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Ein so komplexes Thema auf so wenig Text zusammenfassen finde ich eine klasse Leistung!

Ein Aspekt, der trotz der Kürze nicht untergehen sollte, ist die Umwelt und das Klima. Wenn der Staat mehr Schulden machen soll, dann aber am richtigen Ort. Zusätzliche Schulden müssen ausschliessliche in klimasichernde Investitionen fliessen, wie erneuerbare Energieanlagen oder den Umbau von Städten für eine bessere Mobilität mit weniger Verkehr Bsp. Superblocks. Insgesamt sollte der Konsum auf keinen Fall weiter steigen, sondern besser verteilt werden.

Langfristig senken solche Massnahmen jedoch das BIP und die Ungleichverteilung wird wieder offensichtlich. Ich bin daher nicht einverstanden, dass Helikoptergeld eine grundsätzlich schlechte Idee ist. Vielmehr kommt es darauf an, wie es finanziert ist. Die geringe Inflation und stagnierende Löhne sind ja ein Zeichen dafür, dass Arbeit immer weniger Wert ist, weil gerade Alltagsgüter zu einem hohen Mass automatisiert hergestellt werden. Die Profite auf Grund immer geringerer Lohnkosten landen in der Finanzindustrie und erzeugt dort eine Inflation. Wenn ein Helikoptergeld aus diesem abschöpfenden Teil der Wirtschaft finanziert wird, dürfte dies den gewünschten Effekt haben. Nämlich ein krisenfesteres Sozialsystem, an dem sich alle Gewinne beteiligen. Eine bessere Bezeichnung für den Mechanismus ist allerdings bedingungsloses Grundeinkommen.

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Danke für die Blumen und Ihre Gedanken. Spannend.

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Gemäss der These von Mariana Mazzucato im oben verlinkten Buch schöpft die Finanzindustrie zum grössten Teil Werte ab, welche bei wertschöpfenden Prozessen entstehen, nämlich der Produktion durch Arbeiter, welche diesen in Form von zu geringen Löhnen vorenthalten werden. Dass die Finanzindustrie so tut, als wäre sie wertschöpfend, ist eine mehr oder weniger bewusste Täuschung. Einzig ein kleiner unentbehrlicher Teil der Bankenwelt kann man als wertschöpfend betrachten, da Teil der Produktionsprozesse.
Es wäre also sowohl logisch wie moralisch zu rechtfertigen, dass die Sozialsysteme auch von der Finanzindustrie mitfinanziert werden.

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Interessierter Auslandschweizer
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Eine spannende Analyse und Auslegeordnung. Im Punkt "Erstens" orte ich allerdings einen Denkfehler: 100% Aktiengewinnsteuer ergeben keine Gewinne für den Staat, der diese dann umverteilen könnte. Anleger würden sich sofort von Aktien abwenden und andere Anlagen suchen. z.B. Immobilien, Edelmetalle und dergleichen "Handfestes". Höhere Immobilienpreise lassen Mieten steigen. Das Gegenteil des Gewünschten, denn rund 70% der Schweizer sind Mieter. Damit träfe es tendentiell die Weniger-Verdienenden. Aber auch die meisten KMU's und Kleingewerbe sind vielfach Gewerbeliegenschafts-Mieter. Der Mittelstand würde noch mehr ausgedünnt. Die gesellschaftliche Stabilität sinkt.
Die Balance zwischen Aktiengewinn-Besteuerungs-Satz und Umverteilungs-Gewinn ist sehr schwierig. Aktiengewinne zu besteuern sind zudem in der Praxis recht schwierig; das Umgehungspotential ist gross. Noch schwieriger bis gar unmöglich dürfte es aber sein, dies politisch durch zu setzen.

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Es wurden im Artikel ja auch nicht wirklich 100% Aktiengewinnsteuer vorgeschlagen sondern darauf verwiesen, dass man diese auf bis zu 100% hochschrauben könnte. Der Trick wäre hier einen Streuersatz zu finden der, den als ungerecht empfundenen Vorteil von Menschen, die ihr Geld mit Aktieninvestitionen verdienen, gegenüber Lohnempfängern auszugleichen. Ähnliche Steuern für Kursgewinne bei Immobilien und Edelmetallen sind ja auch leicht denkbar bzw. existieren bereits. Diese müssten natürlich im gleichen Zug angepasst werden um so die von Ihnen beschriebenen Verzerrungen zu vermeiden.

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Da sprechen Sie etwas wichtiges an: Steuern verändern auch das Verhalten. Ist in der Ökonomie auch als Lucas-Kritik bekannt. Deshalb ja, ich bin mit Ihnen einverstanden: Eine 100-prozentige Steuer auf Kursgewinnen würde bestimmt dazu führen, dass weniger in Aktien investiert würde.

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Betroffen wie alle
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Der Artikel analysier in transparenter Weise die komplette Ausweglosigkeit der traditionellen Wirtschaftswissenschaften. Die inhärenten Widersprüchlichkeiten des gewachsenen Geldsystems, verbunden mit einem entarteten Eigentumsbegriff, bedingen ein System des ständigen staatlichen Reparierens und Lavierens, stets am Rande der Stabilität. Ich muss gestehen, dass ich durch diese Lektüre auf keinen Fall besser schlafen werde. Im Grunde ist das Fazit doch: "verdammt, es wird immer so weitergehen, wir können es nicht dauerhaft hinbekommen". Man könnte Depressionen darüber entwickeln. Andererseits könnte man natürlich auch einfach aus der Box der klassischen Ökonomie herausdenken und mal ganz entspannt schauen, was denn noch so geht :). Ich ziehe Letzteres vor.

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Lieber Herr Reisewitz
Merci für Ihren Kommentar. Es tut mir Leid, dass Sie der Text mit einem unguten Gefühl zurücklässt. Schade eigentlich, da gegen Ende vier sehr konkrete Vorschläge gemacht werden, wie man dem Problem begegnen kann. Ich ziehe daraus kein fatalistisches, sondern das folgende Fazit: Es kann sich etwas ändern, wenn wir es wollen.
Beste Grüsse, Simon Schmid

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Betroffen wie alle
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Oh je, dass Sie mich recht verstehen: es kann und wird sich Vieles ändern. Man kann es ja überall sehen. Wir leben schon "in interessanten Zeiten", wie der alte chinesische Fluch es nennt.
Mein Eindruck ist bei den Wirtschaftswissenschaften momentan, dass von dort zwar Lösungsvorschläge kommen, sehr konkrete sogar. Es geht mir jedoch um die Grundvoraussetzungen der etablierten wirtschaftswissenschaftlichen Denkschulen, nämlich das Verständnis des Menschlichen, des Staatlichen und des Gesellschaftlichen, für deren Etablierung schon viele Nobelpreise vergeben wurden. Diese Voraussetzungen aber stellten und stellen sich mit der Zeit als so sehr fehlerhaft und unfundiert heraus (man kann rückblickend schon eher von Schulen und Moden als von Wissenschaft sprechen), dass man eigentlich bei klarem Verstand kaum noch darauf vertrauen möchte.
Das heisst nicht dass alle Korrekturmassnahmen sinn- und wirkungslos wären, es bedeutet aber dass aus der Ecke der Wirtschaftswissenschaft sehr sehr wenige dauerhafte Ansätze entstehen (klar es gibt die doughnut-economy von Kate Raworth, es gibt die Erkenntnisse von Elinor Ostrom oder die - nicht aus der Wiwi stammende - Erzählung von David Graeber zur Schuldenwirtschaft, die Werke von Silke Helfrich zur Macht der Commons und so weiter). Die spannenderen Beiträge sind aber diejenigen, die im besten Sinne radikal ansetzen, also an der Wurzel, ohne extrem zu sein.
Das sogenannte politische Tagesgeschäft kann allerdings vielerorts nichts mit Radikalität anfangen. Und darum bleibt die Sache auf der Ebene der Nationen ein ewiges Flickschustern, Ausweichen und Nachsteuern von Schiffen, die jedes Jahr einen Zentimeter tiefer sinken. Vielleicht kann sich auf globelar Ebene ein guter Ansatz verwirklichen . Aber Sie merken schon, jetzt bin ich ganz weit in der Zukunft. Ausser...
...ja, ausser es geschieht Unerwartetes. Die jetzige Pandemie bietet ein Beispiel für die Wirksamkeit einer Politik, die sich radikalen Massnahmen nicht verschliesst. Schauen Sie nach Taiwan, nach Neuseeland, nach Israel und ja, auch nach China - Regierungen die nutig handeln und ins - politische und wirtschaftliche - Risiko gehen, um die Zukunft ihrer Bürger zu retten. Da könnte die Schweiz heute dazu gehören. Am Geld hätte es nicht gefehlt - nehmen Sie Bezug die letzten SNB-Gewinne. Aber nein, unser Los war leider eine Niete.
Naja, genug für jetzt. Ich hoffe mein kleiner Text war etwas unterhaltsam. Alles Gute;
Robbi Reisewitz

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Danke für diesen interessanten Beitrag. Die Kursgewinnbesteuerung haben wir schon in eingeschränktem Masse, und sie wird bei der nächsten Krise gewaltige Probleme bringen, wenn die Verluste steuerwirksam werden.

