Die Republik ist nur so stark wie ihre Community. Werden Sie ein Teil davon und lassen Sie uns miteinander reden. Kommen Sie jetzt an Bord!

DatenschutzFAQErste-Hilfe-Team: kontakt@republik.ch.



Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
·

Was mir nach wie vor nicht klar ist, wie wird überprüft, ob sich die Marktteilnehmer auch an die Regeln halten?
Nachdem in so ziemlich allen Branchen Skandale um Verstösse gegen alle möglichen Vorschriften und Gesetze aufgedeckt wurden, fehlt mir das Vertrauen in die Marktwirtschaft.
Mir wären Steuern lieber, die kann man immerhin demokratisch beeinflussen. Die unsichtbare Hand des Marktes ist nämlich vor allem eines: Intransparent.

25
/
0

In einem marktgesteuerten System ist es wohl am effizientesten, mit marktkompatiblen Massnahmen einzugreifen. Stossend dabei ist, dass man sich sozusagen ein Recht erkauft, dass keines sein sollte. CO2 in die Atmosphäre zu entsorgen, sollte nie legitimiert sein.

4.2% jährliche Reduktion (vom jeweiligen Vorjahreswert?) sind zudem zu wenig. Würde dieser Wert bleiben, dürften 2045 immer noch ein Drittel soviel CO2 ausgestossen werden wie heute. Besser wäre es, die Politik würde sich an der Gesamtmenge des CO2 orientieren, die überhaupt noch ausgestossen werden darf, wenn wir unterhalb einer bestimmten Klimaerhitzung bleiben wollen.

Die Frage ist zudem, wer diese Zertifikate erwerben muss. Jetzt sind es die Verbraucher der CO2-emitierenden Energieträger. Warum nicht die Erzeuger, welche diese Energieträger in den Umlauf bringen? Davon gibt es weltweit etwa 300 und wären somit relativ einfach zu erfassen.

22
/
0
Rolf Wilhelm
Elektromobilist
·

Warum nicht die Erzeuger, welche diese Energieträger in den Umlauf bringen? Davon gibt es weltweit etwa 300 und wären somit relativ einfach zu erfassen.

Die Idee finde ich auch gut. Das müsste dann aber in Form einer Zollgebühr beim Import in den jeweiligen Wirtschaftsraum (hier: EU +....) erfolgen für diejenigen Energieträger, die nicht lokal erzeugt werden, was vermutlich für die Masse zutreffen wird (Gazprom, die Saudis etc).

5
/
0

Das wäre nur notwendig, solange nicht alle Länder mitmachen.

5
/
0
Simon Bieri
Stromhandel
·
· editiert

Die EU diskutiert im Rahmen des Green Deals eine CO2-Importabgabe (Carbon border adjustment mechanism (CBAM) für definierte CO2-intensive Güter (wie: Stahl, Zement, Aluminium, Kunstdünger, Elektrizität), die in Regionen ohne (vollständiges) CO2-Pricing hergestellt wurden und in den EU-Raum importiert werden sollen und um alle Produzenten gleich zu behandeln (und die EU-Produzenten nicht zu benachteiligen, d.h. um "Carbon leakage" zu vermeiden). Da die EU als Wirtschaftsraum gross ist, könnte das für andere Wirtschaftsräume eine Signalwirkung haben, die CO2-Emissionen endlich auf ein "faires" Niveau zu bringen. Simon Schmid hat im Artikel schön aufgelistet, wie tief die Preise in anderen CO2-Emissionshandelssystemen noch sind und keineswegs die tatsächlichen externen Kosten abbilden. Es wäre wichtig, dass sich CBAM durchsetzen wird. Die Widerstände sind innerhalb der EU aber nicht klein, und was im Rahmen der WHO möglich ist, ist mir nicht bekannt.

5
/
0
Simon Schmid
Journalist @Republik
·

Nun ja, rein theoretisch wäre man mit einer linearen Reduktion um -4,2 Prozent in 24 Jahren auf null. Aber natürlich haben Sie recht: Es wäre besser, man würde noch schneller vorangehen.

Zu Ihrem letzten Punkt: Es ist ökonomisch gesehen irrelevant, ob die Steuer bzw der CO2-Preis beim Verbraucher oder beim Produzenten der CO2-Emissionen eingezogen wird (theoretisch können die Produzenten die ganze Steuer auch tel quel an die Verbraucher in Form von höheren Preisen weitergeben). Entscheidend ist, wie der Gesamtverbrauch auf den höheren Preis reagiert, i.e. die Substitutionselastizität, also ab welchem CO2-Preis eine emissionsärmere Technologie konkurrenzfähiger wird.

