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Vielen Dank, dass endlich die Thematik 'Ukraine' aufgenommen wird. Bis dato kam aus meiner Sicht die nicht sehr unwichtige Thematik viel zu K. (nur in den Wochenrückblicks).

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Oliver Fuchs
Chefredaktor a.i.
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Aus unserer Sicht auch. Aber wir wollten warten, bis wir etwas wirklich Substantielles anbieten konnten.

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DPhil Politologie
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Ging mir gleich, aber hab darauf vertraut, dass da noch was mit genügend Tiefe kommt. Danke!

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Das unterstütze ich voll: Lieber Tiefe als halbgare Aktualität zum wichtigen Thema, den Vorgängen in Osteuropa und dem Verhältnis zu Russland.
Ich habe die Hoffnung, dass Sie sich noch mehr von der Aktualität zurückziehen, und zumindest versuchen würden, den russischen Standpunkt zu verstehen. Und möchte hier auch gleich eine Vorlage geben.
Ich glaube, wir machen es uns zu einfach, wenn wir sagen: Die Sowjetunion ist Geschichte und die entstandenen Republiken Freiwild und ein Spielfeld für die Einrichtung amerikanischer Militärbasen. Weil, das bedeutet Natomitgliedschaft, unter anderem.
Für die Russen hat das Russland ihrer Vorstellung die Grenzen des vorrevolutionären zaristischen Russlands, also ungefähr der Sowjetunion, und der durch Jelzin ausgelöste Zerfall war eine Katastrophe. Trotzdem hat Putin alle ziehen lassen, die ziehen wollten, von A wie Armenien und Azerbaijan bis L wie Lettland und Litauen. Er hat sich begnügt, die Russischsprachigen und Russophilen auf der Krim, im Dombas und Transnistrien nach Russland einzusammeln, und andere, v.a. zentralasiatische Republiken wirtschaftlich an sich zu binden. Putin ist berechenbar, und seine Ziele sind begrenzt.
Was nun neu ist: Die Amerikaner haben begonnen, auch in nicht-Natoländern riesige Militärbasen und enorme Botschaften einzurichten. Ich kenne Georgien: Die dortige US-Botschaft hat weit über 1000 Mitarbeiter. Die US-Basis ausserhalb von Tiflis ist enorm, aber die Truppenstärke ist natürlich geheim. Einen Eindruck erhält man am georgischen Nationalfeiertag, da paradieren guatemaltekische Soldaten auf US-Panzern wie in einem besetzten Land. Wenn Putin verhindern will, dass die US-Truppen seinem Land immer näher kommen, ist das meiner Ansicht nach nachvollziehbar.
Vielleicht läge hier ein Kompromiss: Keine Natotruppen in den für Putin sensiblen Ländern und Nichtangriffspakte nach Westen und Osten, und dafür setzt sich der Westen dafür ein, dass die Länder ihr politisches wirtschaftliches Konzept selber wählen können?
Ich befürchte: Diese Idee ist längst geboren. Doch Uncle Sam erlaubt ihre Aeusserung nicht.

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Danke für diese differenzierte Sicht!
Die Vielschichtigkeit, Unübersichtlichkeit und Komplexität dieses Konfliktes macht es sehr schwierig, sich orientieren zu können, und die Gefahr ist gross, dass man einem Schwarz-Weiss-Denken verfällt.
Die Sichtweise, dass Russland mit seiner angeblich unergründlichen Seele in diesem Konflikt nur Opfer sei, ist genau so falsch, wie unkritisch die USA als selbstlose Vorkämpferin für Freiheit und Demokratie zu bezeichnen.
Ein Grundproblem scheint mir darin zu bestehen, dass der Versuch einer globalen Weltordnung mit verbindlichen Spielregeln, wie er nach dem zweiten Weltkrieg unter anderem mit der UNO mit teilweisem, wenn auch immer fragilen Erfolg versucht wurde, nun von den Grossmächten zur Disposition gestellt wird und dass brutalste autoritäre Regimes weltweit auf dem Vormarsch sind.
Europa und damit auch die Schweiz müssten sich dringend zusammenraufen, um sich zu finden und die demokratische Gesellschaftsordnung zu verteidigen, die von allen Seiten bedroht ist. Trägheit, Partikularinteressen und engstirniger Nationalismus werden das aber wohl zu verhindern wissen.