Aber der Titel des Artikels ist. m.E. völlig falsch: An der Börse profitieren immer alle, welche Geld richtig anlegen, egal, ob arm oder reich. Zurzeit und bis auf weiteres profitiert, wer Aktien kauft. Dank der auch in der Schweiz tätigen Brokers können auch Leute mit geringem Kapital sehr günstig Aktien kaufen. Aber aufgepasst, wenn Sie Aktien über Ihre Bank kaufen und verkaufen wollen, sind die Kosten teilweise prohibitiv. Nochmals: suchen Sie sich einen Broker.

Mich stört auch das Durcheinander mit Inflation und Blasen. Bei einer Spekulationsblase steigen die Kurse, weil sie schon gestiegen sind (wobei eigentlich niemand weiss, wie man Blase definiert - und es sogar Theorien gibt, das es Blasen gar nicht gebe). Je verwaschener der Begriff ist, umso breiter kann man ihn verwenden. Mit Inflation wird allgemein die Preissteigerung bei den Konsumgütern gemeint. Und es stimmt: wie im Artikel beschrieben, haben die Lokführerin und der Klavierlehrer am Ende des Monats nicht mehr Geld in der Lohntüte. Folglich können sie es sich nicht leisten, höhere Preise zu bezahlen. Jetzt in der Corona-Krise haben viele sogar Lohneinbussen und reagieren deshalb noch preissensitiver. Darum wird es noch lange keine Inflation der Konsumgüterpreise geben bzw. wird sie allenfalls von den Energiepreisen bestimmt. (Und dass auch die Mieten einen schönen Schub bekommen und die kleinen Leute noch mehr knausern müssen, dafür sorgte das Bundegericht letztes Jahr.)

Das viele Notenbankgeld und die riesigen Sparleistungen für die Altersvorsorge müssen irgendwie angelegt werden. Folglich nimmt hier die Preissensitivität ab und kommt es zur Inflation: Die Preise für Anleihen, Aktien und Immobilien etc. gehen durch die Decke. Ist das eine Blase? Ist eine Inflation eine Blase? Offensichtlich nicht. Aber es besteht die Gefahr, dass mit dem vielen Geld dumme Anlagen gemacht, z.B. langlaufende Anleihen gekauft werden, die fast keinen Zinsertrag und dafür hohe Ausfallrisiken bringen und bei denen alle beten müssen, dass das Zinsniveau ja nicht steigt, weil sonst der Kurs radikal fällt. Aber man kann ja Aktien kaufen oder ETF auf Aktien.

P.S. Bitte an die Redaktion, verzichten Sie auf reisserische Titel. Auch "Hey Joe" war ein völlig falsch und "Eyes Wide Shut" schreibt nur, wer keine Ahnung davon hat, worum es dabei geht ("Bill wird im Laufe des Abends von Ziegler in dessen Badezimmer gerufen, weil eine Frau namens Mandy, mit der er offenbar gerade Sex hatte, unter starkem Drogeneinfluss steht und kaum noch ansprechbar ist, und so weiter und so fort." Wikipedia).

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"Die Kursgewinnbesteuerung haben wir schon in eingeschränktem Masse", schreiben Sie. Wie denn? Ist mir völlig neu.
Und weiter: "An der Börse profitieren immer alle, welche Geld richtig anlegen, egal, ob arm oder reich". Zynischer geht es wohl nicht mehr. Wie will jemand an der Börse investieren, wenn am Ende des Monats kein Geld übrig bleibt? Gemäss BA für Statistik besassen 2017 beinahe 24% der Steuerpflichtigen 0 Fr. Reinvermögen. Weitere 31% ein Reinvermögen zwischen 0 und 50'000 Fr. Also mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist kaum in der Lage an der Börse zu investieren.

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Genau! Und am oberen Ende versteuern nur gerade 0.3% der Steuerzahler ein Drittel aller Vermögen. Alle Vermögen zusammen sind 2'000 Mia., die jährlich im Schnitt um 55 Mia. anwachsen. Die Schieflage wird zudem von Jahr zu Jahr krasser.

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Kursgewinnbesteuerung: wenn Sie Gewinn gemacht und zu oft gekauft und verkauft haben, haben Sie nicht nur überflüssige Kosten, sondern bezahlen auf dem Gewinn noch Einkommensteuer.

Zu Ihrer Statistik: schauen Sie bitte die Definition für Reineinkommen nach. Weiter kann man auch 5'000 oder 10'000 anlegen, statt das Geld auf dem Konto liegen zu lassen.

Weshalb es zynisch sein soll, dass auch Arme erfolgreich Geld anlegen können, wäre zu begründen. Und wenn Sie den Rest meines Kommentars studieren, werden Sie eine Gebrauchsanweisung für zurzeit erfolgreiches Anlegen finden. Kann es sein, dass Sie die Empörung über mutmassliche Ungerechtigkeiten geniessen? Wäre es nicht besser zu versuchen, die Chance zu nutzen?

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Bei diesem Artikel wurde völlig ausgeblendet, dass der Haupttreiber für tiefe Zinsen, und die Geldschwemme nicht gierige Reiche, sondern die Pensionskassen sind. Dabei muss jeden Monat vielleicht 10% der gesamten Lohnsumme investiert werden. Nicht grad der Globalen, aber in dieser Richtung. Alle Länder mit Pensionskassen System müssen das. Denn, den Einzahlern wurde ein Zins versprochen, per Verfassung. Das geht nicht im Sinne von : ja wir haben etwas Geld über und hier sind ein paar gute Möglichkeiten, sondern das Geld muss raus, fast egal wohin. Und das geht dann in Aktien von Firmen, welche als gute Anlage betrachtet werden. Es ist nicht so, dass der Herr Bezos immer reicher werden will, sondern die Pensionskassen in Amazon eine endlos gute Investition sehen, und sich immer dieselben Aktien im Kreis herum abkaufen. Es ist nicht so, dass Amazon oder Herr Bezos kontinuierlich Aktien generieren und an Markt platziert würden. die brauchen das Geld gar nicht.
Wenn man nun die Aktien gegen 100% besteuern würde, würden die Pensionskassen in Volkspensionen umgewandelt.

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Eine spannende Analyse und auch für Nicht-Finanzexpertinnen gut verständliche Auslegeordnung.

Allerdings bleibt sie im Denken des Finanzsystems verhaftet. Ist diese Perspektive das Axiom, könnte es funktionieren. Doch bereits wenn man die Perspektive wechselt und das Politsystem zugrunde legt, werden systemische Effekte absehbar: Während es im Finanzsystem dem Akteur um die Vermehrung von Vermögen geht, geht es im Politsystem um die Vermehrung von Macht. Geld ist aus dieser Sicht eine Währung zum Austausch unter diesen beiden Systemen, mit der die beteiligten Akteure Macht und Vermögen transformieren. Das «Wohl der Gesellschaft» kommt darin nur als leere Floskel vor.

Betrachtet man die globalen Systeme noch eine Ordnung höher kommt man zur Perspektive der Grenzen des Wachstums: Egal mit welchen Massnahmen in das Finanzsystem eingegriffen wird, die Zinseszins-Entwicklung wird stets eine exponentielle Wachstums-Kurve sein (deren Schachbrett-Effekt spüren wir seit der Pandemie alle bestens). Dem gegenüber stehen die «natürlichen» Wachstumskurven, die allem Lebenden zu eigen sind. Diese flachen irgendwann ab. Die Schere zwischen Geldzinsen und dem System des Lebens auf dieser Erde öffnet sich unweigerlich, solange wir in einer Haltung sind, die natürlichen Ressourcen nur als Rohstoff betrachtet, die man endlos ausbeuten kann.

Mit anderen Worten: Es fehlte für mich der Aspekt der Nachhaltigkeit im Artikel.

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Die Entwicklung der Finanzgewinne im Verhältnis zu den Gehältern ist das wichtigste nicht beachtete Thema unserer Zeit. Danke für diesen Artikel!

Die Finanzgewinne steigen schneller. Das zeigt über einen langen Zeithorizont Thomas Piketty in „Das Kapital im 21. Jahrhundert.“

Was richtet es mit einer Gesellschaft an, wenn eine Arbeits-Leistung sich finanziell nicht lohnt, weil die Vermögen ohnehin schneller wachsen? Das kann sich jeder selbst ausmalen.