4
/
0
· editiert

Herr Schmid, ich dachte eigentlich, sie könnten noch erklären, ob die 4.2 Prozent linear zu verstehen sind oder immer bezogen auf das Vorjahr. Auf kurze Sicht ist es nicht wichtig, aber auf lange Sicht entscheidend.
Ich fände den Bezug auf das Vorjahr besser, aber mit einem deutlich höheren Prozentwert. Denn zuerst geht es mit den "low hanging fruits" schnell und wird dann gegen den Schluss immer zäher zu schaffen sein. Und es muss sehr schnell gehen, wenn wir das Gesamtbudget nicht überschreiten wollen.

Beim zweiten Punkt gebe ich Ihnen recht. Wichtig ist, dass das gewählte System funktioniert und wenig Spielraum für Lücken und Umgehungen lässt.

edit: Schreibfehler

2
/
0

Bravo Republik, die Spekulation mit gratis verteilten Rechten, die Luft zu verschmutzen, zu thematisieren. Es scheint, dass die Regierungen eine bunte neue Börse aufbauen mit dem Ziel...? Ziel Klimaschutz durch Handel und Markt von Papieren, die den Nutzern das Recht verbrieft, die Luft mit CO2 anzureichern. Wer garantiert, dass dieser Handel kein Kuhhandel ist und dass es nicht so funktioniert wie beim Credit Suisse, wozu der Guardian heute titelt: "Credit Suisse: a bank for dictators, drug lords and criminals"?
Vielleicht ist es Greenwashing, wir wissen's nicht.
Hingegen wissen wir, jeder Republikleser weiss es: Das Pariser Abkommen bezieht sich wortwörtlich auf das Menschenrecht und das Menschenrecht auf Gesundheit.
Luftverschmutzung ist heute die grösste PANDEMIE mit mehr als 100 Millionen Opfern in diesem Jahrhundert. Sie starben einen vorzeitigen vermeidbaren, aber wegen von den Staaten als wichtiger als das Leben bestimmten Interessen eben nicht vermiedenen Tod. Es handelt sich um anthropogenen Tod.
In Europa sind es mehr als 400'000 Tote jährlich, in der Schweiz 5000.
Die Klimadebatte hat ein Glaubwürdigkeitsproblem: Angesichts des jetzigen Millionen-Massakers durch Luftverschmutzung, die untrennbar Menschenleben jetzt und in zukünftigen Generationen betrifft (Klima), kann ich jedwedes Recht auf Luftverschmutzung nur als menschenverachtenden Zynismus begreifen und bin als Mensch und Arzt nicht bereit, dem Handel mit Emissions-RECHTEN zu vertrauen, unter dem seit 2005 die Pandemie auch in Europa zunahm.

10
/
0
Simon Bieri
Stromhandel
·
· editiert

Super Artikel, der die zentralen Punkte auflistet. Dass in Europa aufgrund der zuletzt hohen bis sehr hohen Gaspreise die Stromproduktion aus Kohle (die sich auch massiv verteuert hat) in der Meritorder oft vor Gaskraftwerken kommt, schmerzt den Klimaschützer in mir, aber der CO2-Preis hat immerhin reagiert.
Die Politik sucht nun kurzfristig nach Möglichkeiten, die hohen Energiepreise zu dämpfen. Da kann sie nur bei Steuern, Abgaben und klimapolitischen Regulatorien eingreifen oder direkt Geld an Verbraucher u./o. Stromversorger fliessen lassen. Hier ist zu hoffen, dass die Klimapolitik nicht aufgeweicht wird, um die Konsumenten um einige Euros zu entlasten.

10
/
0
Lucia Herrmann
Community @ Republik
·

Es wurde bereits gesagt - weil es wichtig ist, sei es hier nochmal unterstrichen: Bitte nicht einfach einen Link posten, sondern auch kurz erklären, worum es sich dabei handelt, warum das in diesem Kontext relevant ist. Danke.

6
/
0

Was ich vermisse: Ein paar einordnende bzw. erklärende Worte zu diesem Link.

