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Digital Na(t)ive
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Die grossen Stromkonzerne in eine einzige staatliche Stromunternehmung überführen... eine Art SBB für die Stromversorgungssicherheit... das wäre nach Jahren der unsinnigen Marktgläubigkeit vielleicht die beste Lösung.

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Hmmm... Sie sind bereits staatlich. Der besitzende Staat ist der Kanton. Sie meinen, dass die Kantone ihren Besitz an den Konzern an die Eidgenossenschaft abgeben würden.
Also wenn ich das Gebaren von RUAG, SBB, Post und so anschaue, bin ich nicht so überzeugt.

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Können sie auch gleich aufzeigen, wie dann die Subventionierung laufen soll, bitte. Und woher das Geld kommt. Also Erhöhung der Steuern gilt nicht. Die SBB ist meines Wissens hochgradig subventioniert und das ticket kostet jeden genau gleich viel, ausser er will 1. Klasse, weil es da weniger Volk, pardon Leute hat.

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Digital Na(t)ive
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Rp./kWh...

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Bürger, Steuerzahler u Miteigner
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Nicht Verstaatlichen? Was für ein blödsinn! Wie geschrieben, gehören die grossen Stromkonzerne den Kantonen, Städte u Gemeinden. Sind das nicht WIR? Ist das nicht die Gemeinschaft, die uns alle miteinander verbindet u dass den negative Nimbus hat, "Staat" zu sein?
Hier geht es den Herren Politiker, Verwaltungsräte um ihre Pfründe u Macht (wir sind wer). Zudem haben die Konzerne Angst vor der dezentralisierten Stromproduktionen u investieren nur zaghaft in der Schweiz. Schliesslich wollen sie nicht noch als Verhinderer der umweltfreundlichen Energiegewinnung ins Kreuzfeuer geraten.
Der Bund muss diese Daten baldmöglichst in die Hände bekommen, zum Wohle von uns Allen!

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Hans Knaus
Treuhandunternehmer
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Die Gemeinwesen, welche unsere Stromkonzerne tragen, müssten eine Eigentümerstrategie entwickeln, diese wäre öffentlich. Dort wären dann die Prioritäten zu finden, Digitale Verbrauchssteuerung, Dezentralisierung, Kapitalrendite, ...

Vernutlich gibt es diese Strategien, wir werden nach dem ersten großen Blackout danach fragen.

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Es ist schon komplett bizarr. Man/frau könnte ja meinen, ein Problem entstünde daraus, das tatsächlich (physikalisch) zu wenig Strom zur Verfügung steht, wenn das Gas ausfällt. Aber nein, das Problem ist offenbar eine heillos verklüngelte, von intransparenten Pfründen durchsetzte „Markt“-Situation, die mit effektivem freien Markt so gut wie gar nichts mehr zu tun hat, weil offenbar nicht mal Angebot und Nachfrage bekannt sind (wir wissen nicht, wiviele Wärmepumpen im Land in Betrieb sind??!), sondern als „Geschäftsgeheimnis“ gelten - da fällt mir spontan wirklich nur noch ein: Kapitalismus im Endstadium.

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Filz und Korruption im Endstadium. Kapitalismus hat keine staatlichen Rettungsschirme.

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Stimmt - aber der real existierende Kapitalismus bildet halt die Anreizstruktur, die dazu führt, dass die Rettungsschirme notwendig sind, um andere Ziele als Maximierung der privaten Profite zu verfolgen - etwa Gemeinwohl (hier: kein Blackout).

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Besser kann man es nicht beschreiben. Danke.