Die Lösung kann nicht bei den seit 2007 getriebenen Zentralbanken ansetzen. Sie gleichen nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten aus, was die Regierungen versäumt haben (eine Politik, die nicht nur auf Angebots-, sondern auch auf Nachfrageseite agiert). Und die seit 2008 gehörten Warnungen vor Hyperinflation durch quantitative easing sind jetzt seit 13 Jahren nicht eingetreten.

Die Lösung muss ein internationales Steuersystem reformieren, dem es schlicht nicht mehr gelingt, Finanzgewinne zu besteuern. Wie sie ausgestaltet werden könnte, beschreiben Emmanuel Saez und Gabriel Zucman in „The triumph of injustice“.

Gabriel Zucman leitet das neu geschaffene EU tax observatory. Die EU hat das Problem verstanden.

Die Schweiz? ;-)

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Danke für die Blumen!

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Vielen Dank für die ausgezeichnete und auch für Laien gut verständliche Übersicht über komplizierte finanzpolitische Zusammenhänge.
Zwei Aspekte scheinen mir wichtig zu sein:
Erstens kann ich mir angesichts der Machtverhältnisse in unserem Parlament nicht vorstellen, dass von den vier besseren Lösungen irgendeine eine Chance hat.
Zweitens – und das wurde in einem Kommentar bereits erwähnt – müssten diese Massnahmen zwingend auf ökologische Massnahmen ausgerichtet werden, wenn wir noch einigermassen in den Griff bekommen möchten.
Unser gesellschaftliches und politisches Verhalten in der aktuellen Pandemie gibt zu wenig Hoffnung Anlass, dass Schritte in dieser Richtung unternommen werden. Augen zu, Überträger schlechter Nachrichten zum Schweigen bringen und populistisches Weiterwursteln wie bisher ist leider viel wahrscheinlicher.

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Informatik-Ingenieur und Ökonom
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Treffende Diagnose, zweifelhafte Medizin.

Alle vier Lösungsvorschläge scheinen mir unausgegoren.

  1. Die Vermögenssteuer, wie wir sie heute haben, ist viel sinnvoller und fairer als eine Kapitalgewinnsteuer. Eine neu eingeführte Kapitalgewinnsteuer würde die erwähnten 193 Milliarden von Bezos gar nicht betreffen, denn die hat er ja schon! Die Kapitalgewinnsteuer trifft vor allem diejenigen, die noch nicht reich sind, es aber noch werden wollen. Es scheint mir nicht fair, jemanden, der in der Vergangenheit reich geworden ist, ganz anders zu besteuern, als jemanden, der in Zukunft reich wird. Bei der Vermögenssteuer sieht dies besser aus. Zudem führt eine Vermögenssteuer im Gegensatz zur Kapitalgewinnsteuer auch nicht dazu, dass diejenigen bestraft werden, die ihr Kapital am produktivsten einsetzen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es viel gescheiter, das Kapital von denjenigen wegzunehmen, die nur darauf rumsitzen und nicht recht wissen, was sie damit anfangen sollen.

  2. Finanzregulierung weiter verschärfen könnte auch genau den gegenteiligen Effekt haben, nämlich dass die Banken noch zögerlicher Geld ausleihen und noch weniger Kredite an KMUs o.ä. vergeben. Damit würde das Problem verschärft anstatt gelindert. Schon heute sehen sich viele Finanzinstitute gezwungen, Geld in Staatsanleihen zu stecken, weil das Gesetz sagt, nur das sei sicher.

  3. Höhere Staatsausgaben sind kein Selbstzweck. Sie sind dann sinnvoll, wenn der Staat auch gute Projekte hat. Und selbst wenn man das Ziel erreicht, nämlich dass "die Anleihe­renditen und die erwartete Teuerung" steigen, ist das für die Aktienmärkte ein Nullsummenspiel. Dort zählen nämlich die Real- und nicht die Nominalzinsen. Die reale Bewertung einer Aktie ändert sich nicht, wenn Zinsen und Inflation um je 2% ansteigen. Das gleiche gilt für den 4. Punkt.

Im Gegensatz um Autor denke ich aber, dass "Helikoptergeld" durchaus ein Versuch wert wäre. Nur weil es möglich ist, damit zu übertreiben, sollte man diese Option nicht von vornherein verwerfen. Zu einem gewissen Grad haben wir nämlich bereits Helikoptergeld, nämlich die jährlichen Ausschüttungen der SNB and die Kantone. Hier besteht durchaus Spielraum zu einer Ausweitung.

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«Zu einem gewissen Grad haben wir nämlich bereits Helikoptergeld, nämlich die jährlichen Ausschüttungen der SNB and die Kantone. Hier besteht durchaus Spielraum zu einer Ausweitung.» Da gebe ich Ihnen Recht und ich denke, dass diese Beobachtung in der Diskussion etwas zu kurz kommt. Danke fürs Aufbringen!

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Mit zunehmendem Alter werde ich immer sensibler betreffend "gewaltfreier Sprache" und der Ausdruck "Helikoptergeld", den Sie im Artikel einführen und der hier oft wiederholt wird, hat (für mich) eine ähnliche Konnotation wie das politische "Giesskannenprinzip". Jemand erhält etwas, ohne dass es ihm zusteht, ohne dass er es sich verdienen musste, weshalb der Ausdruck immer in abwertendem und abwehrendem Kontext verwendet wird. Durch die Benützung dieser Ausdrücke vertieft sich eine Haltung, die mögliche Lösungen (und deren demokratische Legitimation) zum Vornherein verhindert und es wären doch andere Ausdrücke möglich: Ausschüttung, Grundeinkommen, Lebensgrundlage, Zustupf .... Sie als Spezialist sind hier gefragt.

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Höhere Staatsausgaben sind kein Selbstzweck. Sie sind dann sinnvoll, wenn der Staat auch gute Projekte hat.

An denen sollte nun wirklich nicht mangeln!
Wir haben eine Klimakrise und die Folgen einer Pandemie zu bekämpfen! Das sind Aufgaben, die massive Investitionen benötigen und „nur“ gesamtgesellschaftlichen Nutzen haben, jedoch keinen Profit für einzelne Investoren abwerfen. Diese Projekte kann (muss) der Staat umsetzen oder zumindest anschieben, und bis das geschehen ist, sind höhere Staatsausgaben alles andere als Selbstzweck.

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Punkt 1 stimmt so leider nicht. Bezos hat die 194 Milliarden nicht. Deswegen muesste er diese auch nicht versteuern. Seine (Aktien-)papiere werden so hoch bewertet. Weil ein paar unverbesserliche Pensionskassen immer dieselben Aktien im Kreis rum schieben, und so den Kurs hochtreiben. Bezos könnte (theoretisch) seine Aktien verkaufen und so die 194Milliarden kassieren, dann würden sie auch unter die Kapitalgewinnsteuer fallen. Aber wenn er das Geld gar nicht braucht, sondern von seinem Lohn leben kann, weshalb sollte er verkaufen?

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Gibt es eigentlich irgendetwas, was substantiell gegen die Transaktionssteuer spricht, ausser, dass sie global durchgesetzt werden müsste, was ja nicht gerade schnell zu machen wäre.

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Und was hält der Autor von der Steuer auf Frankenkäufe wie sie Travail. Suisse seit längerem vorschlägt?
(Motion Porchet https://www.parlament.ch/de/ratsbet…d=20204581)

https://nzzas.nzz.ch/schweiz/travai…ld.1562389

Dadurch könnten Industrie und Tourismus vor der Frankenstärke weiter geschützt werden. Gleichzeitig würde der Druck auf die Zinsen und die Devisenmarktinterventionen reduziert werden. Die Aufblähung der Finanzmärkte durch die SNB würde sich dadurch erübrigen.

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Puh, ich muss ehrlich sagen: Das müsste ich mir zuerst gut durchdenken. Danke für den Gedankenanstoss - ich hatte das nicht auf dem Radar.

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Finde es extrem gut, dass ein/e Expert:in mal dazu steht, dass er/sie sich zuerst ein Thema durchdenken muss. Wir Laien sind es uns sonst gewohnt, dass von Experten:innen zu jeder Frage immer sofort eine Meinung oder Lösung daher kommt.

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Ich sehe folgende Probleme: ich wohne und versteuere in der Schweiz. Wenn ich US-Aktien kaufen will, muss ich zuerst USD kaufen. Wenn ich die Aktie wieder verkaufe, muss ich die USD gegen Franken tauschen. Und für den Frankenkauf soll ich dann eine Steuer bezahlen? Oder ich kaufe in Deutschland ein Haus und brauche dazu Euro. Wenn ich das Haus später wieder verkaufe und mein Geld in die Schweiz bringen will, soll ich eine Frankensteuer bezahlen? Ich glaube, Anlagen im Ausland bzw. die Rückführung von Erträgen und Erlösen würden massiv erschwert.