4
/
0
· editiert

Es handelt Dich dabei um ein Crypto Projekt dass diese Carbon Zertifikate vom Markt aufkauft und auf diese Art und Weise den Preis in die Höhe bringt, diese aufgekauften Zertifikate bonds werden tokenisiert und als Token verkauft …als Konsumentin kann ich erstens meinen persönliche n Co2 Fussabdruck nach unten bringen und gleichzeitig investieren und Gewinne erzielen durch den staking Mechanismus und den Preis dieser Carbon Zertifikate erhöhen… ich wollte eigentlich schon lange der Republik von diesem Projekt erzählen und fragen ob sie nicht Lust hätte einmal ein spannendes Crypto Projekt zu porträtieren…
Klimadao hat innert 4 Monaten Emissionen vom Markt aufgekauft im Umfang der jährlichen Emissionen von ganz Ungarn.
Klimadao läuft auf dem polygon network und ist zum Unterschied von Bitcoin sehr energiefreundlich.
Proof of stake
Das tolle an der Blockchain ist, dass der Handel auf diese Art und Weise transparent wird und für jeden zugänglich.

1
/
1

Herzlichen Dank für den sehr informativen Beitrag! Diese Übersicht hat gefehlt und ist sehr nützlich beim Einordnen der internationalen Aktivitäten und deren Auswirkungen in Sachen CO2-Reduktion. Bleibt der CO2-Preis hoch, wird das eine harte Kur für viele Länder. Aber es führt kein Weg darum herum. Immerhin hat sie den Vorteil, dass sich klimafreundliche Technologien gegenüber fossilen auf dem Markt besser behaupten können.

9
/
0

Ich habe mir noch nie so recht Gedanken zum Thema Emissionshandel gemacht, deshalb ein paar naive Verständnisfragen.

Verstehe ich das nun also richtig: Als Firma muss ich ausrechnen, wieviel CO2 ich ausstossen möchte und mir dann das Recht dazu via Emissionshandel kaufen? Z.B. ein Pizzakurier muss wissen, wieviel CO2 durch den Benzin-Verbrauch seiner Autos entsteht, wieviel CO2 bei der Herstellung der Energie entsteht, die für den Betrieb seiner Öfen und des Computers im Rechenzentrum entsteht, der die Online-Bestellungen abwickelt. Usw. usf.

Woher bekommt der Pizzakurier-Inhaber all diese Informationen? Wer kontrolliert die Rechnung? Wer kontrolliert, dass der Pizzakurier überhaupt Zertifikate gekauft hat?

Und last but not least: Gilt das System auch für mich als Privatperson? Ich habe an einigen Stellen bisher einen freiwilligen CO2-Zuschlag bezahlen können, z.B. wenn ich ein Mobility-Auto miete oder in der Vergangenheit einen Flug gebucht habe. Aber das war wie gesagt freiwillig, und basierend darauf, ob der Dienstleister überhaupt so etwas für mich angeboten hat…

7
/
0

Bin kein Spezialist, aber doch so viel: Der Pizza-Kurier ist davon nicht betroffen. Es geht um Grossemittenten.
Aus Wikipedia :
"Aktuell umfasst und begrenzt das EU ETS den Kohlendioxidausstoß von rund 11.000 Anlagen in 30 europäischen Ländern (27 EU-Staaten plus Liechtenstein, Island und Norwegen und der Schweiz) in der Stromerzeugung sowie einigen Sektoren der Industrie wie Zementfabriken."

Im zitierten Wikiartikel findet man auch Infos zu Betrügereien.

6
/
0

🤦‍♂️ Irgendwie bin ich gar nicht auf den Gedanken gekommen, in Wikipedia zu suchen, und habe mich statt dessen davor gefürchtet, mich im für Laien unverständlichen Kauderwelsch einer Spezialisten-Website zu verlieren. Auf jeden Fall vielen herzlichen Dank für den Link!

2
/
0
Rolf Wilhelm
Elektromobilist
·

Die CO2-Kompensationszahlungen sind freiwillig und nicht offiziell geregelt. Dafür gibt es Anbieter, die im Sinne einer Kompensation von den erhaltenen Zahlungen beispielsweise Bäume pflanzen.

Mache ich übrigens auch, Galaxus bietet das beispielsweise auch an.

2
/
1

Emissionshandel und CO2 Steuer sind zwei staatliche Lenkungsmittel. Die Schweiz setzt beide ein. CO2 Kompensatitionszahlungen sind was anderes. Diese sind freiwillig.

1
/
0
Rolf Wilhelm
Elektromobilist
·

In Deutschland scheint es ab diesem Jahr möglich zu sein, Zertifikate zu erhalten, wenn man ein Elektrofahrzeug fährt, um dieses dann an einen Zertifikathändler zu verkaufen.

Die Informationen dazu scheinen widersprüchlich zu sein. Es ist unklar, was passiert, wenn ein Autohalter "sein" Zertifikat nicht einfordert (wird dieses dann von der Regierung auf den Mark gebracht?) und was passiert, wenn ein Autohalter sein Zertifikat einforder, aber eben genau nicht auf den Markt bringt (und somit die verhandelbare Zertifikatmenge reduziert).