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Mitverleger
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Das Narrativ dieses Rettungsschirms resp das zugrundeliegende Marktmodell ist falsch, und deshalb der Schirm auch. Vor 20 Jahren haben die Stromkonzerne nur ihre Überschüsse auf den ‚Markt‘ verkauft - das was übrig blieb, nachdem sie die mit ihnen eigentumsmässig und/oder vertraglich verbundenen Schweizer Verteiler versorgt hatten. Etwa 5-10 % der gesamten CH-Produktion ! Der Preis dieser Überschüsse spielte eine geringe Rolle für die CH-Preise.
Heute, nach der sog. ‚Liberalisierung‘ und Entflechtung von Produktion und Verteilung, verkaufen die CH-Produzenten Alpiq, axpo etc einen Grossteil der CH-Produktion zu sensationellen Preisen an den europäischen Markt - und die Verteiler kaufen ihren Bedarf zu sensationellen Preisen vom europäischen Markt zurück. Folge: Der Preis des europäischen Marktes ist ein wesentlicher Treiber für die CH-Preise, weil ein wesentlicher Teil des Ch-Strombedsrfs darüber abgewickelt wird.. Und das, obwohl sich die Kosten der CH-Produktion (Wasserkraft & Kernkraft & EE) überhaupt nicht verändert haben !!! Die Schweiz produziert, übers Jahr betrachtet, nach wie vor 90 % selbst, in Wasserkraft-, Kernkraft- und EE-Werken. Der Kosten sind völlig unberührt von den Gas-, Öl- und Kohlepreisen. Würden die Besitzer der CH-Produktion gezwungen, ihre Produkte in erster Priorität den CH-Verteilern anzubieten und den saisonalen Ausgleich über CH-Speicher abzuwickeln, würden die Produzenten weniger traden - tschüss Rettungsschirm - und die Verteiler könnten ihre Tarife lassen wo sie sind - tschüss Tariferhöhungen. Warum wohl ist die BKW weniger betroffen ? Weil sie als integrierter Konzern ihre CH-Produktion im eigenen Haus verwertet statt auf dem europäischen Markt spekuliert, wie die desintegrierten Konzerne Alpiq, axpo, Repower ! Also: Statt steuersubventionierte Rettungsschirme für Spekulation aufzuspannen, das Marktmodell ändern !

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Herr B. Präzise auf den Punkt gebracht. Ein sehr lukratives Geschäftsmodell, dass von der sehr hohen Eigenproduktion stark profitiert.
Die Firmen scheuen hier Regulierungen wie der Teufel das Weihwasser. In üblichen Marktsituationen lässt sich damit nämlich unglaublich viel Geld verdienen ohne eine Mehreistung (Nutzen) für den Kunden zu generieren. Danke für ihren Beitrag.

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Völlig richtig! Das heisst konkret: Die Liberalisierung hat uns dieses Chaos bzw. die Börsenspekulation eingebrockt. Glücklicherweise ist sie dank einem erfolgreichen Referendum 2002 auf halbem Weg stecken geblieben. Die Grossen am Markt bzw. an der Börse schaffen nun Probleme. Deshalb: Nicht mehr, sondern weniger Liberalisierung. Die Normalverbrauchenden (Haushalte und Gewerbe) haben eh nichts davon, da sie vom sog. Markt (ein intransparenter Angebotsmarkt mit übermächtigen Anbietern) überfordert sind. Klare demokratisch legitimierte politische Leistungsaufträge sind auch angesichts der Klimakrise die bessere Antwort als sauteure Rettungschirme.

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Der Staat ist zu teuer, Service Public zu gewährleisten - haben sie gesagt.
Service Public muss privatisiert werden, dann spielt der Markt - haben sie gesagt.
Der Markt, der Markt, der hat immer Recht - haben sie gesagt.
Der Markt spielt nicht - Staat hilf, haben sie geschrien. Aber stell keine Fragen.

Die gleichen Profiteure, nicht nur, aber insbesondere aus dem bürgerlichen Lager, jammern jetzt herum und wehren sich gleichzeitig, die Karten auf den Tisch legen zu müssen. Das ist verständlich, sprudeln doch die Quellen des Prfündenflusses nur, wenn niemand weiss, woher das Geld genau kommt.
Ich frage mich ernsthaft, was eigentlich noch passieren muss, damit der denkfähige Teil (die Anderen habe ich aufgegeben) der Geschröpften merken, dass Kapitalismus kein Wirtschaftssystem ist, sondern eine Religion und damit ein Machtinstrument zwecks (Selbst)Bereicherung einer Minderheit. Ein Staat funktioniert nur, wenn für die Allgemeinheit notwendige Versorgung (wie Wasser, Strom, Gesundheitwesen und Telekommunikation) im Besitz eben dieser Gesellschaft sind und deren "Geschäfts"daten öffentlich. Sobald im Dunkeln operierende Private "Investoren" im Spiel sind, wird aus dem Service Public ein Public Debt. In anderen Ländern heissen solche Akteure Oligarchen, bei uns werden sie immer noch als erfolgreiche Wirtschaftkapitäne und kongeniale "bürgerliche" Politiker gefeiert. Aber eigentlich sind sie, hüben wie drüben, nichts als billige Diebe und Erpresser und die dazu gehörenden Politiker ihre Pudel.

