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Kulturkritiker
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mein Gott, dann zerfällt es halt, wen interessiert das? können wir es beeinflussen? wie kann man das Geld der Abonnenten so verschwenden. wenn man schon ins Ausland schaut: wie wär's mit der Ukraine, Weißrussland, Russland und China?

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Sprechen wir vom selben Beitrag? Als geschichtsinteressierter Zeitgenosse und Abbonnent der Republik habe ich den Artikel mit grossem interesse gelesen, vielen Dank! Er schafft mühlelos und sehr stimmig den Transfer zu grossen historischen und globalen Zusasammenhängen und ist aktueller denn je.
Ihr Kommentar lässt mich vermuten, dass Sie entweder a) den Beitrag nicht gelesen oder b) zwar gelesen, aber irgendwie nicht verstanden haben.

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Dieser interessante Beitrag und Sichtweise - ein literarisch verbrämtes Untergangs- und Katastrophenszenario für das UK – erinnert mich an die Schweiz mit ihrem Freiheits- und Unabhängigkeitswahn, deren Wohlstand zu 50 % vom Ausland abhängt und die seit dem WK II nie isolierter war als jetzt.

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Man könnte auch noch Grössenwahn ergänzen. Leider.

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Wer selbst Teil des Problems ist, hat es schwer, das britische Problem zu verstehen. Der Text beginnt mit einer Fehleinschätzung, die eindrücklich illustriert, wie unfähig ein Angehöriger der englischen oberen Mittelschicht letztlich ist, die Lage zu analysieren. "Zuerst torpedierte 2008 die Finanzkrise die ökonomisch-soziale Ordnung des Landes." Diese Bemerkung ist tatsächlich bemerkenswert. Denn 2008 lag die Demontage des britischen Zusammengehörigkeitsgefühls bereits 3 Jahrzehnte zurück. Weder der irrationale Brexitentscheid, noch der bewaffnete Konflikt in Nordirland haben so viel Schaden angerichtet, wie die Austeritätspolitik der Regierung Thatcher (1979-1990). Diese entsorgte den Nachkriegskonsens, welcher der Arbeiterklasse und ihren Gewerkschaften eine gewisse Teilhabe am Wohlstand, soziale Sicherheit und Zugang zu Bildung verschaffte. Tony Blair korrigierte diese Kriegserklärung kaum und eröffnete mit der Devolution eine zusätzliche destabilisierende Front. Schottland hat in der Zeit seither eine europäische politische Kultur entwickelt, die sich deutlich vom englischen Elitenzirkus mit seinem archaischen Wahlsystem unterscheidet. Ich hoffe für die Schott:innen, dass sie ihren eigenen Weg gehen können und sich möglichst rasch aus dem britischen Trauerspiel verabschieden können.

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dem schliesse ich mich gerne an - wobei den ersten satz würde ich nicht so pauschalisieren: es gibt durchaus englische mitglieder der oberklasse, die fähig zu einer korrekten analye sind. vielleicht hat sich der autor zu fest auf seine ferienlektüre konzentriert, um seine these der ähnlichkeiten zu demonstrieren?
es wird höchste zeit, schottland, wales und irland mit nordirland in die unabhängigkeit zu entlassen. england war und ist eine nation, die sich beständig andere nationen untertan gemacht hat.

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Das unabhängige Irland gehört nicht zum Vereinigten Königreich Grossbritannien, dagegen ist Nordirland ein Teil davon.

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Eine so wirre Anordnung wilder Thesen habe ich noch selten gelesen wie im Rahmen dieses Textes:

  • Kein anderes Land ringe dermassen um seine Identität wie das UK? Nein, keines, ausser: Spanien, Bosnien-Herzegowina, Italien, Nordmazedonien, alle die Länder mit künstlichen Grenzen in Afrika und dem Nahen Osten, gescheiterte Staaten weltweit wie Pakistan, ...

  • Die verlorenen Kampagnen in Irak und Afghanistan wären Grossbritanniens verlorene Kriege gewesen - vielleicht, aber auch Dänemarks, Deutschlands, vor allem aber der USA, diese Länder stehen nicht am Abgrund, so what?