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Grundsätzlich Daumen hoch.

Ein paar Fragen hätte ich trotzdem:
Wann sind die brutalen Regimes eigentlich jemals verschwunden?
Wann haben wir aufgehört, in Blöcken zu denken?
Und warum bezeichnen wir eigentlich als die "erfolgreichste" / "friedlichste" Zeit die, in der wir die Welt in Freunde/Feinde aufgeteilt haben?
Und nicht die, wo es eigentlich kaum Feinde gab (weil deren Systeme implodiert sind - und uns die Gegner abhanden gekommen waren)?

M.E. ist eines der Hauptprobleme der Menschheit, dass sie ohne klare Strukturen, ohne Feinde nicht leben kann. Wenn es keine gibt, dann bauen wir sie eben auf. Das gilt sowohl innen- wie aussenpolitisch.

Es wird gerne vergessen, dass nicht Russland sich vom Westen abgewandt hat.
Die Idee einer Freihandelszone von Wladiwostok bis Lissabon wurde von Putin 2001 auf den Tisch gebracht. Danach 2010.
Jedes Mal war es der Westen, der sich gegen diese Idee aus unterschiedlichen Gründen gewehrt hatte...
https://www.bertelsmann-stiftung.de…rasien.pdf

Das Papier der Bertelsmann-Stiftung ist wirklich zu empfehlen. Es zeigt u.a. woher gewisse Reizpunkte zwischen EU und Russland herrühren.

Der NATO war mit dem Zusammenbruch des Ostblocks ein Feind abhanden gekommen.
Al-Qaida war als Lückenbüsser nicht sonderlich erfolgreich. Hingegen China und Russland sehr wohl.

Die Zeit wird zeigen, ob die damalige Politik so klug gewesen ist, auf Abgrenzung statt Integration zu setzen. Auf Konfrontation (siehe auch Bertelsmann-Artikel) statt Kooperation.

Wir leben in einer Welt, die die damaligen und heutigen Politiker m.E. bewusst herbeigeführt haben (auch hier: damit meine ich alle Politiker, Ost wie West, Nord wie Süd). Wie üblich mit unerwarteten und unerwünschten Nebeneffekten. Hoffen wir, dass wir nicht in einer Sackgasse der Menschheitsgeschichte landen...

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Vielen Dank für den Link zur Bertelsmann Stiftung. Beeindruckend...

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In der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre wurde in Nummer 5 der Zeitschrift The Village Cry das Spiel Yalta vorgestellt, mit drei Spielern an einem sechseckigen Schachbrett mit klassischen Schachfiguren. Wer einen Gegner schachmatt setzen konnte, erbte dessen Figuren und konnte mit dieser Übermacht den anderen Gegner angreifen. Dadurch gab es interessante Spielphasen mit einem dynamischen Gleichgewicht.
Die Ambitionen der beiden Fast-Kaiser Putin und Xi mit ihren territorialen Ansprüchen an der Ukraine bzw. an Taiwan erinnern mich an eine dieser Phasen: Es würde mich nicht erstaunen, wenn zeitgleich mit einer Aggression gegen die Ukraine auch Taiwan unter massiven Druck käme.
Beobachtung am Rande: Für den 12. Februar ist eine massive Trucker-Demo in Paris geplant (190 000 Follower in der Facebook-Gruppe), am 14. Februar soll eine solche in Brüssel stattfinden, mit entsprechender medialer Unterstützung durch Russia Today.

Edit: Link zu The Village Cry angepasst.

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Interkultureller Coach
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Wenigstens können Belgier sich noch mit RT informieren, was in Deutschland nach dem Verbot nicht mehr möglich ist. Wie Russland dann im Gegenzug, die DW verbat, hat sich die grüne Politikerin Claudia Roth im Moma fürchtlich über diese Einschränkung der Meinungsfreiheit beschwert. 🤣