Wir hätten unsere Energieversorgung (und den Rest des Service Public ebenfalls) längst (wieder) auf eigene Beine stellen können. Wir haben genug Flächen für Solarzellen (Industriedächer, Autobahnen), unsere Wasserkraftwerke haben genug Kapaziät, den (nicht nur kurzfristigen) Spitzenbedarf (Winter) zu decken. Aber wir ziehen es vor, immer noch auf das tote Pferd Atomstrom zu setzen und die Energie aus Wasserkraft spekulativ einzsetzen - und lassen es zu, dass die Gewinne daraus in dunklen Kanälen versickert.

So gesehen ist die Schweiz wirklich ein korruptes Shithole.

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Mit den Kritikpunkten bin ich einverstanden. Allerdings ist die nicht die "Religion Kapitalismus" wie von Ihnen beschrieben. Kapitalismus wäre, keinen Rettungsschirm bereitzustellen.

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Nun, das wie beim "real existierenden Sozialismus" (die Selbstbereicherungsversion des Sozialismus). Der "real existierende Kapitalismus" hat mit Adam Smith's Beschreibung (und Rechtfertigung) der Raubzüge des Adels seiner Zeit ( am Anfang zwecks Landgewinnung für Schafzucht) nichts zu tun. Die Herren Kapitalisten haben schnell gemerkt, dass man die Kuh zwei mal melken kann. Einmal regulär und, da man "vergessen" hat, die Milch in den Kühlschrank zu stellen und sie sauer geworden ist, ein zweites Mal. Ist billiger als ein Kühlschrank.

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Eine typische Schweiz-„ Lösung“:

  1. Die Kantone dürfen Unternehmen führen, wären aber in Krisen überfordert.

  2. Der Staat bräuchte Informationen, aber die Unternehmen können das - über ihre Vertreter von FDP, SVP und CVP im Parlament - verhindern.
    Die EU hat das besser gelöst.

  3. Der Markt wurde liberalisiert, aber nicht für kleine Kunden.
    Die EU hat das besser gelöst.

Was soll da schon schiefgehen? Klappt ja bei der Swissair auch so toll.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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· editiert

Marktgläubigkeit, Too-big-to-fail, Rettungsschirme, Verflechtungen, Intransparenz, Geschäftsgeheimnis, Gewinne privatisieren, Verluste vergesellschaften, Rating, Kredit­würdigkeit … Wieso erinnert mich alles an die Finanzkrise? Und wieso lernen wir einfach nicht dazu?

Was ich besonders nicht verstehe: Wenn der «Staat» zu grossen Teilen Besitzer des «Unternehmens» ist, warum kann dieser als «Prinzipal» nicht bestimmen?

Die Angst vor dem Staat – sie ist ein seltsames Argument für Unter­nehmen einer Branche, die sich zu rund 80 Prozent im Besitz der Kantone und Gemeinden befindet […].

Bedeutet eine Public-Private-Partnerschaft (PPP) eigentlich bloss, dass die Öffentlichkeit zahlt und gehorcht und Private gewinnen und bestimmen?

Wird wieder typisch föderalistisch die heisse Kartoffel, das heisst die Bezahlung, herumgereicht, so dass die Verantwortung delegiert, ja diffundiert – und am Ende niemand verantwortlich gewesen sein soll?

Die Eigner­kantone zeigen sich allerdings wenig begeistert, dass sie die Verant­wortung tragen sollen.
[…]
Die Verant­wortung für den gesamten Schweizer Strom­markt könne allein der Bund übernehmen.

Bund will Massnahme –> Unternehmen wollen nicht –> Kantone wollen nicht –> Bund soll
–> Bund will Massnahme –> ad infinitum?

Oder liegt es an der geteilten Loyalität – und dass offenbar weniger das Allgemeinwohl als das private Interesse (oder im besten Falle das kleinere, kantonale, Allgemeinwohl) Priorität besitzt?

Politik und Strom­branche – das ist in diesem Fall häufig deckungs­gleich, inhaltlich wie auch personell.

Oder an der reduktionistischen, ökonomistischen Denkweise, ja ideologischen Marktgläubigkeit?