  • Der Untergang Oesterreich-Ungarns sei nicht auf das Aufkommen der Idee des Nationalstaates zurückzuführen gewesen, der Untergang der Sowjetunion habe ihren Anfang in Usbeki- und anderen -Stans genommen und nicht in Moskau, ...
    Man merkt die Absicht und ist verstimmt: Der Fall des UK soll als singulär dargestellt werden. Ist er nicht. Identitätsfragen und -krisen stellen sich bei allen Ländern irgendwann, oder mehrmals. Und klar, sie gehen nicht immer gut aus.

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Für mich ist Tom McTagues Text die subjektive und persönliche Wahrnehmung eines direkt Betroffenen und hat nicht den Anspruch, "wissenschaftlichen" Kriterien zu genügen, "wahr" zu sein oder irgendwelche "Thesen" beweisen zu müssen. Die im Text beschriebene Befindlichkeit deckt sich erstaunlich präzise mit derjenigen meiner in UK lebenden Bekannten und auch der in der Englischen Nachkriegsliteratur (Sillitoe, Osborne, Pinter, Orwell etc.) beschriebenen ersten grossen Identitätskrise der 50er und 60er Jahre, in der England sich vom Nimbus einer globalen Kolonialmacht definitiv verabschiedet, bzw. verabschieben musste.
Aus diesem Blickwinkel kann ich nicht ganz nachvollziehen, was Ihr Kommentar mir mitteilen möchte.

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Ich kann Ihre und die Wahrnehmung von Tom McTague auch nachvollziehen. Beurteilen kann ich Sie nicht, es ist über 20 Jahre her seit meinem letzten Besuch im UK. Trotzdem, oder gerade deshalb, frage ich mich, weshalb er seinen Text mit realitätswidrigen und schrägen Behauptungen zum politischen Umfeld garniert:

  • Um zu argumentieren, das sei eine Einmaligkeit, ausschliesslich durch den Brexit herbeigeführt? damit er sich mit seinem Text das Lob der Brexitbeklager sichern kann? und nicht etwa Lob von der falschen Seite kriegt?

  • oder ist es einfach britisches Selbstmitleid, im Sinne: nur uns arme Teufel legt das Schicksal derartige Prüfungen auf?
    Können Sie meine Message so nachvollziehen?

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Ein schöner Text über die Orientierungs- und Ratlosigkeit und die Gleichgültigkeit gegenüber der nationalen Zukunft im UK.

Hoffentlich wird sein Zerfall einmal aufgehalten.

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Warum sollte der Zerfall gestoppt werden? Wer hätte etwas davon? Weshalb sollte eine knappe Million Ir:inn:en weiter unter englischer Hoheit stehen? Und weshalb sollte Schottland, welches sich überdeutlich gegen den Brexit aussprach, weiter unter der Fuchtel der Politclowns in Westminster stehen?

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systemisch - lösungsorientiert
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Eine interessante, vielleicht etwas lange Betrachtung. Mir kommen beim Lesen drei Gedanken.

  1. Die 400-jährige Verbindung von England und Schottland war und ist nicht gerade von Augenhöhe geprägt (Ich stoppte 1971 von Glasgow nach Bath).

  2. (Nord-) Irland wurde von den Briten als Kolonie besiedelt und einverleibt, Einwanderer und Autochthone kommen per Definition nie auf Augenhöhe. (Da lässt es sich in die Zukunft der Palästinergebiete schauen - in vielleicht etwa 30-50 Jahren.)

  3. Das englische Britain erkor einen Spieler zum UK-Lenker, aber Spieler sind im Casino permanet im Rausch. Die unvermeidliche, vernichtende Niederlage akzeptieren sie von vornerherein als Schicksal. Darüber schrieb Dostojewski und auch Stefan Zweig.

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Ich danke für den Beitrag. Schön am Wochenende so über den Tellerrand zu blicken.