Ich könnte mein Geld natürlich auch auf ein Franken-Konto in z.B. Frankfurt überweisen und die Anlagen von dort aus machen...

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Ein sehr guter Beitrag. Ich denke auch, dass man bei der Fiskalpolitik ansetzen sollte. Sei es mit einer Mikro- oder Finanztransaktionssteuer. Eine Umverteilung, oder etwas mehr Gerechtigkeit, tut Not und ist meines Erachtens unerlässlich. Ansonsten droht eine zunehmende globale Verarmung breiter Schichten; natürlich auch befeuert durch die Pandemie. Wie sich neue Steuern auf den Markt auswirken würden, ist jedoch ungewiss. Es könnte sein, dass dann "Dark Rooms" wie Pilze aus dem Boden schiessen könnten. Auch andere Zweifel sind angebracht: Sind neue Steuern politisch gewollt und auch durchsetzbar? Viele Regierungen - auch demokratisch gewählte - fühlen sich mehr dem Geldadel verpflichtet als dem darbenden Bürger. Die rigorose Kontrolle von sozial Bedürftigen - auch in der Schweiz - sprechen eine deutliche Sprache. Hingegen werden Steuerflüchtlinge oder/und Steuerhinterzieher mit Samthandschuhen angefasst. Doch wenn der Turbokapitalismus nicht mehr reguliert wird, dürften soziale Unruhen zunehmen und die Klimakatastrophe nicht abzuwenden sein.

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Ein weiteres Mal wird in der Republik meiner Meinung nach zu Unrecht und zu pauschal gegen die MMT geschossen (s. den verlinkten Artikel). MMT zielt nicht auf geldpolitische Massnahmen der Zentralbanken, sondern auf fiskalpolitische Massnahmen - da geht es um weit mehr als um Helikoptergeld. Es geht um die Frage der Beschreibung und möglicher Strategien der Fiskalpolitik von Ländern, die Währungssouveränität besitzen - wie zb die Schweiz.

Und gegen das eine Argument, das in diesem Arikel gegen die MMT-Vertreter*innen vergebracht wird, ist zu entgegnen: Verschenktes Geld kann sehr wohl zurückgefordert werden - durch Steuern. Steuern können unterschiedliche Ziele und Akteure verfolgen - auf jeden Fall kann mit Steuern Geld wieder aus dem Wirtschafts-Kreislauf hinausgenommen werden, so wie es durch 'drucken' hineinkommt.

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Da gebe ich Ihnen Recht, da habe ich etwas zugespitzt. Es gibt durchaus Möglichkeiten, das Geld wieder dem System zu entziehen. Allerdings wäre das nicht trivial. Wer entscheidet über die Steuern? Nicht die Notenbank...

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Sehr informativer, gut lesbarer Artikel. Die Vorschläge, wie Finanz- und Realwirtschaft wieder besser zusammengebracht werden könnte, würde ich um die Finanztransaktionssteuer (auch Mikrosteuer genannt) auf den elektronischen Zahlungsverkehr erweitern. Der Vorschlag ist Inhalt einer in der Schweiz lancierten Initiative und wird auch in der EU diskutiert. Vorgeschlagen wurde eine ähnliche Art Steuer eigentlich schon vor bald 50 Jahren vom US-Wirtschaftswissenschafter J. Tobin, der die internationalen Devisengeschäfte besteuern wollte. Bis jetzt ist keiner dieser Vorschläge umgesetzt worden. Diese Steuer hätte - so wird gehofft - auch eine beruhigende Wirkung auf die Börsen, da sie die spekulativen Transkationen und vor allem den Hochfrequenzhandel verteuern würde.

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Vielen Dank für diesen tollen Artikel!

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte: Ein Artikel über die Gamestop Aktie und die damit verbundene Offenlegung der (teilw. illegalen) Machenschaften einiger Hedge Funds und die Auswirkungen auf den Markt. Ich habe noch keinen Artikel in den Medien gefunden, welcher die Geschehnisse evidenzbasiert diskutiert und nicht bereits im Vorfeld eine bestimmte Meinung vermittelt.

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Die Hintergründe bei Gamestop (Robinhood App, Rolle der Hedgfonds, Orderflow, aber auch den Einfluss der Pandemie) hat in meinen Augen Marc Faber in diesem Interview ganz gut erläutert: https://youtu.be/Tq8Nl0WyfKM

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Green New Deal? Naomi Klein. AOC. Argumentation darf als bekannt vorausgesetzt werden. Ein Umbau zu autoarmen Wohngebieten z.B. ist mittelfristig wünschenswert, nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch aus sozialen: am günstigsten unterwegs ist und bleibt man per sog. Langsamverkehr. Solange sich dabei eine Gentrifizierung vermeiden lässt, profitieren fast alle. Vgl. https://www.theguardian.com/world/n…tudy-finds

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Green! New! Deal! Jedes Wort hat seine eigene Aussage und nur zusammen ergibt es Sinn.

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Artikel von Feinstem! Ich denke, es lohnt sich, vertieft mit der Modern Monetary Theory auseinanderzusetzen. Das Dogma einiger Bürglicher, Staats-Schulden seien des Teufels, it dringend zu hinterfragen. Steuergerechtigkeit wäre ein anderes Thema. Man könnte z.B. die Vermögenssteuer ausbauen, anpassen. Und anstelle der Besteuerung des Einkommens auch bei Privaten lediglich den Gewinn (Differenz der jährlichen Nettovermögen) besteuern.

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Bezüglich MMT würde ich mir vor allem auch wünschen, dass die Republik nicht nur über das Thema schreibt, sondern auch ins Gespräch kommt mit den Expert:innen dieser ökonomischen Denkschule. Stefanie Kelton wird ja im Artikel erwähnt - ihr Buch "The Deficit Myth" ist sehr angenehm geschrieben. Aber auch im deutschsprachigen Raum gibt es mittlerweile Expert:innen (z. B. Dirk Ehnts vom Onlinemagazin Makroskop).

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Vielleicht interessant für Sie: Wir hatten im 2019 einen Artikel, in dem Stephanie Kelton prominent vorkam: https://www.republik.ch/2019/07/08/…sture-esel

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Wirtschafts-Informatiker
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„Die Reichen werden reicher“ – werden sie das? Bezos ist reicher, weil mehr Leute auf Amazon wetten im Hinblick darauf, dass sie Amazon später mit Gewinn verkaufen können. Sie wollen ja nicht Anteile am Unternehmen erwerben. Wenn der Tesla-Gründer Elon Mask zum Zeitpunkt als der Tesla-Kurs an der 900-er Grenze war Blockchain bei einem Kurs von 35000 gekauft hat so hat der dies wohl mit Tesla-Aktien finanziert. Inzwischen ist der Blockchain Kurd auf 55000 gestiegen und der Tesla-Kurs nahe and die 700er-Marke getaucht. Gut gewettet! Das kann nicht ewig weiter gehen - irgendwann wird wohl Zahltag sein – das nennt man Crash, weil alle Bieter in sicherere Werte flüchten und der letzte bezahlt die Zeche. Das Ganze ist kein Nullsummen-Spiel – denn das Volumen der verfügbaren sicheren Werte wächst durch die Produktivität. Entscheidend an dem Spiel ist wer sich rechtzeitig einen Anteil auch an diesem Mehrwert sichert.
An diesem Spiel des Umverteilens nicht beteiligt sind diejenigen die nicht über ausreichend Spielkapital und/oder nicht über die notwendigen Kenntnisse / Informationen verfügen. Folge: die relative Verteilung der Vermögenswerte verschiebt sich zu Gunsten der Spielergesellschaft – nur sie können am inzwischen geschaffenen Mehrwert partizipieren (und vermeiden es, die Allgemeinheit über die Versteuerung der Gewinne partizipieren zu lassen).
Damit die Ungleichheit nicht in astronomische Höhen wächst (GINI-Faktor) und die Gesellschaft auseinander fliegt muss etwas umverteilt werden: Zur Wahl stehen „Einkommen“, „Vermögen“, „Informationen/Kenntnisse“.
Einen Ausgleich beim Einkommen zu schaffen mit Hilfe von „Helikoptergeld“ wäre durchaus ein Ansatz – es müsste allerdings funktionieren wie in China wo gezielt Coupons an Berechtigte verteilt (auf das Handy geladen) werden und die Mittel nur für ein besseres Leben eingesetzt werden können (das schliesst die anderen Faktoren - Ausbildung, Bildung und Schaffung eines eigenen Vermögens ein) und schliesst Teilnahme an Wetten aus. Finanzieren müsste man es mit der heftig bekämpften Unausweichsteuer (Transaktionssteuer) weil dies auch gleich den Kern der Sache – die Wettgesellschaft zum Zahlen einlädt.