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In Deutschland wurde RT DE nicht verboten. Auch Deutsche können sich weiterhin über RT informieren. Das zuvor als "Russia Today Deutschland" bekannte Medium ist seit 2016 on air. Verboten wurde ausschliesslich die Verbreitung des Live-TV-Programms, das seit Dezember 2021 ausgestrahlt wurde. Das Verbot erging, weil sich RT DE nicht an geltendes deutsches Recht hielt, obwohl es einen deutschen Firmensitz (in Berlin) hat. Gerade in der Schweiz legen wir immer sehr viel Wert darauf, dass sich auch Ausländer an hier geltende Gesetze zu halten haben. Kaum besteht ein anderer Staat auch darauf, wird das heftig kritisiert. Dabei können die JournalistInnen von RT DE weiterhin unbehelligt arbeiten - sie sind z.B. weiterhin bei der Bundespressekonferenz akkreditiert und sie können ihre Inhalt wie vor Dezember schon, weiterhin verbreiten - nur nicht als live gesendetes (lineares) TV-Programm. ) Dafür ist gesetzlich eine deutsche Sendelizenz vorgeschrieben, die der Sender nie beantragte. Was vermutlich daran liegt, dass er als Regierungssender keine bekäme. Denn es gilt das verfassungsrechtliche Prinzip der Staatsferne des Rundfunksdas nicht nicht verletzt werden darf. Ein Staat oder eine Partei darf keinen Einfluss auf die Programminhalte nehmen.
Nun kann man darüber diskutieren, ob die Tatsache, dass die DW durch Steuermittel finanziert wird, dieselbe zum "Staatsfunk" macht. Nicht diskutieren kann man aber darüber, dass Russland der DW eine gültige Sendelizenz ausgestellt und ihre JournalistInnen akkrediert hatte. Und nun Beides Knall auf Fall aufgehoben hat (was nach russischem Mediengesetz absolut zulässig ist).

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Mein tiefster Respekt vor Herrn Hug.
Er hat geschafft, die bewusst voreingenommenen Fragen des Autoren neutral zu beantworten.

Herr Hug macht etwas, was die meisten westlichen Journalisten inklusive Elia Blülle nicht schaffen - neutral zu bleiben. Und darauf zu verweisen, dass alle (!) Parteien am aktuellen (!) Status schuld sind. Und versuchen die Situation zu eigenen Gunsten zu beeinflussen.

Wo Herr Blülle steht - und wie voreingenommen er in das Gespräch gegangen ist - zeigt folgender Abschnitt:

"Wieso ist die Kriegs­gefahr gerade im Moment so eminent?" (EB)

Antwort Hug:
"Sollte es die Absicht Russlands sein... Das ist aber alles spekulativ."

=> Dh Herr Hug macht eins mit seinen Antworten sehr deutlich:
Man kann Washington glauben. Oder Kiew / Moskau. Belastbare Fakten, dass Russland einmarschieren will, gibt es keine. Truppenbewegungen hin oder her.

Das wird später im Interview noch sehr deutlich:
"Ihre (OSZE) öffentlichen Berichte erschweren es allen Konflikt­parteien, Behauptungen in die Welt zu setzen, die nicht der Realität entsprechen."

"In Washington, Moskau oder Kiew haben die Regierungen die OSZE-Berichte immer wieder einseitig oder verzerrt zitiert."

=> auf gut deutsch: man kann keiner Seite glauben, da keine Seite Interesse an objektiven Fakten hat.

Es gibt einen ebenso bemerkenswerten Kommentar im Tagi zu dem Thema.
"Ein solcher Krieg passt nicht zu Wladimir Putin" (Überschrift des Artikels, warum, wird ausführlich begründet)
Es sei denn, er hat sein komplettes Mindsetting geändert (was natürlich möglich ist. Schliesslich ist er auch "nur" ein Mensch. Und Menschen ändern sich im Laufe der Zeit).

https://www.tagesanzeiger.ch/ein-so…4648259974

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Lieber Herr Müller, zur Ehrenrettung von Herrn Blülle muss gesagt werden, dass es in einem Interview Aufgabe des/der InterviewerIn ist, mit pointierten, manchmal gar provokativen Fragen eine klare Antwort zu erzeugen bzw. zu provozieren. Dies als Voreingenommenheit misszuverstehen, greift zu K. und wird der Aufgabe der interviewenden Person nicht gerecht.

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Lieber Herr Scheurer,
es gibt verschiedene Wege zum Ziele zu kommen. Da gebe ich Ihnen Recht.

Warum ich Herrn Blülle kritisiere, ist, dass von vorne bis hinten die Fragen so gestellt werden, dass es als Fakt erscheint, wer hier gut und wer böse ist. Und das selbst die Nachfragen sich eher so lesen, als ob Herr Blülle die Antworten von Herrn Hug nicht so recht glauben kann und will. Und nur deswegen nachhakt....