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Neugierig kritischer Optimist
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Es ist wunderbar und lehrreich wie es mir und zahlreichen Republik Leser:innen schwerfällt, die aus den Inneren Englands (oder doch UK) verfasste Sicht ähnlich zu sehen. Genau so wie es uns verbündeten Eidgenossen so schwer fällt, eine objektive Sicht auf die Schweiz zu haben. Hoffentlich gelingt es uns trotzdem, die auf Grosskapital, Egoismus und in der Pandemiezeit immer stärker auf Ausgrenzung fokussierte Gesellschaft Schweiz wieder integrierender, wertvoller und damit ganzheitlicher zu gestalten. Es scheint, dass dies den Briten wohl eher nicht mehr gelingen wird.

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Sie haben völlig recht, es ist traurig. Aber es begann nicht erst in der jüngsten Zeit. Ein gigantischer Keil in die Gesellschaft des Vereinigten Königsreichs war und ist der Satz "There is no such thing as society". Und das sagte ausgerechnet wer? Die britische, nein die englische Premierministerin Margaret Thatcher 1989. Die gruselige Dame mit ihren zersetzenden Überzeugungen und Taten wirkt noch heute fort.

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In Amerika gab's di Kartoffeln, dafür kein Fett. In Europa gab's Fett, aber keine Kartoffeln. Presto nach Kolumbus: es entstanden die frites. Welcher Identität ordnen wir das Gericht zu? (Übrigens auch Tempura stammt von lateinischen Tempora des Isidor von Sevilla). Man sollte mit dem "Identitätsgedusel" etwas vorsichtig sein. Wir sind alle Mischlinge.

Die historischen Kenntnisse des Autors lassen etwas zu wünschen übrig: Irland wurde von Cromwell erobert und kolonisiert (Massaker von Drogheda). 1701 wurde (nur dort) die Primogenitur abgeschaffen: Damit war Irland dazu verdammt, vom Kartoffeln zu leben (grösster Ertrag/m2). Und dann kamen Missernten und Hungersnot. Auch die Geschichte des K&K im ersten Weltkrieg kennt der Autor wenig, da er die Rolle Ungarns ignoriert. Da schreibt er: "Indem er sich zu einer bloss noch österreichischen Autokratie entwickelte".

Fintan O'Toole hatte bereits 2018 den Gegensatz: England/Britannien ausführlich in Buchform thematisiert (vermutlich aufgrund von Artikeln im Guardian). Der Autor hätte das Thema besser recherchieren können.

Der Autor verpasst auch die Gelegenheit, auf den Kernpunkt des Problems zu verweisen. Er zitiert einen Tory Parlamentarier: "Der Staat würde seine Grund­funktionen nicht mehr erfüllen: die Wirtschaft stärken, die Grenzen schützen, die nationale Einheit sichern." In der Tat, wenn die alleinige Funktion des Staates nebst der inneren und äusseren Ordnung die Wirtschaftsförderung ist - nicht die Lieferung der Grundbedürfnisse der Gesellschaft (so z.B. Erziehung, Gresundheit, Einkommensausgleich), dann braucht man keinen Staat und auch keine Nation.

Johnson ist politisch in der Zeckmühle: Er hatte wortlaut Geld für die NHS versprochen (der rote Bus! wie erinnerlich). Was als "levelling up" jetzt vorliegt, ist Augenwäscherei. Die Partei ist nicht bereit, die nötigen Steuermittel für eine echte Verbesserung der Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen.

Schliesslich: Man hätte bei der Devolution auch irgend eine Form des Proporz einführen sollen. Länder mit einem Majorz-System sind heute nicht mehr echt demokratisch, weil sie eben Minderheiten entmachten (siehe Indien).

Nebenbei: Der Autor schriebt: "Eigentlich ist Irland ein zutiefst konservativer Staat..." Wirklich? Irland hat eine der tiefsten Geburtsraten in Europa und hat die Abtreibung legalisiert.

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Urs Fankhauser
Citoyen
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👍
Zur Ergänzung: Sowohl Wales als auch Schottland sind mindestens auf dem Weg zu einem Proporzwahlrecht. Beide Parlamente werden nach einem mit Deutschland vergleichbaren Wahlsystem bestellt. Mit der Erststimne wird ein:e Abgeordnete:r des jeweiligen Wahlkreises gewählt (first past the post, wie für die Wahlen ins britische Unterhaus von Westminster). Mit der Zweistimme wird eine Partei pro Wahlregion begünstigt, die Sitze werden nach Proporz vergeben (in Schottland sind das 73 von 129). Dies führt in beiden Staaten zu geschrumpften Tory-Delegationen, gilt jedoch nur für das schottische bzw. walisische Parlament.