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Florian Fisch
Wissenschaftsjournalist
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Interessanter Artikel. Was mich wirtschafts- und geldpolitischen Beiträgen aber immer wieder wundert: Woher haben die Autoren nur immer diese Gewissheit, dass die Zusammenhänge so sind, wie sie sagen?

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Das ist eine sehr gute Frage. Das jahrelange Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Literatur hilft. Haben Sie denn ein konkretes Beispiel, wo Sie sich diese Frage gestellt haben?

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Florian Fisch
Wissenschaftsjournalist
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Hmm... Brunetti sagt, nur höhere Zinsen können eine Blase verhindern. Coppola sagt, nur Helikoptergeld könne dies. Sie sagen, das erste führe zu einer zu tiefen und das zweite zu einer zu hohen Teuerung. Sie alle stützen sich auf die wissenschaftliche Literatur, Sie alle treten auf, als sei es klar. Aber mindestens zwei von Ihnen müssen falsch liegen - oder aber Sie sprechen nicht vom Gleichen. Ich würde mir wünschen, dass Sie die Grenzen der Prognosen und die Annahmen dahinter kommunizieren.

Könnte man nicht eine Studie machen? Bei jeder Zinsanpassung, Steuerfussanpassung, Sozialgeldmassnahme, müssen die Ökonominnen eine Prognose für den nächsten Monat, das nächste Jahr, die nächsten 5 Jahre machen - mit Begründung (zum Beispiel eine Formel), mit Einschränkungen... Dann müssten die Prognosen mit der Zeit besser werden, die relevanten Faktoren klarer und unser Verständnis besser.

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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In einem ersten Schritt haben die Zentral­banken verhindert, dass der Börsen­crash in eine Finanzkrise eskaliert ist.

Hä? Hab ich was verpasst?

Die Große Rezession bezeichnet eine nahezu weltweite Rezession, die etwa im Jahr 2007 begann und 2009 ihren Höhepunkt erreichte. Ausgelöst wurde die Rezession durch verschiedene Faktoren, insbesondere durch das Platzen einer Immobilienpreis-Blase (insbesondere in den USA) und damit einhergehend die Finanzkrise ab 2007 und die Bankenkrise, auf die später Staatsschuldenkrisen wie die Griechische Staatsschuldenkrise folgten. Zudem kam es zu Hungerkrisen in armen Ländern.

But thanks anyway für diesen übersichtlichen, policy orientierten Artikel.

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Die Passage bezieht sich auf den vergangenen Frühling, nicht auf 2007...

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Michel Rebosura
Ratsmitglied Project R Genossenschaft
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Ah, danke! Da hab ich nicht gut aufgepasst. Bei all den vielen Börsencrashs ist es manchmal schwierig, den Überblick zu behalten. 😏

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Inflation - unter 4. als „Weg zur Lösung“ hergeleitet - ist das, was aus meiner Sicht zu erwarten ist; und wer Inflation erwartet, investiert besser in Aktien und Immobilien, als die Franken auf dem Bankkonto oder den Nennwert einer Obligation im Wert schwinden zu sehen.
Hohe Inflation ist angenehm für Wohlhabende mit Real Assets und unangenehm für Arbeitnehmer, die für Lohnerhöhungen kämpfen müssen, die womöglich doch hinter der Inflation zurück bleiben.
Wenn Inflation die Einkommensungleichheit glättet, müsste es Indien und Afrika wunderbar egalitäre Gesellschaften geben, nicht? Ich verstehe nicht, wie Inflation bezüglich Ungleichheit erstrebenswert ist, aber ich denke, sie kommt unweigerlich.

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Danke für Ihren Kommentar. Lassen Sie mich hier meinen eigenen Kommentar von weiter oben reinkopieren.

«Allerdings scheint mir auch wichtig, hier die positiven Effekte der Inflation zu nennen - resp., um noch genauer zu sein: Die positiven Effekte von ansteigenden Inflationserwartungen. Steigende Inflationserwartungen reduzieren den Realzins. Das stimuliert die Wirtschaft. Und das wiederum hilft auch den Menschen, die eher von Arbeitslosigkeit bedroht sind.»

Was denken Sie? Ihre Meinung interessiert mich.

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Ein guter Beitrag. Aber auch dieser hat Schlagseite. Herr Canegt hat sich zweifelsohne zu wenig mit Helikoptergeld befasst.
Sein oberstes Ziel ist ja, die Inflation wieder auf 2% zu bringen. Er sagt zwar nicht, warum, aber Geldentwertung würde den Menschen dazu bringen, mehr Geld zu Investieren statt auf dem Konto liegen zu lassen. Allerdings nur, wenn die Zinsen tiefer als die Inflation sind (derselbe Mechanismus gilt in der Freigeldtheorie Silvio Gesell, einfach mit Negativzins).
Canetg verschweigt, dass Helikoptergeld die Konsumpreise = Inflation erhöht. Voilà: Ziel erreicht. Das geniale ist aber, dass der grösste Teil des Geldes verkonsumiert wird, also die Wirtschaft effektiv ankurbelt, nicht wie heute, wo das Geld vollständig in Börse/Immobilien fliesst. Das Argument der abhängigen Regierung ist haarsträubend, denn die Unabhängigkeit der SNB ist nicht einfach durch einen Handstreich aufzuheben.
Immerhin anerkennt Canetg, dass Regierungen antizyklisch investieren sollten. Aber auch hier wäre dies nicht über Bankschulden nötig, sondern viel einfacher über direkte SNB-Darlehen an den Bund.
Auch die erwähnte Erhöhung der Eigenkapitalunterlegung bei Privatbanken wäre zieführend.
Abschliessend fällt mir auf, dass im Artikel doch viele Instrumente der Vollgeldinitiative aufgeführt sind😉

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Warum nicht Grundeinkommen statt Helikoptergeld?

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Auch ein Grundeinkommen wird in Zukunft noch diskutiert werden, dient aber vor allem der persönlichen Selbstverwirklichung & Armutsbekämpfung. Dafür müsste es verlässlich sein. Eine staatliche Krisenbekämpfung soll aber nur situativ angewendet werden.
Ich persönlich fände ein Grundeinkommen gut, jedoch müsste es an Bedingungen geknüpft sein (z. B. jeden Monat ein paar Stunden Mithilfe bei Gemeinwohlarbeiten). Damit könnte die Arbeitslosenkasse abgelöst werden!

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Helikoptergeld ist eine Methode um die Geldmenge auszuweiten. Wenn die Geldmenge gross genug ist, weil z.B. die Inflation zu hoch wird, gibt es kein Helikoptergeld mehr.

Demgegenüber dürfte das Grundeinkommen als Sozialtransfer ein anderes Ziel haben (ob jetzt bedingt an Bedürftigkeit oder bedingunglos). Wenn Sie das Grundeinkommen nicht aus Steuern finanzieren wollen, sondern aus Geldschöpfung, müssten Sie überlegen, wie sie mit der Inflation umgehen möchten. So würde 20.- pro Tag plötzlich nicht mehr für ein Zmittag ausreichen sein.

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Danke für Ihren Kommentar. Schauen Sie, hier (https://www.swissinfo.ch/ger/geldpo…g/45576152) habe ich mal ausführlicher über Helikoptergeld gesprochen. Vielleicht interessiert Sie das.

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Sehr geehrter Herr Canetg, ich habe Ihre Interviews auf Paradeplatz und mit Herrn Sturm gehört. Wer Aussagen macht wie "wenn die SNB ihren ganzen Gewinn der letzten 10Jahren verteilt hätte, gäbe dies 62'000 Franken pro Person", hat sich ungenügend mit Helikoptergeld auseinander gesetzt. Verständlich, da dieses Konzept in der Geldpolitik nicht vorkommt. Die englische Notenbank ist da moderner unterwegs. Sie können sich aber auch in der Schweiz erstklassig informieren, z. B. bei MoMo (monetäre Modernisierung). Ich wünsche spannende Lektüre😉

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Merci für diesen spannenden Beitrag, ich habe aber noch ein Verständnisproblem.
Warum führen, wie unter "Drittens" ausgeführt, höhere Staatsausgaben zu einem besseren Gleichgewicht mit der Realwirtschaft und wieso führen sie zu höheren Zinsen?

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Die Theorie besagt, dass höhere Staatsausgaben zu einer höheren Teuerung führen. Steigt die Teuerung, steigen mittelfristig auch die Zinsen (das ist bekannt als Fisher-Effekt). Und höhere Zinsen wiederum würden es wieder vergleichsweise attraktiv machen, auf dem Bankkonto zu sparen. Die Folge: Weniger Nachfrage nach Aktien und dadurch etwas weniger Aufwärtsbewegung auf dem Aktienmarkt. Ist das einigermassen verständlich? Ich hoffe, es hilft.