Man hätte gerade bei Herrn Hug, dessen Sichtweisen hinreichend bekannt sind, mit deutlich neutraler gehaltenen Fragen zum gleichen Ergebnis kommen können.

Aber wie gesagt - ist mein persönliches Empfinden. Und kann dementsprechend falsch sein.

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Jetzt beginnt die Neudefinition von Begriffen und Schaffung alternativer Realitäten schon wieder! Kriegsbereit ist ein Begriff der bis dato geheissen hat: „ der Zustand (einer Armee oder eines Staates), bereit zu sein, dass jeden Augenblick Krieg ausbrechen kann“. Und genau das ist der Zustand der russischen Armee an der Grenze zur Ukraine.

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Kriegsbereit setzt eine Absicht voraus.
Die NATO ist mit ihren Truppen ebenso jederzeit "kriegsbereit". Trotzdem wird ihr nicht unterstellt, dass sie irgendwo morgen einen Krieg anfangen will.

Die USA könnte auf fast jedem Erdteil innerhalb von Tagen erfolgreich einen Krieg anzetteln. Die Truppen und Waffen hätte sie...
(Nachtrag: Die Aussage zur NATO bezieht sich nicht auf den Eingangssatz von mir sondern auf die ursprüngliche Definition im Vorpost)

...Putin provoziert. Keine Frage.
...die entscheidende Frage ist aber, will er wirklich in die Ukraine mit maximalen Verlusten einmarschieren (denn das wäre es, so wie er den Krieg "vorbereitet"? Ist dies eine realistische Option?)
...wenn die Antwort "ja" lautet, dann bin ich bei ihnen. Dann ist er "kriegsbereit".

...sobald dies aber zu einer theoretischen Frage verkommt, ist er in meinen Augen nicht mehr "kriegsbereit". Sondern "nur" fähig, einen Krieg anzuzetteln. Wenn er denn wollte. Das gilt aber für viele grosse und kleine Staaten / Bünde auf dieser Welt ebenso.

PS sorry für dieses Geschreibe - die Kunst, Menschen zu manipulieren, besteht nun mal darin, Worte geschickt einzusetzen. Oder Fragen geschickt zu stellen.
Auf diese Weise lassen sich Vermutung als Tatsachen suggerieren...

...mir geht es nicht darum, Putin zu verteidigen. Mitnichten. Mir geht das ganze mächtig auf den Senkel. Zwischen DNR und dem Dorf meiner Verwandschaft liegen gerade mal 90km. Das letzte, was ich brauche, ist ein Krieg in der Region...

...und das ist mein Problem: ich kenne die Sichtweise "der" Leute vor Ort (wobei "der" immer so relativ ist - es sind halt immer temporäre Eindrücke von Freunden, Bekannten, Verwandten...) - und die unterscheiden sich teilweise fundamental von dem, was ich in unserer Presse so lese...

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Eine Kalaschnikow richtet nicht so viel Schaden bei der Zivil­bevölkerung an, 100 Millionen davon sind mutmasslich in mehr Morden involviert als jede andere Waffe des 20. Jahrhunderts . Roberto Saviano hat das in seinem Buch zur kampanischen Mafia besonders eindrücklich ins Bild gesetzt:

Nichts auf dieser Welt, sei es organisch oder anorganisch, kein anderes Objekt aus Metall und kein anderes chemisches Element hatte zerstörerische Folgen als die AK-47. Die Kalaschnikow brachte mehr Menschen den Tod als die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki, verursachte mehr Todesfälle als das HIV-Virus oder die Beulenpest, forderte mehr Todesopfer als sämtliche Anschläge isalmischer Fundamentalisten, als alle Beben, die jemals die Erde verwüsteten. Eine unvorstellbar grosse, eine astronomische Zahl von Menschenleben.