Informationen hierzu fände ich ebenfalls spannend.

Ich persönlich würde, sollte das bei uns ebenfalls möglich sein, dazu tendieren, "mein" Zertifikat dem Handel zu entziehen - zumindest anhand der mir bekannten Informationen.

6
/
0

Der Artikel suggeriert für mich zu sehr, dass das Emissionshandelsystem grundsätzlich funktioniert und im Zusammenspiel mit einigen Vorhaben der EU insgesamt eine genügende Klimapolitik darstellt. Dieser Eindruck kann nur entstehen, weil im Artikel nicht danach gefragt wird, wie zuverlässig der Emissionshandel wirkt und wie stark die Emissionen dadurch effektiv gemindert werden. Klar, das sind schwierig zu beantwortende Fragen. Aber nur, wenn zumindest versucht wird, die Effektivität des Emissionshandels zu fassen und in Relation dazu zu stellen, dass die EU weit vor 2050 auf Netto null sein müsste, kann der Wert dieses Systems beurteilt werden. Weil mir das in diesem Artikel zu kurz kommt, hier ein kritischer Artikel von Das Lamm über die Schwachstellen des Emissionshandelsystems: https://daslamm.ch/nicht-alle-firme…elssystem/

6
/
0

Danke für den Link betr. die gravierenden Schwachstellen des EMS. Habe ihn mit grossem Interesse gelesen - ich würde mal sagen: Typisch für ein komplexes, wenig transparentes Bürokratiemonster.

2
/
1
· editiert

Konzeptuelle gäbe es noch ein drittes Modell: in einer netto-Null Welt sollte es für alle Marktteilnehmer verboten sein CO2 (und Equivalente) auszustossen. Falls diese es dennoch tun, so müssen diese Emissionen durch entsprechende stabile und langfristige negative Emissionen kompensiert werden. D.H, der langfristige Preis für eine Tonne CO2E wäre also die Kosten für entsprechende negative Emissionen, die vermutlich etwa um die $100 sein werden.

Die Frage ist nur, wie wir in diesen Zustand kommen könnten? Es macht wenig Sinn heute übermässig in negative Emissionen zu investieren, da Emissionsvermeidung immer noch massiv effizienter sein wird, die Umstellungsprozesse aber noch Jahrzehnte an Zeit brauchen werden.

Aber vielleicht hilft es zu wissen, dass eine Tonne CO2E Emissionen langfristig $100 bis $150 kosten sollte und dass Steuern oder Zertifikate sich in diesem Band stabilisieren sollten.

4
/
0
Simon Schmid
Journalist @Republik
·

Ja, mittelfristig dürfte sich das in der einen oder anderen Form so durchsetzen. Ich gehe stark davon aus, dass es mal negative Emissionen im grösseren Stil brauchen wird.

4
/
0

Guter Beitrag- aber mir raucht gerade der Kopf ob der komplizierten Mechanismen mit den vielen Variablen. Kann man denn irgendwie sagen, was diese CO2 Massnahmen überhaupt seit 2005 bis ca. heute auf den gesamten CO2 Ausstoss bewirkt haben? Darum ginge es ja wohl eigentlich, oder? Und was dieser aktuelle Kostenanstieg für ein Signal ist kann man ja wahrscheinlich noch gar nicht beurteilen? Ist das einfach mal ein Peak, gegeben aus der aktuellen Situation heraus? Hat anscheinend zwar erstmalig eine Wirkung mit seinem derzeit hohen Preis, dieser könnte aber alsbald schon wieder verpuffen- und dann dümpelt weiterhin ein System, welches, ja, was eben genau, bewirkt? Mir ist das zu hoch und ich habe Zweifel, ob das in die richtige Richtung geht. Vor allem, wenn sich jetzt die Spekulanten darin zu tummeln beginnen.

3
/
0
Simon Schmid
Journalist @Republik
·

Den Gesamtausstoss von Treibhausgasen in der EU können Sie hier einsehen: https://www.eea.europa.eu/ims/total…ion-trends

In Kürze: der Ausstoss hat in den vergangenen Jahren abgenommen, allerdings geht einiges davon auch auf Produktionsauslagerungen in andere Erdteile zurück. Sofern man ein Emissionshandelssystem richtig kalibriert, i.e. genug schnelle Absenkung der Gesamtmenge an Zertifikaten, kann es durchaus effektive Resultate erzielen.

2
/
0

Handel sofort unterbinden.

4
/
4