Unsicher­heit schade dem Rating und der Kredit­würdigkeit der Strom­konzerne, was wiederum zu teureren Krediten führe.
[…]
Wenn es einen Rettungs­schirm braucht, heisst das, dass wir in der Strom­branche ein Too-big-to-fail-Problem haben. Als Liberaler stört mich das.»

Dies grenzt für mich an (Selbst-)Verblendung.

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Da stimme ich Ihnen voll zu. Bedingt durch die Verbandelung von Politik und Energiewirtschaft wird sich auch in diesem Bereich vorerst leider nicht viel ändern - es sei denn, der /die Wähler/innen ändern dies bei den nächsten Parlamentswahlen.

Warum wohl wollen die Stromkonzerne keine Transparenz (eine rein rhetorische Frage...)?

Energieerzeugung ist m.E. eine klare Infrastruktur-Aufgabe und deshalb durch den Bund zu regeln und die dafür notwendigen Daten einzufordern. Ich kann daher der Ansicht von Herrn Schmid:

Der Bund soll wenn überhaupt die Werke retten, also die Strom­produktion, denn sie seien entscheidend für die Versorgung.
sehr gut nachvollziehen!

Die ganzen Teilprivatisierungen damals (PPP ist ein lupenreiner Euphemismus) ist für mich ein weiterer Bereich, wo der Neo-Liberalismus klar versagt hat. Ihre entsprechenden Hinweise, Herr Rebosura (Profite privat - Risiken und Kosten dem Staat) treffen daher voll ins Schwarze!

Vielleicht würde die Schweizer Hochpreisinsel dadurch etwas effektiver abgebaut, wenn man diese halb-staatlichen Betriebe mit einer neuerlichen 'Service Public' Initiative wieder auf Kurs bringen würde, so dass sie weniger den Aktionären (wo Kantone und Bund kräftig mit abkassieren!) als dem Wohl der Gesellschaft dienten?!... Aber ich schweife ab... ;-)

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Lieber Herr Rebosura Sie stellen die richtigen Fragen. Ich bin gerne bereit mit Ihnen mögliche Lösungen zu diskutieren, wie wir aus der Misere heraus kommen. Schaffen wir es nicht, wird es im wahrsten Sinne des Wortes zum Blackout kommen. Zynisch betrachtet löst das dann auch gleich das Klimaproblem in Europa.

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Interessierter Leser
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Na ja, Staat (= Kanton) und Bund ist nicht dasselbe. Und der Bund soll dem Staat nicht dreinreden oder gar vorschreiben. Haben wir die letzten Jahre immer wieder erlebt.

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Undurchsichtige globale Bankgeschäfte unter dem Schutzschirm – juristisch gesehen – praktisch extraterritorial waltender Anwälte und ein gigantischer und ebenso intransparenter und korrupter Rohstoffhandel – das sollte eigentlich bekannt sein. Dieser Bericht über die Strombranche, die offensichtlich keinen Deut besser ist, Regulierungen wie der Teufel das Weihwasser scheut und Geschäfte mit Vorliebe im trüben (Kraftwerks-)Wasser abzuwickeln scheint, fügt sich da bestens in das unschöne Bild der Schweiz ein, dessen Rahmen eine schwache Politik bildet, mit dem Bund und den Kantonen, die sich die Verantwortlichkeiten zuschieben und einem Parlament, welches nicht mehr dem Gemeinwohl verpflichtet zu sein scheint. Honni soit qui mal y pense...

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Urs Anton Löpfe
Entschwender
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Grüezi Priscilla Imboden Ganz herzlichen Dank für diesen längst überfälligen Artikel in der Republik. Mit unserem Verein Energieffektivität Community arbeiten wir seit Jahren an politischen und technischen Lösungen für eine Energiewende, die nicht zu einer lang anhaltenden Strommangellage führt. Mit einigen von ihnen erwähnten Schlüsselpersonen stehen wir in direktem Kontakt.
Das Problem sehen wir vor allem in der Verfilzung von Staaatsunternehmen (die Elektrizitätsunternehmen gehören vorwiegenden den Kantonen und den Gemeinden), den Aufsichtbehörden (ElCom), Unternehmerischen Zwittern wie der Swissgrid, den Bundes- und Kantonsregierungen und nicht zuletzt Umternehmensverbänden wie Economiesuisse.
Was es braucht ist ein unabhängigen starken Staat, der die Spielregeln festlegt. Mit Staat meine ich letzter Instanz, den schweizer Stimmbürger. Aufgabe der Regierung ist es primär Transparenz zu schaffen und den Parlamenten und letzlich dem Bürger die erforderlichen Entscheidungsgrundlagen und möglichen Strategien bereit zu stellen. Wenn sie es nicht tut, wie dies zur Zeit der Fall ist, wird es zur Aufgabe der Medienschaffenden. Genau dies ist in diesem Artikel erfolgt.
Eine möglich Strategie ist die Energie-Entschwendung.
Dass die Stromversorger und Stromproduzenten kein Interesse haben an einer Energieentschwendungsstrategie ist leicht nachvollziehbar. Bei allen anderen Akteuren ist es schwer nachvollziehbar. Ich freue mich über jeden Kontakt der uns hilft das ganze zu entfilzen und den Weg der Energie-Entschwendung zu beschreiten. urs.loepfe@noblackout.eu