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Vielen Dank, der zweite Teil ab "Und höhere Zinsen wiederum..." leuchtet mir ein. Der Fisher-Effekt werde ich googeln, aber könnten Sie mir noch einen Hinweis geben, warum höhere Staatsausgaben zu Inflation führen?

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Frage: alle Formeln haben ihre Definitionsbereiche (Beispiel: der Divisor Null ist verboten). Funktioniert der Fisher-Effekt bei Zinsen von weniger als Null gleich?

Ich überlege auch, wie sich wohl die Duration auswirkt, d.h. wenn bei schuldenfinanzierten Staatsausgaben und deswegen steigenden Zinsen der Wert lang laufender Staatsschulden massiv abnimmt.

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Besten Dank für diese Auslegeordnung. Aber mir scheint auch nach der Lektüre, dass jede Massnahme, die nur die Finanzen betrachtet, zum Schwanzbeisser wird. Langfristig wäre eine breitere Aus- und Weiterbildung viel nachhaltiger. Das heisst: Ausbildung und Bildung (was nicht dasselbe ist) angefangen bei den Kitas, die unbedingt mehr bieten müssen, als fürsorgliche Betreuung - mehr sprachliche Förderung, Anregung und Raum für kreatives Tun - , und vor allem minderbemittelten Familien frei zugänglich sein sollten. Förderung von Kindern aus bildungsfernen Familien, günstige Aus- und Weiterbildungsangebote etc. etc.

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Könnte man nicht anstelle von "Helikoptergeld" die KK-Prämien abschaffen und damit auch die Krankenkassen.? Anstelle letzteren gäbe es noch je ein Abrechnungsbüro pro Sprachregion. Bei den Gesundheitskosten wäre ein Selbstbehalt von ca. 2,500.- Franken für Erwachsen und etwa Fr. 500.-- für Jugendliche pro Jahr zu belasten. Für den verbleibenden Saldo würde die Mehrwertsteuer um je 0,5 % pro Jahr erhöht bis die Kosten im Gleichgewicht sind. Die Mehrwertsteuer auf den Grundnahrungsmitteln und den Gesundheitskosten blieben unverändert, oder würden gar gesenkt. Wir würden Milliarden von Franken pro Jahr einsparen. Viele Familien würden Freudes-Sprünge machen, der Konsum würde angeheizt und die erhoffte, geringe Inflation würde wahrscheinlich. Die Betreibungsämter würden von hunderttausenden von Betreibungen entlastet. Die besten Mitarbeiter bei den Krankenkassen könnten bei den Abrechnungs-büros weiter beschäftigt werden und alle Anderen, gut ausgebildeten Fachkräfte, würden schnell einen neuen Job finden und damit müssten wir weniger im Ausland rekrutieren.

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"Konsum anheizen" - und was ist mit dem Klima?

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Helikoptergeld würde die Konjunktur auch, aber nur sehr kurz "anheizen", jedoch wie der Tropfen auf dem heissen Stein verdampfen und kein bestehendes Problem lösen.

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Helikoptergeld könnte - wenn man es denn einsetzen wollte - prinzipiell als Reduktion der KVG-Prämien umgesetzt werden. Ich glaube aber nicht, dass es dazu kommen wird.

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Schon klar, die Krankenkassenvertreter in Bern würden dies mit aller Kraft verhindern. Es wäre aber eine Lösung, die ein bestehendes, grosses Problem langfristig lösen würde und wir könnten alle sehr viel Geld einsparen.

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Die KK-Prämien werden aktuell mit dem Ertrag von Lenkungsabgaben "helikoptermässig" vergünstigt. Das kann mit dem aufgegleisten Ausbau der Lenkungsabgaben (CO2-Steuer, Mobility Pricing, Abgabe auf Flugtickets) intensiviert werden.

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kritischer zukunftsorientierter Bürger
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Danke für den umfassenden, interessanten Beitrag. Was meinen Sie zu folgendem fünften Vorschlag: die Propagierung der „Volksaktien“ für die ganze Bevölkerung? Nicht Einzelaktien und auch nicht die von den Banken propagierten, teuren Fonds, sondern passive ETF-Indexfonds, z.B. vom SPI. da könnten alle SchweizerInnen, die jetzt mit Cash und Sparbuch sparen, an der Börsenentwicklung partizipieren. Da kann schon mit CHF 20‘000 sehr rentabel eingestiegen werden.

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Meinem Bauchgefühl wird bei dieser Idee schlecht. Die wenigsten börsenkotierten Unternehmen erfüllen vernünftige Standards in Bezug auf die Nachhaltigkeit. (Vernünftig heisst: nicht das, was einem eine ganz normale Bank als "nachhaltig" verkauft, das ist teils Greenwashing. Sondern was eine Bank mit Fokus aufs Thema, z.B ABS oder Globalance als nachhaltig verkauft.)

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Die Volksaktie gibt es. Ebner/Blocher hatten sie gemeinsam propagiert. Meiner Meinung nach, um dem Volk den letzten Batzen aus den Portemonnaies zu locken. Nützt nichts gegen: "Es ist Krise, und an der Börse profitieren nur die Reichen." (Im Casino Börse verlieren immer die Kleinanleger!) Nicht ganz zufällig hat Blackrock-Aufsichtsrat F. Merz die Volksaktie wieder ins Gespräch bringen wollen.

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kritischer zukunftsorientierter Bürger
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Das war eben keine Volksaktie sondern ein Bschiss. Volksaktien sind heute passive ETF-Indexfonds, mit denen auch der Mittelstand an der Börse profitieren kann.

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Klingt super! Kann das in den Einzelheiten funktionieren?

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Ja, kann man jetzt schon relativ einfach machen und auch für wesentlich weniger als 20'000 CHF. Bei einer Bank ein Aktienkonto aufmachen und dort exchange traded funds kaufen. Das sind, vereinfacht ausgedrückt, Aktien in Firmen die nichts anderes machen, als das durch die Aktienverkäufe erhaltene Kapital in eine breite Palette von vorher festgelegten Aktien von "echten Firmen" zu investieren - z.B. alle Aktien die im S&P500 Index gelistet sind.
Die Verwaltungsgebühren, die bei seriösen Anbietern solcher Funds anfallen, sind überraschend gering <<1%. Aber aufpassen bei den Gebühren, die die Banken für die Aktienkonten verlangen. Die Bandbreite ist dort sehr gross und einige greifen da teilweise recht beherzt zu.

Das eigentliche Problem ist aber wohl nicht, dass man ein nennenswertes Minimalkapital besitzen muss (das geht selbst mit ein paar Tausend Franken) oder die Umsetzung (da gibt es mehrere verschiedenen Möglichkeiten). Das wirkliche Problem ist, dass man die Nerven und den langfristigen Investitionshorizont besitzen muss um auch die wenig erfreulichen Zeitspannen wie zwischen 2000 und 2013 (zwei grosse Einbrüche und keine Nettosteigerung über mehr als 10 Jahre) durchzustehen. Und 155% Zuwachs über 10 Jahre hört sich phenomenal an, entspricht aber doch "nur" einem Zuwachs von 10% pro Jahr. Rechnet man das bis 2000 zurück entspricht der Zuwachs des S&P500 über die letzten 20 Jahre übrigens 4.3% pro Jahr. Das ist o.k. aber sicherlich nicht ausser Kontrolle. Ein typisches Schweizer Eigenheim hat über den gleiche Zeitraum vermutlich eine vergleichbare Wertsteigerung erfahren.

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Die Finanzpolitik der Nationalbank brachte für eine grosse Mehrheit der Bürger mehr Nachteile als Vorteile. ( Franken Stützung, Minus Zinspolitik)
Mein Ansatz: Wie könnte in Zukunft der Aufwertungsdruck unserer Währung auf anderer Weise entgegen gesetzt werden können? Mein Lösungsvorschlag: Die Nationalbank schreibt z.B. 100 Milliarden ab mit Gutschrift auf die Bundeskasse.
Könnte das nicht eine Win-Win Lösung sein? Ziel: Ein Druck auf die Währung mit finanziellen Mitteln für die Bundeskasse. Die grosse Bilanzsumme gehört allen Bürgern.

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Das würde wohl funktionieren und kommt den Vorschlag von Kaufmann, Rathke und Sturm nahe: https://kof.ethz.ch/news-und-verans…rdert.html. Allerdings hätte man damit die angesprochenen Probleme: Verschenktes Geld kann die Nationalbank nicht zurückfordern. Zudem würde es wohl den politischen Druck erhöhen, die Geldgeschenke auch dann weiterzuführen, wenn die Inflation anziehen sollte.