Das Gewehr habe die Kriegsführung «demokratisiert» und viele der heutigen Kampfverbände überhaupt ermöglicht:

Sie ist die wahre Verkörperung des freien Warenverkehrs, seine perfekte Ikone, sein Emblem: wer du auch bist, was du auch denkst, woher du auch kommst oder welcher Religion du angehörst, wogegen oder wofür auch immer du bist - es genügt, dass du das, was du tust, mit unserem Produkt tust. Mit fünfzig Millionen Dollar lässt sich eine kleine Armee aufstellen. Alles, was jedwede politische und soziale Bindung ausser Kraft setzt, alles was massenhaft konsumierbar ist und exponentiellen Marktzuwachs verspricht, ist auf dem Markt erfolgreich. Mit seiner Erfindung hat Michail Kalaschnikow sämtliche Gruppen, die im Grossen oder Kleinen am Machtspiel teilhaben, das militärische Instrument schlechthin an die Hand gegeben. Nach Erfindung der Kalaschnikow kann niemand mehr sagen, er sei nur deswegen besiegt worden, weil er keinen Zugang zu Waffen hatte. Kalaschnikow hat eine neue Gleichheit geschaffen: Waffen für alle, Massaker für jeden. Krieg ist heute nicht mehr das Vorrecht regulärer Armeen. [...] Aus Männern, die nicht einmal mit einer zehnköpfigen Schafherde fertig würden, hat sie Generäle bewaffneter Kampfverbände gemacht. Sturmgewehre kaufen, schiessen, Menschen und Dinge verschleissen und neue Waffen kaufen. Der Rest sind Details.

Mir graut davor, dass zu allem Übel autonome Waffensysteme diese Rolle im 21. Jahrhundert übernehmen könnten. Bei der Kalaschnikow lässt sich wenigstens noch feststellen, wer den Abzug gedrückt hat.

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Interkultureller Coach
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Ich empfinde das Ganze als eine Politgroteske zwischen russischem Stoizismus und westlicher Hyperaktivität mit der Ukraine als Spielball. Der Westen hat sich selber in eine Ecke manövriert und agiert aus der Defensive, weil ein Krieg in Europa undenkbar ist und den Westen entzweien würde. Dies ist nicht Afghanistan oder der Irak, die USA können sich keine Alleingänge erlauben. Hilflose Diplomatieversuche des Westen sind ein Trauerspiel: Scholz muss sich Genehmigung beim Chef einholen, Macron darf schon mal allein hin und wird von Putin belobigt. Der Säbelrassler und Kriegshetzer Stoltenberg wurde aus der Schusslinie genommen. Andere übernehmen das hilflose Drohen und sinnlose Aktivtäten, die bestenfalls symbolischen Charakter haben. Die Ukraine ist ein wenig verlässlicher Partner und es könnte möglich sein, dass die Stimmung nach pro Russland kippt.
Russland hat Zeit und schaut von der Seitenlinie zu wie sich alles entwickelt und der Westen sich mehr und mehr ins Abseits manövriert.
Gorbatschow sagte 2016: «Der Westen versteht Russland nicht und sollte aufhören sich in unsere inneren Angelegenheit einzumischen». Die Ukraine-Krise ist die Quittung.

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Welch erhabene Kritik, Herr H.! Aber wenn am Interview mit Herrn Hug etwas dran ist, was wir angesichts seiner Erfahrungen und Kenntnisse annehmen dürfen, dann ist Russland derzeit alles andere als stoisch, das heisst, Sie missdeuten hier vielleicht einfach Herrn Putins geflissentlich zur Schau getragenes Pokerface. Und dann frage ich mich auch, was Sie im Ukraine-Konflikt als "innere Angelegenheit" Russlands ansehen, in die sich niemand einmischen soll - die UdSSR ist seit bald dreissig Jahren vorbei!

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Interkultureller Coach
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Lieber Herr Scheurer, Stoizismus und Duldungsfähigkeit sind eine historische gelernte, russische Eigenschaft, die dem Volk das Überleben auch von zwei WK mit Millionen von Opfern erlaubt hat. Diese sind bis heute unvergessen sind und prägen das russische Bild vom einem herzlosen und arroganten Westen. Und es geht hier um das ständige Einmischen des Westens und vor allem auch von Deutschland vor diesem Hintergrund in INNERE RUSSISCHE Angelegenheiten. Die Ukraine ist dabei nur das Medium, wobei der Westen es zu dem gemacht hat, was es ist.

