgrund der neu diskutierten Regeln und Werte die eigenen gesellschaftlichen Ziele nicht mehr erreichen zu können (z.B. Wie vermittle ich meinen Wohlstand und Erfolg wenn nicht über Konsum? Wie erreiche ich meine Lebens- oder Leistungsziele im Job trotz neuer Rahmenbedingungen?).
Nichts ist so mächtig wie ein breit akzeptiertes Narrativ. Ich glaube nicht, dass wir durch Kritik am aktuellen Narrativ die gewünschten/notwendigen Änderungen erwirken können, sondern eher den Widerstand gegen diese Änderungen nähren und bündeln. Stattdessen brauchen wir ein neues Narrativ, welches das aktuelle in seiner Attraktivität und persönlichem Bezug übertrifft, die Menschen individuell und kollektiv in seinen Bann zieht und damit das aktuelle ersetzt. Ich denke dieses neue Narrativ ist im Entstehen und bereits weit fortgeschritten, aber es ist noch immer nicht stark genug, um das aktuelle in der Breite der Bevölkerung zu ersetzen.
Um mit einem Augenzwinkern den Bogen zum Artikel zurück zu schlagen, denn in einer Sache liegt es aus meiner Sicht denn doch ganz besonders an uns persönlich: Es ist unsere individuelle Aufgabe, das neue Narrativ zu stärken, es bekannt zu machen, seinen Wert zu heben und für eine Vergrösserung seiner Akzeptanz in allen Bereichen der Gesellschaft zu sorgen - und dabei das aktuelle Narrativ ganz diplomatisch unerwähnt zu lassen. Man könnte das auch politische Basisarbeit nennen - ohne dabei auch nur den geringsten Bezug zu politischen Parteien oder anderen gesellschaftlichen Gruppierungen nehmen zu müssen.

31
/
0
Leser
·
· editiert

Verständlich, dass am 2. August Klimaaktivisten auf dem Paradeplatz ihre Frustration auf die Strasse brachten. Wenn ich noch jung wäre (eigentlich sollte ich es als Alter umsomehr), wüsste ich meine Energien im Wissen um die kommende Katastrophe nicht zu zügeln. Die Resignation und Angst vor Veränderung der Mehrheit (siehe CO2-Gesetz) macht mir definitiv mehr Angst als die Rebellen.

46
/
2
Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
·

Spannend dazu auch der Beitrag «Auch kleine Schritte führen in die Katastrophe» von Milo P. im Denknetz. Ein Beitrag, der m. M. n. die komplexen Herausforderungen gut herauszeichnet.

1
/
0
Ralph Moser
Grundeinkommens-Aktivist
·

Ohne die Menschen, die aufzeigen, dass es auch in unseren Breitengraden ein sehr glückliches Leben mit viel weniger Besitztum, Konsum, Fleisch, Flugreisen oder fossiler Mobilität gibt, wird sich nie etwas ändern, bis es zu spät ist (was es wahrscheinlich schon ist, die 1.5 Grad sind mit unserem jetzigen Umsetzungswillen nicht mehr realistisch). Was mich dann aber schon etwas ratlos zurücklässt, ist die Tatsache, dass sich auch Philosophen nicht zu Schade sind, diese Menschen als moralisierend und gerecht zu betiteln. Im Gegensatz zu der grossen, trägen Masse der Selbstgerechten, die sich auf den sehr bequemen Standpunkt stellen, dass sie sowieso nichts ändern können, werden diese Menschen aktiv, hinterfragen ihre Lebensweise und produzieren neue Ideen. Man sollte ihnen definitiv mehr Respekt zollen.
Wäre es nicht zielführender, wenn diese Menschen als Ansporn für Andere gesehen werden könnten, weil ihr Tun als gesellschaftlich positiv und erstrebenswert gilt, anstatt diese Menschen ständig mit negativen Begriffen zu marginalisieren (Klimajugend, Gutmenschen, Moralapostel, Selbstgerechte, Ökoterroristen...).
Denn Einzelne ändern nichts am Klimawandel, das müssen ALLE tun, und das geht besser, wenn man sich aufgehoben fühlt in einer grossen Bewegung.

21
/
1

Danke, Daniel Strasberg! Angesichts der Besetzung des Paradeplatzes durch Klimaaktivist*innen topaktuell.

23
/
0
· editiert

Ein Stich ins Bienchennest! Klar, besonders uns Schweizerinnen wurde eine vorbildliche Eigenverantwortung in die Wiege gelegt. Auch ich kompensiere alle meine Flüge seit ich fliege, teile ein Auto das selten gebraucht wird, esse kein Fleisch und selten tierische Produkte. Zudem lebe ich in einer WG und fahre Fahrrad. Meine iPhones kaufe ich gebraucht und das iPad und Macbook brauche ich halt für die Arbeit und Netflix. Es gibt sicher auch Leute hier, die wirklich kompromisslos mit geringem Fussabdruck leben. Dennoch wage ich zu behaupten, dass der schweizer Pass den Rahmen des im eigenen Vorgarten machbaren bereits sprengt. Besonders mit Nachwuchs. Leider. Die Reaktionen auf diesen besonderen Text sind wohl symptomatisch für das Unwohlsein, das uns alle umtreibt. Es reicht halt nicht. Doch im (Verantwortung) Einfordern wurden wir nicht sonderlich trainiert. Wir sollten es wohl üben. Wut, Protest und Visionen sind höchst notwendig. Schaltzentralen gibt es in der Schweiz in überproportionalem Masse. Über den Globus gesehen, sind bestimmt mehr als die Hälfte der Verursacher in einigermassen funktionierenden Demokratien niedergelassen. Staaten, die mit dem notwendigen Wissen, ausreichend Geld und den notwendigen politischen und rechtlichen Werkzeugen ausgestattet sind. In Theorie. Unsere Verantwortung hört also definitiv nicht vor dem Bioregal in der Migros auf.

23
/
0
· editiert

Für einmal ein grosses Kompliment an den Zeichner der Porträts von Strassberg, Binswanger und den anderen. Ich muss jedes Mal schmunzeln ...

14
/
3