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Das ist so ein dürftiges Argument!

  1. ist der Markt nicht statisch sondern dynamisch. Wenn das Helikoptergeld oder was immer ausgegeben wurde, ist es weg. Wenns im nächsten Jahr keins gibt, wird die Inflation auch nicht mehr angetrieben.

  2. Wie bekommt SNB das ausgeschüttete Geld heute zurück? Als Geldökonom wissen Sie, dass SNB nur Anlagen direkt kaufen kann (Börse: bei Verkauf sinken nur die Vermögenspreise; hat auf Inflation keinen Einfluss, wie wir seit 2009 sehen), oder es Geschäftsbanken zur Verfügung stellen, womit das Geld im Interbankenmarkt versauert, weil Geschäftsbanken nachweislich durch Kredite Geld schöpfen und nicht durch SNB-Geld. Aus dem Interbankenmarkt abgezogenes Geld hat also auch keine Auswirkung.

  3. Die EINZIGE Drehschraube ist der Zins. Und diesen kann SNB in jedem Szenario selbst festlegen, auch bei Helikoptergeld.

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Vielleicht könnte man den jetzigen faktischen Staatsfonds zur Bewirtschaftung der Frankenstärke für eine allgemeine Wirtschafts- und Altersvorsorge-Förderung verwenden. Dann hätten alle etwas davon und die Schweiz würde gestärkt.

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"Die Löhne stiegen im selben Zeitraum gar nur um 7 Prozent." Und wenn genau dieses niedrige Lohnwachstum der Auslöser ist für die niedrige Inflation / Deflation?

Die Löhne der Massen steigen seit Jahrzehnten weniger stark als die Produktivität. D.h. immer mehr Güter & Dienstleistungen können pro gearbeiteter Stunde hergestellt werden, aber die Lohnempfänger können sich diese zusätzlich produzierten Güter nur teilweise leisten. Die vorhandenen Produktionskapazitäten reichen also aus und Firmen sehen keinen Bedarf zu investieren. Da helfen auch Zinssenkungen der Zentralbanken nichts, um die Investitionen anzukurbeln.

Die neoklassische Geldpolitik der letzten 40 Jahre gilt es zu hinterfragen. Der einseitige Fokus auf die Inflation hat weiten Teilen der Bevölkerung geschadet, weil die Zentralbanken mit diesem Inflationbias eine unnötig hohe Arbeitslosigkeit in Kauf genommen haben.

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Sollte man anstatt "Eurokrise" nicht besser die Bankenkrise als Ursache nennen?

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Wieso denn? Der Euro und die dazugehörigen Verträge (Rolle der EZB, Umgang mit Staatsschulden, etc) sind ja schon das grundlegende Problem dieser Eurokrise - die von mir aus gesehen auch noch nicht endgültig gelöst ist. Bankenkrisen waren nur ein Symptom dieses Währungsexperiments.

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Ja, ich denke: Da würde ich mich Ihnen, V. K., anschliessen.

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fabio >dieser artikel hat viel würze in der kürze. nur frage ich mich >brauchts die börsen überhaupt.

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Danke. Nun, ich denke schon, dass es eine gute Sache ist, dass auch ich mich mit meinem Ersparten an einer Firma beteiligen kann.

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Einverstanden. Doch ist es nötig, dass man sich 100 mal am Tag anders entscheidet (Hochfrequenzhandel)?

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Der erste Zweck von Boersen ist, dass Firmen Aktien emittieren koennen. Eine Firma moechte fuer ein Projekt 10 Millionen aufnehmen. Und bietet zB 10'000 Aktien zu 1000Fr an. Vielleicht ist die Firma, das Projekt, oder die Perspektive derart gut, dass Anleger 2000Fr hinlegen. Die Firma bekommt so 20 Millionen. Und zieht ihrer Wege. Macht ihr Projekt. Fertig. Die Anleger haben ein Papier auf welchem 1000Fr steht. Schoen. Fertig.
Nun kommt der zweite Zweck der Boersen. Das Casino. Die Firma mochte sich den Weg offen halten, spaeter allenfalls ein anderes Projekt finanzieren zu koennen. Deshalb sollten die Aktien einen Wert halten, etwas auszahlen oder besser, den Wert erhoehen. Dies geschieht indem sie zb eine Dividende auszahlen, zB 1%, oder 5% pro Jahr. Oder indem der Wert der Aktie dauernd steigt. Das kann zB erreicht werden, indem kraeftig Hype erzeugt wird. Indem die Firma als Super Firma dargestellt wird, die zB alle Quartale die Vorgaben uebertrifft, Oder alle Monate. Die Firma hat immer noch die 20 Millionen, abzueglich einen Teil davon im Projekt investiert. Parallel dazu ueberlegen sich die Anleger, dass die Aktien aufgrund der guten Resultate steigen koennte und wollen Aktien kaufen. Diese kaufen sie aber nicht von der Firma, sondern von anderen Anlegern, welche verkaufen moechten. Weswegen auch immer. Die Anleger koennen nun dieselben 10000 Aktien im Kreis herum verkaufen, und alle machen Gewinne, weil die Aussichten fuer diese Aktien so gut sind. Das bringt der Firma erst mal nichts, kein Geld. Sie braucht auch keins. Erst wenn sie wieder Geld von der Boerse moechte kommt die Bewertung der Aktien ins Spiel.
Und wie machen dan nun die erfolgreichen Aktionaere wie Bezos ? Sie verkaufen nur einen kleinen Teil ihrer Aktien. Ein paar Prozent.

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Sie haben natürlich recht, so funktionierte Kapitalismus 2.0. Das Geld "arbeitete" und der Verkauf der erzeugten Produkte brachte Zins/Profit. Die digitale Revolution hat das verändert:

  • Ich gründe ohne Kapital in der Garage der Eltern ein High-Tech-Unternehmen und sobald die "Wirtschaft" dessen Wert erfasst, garniere ich.

  • Oder ich verdiene mich im Millisekundenhandel der Börse mit dem Geld von sog. "professionellen Anlegern" dumm und dämlich.

  • Oder ich spekuliere traditionell im Terminhandel mit Kaffee, Palmöl und anderen für die Weltbevölkerung wichtigen Ressourcen.

  • Grosse Würfe wie die Erforschung eines Impfserums wird von der WHO und mit Steuergeldern à fond perdue finanziert. Mindestens teilweise.

Im Übrigen bleibe ich dabei, dass Börsenkurse nicht rational entstehen sondern dem Phänomen der Masse unterliegen.

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Danke für den spannenden und umfassenden Artikel.
Eine Anmerkung zur Kapitalisierung von Geschäftsbanken vs. der Nationalbank: Eine höhere Eigenkapitalquote schützt natürlich beide vor Verlusten auf der Aktivseite. Den direkten Vergleich der „rohen“ Zahlen finde ich jedoch etwas schwierig interpretierbar. Die SNB hat riesige Fremdwährungsrisiken auf den Büchern und kann entsprechend bereits durch kleine Schwankungen im Wechselkurs sehr hohe Verluste einfahren. Die Eigenkapitalquote der Geschäftsbanken ist im Schnitt zwar niedriger, wird aber institutspezifisch durch die Risiken des Geschäftsmodells reguliert (über die Risk Weighted Assets). Diese Risiken sind anders gelagert als bei der SNB, resp. können je nach Bank deutlich geringer ausfallen. Somit ist eine im Vergleich tiefere Eigenkapitalquote der Geschäftsbanken nicht per se problematisch.

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Geschätzte Frau I., die SNB mit Geschäftsbanken zu vergleichen ist nun wirklich ziemlich abwegig!!
Bitte lesen Sie sich etwas besser in die Thematik ein.

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Sehr geehrter Herr S.
Genau darum ging es mir im Kommentar, Sie haben mich vielleicht missverstanden. Ich kenne die Thematik einigermassen gut. Die Kapitalquoten direkt zu vergleichen, wie im Artikel, ist schwierig. Ob 5% Eigenkapital viel oder wenig ist für Geschäftsbanken, ist abhängig von diversen Faktoren (aus meiner Sicht, aber auch aus Sicht des Regulators, massgeblich von den Risiken des Geschäftsmodells). Die Quote der Nationalbank ist naturgemäss noch etwas ganz anderes (anderer Auftrag, andere Risiken, keine Privatkundeneinlagen etc.) - sie als möglichen Benchmark zu nehmen, finde ich deswegen nicht zielführend.