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Bruno Zoller
genervter Schweizer
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Wahrscheinlich hat ja Herr Hug recht. Aber - ach! - diese Allesversteher in den Kommentaren! Nach meiner Ansicht mussten in der Ukraine zehntausende von normalen Bürgern sterben, nur weil Putin sich geärgert hat, dass sein Schützling Janukowitsch das Feld räumen musste.
Die Lage von heute erinnert mich nur allzu sehr an Chamberlain: "Peace for our time!" Chamberlain hat Hitler unterschätzt. Das darf man mit Putin nicht machen. Wenn Putin 120'000 Mann mit allem Kriegsmaterial an der Grenze der Ukraine zusammenzieht, dürfen wir die Augen nicht schliessen.
Ich frage mich, wie so eine 5-stündige Unterredung zwischen Macron und Putin aussehen könnte. Als Macron würde ich natürlich - gemäss Hug - eine persönliche Nähe und Vertrauens-Athmosphäre zu schaffen versuchen. Gleichzeitg aber auch Härte durchblicken lassen.
Sollte die Stimmung fortgeschritten sein und persönlich werden, würde ich Putin daran erinnern, dass sich ja Russland als europäische Macht versteht. Wie wäre es, wenn Russland nicht die Konfrontation, sondern die Nähe zur EU und zur Nato suchern würde? Russland hätte keine Probleme mehr mit Gasabsatz, keine Problme mit Grenzen - nichts "Nur Sie, Herr Putin, hätten Probleme mit der persönlichen Macht und dem Reichtum. Aber: können Sie, Herr Putin, das alles ins Jenseits mitnehmen?" Und was für eine Rolle spielt Peter der Grosse heute - und was für eine Rolle spielen Sie in 200 Jahren?

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Lieber Herr Zoller.

Putin hat (!) die Nähe zur NATO und EU gesucht. Es war die EU und die NATO, die diese Nähe nicht wollte.
Ich hatte in einem anderen Kommentar einen Artikel zur Bertelsmann-Stiftung verlinkt. Eine Stiftung, die nun wahrlich nicht im Verdacht steht, russland-freundlich zu agieren.

Lesen sie sich den Artikel in Ruhe mal durch.

weil Putin sich geärgert hat, dass sein Schützling Janukowitsch das Feld räumen musste.

In einem Teilsatz gleich 2 inhatlich fragwürdige Aussagen. Nicht schlecht ;)

  • wer die Geschichte der Ukraine kennt - sowie die Machtbalance zwischen ukrainisch-sprachiger Mehrheit und russisch-sprachiger Minderheit, käme nie auf die Idee, Janukowitsch als Schützling Putins darzustellen.

  • kein Kandidat ist in der Ukraine politisch in die obersten Ämter mehrheitlich wählbar, wenn auch nur der Verdacht der Russlandnähe aufkommt.

  • politische Kandidaten sind in der Ukraine - falls sie nicht selbst Milliadäre sind - nur einem "Lehnsherrn" zu Treue verpflichtet: ihrem Sponsor. Im Falle von Janukowitsch ist dies Achmetov. Eine besondere Verbindung zwischen diesem und Moskau ist bis heute nicht bekannt. Im Gegensatz zum späteren Kriegspräsidenten Poroschenko übrigens, der einen wesentlichen Teil seines Einkommens (bis heute!) in Russland erwirtschaftet und damit auf gute Beziehungen zum Kreml angewiesen ist (vor dem Krieg schätzte man den russischen Anteil seines Vermögens auf 50%. Heute relativ betrachtet weniger, da mit dem lukrativen Weiterverkauf an Kriegsmaterial ein weiterer Geschäftszweig hinzu kam) .

  • Putin's militärische Aktionen waren beide rational begründbar - er hat die sich ihm bietendenden historischen Chancen einfach genutzt:

  1. Einverleibung der Krim (und damit aus russischer Sicht die Korrektur eines historischen Fehlers)

  2. Versuch, eine Unabhängigkeitsbewegung im russisch-sprachigen Teil zu erzeugen. Mit möglichst geringem eigenen militärischen Einsatz.

  • die Einverleibung der Krim war - so muss man es schreiben - ein voller Erfolg für ihn

  • die DNR/LNR hingegen... Nun ja. Er hat die Situation komplett falsch eingeschätzt. Nur - im klassischen Sinne mit offiziellen Truppen in die Ukraine einmarschiert ist er ebenso wenig.

=> Frustgetrieben war m.E. keine der beiden Aktionen. Sondern das Ergebnis kalten Kalküls.