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Priscilla Imboden
Bundeshausredaktorin
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Sehr geehrter Herr Löpfe, danke für Ihren Kommentar. Gerne würde ich mehr erfahren über das was Sie vorschlagen. Ich melde mich via Email. Freundliche Grüsse!

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· editiert

Danke für diesen hervorragenden Beitrag. Das sieht so aus als ob sich ein paar wenige Akteure in einem Zimmer verschanzt haben und dort Poker spielen mit der Versorgungssicherheit der Bevölkerung. Wäre vielleicht gut die Tür aufzumachen, bevor noch einer All-In geht.

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Danke für diesen erhellenden Artikel. Wie so oft scheint es, geht es mehr um Pfründe als um Lösungen.
Fakt ist, dass diese Unternehmen Wetten abschliessen an internationalen Märkten. Denn sie kennen in etwa den Bedarf/Verbrauch ihrer Kunden und müssen für die Überkapazitäten (wenn sie mehr verkaufen als sie selber produzieren) sich mit Strom am internationalen Markt eindecken. Dies geschieht für die Zukunft, denn die Verträge garantieren dem Kunden den Preis für die gesamte Laufzeit der Verträge. Nur blöd, wenn sie rein spekulativ nicht den Löwenanteil absichern und ihr Risiko begrenzen. Wie so oft, versuchen die Anbieter mit vermeintlicher Klugheit dem System ein Schnippchen zu schlagen und mehr zu verdienen, als das eigentliche Geschäft hergibt.
So scheint es nun - hoppla, wer hätte das gedacht? - birgt der Handel mit dem Spitzenausgleich doch erhebliche Risiken.
Da wollen sich die Akteure wohl einfach nicht in ihre Karte schauen lassen. Trading und Gambling sind da wohl nicht einfach auseinander zu halten.
Erstaunt bin ich auch betreffend der Transparenz bezüglich Verbrauchszahlen. Es sollte ja noch eine weitere Datenquelle geben, die gerade so präzise Auskunft über Produktion, Handel und Verbrauch gibt. Sie heisst Swissgrid. Swissgrid wurde geschaffen um die Netze zu betreiben und auszubauen. Wenn diese nicht wissen wieviel Strom sie von den einzelnen Betreibern transportieren, wer denn?
Da jedoch gerade die Firmen, welche sich zieren Daten herausgeben, auch die deren Aktionäre sind, werden wohl auch diese Daten nicht verfügbar 'werden'. Die Aufsicht über Swissgrid hat die Elkom des Bundes, ihr müssten die Daten eigentlich vorliegen, denn sie bewilligen die Netztarife. Oder irre ich mich da?
Es scheint mir also möglich, dass der Bund (mit Hilfe der öffentlichen Aktionäre) und dem Parlament die Offenlegung der Daten der Akteure oder alternativ via Swissgrid einfordern.
Am Ende müssen die Verbraucher den Schlamassel bezahlen, egal wie.
Also dürfen wir auch Transparenz fordern. Oder?
NB: Möglicher positiver Nebeneffekt:
Es könnte wohl dem Schweizer Korruptionsranking gut tun hier Transparenz zu schaffen. ;-)