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FarbigeWelt
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Warum denken so viele ökonomisch geschulte Menschen immer nur ans Geld?
Dabei, wäre doch folgendes mindestens zu diskreditieren:
A) Einführung der direkten Demokratie für alle Menschen weltweit - partielle Stimmen unter 16 Jahren - ab 16 Jahren: Eine einzige Stimme, weder teilbar noch mehrbar Stimme pro Abstimmung.
B) Alle global agierenden Organisationen sowie juristischen Personen werden per sofortiger Wirkung der weltweiten direkten Demokratie unterstellt, also prinzipiell direkt, ohne jegliche Möglichkeit der Vertretung durch Einzelne oder Gruppierungen, von den Stimmberechtigten (siehe A) bei 3/4 Mehrheit für eine Massnahme, falls eine Stimmbeteiligung >1/10 der maximal möglichen Einzelstimmen (je nach Wirkungsreichweite der Abstimmung reichen 1/10 der kommunalen, regionalen, geografischen, kontinentalen oder globalen maximal möglichen Einzelstimmen) zustande kommt, ab dem Stichzeitpunkt ohne Verzögerung, also mit sofortiger Wirkung, die Massnahme umgesetzt umgesetzt wird (wobei generell jegliches Thema oder jegliche Massnahme, über das oder die eine Abstimmung eingeleitet wird, die zur Folge den Tod eines oder mehrer direkt oder indirekt betroffenen:er Menschen haben könnte, ob diese nun sofort, rasch oder nur verzögert einträte - beispielsweise durch eine offensichtliche oder verdeckte Verminderung dessen oder deren Lebenserwartung:en - von vorne rein ausgeschlossen bliebe).
C) Jeglicher Besitz natürlicher wie juristischer Personen, Staaten, Organisationen, Vereine, Institutionen Zentral Banken, etc. erhält weltweit und mit sofortiger obligater Wirkung eine bestimmte, nicht verhandelbare Obergrenze, wobei jeglicher Besitzt, der diese Obergrenze überschreitet, sofort und global wirksam enteignet wird und ebenso sofort und global wirksam gleichmässig an alle lebenden Menschen, das heisst allen zu gleichen Anteilen, weltweit als sofort und weltweit gültigen Besitz überwiesen wird.
D) Die ganze Welt mit allen ihren Gütern gehört allen lebenden Menschen zu gleichen Anteilen, kein Mensch, auch nicht in Vertretung Einzelner, erst recht nicht als Einzelner hat das Recht auf mehr Besitz als irgend ein anderer Mensch, dasselbe gilt für die Macht über andere Menschen. Kein Mensch hat das Recht, ob als Einzelner oder in Ausübung einer ihm beauftragten Funktion, das Recht über einen einzelnen, schon gar nicht über mehrere Menschen, Macht gegen ihren Willen auszuüben.

Extrem?

Nein! Nicht In Gottes Namen! Amen!

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Sehr überzeugend. Vielen Dank!

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Das scheint das lustige bei der „Nationalökonomie“: Wir philosophieren darüber, ob Inflation die Welt gerechter machen wird - dann kommt wohl die Inflation - und es werden sich viele schlaue Gründe finden lassen, weshalb die Welt doch nicht besser ist.
Vielleicht bin ich zu blöd, um das Fiat Geld zu verstehen - oder das Fiat Geld ist zu blöd für mich. Eine sinnvolle Währung wäre für mich ein Wertmassstab, der wirklich aussagekräftig ist. 8MJ Getreide - ähnlich dem ersten ursprünglichen Geldeinheit Schekel (Massgefäss mit Weizen, mit dem sich ein Tempeldiener ein Jahr ernähren kann). 8 MJ Nahrung braucht jeder Mensch täglich zum Überleben - alles andere ist relativ. Diese Werteinheit ist auf jeden Kontinent und in jedem Jahrhundert gültig.

Internationale Währungsabwertungen sind nach meiner Interpretation praktisch zur Kultivierung internationaler Einkommensungleichheit. Indische Textilunternehmer legen ihren Verkaufserlös in CHF an; so bleibt die Nachfrage nach INR gering, der INR wertet ab, sodass die indische Textilindustrie billig und konkurrenzfähig bleibt. Ist das eine zu simplifizierte, bekannte oder verkannte Überlegung?

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  1. Inflation bestraft prinzipiell die ärmeren, also würde dies die Ungleichheit nur verschärfen.

  2. Was ist bitte das Problem von hohen Börsen? Wenn schon behauptet wird, dass nur die Reichen profitieren, kann den ärmeren ein Rückschlag ja egal sein.

  3. Geldpolitik: Die Börsen, und ja, wir alle, sind zu sehr fixiert auf lockere Geldpolitik und wohl auch Gefangene derselben. Negativzinsen sind längerfristig schädlich, also sollte man darauf verzichten und die anderen Effekte in Kauf nehmen (bsp für die Schweiz einen höheren Wechselkurs).

  4. Je weniger Staatseingriffe, desto besser. Und hier meine ich nicht soziale Netzwerke für Leute, die zwischen die Maschen fallen, sondern ein möglichst wirtschaftsfreies Umfeld, in welchem sich Unternehmertum und Risiko lohnen. Die Staatsquote erachte ich hier als zentrale Kennzahl. Sie sollte unter allen Umständen möglichst niedrig gehalten werden. Leider geht der Trend global in die falsche Richtung.

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Danke für Ihren Kommentar. Ich beschränke mich meinerseits auf einen Kommentar zu Ihrem ersten Punkt. Der scheint mir nämlich wichtig und auch teilweise richtig. Allerdings scheint mir auch wichtig, hier die positiven Effekte der Inflation zu nennen - resp., um noch genauer zu sein: Die positiven Effekte von ansteigenden Inflationserwartungen. Steigende Inflationserwartungen reduzieren den Realzins. Das stimuliert die Wirtschaft. Und das wiederum hilft auch den Menschen, die eher von Arbeitslosigkeit bedroht sind.

Was denken Sie dazu?

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So wichtig das Thema, mit (zugegeben nur überfliegendem) Lesen überkam mich immer mehr der Gedanke, dass hier ein weiterer Experte der Religion Geld auf hohem Niveau abhandelt, wie man am besten zu diesem Gott beten soll. Weil er dabei in seinem Glaubenskonstrukt verhaftet ist, verpasst er es, der Misere der Religion auf den Grund zu gehen.
Mein Atheismus beinhaltet mindestens drei seiner Religion widersprechende Axiome:
A) Werte kann man nur umlagern. (Geld kann man vermehren, Werte nicht. Zur Energie postuliert die exakte Wissenschaft, dass diese nicht vermehrt oder verringert, sondern nur umgewandelt werden kann.)
B) Börsen sehen nicht in die Zukunft. (Im Gegenteil, Börsenkurse sind wie Mode ein Phänomen der Masse. Der Beweis dazu ist empirisch: Es gäbe keine Börsencrashs, wenn es nicht so wäre.)
C) Zwischen Mainstreet und Wallstreet gibt es keine wirkliche Verbindung. (Wer die Wirtschaft in der Mainstreet mit der Wirtschaft der Wallstreet stärken will, liegt immer daneben.)

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Zu A) Doch, natuerlich kann man Werte schaffen. Nicht mit Statischen, wie Gold. Sondern mit Wissen im allgemeinen Sinn. Ich kann zum Beispiel in der Wueste ein Loch graben, und jeden Tag einen Eimer Wasser hochziehen. Das Loch ist der Wert. Der kann mir in Form von Wasser etwas geldmaessiges generieren.

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Danke für diesen Gedanken, das Loch in der Wüste als Wert in Form von Wasser generiert Futter. Der ursprüngliche Wert Arbeit wird schlussendlich in Leben umgewandelt (das ist ja fast wie bei Marx und Engels ;-)).
Die Fixierung auf (das virtuelle Medium) Geld, das bekanntlich niemand essen kann und das neben der Demokratie ein unabhängiges System bildet, ist hingegen die von mir angesprochene Misere der ganzen Religion. Der Kurs des Dampfers Geldwirtschaft zielt stracks auf den Eisberg und wurde durch Corona nur unwesentlich verlangsamt. Dafür schräubeln wir nun wieder intensiv und gegeneinander

  • am Zins

  • an der Politik der Nationalbank

  • an der Transaktionssteuer

  • an der Politik der Pensionskassen und

  • an allen anderen hier und von Fabio Canetg erwähnten Schrauben.

Der Dampfer "es ist Krise und die Reichen profitieren..." hält nach wie vor Kurs auf den Eisberg, wir müssten umsteigen auf einen anderen Dampfer .... Es gibt keine andere Zukunft, solange wir nicht für eine andere Zukunft aufgestellt sind.

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Das Schöne an diesen Kommentarspalten ist ja u.a., dass man auch etwas schreiben kann, wenn man vom Thema keine Ahnung hat. Was S. H. perfekt illustriert.

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Das sage ich ja, ich bin nicht in dieser Religion zuhause ;-)

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