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Interessante Ergänzung, Herr Fankhauser, Danke. Majorz hat indes weiterhin in Westminster das Sagen - vielleicht bis die Provinz merkt, dass die Stadt ihre Interessen ignoriert.

Nachdem Irland "stockkonservativ" sein soll: Hat Republik das dortige Experiment mit "sortition" näher unter die Lupe genommen? Es soll wesentlich mitgeholfen haben, die Hürde des Referendums über den Schwangerschaftsabbruch überwunden zu haben.

Volksnah aber nicht völkisch: "Sortition" ist m.E. ein guter Weg, die Diskussion in der Schweiz über die Beziehung zur EU wieder in Gang zu bringen. Man kann sowas sogar auf privater Basis finanzieren - z.B. Stiftung.

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Weshalb hat England keine eigene Regierung wie Schottland oder Wales oder Nordirland? Aus der Perspektive der Organisationsanalyse vermischt sich Britannien mit England. Wenig verwunderlich, dass da Verwirrung entsteht.

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Was ich schreibe, denke, sage, hat immer mit meiner persönlichen Wahrnehmung zu tun. Und so habe ich auch diesen interessanten Artikel als die persönliche Wahrnehmung des Schreibenden gelesen.
Ganz kurz erwähnt er eine spirituelle Dimension des Prozesses. Das wäre für mich dann wirklich interessant geworden, dem nachzugehen, weil ich glaube, dass dann der Blick aus einer grösseren Perspektive möglich gewesen wäre. Es ist offensichtlich, dass Veränderung stattfindet, aber vergessen wir nicht die Resilienzfähigkeit ganz vieler Menschen.

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Die Fotos, welche mit verschmierter Linse aufgenommen wurden, passen ziemlich gut zum Text. Viel Subjektives, viel Bauchgefühl, nach einer doppelten Portion Steak 'n Kidney Pie.

Sahra Wagenknecht hat in ihrem Buch "Die Selbstgerechten" eine brilliante Analyse über die Gräben und ihre Entstehung in den westlichen Gesellschaften geschrieben. (In den ersten etwa 40 Prozent des Buches. Darum wollte man sie auch aus der Partei "Die Linke" werfen. Und dann kommt sie brav auf die Linke Schiene und ist das Buch nicht mehr so interessant.)
Wie auch immer, die ersten 40 Prozent sind wirklich empfehlenswert. Frau Wagenknecht beschränkt sich nicht nur auf Deutschland; auch die Lage in anderen westlichen Ländern und eben auch in UK wird abgehandelt. Frau Wagenknecht kann schreiben und strukturiert richtig gut. Und das Beste: sie dokumentiert ihre Quellen.

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Advocatus diaboli
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Vielleicht wäre es besser gewesen, der Autor hätte die Bücher zu Hause gelassen und während des dreimonatigen Elternschaftsurlaubs etwas mehr mit den Leuten gesprochen, die er auf seiner Reise getroffen hat. So bleibt am Ende dieser «Reportage», die er auch zu Hause hätte schreiben können, nur die etwas dürftige Schreibtischthese, Irland hätte das Problem von Grossbritannien nicht, weil es – zugespitzt formuliert – sein Guinness hat. Wer sich übrigens ein Bild über die Butlin's-Ferienanlagen machen will, dem sei der von Martin Parr herausgegebene Bildband «Our true intent is all for your delight : the John Hinde Butlin's photographs» empfohlen.

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Im Text antönende Ähnlichkeiten zwischen dem untergegangenen Vielvölkerstaat des K&K und dem über dem Brexit zerstrittenen UK sind spannend und beängstigend zugleich.
Die Briten haben aber manche Klippe pragmatisch umschifft und sie werden es auch dieses Mal schaffen! Stiff upper lipp…

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