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Mich erinnert das irgendwie an die Zeit vor der Zerschlagung der AT&T Mitte der 80er Jahre in den USA. Die Firma hatte sich mit Händen und Füssen gegen die Zerschlagung gewehrt. Durch die Monopolstellung gab es kaum Transparenz und es wurde sowohl die Konkurrenz aktiv unterdrückt als auch Innovationen wirksam verhindert. Nach der Zerschlagung kam, als indirekte Nebenwirkung, das Internet. Ich propagiere hier nicht die Zerschlagung der grossen Stromfirmen, aber durch die erzwungene Transparenz würden evtl. Möglichkeiten für Neuerungen geschaffen…

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Besten Dank für diesen wichtigen und informativen Beitrag.
Ich kann mein Gefühl nach der Lektüre nur so beschreiben: Ich bin es wieder mal sooo leid. Der leider übliche Filz. Weit verbreitete Blindheit für (Gross-)Risiken. Die Privatisierung von Gewinnen und die Sozialisierung von Kosten (insbesondere natürlich dann, wenn‘s kracht). Mir scheint, dass unser System nicht wirklich lernfähig ist. Insbesondere gegenüber stark auftretenden, hoch konzentrierten Interessengruppen wie bspw. Bauern, Anwälten (die sich die Lizenz zur Beihilfe zur Geldwäsche und fürs Verstecken von Potentaten- und Oligarchengeldern bewahrt haben) und offensichtlich Stromkonzernen (Aufzählung nicht anschliessend!) scheint diese Demokratie eher wehrlos gegenüber zu stehen. Dabei sollten doch schon alleine bei der Verweigerung von Transparenz die Alarmglocken laut schrillen…

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Können Sie mir bitte helfen, damit ich wenigsten halbwegs verstehe, um was für eine Leistung, sprich Geschäft und um was für ein Geschäftsmodell es hier geht?
So viel meine ich zu kopfen:

  1. Die CH hat und will Energieversorgungsicherheit: zuständig Bund?, nein Kantone? (also föderalistisch organisiert) jedenfalls in der Veratnwortung der Politik.

  2. Leistungsabnehmer sind: Wirtschaft, privatisierte Staatsleistungsbetriebe, wie die Bahn etc und ganz Private, also Bürgerinnen und Bürger , Privathaushalte genannt.

  3. Die Stromproduktion und Verteilung sowie Verkauf? sind privatisiert, aber Hauptaktionäre oder Eigner sind die Kantone, also der Staat.

  4. Weil Energieverbauch und Energieproduktion nicht immer Angebot und Nachfrage entspricht und zusätzlich die Anfrage grösser ist? im eigenen Land ,als deren Produktion, wird Energie Angekauft und verkauft auf dem europäischen und globalen? Markt.
    Konklusion: Es geht gar nicht ohne Markt. Die Interessenlage Staat und Privat ist gemischt. Zusätzlich ist die Politik durchsetzt von privaten Interessen und beileibe nicht nur vom tragenden Geist des Allgemeinwohls. Und jetzt weiss keiner mehr, was da eigentlich für Geschäftsmodelle laufen und erst dann, wenn eine Stromausfalle droht.
    Mindhelp! please für eine Bürgerin dieses Landes.

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Priscilla Imboden
Bundeshausredaktorin
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Liebe Frau K., hier sind die Antworten auf Ihre Fragen soweit ich das ganze komplizierte Thema durchschaue: 1. Für die Stromversorgungssicherheit ist der Bund zuständig, seit 2008 mit der Inkraftsetzung des Stromversorgungsgesetzes. Die rund 600 Elektrizitätsversorger in der Schweiz gehören aber grösstenteils den Gemeinden und Kantonen.
2. Abnehmer sind alle Personen und Firmen, die Strom brauchen.
3. Der erste Versuch, den Strommarkt zu liberalisieren scheiterte 2002 an der Urne. Danach entschied sich der Bundesrat für ein zweistufiges Verfahren: zuerst die Grosskunden, dann die anderen. Der erste Schritt erfolgte 2009: die Stromproduktion wurde teilweise liberalisiert, für Grosskunden mit einem Jahresverbrauch ab 100'000 kWh/Jahr. Momentan treibt das UVEK den zweiten Schritt, nämlich die vollständige Marktöffnung etwas lustlos voran, da es fraglich ist ob der Schritt mehrheitsfähig ist. Die Stromnetze hingegen sind nicht liberalisiert da ein Stromnetz reicht und es keinen Sinn macht wenn verschiedene Firmen parallel Stromverteilungsnetze bauen.
4. Stromproduktion und -verbrauch müssen sich in jedem Moment in Balance halten wegen der Stabilität der Stromnetze. Das bedingt eine sehr genaue Steuerung. In der Schweiz wird im Sommer im Überschuss Strom produziert, im Winter muss Strom importiert werden (Speicherseen füllen sich dann langsam auf). Der Strommarkt ist tatsächlich nötig, um überregional Produktion und Verbrauch miteinander abzustimmen, umso mehr weil mit neuen erneuerbaren Energieträgern Wind und Sonne der Strom unregelmässig anfällt und deshalb zB mit Wasserkraft ausgeglichen werden kann wenn der Wind nicht so stark weht und die Sonne nicht so stark scheint.
Ich hoffe, Ihnen damit weiterhelfen zu können!