Nachtrag:
Nach meiner Ansicht mussten in der Ukraine zehntausende von normalen Bürgern sterben
Mit der Wahrheit nehmen sie es offensichtlich nicht so genau.

Die offiziell geschätzte Zahl an Toten seit Ausbruch des Konfliktes liegt etwas über 13.000. Davon Zivilisten: zwischen 3000 und 4000. Der Rest gehört zur Abteilung "Militär".

Der Konflikt ist auch so schon dramatisch genug. Aussagen wie von ihnen, die bewusst (?) Dinge falsch dastellen bzw massiv übertreiben, helfen hier wenig weiter.

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Bruno Zoller
genervter Schweizer
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Hallo Herr Müller - danke für Ihr Kompliment (hi, hi)... Ja, ich war gespannt auf Repliken und habe mich selbst gefragt, in wie weit mein Kommentar naiv sein könnte. Dass Janukowitsch Putins Schützling gewesen sein könnte, folgerte ich daraus, dass er offenbar nach Russland geflohen ist. Und es ist ja klar, dass ich nicht in Putin hineinsehen kann. Aber offensichtlich ist es, dass er die Grossmacht Sovjetunion vermisst und bestrebt ist, wieder eine Grossmachtposition herzustellen. Ich glaube nicht, dass ich übertreibe.
Wenn das alles knallhartes Kalkül ist, dann wäre das schon mal ein Fortschritt - Putin wäre damit berechenbar und somit eher kontrollierbar. Aber dann müsste Polen und die Nato ebenso knallhart kalkulieren: nämlich mobilisieren, und viele Nato-Truppen an der Grenze zu Weissrussland bereitstellen. Putin müsste wissen, dass ihm jemand in den Rücken fallen könnte. Die weissussiche Bevölkerung wäre dabei. Sie werden mich nun als Kriegshetzer empfinden. Aber wie heisst es doch so schön: Si vis pacem, para bellum.
PS: Könnten Sie mir helfen mit dem Link zur Bertelsmann-Stiftung, ich habe ihn nicht gefunden.

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Die Amerikanischen Rüstungaktionäre¹ sind schon halbwegs zufrieden, denn es wird wieder aufgerüstet, nachdem ihnen die lukrative «Kriegsführung» in Afghanistan, mit 125 Milliarden $ im Jahr, verloren gegangen ist… Europäer erwachet!
¹(vor denen Eisenhower 1960 schon gewarnt hatte).
Frage: Was suchte vor wenigen Jahren der US-Republikaner McCain † und später Biden (als US-Vizepräsident) und sein Sohn Hunter auf dem Maidan? Aha…

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Simon Reber
Software Entwickler, Familienvater
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Ihr zynischer, faschistisch angehauchter Kommentar (Europäer erwachet!) sollte nicht unwidersprochen bleiben.
Die Mär von der CIA getriebenen Revolution in der Ukraine wird durch endlose Wiederholungen auch nicht wahrer.
Die Menschen hatten einfach die Nase voll, von dem korrupten Regime Janukowitschs. Und als dieser ihnen auch noch die Hoffnung nahm, dass es in Zukunft besser werden könnte, indem er Putin in den Arsch kroch und die EU brüskierte, haben sie ihn mit Schimpf und Schande davongejagt. So einfach ist das. Hätte er noch etwas Rückhalt in der Bevölkerung gehabt, wäre er nicht nach Russland geflohen.
Es schleckt keine Geiss weg, dass die Rüstungsindustrie hemmungslos Konflikte anfacht, um ihre Geschäfte zu machen. Aber das tut auch die Russische. Und hier ist für die US Industrie fast nichts zu holen, weil die Ukraine arm ist, und Biden sich einen Krieg nicht leisten kann.

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Danke für Ihre Faschisten Blumen… sie müssen wohl in Ihrem Gärtchen aufgeblüht sein.
Schon der konstruierte Einsatz der NATO im Afghanistankrieg (statt gegen Saudi-Arabien) ist wohl nicht mehr zu toppen. Nicht zu reden vom Stellvertreter-Krieg durch Cheney/Bush/Rumsfeld mit Saddam gegen den Iran, von den USA 7 Jahre lang finanziert und mit Giftgas beliefert wurde – Total ca. 3 Millionen Tote…
Um nachher die Spuren durch einen Lügenkrieg – mit dummen Willigen aus Europa – zu verwischen.
Und - und - und…

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