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Ja, das haben Sie! Ein herzliches Danke schön.

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Ja, wirklich sehr gute Antwort. Merci. Nur noch zu Punkt 4: Gerade die physikalisch bedingte und komplexe Balance von Produktion und Verbrauch bedingt, dass des Markt eben nicht frei spielen kann, sondern der Produktionsseite viel Macht gibt (Angebotsmarkt). Die Liberalisierung löst das Problem nicht, es braucht staatliche, also demokratisch legitimierte Regulierung.

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Fast 600 Netzbetreiber sind für das Verteilnetz (zum Haushalt) in der Schweiz zuständig. Wer also "Daten" fordert, sieht sich 600 Organisationen völlig unterschiedlicher Maturität gegenüber, die (vielleicht) über diese Daten verfügen. Auch wenn eine Mehrheit der Netzbetreiber den Job delegiert haben und es noch 100 Dienstleister sind, die den Betrieb operativ abwickeln, sind das 100 Unternehmen, die Verordnungen und Standards interpretieren, eigene Kaufentscheide für Messgeräte treffen und mit ihren eigenen Traditionen Teil jeder Veränderung sind - und denen sehr wenig konkrete Vorschriften gemacht werden. Wobei es ja nicht so ist, dass wir das nicht könnten (schaut zum eSchKG). Diese Vielfalt ist angesichts von Energieversorgern im internationalen Vergleich, die weit mehr als 4 Millionen Haushalte versorgen: Luxus, den wir uns leisten.

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Lange war es nicht möglich, ein Haus mit einer sogenannten Insellösung (vom Netz abgekoppelt) zu versorgen.
Mittlerweile sind alle technischen Komponenten vorhanden. Wer will, der kann. Davon wird von allen Seiten abgeraten, weil aus
technischer Sicht ein Verbund sinnvoll ist. Aber eben nur vom Technischen her gesehen. Berücksichtigt man auch noch die Politik, dann sieht es anders aus.
Würden Hausbesitzer abkoppeln, hätte das ganz gewiss eine grosse Wirkung auf die Pfründeinhaber und auch auf die AKW - Betreiber.

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Solarzellenbesitzerin
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· editiert

Neben allen grundsätzlichen Kommentaren: Wer ein geeignetes Dach hat und das Nötige in der Portokasse, beschaffe sich bitte eine Photovoltaikanlage. Eine solare Anbauschlacht würde helfen. Wir produzieren weniger als 5% unserer Elektrizität mit der Sonne, weniger als unsere Nachbarländer. Dieser Anteil liesse sich deutlich steigern, ohne die Netzstabilität zu gefährden. Den grossen Stromkonzernen sind Solarenergie und Prosumer (produzierende Konsument*innen) anscheinend suspekt: Obwohl die Photovoltaik hierzulande auf weit weniger Widerstand stösst als Windenergie, investiert z.B. die Axpo nur im Ausland in Wind und Sonne... Mehr dazu hier: https://www.infosperber.ch/umwelt/e…m-ausland/

(edit: typo)

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Ich denke das Hauptproblem ist, dass 61% der Bevölkerung in einer Mietwohnung lebt und diese somit kaum darüber entscheiden können, ob sie eine Photovoltaikanlage haben möchten. Deswegen sehe ich es in diesem Fall so, dass hier der Grossteil der Bevölkerung tatsächlich auf die Politik angewiesen ist.
Ihr Link von Infosperber ist sehr interessant und hat mich gleich zum nächsten Artikel
geführt, den man unbedingt auch noch lesen sollte.
Wenn ich das richtig verstanden habe: Die Axpo investiert ins Ausland, weil dort der Strom durch die Subventionen billiger ist und statt im eigenen Land die Subventionen aufzustocken, hat man sich hier gegen Subventionen gewehrt. Also man war quasi der Meinung, dass die Nachbarländer die Subventionen stoppen sollten, statt dass wir mitziehen.
Infosperber:

Auch der ehemalige Axpo-Chef und Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer erklärte gegenüber der NZZ (20. April 2013), dass «die Subvention von erneuerbaren Energien» dazu geführt habe, «dass europaweit Produktionskapazitäten aufgebaut werden, die subventionierten Strom billig auf den Markt bringen.» Und er forderte: «Wir müssen einen Weg aus dieser Subventionswirtschaft finden.»

Das ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, wie man sich aus Marktgläubigkeit selbst ein Bein legt und die Bevölkerung dabei noch in Geiselhaft nimmt. Wenn die Stromkonzerne sich weiterhin so wehren, sollte man vielleicht in Betracht ziehen, die Stromkonzerne in eine einzige staatliche Stromunternehnung zu überführen, wie das in einem anderen Kommentar gefordert wurde.

Edit: Rechtschreibung

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Solarzellenbesitzerin
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Ja, das ist ein lesenswerter Artikel. Und Sie haben natürlich Recht, die meisten von uns haben kein eigenes Dach. Für Kapitalist*innen gibt es andere Optionen, z.B. diese Firmenanleihe mit drei Prozent Zins: https://landing.younergy.ch/bond-de Wer kein Risiko will und dafür auch auf Rendite verzichtet, kann bei der Alternativen Bank Schweiz in Förder-Kassenobligationen für Alternativenergien investieren.

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Leser
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Was mich immer wieder erstaunt:die grossen Akteure mischen auch in vielen Bereichen ausserhalb ihres Kerngeschäftes mit,kaufen den Markt in verschiedenen Branchen auf.hier wurde mir erklärt,dass es keine Quersubventionierung geben könne,jedoch konnte mir das noch niemand plausibel erklären. Der Verbraucher schaut in die Röhre,finanziert anstelle von Fortschritt den todesstoss vieler Gewerbezweige.

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'Das betrifft gemäss dem Verband Schweizer Energie­unternehmungen VSE allerdings bloss 0,6 Prozent der Strom­kunden, und nur 0,4 Prozent haben sich tatsächlich auf den freien Markt begeben. Sie sind für rund 40 Prozent des Strom­verbrauchs in der Schweiz verantwortlich.'

0.4% ist verantwortlich für 40% des Stromverbrauchs...... krass!

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Vielen Dank Frau Imboden, für den ausgezeichneten Beitrag! Mein Abo ist dadurch schon wieder refinanziert.
Folgende Fragen bleiben mir offen, insbesondere im Umfeld der Debatte um den Rettungsschirm:

  • handelt es sich v.a um eine Lex Axpo? Erklärt sich der Widerstand dadurch, dass die anderen Stromkonzerne nicht bezahlen wollen für die über die Stränge schlagende Axpo? Sich aber scheuen, Namen zu nennen, warum auch immer.

  • weshalb macht man einen Rettungsschirm in Form einer Kreditlinie? Und macht nicht das Angebot, der Bund springe zwar ein, übernehme dafür aber Kraftwerke zu einem im vornherein festgelegten Kapitalisationssatz in Funktion der Leistung?

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"der russische Macht­haber Wladimir Putin das Gas nicht ganz abstellt"
Russland ist seinen vertraglichen Lieferverpflichtungen immer nachgekommen. Wer hat die Sanktionen verhängt, Russland aus dem Zahlungssystem ausgeschlossen, Nordstream 2 boykottiert und laut proklamiert: wir wollen nie mehr Gas und Oel von Russland?

Das alles rechtfertigt den Angriff Russlands nicht im geringsten. Doch nur mit dem Eingestehen der eigenen Fehler ist die Verhandlung eines Friedens möglich.

Kommt dazu, dass die Explosion der Gaspreise durch die Liberalisierung und die damit verbundenen Spekulationen weitgehend selbstgemacht ist. Und die Preistreiberei geht munter weiter mit den weltweit heissbegehrten LNG-Tankern die auf den Meeren dümpeln und auf das beste Angebot warten.

Wir müssen uns also nicht nur mit den Folgen, sondern auch mit den Ursachen der Krise befassen, ohne diese einseitige Schuldzuweisungen.

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